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II. Die ersten Niederlassungen

Drei Kirchen sind es, die in der Bekehrungsgeschichte des jungen Kaufmannssohnes von Assisi eine bedeutsame Rolle spielen: S. Damiano, S. Pietro und S. Maria in Portiuncula. Bereits bei der Schilderung seines Lebens haben wir gesehen, welche geschichtliche Wichtigkeit die von den ältesten Quellen berichtete Restaurierung dieser durch die Zeit halb zerstörten alten Bauten hatte, welche für die Gründung der drei Orden vorbildliche Bedeutung dieser Vorgang in der Auffassung der nächsten Nachfolger gewann. Etwas Geheimnisvolles bleibt aber auch für uns noch in diesen Dingen! Wie kommt es, daß gerade jene Kirchen übereinstimmende bauliche Eigentümlichkeiten zeigen, die, ohne Zusammenhang mit der gesamten vorangehenden italienischen Kunst, in enger Beziehung zu französischen Bauten der Zeit stehen? Wie kommt es, daß nicht allein die erwähnten drei Kirchen jene dem Süden Frankreichs fast ausschließlich damals eigentümliche Form der Wölbung: das spitzbogige Tonnengewölbe zeigen, sondern auch jene älteste Kapelle, die Franz selbst auf dem Berge Alvernia sich gebaut, daß eine ähnliche, nur nicht so ausgesprochene Form in einer der kleinen Zellen seines frühesten Lieblingsaufenthaltes, der Carceri, wiederkehrt? Es ist eine merkwürdige Tatsache, für die sich eine Erklärung schwer finden läßt – so vieles weist darauf hin, daß Franz wie seinen Namen, so sein Wesen dem Süden Frankreichs verdankt, verdankt er ihm etwa auch die Kenntnis eigenartiger architektonischer Konstruktionen und die Fähigkeit, sie selbst auszuführen? Angesichts jener Bauten kann man daran fast nicht zweifeln und doch, wie der mich führende Mönch bei der Beschreibung der Portiuncula, ohne meine Gedanken zu ahnen, mir sagte – »war der Heilige kein Maurer«! Wie konnte er dann technisch nicht gerade naheliegende Gewölbekonstruktionen anwenden, er selbst, wie die alten Biographen wollen, die Steine herbeischleppend und schichtend, nicht ruhend, bis er die Arbeit vollendet? Erklärende Vermutungen müssen ohne jeden tatsächlichen Wert bleiben. In irgendeiner Weise muß Franz sich, und zwar schwerlich durch Anschauung allein gebildete, technische Fertigkeiten erworben haben, die er wiederholt in seinem Leben verwertet hat. In der Regel hatte er ja auch nur mit kleinen Verhältnissen zu tun, nur S. Pietro hat größere Dimensionen.

Wer aus Giottos Fresko in der Oberkirche zu Assisi, welches die Beweinung des toten Franz vor San Damiano schildert (Abb. Anhang III, Tafel 32), sich eine Vorstellung von dieser Kirche machen wollte, würde eine sehr falsche Anschauung gewinnen. Man könnte sich wohl keinen größeren Gegensatz denken als den zwischen jener an die Dome von Siena und Orvieto erinnernden Fassade und der Wirklichkeit. Es ist ein schmaler, oblonger, vorn mit spitzbogigem, im hinteren Drittel mit rundbogigem Tonnengewölbe gedeckter kapellenartiger Raum mit rund geschlossener Apsis, viereckigen, rechts vom Chor gesondert sich anschließenden, mit runden Tonnengewölben gedeckten Seitenräumen, einer in der Mitte der rechten Wand heraustretenden, wieder spitzbogig gewölbten Kapelle. Rechts von der Kirche, nach dem kleinen Vorhof zu geöffnet, befindet sich eine dem heiligen Girolamo 1516 von Galeotto de' Bistocchi geweihte Kapelle mit den 1517 von Tiberio d'Assisi gefertigten Fresken einer Madonna mit Heiligen und der zwei Heiligen Rochus und Sebastian von 1522. Die einfache spitzgieblig geschlossene Fassade der Kirche befaßt jetzt diese Kapelle mit ein, während sie ursprünglich auf die eigentliche Kirche beschränkt war, wie das viereckige Portal und das Rundfenster darüber zeigen. Links an die Kirche schließt sich der kleine Hof mit den einst von Chiara und ihren Nonnen bewohnten kleinen, fast durchweg in den letzten Jahrhunderten erneuerten Klosterräumen an. Das Dormitorium mit Chor befindet sich über der Kirche selbst, das Refektorium, über welchem die Infermeria liegt, an der Ostseite des Hofes Abb. in Vincenzo Binis Assisi (Orvieto 1824) Taf. VIII-XII (Chor, Oratorium, Dormitorium, Refektorium, Infermeria).. – Man kann nun fragen, was von der zuerst 1030 erwähnten Kapelle erhalten ist und worin deren Wiederherstellung durch Franziskus bestand. (Abb. Anhang III, Tafel 4.) Cristofani hat in seiner ausführlichen Geschichte und Beschreibung der Kirche mit großer Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß ihr ältester Teil der hintere, welcher von der Apsis bis zu dem jetzigen Hochaltar reicht, der spitzbogig überwölbte aber später hinzugekommen sei, und läßt Franz nur ausbessern, nicht selbst wirklich bauen Storia della chiesa e chiostro di S. Damiano. Assisi, Sensi. 1882. S. 50 ff.. Mag er in dem ersten Teil seiner Behauptung auch recht haben – und das verschiedene Niveau des Bodens, die verschiedene Höhe der Gewölbe weist sicher auf zwei Bauperioden hin –, so muß ich doch, gestützt auf die Vergleichung mit den noch zu besprechenden anderen Bauten, es als sehr wahrscheinlich betonen, daß gerade die spitzbogig gewölbten Teile den Anteil bezeichnen, den Franz an der Wiederherstellung gehabt.

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S. Pietro in Assisi

»Nachdem der Heilige Gottes die erwähnte Kirche hergestellt«, erzählt Thomas von Celano, »wanderte er an einen anderen Ort nahe bei der Stadt Assisi, wo er eine gewisse Kirche, die fast zerstört war, wieder aufzubauen begann, und nicht ließ er von dem guten Vorhaben ab, bis er alles zur Vollendung gebracht I Leg. III S. 689..« Bonaventura weiß ihren Namen: »er begab sich an die Wiederherstellung einer einst dem heiligen Petrus geweihten Kirche, die weiter von der Stadt abgelegen war, aus besonderer Verehrung, die er in der Reinheit aufrichtigen Glaubens für den Apostelfürsten hegte.« Nun gibt es in der Tat dicht bei dem südlichen Stadttore eine Kirche S. Pietro, deren Architektur auf jene Zeit hinweist, doch will für ihre Lage das »longius a civitate distans« nicht recht passen. Dennoch muß sie die von den alten Biographen gemeinte sein, da in der weiteren Umgebung von Assisi keine andere existiert, die dem Petrus geweiht gewesen, und ein kleiner Mangel der Genauigkeit in der Ortsangabe bei dem nicht in Assisi heimischen Bonaventura nicht überraschen kann, zumal S. Pietro im 12. Jahrhundert tatsächlich noch außerhalb der Stadtmauern lag. Es ist ein dreischiffiger Bau mit einem nicht über ihn ausladenden Querhause, mit einer Kuppel über der Vierung und einer halbrunden Apsis, die an einen oblongen Chorraum gelegt ist. Die Seitenschiffe sind diesem entsprechend über das Querschiff verlängert und hier gerade geschlossen. Sechs einfache, viereckige Pfeiler mit ganz schlichter simsartiger Bekrönung tragen weitgerundete Spitzbogen, die man aber auf den ersten Blick noch für rund halten würde. Das Mittelschiff ist von einem etwas zugespitzten Tonnengewölbe, das durch acht fast ganz verhehlte Quergurte gegliedert wird, bedeckt Mittelschiff nach Laspeyres 6,70 m lichte Weite; nördliches Seitenschiff 4,40; südliches 3,80 m.. Die Seitenschiffe haben je drei etwas niedrigere flachrunde Tonnengewölbe, die, durch flache Rundquergurte geschieden, der Längenrichtung folgen. Die aus Backsteinen konstruierte, auf Pendentifs ansetzende Kuppel ruht über vier Bögen, von denen die zwei nach dem Querschiff sich öffnenden breitgespannte Spitzbögen sind, die anderen beiden aber rund, also nicht ganz dem zugespitzten Tonnengewölbe entsprechend. Im Chor und den Querschiffen befinden sich runde Tonnengewölbe, in den Querschiffen als eine direkte Fortsetzung der Seitenschiffgewölbe. Am linken Querschiffe ist später eine gotische viereckige Kapelle angebaut worden, die in ihren Details, namentlich den das Kreuzgewölbe tragenden Eckleisten mit antikisierenden Kapitälen, lebhaft an die späteren Kapellenanbauten der Unterkirche von S. Francesco, die wir in die Zeit um 1300 verlegten, erinnert und vermutlich von demselben Architekten gebaut wurde Die in ihr erhaltenen Freskenreste sind von einem schwachen lokalen Meister des 14. Jahrhunderts, von dem sich auch sonst Fresken zu Assisi finden.. Sein Licht erhält das Längsschiff im wesentlichen durch die Radfenster der Fassade und ganz schmale kleine rundbogige Fenster in den Seitenwänden, der Chor durch ein zweigeteiltes rundbogiges Fenster.

Die Fassade, welche nach einer querlaufenden Inschrift im Jahre 1268 zur Zeit des Abtes Rusticus ausgeführt wurde Pastor Petre gregis Christi fidelissime regis hic fidei pure populus stans sit tibi cure hoc opus est actum post partum virginis factum mille ducenteni sunt octo sex quoque deni tempore abbatis Rustici. , schließt sich an die in Assisi seit der Domfassade üblichen an, deren Hauptvorbild der Dom geworden. (Abb. S. 542.) In zwei Geschossen sich erhebend, die mit Rundbogenfries abgeschlossen sind, ist sie oben waagerecht geschlossen und durch Lisenen in drei Teile geteilt. Von den drei rundbogig gebildeten Portalen ist das mittlere größte von zwei Rundstäben eingefaßt, deren Kapitäle das eine mit vier Vögeln, das andere mit zwei Löwen in flachem Relief geschmückt sind, und mit einem Rahmen, der ebenso wie der Türsturz mit zierlichen Rankenreben ornamentiert ist, umgeben. Drei reiche und schön gearbeitete Radfenster, die noch durchaus rundbogig gehalten sind, beleben das obere Stockwerk. – Die Seitenfassaden sind ganz schlicht, die Apsis ist durch zwei Lisenen mit Bogenfries gegliedert. Ein viereckiger Kampanile erhebt sich über dem Ende des rechten Seitenschiffes.

Die Gründungszeit dieser zu einem Benediktinerkloster gehörigen Kirche ist unbekannt. Laspeyres, welcher sie in seinem höchst wertvollen Aufsatze über die Baudenkmale Umbriens Erbkams Zeitschrift für Bauwesen 1872. Bd. XXII S. 284. bespricht und beschreibt, bemerkt, daß sie zuerst 1029 erwähnt wird. Die Mönche nahmen in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Regel der Zisterzienser an und wurden 1577 von Gregor XIII. gezwungen, das Kloster zu verlassen. In welche Jahre die Verwandlung der älteren Kirche in die Form, die wir heute gewahren, zu legen ist, muß zweifelhaft bleiben, da sich die Zahl der Inschrift offenbar nur auf die Fassade bezieht, jedenfalls vor 1253, in welchem Jahre sie von Innocenz IV. gelegentlich seiner Anwesenheit in Assisi geweiht wird Cristofani: Storie di Assisi I, S. 173.. Auch dürfte es uns billigerweise überraschen, der Konstruktion von Tonnengewölben in einer Zeit zu begegnen, in der durch die Bauten von S. Francesco und S. Chiara das Kreuzgewölbe in Assisi schon gang und gäbe geworden war; andrerseits, wollten wir der Legende Glauben schenken, die Franz mit dem Bau in Verbindung bringt, befänden wir uns, wie gesagt, in der Lage, erklären zu müssen, wie er imstande gewesen, ohne Werkmeister zu sein, die technischen Schwierigkeiten der südfranzösischen frühgotischen Bauweise zu bewältigen.

Eines aber muß bestimmt hervorgehoben werden: daß S. Pietro, was seine Gewölbeanlage betrifft, eine in Italien ziemlich vereinzelt stehende Erscheinung ist. Eine Beziehung zu den apulischen Bauten, wie z. B. S. Maria Immaculata in Trani, S. Maria Assunta in Altamura, S. Guiseppe in Gaëta, in denen vorzugsweise das halbe Tonnengewölbe angewandt ist, dürfte schwerlich anzunehmen sein. Spitzbogige Tonnengewölbe kenne ich nur in einigen normannischen Kirchen, wie in der Kathedrale zu Siponto, der 1066 vollendeten Kirche S. Agostino zu Ravello, einer kleineren Kirche S. Niccolò bei Girgenti, in S. Niccolò e Cataldo in Lecce u. a., und außerdem in der Kathedrale von S. Leone im Urbinatischen, die 1173 neu gebaut wurde. Daß die letztgenannte, eine alte Basilika, die im erwähnten Jahre(?), und zwar, wie ich mit Schnaase annehme, unter französischem Einfluß in eine Pfeilerkirche mit spitzbogigen Tonnengewölben im Mittelschiff und Querschiff umgewandelt wurde, eine vorbildliche Bedeutung für S. Pietro gewonnen, wäre nicht undenkbar, aber auch nicht mit einiger Wahrscheinlichkeit zu behaupten, da sie in der reicheren Pfeilerbildung, in den ausgesprochenen Spitzarkaden, in dem Kreuzgewölbe der Vierung eine vorgeschrittenere Gotik repräsentiert als S. Pietro, in welcher gleichsam zaghaft der neue Stil versucht wird Schnaase VII, S. 87. Mothes: S. 441. – d'Agincourt XXXVI, 20 u. 21.. Das ungewisse Schwanken zwischen Spitz- und Rundbogen, der einfache viereckige Pfeiler kehrt aber, ebenso wie die Eigentümlichkeit, daß die Gurte der spitzbogigen Gewölbe rund gehalten sind, häufig in Kirchen der Provence im 13. Jahrhundert wieder Man vgl. die Kirchen von Vaison und andere sowie den betreffenden Abschnitt bei Schnaase IV, S. 487 ff.. Die Annahme eines bestimmenden, von diesen ausgehenden Einflusses wird daher schwerlich abzuweisen sein.

Die dritte Kirche, welche der heilige Franz wiederherstellte, dieselbe, in der er, durch die einfachen Worte des Evangeliums ergriffen, für immer sich der Armut weihte, die seine und seiner Jünger eigentliche Heimat wurde: die Portiuncula, die heute noch klein und unscheinbar inmitten der gewaltigen Basilika S. Maria degli Angeli als segenspendendes Heiligtum verehrt wird, gehörte dereinst den Benediktinermönchen vom Berg Subasio. »Vor alten Zeiten erbaut«, erzählt Thomas von Celano, »lag sie verlassen damals und wurde von niemand mehr besucht. Als sie der Heilige Gottes so zerstört sah, ward er von frommem Mitleid bewegt, da er vor Verehrung für die Mutter aller Güte glühte, und begann daselbst dauernd sich aufzuhalten. Es geschah aber, daß das dritte Jahr nach seiner Bekehrung begann, nachdem er die schon erwähnte Kirche wiederhergestellt.« Fast wörtlich wiederholt dies Bonaventura. Es ist ein ganz kleines, oblonges, mit spitzbogigem Tonnengewölbe überwölbtes Kirchlein mit halbrunder Apsis, spitzem Dach, einer einfachen runden Türe an der Fassade und einer gleichen an der einen Seitenwand Abb. bei d'Agincourt XXXVI, 26–29. Wadding z. J. 1213. I, S. 156, weiß nach Marianus von einer anderen kleinen Kirche zu erzählen, die Franz zwischen S. Gemini und Porcaria zu Ehren der Maria erbaut habe »in Allem der Kirche S. Maria degli Angeli gleich«.. Sie wurde der Mittelpunkt des ersten Klosters, das Franz für sich und seine Jünger gründete, und damit die Wiege des ganzen Ordens. Gar einfach muß diese erste Niederlassung gewesen sein, an deren Stelle sich jetzt die mächtige Kirche mitten im fruchtbaren, reich angebauten Tale erhebt. Von den schmucklosen kleinen Hütten, in denen die Brüder jeder einzeln, um ungestörter dem Gebete und den Selbstprüfungen obliegen zu können, lebten, wäre wohl wenig zu sagen gewesen, wäre uns selbst eine Anschauung in alten Abbildungen erhalten worden Die Ansicht des ersten Klosters, die nach einer Zeichnung des Providoni dem »Collis Paradisi« des Padre Angeli beigegeben ist, beruht natürlich vollständig auf Phantasie.. War schon das Heiligtum selbst so klein und ärmlich, wie mußten es erst die Zellen sein Lehrte Franz doch nach Th. v. Cel. II Leg. (III, 2. S. 92) die Seinen ärmliche Behausungen zu machen, aus Holz, nicht aus Stein, und sie als Hütten in einfachster schmuckloser Form zu bilden.! Eine derselben, in welcher der alten Tradition nach der Heilige gestorben ist, befindet sich, in eine Kapelle verwandelt, unweit der Portiuncula selbst, mit eingeschlossen in die große Basilika; eine andere unterhalb der Rosenkapelle.

Schwer fällt es, sich heutzutage in jene Zeiten zurückzuversetzen, erblickt man die umfänglichen Bauten, die in der Aufeinanderfolge der Jahrhunderte diesem berühmten Wallfahrtsorte sein imponierendes jetziges Gepräge gegeben. Welches immer der historische Wert des Portiuncula-Ablasses sein mag, sein Ansehen ist von Jahr zu Jahr gestiegen, und für die Tausende, die ihn zu suchen kommen, ist die Kirche gerade groß genug. Nach einer alten Tradition, die in Salvator Vitalis »Paradisus Seraphicus« (Mailand 1645) ihren schriftlichen Ausdruck gefunden, waren es zuerst vier Eremiten, die vom heiligen Cyrillus mit einem Bruchstück vom Grabe der Maria nach Italien gesandt und vom Papste Liberius ins Spoletaner Tal gewiesen, der Maria ein Heiligtum gründeten, das mit einem Bilde der Himmelfahrt Mariä geschmückt und später, nachdem es Benedikt 576 für seinen Orden erhalten, S. Maria degli Angeli genannt wurde Vgl. hierfür und für die folgende Beschreibung vor allem Cesare Guastis besonders eingehendes Buch: La basilica di S. M. degli A. Firenze (Ricci) 1882. – Barnabé: La Portioncule. Foligno (Campitelli) 1884. – Sowie die älteren Manuskripte: Bartoli liber indulgentiae S. M. de Angelis (1325). Grimaldi: Dissertazione (1804), ein Memoriale aus dem 18. Jahrh. – Ferner Salvatore Vitali: Paradisus Seraphicus. Portiuncula sacra. Milano 1645. – Angelis Collis Paradisi 1704. – Cristofani: Guida und Storie di Assisi. – Da Solero, P. Amadeo: Gloria della sacra Porziuncula. Perugia 1858. – Perilli: Relazione storica sul risorgimento della Basilica degli Angeli. II. Ausg. Rom 1842.. Es war kein eigentliches Kloster, nur eine ›portiuncula terreni‹. Die Kluniazenser, dann die Zisterzienser besaßen sie, bis 1075 die Mönche sich in die Abtei des Monte Subasio zurückzogen und das zerfallene Kirchlein sich selbst überließen. Pica, so sagt die Legende, pflegte dort zu beten und empfing dort die Gewißheit, einen Sohn zu gebären. Und für diesen wurde es nun, nachdem er es restauriert und von den Benediktinern erhalten, die eigentliche Heimat. Von einer ersten baulichen Vergrößerung durch Pietro Cattaneo, die von Franz gemißbilligt und zerstört wurde, erzählt schon Thomas von Celano II Leg. III 2 S. 92.. Dann trat nach dem Tode des Franz eine erneuerte Erweiterung ein, vermutlich der Neubau einer die Portiuncula einschließenden Kirche, der von Nikolaus IV. (s. Breve bei Wadding) 1288 erweitert und geschmückt wurde. Was Cristofani in seinem Guida wohl nach Grimaldi von ihrer Kreuzform sagt, entbehrt jeder historischen Begründung. Wir wissen nur aus einem vom 24. Februar 1333 datierten Briefe des Oddo von einer Loggia: »logia supra portam sacri loci de Portiuncula«, die gleichzeitig Bartoli »miri operis fabricata« nennt und noch Pius II. am 11. Juli 1460 in einem Breve erwähnt. Von verschiedenen Altären und einem Bilde der Himmelfahrt über dem Hauptaltar spricht Vitalis auf Grund ganz alter Beschreibungen. Im 15. Jahrhundert aber schon bestand ein Chor, der wahrscheinlich als erste Erweiterung an die Hinterwand des Kirchleins angebaut und durch Perugino mit einer durch den späteren Abbruch des Anbaus teilweise zerstörten, jetzt arg restaurierten Kreuzigung geschmückt wurde. Er findet sich noch auf Providonis Abbildung im Collis Paradisi (p. 46) und wurde 1700 zerstört. Daß ein anderer Laienchor über der Kirche von Bernardino da Siena 1438 gebaut worden sei, wie Grimaldi wohl nach der »Umbria Serafica« (z. J. 1438) will, hat keine historische Begründung. Im Jahre 1569 wird dann von Giacomo Barozzi de Vignola der große jetzige Bau begonnen, nach dessen Tode (am 7. Juli 1573) von Galeazzo Alessi und später von Giulio Danti fortgesetzt und vollendet Maße nach Cristofani L. 127 m, Br. 64 m. Grundriß bei Barnabé. Vgl. Egnatio Danti: Le due regole della prospettiva pratica di J. B. de Vignola. Roma Zanetti. – Baldinucci. Florenz 1728 III p. 321–326. Die Daten nach Guasti: 25/ 3 1569 Grundsteinlegung, Chor 1622 angefangen. Sakristei 1624. Zwischen 1637 und 1639 der 4. Pfeiler der Kuppel errichtet. Von 1678–84 der Campanile (capomaestro dess. Francesco da Firenze), 1776–1777 Bleidach der Kuppel. 27. Okt. 1791 schlägt Blitz in Kuppel. 1831 und 1832 verursachten Erdbeben Einbrüche. Im Breve vom 26. Febr. 1836 bestimmt Gregor XVI. Restauration (Luigi Poletti und Luigi Ferri) 8. Sept. 1840 neue Weihung..

Die triumphale Kirche S. Maria degli Angeli (Abb. S. 559) hat ein dreischiffiges, von je fünf Kapellen flankiertes Langhaus mit Rundbogen auf Pfeilern. In der Mitte des nicht ausladenden Querschiffes erhebt sich eine großartige Kuppel. Der sehr tiefe Chor, neben dem links gesondert ein kleiner Chor, rechts die Sakristei liegt, ist mit einer halbrunden Apsis geschlossen. Östlich von der Sakristei befindet sich der Garten, in dem die dornenlosen Rosen blühen, und dicht bei ihm die Capella delle Rose, welche die kleine Zelle des Franz, in der der Versucher ihm nahe trat, einschließt. Angeblich (nach Bartoli) war es Bonaventura, der ein kleines Oratorium über ihr bauen ließ, dem dann 1435 Bernhardin von Siena einen etwas größeren Raum hinzufügte, der wie jenes von Tiberio d'Assisi ausgemalt wurde. Südlich von der Kirche aber erstreckt sich das Kloster, das 1288 vergrößert, in den Jahren 1527, 1559 und 1606 ausgebaut wurde, nachdem schon 1473 Bernhardin von Siena eine von einem »ser Mariotto« hinterlassene Summe von 200 Gulden dazu verwendet hatte, ein im Bau begriffenes Dormitorium zu vollenden Bernhardins Brief bei Guasti a. a. O. S. 93.. 1615-20 und 1640 wurden Anbauten zur Aufnahme der Fremden ausgeführt. Unter den für das Kloster tätigen Künstlern befindet sich nach Vasari auch Michelozzo, der 1486 einen Aquädukt baute. Doch kehren wir nach dieser Exkursion in spätere Zeiten zu Franz und seinen anderen ersten Niederlassungen zurück.

Wer einen wahrhaft ergreifenden Einblick in das stille gottgeweihte Leben des Franz in den ersten Zeiten nach seiner Bekehrung tun will, der versäume es nicht, auf steil am Monte Subasio ansteigendem Pfade von Assisi aus nach den Carceri zu wandern, jenem in jäh abfallender Schlucht mitten im üppigsten Grün versteckten Heiligtum. Es ist ein Platz wie geschaffen zur Selbstbetrachtung und Weltvergessenheit: eingezwängt zwischen die Berge, die vortretend den Ausblick auf die Städte Assisi und Spello versperren, dabei doch aus seiner Verborgenheit hinausschauend auf das in der Tiefe grünende Tal. Wie die Portiuncula erhielt Franz auch diesen Ort von den Benediktinern und schuf damit für sich und seine Anhänger eine andere heimliche Stätte, in welcher er mit ihnen beglückenden und reinigenden Betrachtungen ungestört nachhängen konnte. Bartholomäus Pisanus erzählt uns, daß die Zellen der Brüder hier aus geflochtenen Baumzweigen gebildet waren. Was aus der ältesten Zeit noch erhalten ist, sind einige kleine Räume, deren einer, die in den Steingrund vertiefte Lagerstätte des Heiligen umschließend, wieder mit einem spitzbogigen Tonnengewölbe gedeckt ist. Die übrigen wenig Interesse bietenden Baulichkeiten, die sich an einen kleinen Hof anschließen, stammen wohl zumeist von der nach 1376 von P. Paolo Trinci angeordneten Vergrößerung, der ein Dormitorium mit acht Zimmern baute. Einer alten Tradition zufolge fügte dann Bernhardin von Siena ein zweites kleines Dormitorium hinzu und errichtete das mit einem Tonnengewölbe gedeckte Kirchlein, das nach anderen auf Franz selbst zurückgeht, jedenfalls aber schwerlich später als im 14. Jahrhundert entstanden ist Abb. bei Bini a. a. O. T. XIII–XVII.. Es ist wenig, was der Forscher hier erfährt, desto mehr aber, was der in stille Erinnerung vertiefte Wanderer empfindet, hört er von dem ganz allein zurückgeblieben Bruder mit liebevoller Ausführlichkeit alle die sinnigen alten Legenden erzählt, die mit ihm das einzig Lebendige in dieser Einsamkeit sind – wie auf das Gebet des Mannes, dem die Natur als ihrem Liebling gehorchte, der mächtig ins Tal abstürzende Waldstrom sein Rauschen eingestellt, um nicht die schwache Stimme des betenden Bruders zu übertönen; wie die Vögel auf der grünen Eiche sich versammelt, seinen Segen zu empfangen; wie blitzend aus der Erde hervor ihm der ersehnte Brunnen entgegengesprudelt; wie scheu aus diesem frommen Kreise der Teufel sich in die Bergestiefen geflüchtet!

Dann wieder hinabsteigend ins Tal finden wir einen anderen Lieblingsaufenthalt des Franz, an dem er mit den ersten beiden Jüngern lange verweilte, wo sich die anderen alle zu ihm fanden, der eigentliche Sitz der jungen Gemeinde, bevor sie sich in Portiuncula niederließ, das Sanctuarium von Rivotorto – jetzt eine neu über einem kleinen Oratorium des Heiligen errichtete Kirche, an deren Stelle vor dem im Jahre 1853 erfolgten Erdbeben eine ältere um 1640 vollendete, 1645 geweihte stand, von deren schlichter Fassade und tonnengewölbtem dreischiffigen Innern wir einen Begriff aus zwei Abbildungen bei Bini (Taf. XVIII und XIX) erhalten können.

Nicht aus eigener Anschauung bekannt ist mir der sogenannte Speco oder Eremo di S. Francesco, der ungefähr 12 Kilometer von Narni entfernt als zeitweiliger Wohnort desselben verehrt wird. Es ist eine Grotte, in deren Nähe sich eine kleine mit einigen Wandgemälden des 14. Jahrhunderts geschmückte Kapelle befindet. In den Stein gehauen auch sind die wenigen Räume: das Dormitorium, Oratorium und Refektorium, die als Wohnort des h. Franz in dem Kloster bei Greggio, das il monte di S. Francesco heißt, verehrt werden. Doch würde es zu weit führen, wollten wir alle die Plätze in Italien aufsuchen, die durch die Erinnerung an einen vorübergehenden Aufenthalt des Franz geweiht sind, da sie kein kunstgeschichtliches, sondern nur ein religiöses Interesse haben Wer sich über sie unterrichten will, möge zu einem Buche des P. Ambrogio Mariani: Reminiscenze d'un pellegrino (Firenze 1882) greifen.. Zu einem Orte aber, der in den Augen des gläubigen Katholiken fast die größte Bedeutung unter allen Heiligtümern des Franz hat, müssen auch wir pilgern, zu dem hoch auf dem Berge Alvernia gelegenen Kloster, das auf der Stelle erbaut worden, an welcher Franz die Vision des Seraphs, der ihm das Siegel der vollendeten Christusähnlichkeit aufdrückte, hatte. Treten wir, auf ermüdend steilen Pfaden zu der Höhe gelangt, nach kurzem, eine Welt von Schönheit umfassenden Blick durch das Tor in den kleinen Vorhof ein, so liegt gerade vor uns die kleine Kirche degli Angioli, die, der Tradition nach vom Grafen Orlando nach Zeichnung des Franz oder von Franz selbst gebaut, jedenfalls der älteste Teil des ganzen Klosters ist. Sie ist mit spitzbogigem Tonnengewölbe bedeckt, also wiederum in dem, wie es scheint, Franz eigentümlichen Stil, und wurde nach Wadding unter Innocenz 1252 erweitert Die drei Quergurte stammen wohl von der Restauration her. Außen befindet sich neben einem angeblich dem Grafen Orlando angehörigen Wappen mit drei Bildern eine der Schrift nach aus dem 14. Jahrhundert stammende Inschrift: ›S. Baldasarre di Franciescho de Chantani da Chiusi e suorum‹, also eine Begräbnisstätte. – Vgl. Wadding: Annal. I, S. 156.. Mehrere Werke der späteren Robbiaschule: eine ›Geburt Christi‹, eine Darstellung des im Grabe von Maria und Johannes gehaltenen Christus, sowie eine ›Madonna della Cintola‹ von Andrea bilden ihren Hauptschmuck. – Von der ursprünglichen Anlage des Klosters, rechts von der erwähnten Kirche, ist in dem jetzigen, um zwei Höfe sich gruppierenden Komplex von Baulichkeiten nichts mehr zu erkennen. Wir wissen nur, daß Alexander IV. in einer Bulle vom Jahre 1255, 10. April, den mons Alverniae in seinen besonderen Schutz nimmt und anordnet, daß einige Brüder beständig daselbst leben Wadding z. J. 1255. III. Bd. – Chavin: Vie de S. F. S. 345.. Am 20. August 1260 findet dann im Beisein von Bonaventura und sieben Bischöfen die Einweihung der Kirche als ›Santa Maria degli Angeli e di San Francesco‹ statt Wadding I, S. 156. Vitale: Chronica Seraphici montis. Pag. 188. – Fra Lino Moroni: Descrizione e storia del sacro Monte della Vernia. Florenz 1621.. Im Jahre 1264 baute Simone Conte di Battifolle e di Poppi an der Stelle, wo Franz die Stigmata erhalten, die kleine, mit zwei Kreuzgewölben gedeckte ›Chiesa delle Stimate‹, die viel später durch einen langen, mit späten Fresken geschmückten Gang mit der an die Chiesa degli Angeli rechtwinklig stoßenden größten Kirche verbunden wurde Die schon von Chavin gegebene Inschrift lautet: A. D. 1264 feria 5, post festum Assumptionis gloriose virginis Marie comes Simon filius illustris viri comitis Guidonis Dei gratia in Tuscia palatinus fecit fundari istud oratorium ad honorem beati Francisci ut ipse cui in loco isto Seraph apparuit sub anno Domini 1225 infra octavam nativitatis ejusdem virginis et corpori ejus impressit stigmata Jesu Christi consignet eum gratia Spiritus sancti.. In ihrer Mitte befindet sich der geweihte Fleck, der durch ein die Stigmatisation darstellendes Relief, offenbar eine Florentiner Arbeit aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, bezeichnet ist. An der Altarwand prangt ein prachtvoller großer Andrea della Robbia: Christus am Kreuz, zu dessen Seite Maria, Johannes, Franz und Hieronymus zu sehen sind.

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41. Die Anbetung der hl. drei Könige.
Fresko von Giotto.
Assisi, Unterkirche S. Francesco.

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42. Allegorie der Armut.
Fresko von Giotto.
Assisi, Unterkirche S. Francesco.

Die dritte größte Kirche endlich, die jetzt den Mittelpunkt der ganzen unregelmäßigen Anlage bildet, wurde 1348 von Tarlato, Graf von Chiusi und Pietramala, und Giovanna, seiner Gemahlin, contessa di Santa Fiora begonnen Inschrift an Fassade: † A. d. 1348 nobilis miles dominus Tarlatus de Petra mala et domina comitissa Johanna de Sancta Fiora uxor ejus edificari Fecerunt istam ecclesiam ad honorem beate Marie semper virginis. – Über dem Eingangstor die Wappen von Florenz, Eugen IV. und der Genossenschaft der ›Arte della Lana‹., aber erst im 15. Jahrhundert von der Signoria von Florenz, welche von Eugen IV. das Protektorat erhalten hatte, vollendet. Nach Waddings Angaben, die mit Vorsicht aufzunehmen sind, wurde der Chor im Jahre 1465, die Kirche selbst von Dominicus Bartolus 1486, von demselben der Turm 1490 (nach Chavin 1489) errichtet. Es ist ein einschiffiger, aus vier Jochen bestehender Raum mit zwei kleinen Kapellenausbauten links, einem rechts, und kleinem rechtwinkligen Chor. Ein Portikus mit Kreuzgewölbe auf einfachen viereckigen Pfeilern ist vor die Fassade und die rechte Seitenwand gelegt.

Zahlreiche Werke der Robbia bilden den Schmuck der Altäre, vor allem die entzückenden Darstellungen der Verkündigung und der Geburt Christi von Andrea in zwei hübschen Renaissancekapellen, die nach Inschrift 1479 von einem ›Jacobus Britii de plebe Sancti Stephani‹ gegründet wurden. Ferner von demselben Meister eine große ›Himmelfahrt Christi‹, eine weniger bedeutende Maria mit Kind und den Heiligen Onofrius, Antonius Eremita, Franz und Magdalena sowie zwei Statuen des Franz und Antonius von Padua. Von Giovanni della Robbia dürfte die in der Endkapelle des Portikus befindliche Beweinung Christi herrühren.

Verschiedene kleine Kapellen endlich vollenden die malerische, auf unebenem Terrain verteilte Klosteranlage, an den Sonntagen auch noch heute das Ziel von großen Scharen der Talbewohner, die unverdrossen im Sonnenbrande den mühsamen Weg von vier Stunden zurücklegen, um droben, dem Rufe der kleinen Glocken folgend, in dem segenbringenden Kirchlein ihres geliebten Heiligen hinzuknien und zu beten, dann aber in mannigfachen Gruppen gelagert die mitgebrachten einfachen Erfrischungen zu genießen, der erquickenden Schattenkühle unter den wunderbar herrlichen Buchen sich zu erfreuen. Es ist gut sein da droben und von allen Stätten, an denen das Gedächtnis des Heiligen lebt, doch die allerherrlichste.

Nach dem Aufenthalte und den verzehrenden innerlichen Erfahrungen auf Alvernia eilt das Leben des Franz schneller dem Ende entgegen. Krank liegt er in Siena danieder, als die Brüder seinen Rat suchen für einen Klosterbau. Ob uns seine Meinung nun wirklich in den von Wadding überlieferten Worten erhalten ist, dürfte schwer zu entscheiden sein, doch finden sie hier, am Schlusse der Besprechung der ersten Franziskanerniederlassungen, wohl mit Recht ihre Stelle, da sie, glaubwürdig an sich, uns noch einmal vergegenwärtigen können, wie einfach dieselben waren, wie weit entfernt von der Großartigkeit der Anlagen, denen wir im folgenden Abschnitt unsere Aufmerksamkeit zuwenden. »Die Brüder«, erwiderte er den fragenden Abgesandten, »sollen gehen und einen großen Graben machen lassen im Umkreis des Stück Landes, welches sie für die Anlage der Aedicula erhalten haben, und es anstatt der Mauern mit einem guten Zaune umgeben und einfriedigen zum Zeichen der heiligen Armut und Demut. Auch sollen sie ärmliche Hütten bauen lassen aus Lehm und Holz und einige Zellen, in denen die Brüder bisweilen beten können und arbeiten, damit sie ehrlicher leben und den Müßiggang vermeiden. Die Kirchen auch sollen sie enger bauen, denn weder der Predigten wegen, noch einer anderen Veranlassung halber dürfen sie schmuckreiche Tempel von großer Geräumigkeit oder Masse bauen« Die Stelle findet sich bei Wadding z. J. 1226 II, S. 128, nach Barth. Pis. lib. conf. XII, 23 fr. 16. Vgl. auch Speculum S. F. I. c. 10. Vadant et faciant mitti magnam carbonariam in circuitu terrae, quam pro aediculae situ acceperunt, et pro muro bona sepe circumdent et circumvallent in signum sanctae paupertatis et humilitatis. Domos etiam construi faciant pauperculas ex luto et lignis et aliquas cellulas, in quibus fratres possint aliquando orare et laborare ad majorem honestatem et ad vitandam otiositatem; Ecclesias etiam angustiores aedificare debent; nec enim sermonum ergo aut alia quacumque occasione templa speciosa aut magnae capacitatis vel molis aedificare debent. Carbonaria offenbar das italienische Carbonaja, das neben der ursprünglichen Bedeutung auch ›Stadtgraben‹ bezeichnet.. Dem schlichten Vorbild der Portiuncula mögen alle jene ersten Niederlassungen in den verschiedenen Städten Italiens gefolgt sein – fast überall finden wir sie zuerst außerhalb der Städte erwähnt, bis die zu groß gewordene Zahl der Mönche dem Drängen der Bevölkerung nachgibt und das von reichen Freunden geschenkte Land wie die von den Bischöfen ihnen zugewiesenen Kirchen innerhalb der Mauern in Besitz nimmt. Damit beginnt dann auch bald der Bau größerer Kirchen, die nichts mehr gemein haben mit jener ersten eigenartigen Reihe von Bauten, die, wie wir gesehen haben, von Franz selbst bis in die architektonische Eigentümlichkeit der Gewölbe hinein festgestellt wurden.


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