Ludwig Tieck
Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger
Ludwig Tieck

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Caput XI.

Vorbedeutung einer Veränderung.

Die Schildbürger gaben sich unter einander ihr Mißvergnügen zu verstehen, und die Aeltesten unter ihnen schüttelten über die Einrichtungen des neuen Bürgermeisters sehr die Köpfe. Sie fürchteten für die Wohlfahrt des Staats, besonders da sie sahen, daß der Regent sich selber nicht scheute, Contrebande zu machen, und seine Kleider aus fremden Ländern zu holen, um sie nur kostbarer zu haben.

Es fing an im Lande eine schwüle Luft zu entstehn, die gewöhnlich vor einem Gewitter hergeht. Man hörte Jedermann murren, man kam in der Schenke häufiger zusammen und blieb länger, als 63 gewöhnlich. Die Leute fingen an, über die Menschenrechte zu denken und zu sprechen; einige Redner standen auf, die den Uebrigen ihre verworrenen Begriffe auslegten. In jeder Gesellschaft sprach man gern über die Staatseinrichtungen, Jedermann tadelte und es währte nicht lange, so belegte man Caspar mit dem Namen eines Tyrannen. Alles dieses war für den feinern Politiker von schlimmer Vorbedeutung, der mit vieler Wahrscheinlichkeit eine Veränderung des Staats vorhersagen konnte.



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