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62.

S o sah sich Wolfgang plötzlich in einer Stellung, in der sich sein militärisches Talent erproben konnte, die zum wenigsten Verantwortlichkeiten aller Art auf seine jungen ungeübten Schultern legte. Der Marsch bis zu dem Dorfe, wo er das größere Corps zu finden hoffte, von dem der Befehl, sich zurückzuziehen, ausgegangen war, währte trotz der geringen Entfernung sehr lange, da die des Marschirens ungewohnten Leute schwer aus der Stelle zu bringen waren. Als man endlich bei Einbruch der Nacht das Ziel erreichte, vernahm man, daß das Corps bereits am Nachmittage abgezogen sei; Niemand wußte zu sagen, wohin. Unter diesen Umständen blieb Wolfgang nichts übrig, als in dem Dorfe Halt zu machen, dessen Bewohner, trotzdem sie soeben erst von einer Einquartierung erlöst waren, den späten Gästen freundlich entgegen kamen. Man war noch im ersten Aufschwung der Begeisterung und ließ sich Vieles gefallen. Freilich hatte Wolfgang noch bis spät in der Nacht zu thun, bevor er die vielen Leute glücklich untergebracht hatte und sich endlich in der Bauernstube zu einem kurzen erquickenden Schlaf auf die Streu strecken konnte. Am andern Morgen in der Frühe ließ er von dem lustigen Dorfmusikanten, der sich dem Zuge angeschlossen hatte, auf einer Art Waldhorn Reveille blasen, und gegen sein Erwarten fanden sich die Leute in lobenswerther Schnelligkeit und fast vollzählig zusammen. Nur drei Individuen fehlten, deren Verlust, wie der Förster meinte, dem Corps zu keinem Schaden gereiche. Nun ging es in der Richtung, in welcher man nach den Aussagen der Dorfbewohner die Freischaaren vermuthen mußte, weiter; aber sie hatten kaum eine Meile zurückgelegt, als ein Chevauxleger herangesprengt kam und einen schriftlichen Befehl überbrachte, nach welchem sich »die Compagnie Eberburg« links in das Gebirge zu einem namentlich bezeichneten Dorfe ziehen, und dort, bis weitere Ordre käme, den Feind beobachten sollte. Der Befehl war »an den Hauptmann Wöbler« gerichtet. Wolfgang schrieb auf ein Blatt seiner Brieftasche, daß der »Hauptmann Wöbler« die Compagnie verlassen und er (Wolfgang) an Stelle Jenes die Führung übernommen habe, vorläufig auch behalten zu müssen glaube, bis man ihm einen Nachfolger sende. Uebrigens werde er die Compagnie an den bezeichneten Ort führen. Die Ordonnanz sprengte wieder davon; Wolfgang ließ seine Mannschaften einen Kreis formiren, machte sie mit dem der Compagnie gewordenen Auftrage bekannt, und fragte: ob sie auch jetzt noch seiner Führung vertrauen wollten? Er hatte die Freude, diese Frage mit einem einstimmigen Ja und einem kräftigen Hurrah beantwortet zu hören.

Die Bereitwilligkeit, mit welcher die Leute ihm folgten, verdankte Wolfgang, nächst seinem eigenen Auftreten, hauptsächlich der Schwatzhaftigkeit Rüchel's, der durchaus kein Geheimniß daraus gemacht hatte, daß ihr junger Anführer bereits, ehe er zu der Freischaar gekommen, Officier gewesen sei, was er (Rüchel) am besten wissen müsse, da er selbst als Unterofficier unter ihm gedient habe. Rüchel verstand es, dies und anderes der Art mit einer so geheimnißvollen Miene vorzutragen, daß sich der Köpfe dieser einfachen Menschen bald eine mystische Vorstellung von ihres Anführers ganz absonderlichen Feldherreneigenschaften bemächtigte, die noch höher stieg, so oft Wolfgang, um seinen Marsch zu decken, der durch die veränderte Richtung allerdings viel gefährlicher geworden war, eine Seitenpatrouille entsandte, oder sonst eine einfache militairische Anordnung traf, von der die Leute vorher keinen Begriff gehabt hatten und die ihnen deshalb nun um so mehr imponirte. Wenn Wolfgang so Rüchel's leichtfertiges Wesen kaum schelten konnte, so hatte er auf der andern Seite Gelegenheit, die wirklich tüchtigen Eigenschaften des Mannes zu bewundern: sein gesundes Urtheil, seine Dienstwilligkeit und Pünktlichkeit, sobald es sich um etwas Wichtiges handelte, besonders aber sein außerordentliches Talent, den Leuten gleichsam spielend den nothwendigen militairischen Unterricht zu ertheilen. Es dauerte nicht lange, so hatte er es dahin gebracht, daß sie, die vorher ohne Ordnung durcheinander gelaufen waren, in regelmäßigen Sectionen sich vorwärts bewegen, ja sogar während des Marschirens sich in Reihen setzen, aus der Reihe wieder in Sectionen rechts und links aufmarschiren und ähnliche complicirtere Bewegungen ausführen konnten. Diese nützlichen Kunststücke erregten in den Dörfern, durch welche der Marsch führte, die Bewunderung der Bevölkerung und die Nacheiferung der jungen Mannschaft in ungewöhnlichem Grade. Es boten sich so viele Freiwillige an, daß Wolfgang seine Compagnie leicht um das Doppelte hätte vermehren können; aber er nahm nur Diejenigen, welche bewaffnet kamen, während er die Anderen, als unbrauchbar für den gefährlichen Vorpostendienst, zu dem seine Compagnie designirt war, nach dem Hauptquartier instradirte.

Wolfgang hatte, nachdem er in seine Position eingerückt war, alle Ursache, sich seiner Vorsicht zu freuen. Das Dörfchen war klein, die Bewohner arme Bauern, die kaum für sich selbst das Notwendigste hatten. Für das mangelnde Quartier war bei dem herrlichen Wetter leicht gesorgt. An einer passenden Stelle außerhalb des Dorfes wurden unter Rüchel's und des Försters Leitung aus Feldsteinen, Rasen, Baumzweigen und einigen Decken ein paar Baracken construirt, in welchen sich die Leute viel besser befanden, als in den kleinen dumpfigen Stuben der Bauerhäuser. Weniger leicht war es, für so viele Menschen in dem öden Gebirgsdistricte die nöthigen Lebensmittel herbeizuschaffen. Vergebens schilderte Wolfgang in den Rapporten, die er an die Heeresabtheilung, welcher er attachirt war, sandte, zu wiederholten Malen seine Noth auf das Eindringlichste. Er bekam entweder keine Antwort, oder die wenig tröstliche: »man habe selbst keinen Ueberfluß, es müsse Jeder für sich selber sorgen.« Ebensowenig Gewicht schien man auf die in der Führung der Compagnie vorgegangene Veränderung zu legen. Die Befehle gingen jetzt »an den Hauptmann Hohenstein,« als ob sich die Sache ganz von selbst verstünde. Wenn diese bequeme Art der Geschäftsführung Wolfgang nun auch manchmal lächerlich genug vorkam – zumal wenn er sie mit der feierlichen Grandezza und schreibseligen Schwerfälligkeit verglich, mit welcher in der Armee die winzigsten Bagatelles behandelt wurden – so fühlte er doch auch andererseits seine Verantwortlichkeit in demselben Maße wachsen. Der Rest seiner kleinen Baarschaft konnte selbst in diesem billigen Lande für die Bedürfnisse so Vieler nicht lange reichen. Als er die Brote vertheilen ließ, die er mit seinen letzten Thalern erkauft hatte, fragte er sich lächelnd: was Onkel Peter wohl zu einer solchen Anwendung seines Geldes sagen würde. Da auch am nächsten Tage weder Geld noch Proviant anlangte, mußte er, wollte er nicht seine Position aufgeben, oder die Leute nach Hause schicken, zu Bons, die er auf die provisorische Regierung ausstellte, seine Zuflucht nehmen. Um aber die Verantwortung dieser Maßregel nicht allein zu tragen, schickte er den Förster, der sich zu diesem Dienste erbot, mit einem ausführlichen Rapport direct in das Hauptquartier. Der Förster versprach in möglichster Eile zurückzukommen und machte sich durch das Gebirge auf den Weg.

Bei diesen Sorgen, die jeder Tag noch vermehrte, war es für, Wolfgang eine wahre Erquickung, daß er sich bei dem herrlichsten Sommerwetter in einer Gegend befand, die den Mangel der Fruchtbarkeit durch romantische Schönheit wieder gut machen zu wollen schien. Vor dem Dorfe stieg das Gebirge in vielfachen Terrassen in die weite furchtbare Ebene hinab. Rechts und links erstreckten sich in einem ungeheuren Halbmonde bewaldete Hügel, die zuletzt in den Horizont verblaueten. Hinter dem Dorfe kletterten Tannen und Fichten die steileren Höhen hinan, von denen ein schäumender Waldbach über schroffes Felsgestein in unzähligen Cascaden seinen Weg in das Thal suchte.

Oft, wenn die sinkende Sonne den Zauber dieser Landschaft noch erhöhte, der Kamm des Gebirges in immer schärferen Linien sich von dem lichten Abendhimmel abhob, in den Schluchten und auf den Hängen die wechselnden Schatten dunkler und dunkler wurden, während in der rothglühenden Ebene die Wasser aufblitzten und wieder verschwanden, bis endlich Berg und Thal sich in ein feuchtes Grau hüllten – saß Wolfgang oberhalb des Dorfes auf einem vorspringenden Felsen, welcher die ganze Gegend beherrschte, an seiner Seite Balthasar, der Gute, Treue, dessen Gesellschaft ihm gerade in solchen Augenblicken vorzüglich lieb war.

Denn für die Schönheiten der Natur konnte Niemand ein empfänglicheres Auge, für die Sprache, die sie in so viel wunderbaren Zungen zu uns spricht, ein leiseres Ohr haben, als Balthasar. Wie er selbst in seiner rührenden Bescheidenheit und Harmlosigkeit der Pflanze glich, die Regen und Sonnenschein gleich demüthig hinnimmt, oder den Vögeln unter dem Himmel, die nicht säen und nicht erndten und die der uralte Vater doch ernährt, so entsproß der Erde keine Blume, die er nicht wie eine Schwester kannte und begrüßte, so schwirrte kein Flügel durch die Luft, den er nicht mit aufmerksamem Blick und freundlichem Lächeln begleitet hätte. Und wie er die Pflanzen und Thiere liebte, so schienen jene ihn zu lieben. Heilsame Kräuter, an denen Andere achtlos vorübergehen, zierliche Blüthen, nach denen der Liebhaber lange sucht – für ihn, den Kurzsichtigen, stand Alles am Wege, als ob es nur auf ihn gewartet hätte; – Vögel, die sonst die Nähe der Menschen fliehen, kamen zu ihm herangeflattert, die wildesten Hunde schwiegen, sobald er sich nahte, sprangen wedelnd auf ihn zu und leckten seine Hände.

Der wunderliche Mann hatte seit jenem ersten Tage keine Waffe wieder angerührt; dafür hatte er sich einen Posten ausgesucht, der im Kriege oft größere Tapferkeit und Kaltblütigkeit erfordert, als der des Soldaten. Er war der Arzt der Compagnie geworden. Mancher brave Bursch, den die schmerzenden Füße nicht weiter tragen wollten, verdankte den Waschungen »des Doctors,« wie sie ihn Alle nannten, daß er wieder aufstehen und wandeln konnte; mancher Andre, den die ungewohnten Strapazen darnieder geworfen hatten, fühlte sich durch die Umschläge und Tränke, die Balthasar zu bereiten verstand, von den stechenden Schmerzen in Kopf und Brust wie durch ein Wunder befreit. Dafür erfreute sich Balthasar aber auch der allgemeinsten Liebe und Achtung. Niemand, auch Rüchel nicht, wurde so freundlich gegrüßt, wie er; auch nicht die wildesten Bursche – und es fehlte an solchen nicht in der Compagnie – erlaubten sich den leisesten Spaß über den alterthümlichen Frack, der jetzt von allen seinen Flecken sorgsam wieder gereinigt war, und über die verblichenen Nankinghosen, deren peinliche Sauberkeit durch die mancherlei Flicken noch erhöht schien.

Aber Balthasar war nicht nur ein Arzt für die Körper, sondern auch für die Seelen. Unzüchtige Lieder, wie sie diese rohen Menschen wohl des Abends im Lager sangen, verstummten, sobald die unscheinbare Gestalt sich näherte; Streitende vertrugen sich auf ein sanftes Wort aus seinem Munde, auf einen Blick fast seiner milden blauen Augen. Einmal hatte Wolfgang einen Mann, der sich eines groben dienstlichen Vergehens schuldig gemacht hatte, hart angelassen, und als derselbe sich noch dazu störrisch und widersetzlich gebehrdete, aus der Compagnie gestoßen. Unter wilden Drohungen und Verwünschungen hatte er sich entfernt. Eine Stunde später kam derselbe Mann zu Wolfgang und bat ihn demüthig um Verzeihung und um Wiederaufnahme in das Corps. Als Wolfgang fragte, was in aller Welt ihn zu dieser plötzlichen Sinnesänderung bewogen haben könne, erzählte der Mann unter Thränen: »der Doctor« habe mit ihm gesprochen, und er sehe nun wohl, welch' ein schlechter, undankbarer Mensch er gewesen sei.

Nicht ohne ein Gefühl ehrfurchtsvoller Rührung hatte Wolfgang diese stille, segensreiche Wirksamkeit des Freundes beobachtet. Je höher mit jedem Tage seine Achtung vor dem trefflichen Manne stieg, um so peinlicher empfand er es, daß ihre Ansichten über die Revolution so gar nicht übereinstimmen wollten. Balthasar verhehlte es nicht, daß er sich die Bewegung, aus der heraus die neue Zeit geboren werden müsse, ganz anders gedacht habe und noch denke. Das Reich des Friedens, meinte er, könne nicht durch Gewalt gegründet werden. Man bessere die Menschheit nicht dadurch, daß man alle ihre schlimmsten Leidenschaften geflissentlich aufrege; der Erbfeind des Menschen, der Egoismus, könne nur durch die Liebe überwunden werden; so lange die im Stillen wirkende Kraft der Liebe nicht so weit erstarkt sei, den eklen Aussatz »Egoismus« vom Leib der Menschheit abzustoßen, seien alle Revolutionen nur Zuckungen, die wohl die Fortschritte der Krankheit, nicht aber die der Genesung verkündeten. Wäre die Menschheit überhaupt nicht im Stande, zu jener Krisis zu gelangen und sie glücklich zu überstehen, so sei sie rettungslos dem moralischen Tode verfallen, der die physische Vernichtung über kurz oder lang nach sich ziehen müsse.

Dergleichen Sätze erinnerten Wolfgang zu sehr an ähnliche Aeußerungen, die er, freilich in anderem Zusammenhang und anderer Färbung, oft aus Münzer's Munde vernommen hatte, als daß er nicht die Rede auf diesen Freund, dessen Schicksal ihm so sehr am Herzen lag, hätte bringen sollen. Zu seiner Verwunderung zeigte sich Balthasar mit Münzer's Ansichten sehr vertraut. »Ich fürchte,« sagte er unter Anderm, »daß Ihr Freund keinen Glauben an die Menschheit hat, die er reformiren will; daß er die Proletarier, für die er zu kämpfen vorgiebt, eben so wenig achtet, wie den Adel und die besitzenden Klassen, und daß, wenn es ihm wirklich gelungen wäre, jene zur Herrschaft zu bringen, das Verhältniß wohl anders, aber nicht besser sein würde. Was heißt das auch: Herrschaft des Proletariats! In der Gesellschaft, wie ich sie mir denke, für die ich in meiner Einfalt die Zeit schon gekommen erachtete, soll Niemand herrschen als die Vernunft. Ist es denn nicht eben unser Unglück, daß jetzt eine Klasse, ohne Vernunft und Billigkeit zu achten, die andern Klassen freventlich unterdrückt und ausbeutet? Die Proletarier in dem Sinne Ihres Freundes zur Herrschaft bringen, hieße in meinem Sinne, die sociale Krankheit auf eine andere Stelle leiten, aber nicht: sie heilen.«

Als Wolfgang seinen Freund gegen diese und ähnliche Vorwürfe in Schutz nahm und auch Münzers unglücklicher häuslicher Verhältnisse als eines der Hauptursachen seiner pessimistischen Doctrinen erwähnte, gerieth Balthasar in eine Erregung, wie Wolfgang sie noch niemals an ihm wahrgenommen. Er erzählte nun Wolfgang, daß er Münzer's Gattin in dem Hause des Pfarrers Ambrosius oft gesehen und gesprochen, und wie er aus ihrem Thun und Reden, noch mehr aber aus den Briefen, die sie ihm zur Abschrift anvertraute, die schönste und reinste Seele und das edelste Streben nach Wahrheit kennen gelernt habe. Allerdings sei ihm über diese zarten Verhältnisse Verschwiegenheit zur Pflicht gemacht worden, aber ihm, der in seiner eigenen Ehe so großes Leid erfahren, drücke es das Herz ab, stumm und theilnahmlos sehen zu müssen, wie hier durch Blindheit auf der einen, durch übertriebene Demuth auf der andern Seite das Lebensglück zweier Menschen auf ein Spiel gesetzt werde, das, wenn nicht bald Rettung käme, beide Betheiligten verlieren würden.

Wolfgang war über diese Mittheilungen, die Balthasar nach und nach in aller Ausführlichkeit machte, auf das Höchste erschrocken. Er hatte bis dahin den Freund unter dem Bann eines häuslichen Mißgeschickes geglaubt, das nach und nach seine Stimmung verdüstert, den freien Aufschwung seines Geistes gehemmt, sein heißes, liebedürstiges Herz erkältet, und gelähmt habe. Wenn Münzer sich wirklich so getäuscht hatte, wenn Clärchen wirklich nicht die Alltagsseele war, für die doch Münzer selbst sie zu halten schien, so konnte ja vielleicht noch Alles wieder gut werden, wenn die geschickte Hand eines teilnehmenden Freundes den Knoten in dieser Tragödie der Irrungen glücklich löste.

Das Verlangen, von Münzer zu hören, wo möglich wieder mit ihm vereinigt zu werden, erwachte in Wolfgang auf's Neue und stärker als zuvor. Daß die Freunde der Schreckensnacht in Rheinfelden entronnen seien, hatte er nach den Nachrichten, die Balthasar aus der Stadt gebracht hatte, nicht bezweifelt.

Zu seiner innigen Freude ging schon am nächsten Tage sein Wunsch theilweise wenigstens in Erfüllung. Der Förster kam aus dem Hauptquartier mit einer kleinen Begleitungs-Mannschaft zurück, brachte Geld, und, auf einem Leiterwagen, die ebenfalls längst erbetenen Waffen nebst Munition; schließlich einen »Befehl,« in welchem »der Hauptmann Hohenstein« in seinem Range bestätigt, seine bisherigen Anordnungen gut geheißen und belobt, und ihm zugleich der Auftrag ertheilt wurde, sich sofort in aller Eile auf das Hauptquartier zurückzuziehen, wobei er einen Kampf mit dem Feinde nur in dem Falle anzunehmen habe, wenn er es mit Erfolg thun zu können glaube.

Der Befehl war unterzeichnet: Degenfeld, Major im Generalstabe.

Unter dem Briefe stand von Degenfeld's Hand:

»Lieber verloren Geglaubter, endlich Gefundener!

Kommen Sie, so schnell als die Ihnen zu Theil gewordene wichtige und ehrenvolle Aufgabe erlaubt. Ich sehne mich sehr nach Ihnen; Münzer, der in einem der Büreau's arbeitet, ist in einer Commission abwesend: ich erwarte ihn in wenigen Tagen zurück; vielleicht treffen Sie noch vor ihm ein. Auf ein so fröhliches Wiedersehen, als es in dieser sublunarischen Welt möglich ist!«

 

Eine halbe Stunde nach Empfang dieses Briefes hatte »der Hauptmann Hohenstein« mit seiner Compagnie das Dorf verlassen. Die Avantgarde der Regulären, die unter dem Befehl des Obrist Hohenstein nach einer zweiten halben Stunde eintraf, fand die Kohlen auf den Feuerstellen noch glühend. Der Obrist beschloß »die Demokratenhunde« für ihre Frechheit zu bestrafen, und commandirte ein Bataillon zur Verfolgung. Gegen Abend hörte man ein lebhaftes Schießen weiter hinauf in den Bergen. Erst bei Einbruch der Nacht kam das Bataillon in einem Zustande zurück, der die Aussage der Officiere: »die Freischärler seien über alle Erwartung gut geführt worden, und hätten sich geschlagen wie die Teufel,« nur zu sehr bestätigte.



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