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XVIII.

Die Straße. Großvater und Kantschi.

Großvater

Wie, Fürst von Kantschi, du hier?

Kantschi

Dein König hat mich auf die Straße geschickt.

Großvater

Das ist eine stehende Gewohnheit bei ihm.

Kantschi

Und nun kann niemand eine Spur von ihm erblicken.

Großvater

Auch das gehört zu seinen Vergnügungen.

Kantschi

Aber wie lange will er mir noch so ausweichen? Als nichts mich dazu bringen konnte, ihn als meinen König anzuerkennen, kam er plötzlich daher wie ein schrecklich gewaltiger Sturm – Gott weiß, woher – und zersprengte meine Leute und Pferde und Banner in einen einzigen wilden Aufruhr: nun aber, wo ich die Grenzen der Erde absuche, um ihm meine demütige Huldigung zu erweisen, ist er nirgends zu sehen.

Großvater

Aber wie groß er als König auch sein mag, er hat sich dem zu fügen, der sich unterwirft. Aber warum bist du bei Nacht hinausgewandert, Fürst?

Kantschi

Ich kann ein geheimes Gefühl der Angst noch nicht loswerden, die Leute könnten mich auslachen, wenn sie sehen, wie ich euerm König demütig meine Huldigung darbringe und meine Niederlagen anerkenne.

Großvater

So sind die Leute in der Tat. Was andre zu Tränen rühren würde, dient nur dazu, ihr leeres Lachen hervorzurufen.

Kantschi

Aber du bist auch auf der Straße, Großvater.

Großvater

Ich bin auf der fröhlichen Pilgerfahrt zu dem Land, wo man alles verliert.

Gesang des Großvaters

Ich warte mit all meiner Habe in Hoffnung, sie all zu verlieren.
Ich laure am Straßenrand auf den, der einen hinaus auf die Straße schickt,
Der sich verbirgt und sieht, der ohne dein Wissen dich liebt,
Ich hab ihm in heimlicher Liebe mein Herz gegeben,
Ich warte in Hoffnung mit all meiner Habe, sie all zu verlieren.


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