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An des Herrn Erbprinzen von Mecklenburg-Strelitz Durchlaucht.

1805.

Indeß dich, junger Fürst, die milde
Poetische Natur umfloß,
In deren lachendstem Gefilde
Virgils Idyllen-Hain entsproß,

Warf ich, erwärmt kaum von der Sonne
Des rauhen Nordens, manchen Blick
Nach jener mir an der Garonne
Verstrichnen Jugendzeit zurück.

Ich träumte von den Feiertagen,
Wo gründlicher, als selbst Ovid,
Mir Sanchez die Gewissensfragen
Der Liebe vortrug und entschied.

Ich träumte mich zu dir hinüber
Und glaubt' in dir bald den Mäcen,
Bald mit den Grazien der Tiber
Den scherzenden Horaz zu sehn.

Mit dir sah ich aus Roma's Trümmern
Die Glorie der alten Zeit
Die Hochaltäre überschimmern,
Die Borgia's Geschlecht entweiht.

Erzürnten dich nicht die Verächter
Der Lebensweisheit, und vergabst
Du mir nicht gern mein Hohngelächter
Auf den unfehlbar weisen Pabst?

Der blind jedoch für tollen Glauben
Die erste Fürstenpflicht verkennt,
Wenn er die Tauber von den Tauben,
Die Mönche von den Nonnen trennt;

Der betend um des Lands Gedeihen
Den Fortgang des Gedeihens hemmt,
Wenn seine Fluth von Litaneien
Die Gärten Latiums verschwemmt.

Preis sey den Herrschern nur, die neben
Dem Thron der Armuth Hütten baun,
Nicht ihr dem Staat geweihtes Leben
Kalender-Heiligen vertraun!

Die statt ihr Land in Klosterketten
Zu schlagen, es zum Auferblühn
Mit Bürgerschulen, Ehebetten
Und Waizensaaten überziehn.

Der Fleißige, der den Befehlen
Der Frömmler horcht, dient nur der Schmach,
Bestellt sein Feld nur Kardinälen
Und seinen Kindern liegt es brach.

Verehrter, gleichgestimmter Bruder
Von dreien Huldinnen! warum
Gab dir nicht Gott das Steuerruder
Von Petri Patrimonium?



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