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63. Kapitel / Chapter 63

In dem wir eine alte Bekannte treffen / In Which We Meet an Old Acquaintance

So ein höfliches Benehmen, wie es Lord Tapeworm an den Tag legte, verfehlte nicht seine günstige Wirkung auf Mr. Sedley, und am nächsten Morgen beim Frühstück gab Joseph seiner Ansicht Ausdruck, daß Pumpernickel doch das angenehmste Städtchen sei, das sie auf ihrer Reise gefunden hätten. Josephs Motive und Listen waren leicht zu durchschauen, und Dobbin lachte sich als echter Heuchler ins Fäustchen, als er aus der Kennermiene des Zivilisten und aus der Gesprächigkeit, womit er sich über Schloß Tapeworm und die übrigen Glieder der Familie ausließ, entnahm, daß Joseph an diesem Morgen schon seinen Adelskalender durchforscht hatte. Ja, er hatte sogar bereits den ehrenwerten Grafen von Bagwig, den Vater Seiner Lordschaft, gesehen. Er war überzeugt davon, daß er ihn schon getroffen hatte – beim – beim Empfang bei Hofe. Ob sich Dobbin nicht daran erinnern könne. Als dann der Diplomat, getreu seinem Versprechen, die Gesellschaft besuchte, empfing ihn Joseph mit einer Begrüßung und Ehrenbezeigungen, wie sie dem kleinen Gesandten selten zuteil wurden. Als Seine Exzellenz kam, gab er Kirsch einen Wink, worauf der Diener, vorher gut instruiert, hinausging und für ein Frühstück sorgte, bestehend aus kaltem Fleisch, Gelees und anderen Delikatessen. Als er es auf Tabletts hineingebracht hatte, bestand Mr. Joseph darauf, daß sein edler Gast unbedingt daran teilnehmen müsse.

Such polite behaviour as that of Lord Tapeworm did not fail to have the most favourable effect upon Mr. Sedley’s mind, and the very next morning, at breakfast, he pronounced his opinion that Pumpernickel was the pleasantest little place of any which he had visited on their tour. Jos’s motives and artifices were not very difficult of comprehension, and Dobbin laughed in his sleeve, like a hypocrite as he was, when he found, by the knowing air of the civilian and the offhand manner in which the latter talked about Tapeworm Castle and the other members of the family, that Jos had been up already in the morning, consulting his travelling Peerage. Yes, he had seen the Right Honourable the Earl of Bagwig, his lordship’s father; he was sure he had, he had met him at — at the Levee — didn’t Dob remember? and when the Diplomatist called on the party, faithful to his promise, Jos received him with such a salute and honours as were seldom accorded to the little Envoy. He winked at Kirsch on his Excellency’s arrival, and that emissary, instructed before-hand, went out and superintended an entertainment of cold meats, jellies, and other delicacies, brought in upon trays, and of which Mr. Jos absolutely insisted that his noble guest should partake.

Solange Tapeworm die leuchtenden Augen von Mrs. Osborne bewundern konnte (ihre frische Gesichtsfarbe ertrug das Tageslicht vortrefflich), hatte er nichts gegen eine Einladung zum längeren Bleiben in Mr. Sedleys Wohnung einzuwenden. Er stellte ihm ein paar scharfsinnige Fragen über Indien und die Tempeltänzerinnen dort, erkundigte sich bei Amelia nach dem Knaben, der bei ihr gewesen sei, und machte der erstaunten kleinen Frau Komplimente über das ungeheure Aufsehen, das sie im Theater erregt hatte. Dobbin versuchte er durch Gespräche über den letzten Krieg und die Heldentaten des Pumpernickelschen Truppenkontingents unter dem Befehl des Erbprinzen, des jetzigen Herzogs von Pumpernickel, zu fesseln.

 

Tapeworm, so long as he could have an opportunity of admiring the bright eyes of Mrs. Osborne (whose freshness of complexion bore daylight remarkably well) was not ill pleased to accept any invitation to stay in Mr. Sedley’s lodgings; he put one or two dexterous questions to him about India and the dancing-girls there; asked Amelia about that beautiful boy who had been with her; and complimented the astonished little woman upon the prodigious sensation which she had made in the house; and tried to fascinate Dobbin by talking of the late war and the exploits of the Pumpernickel contingent under the command of the Hereditary Prince, now Duke of Pumpernickel.

Lord Tapeworm hatte ein gut Teil der Familiengalanterie geerbt, er befand sich in dem glücklichen Glauben, daß jede Dame, der er freundliche Blicke zuwarf, sich in ihn verlieben müsse. Er verließ Emmy in der Überzeugung, daß sie von seinem Witz und seinen Reizen völlig geschlagen sei, und begab sich nach Hause, um ihr ein hübsches kleines Billett zu schreiben. Sie war ganz und gar nicht hingerissen, sondern nur verblüfft über sein Grinsen, sein geziertes Lächeln, sein parfümiertes Batisttaschentuch und seine hochhackigen Lackstiefel. Sie verstand kaum die Hälfte der Komplimente, die er ihr machte, hatte sie doch in ihrer geringen Erfahrung mit der Menschheit noch nie einen professionellen Galan kennengelernt. Sie betrachtete den Lord eher als komisch denn als angenehm, und wenn sie ihn auch nicht bewunderte, so wunderte sie sich doch über ihn. Joseph dagegen war entzückt. »Wie leutselig der Lord doch ist«, sagte er. »Wie gütig es doch von dem Lord ist, daß er mir seinen Arzt schicken will. Kirsch, Sie werden sofort unsere Karten bei Graf von Schlüsselback abgeben. Es wird dem Major und mir höchst angenehm sein, so bald wie möglich unsere Aufwartung bei Hofe zu machen. Legen Sie meine Uniform zurecht, Kirsch – auch die Uniform des Majors. Als Zeichen der Höflichkeit sollte jeder englische Gentleman in den Ländern, die er besucht, den dortigen Herrschern und den Repräsentanten seines eigenen Landes seine Aufwartung machen.«

 

Lord Tapeworm inherited no little portion of the family gallantry, and it was his happy belief that almost every woman upon whom he himself cast friendly eyes was in love with him. He left Emmy under the persuasion that she was slain by his wit and attractions and went home to his lodgings to write a pretty little note to her. She was not fascinated, only puzzled, by his grinning, his simpering, his scented cambric handkerchief, and his high-heeled lacquered boots. She did not understand one-half the compliments which he paid; she had never, in her small experience of mankind, met a professional ladies’ man as yet, and looked upon my lord as something curious rather than pleasant; and if she did not admire, certainly wondered at him. Jos, on the contrary, was delighted. “How very affable his Lordship is,” he said; “How very kind of his Lordship to say he would send his medical man! Kirsch, you will carry our cards to the Count de Schlusselback directly; the Major and I will have the greatest pleasure in paying our respects at Court as soon as possible. Put out my uniform, Kirsch — both our uniforms. It is a mark of politeness which every English gentleman ought to show to the countries which he visits to pay his respects to the sovereigns of those countries as to the representatives of his own.”

Tapeworms Arzt, Doktor von Glauber, Leibarzt Seiner Durchlaucht des Herzogs, überzeugte Joseph schnell, daß die Pumpernickeischen Mineralquellen und seine ärztliche Spezialbehandlung dem Bengalen unfehlbar wieder zur Jugend und Schlankheit verhelfen würden. »Im vergangenen Jahr«, sagte er in nicht ganz englischem Englisch, »kam General Bulkeley, ein englischer General, hierher, der doppelt so dick war wie Sie, mein Herr. Nach drei Monaten habe ich ihn ganz gertenschlank wieder entlassen, und bereits nach zwei Monaten hatte er mit der Baronin Glauber getanzt.«

 

When Tapeworm’s doctor came, Doctor von Glauber, Body Physician to H.S.H. the Duke, he speedily convinced Jos that the Pumpernickel mineral springs and the Doctor’s particular treatment would infallibly restore the Bengalee to youth and slimness. “Dere came here last year,” he said, “Sheneral Bulkeley, an English Sheneral, tvice so pic as you, sir. I sent him back qvite tin after tree months, and he danced vid Baroness Glauber at the end of two.”

Josephs Entschluß stand fest. Die Mineralquellen, der Doktor, der Hof und der Gesandte überzeugten ihn, und er nahm sich vor, den Herbst in dieser herrlichen Gegend zu verbringen. Seinem Versprechen getreu, stellte der Gesandte am nächsten Tage Joseph und den Major Viktor Aurelius XVII. vor. Zur Audienz geleitete sie Hofmarschall Graf von Schlüsselback.

 

Jos’s mind was made up; the springs, the Doctor, the Court, and the Charge d’Affaires convinced him, and he proposed to spend the autumn in these delightful quarters. And punctual to his word, on the next day the Charge d’Affaires presented Jos and the Major to Victor Aurelius XVII, being conducted to their audience with that sovereign by the Count de Schlusselback, Marshal of the Court.

Sie wurden sofort zum Diner bei Hofe eingeladen, und als ihre Absicht, in der Stadt zu verweilen, bekannt wurde, machten die vornehmsten Damen des Ortes Mrs. Osborne sehr bald ihre Aufwartung. Da keine von ihnen, wie arm sie auch sein mochte, unter dem Rang einer Baronin war, kannte Josephs Begeisterung keine Grenzen. Er schrieb seinem Klubkameraden Chutney, daß die indischen Beamten in Deutschland hoch im Kurs ständen, daß er seinem Freund, dem Grafen von Schlüsselback, zeigen werde, wie man Wildschweine auf indische Art mit dem Speer jage, und daß seine erlauchten Freunde, der Herzog und die Herzogin, die Güte selbst seien.

 

They were straightway invited to dinner at Court, and their intention of staying in the town being announced, the politest ladies of the whole town instantly called upon Mrs. Osborne; and as not one of these, however poor they might be, was under the rank of a Baroness, Jos’s delight was beyond expression. He wrote off to Chutney at the Club to say that the Service was highly appreciated in Germany, that he was going to show his friend, the Count de Schlusselback, how to stick a pig in the Indian fashion, and that his august friends, the Duke and Duchess, were everything that was kind and civil.

Auch Emmy wurde der hohen Familie vorgestellt, und da an gewissen Tagen Trauerkleidung bei Hofe nicht zulässig ist, erschien sie in einem rosa Kreppkleid mit einer Diamantbrosche, die ihr Bruder ihr geschenkt hatte. Sie sah in dieser Aufmachung so hübsch aus, daß der Herzog und der ganze Hof (der Major, der sie fast noch nie im Ballkleid gesehen hatte und schwor, sie sehe wie kaum fünfundzwanzig aus, gar nicht mitgerechnet) sie über alle Maßen bewunderten.

 

Emmy, too, was presented to the august family, and as mourning is not admitted in Court on certain days, she appeared in a pink crape dress with a diamond ornament in the corsage, presented to her by her brother, and she looked so pretty in this costume that the Duke and Court (putting out of the question the Major, who had scarcely ever seen her before in an evening dress, and vowed that she did not look five-and-twenty) all admired her excessively.

In dieser Kleidung tanzte sie mit Major Dobbin bei einem Hofball die Polonaise, und Mr. Joseph hatte bei diesem einfachen Tanz die Ehre, die Gräfin von Schlüsselback zu führen, eine alte Dame, die zwar einen Buckel, dafür aber sechzehn adlige Vorfahren hatte und mit der Hälfte aller Fürstenhäuser in Deutschland verwandt war.

 

In this dress she walked a Polonaise with Major Dobbin at a Court ball, in which easy dance Mr. Jos had the honour of leading out the Countess of Schlusselback, an old lady with a hump back, but with sixteen good quarters of nobility and related to half the royal houses of Germany.

Pumpernickel liegt inmitten eines schönen Tales, durch das sich ein glitzerndes fruchtbarkeitspendendes Flüßchen, die Pump, schlängelt. Irgendwo – ich habe leider keine Karte zur Hand und kann den genauen Ort nicht bezeichnen, vereinigt sie sich mit dem Rhein. An einigen Stellen ist sie breit genug für eine Fähre, an anderen kann sie eine Mühle treiben. In Pumpernickel selbst hatte die vorvorletzte Durchlaucht, der große und berühmte Viktor Aurelius XIV., eine prachtvolle Brücke erbaut, auf der sich seine eigene Statue erhebt, umgeben von Wassernymphen und Symbolen des Sieges, des Friedens und des Überflusses. Sein Fuß ruht auf dem Nacken eines niedergeworfenen Türken. Die Historie berichtet, daß er bei der Entsetzung Wiens durch Sobieski im Gefecht mit einem Janitscharen diesen durchbohrt habe. Gänzlich unbewegt jedoch von dem Todeskampf des geschlagenen Mohammedaners, der sich unter seinen Füßen in gräßlicher Weise krümmt, lächelt der Fürst milde und deutet mit seinem Feldherrnstab zum Aureliusplatz, wo er angefangen hatte, einen neuen Palast zu erbauen. Hätte der hochherzige Fürst nur die Mittel gehabt, das Gebäude zu vollenden – es wäre ein Wunder seines Zeitalters geworden. Aus Mangel an Bargeld wurde der Bau von Monplaisir (Montblaisir sprechen es die braven Deutschen aus) nicht vollendet. Das Schloß mit Park und Garten befindet sich jetzt in einem ziemlich verfallenen Zustand, und es ist kaum mehr als zehnmal so groß, wie es für den Hofstaat des regierenden Fürsten nötig wäre.

 

Pumpernickel stands in the midst of a happy valley through which sparkles — to mingle with the Rhine somewhere, but I have not the map at hand to say exactly at what point — the fertilizing stream of the Pump. In some places the river is big enough to support a ferry-boat, in others to turn a mill; in Pumpernickel itself, the last Transparency but three, the great and renowned Victor Aurelius XIV built a magnificent bridge, on which his own statue rises, surrounded by water-nymphs and emblems of victory, peace, and plenty; he has his foot on the neck of a prostrate Turk — history says he engaged and ran a Janissary through the body at the relief of Vienna by Sobieski — but, quite undisturbed by the agonies of that prostrate Mahometan, who writhes at his feet in the most ghastly manner, the Prince smiles blandly and points with his truncheon in the direction of the Aurelius Platz, where he began to erect a new palace that would have been the wonder of his age had the great-souled Prince but had funds to complete it. But the completion of Monplaisir (Monblaisir the honest German folks call it) was stopped for lack of ready money, and it and its park and garden are now in rather a faded condition, and not more than ten times big enough to accommodate the Court of the reigning Sovereign.

Die Gärten hätten die von Versailles in den Schatten stellen sollen, und inmitten der Terrassen und Wäldchen stehen noch ein paar große allegorische Wasserkünste, die an Festtagen erstaunlich sprühen und spritzen und einen mit ihrem gewaltigen wäßrigen Aufruhr erschrecken. Es gibt dort auch eine Trophonioshöhle, in der vermittels einer künstlichen Vorrichtung die bleiernen Tritonen nicht nur Wasser speien, sondern auch aus ihren bleiernen Muscheltrompeten ein entsetzliches Stöhnen ertönen lassen. Weiterhin gibt es dort ein Nymphenbad und den Niagarafall, den die Leute aus der Umgebung unaussprechlich bewundern, wenn sie zum Jahrmarkt anläßlich der Eröffnung der Kammer in die Stadt kommen oder zu den Festen, die das glückliche Ländchen immer noch an dem Geburts- oder Hochzeitstage seiner fürstlichen Herrscher feiert.

 

The gardens were arranged to emulate those of Versailles, and amidst the terraces and groves there are some huge allegorical waterworks still, which spout and froth stupendously upon fete-days, and frighten one with their enormous aquatic insurrections. There is the Trophonius’ cave in which, by some artifice, the leaden Tritons are made not only to spout water, but to play the most dreadful groans out of their lead conchs — there is the nymphbath and the Niagara cataract, which the people of the neighbourhood admire beyond expression, when they come to the yearly fair at the opening of the Chamber, or to the fetes with which the happy little nation still celebrates the birthdays and marriage-days of its princely governors.

Dann kommen sie aus allen Städten des Herzogtums, das sich fast zehn Meilen weit erstreckt – aus Bolkum, das an der Westgrenze Preußen Trotz bietet, aus Grogwitz, wo das Jagdschloß des Fürsten liegt und wo die Pump seine Besitzungen von denen seines Nachbarn, des Fürsten von Potzental, trennt, aus all den kleinen Dörfern, die neben diesen drei großen Städten das glückliche Fürstentum übersäen, und aus den Bauernhöfen und Mühlen entlang der Pump. Sie kommen truppweise in rotem Rock und Samtmütze oder mit Dreispitz und der Pfeife im Mund und strömen in die Residenz und genießen die Freuden des Jahrmarkts und der Festlichkeiten dort. Dann ist das Theater umsonst geöffnet, dann beginnen die Wasserkünste von »Montblaisir« zu spielen (zum Glück sind genug Zuschauer da, denn einer allein würde sich fürchten). Dann kommen Marktschreier und englische Reitkünstler (es ist bekannt, wie Seine Durchlaucht einst von einer Reiterin gefesselt worden war, und man glaubte sogar, la petite vivandiere, wie sie genannt wurde, sei eine Spionin in französischen Diensten gewesen). Dem entzückten Volk wird gestattet, alle Zimmer des großherzoglichen Palastes zu durchwandern und die glatten Fußböden, prächtigen Tapeten und die Spucknäpfe an den Türen all der unzähligen Gemächer zu bewundern. Es gibt in »Montblaisir« einen Pavillon, den Aurelius Viktor XV. – ein bedeutender Fürst, aber zu vergnügungssüchtig – errichten ließ. Er soll ein wahres Wunderwerk ausschweifender Eleganz sein. Er ist mit Darstellungen aus der Sage von Bacchus und Ariadne geschmückt, und der Tisch im Zimmer verschwindet oder erscheint mittels einer Winde, so daß der Gesellschaft ohne anwesende Diener aufgewartet wird. Die Herzogin Barbara, Witwe Aurelius' XV., eine strenge und fromme Fürstin aus dem Hause Bolkum, verschloß den Pavillon. Sie war während der glorreichen Minderjährigkeit ihres Sohnes Regentin des Großherzogtums, nachdem ihr Gemahl auf dem Höhepunkt seiner Vergnügungen dahingegangen war.

 

Then from all the towns of the Duchy, which stretches for nearly ten mile — from Bolkum, which lies on its western frontier bidding defiance to Prussia, from Grogwitz, where the Prince has a hunting-lodge, and where his dominions are separated by the Pump River from those of the neighbouring Prince of Potzenthal; from all the little villages, which besides these three great cities, dot over the happy principality — from the farms and the mills along the Pump come troops of people in red petticoats and velvet head-dresses, or with three-cornered hats and pipes in their mouths, who flock to the Residenz and share in the pleasures of the fair and the festivities there. Then the theatre is open for nothing, then the waters of Monblaisir begin to play (it is lucky that there is company to behold them, for one would be afraid to see them alone) — then there come mountebanks and riding troops (the way in which his Transparency was fascinated by one of the horse-riders is well known, and it is believed that La Petite Vivandiere, as she was called, was a spy in the French interest), and the delighted people are permitted to march through room after room of the Grand Ducal palace and admire the slippery floor, the rich hangings, and the spittoons at the doors of all the innumerable chambers. There is one Pavilion at Monblaisir which Aurelius Victor XV had arranged — a great Prince but too fond of pleasure — and which I am told is a perfect wonder of licentious elegance. It is painted with the story of Bacchus and Ariadne, and the table works in and out of the room by means of a windlass, so that the company was served without any intervention of domestics. But the place was shut up by Barbara, Aurelius XV’s widow, a severe and devout Princess of the House of Bolkum and Regent of the Duchy during her son’s glorious minority, and after the death of her husband, cut off in the pride of his pleasures.

Das Theater von Pumpernickel ist in jenem Teil Deutschlands bekannt und berühmt. Es verlor ein wenig, als der gegenwärtige Herzog in seiner Jugend darauf bestand, seine eigenen Opern dort aufführen zu lassen, und eines Tages, als er an einer Probe teilnahm, soll er wütend über das zu langsame Dirigieren des Kapellmeisters aus seinem Orchestersitz aufgesprungen sein und ihm ein Fagott auf dem Kopf zerschlagen haben. Das Niveau sank auch, als die Herzogin Sophia Komödien schrieb, die sehr langweilig gewesen sein müssen. Jetzt führt der Herzog seine Musik jedoch in privatem Kreise auf, und die Herzogin bietet ihre Schauspiele nur den vornehmen Fremden dar, die ihren netten kleinen Hof besuchen.

 

The theatre of Pumpernickel is known and famous in that quarter of Germany. It languished a little when the present Duke in his youth insisted upon having his own operas played there, and it is said one day, in a fury, from his place in the orchestra, when he attended a rehearsal, broke a bassoon on the head of the Chapel Master, who was conducting, and led too slow; and during which time the Duchess Sophia wrote domestic comedies, which must have been very dreary to witness. But the Prince executes his music in private now, and the Duchess only gives away her plays to the foreigners of distinction who visit her kind little Court.

Man lebt dort sehr gemütlich und glanzvoll. Wenn Bälle gegeben werden, so bedient ein scharlachgekleideter Diener in Spitzen jeweils vier Gäste, und seien auch vierhundert zum Essen geladen. Alles Tafelgeschirr ist von Silber. Feste und Vergnügungen finden ununterbrochen statt, und der Herzog hat seine Kammerherren und seine Stallmeister und die Herzogin ihre Kammerfrau und ihre Hofdamen, genau wie alle anderen viel fürstlicheren Fürsten.

 

It is conducted with no small comfort and splendour. When there are balls, though there may be four hundred people at supper, there is a servant in scarlet and lace to attend upon every four, and every one is served on silver. There are festivals and entertainments going continually on, and the Duke has his chamberlains and equerries, and the Duchess her mistress of the wardrobe and ladies of honour, just like any other and more potent potentates.

Die Verfassung ist oder war ein gemäßigter Despotismus, eingeschränkt durch eine Kammer, die gewählt werden konnte oder nicht. Ich habe jedenfalls während meines Aufenthalts in Pumpernickel nie etwas Bestimmtes von einer Sitzung gehört. Der Ministerpräsident wohnte irgendwo im zweiten Stock, und der Minister des Auswärtigen hatte die behagliche Wohnung über Zwiebacks Konditorei. Die Armee bestand aus einem großartigen Musikkorps, das gleichzeitig auf der Bühne Dienst tun mußte. Es war köstlich, abends die würdigen Burschen geschminkt, in türkischen Kostümen und mit hölzernen Säbeln oder als römische Krieger mit Ophikleiden und Posaunen zu sehen, nachdem man ihnen früh auf dem Aureliusplatz gelauscht hatte, wo sie gegenüber dem Cafe auftraten, in dem wir frühstückten. Außer dem Musikkorps gab es noch einen prächtigen, umfangreichen Generalstab und, ich glaube, auch ein paar Mannschaften. Neben den regulären Schildwachen taten drei oder vier Mann in Husarenuniform am Palast Dienst. Ich habe sie aber nie zu Pferde gesehen. Aber au fait – was soll man auch im tiefsten Frieden mit Kavallerie? Und wohin, zum Teufel, sollten die Husaren auch reiten?

 

The Constitution is or was a moderate despotism, tempered by a Chamber that might or might not be elected. I never certainly could hear of its sitting in my time at Pumpernickel. The Prime Minister had lodgings in a second floor, and the Foreign Secretary occupied the comfortable lodgings over Zwieback’s Conditorey. The army consisted of a magnificent band that also did duty on the stage, where it was quite pleasant to see the worthy fellows marching in Turkish dresses with rouge on and wooden scimitars, or as Roman warriors with ophicleides and trombones — to see them again, I say, at night, after one had listened to them all the morning in the Aurelius Platz, where they performed opposite the cafe where we breakfasted. Besides the band, there was a rich and numerous staff of officers, and, I believe, a few men. Besides the regular sentries, three or four men, habited as hussars, used to do duty at the Palace, but I never saw them on horseback, and au fait, what was the use of cavalry in a time of profound peace? — and whither the deuce should the hussars ride?

Jeder – jeder Adlige natürlich, denn man kann doch wohl kaum von uns verlangen, daß wir von den Bürgerlichen Notiz nehmen – machte Besuche in der Nachbarschaft. Ihre Exzellenz Frau von Wurst empfing einmal wöchentlich. Ihre Exzellenz Frau von Schnurrbart hatte ihren Abend, das Theater war zweimal in der Woche geöffnet, der Hof geruhte einmal zu empfangen, und so konnte das Leben dort wirklich eine ununterbrochene Kette von Vergnügungen in der bescheidenen Pumpernickelschen Weise sein.

 

Everybody — everybody that was noble of course, for as for the bourgeois we could not quite be expected to take notice of them — visited his neighbour. H. E. Madame de Burst received once a week, H. E. Madame de Schnurrbart had her night — the theatre was open twice a week, the Court graciously received once, so that a man’s life might in fact be a perfect round of pleasure in the unpretending Pumpernickel way.

Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß es in der Stadt auch Fehden gab. Die Politik schlug hohe Wellen, und die Parteien kämpften erbittert. Es gab die Strumpffpartei und die Lederlungpartei, die eine unterstützte unser Gesandter, die andere der französische Geschäftsträger Monsieur de Macabau. Madame Strumpff war zweifellos die größte Sängerin der beiden und kam um drei Töne höher als ihre Rivalin Madame Lederlung. Die Parteinahme unseres Gesandten für die Strumpff bewirkte jedoch, daß er bei jeglicher Meinungsäußerung sofort den Widerspruch des französischen Diplomaten erntete.

 

That there were feuds in the place, no one can deny. Politics ran very high at Pumpernickel, and parties were very bitter. There was the Strumpff faction and the Lederlung party, the one supported by our envoy and the other by the French Charge d’Affaires, M. de Macabau. Indeed it sufficed for our Minister to stand up for Madame Strumpff, who was clearly the greater singer of the two, and had three more notes in her voice than Madame Lederlung her rival — it sufficed, I say, for our Minister to advance any opinion to have it instantly contradicted by the French diplomatist.

Jedermann in der Stadt gehörte der einen oder der anderen Partei an. Die Lederlung war sicherlich ein hübsches Geschöpfchen, und ihre Stimme (das heißt, was sie davon besaß) war sehr süß. Zweifellos war auch die Strumpff nicht mehr in ihrer ersten Jugend und Schönheit und bestimmt etwas zu dick; wenn sie zum Beispiel in der letzten Szene der »Nachtwandlerin« im Nachthemd mit der Lampe in der Hand aus dem Fenster klettern und die Planken des Mühlbachs überschreiten mußte, dann konnte sie sich kaum durch das Fenster zwängen, und die Planken krachten und bogen sich unter ihrer Last. Aber wie sie das Finale der Oper schmetterte und mit welchem Gefühlsausbruch sie sich in Elvinos Arme stürzte  – fast erstickte sie ihn! Die kleine Lederlung dagegen – doch Schluß mit diesen Klatschgeschichten! Die Sache war die, daß diese beiden Sängerinnen die jeweilige Flagge der französischen und der englischen Partei in Pumpernickel waren, und die Gesellschaft teilte sich in die Anhänger dieser beiden großen Nationen.

 

Everybody in the town was ranged in one or other of these factions. The Lederlung was a prettyish little creature certainly, and her voice (what there was of it) was very sweet, and there is no doubt that the Strumpff was not in her first youth and beauty, and certainly too stout; when she came on in the last scene of the Sonnambula, for instance, in her night-chemise with a lamp in her hand, and had to go out of the window, and pass over the plank of the mill, it was all she could do to squeeze out of the window, and the plank used to bend and creak again under her weight — but how she poured out the finale of the opera! and with what a burst of feeling she rushed into Elvino’s arms — almost fit to smother him! Whereas the little Lederlung — but a truce to this gossip — the fact is that these two women were the two flags of the French and the English party at Pumpernickel, and the society was divided in its allegiance to those two great nations.

Wir hatten auf unserer Seite den Minister des Innern, den Oberstallmeister, den Privatsekretär des Herzogs und den Hofmeister des Prinzen, während zur französischen Partei der Minister des Auswärtigen gehörte und die Gemahlin des Generalfeldmarschalls, der schon unter Napoleon gedient hatte, und der Hofmarschall und seine Frau, die glücklich war, die neuesten Pariser Modelle zu erhalten. Sie bezog sie nebst ihren Hüten stets durch Monsieur de Macabaus Kurier. Sein Kanzleisekretär war der kleine Grignac, ein junger Bursche von satanischer Bosheit, der in alle Alben der Stadt Karikaturen von Tapeworm zeichnete.

 

We had on our side the Home Minister, the Master of the Horse, the Duke’s Private Secretary, and the Prince’s Tutor; whereas of the French party were the Foreign Minister, the Commander-in-Chief’s Lady, who had served under Napoleon, and the Hof-Marschall and his wife, who was glad enough to get the fashions from Pans, and always had them and her caps by M. de Macabau’s courier. The Secretary of his Chancery was little Grignac, a young fellow, as malicious as Satan, and who made caricatures of Tapeworm in all the-albums of the place.

Ihr Hauptquartier und ihre Table d'hôte befanden sich im »Pariser Hof«, dem zweiten Gasthof der Stadt, und obwohl natürlich die Herren im öffentlichen Leben höflich zueinander sein mußten, so hieben sie doch mit rasiermesserscharfen Epigrammen aufeinander ein, etwa so, wie ich in Devonshire zwei Ringer gesehen habe, die sich gegenseitig die Schienbeine zerschlugen und doch mit keiner Miene ihren Schmerz verrieten. Weder Tapeworm noch Macabau schickten je eine Depesche an ihre Regierung ohne eine wütende Attacke gegen den Rivalen. Auf englischer Seite hieß es dann etwa: »Die Interessen Großbritanniens an diesem Ort und in ganz Deutschland sind gefährdet, wenn der gegenwärtige französische Gesandte weiter im Amt bleibt. Dieser Mensch besitzt einen schändlichen Charakter und scheut keine Lüge und kein Verbrechen, um seine Ziele zu erreichen. Er vergiftet die Stimmung des Hofes gegen den englischen Gesandten und stellt das Verhalten Großbritanniens im abscheulichsten und schändlichsten Licht dar. Unglücklicherweise beschützt ihn ein Minister, dessen Unwissenheit und Mängel ebenso notorisch sind, wie sein Einfluß verhängnisvoll ist.« Auf französischer Seite dagegen hieß es: »Monsieur de Tapeworm fährt in seiner dummen arroganten Inselpolitik und in den gemeinen Lügen gegen die größte Nation der Welt fort. Gestern soll er verächtlich von Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Berri gesprochen haben. Bei früherer Gelegenheit beleidigte er den tapferen Herzog von Angoulême und wagte anzudeuten, daß Seine Königliche Hoheit der Herzog von Orleans sich gegen den erlauchten Thron der Französischen Lilien verschworen habe. Überall dort, wo seine dummen Drohungen keine Furcht erregen, verstreut er sein Gold. Durch beides hat er gewisse Kreaturen am hiesigen Hof gewonnen. Mit: einem Wort, in Pumpernickel wird erst Ruhe herrschen, Deutschland erst dann still, Frankreich geachtet und Europa zufrieden sein, wenn diese giftige Viper zertreten ist« und so weiter. Hatte die eine oder die andere Seite eine besonders scharfe Depesche losgelassen, so konnte man sicher sein, daß die Einzelheiten bald durchsickerten.

 

Their headquarters and table d’hote were established at the Pariser Hof, the other inn of the town; and though, of course, these gentlemen were obliged to be civil in public, yet they cut at each other with epigrams that were as sharp as razors, as I have seen a couple of wrestlers in Devonshire, lashing at each other’s shins and never showing their agony upon a muscle of their faces. Neither Tapeworm nor Macabau ever sent home a dispatch to his government without a most savage series of attacks upon his rival. For instance, on our side we would write, “The interests of Great Britain in this place, and throughout the whole of Germany, are perilled by the continuance in office of the present French envoy; this man is of a character so infamous that he will stick at no falsehood, or hesitate at no crime, to attain his ends. He poisons the mind of the Court against the English minister, represents the conduct of Great Britain in the most odious and atrocious light, and is unhappily backed by a minister whose ignorance and necessities are as notorious as his influence is fatal.” On their side they would say, “M. de Tapeworm continues his system of stupid insular arrogance and vulgar falsehood against the greatest nation in the world. Yesterday he was heard to speak lightly of Her Royal Highness Madame the Duchess of Berri; on a former occasion he insulted the heroic Duke of Angouleme and dared to insinuate that H.R.H. the Duke of Orleans was conspiring against the august throne of the lilies. His gold is prodigated in every direction which his stupid menaces fail to frighten. By one and the other, he has won over creatures of the Court here — and, in fine, Pumpernickel will not be quiet, Germany tranquil, France respected, or Europe content until this poisonous viper be crushed under heel”: and so on. When one side or the other had written any particularly spicy dispatch, news of it was sure to slip out.

Ehe der Winter weit vorgerückt war, wußte man doch tatsächlich zu berichten, daß Amelia einen Abend vorsah, an dem sie in allem Anstand und in größter Bescheidenheit Gesellschaft empfing. Sie hatte einen Französischlehrer, der ihr wegen der Reinheit ihres Akzents und ihrer leichten Auffassungsgabe Komplimente machte. Sie hatte schon vor langer Zeit einmal Französisch gelernt und sich später die Anfangsgründe der Grammatik beigebracht, damit sie George darin unterrichten konnte. Madame Strumpff gab ihr Gesangsunterricht, und sie sang so gut und sicher, daß die Fenster des Majors, der gegenüber unter dem Ministerpräsidenten wohnte, stets offenstanden, damit er dem Unterricht lauschen konnte. Einige deutsche Damen – sie sind sehr sentimental und wenig anspruchsvoll im Geschmack – verliebten sich sofort in sie und duzten sie. Dies sind unwichtige Einzelheiten, aber sie melden von glücklichen Zeiten. Der Major machte sich zu Georges Tutor und übte mit ihm Cäsar und Mathematik. Sie hatten auch einen Deutschlehrer, und abends ritten sie neben Emmys Kutsche her. Sie selbst war zu ängstlich zum Reiten und schrie jedesmal entsetzt auf, wenn sie zu Pferde saß und die geringste Unregelmäßigkeit vorkam. So fuhr sie im Wagen und nahm gewöhnlich eine ihrer lieben deutschen Freundinnen mit, während Joseph auf dem Rücksitz schlief.

 

Before the winter was far advanced, it is actually on record that Emmy took a night and received company with great propriety and modesty. She had a French master, who complimented her upon the purity of her accent and her facility of learning; the fact is she had learned long ago and grounded herself subsequently in the grammar so as to be able to teach it to George; and Madam Strumpff came to give her lessons in singing, which she performed so well and with such a true voice that the Major’s windows, who had lodgings opposite under the Prime Minister, were always open to hear the lesson. Some of the German ladies, who are very sentimental and simple in their tastes, fell in love with her and began to call her du at once. These are trivial details, but they relate to happy times. The Major made himself George’s tutor and read Caesar and mathematics with him, and they had a German master and rode out of evenings by the side of Emmy’s carriage — she was always too timid, and made a dreadful outcry at the slightest disturbance on horse-back. So she drove about with one of her dear German friends, and Jos asleep on the back-seat of the barouche.

Er verliebte sich in die Gräfin Fanny von Butterbrod, ein sanftes, zärtliches, bescheidenes junges Geschöpf. Sie war zwar Gräfin und Stiftsdame, hatte aber ein Vermögen von kaum zehn Pfund pro Jahr. Fanny ihrerseits erklärte, daß der Himmel ihr keine größere Freude gewähren könne, als Amelias Schwester zu werden, und Joseph hätte eine Grafenkrone und ein gräfliches Wappen neben seines auf den Kutschenschlag und seine Gabeln setzen können. Aber – aber andere Ereignisse traten ein, als die großen Festlichkeiten anläßlich der Vermählung des Erbprinzen von Pumpernickel mit der lieblichen Prinzessin Amalie von Homburg-Schlippenschloppen veranstaltet wurden.

 

He was becoming very sweet upon the Grafinn Fanny de Butterbrod, a very gentle tender-hearted and unassuming young creature, a Canoness and Countess in her own right, but with scarcely ten pounds per year to her fortune, and Fanny for her part declared that to be Amelia’s sister was the greatest delight that Heaven could bestow on her, and Jos might have put a Countess’s shield and coronet by the side of his own arms on his carriage and forks; when — when events occurred, and those grand fetes given upon the marriage of the Hereditary Prince of Pumpernickel with the lovely Princess Amelia of Humbourg-Schlippenschloppen took place.

Bei dieser Gelegenheit entwickelte man eine Pracht, wie die kleine deutsche Stadt sie seit den Tagen des verschwenderischen Viktor XIV. nicht erblickt hatte. Alle benachbarten Fürsten, Fürstinnen und Großen wurden zu dem Fest eingeladen. Der Bettenpreis in Pumpernickel stieg ins ungeheuerliche, und die Armee war völlig überfordert, die Ehrenwachen all der Hoheiten, Durchlauchten und Exzellenzen zu stellen, die aus allen Richtungen ankamen. Die Prinzessin wurde in der Residenz ihres Vaters dem stellvertretenden Grafen von Schlüsselback angetraut. Es wurden Haufen Schnupftabakdosen verschenkt (wie wir vom Hofjuwelier erfuhren, der sie verkaufte und später wieder kaufte), und der Pumpernickelsche Sankt-Michaels-Orden wurde scheffelweise an den Hofadel verteilt, während Körbe voll Bänder und Sterne des Sankt-Katharinenrad-Ordens von Schlippenschloppen an unseren Hof kamen. Der französische Gesandte erhielt beide. »Er ist mit Bändern bedeckt wie ein Pfingstochse«, sagte Tapeworm, dem seine Dienstvorschriften nicht gestatteten, Auszeichnungen anzunehmen. »Meinetwegen soll er die Orden haben, auf wessen Seite ist der Sieg?« Tatsächlich war es ein Triumph der britischen Diplomatie, denn die französische Partei hatte mit allen Mitteln versucht, die Heirat mit einer Prinzessin des Hauses Potztausend-Donnerwetter durchzusetzen, wogegen wir natürlich opponierten.

 

At this festival the magnificence displayed was such as had not been known in the little German place since the days of the prodigal Victor XIV. All the neighbouring Princes, Princesses, and Grandees were invited to the feast. Beds rose to half a crown per night in Pumpernickel, and the Army was exhausted in providing guards of honour for the Highnesses, Serenities, and Excellencies who arrived from all quarters. The Princess was married by proxy, at her father’s residence, by the Count de Schlusselback. Snuff-boxes were given away in profusion (as we learned from the Court jeweller, who sold and afterwards bought them again), and bushels of the Order of Saint Michael of Pumpernickel were sent to the nobles of the Court, while hampers of the cordons and decorations of the Wheel of St. Catherine of Schlippenschloppen were brought to ours. The French envoy got both. “He is covered with ribbons like a prize cart-horse,” Tapeworm said, who was not allowed by the rules of his service to take any decorations: “Let him have the cordons; but with whom is the victory?” The fact is, it was a triumph of British diplomacy, the French party having proposed and tried their utmost to carry a marriage with a Princess of the House of Potztausend-Donnerwetter, whom, as a matter of course, we opposed.

Alles war zu den Hochzeitsfeierlichkeiten geladen. Man hatte Girlanden und Triumphbogen über die Straße gespannt, um die junge Braut zu begrüßen. Der große Sankt-Michaels-Brunnen spie Wein, der allerdings ungewöhnlich sauer war, während der auf dem Artillerieplatz von Bier schäumte. Die großen Wasserkünste spielten, und im Park und in den Gärten hatte man Kletterstangen für das glückliche Landvolk errichtet, von denen sie nach Belieben Uhren, silberne Gabeln und Preiswürste an roten Bändern herabholen konnten. Georgy erklomm zum Jubel der Zuschauer eine Stange, erwischte eine Wurst, riß sie ab und glitt mit der Schnelligkeit eines Wasserfalls wieder herab. Er hatte es aber nur um des Ruhmes willen getan. Der Knabe gab die Wurst einem Bauernburschen, der sie beinahe bekommen hätte und jetzt heulend am Fuße der Stange stand, weil er keinen Erfolg gehabt hatte.

 

Everybody was asked to the fetes of the marriage. Garlands and triumphal arches were hung across the road to welcome the young bride. The great Saint Michael’s Fountain ran with uncommonly sour wine, while that in the Artillery Place frothed with beer. The great waters played; and poles were put up in the park and gardens for the happy peasantry, which they might climb at their leisure, carrying off watches, silver forks, prize sausages hung with pink ribbon, &c., at the top. Georgy got one, wrenching it off, having swarmed up the pole to the delight of the spectators, and sliding down with the rapidity of a fall of water. But it was for the glory’s sake merely. The boy gave the sausage to a peasant, who had very nearly seized it, and stood at the foot of the mast, blubbering, because he was unsuccessful.

In der französischen Gesandtschaft hatten sie sechs Lampions mehr zur Illumination als wir, aber unser Transparent, auf dem dargestellt war, wie das junge Paar ankam und die Zwietracht flüchtete (deren Gesicht eine drollige Ähnlichkeit mit dem französischen Gesandten besaß), lief dem französischen Bild den Rang ab und verschaffte Tapeworm zweifellos die Beförderung und den Bath-Orden, die ihm danach zuteil wurden.

 

At the French Chancellerie they had six more lampions in their illumination than ours had; but our transparency, which represented the young Couple advancing and Discord flying away, with the most ludicrous likeness to the French Ambassador, beat the French picture hollow; and I have no doubt got Tapeworm the advancement and the Cross of the Bath which he subsequently attained.

Es kamen eine Menge Fremde zu den Feierlichkeiten und natürlich auch Engländer. Außer den Hofbällen wurden auch noch öffentliche Bälle im Rathaus und in der Redoute gegeben. Im Rathaus hatte man für die Zeit der Festwoche einer der großen deutschen Gesellschaften von Ems oder Aachen Erlaubnis gegeben, ein Zimmer für Trente-et-quarante und Roulette einzurichten. Den Beamten und Bewohnern der Stadt waren diese Spiele verboten, aber Fremde, Bauern, Damen und auch sonst alle, die Geld verlieren oder gewinnen wollten, waren zugelassen.

 

Crowds of foreigners arrived for the fetes, and of English, of course. Besides the Court balls, public balls were given at the Town Hall and the Redoute, and in the former place there was a room for trente-et-quarante and roulette established, for the week of the festivities only, and by one of the great German companies from Ems or Aix-la-Chapelle. The officers or inhabitants of the town were not allowed to play at these games, but strangers, peasants, ladies were admitted, and any one who chose to lose or win money.

Unter den vielen kam auch der kleine Taugenichts Georgy Osborne zum Ball ins Stadthaus. Seine Verwandten waren zum großen Hoffest gegangen, und er befand sich in Begleitung von seines Onkels Diener, Herrn Kirsch. George hatte ja stets die Taschen voll Taler. Er hatte früher einmal in einen Spielsaal geblickt – in Baden-Baden; er war damals an der Hand Dobbins und hatte natürlich nicht spielen dürfen. Deshalb drängte er sich eifrig zu diesem Teil der Unterhaltung und lungerte an den Tischen umher, wo Croupiers und Pointeurs bei der Arbeit waren. Auch Frauen spielten. Einige von ihnen waren maskiert; die Ausschweifung war ihnen in dieser wilden Karnevalszeit gestattet.

 

That little scapegrace Georgy Osborne amongst others, whose pockets were always full of dollars and whose relations were away at the grand festival of the Court, came to the Stadthaus Ball in company of his uncle’s courier, Mr. Kirsch, and having only peeped into a play-room at Baden-Baden when he hung on Dobbin’s arm, and where, of course, he was not permitted to gamble, came eagerly to this part of the entertainment and hankered round the tables where the croupiers and the punters were at work. Women were playing; they were masked, some of them; this license was allowed in these wild times of carnival.

Eine Frau mit hellem Haar und tief ausgeschnittenem, keineswegs neuem Kleid, mit einer schwarzen Maske, durch deren Augenschlitze ihr Blick seltsam funkelte, saß mit einer Karte und einer Nadel und ein paar Gulden vor sich an einem Roulettetisch. Wenn der Croupier Farbe und Zahl ausrief, stach sie regelmäßig sorgfältig ein Loch in die Karte und setzte nur dann, wenn Rot oder Schwarz ein paarmal herausgekommen waren. Sie bot einen merkwürdigen Anblick.

 

A woman with light hair, in a low dress by no means so fresh as it had been, and with a black mask on, through the eyelets of which her eyes twinkled strangely, was seated at one of the roulette-tables with a card and a pin and a couple of florins before her. As the croupier called out the colour and number, she pricked on the card with great care and regularity, and only ventured her money on the colours after the red or black had come up a certain number of times. It was strange to look at her.

Trotz aller Sorgfalt und Mühe mutmaßte sie jedoch falsch, und die letzten beiden. Gulden folgten einander unter dem Rechen des Croupiers, als er mit unerbittlicher Stimme Farbe und Zahl ausrief. Sie seufzte, zuckte die Schultern, die bereits etwas zu weit aus dem Kleid hervorblickten, stieß die Nadel durch die Karte in den Tisch und trommelte eine Weile darauf herum. Dann sah sie sich um und erblickte Georges ehrliches Gesicht, das auf die Szene starrte. Der kleine Bengel! Was hatte er hier zu suchen?

 

But in spite of her care and assiduity she guessed wrong and the last two florins followed each other under the croupier’s rake, as he cried out with his inexorable voice the winning colour and number. She gave a sigh, a shrug with her shoulders, which were already too much out of her gown, and dashing the pin through the card on to the table, sat thrumming it for a while. Then she looked round her and saw Georgy’s honest face staring at the scene. The little scamp! What business had he to be there?

Sie sah den Knaben unter der Maske hervor mit funkelnden Augen durchdringend an und fragte: »Monsieur n'est pas joueur?«

 

When she saw the boy, at whose face she looked hard through her shining eyes and mask, she said, “Monsieur n’est pas joueur?”

»Non, Madame«, entgegnete der Knabe. Aus seinem Tonfall mußte sie erkannt haben, wo er herkam, denn sie fuhr mit leichtem Akzent auf englisch fort: »Sie haben wohl noch nie gespielt – wollen Sie mir einen kleinen Gefallen tun?«

 

“Non, Madame,” said the boy; but she must have known, from his accent, of what country he was, for she answered him with a slight foreign tone. “You have nevare played — will you do me a littl’ favor?”

»Welchen bitte?« fragte Georgy und wurde erneut rot. Herr Kirsch war beim Rouge et noir beschäftigt und sah seinen jungen Herrn nicht.

 

“What is it?” said Georgy, blushing again. Mr. Kirsch was at work for his part at the rouge et noir and did not see his young master.

»Spielen Sie dies für mich, bitte – setzen Sie es auf irgendeine Nummer, auf irgendeine.« Während dieser Worte zog sie aus ihrem Busen eine Börse und entnahm ihr ein Goldstück – die einzige Münze darin. Sie drückte sie George in die Hand, und der Knabe tat lachend, was ihm aufgetragen war.

 

“Play this for me, if you please; put it on any number, any number.” And she took from her bosom a purse, and out of it a gold piece, the only coin there, and she put it into George’s hand. The boy laughed and did as he was bid.

Die Zahl kam natürlich heraus. Es heißt ja, daß es eine Macht gibt, die das für Anfänger so einrichtet.

 

The number came up sure enough. There is a power that arranges that, they say, for beginners.

»Ich danke Ihnen«, sagte sie und zog das Geld zu sich heran. »Ich danke Ihnen. Wie heißen Sie?«

 

“Thank you,” said she, pulling the money towards her, “thank you. What is your name?”

»Osborne«, sagte Georgy. Dabei wühlte er in seinen Taschen nach Talern und wollte eben einen Versuch machen, als der Major in Uniform und Joseph in der Aufmachung eines Marquis vom Hofball kamen. Andere Leute, die diesen Ball langweilig gefunden und den Spaß im Stadthaus vorgezogen hatten, hatten den Palast schon eher verlassen; aber vielleicht waren der Major und Joseph auch schon zu Hause gewesen und hatten die Abwesenheit des Knaben bemerkt, denn Dobbin ging unverzüglich auf ihn zu, ergriff ihn bei der Schulter und zog ihn energisch weg von der Stätte der Versuchung. Dann sah er sich im Raum um und erblickte Kirsch bei der bereits erwähnten Beschäftigung. Er ging zu ihm und fragte ihn, wie er es wagen könne, Mr. George an so einen Ort zu führen.

 

“My name’s Osborne,” said Georgy, and was fingering in his own pockets for dollars, and just about to make a trial, when the Major, in his uniform, and Jos, en Marquis, from the Court ball, made their appearance. Other people, finding the entertainment stupid and preferring the fun at the Stadthaus, had quitted the Palace ball earlier; but it is probable the Major and Jos had gone home and found the boy’s absence, for the former instantly went up to him and, taking him by the shoulder, pulled him briskly back from the place of temptation. Then, looking round the room, he saw Kirsch employed as we have said, and going up to him, asked how he dared to bring Mr. George to such a place.

»Laissez-moi tranquille«, sagte Herr Kirsch, sehr erregt von Spiel und Wein. »II faut s'amuser, parbleu. Je ne suis pas au service de Monsieur.«

 

“Laissez-moi tranquille,” said Mr. Kirsch, very much excited by play and wine. “ll faut s’amuser, parbleu. Je ne suis pas au service de Monsieur.”

Da der Major den Zustand des Mannes erkannte, wollte er sich nicht weiter mit ihm einlassen, und er begnügte sich damit, George wegzuziehen und Joseph zu fragen, ob er mitkomme. Dieser stand dicht bei der maskierten Dame, die jetzt mit einigem Glück spielte, und sah interessiert zu.

 

Seeing his condition the Major did not choose to argue with the man, but contented himself with drawing away George and asking Jos if he would come away. He was standing close by the lady in the mask, who was playing with pretty good luck now, and looking on much interested at the game.

»Willst du nicht lieber mit George und mir mitkommen, Joseph?« fragte der Major.

 

“Hadn’t you better come, Jos,” the Major said, “with George and me?”

»Ich werde noch etwas bleiben und mit dem Halunken Kirsch nach Hause gehen«, antwortete Joseph, und aus denselben Gründen der Zurückhaltung, die er glaubte vor dem Jungen haben zu müssen, wollte Dobbin Joseph keine Vorstellungen machen. Er verließ ihn also und ging mit Georgy heim.

 

“I’ll stop and go home with that rascal, Kirsch,” Jos said; and for the same reason of modesty, which he thought ought to be preserved before the boy, Dobbin did not care to remonstrate with Jos, but left him and walked home with Georgy.

»Hast du gespielt?« fragte der Major draußen, als sie auf dem Heimweg waren.

 

“Did you play?” asked the Major when they were out and on their way home.

»Nein«, antwortete der Knabe.

 

The boy said “No.”

»Gib mir dein Ehrenwort als Gentleman, daß du es nie tun wirst.«

 

“Give me your word of honour as a gentleman that you never will.”

»Warum?« fragte der Junge. »Es scheint doch Spaß zu machen.« Nun erklärte ihm der Major beredsam und eindringlich, warum er es nicht sollte, und er hätte ganz gern seine Lehren durch das Beispiel von Georgys eigenem Vater bekräftigt, aber er wollte nichts sagen, was das Andenken des anderen hätte verdunkeln können. Nachdem er ihn heimgebracht hatte, ging er ins Bett, und bald darauf sah er Georgys Licht in dem kleinen Zimmer neben Amelias verlöschen. Eine halbe Stunde später folgte Emmys Licht. Ich weiß nicht, weshalb es der Major so genau bemerkte.

 

“Why?” said the boy; “it seems very good fun.” And, in a very eloquent and impressive manner, the Major showed him why he shouldn’t, and would have enforced his precepts by the example of Georgy’s own father, had he liked to say anything that should reflect on the other’s memory. When he had housed him, he went to bed and saw his light, in the little room outside of Amelia’s, presently disappear. Amelia’s followed half an hour afterwards. I don’t know what made the Major note it so accurately.

Joseph war am Spieltisch zurückgeblieben; er war zwar kein Spieler, aber der kleinen Aufregung dieses Vergnügens von Zeit zu Zeit nicht abgeneigt, und in den gestickten Taschen seiner Hofweste klimperten ein paar Napoleons. Er setzte einen über die schöne Schulter der kleinen Spielerin vor ihm hinweg, und sie gewannen. Sie rückte ein wenig, um ihm an ihrer Seite Platz zu machen, und nahm den Saum ihres Kleides von einem leeren Stuhl herunter.

 

Jos, however, remained behind over the play-table; he was no gambler, but not averse to the little excitement of the sport now and then, and he had some Napoleons chinking in the embroidered pockets of his court waistcoat. He put down one over the fair shoulder of the little gambler before him, and they won. She made a little movement to make room for him by her side, and just took the skirt of her gown from a vacant chair there.

»Kommen Sie und bringen Sie mir Glück«, sagte sie, wieder mit ausländischem Akzent, ganz anders als das reine englische »Dankeschön«, mit dem sie Georges Coup für sie begrüßt hatte. Der dicke Herr sah sich um, ob ihn auch niemand von Rang beobachtete, setzte sich nieder und murmelte: »Ach, wirklich, nun ja, Gott behüte mich. Ich habe immer Glück. Ich werde Ihnen sicher auch Glück bringen« – und andere schmeichelhafte und verwirrte Aussprüche. »Spielen Sie oft?« fragte die fremde Maske.

 

“Come and give me good luck,” she said, still in a foreign accent, quite different from that frank and perfectly English “Thank you,” with which she had saluted Georgy’s coup in her favour. The portly gentleman, looking round to see that nobody of rank observed him, sat down; he muttered — "Ah, really, well now, God bless my soul. I’m very fortunate; I’m sure to give you good fortune,” and other words of compliment and confusion. “Do you play much?” the foreign mask said.

»Mal ein paar Napoleons«, erwiderte Joseph mit überlegener Miene und warf ein Goldstück hin.

 

“I put a Nap or two down,” said Jos with a superb air, flinging down a gold piece.

»Sie spielen nicht, um zu gewinnen«, meinte die Maske mit ihrem hübschen französischen Akzent. »Ich auch nicht. Ich spiele, um zu vergessen, aber ich kann es nicht. Ich kann die alten Zeiten nicht vergessen, Monsieur. Ihr kleiner Neffe ist das Ebenbild seines Vaters, und Sie – Sie haben sich nicht verändert –, ja, doch, auch Sie sind anders geworden. Alle verändern sich, alle vergessen, keiner hat ein Herz.«

 

“Yes; ay nap after dinner,” said the mask archly. But Jos looking frightened, she continued, in her pretty French accent, “You do not play to win. No more do I. I play to forget, but I cannot. I cannot forget old times, monsieur. Your little nephew is the image of his father; and you — you are not changed — but yes, you are. Everybody changes, everybody forgets; nobody has any heart.”

»Guter Gott, wer sind Sie nur?« fragte Joseph verwirrt.

 

“Good God, who is it?” asked Jos in a flutter.

»Können Sie es nicht erraten, Joseph Sedley?« sprach die kleine Frau mit trauriger Stimme, nahm ihre Maske ab und blickte ihn an. »Sie haben mich vergessen.«

 

“Can’t you guess, Joseph Sedley?” said the little woman in a sad voice, and undoing her mask, she looked at him. “You have forgotten me.”

»Gütiger Himmel! Mrs. Crawley!« stieß Joseph hervor.

 

“Good heavens! Mrs. Crawley!” gasped out Jos.

»Rebekka!« sagte die andere und legte ihre Hand auf seine; aber obwohl sie ihn ansah, verfolgte sie doch aufmerksam das Spiel.

 

“Rebecca,” said the other, putting her hand on his; but she followed the game still, all the time she was looking at him.

»Ich wohne im ›Elefanten‹«, fuhr sie fort. »Fragen Sie nach Madame von Raudon. Ich habe heute meine liebe Amelia gesehen. Wie hübsch sie aussieht und wie glücklich, und Sie auch! Alle, nur ich nicht, ich bin elend und unglücklich, Joseph Sedley!« Und während sie sich mit einem zerrissenen Spitzentüchelchen über die Augen fuhr, schob sie wie zufällig mit einer Armbewegung ihr Geld von Rot auf Schwarz. Rot kam von neuem heraus, und sie verlor ihren ganzen Einsatz.

 

“I am stopping at the Elephant,” she continued. “Ask for Madame de Raudon. I saw my dear Amelia to-day; how pretty she looked, and how happy! So do you! Everybody but me, who am wretched, Joseph Sedley.” And she put her money over from the red to the black, as if by a chance movement of her hand, and while she was wiping her eyes with a pocket-handkerchief fringed with torn lace.

»Kommen Sie«, sagte sie, »kommen Sie ein wenig mit mir hinaus; wir sind doch alte Freunde, nicht wahr, lieber Mr. Sedley?«

 

The red came up again, and she lost the whole of that stake. “Come away,” she said. “Come with me a little — we are old friends, are we not, dear Mr. Sedley?”

Herr Kirsch, der inzwischen seine ganze Barschaft verloren hatte, folgte seinem Herrn hinaus in den Mondschein; die Illumination verlöschte langsam, und das Transparent über der englischen Gesandtschaft war kaum noch zu erkennen.

 

And Mr. Kirsch having lost all his money by this time, followed his master out into the moonlight, where the illuminations were winking out and the transparency over our mission was scarcely visible.


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