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Von die G'strenga.

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Beim Schwören.

Am Landg'richt ham zwoa Zeugen g'schworn,
Lang ham's scho g'redt und g'stritten,
Jetzt san halt d'Lichter ankent Angezündet. worn,
As Kreuz steht in der Mitten.

An Landrichter, dem liegt viel dran,
Daß's All's ernsthafti' macha –
»So!« sagt er, »schaugts den Herrgott an,
Schaugts hin! – Jetzt schwör'n ma nacha!«

»»Ja,«« sagt der oa, »»i bin a Jud,
Wen schaug denn nachher i an?««
»So,« sagt der G'strenge, »is scho guat,
Du schaugst halt nacha mi an!«


Der Zeitlang.

Zeitlang = Langeweile.

Der Pfarrer und sei Ministrant,
Die soll'n nach Untersölln,
Jetzt warten's auf'n Stellwag'n halt
Da drunt bei der Kapell'n.

Oa Stund ham's g'wart' und no(ch) oa Stund,
Jetzt werd's an Pfarrer z'wider;
Da packt er'n Buabn Den Ministranten. bei die Ohr'n
Und schlagt'n halbet nieder.

»Ja mein – Herr Pfarrer,« hab i g'sagt,
»Dös is ja do(ch) a G'walt,
Was hab'ns denn g'habt?« »»Ja,«« hat er g'sagt,
»»Schaug'ns – Zeitlang war mir halt!««


Die Geldsach.

Der alte Verwalter von Kammerloh
Der sagt: mit der Geldsach da is's a so,
Z'erscht kimm i(ch),
Höllsakradi!
Und na kimm wieder i,
Und nachher kimm no(ch)mal i,
Höllsakradi!
Und nachher kimmt lang nix – –
Und ob nachher no(ch) oaner kimmt und b'steht, Und etwas bekömmt.
Dös woaß i no(ch) net.


D' Erkenntlichkeit.

Jetzt hab'n ma da an neu'n Schandarm
Und hat si(ch) grad so troffen:
Fallt dir der Kerl vom Schiff in See
Und waar bei'n Haar dersoffen.

A Fremder, ganz a hocher Herr,
Der hat'n außizogen;
Der Schandi hat vor lautern Dank
Sein Buckel ganz verbogen.

»Mei,« sagt er, » recht dumm war i scho,
Aber – All's muaß probirt wern – –
No, i wer(d) schon erkenntli' sein,
Wenn's amal arretirt wern.«


G'ständi'.

(1830.)

Am Landg'richt, da steht oaner drunt,
»So! – (sag'ns) bist da. Du Vagabund!«
Der Landrichter, der setzt glei auf
Die Augenbrill'n – und macht a G'schnauf,
Schaugt fuchswild auf den alten Mo',
»Du hast ja bettelt!« fahrt er'n o'.

»»I hab nit bettelt,«« sagt der oa,
»»Dös is nit wahr, i bin ja koa – –««
»Bist staad. Du Luder!« fahrt er'n o',
»Ja freili' bist a Bettelmo',
Was denn? – Hast auf der Woaden Weide. grast?
Was hast denn than, wennst nit bettelt hast?
Da brauchts koa lange Ueberlegung –
G'richtsschreiber, schreibens: »In Erwägung,
Daß der besagte ...
Angeklagte ...
Gebettelt hat ...
Gebettelt hat ...
Und dieser That ...
Auch geständig is ...«

»»I han nit bettelt, aber g'wiß!«« –
»Bist staad, Du Luder! Da schaugts her,
Jetzt möcht er aa no(ch) laugnen, der!
G'richtsschreiber, schreib'ns: (mach koa so G'friß!)
Und dieser That auch geständig is,
Erhält derselbe drei Tag Arrest.
Dös is für so an Kerl dös Best!
Schreib'ns die bekannten Paragraffen,
Den Spitzbuabn woll'n ma da scho straffen.«

»»I hab nit bettelt – g'wiß is's wahr!««
»Bist staad, Du Luder! – Was nit gar!
Jetzt schaugts mir nur den Kerl an,
Jetzt fangt der aa no(ch) 's Laugnen an,
Da hört si' ja do(ch) Alles auf.
G'richtsdiener – machens, führ'ns ihn nauf!«


Vom Hochzeitgehn.

Der Weberbauer is so gern
Allweil in d'Hochzeit ganga,
Na hat er diem halt z'viel derwischt,
Dös kann ma dort leicht fanga.

»Geh,« sagt der Pfarrer, »scham' di' do(ch),
Du Saufaus kaamst mir g'stohlen;
Jetzt derfst mir auf koa Hochzeit mehr,
Der Teufel soll Di' holen!«

»»Ja,«« sagt der oa, »»is unser Herr
Nit selm in d'Hochzeit ganga,
Wie d'Hochzeit war von Kanaan?
Na derf i's aa verlanga!««

Der Pfarrer sagt: »Mit unsern Herrn,
Da kimmst mir mit dem rechten, –
Mach seine guaten Tugenden nach,
Aber nit seine schlechten!«


's Freiwer'n.

»Du bist verurtheilt – hast's verstanden?«
Sagt der Landrichter zu der Dirn,
»Zu vierzehn Täg. Wenn's Dir nit recht is,
Na kannst beruffen, appellir'n.

Aber z'erscht gehst mir jetzt da auffi
Und laßst Di(ch) einsperren drobn, Du Schaf,
Daß d'mir, wenn d'ebba nachher frei wirst,
Nit wieder durchschlupfst durch dei' Straf!«


An Jeden dös Seine.

»Heunt war i z'Söllbach mit der Bahn,
Da hams den neu'n Bezirksamtmann
Grad eing'stallirt Installirt. – ah, dös war g'ring.
Herg'richt hams schier koan Pfifferling,
Und Leut war'n aa schier koane da
Und na koa Bissel Musi na,
Na hat an Ansprach aa koan Werth,
Und gar glei' bal ma's z'erscht nit hört.
Dös war scho schlecht auf so an Herrn!«

»»Ja,«« sagt der Höß, »»dös glaab i gern –
Aber wia d' Stierb'schau nachst is g'wen
In Söllbach – Sakra, da war's schön!««


Vorg'sorgt.

Der Dechant, der hat visadirt,
Z'letzt ruckt er 'raus damit:
»So – und – mit der – Unfehlbarkeit,
Hat's da – koan – Anstand nit?«

»»Ohh,«« sagt der Pfarrer, »»da steht's guat,
Da san's bei mir nit g'stimmt! Betrogen.
I(ch) glaab dös nachste aa schon glei,
Dös jetza nachher kimmt.


A Heirathssach.

Der G'richtsbot, den druckt d'Heirathssach,
Die Resel sollt er nehma;
Oh mei, er geht schon lang damit, Er hat schon lange ein Verhältniß mit ihr.
Daß's do(ch) zum Ehstand kemma.

Jetzt halt er halt beim Landg'richt an,
Damit daß's es verlaaben,
Der Landrichter, der tratztNeckt. ihn recht
Und sagt: »I hab den Glaaben,

Daß dös nit geht, die Heirathssach!
Da muaß i abischreiben
Auf Münka München. – ja, die Heirathssach
Die wer' i hintertreiben.

Dös kann i scho, dös richt i scho
Beim G'richt in Münka drunten –«
Da glanzt dem Andern 's ganze G'sicht,
»»Ahh!«« sagt er, »» dös wenn's kunnten!!««


A wahre G'schicht.

(1846.)

Zwoa Landrichter, zwoa guate Freund,
Die hocken beianander.
»Du – heunt hab i a Nasen Verweis. kriegt,«
So sagt zu den oan' der ander.

»»Warum? Daß d'nit so grob sein sollst?««
»Na,« sagt der ander Landrichter,
»I sollt nit gar so höfli(ch) sein
Mit die Zeugen und in die Berichter.

So ham's mir g'schrieb'n von Münka 'rauf,
Die Luder, die verdammten,
Denn's Höfli(ch)sein dös zoaget Deutet. allweil
Auf an schlechten Beamten!«


Die Fahrt.

Der Förstner gront: die Teufelsfahrt
Mi'n Dokter heunt – die werd mir hart.

Auf oamal kimmt der Dokter 'rein
Und sagt: »Die Fahrt kann heunt nit sein.«

»»Ah!«« schreit der Förstner, »» ees Ihr. seid's Leut,
Jetzt han i mi scho soviel g'freut!««


Der Urlaub.

Der Pradikant möcht Urlaub ham,
Hat scho sei Ranzl packt,
Woaßt, der g'studirt an Arbeit z'samm.
Jetzt ham's am Landg'richt g'sagt:

Jetzt schaugt's mir nur die Buben an,
Was die nit Alles moan'!
Der Urlaub is zum Nixthun da,
Zur Studi kriegen's koan!


Die Commission.

Der Herr Assessor putzt si z'samm,
Fahrt eini in sein Rock;
»G'richtsdiener! – so, i geh jetzt fort
Heunt früh, heunt gibts an Bock? Bockbier.

Wenn oaner von die Bauern kimmt,
Den jag'ns a so davon,
Und kemment Herrn – na sagn's dazu:
I bin auf Commission.«


Die Musi'.

Im Herrenstübel hocken d'Herrn,
Da san halt zwoa dabei,
Die ham halt d'Musi' gar so gern
Und red'n davon a Wei(l).

Der Landrichter, der geht grad 'rein
Und werd ganz braun vor Gift,
Der kann dös g'scheide Zeug nit leid'n,
Die Sachen von der Schrift.

Z'letzt fahrt er 'raus: »Kreuzsackrament,
Jetzt gebt's amal an Ruah,
Was braucht's denn von der Musi' red'n –
Es gibt ja sonst Sach gnua'.«


A scharfer Zeug'n.

Beim G'richt, da ham's zum Zeug'n g'sagt:
      »Du warst dabei!
Jetzt sag's, wenn Wann. hast an Hans begeg'nt?«
      »»Um halbe drei!««

»Kunnt's nit dreiviertel g'wesen sein?
      So sag's nur frei!
Auf dös kimmt jetzt dös Ganze an!« – –
      »»Um halbe drei!««

»Ja, geht Dei' Uhr denn so akkrat?
      So b'sinn Di(ch) nur!«

»»Ja,«« sagt der Zeug'n, »»akkrat gehts nit,
      I han koa Uhr!

Mir hat mei' Lebtag Neamand nie
      No(ch) koane g'schenkt.««
»Wie woaß'st denn na, daß's Halbe war?«
      »»I hab mir's – denkt!««


Der Brauch.

In Gries (es is a Stund weit schier),
Gibts Leberwürst und Summerbier.

Und alle Suntag hocken dort
Die schönern Leut vom ganzen Ort.

Bezirksamt, Forstamt, Rentamt, woaßt
Und was ma halt an Herren hoaßt.

Von Oans bis Drei (so ham's es gern),
Da kemment d'Frau'na von die Herrn,

Von Drei bis Sechse, Sieb'ne rum,
Da gengant d'Herrn na selber 'num.

So is der Brauch, so woll'ns es ham.
Denn sunst waar's aus! – sunst kaamens z'samm!


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