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46. Kapitel / Chapter 46

Kämpfe und Prüfungen / Struggles and Trials

Unsere Freunde in Brompton verbrachten inzwischen Weihnachten auf ihre Weise und keineswegs zu fröhlich.

 

Our friends at Brompton were meanwhile passing their Christmas after their fashion and in a manner by no means too cheerful.

Von den hundert Pfund, auf die sich das Einkommen der Witwe Osborne ungefähr belief, gab sie fast drei Viertel ihren Eltern, damit sie die Ausgaben für sich und ihren kleinen Knaben bestreiten konnten. Mit weiteren hundertzwanzig Pfund, die Joseph schickte, konnte die vierköpfige Familie leidlich bequem auskommen und den Kopf über Wasser halten. Sie wurden versorgt von einem irischen Dienstmädchen, das auch für Clapp arbeitete. Sie waren trotz aller Stürme und Enttäuschungen ihres früheren Lebens sogar noch immer in der Lage, einem Freund eine Tasse Tee anzubieten. Sedley bewahrte immer noch eine gewisse Überlegenheit in den Augen der Familie von Mr. Clapp, seinem früheren Angestellten. Clapp erinnerte sich noch der Zeit, da er an der reichbesetzten Tafel des Kaufmanns am Russell Square auf der Kante des Stuhls saß und ein Glas auf die Gesundheit von Mrs. Sedley, Miss Emmy und Mr. Joseph in Indien leerte. Die Zeit erhöhte noch den Glanz dieser Erinnerungen im Herzen des ehrlichen alten Angestellten. Jedesmal, wenn er aus seinem Zimmer neben der Küche in das Wohnzimmer heraufkam, um mit Mr. Sedley Tee oder Grog zu trinken, pflegte er zu sagen: »So etwas waren Sie früher nicht gewohnt, Sir«, und er trank auf die Gesundheit der Damen ebenso ernst und ehrfurchtsvoll wie in den Tagen ihres größten Glückes. Er hielt Miss Amelias Klavierspiel für die himmlischste Musik, die je zu hören war, und sie selbst für die feinste Dame. Er setzte sich sogar im Klub nie vor Sedley hin, und kein Mitglied der Gesellschaft durfte den Herrn schmähen. Er habe gesehen, wie die bedeutendsten Männer Londons Mr. Sedley die Hand geschüttelt hätten, sagte er. Er habe ihn in Zeiten gekannt, wo man Rothschild täglich auf der Börse mit ihm hätte erblicken können, und er selbst verdanke ihm alles.

 

Out of the hundred pounds a year, which was about the amount of her income, the Widow Osborne had been in the habit of giving up nearly three-fourths to her father and mother, for the expenses of herself and her little boy. With #120 more, supplied by Jos, this family of four people, attended by a single Irish servant who also did for Clapp and his wife, might manage to live in decent comfort through the year, and hold up their heads yet, and be able to give a friend a dish of tea still, after the storms and disappointments of their early life. Sedley still maintained his ascendency over the family of Mr. Clapp, his ex-clerk. Clapp remembered the time when, sitting on the edge of the chair, he tossed off a bumper to the health of “Mrs. S — , Miss Emmy, and Mr. Joseph in India,” at the merchant’s rich table in Russell Square. Time magnified the splendour of those recollections in the honest clerk’s bosom. Whenever he came up from the kitchen-parlour to the drawing-room and partook of tea or gin-and-water with Mr. Sedley, he would say, “This was not what you was accustomed to once, sir,” and as gravely and reverentially drink the health of the ladies as he had done in the days of their utmost prosperity. He thought Miss ’Melia’s playing the divinest music ever performed, and her the finest lady. He never would sit down before Sedley at the club even, nor would he have that gentleman’s character abused by any member of the society. He had seen the first men in London shaking hands with Mr. S — ; he said, “He’d known him in times when Rothschild might be seen on ’Change with him any day, and he owed him personally everythink.”

Clapp, mit besten Zeugnissen und einer sehr guten Handschrift, hatte bald nach dem Unglück seines Herrn wieder Beschäftigung gefunden. »So ein kleiner Fisch wie ich kann in jedem Eimer schwimmen«, pflegte er zu sagen, und ein Mitglied der Firma, aus der der alte Sedley ausgeschieden war, nahm Mr. Clapp gern in seine Dienste und entschädigte ihn mit einem anständigen Gehalt. Schließlich waren alle seine reichen Freunde von Sedley abgefallen, und nur der arme ehemalige Untergebene blieb ihm treu.

 

Clapp, with the best of characters and handwritings, had been able very soon after his master’s disaster to find other employment for himself. “Such a little fish as me can swim in any bucket,” he used to remark, and a member of the house from which old Sedley had seceded was very glad to make use of Mr. Clapp’s services and to reward them with a comfortable salary. In fine, all Sedley’s wealthy friends had dropped off one by one, and this poor ex-dependent still remained faithfully attached to him.

Die Witwe mußte sehr sorgfältig und sparsam sein, um von dem kleinen Rest ihres Einkommens, den sie für sich behielt, ihren geliebten Jungen so zu kleiden, wie es George Osbornes Kind zukam, und die Kosten der billigen Schule zu bestreiten, in die den Knaben zu schicken sie sich nach langem Widerstreben und unter mancherlei geheimen Schmerzen und Befürchtungen hatte bewegen lassen. Nächtelang war sie Lektionen durchgegangen und hatte unverständliche Grammatiken und verworrene Geographiebücher studiert, um George darin unterrichten zu können. Sie hatte sich sogar die lateinische Formenlehre vorgenommen, in der einfältigen Hoffnung, selbst so weit zu kommen, daß sie ihn in dieser Sprache unterrichten könnte. Sich von ihm den ganzen Tag zu trennen und ihn der Gnade des Rohrstockes der Lehrer und den rauhen Händen seiner Schulkameraden auszuliefern war für die schwache, empfindsame ängstliche Mutter fast ebenso schmerzlich, als ob sie ihn zum zweiten Male entwöhnen müßte. Er dagegen war glücklich, in die Schule gehen zu dürfen; er sehnte sich nach Veränderung. Diese kindliche Freude verletzte seine Mutter, der es so schwerfiel, sich von ihm zu trennen. Sie hätte ihn lieber etwas betrübter gesehen, bereute aber doch wieder tief, daß sie es wagte, so selbstsüchtig zu sein und sich ihren eigenen Sohn unglücklich zu wünschen.

 

Out of the small residue of her income which Amelia kept back for herself, the widow had need of all the thrift and care possible in order to enable her to keep her darling boy dressed in such a manner as became George Osborne’s son, and to defray the expenses of the little school to which, after much misgiving and reluctance and many secret pangs and fears on her own part, she had been induced to send the lad. She had sat up of nights conning lessons and spelling over crabbed grammars and geography books in order to teach them to Georgy. She had worked even at the Latin accidence, fondly hoping that she might be capable of instructing him in that language. To part with him all day, to send him out to the mercy of a schoolmaster’s cane and his schoolfellows’ roughness, was almost like weaning him over again to that weak mother, so tremulous and full of sensibility. He, for his part, rushed off to the school with the utmost happiness. He was longing for the change. That childish gladness wounded his mother, who was herself so grieved to part with him. She would rather have had him more sorry, she thought, and then was deeply repentant within herself for daring to be so selfish as to wish her own son to be unhappy.

Georgy machte große Fortschritte in der Schule, die ein Freund des treuen Anbeters seiner Mutter, des Ehrwürden Mr. Binny, leitete. Er brachte unzählige Preise und Zeugnisse seines Talents mit nach Hause; jeden Abend erzählte er seiner Mutter viele Geschichten von seinen Schulkameraden: was für ein feiner Kerl Lyons war und was für eine Petze Sniffin und daß Steels Vater doch tatsächlich das Fleisch für die Schule lieferte, während Goldings Mutter ihren Sohn jeden Sonnabend mit einer Kutsche abholte, und daß Neat Riemen an den Hosen hatte – durfte er auch Riemen tragen? – und daß der größere Bull so stark war (obwohl er erst beim Eutropius sei), daß es hieß, er könne sogar den Hilfslehrer, Mr. Ward, besiegen. So kannte Amelia alle Jungen der Schule bald ebenso gut wie Georgy selbst. Abends half sie ihm bei den Übungen, und sie zerbrach sich ihr Köpfchen über den Aufgaben, als ob sie selbst am nächsten Morgen vor den Lehrer treten müßte. Einst, nach einer Prügelei mit Master Smith, kam Georgy mit einem blauen Auge nach Hause und prahlte gegenüber seiner Mutter und seinem entzückten alten Großvater mit seiner Tapferkeit im Kampf. In Wirklichkeit hatte er sich nicht besonders heldenmütig aufgeführt und ganz entschieden den kürzeren gezogen. Amelia aber hat diesem Smith bis heute noch nicht vergeben, obwohl er jetzt ein friedlicher Apotheker in der Nähe vom Leicester Square ist.

 

Georgy made great progress in the school, which was kept by a friend of his mother’s constant admirer, the Rev. Mr. Binny. He brought home numberless prizes and testimonials of ability. He told his mother countless stories every night about his school-companions: and what a fine fellow Lyons was, and what a sneak Sniffin was, and how Steel’s father actually supplied the meat for the establishment, whereas Golding’s mother came in a carriage to fetch him every Saturday, and how Neat had straps to his trowsers — might he have straps? — and how Bull Major was so strong (though only in Eutropius) that it was believed he could lick the Usher, Mr. Ward, himself. So Amelia learned to know every one of the boys in that school as well as Georgy himself, and of nights she used to help him in his exercises and puzzle her little head over his lessons as eagerly as if she was herself going in the morning into the presence of the master. Once, after a certain combat with Master Smith, George came home to his mother with a black eye, and bragged prodigiously to his parent and his delighted old grandfather about his valour in the fight, in which, if the truth was known he did not behave with particular heroism, and in which he decidedly had the worst. But Amelia has never forgiven that Smith to this day, though he is now a peaceful apothecary near Leicester Square.

Unter diesen stillen Bemühungen und harmlosen Sorgen verging das Leben der sanften Witwe. Einige Silberfäden in ihrem Haar zeigten den Flug der Zeit an, und auf ihrer schönen Stirn grub sich eine winzige Linie ein. Sie pflegte über diese Zeichen der Zeit zu lächeln. »Was bedeutet das schon für eine alte Frau wie mich?« meinte sie. Ihre einzige Hoffnung war, zu erleben, daß ihr Sohn groß, berühmt und erhaben würde, wie er es verdiente. Sie hob seine Schreibhefte, Zeichnungen und Aufsätze auf und zeigte sie in ihrem kleinen Kreise herum, als ob sie Wunderwerke eines Genies wären. Sie vertraute einige dieser Arbeiten Miss Dobbin an, damit diese sie Georges Tante, Miss Osborne, zeigen würde, und die wiederum könnte sie dann Mr. Osborne selbst zeigen, damit der alte Mann seine Grausamkeit und Hartherzigkeit dem Verstorbenen gegenüber bereuen sollte. Sie hatte alle Fehler und Schwächen ihres Mannes mit diesem begraben und erinnerte sich nur des Geliebten, der sie unter großen Opfern geheiratet hatte, des tapferen und schönen Ehemannes, in dessen Armen sie an dem Morgen gehangen hatte, an dem er ausgezogen war, um für seinen König zu kämpfen und ruhmvoll zu sterben. Der Held mußte vom Himmel auf dieses Musterbild von einem Knaben herablächeln, den er ihr als Trost und Stütze zurückgelassen hatte.

 

In these quiet labours and harmless cares the gentle widow’s life was passing away, a silver hair or two marking the progress of time on her head and a line deepening ever so little on her fair forehead. She used to smile at these marks of time. “What matters it,” she asked, “For an old woman like me?” All she hoped for was to live to see her son great, famous, and glorious, as he deserved to be. She kept his copy-books, his drawings, and compositions, and showed them about in her little circle as if they were miracles of genius. She confided some of these specimens to Miss Dobbin, to show them to Miss Osborne, George’s aunt, to show them to Mr. Osborne himself — to make that old man repent of his cruelty and ill feeling towards him who was gone. All her husband’s faults and foibles she had buried in the grave with him: she only remembered the lover, who had married her at all sacrifices, the noble husband, so brave and beautiful, in whose arms she had hung on the morning when he had gone away to fight, and die gloriously for his king. From heaven the hero must be smiling down upon that paragon of a boy whom he had left to comfort and console her.

Wir haben gesehen, wie einer von Georges Großvätern (Mr. Osborne) in seinem Lehnstuhl am Russell Square täglich heftiger und düsterer wurde und seine Tochter, trotz ihrer schönen Kutsche und der prächtigen Pferde und ihres Namens auf der Hälfte aller Wohltätigkeitslisten der Stadt, eine einsame, unglückliche, gequälte alte Jungfer war. Sie dachte immer wieder an den schönen kleinen Knaben, den Sohn ihres Bruders, den sie gesehen hatte. Sie sehnte sich danach, in ihrem schönen Wagen zu dem Haus, in dem er wohnte, fahren zu dürfen, und sah sich bei ihren einsamen Spazierfahrten im Park ständig um, in der Hoffnung, ihn sehen zu können. Ihre Schwester, die Bankiersfrau, ließ sich zuweilen herab, ihrem alten Heim und der Gefährtin am Russell Square einen Besuch abzustatten. Sie brachte zwei kränkliche Kinder mit, die von einer geputzten Amme begleitet wurden, und schnatterte mit leiser, vornehmer Stimme zu ihrer Schwester über ihre vornehmen Freunde und kicherte viel. Sie erzählte, daß ihr kleiner Frederick das Ebenbild von Lord Claude Lollypop sei und daß ihre süße Maria von der Baronesse bemerkt worden sei, als sie in Roehampton im Eselwagen gefahren seien. Sie drängte die Schwester, sie solle den Papa dahin bringen, daß er etwas für die lieben Herzchen tue. Frederick, so hatte sie beschlossen, sollte in die Garde eintreten, und wenn sie ihm ein Gut beschafften (Mr. Bullock ruinierte sich schon und würde noch Hungers sterben, um Land kaufen zu können), wie sollten sie dann das liebe Mädchen versorgen?

 

We have seen how one of George’s grandfathers (Mr. Osborne), in his easy chair in Russell Square, daily grew more violent and moody, and how his daughter, with her fine carriage, and her fine horses, and her name on half the public charity-lists of the town, was a lonely, miserable, persecuted old maid. She thought again and again of the beautiful little boy, her brother’s son, whom she had seen. She longed to be allowed to drive in the fine carriage to the house in which he lived, and she used to look out day after day as she took her solitary drive in the park, in hopes that she might see him. Her sister, the banker’s lady, occasionally condescended to pay her old home and companion a visit in Russell Square. She brought a couple of sickly children attended by a prim nurse, and in a faint genteel giggling tone cackled to her sister about her fine acquaintance, and how her little Frederick was the image of Lord Claud Lollypop and her sweet Maria had been noticed by the Baroness as they were driving in their donkey-chaise at Roehampton. She urged her to make her papa do something for the darlings. Frederick she had determined should go into the Guards; and if they made an elder son of him (and Mr. Bullock was positively ruining and pinching himself to death to buy land), how was the darling girl to be provided for?

»Ich erwarte dies von dir, liebe Schwester«, pflegte Mrs. Bullock zu sagen, »denn natürlich geht mein Anteil am Vermögen unseres Papas auf das Haupt des Hauses über, wie du weißt. Die liebe Rhoda McMull will die ganzen Besitzungen von Castletoddy frei machen, sobald der arme liebe Lord Castletoddy stirbt, der schon ganz epileptisch ist, und der kleine Macduff McMull wird dann Viscount Castletoddy. Die beiden Mr. Bludyer aus der Mincing Lane haben ihr Vermögen dem kleinen Sohn von Fanny Bludyer verschrieben. Mein lieber Frederick muß unbedingt ein Gut haben, und – und sei so gut und bitte Papa, daß er wieder sein Konto bei uns in der Lombard Street eröffnet, nicht wahr, Liebste. Es sieht nicht gut aus, wenn er zu Stumpy und Rowdy geht.« Nach derartigen Reden, einem Gemisch aus Klatsch über die vornehme Welt und Geldgier, und nach einem Kuß, der der Berührung einer Auster glich, pflegte dann Mrs. Frederick Bullock ihre gestärkten Treibhauspflänzchen einzusammeln und zu ihrem Wagen zurückzutrippeln.

 

“I expect you, dear,” Mrs. Bullock would say, “for of course my share of our Papa’s property must go to the head of the house, you know. Dear Rhoda McMull will disengage the whole of the Castletoddy property as soon as poor dear Lord Castletoddy dies, who is quite epileptic; and little Macduff McMull will be Viscount Castletoddy. Both the Mr. Bludyers of Mincing Lane have settled their fortunes on Fanny Bludyer’s little boy. My darling Frederick must positively be an eldest son; and — and do ask Papa to bring us back his account in Lombard Street, will you, dear? It doesn’t look well, his going to Stumpy and Rowdy’s.” After which kind of speeches, in which fashion and the main chance were blended together, and after a kiss, which was like the contact of an oyster — Mrs. Frederick Bullock would gather her starched nurslings and simper back into her carriage.

Jeder Besuch, den diese Modedame ihrer Familie abstattete, war unheilvoller für sie. Ihr Vater zahlte mehr und mehr Geld bei Stumpy und Rowdy ein; ihr gönnerhaftes Wesen wurde von Mal zu Mal unerträglicher. Die arme Witwe, die in dem Häuschen in Brompton ihren Schatz bewachte, hatte keine Ahnung, wie eifrig gewisse Leute danach begehrten.

 

Every visit which this leader of ton paid to her family was more unlucky for her. Her father paid more money into Stumpy and Rowdy’s. Her patronage became more and more insufferable. The poor widow in the little cottage at Brompton, guarding her treasure there, little knew how eagerly some people coveted it.

An dem Abend, als Jane Osborne ihrem Vater erzählt hatte, sie habe seinen Enkel gesehen, hatte der alte Mann ihr nichts geantwortet, aber er war auch nicht zornig geworden. Als er sich in sein Zimmer zurückzog, hatte er ihr nicht unfreundlich eine gute Nacht gewünscht. Er mußte über ihre Worte nachgedacht und bei der Familie Dobbin einige Erkundigungen über ihren Besuch eingezogen haben, denn etwa vierzehn Tage danach fragte er sie, wo ihre kleine französische Uhr mit der Kette sei, die sie immer getragen habe.

 

On that night when Jane Osborne had told her father that she had seen his grandson, the old man had made her no reply, but he had shown no anger — and had bade her good-night on going himself to his room in rather a kindly voice. And he must have meditated on what she said and have made some inquiries of the Dobbin family regarding her visit, for a fortnight after it took place, he asked her where was her little French watch and chain she used to wear?

»Ich hatte sie von meinem Geld gekauft«, sagte sie sehr erschrocken.

 

“I bought it with my money, sir,” she said in a great fright.

»Geh und bestelle dir so eine oder eine bessere, wenn du sie bekommen kannst«, sagte der alte Herr und fiel wieder in sein Schweigen zurück.

 

“Go and order another like it, or a better if you can get it,” said the old gentleman and lapsed again into silence.

In der letzten Zeit hatten die Misses Dobbin Amelia häufig gebeten, dem kleinen George zu erlauben, daß er sie besuchen dürfe. Seine Tante habe Gefallen an ihm gefunden, vielleicht werde sich auch sein Großvater bewegen lassen, sich mit ihm auszusöhnen, meinten sie. Amelia konnte so vorteilhafte Aussichten für den Knaben wahrhaftig nicht zurückweisen, nein, das konnte sie nicht; aber sie erfüllte die Bitte nur sehr schweren und mißtrauischen Herzens. Während der Abwesenheit des Kindes war sie unruhig und empfing es bei seiner Rückkehr stets, als ob es irgendeiner Gefahr entronnen wäre. Der Knabe brachte Geld und Spielsachen mit, die die Witwe eifersüchtig und furchtsam betrachtete. Sie fragte ihn ständig, ob er einen Herrn gesehen habe. Nur den alten Sir William, antwortete er, der ihn im Vierspänner herumgefahren habe, und Mr. Dobbin, der am Nachmittag auf dem schönen Braunen angeritten gekommen sei, im grünen Rock mit rosa Halstuch und einer goldknaufigen Peitsche, und der versprochen habe, ihm den Londoner Tower zu zeigen und ihn mit den Surreyhunden mit auf die Jagd zu nehmen. Schließlich erzählte er einmal: »Es war ein alter Herr mit dicken Augenbrauen und einem breitkrempigen Hut und einer großen Kette mit vielen Petschaften da. Er kam, als der Kutscher das graue Pony mit mir auf dem Rasen herumführte. Er hat mich lange angesehen und sehr gezittert. Ich habe dann nach dem Essen ›Mein Nam' ist Norval‹ aufgesagt. Meine Tante hat angefangen zu weinen. Sie weint immer.« So lautete an jenem Abend Georges Bericht.

 

Of late the Misses Dobbin more than once repeated their entreaties to Amelia, to allow George to visit them. His aunt had shown her inclination; perhaps his grandfather himself, they hinted, might be disposed to be reconciled to him. Surely, Amelia could not refuse such advantageous chances for the boy. Nor could she, but she acceded to their overtures with a very heavy and suspicious heart, was always uneasy during the child’s absence from her, and welcomed him back as if he was rescued out of some danger. He brought back money and toys, at which the widow looked with alarm and jealousy; she asked him always if he had seen any gentleman — "Only old Sir William, who drove him about in the four-wheeled chaise, and Mr. Dobbin, who arrived on the beautiful bay horse in the afternoon — in the green coat and pink neck-cloth, with the gold-headed whip, who promised to show him the Tower of London and take him out with the Surrey hounds.” At last, he said, “There was an old gentleman, with thick eyebrows, and a broad hat, and large chain and seals.” He came one day as the coachman was lunging Georgy round the lawn on the gray pony. “He looked at me very much. He shook very much. I said ‘My name is Norval’ after dinner. My aunt began to cry. She is always crying.” Such was George’s report on that night.

Amelia wußte nun, daß der Knabe seinen Großvater gesehen hatte, und erwartete fieberhaft einen Vorschlag, der ganz sicher folgen mußte und der auch wirklich ein paar Tage später kam. Mr. Osborne erbot sich in aller Form, den Knaben bei sich aufzunehmen und ihn zum Erben des Vermögens zu machen, das sein Vater hätte erhalten sollen. Er würde Mrs. George Osborne eine Summe aussetzen, so daß sie ein anständiges Auskommen hätte. Wenn Mrs. George Osborne die Absicht habe, wieder zu heiraten, wie Mr. O. gehört habe, so werde er die Unterstützung nicht rückgängig machen. Es verstehe sich aber von selbst, daß das Kind ausschließlich bei seinem Großvater am Russell Square oder an einem Ort, den Mr. O. bestimmen würde, leben müsse. Gelegentlich solle es ihm gestattet werden, Mrs. George Osborne in ihrer Wohnung zu besuchen. Dieser Antrag wurde ihr eines Tages in einem Brief gebracht und vorgelesen, als ihre Mutter nicht zu Hause und ihr Vater, wie gewöhnlich, in der City war.

 

Then Amelia knew that the boy had seen his grandfather; and looked out feverishly for a proposal which she was sure would follow, and which came, in fact, in a few days afterwards. Mr. Osborne formally offered to take the boy and make him heir to the fortune which he had intended that his father should inherit. He would make Mrs. George Osborne an allowance, such as to assure her a decent competency. If Mrs. George Osborne proposed to marry again, as Mr. O. heard was her intention, he would not withdraw that allowance. But it must be understood that the child would live entirely with his grandfather in Russell Square, or at whatever other place Mr. O. should select, and that he would be occasionally permitted to see Mrs. George Osborne at her own residence. This message was brought or read to her in a letter one day, when her mother was from home and her father absent as usual in the City.

In ihrem ganzen Leben hatte man sie nur zwei- oder dreimal zornig gesehen, und Mr. Osbornes Anwalt hatte das Glück, sie in dieser Stimmung zu erleben. Als Mr. Poe ihr den Brief nach dem Vorlesen überreichte, stand sie zitternd auf, wurde purpurrot, zerriß das Papier in hundert Schnipsel und trat sie mit Füßen. »Ich wieder heiraten! Ich Geld nehmen, damit ich mich von meinem Kind trenne! Wer wagt es, mich durch einen solchen Vorschlag zu beleidigen! Sagen Sie Mr. Osborne, daß es ein gemeiner Brief ist – ein gemeiner Brief, und ich habe nicht die Absicht, darauf zu antworten. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Sir.« – »Und sie entließ mich mit einer Verbeugung, die der Königin in einer Tragödie würdig gewesen wäre«, sagte der Anwalt, als er die Geschichte berichtete.

 

She was never seen angry but twice or thrice in her life, and it was in one of these moods that Mr. Osborne’s attorney had the fortune to behold her. She rose up trembling and flushing very much as soon as, after reading the letter, Mr. Poe handed it to her, and she tore the paper into a hundred fragments, which she trod on. “I marry again! I take money to part from my child! Who dares insult me by proposing such a thing? Tell Mr. Osborne it is a cowardly letter, sir — a cowardly letter — I will not answer it. I wish you good morning, sir — and she bowed me out of the room like a tragedy Queen,” said the lawyer who told the story.

Ihre Eltern bemerkten ihre Aufregung an jenem Tage nicht, und sie erzählte auch nichts von der Unterredung. Sie hatten ihre eigenen Angelegenheiten im Kopf, Angelegenheiten, die auch die unschuldige, nichtsahnende Amelia betrafen. Der alte Herr, ihr Vater, war stets in Spekulationen verwickelt. Wir haben gesehen, wie ihm die Projekte der Weingesellschaft und der Kohlengesellschaft fehlschlugen. Er streifte aber immer noch ratlos in der City herum, und dabei kam ihm eines Tages ein neuer Plan in den Sinn, von dem er sich so viel versprach, daß er sich trotz der Vorstellungen von Mr. Clapp darauf einließ. Er wagte dem ehemaligen Angestellten nie zu sagen, wie tief er sich hatte hineintreiben lassen, und da es stets Mr. Sedleys Grundsatz gewesen war, vor den Frauen nicht von Geldsachen zu reden, so hatten sie keine Ahnung von dem Unheil, das auf sie zukam. Aber schließlich mußte der unglückliche alte Herr doch allmählich das Geständnis machen.

 

Her parents never remarked her agitation on that day, and she never told them of the interview. They had their own affairs to interest them, affairs which deeply interested this innocent and unconscious lady. The old gentleman, her father, was always dabbling in speculation. We have seen how the wine company and the coal company had failed him. But, prowling about the City always eagerly and restlessly still, he lighted upon some other scheme, of which he thought so well that he embarked in it in spite of the remonstrances of Mr. Clapp, to whom indeed he never dared to tell how far he had engaged himself in it. And as it was always Mr. Sedley’s maxim not to talk about money matters before women, they had no inkling of the misfortunes that were in store for them until the unhappy old gentleman was forced to make gradual confessions.

Zuerst geriet man mit den Rechnungen des kleinen Haushalts, die sonst wöchentlich bezahlt worden waren, in Rückstand. Die Wechsel aus Indien seien nicht angekommen, erzählte Mr. Sedley seiner Frau mit verstörtem Gesicht. Da sie bisher ihre Rechnungen sehr regelmäßig bezahlt hatte, so wurden ein paar von den Geschäftsleuten, die die arme Dame um Aufschub bitten mußte, sehr ungehalten, während sie Verzögerungen bei unregelmäßigeren Kunden gewöhnt waren. Emmy lieferte ihren Beitrag heiter, ohne weitere Bemerkung ab, und damit konnte sich die kleine Familie unter großen Einschränkungen über Wasser halten. Die ersten sechs Monate vergingen noch einigermaßen erträglich, und der alte Sedley hoffte noch immer, daß seine Aktien steigen würden und alles gut gehen müsse.

 

The bills of the little household, which had been settled weekly, first fell into arrear. The remittances had not arrived from India, Mr. Sedley told his wife with a disturbed face. As she had paid her bills very regularly hitherto, one or two of the tradesmen to whom the poor lady was obliged to go round asking for time were very angry at a delay to which they were perfectly used from more irregular customers. Emmy’s contribution, paid over cheerfully without any questions, kept the little company in half-rations however. And the first six months passed away pretty easily, old Sedley still keeping up with the notion that his shares must rise and that all would be well.

Am Ende des halben Jahres trafen jedoch keine sechzig Pfund ein, um dem Haushalt aufzuhelfen, und er geriet in immer größere Verlegenheit. Mrs. Sedley, deren Gesundheitszustand immer schlechter wurde, schwieg oder weinte sich bei Mrs. Clapp in der Küche aus. Der Fleischer war ungemein mürrisch, der Kolonialwarenhändler grob; ein paarmal schon hatte sich der kleine Georgy über das Essen beklagt; Amelia wäre beim Essen mit einem Stück Brot ausgekommen, sie konnte aber nicht mit ansehen, daß ihr Sohn vernachlässigt wurde, und kaufte ihm Kleinigkeiten aus ihrer eigenen Tasche, damit der Junge gesund bliebe.

 

No sixty pounds, however, came to help the household at the end of the half year, and it fell deeper and deeper into trouble — Mrs. Sedley, who was growing infirm and was much shaken, remained silent or wept a great deal with Mrs. Clapp in the kitchen. The butcher was particularly surly, the grocer insolent: once or twice little Georgy had grumbled about the dinners, and Amelia, who still would have been satisfied with a slice of bread for her own dinner, could not but perceive that her son was neglected and purchased little things out of her private purse to keep the boy in health.

Endlich erzählten sie es ihr oder erzählten ihr vielmehr eine so verstümmelte Geschichte, wie sie Leute in Geldverlegenheit eben zu erzählen pflegen. Eines Tages, als Amelia ihr Geld empfangen hatte und es abliefern wollte, schlug sie vor, einen gewissen Teil ihres Einkommens zurückzubehalten, da sie für Georgy einen neuen Anzug bestellt hatte.

 

At last they told her, or told her such a garbled story as people in difficulties tell. One day, her own money having been received, and Amelia about to pay it over, she, who had kept an account of the moneys expended by her, proposed to keep a certain portion back out of her dividend, having contracted engagements for a new suit for Georgy.

Da kam es heraus, daß Joseph keine Unterstützung gezahlt hatte und die Familie sich in Schwierigkeiten befand, die Amelia längst schon hätte sehen müssen, wie die Mutter meinte, aber sie kümmerte sich ja um nichts und niemanden außer Georgy. Darauf schob Amelia wortlos der Mutter ihr ganzes Geld über den Tisch zu und ging auf ihr Zimmer, um sich die Augen auszuweinen. An dem Tage hatte sie noch einen Gefühlsausbruch, als sie die Kleider abbestellen mußte, die schönen Kleider, die sie sich für Weihnachten in den Kopf gesetzt hatte. In vielen Unterredungen mit einer kleinen Putzmacherin, ihrer Freundin, hatte sie schon lange Schnitt und Machart abgesprochen.

 

Then it came out that Jos’s remittances were not paid, that the house was in difficulties, which Amelia ought to have seen before, her mother said, but she cared for nothing or nobody except Georgy. At this she passed all her money across the table, without a word, to her mother, and returned to her room to cry her eyes out. She had a great access of sensibility too that day, when obliged to go and countermand the clothes, the darling clothes on which she had set her heart for Christmas Day, and the cut and fashion of which she had arranged in many conversations with a small milliner, her friend.

Das Schlimmste aber war, daß sie die Sache Georgy beibringen mußte, der ein lautes Geschrei erhob. Alle bekämen zu Weihnachten neue Kleider. Die anderen würden ihn auslachen. Er wollte unbedingt neue Kleider haben, sie habe sie ihm versprochen. Die arme Witwe konnte ihm nur Küsse geben. Unter Tränen flickte sie den alten Anzug. Sie durchkramte ihre wenigen Schmucksachen, um zu sehen, ob sie etwas davon verkaufen und damit die gewünschten neuen Sachen anschaffen könnte. Dabei fiel ihr der Kaschmirschal in die Hände, den Dobbin ihr geschickt hatte. Sie erinnerte sich, daß sie früher mit ihrer Mutter einen schönen indischen Laden in Ludgate Hill aufgesucht hatte, wo die Damen dergleichen Artikel zu kaufen pflegten. Ihre Wangen röteten sich, und ihre Augen glänzten vor Freude, als sie an diese Geldquelle dachte, und sie küßte an jenem Morgen ihren George, ehe er in die Schule ging, und lächelte ihm freundlich nach. Der Knabe fühlte, daß in ihren Blicken gute Nachrichten lagen.

 

Hardest of all, she had to break the matter to Georgy, who made a loud outcry. Everybody had new clothes at Christmas. The others would laugh at him. He would have new clothes. She had promised them to him. The poor widow had only kisses to give him. She darned the old suit in tears. She cast about among her little ornaments to see if she could sell anything to procure the desired novelties. There was her India shawl that Dobbin had sent her. She remembered in former days going with her mother to a fine India shop on Ludgate Hill, where the ladies had all sorts of dealings and bargains in these articles. Her cheeks flushed and her eyes shone with pleasure as she thought of this resource, and she kissed away George to school in the morning, smiling brightly after him. The boy felt that there was good news in her look.

Sie packte also ihren Schal in ein seidenes Tuch (auch ein Geschenk des guten Majors), verbarg ihn unter ihrem Mantel und eilte freudegerötet und munter den ganzen Weg zu Fuß nach Ludgate Hill. Sie trippelte an der Parkmauer entlang und lief über die Kreuzungen, so daß sich mancher Mann, an dem sie vorbeieilte, umdrehte und ihrem rosigen hübschen Gesicht nachsah. Sie rechnete sich aus, wie sie den Erlös des Schals verwenden würde. Sie wollte außer den Kleidern auch die Bücher kaufen, die er sich so sehr wünschte, und das Schulgeld für ein halbes Jahr bezahlen und ihrem Vater einen Mantel kaufen an Stelle des alten Überrockes, den er trug. Sie hatte sich über den Wert des Geschenkes, das sie vom Major erhalten, nicht getäuscht. Es war ein sehr feines schönes Gewebe, und der Kaufmann machte ein gutes Geschäft, als er ihr zwanzig Guineen für ihren Schal gab.

 

Packing up her shawl in a handkerchief (another of the gifts of the good Major), she hid them under her cloak and walked flushed and eager all the way to Ludgate Hill, tripping along by the park wall and running over the crossings, so that many a man turned as she hurried by him and looked after her rosy pretty face. She calculated how she should spend the proceeds of her shawl — how, besides the clothes, she would buy the books that he longed for, and pay his half-year’s schooling; and how she would buy a cloak for her father instead of that old great-coat which he wore. She was not mistaken as to the value of the Major’s gift. It was a very fine and beautiful web, and the merchant made a very good bargain when he gave her twenty guineas for her shawl.

Verwirrt und erstaunt über ihren Reichtum, eilte sie sogleich zum nächsten Buchhändler und kaufte dort den »Helfer der Eltern« und »Sandford und Merton«, die sich George so gewünscht hatte. Mit ihrem Päckchen stieg sie dann in einen Wagen und fuhr frohlockend nach Hause. Glücklich schrieb sie in die Bücher mit ihrer schönsten Schrift: »Für George Osborne; zu Weihnachten von seiner lieben Mutter.« Die Bücher mit der schönen zarten Inschrift sind noch jetzt vorhanden.

 

She ran on amazed and flurried with her riches to Darton’s shop, in St. Paul’s Churchyard, and there purchased the Parents’ Assistant and the Sandford and Merton Georgy longed for, and got into the coach there with her parcel, and went home exulting. And she pleased herself by writing in the fly-leaf in her neatest little hand, “George Osborne, A Christmas gift from his affectionate-mother.” The books are extant to this day, with the fair delicate superscription.

Sie ging gerade mit den Büchern in der Hand aus ihrem Zimmer, um sie auf Georges Tisch zu legen, wo er sie bei der Rückkehr von der Schule finden sollte, als sie im Flur ihre Mutter traf. Die vergoldeten Einbände der sieben hübschen kleinen Bände fielen der alten Dame auf.

 

She was going from her own room with the books in her hand to place them on George’s table, where he might find them on his return from school, when in the passage, she and her mother met. The gilt bindings of the seven handsome little volumes caught the old lady’s eye.

»Was hast du denn da?« fragte sie.

 

“What are those?” she said.

»Ein paar Bücher für Georgy«, antwortete Amelia errötend. »Ich – ich habe sie ihm zu Weihnachten versprochen.«

 

“Some books for Georgy,” Amelia replied — I — I promised them to him at Christmas.”

»Bücher!« rief die alte Dame zornig. »Bücher, wenn im ganzen Haus kein Brot ist – Bücher, wo ich alle meine Schmucksachen verkaufe und mir den indischen Schal von den Schultern gerissen habe und sogar die Silberlöffel weggeben mußte – um dir und deinem Sohn ein Wohlleben zu sichern und deinen guten Vater vor dem Gefängnis zu bewahren, damit uns die Kaufleute nicht unverschämt behandelten und Mr. Clapp seine Miete erhalten sollte. Darauf hat er nämlich ein Recht, denn er ist kein harter Wirt, sondern ein höflicher Mann und selbst Familienvater. Oh, Amelia, du brichst mir das Herz mit deinen Büchern und deinem Jungen, den du ins Unglück stürzt, denn du willst dich ja nicht von ihm trennen. Ach, Amelia, möge dir Gott ein gehorsameres Kind schenken, als ich es gehabt habe. Joseph verläßt seinen Vater auf seine alten Tage, und George könnte versorgt sein und reich werden und wie ein Lord mit einer goldenen Uhr an der Kette um den Hals in die Schule gehen, während mein lieber, lieber alter Mann keinen Shi-i-illing hat.« Hysterisches Schluchzen und Weinen beendete Mrs. Sedleys Rede. Es drang durch alle Räume des kleinen Hauses, so daß alle übrigen weiblichen Bewohner jedes Wort der Unterhaltung verstehen konnten.

 

“Books!” cried the elder lady indignantly, “Books, when the whole house wants bread! Books, when to keep you and your son in luxury, and your dear father out of gaol, I’ve sold every trinket I had, the India shawl from my back even down to the very spoons, that our tradesmen mightn’t insult us, and that Mr. Clapp, which indeed he is justly entitled, being not a hard landlord, and a civil man, and a father, might have his rent. Oh, Amelia! you break my heart with your books and that boy of yours, whom you are ruining, though part with him you will not. Oh, Amelia, may God send you a more dutiful child than I have had! There’s Jos, deserts his father in his old age; and there’s George, who might be provided for, and who might be rich, going to school like a lord, with a gold watch and chain round his neck — while my dear, dear old man is without a sh — shilling.” Hysteric sobs and cries ended Mrs. Sedley’s speech — it echoed through every room in the small house, whereof the other female inmates heard every word of the colloquy.

»O Mutter, Mutter!« rief die arme Amelia. »Du hast mir nichts gesagt; ich – ich habe ihm die Bücher versprochen; ich – ich habe auch meinen Schal heute früh verkauft. Nimm das Geld – nimm alles!« Und mit zitternden Händen holte sie ihr Silbergeld und ihr Sovereigns heraus, ihre kostbaren, goldenen Sovereigns, und drückte sie ihrer Mutter in die Hände. Diese konnte gar nicht alles fassen, und die Geldstücke fielen auf den Boden und rollten die Treppe hinunter.

 

“Oh, Mother, Mother!” cried poor Amelia in reply. “You told me nothing — I — I promised him the books. I — I only sold my shawl this morning. Take the money — take everything" — and with quivering hands she took out her silver, and her sovereigns — her precious golden sovereigns, which she thrust into the hands of her mother, whence they overflowed and tumbled, rolling down the stairs.

Dann begab sie sich auf ihr Zimmer und sank verzweifelt und unglücklich nieder. Jetzt sah sie alles deutlich. Mit ihrer Selbstsucht opferte sie den Knaben. Wäre sie nicht, so könnte er Reichtum, Rang, Erziehung und den Platz seines Vaters haben, die der ältere George um ihretwillen aufgegeben hatte. Sie brauchte nur ein Wort zu sagen, und ihr Vater hätte wieder sein Auskommen, und ihr Sohn würde sein Glück machen. Oh, wie zerknirscht dies zarte, gebeugte Herz war!

 

And then she went into her room, and sank down in despair and utter misery. She saw it all now. Her selfishness was sacrificing the boy. But for her he might have wealth, station, education, and his father’s place, which the elder George had forfeited for her sake. She had but to speak the words, and her father was restored to competency and the boy raised to fortune. Oh, what a conviction it was to that tender and stricken heart!


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