Ludwig Tieck
Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger
Ludwig Tieck

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Caput X.

Der Handel und die Wissenschaften werden eingeschränkt.

Die Einwohner glaubten sehr bald Ursache zu haben, die Wahl ihres neuen Bürgermeisters zu bereuen. Gleich bei'm Anfang seiner Regierung zeigte er eine große Abneigung gegen alle Künste und Wissenschaften, die er nur für den unnützen Zeitvertreib der Müßiggänger ansah.

Was aber den Staat in die größte Verwirrung brachte, war, daß der Regent allen auswärtigen Handel untersagte und die Verordnung gab, daß man alle Bedürfnisse im Lande selber erzeugen solle. Das Land war sehr klein und brachte weder Baumwolle, 62 noch Wein, weder Citronen, noch schlesische Leinwand hervor, so daß den Einwohnern nach diesem Befehle fast nichts mehr übrig blieb.

Er verordnete ebenfalls, daß alle Bücher, die im Lande gelesen würden, auch im Lande geschrieben werden sollten; er verbot die Einfuhre alles fremden Verstandes; denn er sagte, die Sachen in den Büchern sind entweder bekannt, oder unbekannt; im ersten Falle können sie ungelesen bleiben, im zweiten aber gar leicht gefährliche Folgen haben, da sie nicht im Lande ersonnen sind.

Alle Schriftsteller und Künstler mußten daher Landeskinder seyn; und so litten die Einwohner großen Mangel an geistiger und körperlicher Nahrung.



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