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In das Stammbuch der Madame Hendel in Bezug auf ihre mimischen Vorstellungen zu Gotha den 17. Januar 1810.

Welch Auge saugt nicht gern an deinem Blick voll Seele,
Wenn du von deiner Höh' auf uns herniederstrahlst,
Und was die Dürer einst, und was die Raphaele
Erschufen, sinnlicher uns malst! –
Wer möchte nicht mit dir ins Empyreum streben,
Nicht aus den Schlacken unsrer Zeit
Ins Dunkel der Vergangenheit
Auf deinem Lichtstrahl überschweben! –
Warum ließ die Natur, was deiner Kunst gelingt,
Mir nie auf meiner Bahn das liebliche Erschrecken
Und jenes Schaamgefühl entdecken,
Das deinen Busen hebt, der mit der Unschuld ringt,
Wenn du der Botschaft horchst, die dir der Engel bringt. Als Maria bei der Verkündigung.
Denn hätte solch ein Weib je meinem Blick gesessen
Auf einem Rasen oder Thron –
Ich fürchte, sträflich und vermessen
Hätt' ich dann selbst des Seraphs Mission
Und um ein menschliches erseufztes Botenlohn
Des Himmels Glorie vergessen.



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