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*

XXXIV.

Die Baronin hatte ihren Spruch noch gerade zu Ende bringen können, denn jetzt traten Herr und Frau Banse, die bereits wiederholt an die Thür gepocht, herein mit dem Doktor. Die beiden alten Ehegatten waren oben in das gegenseitige Erzählen ihrer mannigfachen Tageserlebnisse gekommen, und damit ging es denn nicht so schnell, meinte Herr Banse. Der Doktor war eben erst wieder in das Haus gelangt; er hatte inzwischen die Anordnungen getroffen, welche zur Ueberführung der Leiche in die Leichenhalle, die noch heute Nacht stattfinden sollte, notwendig waren. Er könne auch nur ein paar Minuten bleiben, habe aber doch nicht verfehlen wollen, Madame, in der er einen ebenso umsichtigen wie mutigen Kollegen kennen gelernt, seine Ehrfurcht zu bezeigen. Da der Arzt nur französisch sprach, mußte Herr Banse zwischen ihm und der Baronin als Dolmetsch vermitteln, während Frau Banse, fortwährend lächelnd, daneben stand, und Lady Ballycastle, ohne von den Eingetretenen Notiz zu nehmen, mit langen Schritten in dem Salon auf und ab ging. Die Baronin ihrerseits mochte ihr nicht, was sie am liebsten gethan hätte, die Thür weisen; konnte es aber auch nicht über sich gewinnen, sie als Gast zu behandeln und in das Gespräch zu ziehen, trotzdem sie wohl bemerkte, daß der Arzt die seltsame schwarze Dame, von der er sicher schon gehört, wiederholt mit seinen durchdringenden Blicken aufmerksam beobachtete.

Die gespannte Situation wurde durch Bob unterbrochen, welcher dem kleinen Kellner, durch welchen er sich hatte anmelden lassen, auf dem Fuße folgte.

Sie bringen nichts Gutes! rief ihm die Baronin entgegen.

Gutes und Schlimmes, erwiderte Bob, der von ihm hochverehrten Frau die Hand küssend und die anderen mit einer Verneigung begrüßend. Zuerst: Miß Angela und Mr. Edward werden in wenigen Minuten hier sein. War kein Kab auf dem Bahnhofe, mußte erst einer geholt werden – für Miß Angela – bin vorausgelaufen –

Sie ist krank? sagte die Baronin.

Es war ihr unmöglich, in Gegenwart von Lady Ballycastle, die jetzt, aufmerksam zuhörend, daneben stand, Angelas Namen über die Lippen zu bringen. Und wie sollte es werden, wenn Angela kam; wenn die Hexe, die offenbar bloß darauf wartete, ihr Gift spritzte gegen die Unglückliche – in Gegenwart aller dieser Menschen – wozu war das böse, verrückte Weib nicht im stande! War das mit den Briefen nicht eine höllische Lüge, wie sie fortwährend mit heimlichen Stoßgebeten vom Himmel erflehte? Sollte die da triumphieren, die Grundböse, die ihr auf ihre alten Tage gelehrt, was Haß ist, über jene, die selbst, wenn sie gefehlt und gesündigt, nicht schlecht sein konnte, und die sie liebte, wie sie außer dem eigenen Sohne nichts auf Erden geliebt? Was hatte der Herr Swift auf ihre Frage geantwortet? Krank sei sie nicht – oder doch? – Ja – das heißt –

Herr des Himmels! schrie die Baronin, sagen Sie, wie es ist!

Es ist, wie ich sage – ich versichere Sie, erwiderte Bob, sie ist nicht krank, nur sehr angegriffen – mein Gott, wie kann ich denn erzählen, wenn jeder mich jeden Augenblick unterbricht!

Es hatte niemand außer der Baronin Bob unterbrochen, wenn auch allerdings aller Augen ängstlich fragend an ihm hingen. – Zum Henker eure Angst! rief's in Bob: Ich bin selbst mit dem Artikel hinreichend versehen! und mit Jammer und Wut dazu, die mir umschichtig das Herz abdrücken und mich rasend machen; aber nimm's ruhig, alter Junge, nimm's ruhig!

Und Bob, eines seiner langen Beine über das andere schlagend und die Ellbogen auf eine Stuhllehne stemmend, wie es seine Gewohnheit war, fing an zu erzählen: wie sie Drei auf dem Turme gestanden und auf die drei anderen gewartet hätten, bis sie plötzlich dieselben wolkenhoch über sich erblickt, ihnen winkend, sie möchten nachkommen. Es sei aber nur Miß Angela gewesen und neben ihr zwei Büsche, die oben auf dem Felsen im Winde hin und her genickt und gerade wie zwei winkende Menschen ausgesehen hätten. Und sie nun die Felsen, die Berge hinauf, um – die Stelle leer zu finden – natürlich, wenn die anderen nicht warten, sondern den Nachzüglern zum Schabernack allein weiter laufen – nach Cau, wohin sonst? Es war ja das ursprünglich gewollte Ziel. Und das Wetter ist so günstig für eine Bergpromenade mit Damen! und dann der Sonnenuntergang im Schneegestöber – das sieht man auch nicht alle Tage! Und so immer weiter in sicherer Hoffnung, die anderen einzuholen oder ihnen wenigstens auf ihrem Wege nach Hause zu begegnen; nur daß besagter Weg bald gar kein Weg mehr ist, sondern treibender Schnee, gurgelndes Wasser, bröckelnder Fels, ragender Wald, durch den sich jeder weiter arbeitet, wo und wie er kann, bis man einander nicht mehr sieht, und der Sturm das Rufen überdonnert, und jeder jeden sucht, bis Mr. Moor, der das Glück hat, Miß Angela findet, oben in der höchsten Hütte von Cau, wohin Edward und er, die sich ein paar hundert Schritte weiter unter zwischen der Hütte und dem Dorfe auch zusammengefunden, durch einen Burschen geleitet werden, der von der Hütte kommt und eben seiner Mutter und Schwester, die aus dem Dorfe kommen, auf deren Heimwege begegnet ist. Die Weiber schaffen Kleider für Miß Angela und der Bursche aus dem Dorfe eine alte Chaise; in die wird Miß Angela gesetzt und nach Glion hinabgeschafft, während die Herren und ein halb Dutzend Bauern mit Laternen nebenher gehen und die alte Chaise halten, wenn sie umfallen will, wozu sie fortwährend eine entschiedene Neigung zeigt, was ihr auch nicht zu verdenken ist – auf dem Wege! In Glion die Begleitmannschaft entlassen, inklusive die junge Bäuerin, welche Miß Angela in der Chaise Gesellschaft geleistet, und die auch ihre Kleider wieder mitbekommt, da Miß Angela sich unterdessen wieder vollständig oder doch beinahe vollständig erholt hat und im Hotel ihr Reithabit anzieht zum Kummer von Monsieur Duillier, Madame Duillier und Mesdemoiselles Duillier und ceteris omnibus, die einstimmig schwören, daß auf dem ganzen Gebirge eine so entzückende Bäuerin nicht wieder zu finden sei, und suchte man einen langen Sommertag danach. Die Herren geben das zu, wenn Herr Duillier nur sagen möchte, wo Frau Moor und Herr Vogel zu finden, die haben nachkommen wollen und vermutlich vor dem heraufziehenden Unwetter umgekehrt und dann wohl gleich bis Montreux gelaufen sind; wenigstens behauptet der Kellner, welcher seinen Kameraden ein Stück auf dem Heimweg begleitet, sie in halber Höhe zwischen Glion und Montreux auf dem Fußpfade getroffen zu haben. Das hält Herr Moor für unmöglich; er behauptet, daß der Mensch sich geirrt, die beiden vielmehr noch im Walde seien, sich verlaufen haben, daß er sie in Glion erwarten, mit den Leuten nach ihnen suchen wolle. Nun, Ladies und Gentlemen, das war denn auch wohl das beste, was Mr. Moor thun konnte; aber es durfte Edward nicht abhalten, Miß Angela nach Montreux in einem der beiden Wagen – der andere blieb für Herrn Moor oben – zurückzubringen, und ich hoffe, man wird mir verzeihen, daß ich mich den Verlobten angeschlossen habe. In Montreux gelingt es Edward, einen Extrazug, bestehend aus der Lokomotive und einem bequemen Salonwagen mit separatem Schlafgemach, für Miß Angela aufzutreiben und – here we are again, wie der Clown sagt, wenn er von seinem Purzelbaum wieder auf den Beinen steht!

Bob hatte mit seiner forcierten Lustigkeit weder sich selbst das Herz erleichtert, noch die gewitterschwüle Stimmung in der kleinen Gesellschaft verbessert. Die gute Frau Banse schüttelte einmal über das andere den Kopf und blickte entsetzt drein, wie sie hörte, daß Herr Vogel und die arme Frau Moor nicht gefunden seien und womöglich noch im Walde umherirrten; Herr Banse, der Bobs Späße sonst sehr goutierte, hatte das satirische Gesicht in die ernstesten Falten gelegt und nahm eine nachdenkliche Prise über die andere; dafür lächelte freilich der Arzt fortwährend, aber nur aus Höflichkeit. Er verstand von Bobs Geschichte kein Wort und würde sich bereits unter einem schicklichen Vorwande empfohlen haben, nur daß er sich von der Beobachtung Lady Ballycastles nicht losreißen konnte, deren Erscheinung und Wesen sein Interesse als Arzt und Psycholog aufs äußerste herausforderten. Wie war es möglich, daß diese Dame, die für sein Auge die offenbaren Spuren des Irrsinns zeigte, sich in der Gesellschaft bewegte, ohne daß jemand ihren Seelenzustand zu ahnen, an ihrem sonderbaren Gebahren Anstoß zu nehmen schien? Waren jene an die extravagante Erscheinung zu sehr gewöhnt? oder zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um für das, was um sie her vorging, den rechten Sinn zu haben? War dies einer jener Fälle, wo ein latenter Irrsinn, der noch jahrelang so hätte bleiben können, bei irgend einer frappanten Gelegenheitsursache offenbar wird?

Der Arzt fuhr fort, die Dame zu beobachten, die erst mit ungeheuren Schritten durch den Salon gestürmt war, dann plötzlich mit einem seltsamen Ruck in der Nähe des erzählenden Herrn stehen blieb, den großen Kopf vornüber geneigt, mit einer Aufmerksamkeit lauschend, welche die schwarzen starren Augen aus ihren Höhlen zu drängen und Stirn- und Wangenmuskeln bis zum Zerreißen anzuspannen schien, während bei gewissen Stellen die grotesken Züge wie unter den Schlägen einer starken elektrischen Batterie zuckten.

Die Baronin wußte nur zu gut, was diese Aufmerksamkeit hervorrief, und für sie war jenes Zucken nur heimlich triumphierendes Lachen. Warum mußte nun auch gerade der Unglücksmensch, der Moor, Angela zuerst finden? Oder war es gar nur ein Rendezvous gewesen, das die anderen gestört hatten? Und wußte das der scharfblickende kluge Bob? Hatte er dem Freunde seinen Verdacht mitgeteilt? Stand Arnolds Zurückbleiben damit schon im Zusammenhange? Denn daß ihm seine Frau mit dem andern davongelaufen, daran konnte er doch vernünftigerweise nicht mehr zweifeln. Und nun sollten die beiden da zur Thür hereintreten – Angela hatte keinen anderen Eingang zu ihrem Zimmer als hier durch den Salon – der Tigerin in die Klauen laufen, die auf ihre Beute lauerte – mitleidslos des Sohnes Herz zerreißen würde – dessen leiblicher Vater ein paar Thüren weiter auf dem Totenbette lag – die unglückliche Angela preisgeben würde hier vor der Gesellschaft, während vielleicht noch alles gut werden konnte, wenn es zu einer ruhigen Auseinandersetzung unter vier Augen kam – und keine Möglichkeit, das Unglück aufzuhalten – wie wenn man im Wagen sitzt, mit dem die Pferde durchgehen, und man weiß, daß im nächsten Augenblicke alles zusammenkrachen wird – sie war in ihrem Leben ein dutzendmal in dieser Situation gewesen und hatte Besinnung und Ruhe nicht verloren, und jetzt wurde es ihr abwechselnd heiß und kalt; es sauste ihr vor den Ohren, daß sie kaum noch hörte, was Bob sagte; und ihr Herz stand still, als jetzt in der fürchterlichen gewitterschwülen Stille, die sich, nachdem nun auch Bob schwieg, über die Gesellschaft lagerte, von dem schmalen Korridor, an des Toten Zimmer vorbei, Stimmen und Schritte sich vernehmen ließen, die Thür von dem Kellner aufgerissen wurde und in der offenen Thür die beiden hohen Gestalten standen, Edward und Angela.

Edward hatte seine Braut am Arme und führte sie auf die Baronin zu, die, mit einer Geistesgegenwart, welche sie sich eine Sekunde vorher wahrlich nicht zugetraut, beide Hände ausstreckend, und mit einem mutigen: Na, seid Ihr endlich da! ihnen entgegenging, so schnell sie ihre Füße tragen wollten. Auch Bob war förmlich auf sie zugestürzt, wie auf ein paar Freunde, die von einer langen Reise heimkehren, beide willkommen heißend, Edward die Hand schüttelnd, sich nach Angelas Befinden erkundigend. Das alte Ehepaar hatte sich hinter dem Sofatisch vorgearbeitet und sprach mit hinein, während der Arzt die Gelegenheit benützen wollte, sich ohne Abschied zu entfernen, und, bereits an der Thür, wieder stehen blieb, unwiderstehlich von dem interessanten Objekt angezogen: der riesengroßen englischen Dame, die jetzt, ihm gegenüber, am Kamin lehnte, den Ellbogen auf den Sims stützend, so nahe am Feuer, welches gerade eben besonders hell aufloderte, daß der Arzt jeden Augenblick die Flamme an ihrer schwarzseidenen Robe hinaufzüngeln zu sehen glaubte.

Bekomme ich keinen Gruß? fragte Lady Ballycastle plötzlich.

Edward wendete sich sofort zu seiner Mutter, und da Angela der Bewegung nicht folgte, glitt ihr Arm aus dem seinen und an ihr herab wie ein lebloses Glied. Sie hatte auch die Anrede der Freunde nur mit einem zerstreuten Lächeln erwidert, das der Baronin durch die Seele schnitt. Und stand nun so da, in dem knappen Reitkleide, das hinter ihr her auf den Teppich floß, hoch und schlank und schön, trotzdem das von dem schwarzen Flortuch umrahmte Gesicht geisterhaft bleich war und einen sonderbar stillen, traurigen Ausdruck hatte mit den festgeschlossenen feinen Lippen und den großen, von tiefen Rändern umgebenen Augen. Und die Augen schienen niemanden zu sehen, sondern in eine weite, weite Ferne zu blicken, auch als jetzt die Baronin, sie mit beiden Armen umfassend, leise und dringend zu ihr sagte: Komm' Kind, sofort! und dann laut: Die Herrschaften entschuldigen! ich muß meine Angela zu Bett bringen, das arme Kind hält sich ja noch kaum auf den Füßen.

Halt! rief Lady Ballycastle.

Sie hatte den Arm vom Sims genommen, war aber am Kamine stehen geblieben, die Breite desselben zwischen sich und Edward, dessen höfliche Begrüßung sie jäh unterbrochen hatte, und der einen erstaunt fragenden Blick auf sie heftete, als sie jetzt ein kleines Packet Briefe oder dergleichen, das sie in der linken herabhängenden Hand gehalten haben mußte, in die rechte nahm. Dabei hatte sie sich zu ihrer vollen Höhe aufgerichtet; ihre schwarzen Augen glühten um die Wette mit der neben ihr prasselnden Flamme, und das »Halt« war in einem so lauten, drohenden Tone gerufen worden – der Arzt, der eben den Thürgriff erfaßt zog die Hand wieder zurück.

Es thut mir leid – fuhr sie in derselben lauten Stimme fort – daß ich unsere liebe Angela einen Moment aufhalten muß. Aber ich habe hier ein paar sehr private und konfidentielle Briefe, von denen sie wohl nicht möchte, daß sie in fremde Hände kämen, und mit denen ich, da das arme Kind sich kaum auf ihren Füßen hält, sie nicht belästigen, sondern sie geben will an meinen Sohn, ihren Verlobten, als einen neuen Beweis der großen, echten, treuen Liebe, mit der sie ihn, sowohl von Beginn als auch jetzt, geliebt hat, liebt und immer lieben wird. Nehmen Sie!

Und sie streckte, an dem Kamin hin, den langen Arm mit den Briefen nach Edward.

Edward machte mit Kopf und Händen eine ablehnende Bewegung, welche zugleich eine stumme, dringende Bitte an seine Mutter enthielt: eine thörichte Erfindung ihrer überreizten Phantasie wenigstens nicht in Gegenwart so vieler Personen vorzubringen, noch dazu in einem Augenblicke, wo das geliebte Mädchen der Schonung doppelt bedurfte.

Seine Mutter mußte die Geste verstanden haben. Sie schlug ein kurzes, gelles Lachen auf und rief: Sorgen Sie für sich selbst, Herr! Nehmen Sie die Briefe, sage ich, oder Sie werden es bereuen!

Ihre rauhe Stimme kreischte; ihr Gesicht erschien in dem flackernden Feuer wie aus rotglühendem Eisen; der Arm, mit dem sie noch immer Edward die Briefe hinhielt, zitterte.

Edward warf in der grausamen Verlegenheit, welche ihm die Scene bereitete, einen rat- und hilfesuchenden Blick auf Bob, auf die Baronin – vergebens. Bob hatte die Augen abgewendet; aus den Augen der Baronin schien ihm nur, wie aus einem Spiegel, die eigene Ratlosigkeit zurückzukommen. Sein Blick irrte weiter zu Angela.

Nehmen Sie die Briefe! sagte Angela.

Sie mußte seinen Blick gefühlt haben, gesehen hatte sie ihn nicht; ihre Augen waren unverwandt geradeaus in die geheimnisvolle Ferne gerichtet.

Er that, wie sie geheißen. Ein kurzes, gurgelndes, triumphierendes Ha! brach aus Lady Ballycastles Kehle.

Lesen Sie die Briefe, ich wünsche es! sagte Angela.

Der ruhige Ausdruck von Edwards Gesicht, der sich bis dahin trotz alledem kaum verändert hatte, wich plötzlich einer Miene tiefer Bestürzung. Nur einen Moment. Dann glättete ein Lächeln stolzen Unglaubens und stillen Vorwurfes, das Bob und der Baronin galt, jede leiseste Spur von Unmut aus seinen Zügen; und ohne einen Blick auf das Packet in seiner Hand zu werfen, ließ er es in den Kamin fallen, mitten in die prasselnd zusammenstürzenden Scheite, deren hochaufflammende Glut das dünne Papier im Nu verzehrt.

Das sehen die anderen. Vor den Augen der Wahnsinnigen aber erfüllt die rote Flamme das ganze Gemach, loht durch die Decke in den Himmel, schießt wieder erdenwärts und ist ein unabsehbares Meer von rotem Blut, dessen Ufer ihre Schädelwände sind und in dessen Wogen sie versinkt. Und will eine weiße Hand fassen, die allein sie retten kann – Angelas – und greift vorbei und sinkt und sinkt –

Angela!

Sie hat es nur eben noch geröchelt und stürzt wie die Pappel, die blitzgetroffene, welche die Baronin im Geiste sah, und liegt in ihrer ganzen riesigen Länge auf dem Teppich vor dem Kamin, dessen rote Lichter über ein erdfahles Gesicht mit starren verglasten Augen zittern.

Sie ist tot! schreit Angela, die an ihrer Seite kniet und das bleischwere Haupt an ihrem Busen hält.

Der Arzt an der andern Seite drückt die bereits geöffnete Lanzette wieder zu.

C'est inutile, murmelte er, je le savais.


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