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66. Kapitel / Chapter 66

Amantium irae / Amantium Irae

Die Offenheit und die Güte Amelias mußten selbst eine so verstockte kleine Sünderin wie Becky rühren. Sie erwiderte Emmys Liebkosungen und freundliche Worte mit so etwas wie Dankbarkeit und einem Gefühl, das zwar nicht dauernd, aber doch einen Augenblick echt zu nennen war. Sie hatte mit dem »schreienden Kind, das man ihr aus den Armen gerissen hatte« eine glückliche Idee gehabt. Durch dieses herzzerreißende Unglück hatte Becky die Freundin wiedergewonnen, und ganz sicher war das auch eins der ersten Themen, über die unsere arme einfältige kleine Emmy mit ihrer wiedergefundenen Freundin sprach.

 

Frankness and kindness like Amelia’s were likely to touch even such a hardened little reprobate as Becky. She returned Emmy’s caresses and kind speeches with something very like gratitude, and an emotion which, if it was not lasting, for a moment was almost genuine. That was a lucky stroke of hers about the child “torn from her arms shrieking.” It was by that harrowing misfortune that Becky had won her friend back, and it was one of the very first points, we may be certain, upon which our poor simple little Emmy began to talk to her new-found acquaintance.

»Man hat dir also dein geliebtes Kind entrissen?« rief unser kleiner Einfaltspinsel aus. »O Rebekka, meine arme, liebe, gequälte Freundin. Ich weiß, was es heißt, einen Knaben zu verlieren, und ich fühle mit denen, die einen verloren haben. So der Himmel will, wird dir dein Sohn zurückgegeben werden, wie eine allzu gütige Vorsehung mir auch meinen zurückgegeben hat.«

 

“And so they took your darling child from you?” our simpleton cried out. “Oh, Rebecca, my poor dear suffering friend, I know what it is to lose a boy, and to feel for those who have lost one. But please Heaven yours will be restored to you, as a merciful merciful Providence has brought me back mine.”

»Das Kind, mein Kind? Ach ja, meine Qualen waren entsetzlich!« gestand Becky, vielleicht nicht ohne einen kleinen Gewissensbiß. Es beunruhigte sie, diesem schlichten Vertrauen sofort wieder mit Lügen begegnen zu müssen. Das ist eben das Unglück, wenn man erst einmal mit derartigen Unwahrheiten anfängt. Wenn eine Lüge gleichermaßen fällig wird, so muß man eine andere aussprechen, um die alte zu honorieren. Dadurch erhöht sich die Summe der zirkulierenden Lügen unvermeidlich, und die Gefahr der Entdeckung wächst täglich.

 

“The child, my child? Oh, yes, my agonies were frightful,” Becky owned, not perhaps without a twinge of conscience. It jarred upon her to be obliged to commence instantly to tell lies in reply to so much confidence and simplicity. But that is the misfortune of beginning with this kind of forgery. When one fib becomes due as it were, you must forge another to take up the old acceptance; and so the stock of your lies in circulation inevitably multiplies, and the danger of detection increases every day.

»Meine Qualen«, fuhr Becky fort, »waren schrecklich« (hoffentlich setzt sie sich nicht auf die Flasche), »als sie ihn mir entrissen; ich dachte, ich müsse sterben. Glücklicherweise bekam ich aber eine Gehirnhautentzündung, und die Ärzte gaben mich schon auf. Aber – aber ich genas, und –und hier bin ich, arm und verlassen.«

 

“My agonies,” Becky continued, “were terrible (I hope she won’t sit down on the bottle) when they took him away from me; I thought I should die; but I fortunately had a brain fever, during which my doctor gave me up, and — and I recovered, and — and here I am, poor and friendless.”

»Wie alt ist er?« fragte Emmy.

 

“How old is he?” Emmy asked.

»Elf«, sagte Becky.

 

“Eleven,” said Becky.

»Elf?« rief die andere. »Aber er ist doch im selben Jahr geboren wie Georgy, und der ist...«

 

“Eleven!” cried the other. “Why, he was born the same year with Georgy, who is — ”

»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Becky, die das Alter des kleinen Rawdon tatsächlich ganz vergessen hatte. »Durch den Kummer habe ich so manches vergessen, liebste Amelia. Ich bin sehr verändert, zuweilen halb wild. Er war elf, als sie ihn mir wegnahmen. Gott segne sein liebes Gesicht, ich habe es seitdem nicht wieder gesehen.«

 

“I know, I know,” Becky cried out, who had in fact quite forgotten all about little Rawdon’s age. “Grief has made me forget so many things, dearest Amelia. I am very much changed: half-wild sometimes. He was eleven when they took him away from me. Bless his sweet face; I have never seen it again.”

»War er blond oder dunkel?« fragte die alberne kleine Amelia weiter. »Zeig mir doch sein Haar!«

 

“Was he fair or dark?” went on that absurd little Emmy. “Show me his hair.”

Becky mußte über diese Einfalt fast lachen. »Heute nicht, Liebste – ein andermal, wenn meine Koffer von Leipzig ankommen, von wo ich hierhergereist bin. Auch eine kleine Zeichnung von ihm, die ich in glücklichen Tagen angefertigt habe.«

 

Becky almost laughed at her simplicity. “Not to-day, love — some other time, when my trunks arrive from Leipzig, whence I came to this place — and a little drawing of him, which I made in happy days.”

»Arme Becky, arme Becky!« sagte Amelia. »Wie dankbar, wie dankbar sollte ich sein.« (Ich bezweifle allerdings, daß die Dankbarkeit, die uns die Frauen in frühester Jugend einschärfen, nämlich dankbar zu sein, daß es uns besser geht als unseren Nächsten, ein sehr vernünftiges und religiöses Gefühl ist.) Hierauf verfiel Emmy wie üblich in den Gedanken, daß ihr Sohn der schönste, beste und klügste Knabe auf der ganzen Welt sei.

 

“Poor Becky, poor Becky!” said Emmy. “How thankful, how thankful I ought to be”; (though I doubt whether that practice of piety inculcated upon us by our womankind in early youth, namely, to be thankful because we are better off than somebody else, be a very rational religious exercise) and then she began to think, as usual, how her son was the handsomest, the best, and the cleverest boy in the whole world.

»Du wirst meinen Georgy sehen«, war der einzige Trost für Rebekka, der Emmy einfiel. Wenn irgend etwas ihr helfen konnte, dann das!

 

“You will see my Georgy,” was the best thing Emmy could think of to console Becky. If anything could make her comfortable that would.

Die beiden Frauen unterhielten sich eine Stunde oder noch länger miteinander, und das gab Becky Gelegenheit, ihrer wiedergewonnenen Freundin eine vollständige Fassung ihrer Geschichte zu geben. Sie zeigte, daß ihre Heirat mit Rawdon Crawley von der Familie stets feindselig betrachtet worden sei und daß ihre Schwägerin – eine gerissene Frau – die Gefühle ihres Mannes gegen sie vergiftet habe. Außerdem habe er schlechte Bekanntschaften geschlossen, die seine Liebe zu ihr erkalten ließen. Sie habe Armut, Vernachlässigung, Kälte, alles von dem Wesen ertragen, das sie am meisten liebte, und alles nur um ihres Kindes willen. Schließlich sei sie durch die schändlichste Schmach dazu getrieben worden, die Trennung von ihrem Mann zu fordern. Der Elende sei darauf nicht zurückgeschreckt, von ihr zu fordern, ihren guten Ruf zu opfern, damit er durch Vermittlung eines sehr hochgestellten und mächtigen, aber charakterlosen Mannes – des Marquis von Steyne  – eine gute Stellung erlangen könne. Das grausame Ungeheuer!

 

And so the two women continued talking for an hour or more, during which Becky had the opportunity of giving her new friend a full and complete version of her private history. She showed how her marriage with Rawdon Crawley had always been viewed by the family with feelings of the utmost hostility; how her sister-in-law (an artful woman) had poisoned her husband’s mind against her; how he had formed odious connections, which had estranged his affections from her: how she had borne everything — poverty, neglect, coldness from the being whom she most loved — and all for the sake of her child; how, finally, and by the most flagrant outrage, she had been driven into demanding a separation from her husband, when the wretch did not scruple to ask that she should sacrifice her own fair fame so that he might procure advancement through the means of a very great and powerful but unprincipled man — the Marquis of Steyne, indeed. The atrocious monster!

Diesen Teil ihrer ereignisreichen Geschichte schilderte Becky mit sehr großem weiblichem Taktgefühl und der Miene entrüsteter Tugend. Durch diese Beleidigung sei sie gezwungen gewesen, das Haus ihres Mannes zu fliehen, und der Feigling hatte seine Rache weiterverfolgt, indem er ihr das Kind nahm. Und so sei sie ein armer, schutzloser, einsamer und unglücklicher Wanderer geworden, erklärte sie.

 

This part of her eventful history Becky gave with the utmost feminine delicacy and the most indignant virtue. Forced to fly her husband’s roof by this insult, the coward had pursued his revenge by taking her child from her. And thus Becky said she was a wanderer, poor, unprotected, friendless, and wretched.

Emmy nahm diese lange Geschichte auf, wie es bei ihrem Charakter zu erwarten war. Sie bebte vor Entrüstung über das Benehmen des erbärmlichen Rawdon und des lasterhaften Steyne; ihre Augen setzten das Ausrufezeichen hinter jeden Satz, in dem Rebekka ihre Verfolgung durch die aristokratischen Verwandten und den Abfall ihres Mannes beschrieb. (Becky beschimpfte ihn nicht, sie sprach von ihm mehr traurig als zornig. Sie hatte ihn nur zu zärtlich geliebt, und war er nicht der Vater ihres Sohnes?) Während Becky die Trennungsszene von dem Kind zitierte, zog sich Emmy ganz hinter ihr Taschentuch zurück, so daß die vollendete kleine Tragödienspielerin von der Wirkung ihrer Vorstellung auf das Publikum bezaubert gewesen sein muß.

 

Emmy received this story, which was told at some length, as those persons who are acquainted with her character may imagine that she would. She quivered with indignation at the account of the conduct of the miserable Rawdon and the unprincipled Steyne. Her eyes made notes of admiration for every one of the sentences in which Becky described the persecutions of her aristocratic relatives and the falling away of her husband. (Becky did not abuse him. She spoke rather in sorrow than in anger. She had loved him only too fondly: and was he not the father of her boy?) And as for the separation scene from the child, while Becky was reciting it, Emmy retired altogether behind her pocket-handkerchief, so that the consummate little tragedian must have been charmed to see the effect which her performance produced on her audience.

Während die Damen ihr Gespräch fortsetzten, stieg Amelias ständige Begleitung, der Major, in das Erdgeschoß des Hauses hinab und begab sich in das große Gastzimmer. Er hatte die Unterredung nicht unterbrechen wollen, war es aber überdrüssig, auf dem engen Treppengang hin und her zu gehen und sich von den Dachsparren den Flor vom Hut fegen zu lassen. Dieser Raum steht allen Besuchern vom »Elefanten« zur Verfügung und ist stets in Rauchwolken gehüllt. Bier ist allenthalben verschüttet, und auf einem schmutzigen Tisch stehen Dutzende von ebenfalls schmutzigen Messingleuchtern mit Talgkerzen für die Bewohner des Hauses, deren Schlüssel in Reih und Glied über den Kerzen hängen. Emmy war errötend durch das Zimmer geeilt (von diesem Raum geht nämlich die Treppe aus), wo sich alle möglichen Leute zusammengefunden hatten: Tiroler Handschuhverkäufer und rumänische Leinwandkrämer mit ihren Packen; Studenten, die sich mit Butterbrot und Fleisch versahen; Müßiggänger, die an den schlüpfrigen biernassen Tischen Karten oder Domino spielten; Gaukler, die sich während ihrer Auftrittspausen erfrischten – kurz, der ganze Schall und Rauch eines deutschen Gasthauses zur Jahrmarktszeit. Der Kellner brachte dem Major wie selbstverständlich einen Krug Bier, und Dobbin zog eine Zigarre heraus und beschäftigte sich mit diesem schädlichen Gewächs und einer Zeitung, bis sein Schützling herabkommen und ihn wieder mit Beschlag belegen würde.

 

Whilst the ladies were carrying on their conversation, Amelia’s constant escort, the Major (who, of course, did not wish to interrupt their conference, and found himself rather tired of creaking about the narrow stair passage of which the roof brushed the nap from his hat) descended to the ground-floor of the house and into the great room common to all the frequenters of the Elephant, out of which the stair led. This apartment is always in a fume of smoke and liberally sprinkled with beer. On a dirty table stand scores of corresponding brass candlesticks with tallow candles for the lodgers, whose keys hang up in rows over the candles. Emmy had passed blushing through the room anon, where all sorts of people were collected; Tyrolese glove-sellers and Danubian linen-merchants, with their packs; students recruiting themselves with butterbrods and meat; idlers, playing cards or dominoes on the sloppy, beery tables; tumblers refreshing during the cessation of their performances — in a word, all the fumum and strepitus of a German inn in fair time. The waiter brought the Major a mug of beer, as a matter of course, and he took out a cigar and amused himself with that pernicious vegetable and a newspaper until his charge should come down to claim him.

Bald darauf kamen auch Max und Fritz sporenklirrend die Treppe herab, die Mütze schief auf dem Kopf, mit ihren prächtig mit Wappen und Quasten verzierten Pfeifen. Sie hingen den Schlüssel von Nummer 90 ans Brett und riefen nach einer Portion Butterbrot und Bier. Sie ließen sich neben dem Major nieder und begannen ein Gespräch, das er gezwungenermaßen zum großen Teil mit anhören mußte. Es fielen hauptsächlich Worte wie »Fuchs« und »Philister«, und es drehte sich um Schlägereien und Trinkgelage in der benachbarten Universität von Schoppenhausen. Von diesem berühmten Sitz der Gelehrsamkeit waren sie gerade im Eilwagen gekommen, anscheinend in Gesellschaft Beckys, um den Vermählungsfeierlichkeiten von Pumpernickel beizuwohnen.

 

Max and Fritz came presently downstairs, their caps on one side, their spurs jingling, their pipes splendid with coats of arms and full-blown tassels, and they hung up the key of No. 90 on the board and called for the ration of butterbrod and beer. The pair sat down by the Major and fell into a conversation of which he could not help hearing somewhat. It was mainly about “Fuchs” and “Philister,” and duels and drinking-bouts at the neighbouring University of Schoppenhausen, from which renowned seat of learning they had just come in the Eilwagen, with Becky, as it appeared, by their side, and in order to be present at the bridal fetes at Pumpernickel.

»Die kleine Engländerin scheint en bays de gonnaissance zu sein«, sagte Max, der Französisch konnte, zu seinem Kameraden Fritz. »Nachdem der fette Großvater fort war, kam eine hübsche kleine Landsmännin. Ich habe gehört, wie sie zusammen im Zimmer der kleinen Frau geschnattert und geheult haben.«

 

“The title Englanderinn seems to be en bays de gonnoisance,” said Max, who knew the French language, to Fritz, his comrade. “After the fat grandfather went away, there came a pretty little compatriot. I heard them chattering and whimpering together in the little woman’s chamber.”

»Wir müssen noch Karten zu ihrem Konzert kaufen«, meinte Fritz. »Hast du Geld, Max?«

 

“We must take the tickets for her concert,” Fritz said. “Hast thou any money, Max?”

»Pah!« erwiderte der andere »Das Konzert ist ein Konzert in nubibus. Hans hat erzählt, sie habe schon einmal eins in Leipzig angekündigt, und die Burschen hätten viele Karten gekauft; aber sie ist abgereist ohne zu singen. Gestern im Wagen hat sie gesagt, ihr Pianist sei in Dresden krank geworden. Ich glaube nicht, daß sie überhaupt singen kann. Sie hat genauso eine krächzende Stimme wie du, du prahlerischer Säufer.«

 

“Bah,” said the other, “the concert is a concert in nubibus. Hans said that she advertised one at Leipzig, and the Burschen took many tickets. But she went off without singing. She said in the coach yesterday that her pianist had fallen ill at Dresden. She cannot sing, it is my belief: her voice is as cracked as thine, O thou beer-soaking Renowner!”

»Sie ist krächzend, das stimmt; ich habe sie gehört, wie sie eine schreckliche englische Ballade aus dem Fenster gesungen hat, die ›Die Ros' an meinem Fensterlein‹ hieß.«

 

“It is cracked; I hear her trying out of her window a schrecklich. English ballad, called ‘De Rose upon de Balgony.’”

»Saufen und Singen verträgt sich nicht«, bemerkte Fritz mit der roten Nase, der offensichtlich den erstgenannten Zeitvertreib vorzog. »Nein, du sollst keine Karte von ihr kaufen, sie hat gestern abend Geld beim Trente-et-quarante gewonnen. Ich habe sie beobachtet. Sie hat einen kleinen englischen Jungen für sich spielen lassen. Wir wollen dein Geld lieber verspielen oder fürs Theater ausgeben oder ihr französischen Wein und Kognak im Aureliusgarten spendieren. Aber Karten wollen wir nicht kaufen. Was meinst du? – Noch einen Krug Bier!« Und nachdem sie nacheinander ihren blonden Schnurrbart in die schale Flüssigkeit getaucht hatten, zwirbelten sie ihn und stolzierten hinaus auf den Jahrmarkt.

 

“Saufen and singen go not together,” observed Fritz with the red nose, who evidently preferred the former amusement. “No, thou shalt take none of her tickets. She won money at the trente and quarante last night. I saw her: she made a little English boy play for her. We will spend thy money there or at the theatre, or we will treat her to French wine or Cognac in the Aurelius Garden, but the tickets we will not buy. What sayest thou? Yet, another mug of beer?” and one and another successively having buried their blond whiskers in the mawkish draught, curled them and swaggered off into the fair.

Dem Major, der sah, wie der Schlüssel von Nummer 90 an den Nagel gehängt wurde, und der die Unterredung der beiden jungen Universitätsburschen gehört hatte, fiel es nicht schwer, zu begreifen, daß sich ihr Gespräch um Becky drehte. Der kleine Satan arbeitet wieder mit den alten Tricks, dachte er lächelnd. Er rief sich die vergangenen Zeiten ins Gedächtnis zurück, wo er ihren verzweifelten Flirt mit Joseph und das komische Ende dieses Abenteuers miterlebt hatte. Er hatte später mit George oft darüber gelacht, bis wenige Wochen nach seiner Heirat, als der junge Osborne sich ebenfalls in den Netzen der kleinen Circe verfangen zu haben schien und sich in einer Weise mit ihr einließ, die der andere zwar argwöhnte, aber lieber übersehen wollte. Es war am Morgen von Waterloo, als die jungen Männer im Regen in vorderster Linie beisammenstanden und auf die dunkle Masse der Franzosen blickten, die auf den gegenüberliegenden Höhen lagen. »Ich bin in eine dumme Geschichte mit einer Frau geraten«, sagte George. »Ich bin froh, daß wir abmarschiert sind. Wenn ich falle, hoffe ich, daß Emmy nie etwas von der Sache erfährt. Bei Gott, ich wünschte, ich hätte niemals damit angefangen.« William freute sich darüber und besänftigte auch die Witwe des armen George häufig damit, daß Osborne am Tage, nachdem er seine Frau zurückgelassen hatte, gleich nach dem Gefecht von Quatre-Bras mit seinem Kameraden ernst und liebevoll von seinem Vater und seiner Frau gesprochen habe. Das hatte William auch immer wieder in seinen Gesprächen mit dem älteren Osborne betont, und deshalb war es ihm wohl auch gelungen, den Alten noch kurz vor seinem Ende mit dem Andenken seines Sohnes zu versöhnen.

 

The Major, who had seen the key of No. 90 put up on its hook and had heard the conversation of the two young University bloods, was not at a loss to understand that their talk related to Becky. “The little devil is at her old tricks,” he thought, and he smiled as he recalled old days, when he had witnessed the desperate flirtation with Jos and the ludicrous end of that adventure. He and George had often laughed over it subsequently, and until a few weeks after George’s marriage, when he also was caught in the little Circe’s toils, and had an understanding with her which his comrade certainly suspected, but preferred to ignore. William was too much hurt or ashamed to ask to fathom that disgraceful mystery, although once, and evidently with remorse on his mind, George had alluded to it. It was on the morning of Waterloo, as the young men stood together in front of their line, surveying the black masses of Frenchmen who crowned the opposite heights, and as the rain was coming down, “I have been mixing in a foolish intrigue with a woman,” George said. “I am glad we were marched away. If I drop, I hope Emmy will never know of that business. I wish to God it had never been begun!” And William was pleased to think, and had more than once soothed poor George’s widow with the narrative, that Osborne, after quitting his wife, and after the action of Quatre Bras, on the first day, spoke gravely and affectionately to his comrade of his father and his wife. On these facts, too, William had insisted very strongly in his conversations with the elder Osborne, and had thus been the means of reconciling the old gentleman to his son’s memory, just at the close of the elder man’s life.

So betreibt diese Teufelin also immer noch ihre Machenschaften, dachte William, wäre sie doch nur hundert Meilen weit weg. Wohin sie auch kommt – sie bringt nur Unheil mit. Er brütete noch weiter über diesen Ahnungen und unangenehmen Gedanken, den Kopf zwischen den Händen und die »Pumpernickeler Zeitung« von der vergangenen Woche ungelesen vor der Nase, als jemand ihm mit dem Sonnenschirm an die Schulter tippte. Er sah auf und erblickte Mrs. Amelia.

 

“And so this devil is still going on with her intrigues,” thought William. “I wish she were a hundred miles from here. She brings mischief wherever she goes.” And he was pursuing these forebodings and this uncomfortable train of thought, with his head between his hands, and the Pumpernickel Gazette of last week unread under his nose, when somebody tapped his shoulder with a parasol, and he looked up and saw Mrs. Amelia.

Mrs. Osborne tyrannisierte Dobbin auf ihre Weise, denn auch die Schwächsten beherrschen gern andere. Sie kommandierte ihn herum, gab ihm einen Klaps und ließ ihn apportieren, gerade als ob er ein großer Neufundländer wäre. Wenn sie nach ihm rief, so sprang er sozusagen gern ins Wasser und trottete mit ihrem Strickbeutel im Maul hinter ihr her. Diese Geschichte hat ihren Zweck fast verfehlt, wenn der Leser noch nicht gemerkt hat, daß der Major ein verliebter Tropf war.

 

This woman had a way of tyrannizing over Major Dobbin (for the weakest of all people will domineer over somebody), and she ordered him about, and patted him, and made him fetch and carry just as if he was a great Newfoundland dog. He liked, so to speak, to jump into the water if she said “High, Dobbin!” and to trot behind her with her reticule in his mouth. This history has been written to very little purpose if the reader has not perceived that the Major was a spooney.

»Warum haben Sie nicht auf mich gewartet und mich die Treppe hinabbegleitet?« fragte sie, warf das Köpfchen in den Nacken und machte einen höchst spöttischen Knicks.

 

“Why did you not wait for me, sir, to escort me downstairs?” she said, giving a little toss of her head and a most sarcastic curtsey.

»Ich konnte in dem Gang nicht aufrecht stehen«, erwiderte er mit komisch-bittendem Blick, und erfreut, ihr den Arm reichen und sie aus dem dumpfen, verqualmten Raum fortführen zu können, wäre er ohne einen Gedanken an den Kellner davongegangen, aber der junge Bursche lief ihm nach und hielt ihn auf der Schwelle vom »Elefanten« zurück, um ihn zur Bezahlung des Biers aufzufordern, das er gar nicht getrunken hatte. Emmy lachte. Sie nannte ihn einen bösen Mann und machte noch ein paar Witze, die zu der Gelegenheit und zu dem Dünnbier paßten. Sie war bester Laune und trippelte eiligst über den Marktplatz. Sie sagte, sie müsse Joseph augenblicklich sehen. Der Major lachte über die ungestüme Liebe von Mrs. Amelia, da es sonst nicht oft vorkam, daß sie ihren Bruder »augenblicklich« sehen mußte. Sie fanden den Zivilisten in seinem Salon im ersten Stock. Während der letzten Stunde war er mindestens hundertmal in seinem Zimmer auf und ab gegangen, hatte an den Nägeln gekaut und über den Marktplatz zum »Elefanten« geblickt, zur gleichen Zeit, als Emmy mit ihrer Freundin in der Dachkammer die Unterredung hatte und der Major unten im Gastzimmer auf dem schmutzigen Tisch herumtrommelte. Auch er war sehr begierig, Mrs. Osborne zu sehen.

 

“I couldn’t stand up in the passage,” he answered with a comical deprecatory look; and, delighted to give her his arm and to take her out of the horrid smoky place, he would have walked off without even so much as remembering the waiter, had not the young fellow run after him and stopped him on the threshold of the Elephant to make him pay for the beer which he had not consumed. Emmy laughed: she called him a naughty man, who wanted to run away in debt, and, in fact, made some jokes suitable to the occasion and the small-beer. She was in high spirits and good humour, and tripped across the market-place very briskly. She wanted to see Jos that instant. The Major laughed at the impetuous affection Mrs. Amelia exhibited; for, in truth, it was not very often that she wanted her brother “that instant.” They found the civilian in his saloon on the first-floor; he had been pacing the room, and biting his nails, and looking over the market-place towards the Elephant a hundred times at least during the past hour whilst Emmy was closeted with her friend in the garret and the Major was beating the tattoo on the sloppy tables of the public room below, and he was, on his side too, very anxious to see Mrs. Osborne.

»Nun?« meinte er.

 

“Well?” said he.

»Das arme gute Geschöpf! Wie hat sie gelitten!« sagte Emmy.

 

“The poor dear creature, how she has suffered!” Emmy said.

»Gott behüte mich, jawohl«, sagte Joseph und wackelte mit dem Kopf, daß seine Wangen wie Gelee zitterten.

 

“God bless my soul, yes,” Jos said, wagging his head, so that his cheeks quivered like jellies.

»Sie kann das Zimmer der Payne haben, die muß dann höher hinaufziehen«, fuhr Emmy fort. Die Payne war eine gesetzte englische Zofe und Mrs. Osbornes persönliche Dienerin. Der Reisediener machte ihr den Hof, wie es seine Stellung verlangte, und Georgy trieb seinen Schabernack mit ihr und erzählte ihr von deutschen Räubern und Gespenstern. Sie verbrachte ihre Zeit hauptsächlich damit, zu murren, ihre Herrin herumzukommandieren und ihre Absicht kundzutun, am nächsten Morgen in ihr Heimatdorf, nach Clapham, zurückzukehren. »Sie kann das Zimmer der Payne haben«, sagte Emmy.

 

“She may have Payne’s room, who can go upstairs,” Emmy continued. Payne was a staid English maid and personal attendant upon Mrs. Osborne, to whom the courier, as in duty bound, paid court, and whom Georgy used to “lark” dreadfully with accounts of German robbers and ghosts. She passed her time chiefly in grumbling, in ordering about her mistress, and in stating her intention to return the next morning to her native village of Clapham. “She may have Payne’s room,” Emmy said.

»Wie, Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, daß Sie das Weib im Hause haben wollen?« platzte der Major heraus und sprang auf.

 

“Why, you don’t mean to say you are going to have that woman into the house?” bounced out the Major, jumping up.

»Natürlich, das wollen wir«, entgegnete Amelia mit der unschuldigsten Miene der Welt. »Bitte, regen Sie sich nicht auf und machen die Möbel kaputt, Major Dobbin. Natürlich soll sie hierherkommen.«

 

“Of course we are,” said Amelia in the most innocent way in the world. “Don’t be angry and break the furniture, Major Dobbin. Of course we are going to have her here.”

»Natürlich, meine Liebe!« bestätigte Joseph.

 

“Of course, my dear,” Jos said.

»Das arme Geschöpf! Nach allem, was sie durchgemacht hat«, fuhr Emmy fort. »Ihr schurkischer Bankier hat Bankrott gemacht und ist durchgegangen, ihr Mann – der gottlose Bösewicht – hat sie verlassen und ihr das Kind entrissen.« (Bei diesen Worten ballte sie die kleinen Fäuste und hielt sie drohend vor sich hin, so daß der Major bezaubert war, eine so kühne Amazone zu sehen.) »Das arme liebe Ding! Ganz allein und gezwungen, Gesangunterricht zu geben, um sich ihr Brot zu verdienen – und nun sollen wir sie nicht ins Haus nehmen.«

 

“The poor creature, after all her sufferings,” Emmy continued; “her horrid banker broken and run away; her husband — wicked wretch — having deserted her and taken her child away from her” (here she doubled her two little fists and held them in a most menacing attitude before her, so that the Major was charmed to see such a dauntless virago) “the poor dear thing! quite alone and absolutely forced to give lessons in singing to get her bread — and not have her here!”

»Lassen Sie sich Gesangstunden geben, meine liebe Mrs. Osborne«, rief der Major, »aber nehmen Sie sie nicht ins Haus; ich flehe Sie an, tun Sie es nicht.«

 

“Take lessons, my dear Mrs. George,” cried the Major, “but don’t have her in the house. I implore you don’t.”

»Pah!« sagte Joseph.

 

“Pooh,” said Jos.

»Sie, der Sie immer gut und freundlich sind, zumindest waren – ich bin erstaunt über Sie, Major William«, rief Amelia. »Wann, wenn nicht jetzt, wo es ihr so schlecht geht, soll man ihr denn helfen? Jetzt ist die Zeit, um ihr nützlich zu sein. Meine älteste Freundin, und nicht...«

 

“You who are always good and kind — always used to be at any rate — I’m astonished at you, Major William,” Amelia cried. “Why, what is the moment to help her but when she is so miserable? Now is the time to be of service to her. The oldest friend I ever had, and not — ”

»Sie ist nicht immer Ihre Freundin gewesen, Amelia«, sagte der Major, der jetzt wirklich ärgerlich wurde. Diese Andeutung war zuviel für Emmy. Beinahe wütend blickte sie dem Major ins Gesicht und sagte: »Schämen Sie sich, Major Dobbin!« Nachdem sie diesen Schuß abgefeuert hatte, schritt sie majestätisch aus dem Zimmer und schlug die Tür heftig hinter sich und ihrer beleidigten Würde zu.

 

“She was not always your friend, Amelia,” the Major said, for he was quite angry. This allusion was too much for Emmy, who, looking the Major almost fiercely in the face, said, “For shame, Major Dobbin!” and after having fired this shot, she walked out of the room with a most majestic air and shut her own door briskly on herself and her outraged dignity.

»Darauf anzuspielen«, sagte sie, nachdem die Tür zu war. »Oh, es war grausam von ihm, mich daran zu erinnern.« Und sie sah auf Georges Bild, das zusammen mit dem Porträt des Knaben an seinem gewöhnlichen Platz hing. »Das war grausam von ihm; durfte er davon sprechen, da ich doch verziehen habe? – Nein! Und von seinen eigenen Lippen weiß ich, wie schlecht und grundlos meine Eifersucht war und daß du rein warst. Ja, du warst rein, mein Heiliger im Himmel!«

 

“To allude to that!” she said, when the door was closed. “Oh, it was cruel of him to remind me of it,” and she looked up at George’s picture, which hung there as usual, with the portrait of the boy underneath. “It was cruel of him. If I had forgiven it, ought he to have spoken? No. And it is from his own lips that I know how wicked and groundless my jealousy was; and that you were pure — oh, yes, you were pure, my saint in heaven!”

Zitternd und entrüstet durchschritt sie das Zimmer. Sie lehnte sich auf die Kommode, über der das Bild hing, und sah es lange an. Seine Augen schienen sie mit einem Vorwurf anzublicken, der immer deutlicher wurde, je länger sie hinaufschaute. Die teure, teure Erinnerung an die frühe kurze Liebe drängte sich ihr wieder auf. Die Wunde, die durch lange Jahre hindurch kaum vernarbt war, blutete von neuem, und – ach, wie schmerzlich! Sie konnte die Vorwürfe ihres Mannes da vor ihr nicht ertragen. Es konnte nicht sein. Nie, niemals!

 

She paced the room, trembling and indignant. She went and leaned on the chest of drawers over which the picture hung, and gazed and gazed at it. Its eyes seemed to look down on her with a reproach that deepened as she looked. The early dear, dear memories of that brief prime of love rushed back upon her. The wound which years had scarcely cicatrized bled afresh, and oh, how bitterly! She could not bear the reproaches of the husband there before her. It couldn’t be. Never, never.

Armer Dobbin, armer alter William. Dieses unglückselige Wort hat das Werk vieler Jahre vernichtet – das lange mühsame Gebäude eines Lebens voller Liebe und Treue, errichtet auf geheimem verborgenem Grund, in dem Leidenschaften, ungezählte Kämpfe, unbekannte Opfer begraben lagen. Ein kleines Wort war gesprochen worden, und der schöne Hoffnungspalast stürzte zusammen – ein Wort, und der Vogel, den er sein ganzes Leben hindurch anzulocken versucht hatte, flog davon.

 

Poor Dobbin; poor old William! That unlucky word had undone the work of many a year — the long laborious edifice of a life of love and constancy — raised too upon what secret and hidden foundations, wherein lay buried passions, uncounted struggles, unknown sacrifices — a little word was spoken, and down fell the fair palace of hope — one word, and away flew the bird which he had been trying all his life to lure!

Obwohl William aus Amelias Blick ersehen hatte, daß eine große Krisis eingetreten war, fuhr er doch fort, Sedley mit energischen Worten zu bitten, sich vor Rebekka zu hüten. Er beschwor ihn eifrig, ja fast leidenschaftlich, sie nicht aufzunehmen. Er bat Joseph, doch wenigstens erst Erkundigungen über sie einzuziehen. Er erzählte, er habe gehört, sie befinde sich in Gesellschaft von Spielern und Leuten von schlechtem Ruf. Er machte ihn auf das Unheil aufmerksam, das sie in früheren Tagen gestiftet habe, daß sie und Crawley den armen George ruiniert hätten und daß sie, wie sie selbst zugab, jetzt von ihrem Mann geschieden sei, und vielleicht aus gutem Grund. Er erklärte, was für eine gefährliche Gesellschaft sie für seine Schwester sein werde, die doch die Welt nicht kenne! William flehte Joseph mit aller Beredsamkeit an, die ihm zu Gebote stand, und mit bedeutend mehr Energie, als der ruhige Herr sonst zeigte, Rebekka von seinem Haus fernzuhalten.

 

William, though he saw by Amelia’s looks that a great crisis had come, nevertheless continued to implore Sedley, in the most energetic terms, to beware of Rebecca; and he eagerly, almost frantically, adjured Jos not to receive her. He besought Mr. Sedley to inquire at least regarding her; told him how he had heard that she was in the company of gamblers and people of ill repute; pointed out what evil she had done in former days, how she and Crawley had misled poor George into ruin, how she was now parted from her husband, by her own confession, and, perhaps, for good reason. What a dangerous companion she would be for his sister, who knew nothing of the affairs of the world! William implored Jos, with all the eloquence which he could bring to bear, and a great deal more energy than this quiet gentleman was ordinarily in the habit of showing, to keep Rebecca out of his household.

Wäre er weniger heftig oder etwas geschickter gewesen, so hätten seine Bitten bei Joseph vielleicht Gehör gefunden; der Zivilist war jedoch nicht wenig eifersüchtig auf die überlegene Miene, die der Major seiner Ansicht nach gegen ihn aufsetzte. Er hatte seine Meinung schon dem Reisediener, Herrn Kirsch, mitgeteilt, und da Major Dobbin auf dieser Reise Kirschs Rechnungen kontrollierte, schlug er sich völlig auf die Seite seines Herrn. So begann Joseph jedoch mit einer schwülstigen Rede, des Inhalts, daß er imstande sei, seine Ehre selbst zu verteidigen, daß er keine Einmischung in seine Angelegenheiten wünsche, kurz, daß er beabsichtige, sich gegen den Major aufzulehnen – als der langen und stürmischen Unterredung in der einfachsten Weise ein Ende bereitet wurde – nämlich durch die Ankunft von Mrs. Becky in Begleitung eines Hausknechts vom »Elefanten«, der ihr mageres Gepäck trug.

 

Had he been less violent, or more dexterous, he might have succeeded in his supplications to Jos; but the civilian was not a little jealous of the airs of superiority which the Major constantly exhibited towards him, as he fancied (indeed, he had imparted his opinions to Mr. Kirsch, the courier, whose bills Major Dobbin checked on this journey, and who sided with his master), and he began a blustering speech about his competency to defend his own honour, his desire not to have his affairs meddled with, his intention, in fine, to rebel against the Major, when the colloquy — rather a long and stormy one — was put an end to in the simplest way possible, namely, by the arrival of Mrs. Becky, with a porter from the Elephant Hotel in charge of her very meagre baggage.

Sie begrüßte ihren Gastgeber mit wohlwollender Höflichkeit und begrüßte Major Dobbin freundschaftlich, aber zurückhaltend. Ihr Instinkt sagte ihr sofort, daß er ihr Feind sei und gegen sie gesprochen habe. Die mit ihrer Ankunft verbundene lärmende Geschäftigkeit rief Amelia aus ihrem Zimmer hervor. Sie kam herbei und umarmte ihren Gast mit großer Wärme. Von dem Major nahm sie weiter keine Notiz. Sie warf ihm nur einen zornigen Blick zu – wahrscheinlich den ungerechtesten und verächtlichsten Blick, der seit ihrer Geburt auf dem Gesicht der armen kleinen Frau erschienen war. Sie hatte dazu jedoch ihre geheimen Gründe und hatte sich vorgenommen, auf ihn zornig zu sein. Dobbin dagegen, aufgebracht nicht über seine Niederlage, sondern über ihre Ungerechtigkeit, entfernte sich mit einer Verbeugung, die ebenso hochmütig war wie der Knicks, mit dem die kleine Frau ihn verabschiedete.

 

She greeted her host with affectionate respect and made a shrinking, but amicable salutation to Major Dobbin, who, as her instinct assured her at once, was her enemy, and had been speaking against her; and the bustle and clatter consequent upon her arrival brought Amelia out of her room. Emmy went up and embraced her guest with the greatest warmth, and took no notice of the Major, except to fling him an angry look — the most unjust and scornful glance that had perhaps ever appeared in that poor little woman’s face since she was born. But she had private reasons of her own, and was bent upon being angry with him. And Dobbin, indignant at the injustice, not at the defeat, went off, making her a bow quite as haughty as the killing curtsey with which the little woman chose to bid him farewell.

Nachdem er fort war, war Emmy besonders munter und liebevoll zu Rebekka. Sie machte sich in der Wohnung zu schaffen und richtete das Zimmer für ihren Gast mit einer Geschäftigkeit, die man bei unserer ruhigen kleinen Freundin sonst selten bemerkte. Wenn aber schon eine Ungerechtigkeit verübt werden soll, besonders von schwachen Menschen, dann sollte sie am besten schnell getan werden, und Emmy glaubte, ihr gegenwärtiges Benehmen beweise große Standhaftigkeit, schöne Gefühle und Verehrung für das Andenken des seligen Hauptmanns Osborne.

 

He being gone, Emmy was particularly lively and affectionate to Rebecca, and bustled about the apartments and installed her guest in her room with an eagerness and activity seldom exhibited by our placid little friend. But when an act of injustice is to be done, especially by weak people, it is best that it should be done quickly, and Emmy thought she was displaying a great deal of firmness and proper feeling and veneration for the late Captain Osborne in her present behaviour.

Georgy kam zum Essen von den Festlichkeiten nach Hause und fand vier Gedecke wie gewöhnlich, aber den einen Platz nahm eine Dame ein statt Major Dobbin. »Holla, wo ist Dob?« fragte der junge Herr in seiner gewöhnlichen schlichten Sprechweise. »Ich nehme an, Major Dobbin speist auswärts«, sagte seine Mutter. Sie zog den Knaben an sich, bedeckte ihn mit Küssen, strich ihm das Haar aus der Stirn und stellte ihn Mrs. Crawley vor. »Dies ist mein Junge, Rebekka«, sagte Mrs. Osborne. Was soviel heißen sollte wie: Gibt es auf der ganzen Welt noch einen wie diesen? Becky blickte ihn entzückt an und drückte ihm zärtlich die Hand. »Der liebe Junge«, sagte sie. »Er ist gerade wie mein...« Ihre Erregung erstickte jedes weitere Wort, aber Amelia verstand so gut, als ob sie selbst gesprochen hätte, daß Becky an ihr eigenes teures Kind dachte. Die Gesellschaft ihrer Freundin tröstete Mrs. Crawley jedoch, und sie aß mit gutem Appetit.

 

Georgy came in from the fetes for dinner-time and found four covers laid as usual; but one of the places was occupied by a lady, instead of by Major Dobbin. “Hullo! where’s Dob?” the young gentleman asked with his usual simplicity of language. “Major Dobbin is dining out, I suppose,” his mother said, and, drawing the boy to her, kissed him a great deal, and put his hair off his forehead, and introduced him to Mrs. Crawley. “This is my boy, Rebecca,” Mrs. Osborne said — as much as to say — can the world produce anything like that? Becky looked at him with rapture and pressed his hand fondly. “Dear boy!” she said — "he is just like my — ” Emotion choked her further utterance, but Amelia understood, as well as if she had spoken, that Becky was thinking of her own blessed child. However, the company of her friend consoled Mrs. Crawley, and she ate a very good dinner.

Während des Mahles sprach sie verschiedentlich, und jedesmal blickte Georgy sie scharf an und lauschte ihrer Stimme. Beim Dessert ging Emmy einmal hinaus, um weitere Haushaltsanordnungen zu treffen. Joseph saß in seinem Lehnstuhl und döste über dem »Galignani«, und Georgy und der Neuankömmling saßen nebeneinander. Er hatte sie mehrere Male mit wissender Miene angesehen, und schließlich legte er den Nußknacker nieder.

 

During the repast, she had occasion to speak several times, when Georgy eyed her and listened to her. At the desert Emmy was gone out to superintend further domestic arrangements; Jos was in his great chair dozing over Galignani; Georgy and the new arrival sat close to each other — he had continued to look at her knowingly more than once, and at last he laid down the nutcrackers.

»Hören Sie mal!« sagte Georgy.

 

“I say,” said Georgy.

»Was willst du sagen?« fragte Becky lachend.

 

“What do you say?” Becky said, laughing.

»Sie sind die Dame mit der Maske, die ich beim Rouge et noir gesehen habe.«

 

“You’re the lady I saw in the mask at the Rouge et Noir.”

»Pst, du kleiner Schlauberger«, sagte Becky, ergriff seine Hand und küßte sie. »Dein Onkel ist ja auch dort gewesen, aber Mama braucht es nicht zu wissen.«

 

“Hush! you little sly creature,” Becky said, taking up his hand and kissing it. “Your uncle was there too, and Mamma mustn’t know.”

»O nein, auf keinen Fall!« erwiderte der kleine Bursche.

 

“Oh, no — not by no means,” answered the little fellow.

»Du siehst, wir sind bereits gute Freunde«, sagte Rebekka zu Emmy, die gerade wieder hereinkam. Wir müssen schon sagen, daß Mrs. Osborne eine verständige und reizende Genossin in ihrem Haus aufgenommen hatte.

 

“You see we are quite good friends already,” Becky said to Emmy, who now re-entered; and it must be owned that Mrs. Osborne had introduced a most judicious and amiable companion into her house.

William durchstreifte die Stadt in wilder Aufregung kreuz und quer, obwohl ihm der bevorstehende Verrat noch unbekannt war, bis er auf den Gesandtschaftssekretär Tapeworm stieß, der ihn zum Essen einlud. Während des Essens benutzte er die Gelegenheit, den Sekretär zu fragen, ob er etwas über eine gewisse Mrs. Rawdon Crawley wisse, die seines Erachtens in London einigen Staub aufgewirbelt habe. Tapeworm, der natürlich allen Londoner Klatsch kannte und außerdem ein Verwandter von Lady Gaunt war, erzählte nun dem erstaunten Major eine Geschichte von Becky und ihrem Mann, daß dem Frager der Mund vor Erstaunen offenblieb und der gegenwärtige Geschichtenschreiber alle Einzelheiten für seine Erzählung erfuhr, denn an dieser Tafel hatte der Verfasser vor vielen Jahren die Freude, die Geschichte zu hören. Tufto, Steyne, die Crawleys und ihre Geschichte – alles, was Becky und ihr früheres Leben betraf, tischte der unfreundliche Diplomat auf. Er wußte alles und noch viel mehr von der Welt – mit einem Wort, er machte dem guten Major die überraschendsten Enthüllungen. Als Dobbin erzählte, daß Mrs. Osborne und Mr. Sedley sie ins Haus genommen hätten, brach er in ein Gelächter aus, das den Major sehr erschreckte, und fragte, ob sie nicht lieber nach dem Gefängnis schicken und ein paar von den Herren mit den geschorenen Köpfen und gelben Jacken, die paarweise zusammengekettet die Straßen von Pumpernickel kehrten, in Kost und Logis aufnehmen und als Hauslehrer für den kleinen Taugenichts Georgy anstellen wollten.

 

William, in a state of great indignation, though still unaware of all the treason that was in store for him, walked about the town wildly until he fell upon the Secretary of Legation, Tapeworm, who invited him to dinner. As they were discussing that meal, he took occasion to ask the Secretary whether he knew anything about a certain Mrs. Rawdon Crawley, who had, he believed, made some noise in London; and then Tapeworm, who of course knew all the London gossip, and was besides a relative of Lady Gaunt, poured out into the astonished Major’s ears such a history about Becky and her husband as astonished the querist, and supplied all the points of this narrative, for it was at that very table years ago that the present writer had the pleasure of hearing the tale. Tufto, Steyne, the Crawleys, and their history — everything connected with Becky and her previous life passed under the record of the bitter diplomatist. He knew everything and a great deal besides, about all the world — in a word, he made the most astounding revelations to the simple-hearted Major. When Dobbin said that Mrs. Osborne and Mr. Sedley had taken her into their house, Tapeworm burst into a peal of laughter which shocked the Major, and asked if they had not better send into the prison and take in one or two of the gentlemen in shaved heads and yellow jackets who swept the streets of Pumpernickel, chained in pairs, to board and lodge, and act as tutor to that little scapegrace Georgy.

Diese Nachricht nahm der Major mit staunendem Entsetzen auf. Am Morgen (vor dem Zusammentreffen mit Rebekka) war beschlossen worden, daß Amelia an diesem Abend zum Hofball gehen sollte. Dobbin glaubte, das werde der geeignete Ort sein, um ihr alles zu sagen. Er ging also nach Hause, legte seine Uniform an und begab sich, in der Hoffnung, Mrs. Osborne zu sehen, zum Hof. Sie erschien nicht. Als er in seine Wohnung zurückkehrte, war schon alles Licht im Sedleyschen Haus verlöscht. Er konnte sie also erst am nächsten Morgen sprechen. Ich weiß nicht, wie seine Nachtruhe mit diesem furchtbaren Geheimnis als Bettgenossen war.

 

This information astonished and horrified the Major not a little. It had been agreed in the morning (before meeting with Rebecca) that Amelia should go to the Court ball that night. There would be the place where he should tell her. The Major went home, and dressed himself in his uniform, and repaired to Court, in hopes to see Mrs. Osborne. She never came. When he returned to his lodgings all the lights in the Sedley tenement were put out. He could not see her till the morning. I don’t know what sort of a night’s rest he had with this frightful secret in bed with him.

So früh es der Anstand erlaubte, schickte er am nächsten Morgen seinen Diener mit einem Billett hinüber, in dem er ihr schrieb, daß er Wichtiges mit ihr zu besprechen habe. Als Antwort erhielt er die Botschaft, daß Mrs. Osborne sich nicht wohl fühle und ihr Zimmer hüte.

 

At the earliest convenient hour in the morning he sent his servant across the way with a note, saying that he wished very particularly to speak with her. A message came back to say that Mrs. Osborne was exceedingly unwell and was keeping her room.

Auch sie hatte die ganze Nacht über wach gelegen. Sie hatte sich mit einem Gedanken beschäftigt, der ihr Gemüt schon hundertmal erregt hatte. Schon hundertmal auf dem Punkt, nachzugeben, war sie doch stets wieder vor einem Opfer zurückgewichen, das nach ihrem Gefühl zu groß für sie war. Sie konnte einfach nicht, trotz seiner Liebe und Treue und ihrer eigenen anerkannten Neigung, Achtung und Dankbarkeit. Was sind schon Wohltaten, Treue und Verdienste? Eine einzige Locke vom Haar eines Mädchens, ein einziges Barthaar gibt sofort den Ausschlag gegen sie. Bei Emmy wogen die drei Dinge ebensoviel wie bei anderen Frauen. Sie hatte sie ausprobiert, hatte versucht, sie gelten zu lassen. Es ging nicht, und nun hatte die unbarmherzige kleine Frau einen Vorwand gefunden und beschlossen, frei zu bleiben.

 

She, too, had been awake all that night. She had been thinking of a thing which had agitated her mind a hundred times before. A hundred times on the point of yielding, she had shrunk back from a sacrifice which she felt was too much for her. She couldn’t, in spite of his love and constancy and her own acknowledged regard, respect, and gratitude. What are benefits, what is constancy, or merit? One curl of a girl’s ringlet, one hair of a whisker, will turn the scale against them all in a minute. They did not weigh with Emmy more than with other women. She had tried them; wanted to make them pass; could not; and the pitiless little woman had found a pretext, and determined to be free.

Als am Nachmittag der Major endlich Zutritt zu Amelia erhielt, empfing er statt des herzlichen, liebevollen Grußes, an den er jetzt seit langem gewöhnt war, einen Knicks und eine kleine behandschuhte Hand, die sich nach der Begrüßung augenblicklich wieder zurückzog.

 

When at length, in the afternoon, the Major gained admission to Amelia, instead of the cordial and affectionate greeting, to which he had been accustomed now for many a long day, he received the salutation of a curtsey, and of a little gloved hand, retracted the moment after it was accorded to him.

Rebekka befand sich ebenfalls im Zimmer und ging ihm lächelnd mit ausgestreckter Hand entgegen. Dobbin trat etwas verwirrt zurück. »Ich – ich bitte um Verzeihung, Madame«, sagte er. »Aber ich muß Ihnen leider sagen, daß ich nicht als Ihr Freund hierhergekommen bin.«

 

Rebecca, too, was in the room, and advanced to meet him with a smile and an extended hand. Dobbin drew back rather confusedly, “I — I beg your pardon, m’am,” he said; “but I am bound to tell you that it is not as your friend that I am come here now.”

»Dummes Zeug, verdammt noch mal, komm doch jetzt nicht mit so was!« rief Joseph unruhig, in dem Verlangen, eine Szene zu vermeiden.

 

“Pooh! damn; don’t let us have this sort of thing!” Jos cried out, alarmed, and anxious to get rid of a scene.

»Ich möchte wissen, was Major Dobbin gegen Rebekka vorzubringen hat«, sprach Amelia mit leiser, deutlicher, etwas zitternder Stimme und entschlossenem Blick.

 

“I wonder what Major Dobbin has to say against Rebecca?” Amelia said in a low, clear voice with a slight quiver in it, and a very determined look about the eyes.

»Ich will in meinem Haus nichts davon hören«, sagte Joseph. »Ich wiederhole, ich will nichts davon hören, und Dobbin – ich bitte dich, hör auf damit.« Er blickte sich zitternd um, wurde sehr rot und ging schnaufend zur Tür.

 

“I will not have this sort of thing in my house,” Jos again interposed. “I say I will not have it; and Dobbin, I beg, sir, you’ll stop it.” And he looked round, trembling and turning very red, and gave a great puff, and made for his door.

»Lieber Freund«, sagte Rebekka mit engelhafter Milde, »hören Sie doch, was Major Dobbin gegen mich vorzubringen hat.«

 

“Dear friend!” Rebecca said with angelic sweetness, “do hear what Major Dobbin has to say against me.”

»Ich will es nicht hören!« kreischte Joseph in den höchsten Tönen, raffte seinen Schlafrock und verließ das Zimmer.

 

“I will not hear it, I say,” squeaked out Jos at the top of his voice, and, gathering up his dressing-gown, he was gone.

»Wir sind nur zwei Frauen«, meinte Amelia. »Sie können jetzt sprechen, Sir!«

 

“We are only two women,” Amelia said. “You can speak now, sir.”

»Dieses Benehmen gegen mich kommt Ihnen kaum zu, Amelia«, antwortete der Major hochmütig. »Ich glaube auch nicht, mich je einer Unhöflichkeit gegenüber Frauen schuldig gemacht zu haben. Es ist nicht angenehm für mich, mich der Pflicht zu entledigen, derentwegen ich hierherkam.«

 

“This manner towards me is one which scarcely becomes you, Amelia,” the Major answered haughtily; “nor I believe am I guilty of habitual harshness to women. It is not a pleasure to me to do the duty which I am come to do.”

»Ich bitte Sie, schnell damit fertig zu werden, Major Dobbin«, sagte Amelia, die immer ärgerlicher wurde. Wenn sie so herrisch sprach, war Dobbins Gesichtsausdruck nicht sehr angenehm.

 

“Pray proceed with it quickly, if you please, Major Dobbin,” said Amelia, who was more and more in a pet. The expression of Dobbin’s face, as she spoke in this imperious manner, was not pleasant.

»Ich komme, um zu sagen – und da Sie bleiben, Mrs. Crawley, muß ich es in Ihrer Gegenwart sagen –, daß Sie meiner Ansicht nach sich nicht in die Familie meiner Freunde drängen sollten. Eine Dame, die von ihrem Mann geschieden ist, die unter falschem Namen reist, die öffentliche Spiellokale besucht...«

 

“I came to say — and as you stay, Mrs. Crawley, I must say it in your presence — that I think you — you ought not to form a member of the family of my friends. A lady who is separated from her husband, who travels not under her own name, who frequents public gaming-tables — "

»Ich war doch beim Ball!« rief Becky.

 

“It was to the ball I went,” cried out Becky.

»...ist keine passende Gesellschaft für Mrs. Osborne und ihren Sohn«, fuhr Dobbin fort. »Und ich kann hinzufügen, daß es hier Leute gibt, die Sie kennen und über Sie Sachen wissen, die ich vor – vor Mrs. Osborne nicht einmal erwähnen möchte.«

 

“ — is not a fit companion for Mrs. Osborne and her son,” Dobbin went on: “and I may add that there are people here who know you, and who profess to know that regarding your conduct about which I don’t even wish to speak before — before Mrs. Osborne.”

»Ihre Anschuldigungen, Major Dobbin, sind sehr bescheiden und schicklich«, sagte Rebekka. »Sie lassen mich unter der Wucht einer Anklage, die nach alledem nicht einmal ausgesprochen wird. Was ist es? – Ist es Untreue gegenüber meinem Mann? Ich verachte es und möchte den sehen, der etwas beweisen kann, ja, das möchte ich. Meine Ehre ist makellos wie die des bittersten Feindes, der mich je verleumdet hat. Klagen Sie mich der Armut, Verlassenheit und des Elends an? – Ja, dieser Vergehen bin ich schuldig und werde täglich dafür bestraft. Laß mich gehen, Emmy. Ich brauche bloß anzunehmen, daß ich dich nicht getroffen hätte, dann geht es mir heute nicht schlimmer als gestern. Ich muß mir nur vorstellen, daß die Nacht vorüber und der arme Wanderer wieder unterwegs ist. Erinnerst du dich noch an das Lied, das wir in der alten, in der guten alten Zeit gesungen haben? Ich bin seitdem stets auf der Wanderschaft gewesen – eine arme Ausgestoßene, verachtet wegen ihres Elends, beleidigt wegen ihrer Einsamkeit. Laß mich gehen; mein Aufenthalt in diesem Haus stört die Pläne dieses Herrn.«

 

“Yours is a very modest and convenient sort of calumny, Major Dobbin,” Rebecca said. “You leave me under the weight of an accusation which, after all, is unsaid. What is it? Is it unfaithfulness to my husband? I scorn it and defy anybody to prove it — I defy you, I say. My honour is as untouched as that of the bitterest enemy who ever maligned me. Is it of being poor, forsaken, wretched, that you accuse me? Yes, I am guilty of those faults, and punished for them every day. Let me go, Emmy. It is only to suppose that I have not met you, and I am no worse to-day than I was yesterday. It is only to suppose that the night is over and the poor wanderer is on her way. Don’t you remember the song we used to sing in old, dear old days? I have been wandering ever since then — a poor castaway, scorned for being miserable, and insulted because I am alone. Let me go: my stay here interferes with the plans of this gentleman.”

»Jawohl, das stimmt, Madame«, sagte der Major. »Wenn ich in diesem Haus auch nur etwas zu sagen habe...«

 

“Indeed it does, madam,” said the Major. “If I have any authority in this house — ”

»Zu sagen habe? Nichts!« stieß Amelia hervor. »Rebekka, du bleibst. Ich werde dich nicht allein lassen, weil du verfolgt bist, und dich nicht verletzen, weil – weil Major Dobbin es tut. Komm, meine Liebe!« Und die beiden Frauen wandten sich zur Tür.

 

“Authority, none!” broke out Amelia “Rebecca, you stay with me. I won’t desert you because you have been persecuted, or insult you because — because Major Dobbin chooses to do so. Come away, dear.” And the two women made towards the door.

William öffnete ihnen. Als sie hinausgingen, ergriff er jedoch Amelias Hand und sagte: »Wollen Sie noch einen Augenblick bleiben und mich anhören?«

 

William opened it. As they were going out, however, he took Amelia’s hand and said — "Will you stay a moment and speak to me?”

»Er will allein mit dir sprechen«, sagte Becky mit Märtyrermiene. Amelia drückte ihr zur Antwort die Hand.

 

“He wishes to speak to you away from me,” said Becky, looking like a martyr. Amelia gripped her hand in reply.

»Auf meine Ehre, ich will nicht über Sie sprechen«, sagte Dobbin. »Kommen Sie zurück, Amelia.« Und sie kam. Dobbin verbeugte sich gegen Mrs. Crawley, als er die Tür hinter ihr schloß. Amelia lehnte am Spiegel und blickte ihn an; Gesicht und Lippen waren sehr blaß.

 

“Upon my honour it is not about you that I am going to speak,” Dobbin said. “Come back, Amelia,” and she came. Dobbin bowed to Mrs. Crawley, as he shut the door upon her. Amelia looked at him, leaning against the glass: her face and her lips were quite white.

»Ich war etwas durcheinander, als ich eben sprach«, sagte der Major nach einer Pause. »Ich habe es falsch ausgedrückt, als ich eben davon sprach, wer in diesem Haus etwas zu sagen hat.«

 

“I was confused when I spoke just now,” the Major said after a pause, “and I misused the word authority.”

»Ja, das haben Sie«, sagte Amelia zähneklappernd.

 

“You did,” said Amelia with her teeth chattering.

»Zumindest habe ich Anspruch darauf, daß man mich anhört«, fuhr Dobbin fort.

 

“At least I have claims to be heard,” Dobbin continued.

»Es ist sehr großzügig, mich daran zu erinnern, wie wir Ihnen verpflichtet sind«, erwiderte die Frau.

 

“It is generous to remind me of our obligations to you,” the woman answered.

»Der Anspruch, den ich meine, wurde mir von Georges Vater hinterlassen«, sagte William.

 

“The claims I mean are those left me by George’s father,” William said.

»Ja, und Sie haben sein Andenken beleidigt. Gestern haben Sie es getan. Das wissen Sie. Und ich werde Ihnen nie verzeihen. Niemals!« rief Amelia. Jedes Wort schoß sie bebend vor Zorn und Erregung hervor.

 

“Yes, and you insulted his memory. You did yesterday. You know you did. And I will never forgive you. Never!” said Amelia. She shot out each little sentence in a tremor of anger and emotion.

»Das meinen Sie doch nicht im Ernst, Amelia?« fragte William trübe. »Sie meinen doch nicht, daß diese in Übereilung geäußerten Worte ein ganzes Leben voller Hingabe aufwiegen können? Ich glaube, ich habe Georges Andenken so, wie ich gesprochen habe, nicht beleidigt, und wenn wir Vorwürfe miteinander austauschen wollen, so verdiene ich zumindest keine von seiner Witwe und der Mutter seines Sohnes. Denken Sie darüber nach, später, wenn – wenn Sie Zeit haben, und Ihr Gewissen wird diese Anklage zurückziehen. Das tut es übrigens schon jetzt.« Amelia senkte den Kopf.

 

“You don’t mean that, Amelia?” William said sadly. “You don’t mean that these words, uttered in a hurried moment, are to weigh against a whole life’s devotion? I think that George’s memory has not been injured by the way in which I have dealt with it, and if we are come to bandying reproaches, I at least merit none from his widow and the mother of his son. Reflect, afterwards when — when you are at leisure, and your conscience will withdraw this accusation. It does even now.” Amelia held down her head.

»Es sind nicht die gestrigen Worte«, fuhr er fort, »die Sie dazu veranlassen. Das ist bloß ein Vorwand, Amelia, oder ich habe Sie fünfzehn Jahre lang umsonst geliebt und beobachtet. Habe ich nicht in dieser Zeit gelernt, in Ihren Gefühlen und Gedanken zu lesen? Ich weiß, wozu Ihr Herz fähig ist; es kann sich treu an eine Erinnerung hängen und ein Phantasiegebilde hegen, kann aber nicht die Neigung fühlen, mit der meine erwidert zu werden verdient und die ich von einer großherzigen Frau auch erlangt hätte. Nein, Sie verdienen die Liebe nicht, die ich Ihnen geweiht habe. Ich weiß schon lange, daß der Preis, auf den ich mein Leben gesetzt habe, des Gewinnes nicht wert war, daß ich ein Tor war, als ich mit liebevoller Einbildung meine ganze Treue und glühende Leidenschaft gegen Ihr schwaches Restchen Liebe eintauschte. Mein Handel ist beendet, ich ziehe mich zurück. Ich tadle Sie nicht, Sie sind sehr gutmütig und haben Ihr Bestes getan, aber Sie konnten – Sie konnten sich nicht zu den Höhen der Liebe aufschwingen, die ich Ihnen entgegengebracht und die eine erhabenere Seele als Ihre zu erwidern wohl stolz gewesen wäre. Leben Sie wohl, Amelia! Ich habe Ihren Kampf beobachtet. Beenden Sie ihn. Wir sind beide seiner müde.«

 

“It is not that speech of yesterday,” he continued, “which moves you. That is but the pretext, Amelia, or I have loved you and watched you for fifteen years in vain. Have I not learned in that time to read all your feelings and look into your thoughts? I know what your heart is capable of: it can cling faithfully to a recollection and cherish a fancy, but it can’t feel such an attachment as mine deserves to mate with, and such as I would have won from a woman more generous than you. No, you are not worthy of the love which I have devoted to you. I knew all along that the prize I had set my life on was not worth the winning; that I was a fool, with fond fancies, too, bartering away my all of truth and ardour against your little feeble remnant of love. I will bargain no more: I withdraw. I find no fault with you. You are very good-natured, and have done your best, but you couldn’t — you couldn’t reach up to the height of the attachment which I bore you, and which a loftier soul than yours might have been proud to share. Good-bye, Amelia! I have watched your struggle. Let it end. We are both weary of it.”

Amelia stand niedergeschlagen und schweigend da, als William so plötzlich die Kette zerriß, an der sie ihn festhielt, und seine Unabhängigkeit und Überlegenheit erklärte. Er hatte so lange zu ihren Füßen gelegen, daß sich die arme kleine Frau daran gewöhnt hatte, auf ihm herumzutreten. Sie wollte ihn zwar nicht heiraten, aber festhalten wollte sie ihn. Sie wollte ihm nichts geben, aber sie wollte, daß er ihr alles gab. Dies ist ein Handel, wie er in der Liebe nicht selten vorkommt.

 

Amelia stood scared and silent as William thus suddenly broke the chain by which she held him and declared his independence and superiority. He had placed himself at her feet so long that the poor little woman had been accustomed to trample upon him. She didn’t wish to marry him, but she wished to keep him. She wished to give him nothing, but that he should give her all. It is a bargain not unfrequently levied in love.

Williams Ausbruch hatte sie völlig geschlagen und zerschmettert. Ihr Angriff war schon längst vorüber und zurückgeschlagen.

 

William’s sally had quite broken and cast her down. Her assault was long since over and beaten back.

»Muß ich aus Ihren Worten entnehmen – daß Sie weg – gehen – William?« fragte sie.

 

“Am I to understand then, that you are going — away, William?” she said.

Er lachte traurig auf. »Ich bin schon einmal fortgegangen«, sagte er, »und nach zwölf Jahren zurückgekommen. Wir waren damals jung, Amelia. Leben Sie wohl! Ich habe genug von meinem Leben für dieses Spiel geopfert.«

 

He gave a sad laugh. “I went once before,” he said, “and came back after twelve years. We were young then, Amelia. Good-bye. I have spent enough of my life at this play.”

Während sie sprachen, hatte sich die Tür von Mrs. Osbornes Zimmer ein wenig geöffnet, denn Rebekka hatte die Klinke in der Hand behalten und in dem Augenblick, als Dobbin sie losließ, herumgedreht. Nun hörte sie jedes Wort von der Unterhaltung zwischen den beiden. Was für ein edles Herz hat doch dieser Mann, dachte sie, und wie schändlich die Frau damit spielt. Sie bewunderte Dobbin, sie hegte keinen Groll gegen ihn wegen der Rolle, die er gegen sie gespielt hatte. Er hatte offen und ehrlich gespielt. Ach! dachte sie, wenn ich doch auch solch einen Mann gehabt hätte – einen Mann mit Herz und Verstand. Dann hätte ich auch nichts gegen seine großen Füße gesagt. Sie eilte auf ihr Zimmer, überlegte etwas und schrieb ihm ein Billett, worin sie ihn ersuchte, noch ein paar Tage zu bleiben und noch nicht ans Weggehen zu denken. Sie könne ihm in bezug auf Amelia behilflich sein.

 

Whilst they had been talking, the door into Mrs. Osborne’s room had opened ever so little; indeed, Becky had kept a hold of the handle and had turned it on the instant when Dobbin quitted it, and she heard every word of the conversation that had passed between these two. “What a noble heart that man has,” she thought, “and how shamefully that woman plays with it!” She admired Dobbin; she bore him no rancour for the part he had taken against her. It was an open move in the game, and played fairly. “Ah!” she thought, “if I could have had such a husband as that — a man with a heart and brains too! I would not have minded his large feet”; and running into her room, she absolutely bethought herself of something, and wrote him a note, beseeching him to stop for a few days — not to think of going — and that she could serve him with A.

Der Abschied war vorüber. Wieder ging der arme William zur Tür und war fort. Die kleine Witwe, die Urheberin des Ganzen, hatte ihren Willen durchgesetzt, den Sieg errungen und konnte sich nun nach Herzenslust daran freuen. Mögen die Damen sie um ihren Triumph beneiden.

 

The parting was over. Once more poor William walked to the door and was gone; and the little widow, the author of all this work, had her will, and had won her victory, and was left to enjoy it as she best might. Let the ladies envy her triumph.

Zur romantischen Essensstunde erschien Mr. Georgy und bemerkte wiederum die Abwesenheit des »alten Dob«. Die Gesellschaft nahm das Mahl schweigend ein, Josephs Appetit hatte nicht gelitten, aber Emmy rührte nichts an.

 

At the romantic hour of dinner, Mr. Georgy made his appearance and again remarked the absence of “Old Dob.” The meal was eaten in silence by the party. Jos’s appetite not being diminished, but Emmy taking nothing at all.

Nach dem Essen lehnte sich George auf einem Kissen in das alte Fenster, ein großes Erkerfenster, das auf einer Seite den Marktplatz mit dem »Elefanten« überschaute und gegenüber »die andere Seite der Goswell Street«, wie das unsterbliche Fenster des Mr. Pickwick. Georgy sah also hinaus, während sich seine Mutter dicht neben ihm zu schaffen machte, und plötzlich bemerkte er Zeichen einer Bewegung im Hause des Majors.

 

After the meal, Georgy was lolling in the cushions of the old window, a large window, with three sides of glass abutting from the gable, and commanding on one side the market-place, where the Elephant is, his mother being busy hard by, when he remarked symptoms of movement at the Major’s house on the other side of the street.

»Holla!« rief er. »Das ist ja Dobbins Mausefalle – sie holen sie aus dem Hof heraus.« Die besagte »Mausefalle« war ein Wagen, den der Major für sechs Pfund gekauft hatte und dessentwegen man ihn allenthalben aufzog.

 

“Hullo!” said he, “there’s Dob’s trap — they are bringing it out of the court-yard.” The “trap” in question was a carriage which the Major had bought for six pounds sterling, and about which they used to rally him a good deal.

Emmy fuhr ein wenig zusammen, sagte aber nichts.

 

Emmy gave a little start, but said nothing.

»Holla!« fuhr George fort. »Da kommt ja Francis mit den Reisetaschen heraus, und Kunz, der einäugige Postillion, kommt mit drei Schimmeln über den Markt. Seht nur mal seine Stiefel und die gelbe Jacke; ist er nicht ein komischer Kauz? – Aber was denn – die spannen die Pferde ja vor Dobs Wagen. Verreist er denn?«

 

“Hullo!” Georgy continued, “there’s Francis coming out with the portmanteaus, and Kunz, the one-eyed postilion, coming down the market with three schimmels. Look at his boots and yellow jacket — ain’t he a rum one? Why — they’re putting the horses to Dob’s carriage. Is he going anywhere?”

»Ja«, antwortete Emmy. »Er fährt weg.«

 

“Yes,” said Emmy, “he is going on a journey.”

»Aha, und wann kommt er zurück?«

 

“Going on a journey; and when is he coming back?”

»Er kommt – nicht zurück!« antwortete Emmy.

 

“He is — not coming back,” answered Emmy.

»Kommt nicht zurück?« schrie Georgy und sprang auf. »Bleib hier!« rief Joseph. »Bleib, Georgy!« sagte seine Mutter mit sehr traurigem Gesicht. Der Knabe blieb, lief im Zimmer umher, kniete sich auf das Fensterbrett, sprang wieder herunter und zeigte alle Symptome von Unruhe und Neugier.

 

“Not coming back!” cried out Georgy, jumping up. “Stay here, sir,” roared out Jos. “Stay, Georgy,” said his mother with a very sad face. The boy stopped, kicked about the room, jumped up and down from the window-seat with his knees, and showed every symptom of uneasiness and curiosity.

Die Pferde waren angespannt, das Gepäck festgeschnallt. Francis kam mit dem Degen seines Herrn und dem zusammengebundenen Stock und Schirm und steckte sie in das Flaschenfutter und mit seinem Schreibpult und der alten zinnernen Dreispitzschachtel, die er unter den Sitz stellte. Francis brachte auch den mit rotem Wollstoff gefütterten, fleckigen blauen Mantel heraus, der den Besitzer seit fünfzehn Jahren stets umhüllt und »so manchen Sturm erlebt« hatte, wie es in einem bekannten Lied jener Tage heißt. Er war vor der Schlacht bei Waterloo neu gewesen und hatte ihn und George in der Nacht nach Quatre-Bras zugedeckt.

 

The horses were put to. The baggage was strapped on. Francis came out with his master’s sword, cane, and umbrella tied up together, and laid them in the well, and his desk and old tin cocked-hat case, which he placed under the seat. Francis brought out the stained old blue cloak lined with red camlet, which had wrapped the owner up any time these fifteen years, and had manchen Sturm erlebt, as a favourite song of those days said. It had been new for the campaign of Waterloo and had covered George and William after the night of Quatre Bras.

Der alte Burcke, der Hauswirt, kam heraus, dann Francis mit mehr Gepäck – dem letzten –, dann Major William selbst. Burcke wollte ihn küssen. Alle Leute, mit denen der Major zu tun hatte, vergötterten ihn, und er konnte sich nur schwer diesen Liebesbeweisen entziehen.

 

Old Burcke, the landlord of the lodgings, came out, then Francis, with more packages — final packages — then Major William — Burcke wanted to kiss him. The Major was adored by all people with whom he had to do. It was with difficulty he could escape from this demonstration of attachment.

»Beim Zeus, ich will gehen!« schrie George. »Bring ihm das«, sagte Becky teilnahmsvoll und gab dem Knaben einen Zettel in die Hand. Binnen einer Minute war er die Treppe hinabgestürzt und über die Straße geeilt. Der gelbe Postillion knallte leise mit der Peitsche.

 

“By Jove, I will go!” screamed out George. “Give him this,” said Becky, quite interested, and put a paper into the boy’s hand. He had rushed down the stairs and flung across the street in a minute — the yellow postilion was cracking his whip gently.

William war von den Umarmungen seines Wirtes losgekommen und in den Wagen gestiegen. George sprang nach und schlang die Arme um den Hals des Majors (das konnten sie vom Fenster aus beobachten) und stellte ihm Fragen über Fragen. Dann faßte er in die Westentasche und gab ihm das Billett. William griff begierig danach und öffnete es zitternd. Aber sofort veränderte sich sein Gesichtsausdruck, er zerriß das Papier und ließ es aus dem Wagen flattern. Er küßte Georgy auf das Haar, und der Knabe stieg mit Francis' Hilfe aus, beide Fäuste vor die Augen gepreßt. Zögernd hielt er sich noch mit einer Hand am Schlag fest. »Fort, Schwager!« Der gelbe Postillion knallte ungestüm mit der Peitsche, Francis sprang auf den Bock, die Schimmel zogen an, und Dobbin ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er blickte nicht auf, als sie unter Amelias Fenster vorbeikamen, und Georgy, allein auf der Straße zurückgeblieben, brach vor der versammelten Menge in Tränen aus.

 

William had got into the carriage, released from the embraces of his landlord. George bounded in afterwards, and flung his arms round the Major’s neck (as they saw from the window), and began asking him multiplied questions. Then he felt in his waistcoat pocket and gave him a note. William seized at it rather eagerly, he opened it trembling, but instantly his countenance changed, and he tore the paper in two and dropped it out of the carriage. He kissed Georgy on the head, and the boy got out, doubling his fists into his eyes, and with the aid of Francis. He lingered with his hand on the panel. Fort, Schwager! The yellow postilion cracked his whip prodigiously, up sprang Francis to the box, away went the schimmels, and Dobbin with his head on his breast. He never looked up as they passed under Amelia’s window, and Georgy, left alone in the street, burst out crying in the face of all the crowd.

Emmys Zofe hörte ihn in der Nacht erneut schluchzen und brachte ihm eingemachte Aprikosen, um ihn zu trösten. Sie vermischte ihre Klagen mit seinen. Alle armen, alle niedrigen, alle ehrlichen Leute, alle guten Menschen, die ihn kannten, liebten den freundlichen, schlichten Herrn.

 

Emmy’s maid heard him howling again during the night and brought him some preserved apricots to console him. She mingled her lamentations with his. All the poor, all the humble, all honest folks, all good men who knew him, loved that kind-hearted and simple gentleman.

Und Emmy? Hatte sie nicht ihre Pflicht getan? Sie konnte sich ja mit ihrem Bild von George trösten.

 

As for Emmy, had she not done her duty? She had her picture of George for a consolation.


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