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Neuntes Kapitel

Am nächsten Tage erhielt Smilasch von seiner Frau ein Versprechen, daß sie sich Agatha gegenüber so benehmen würde, als hätte der Brief keine Beleidigung enthalten. Henrietta flehte so beweglich wie sie konnte, er möchte doch sofort mit ihr wieder zum häuslichen Leben zurückkehren, aber er speiste sie mit zärtlichen Worten ab, versprach nichts als ewige Zuneigung und schickte sie mit dem Zwölfuhrschnellzug nach London zurück. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er ging nach Lyvern zurück und von da nach seiner Hütte wie ein Mann, der von Ekel und Reue geplagt wird.

Kurz darauf an einem Nachmittag nahm er seine Schlittschuhe, um sich aufzuheitern, und ging nach Wickens Teich. Da es Samstag war, war er von Altonschülerinnen und ihren Halbfeiertagsbesuchern bevölkert. Fairholme, der mit seiner gewohnten energischen Miene seine Kreise beschrieb, hielt inne und starrte mit unwilligem Staunen auf Smilasch, der hinter ihm herschwankte.

»Geschieht das mit Ihrer Erlaubnis, daß der Mann hier ist?« fragte er den Pächter Wickens, der umherging, als beaufsichtige er eine Ernte.

»Ich denke, er ist hier, weil er Lust dazu hat,« sagte Wickens eigensinnig. »Er ist mein Nachbar und mein Freund. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, daß ich einen Freund auf meinem eigenen Teich habe, wenn sich ungefähr zwei oder drei Tonnen von anderer Leute Freunde da herumtreiben, ohne daß sie eine besondere Zulaßkarte haben?«

»O nein,« sagte Fairholme etwas unsicher. »Wenn Sie zufrieden sind, kann niemand etwas dagegen einwenden.«

»Das freut mich sehr. Ich dachte schon.«

»Ich darf Ihnen wohl sagen,« bemerkte Fairholme gereizt, »daß Ihr Grundherr kaum erfreut wäre, wenn er ihn hier sähe. Smilasch hat einen von Sir Johns besten Hirten aus dem Lande geschickt, nachdem er ihm den Kopf mit Ideen angefüllt hatte, die über seinen Stand hinausgingen. Ich hörte letzten Sonntag Sir John sich sehr erregt über ihn aussprechen.«

»Möglich, Mr. Fairholme. Ich hab einen Pachtvertrag auf dieses Land – und es ist ein sandiger, armer Boden – und ich bin durchaus nicht an Sir Johns Gefallen und Nichtgefallen gebunden. Es ist eine sehr gute Sache für Sir John, daß ich die Pacht habe, denn es gäbe keinen Mann in der Gegend, der jetzt das Gut übernehmen würde, wenn es morgen frei würde. Übrigens ist es noch gar nichts, daß der junge Mensch dumme Sachen über die Rechte der Landarbeiter und dergleichen Unsinn redet, Sir John müßte ihn einmal hören, wenn er seine Ansicht über Grundrente und Bodenverbesserung klarlegt, und wie wir Pächter darum betrogen werden, vielleicht würde er nächsten Sonntag erregter als je über ihn sprechen.«

Und in Wickens Lächeln, als er ihm zunickte und weiterging, lag die ganze Befriedigung darüber, daß er es dem Geistlichen einmal gehörig eingetränkt hatte.

Grade jetzt hörte Agatha, die mit Jane Carpenter Hand in Hand lief, die Worte an ihr Ohr klingen:»Ich muß Ihnen etwas sehr Drolliges sagen. Sehen Sie sich nicht um.«

Sie erkannte Smilaschs Stimme und gehorchte.

»Ich weiß nicht ganz sicher, ob es Ihnen auch soviel Spaß macht, wie es eigentlich sollte,« fügte er hinzu und flog wieder davon, nachdem er Miß Carpenter einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte.

Agatha machte sich von ihrer Gefährtin los, lief einen Kreisbogen und glitt nahe an Smilasch vorbei, indem sie fragte: »Was ist es?«

Smilasch schoß wie eine Schwalbe davon und umkreiste ein paarmal Fairholme. Dann kehrte er zu Agatha zurück und lief neben ihr her.

»Ich habe den Brief gelesen, den Sie Hetty geschrieben haben,« sagte er.

Agathas Gesicht begann zu glühen. Sie vergaß, sich im Gleichgewicht zu halten, und wäre fast gefallen.

»Geben Sie acht. Dann lieben Sie mich also nicht – in der Art der Liebesgeschichten?«

Keine Antwort. Agatha war bestürzt und wagte nicht, die Augenlider zu erheben.

»Das ist ein Glück,« fuhr er fort, »denn – guten Abend, Miß Ward. Ich habe während der letzten Stunde nichts anderes getan, als Ihr Laufen bewundert – weil Männer immer Betrüger sind. Und ich bilde keine Ausnahme, wie Sie sogleich zugeben werden.«

Agatha murmelte etwas, aber es war unverständlich in dem Lärm des Schlittschuhlaufens.

»Sie glauben es nicht? Nun, vielleicht haben Sie recht. Ich habe Ihnen nichts gesagt, was nicht in einem gewissen Sinne wahr ist. Sie haben immer einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt. Aber ich wollte nicht, daß Sie das Hetty erzählten. Können Sie raten, warum?«

Agatha schüttelte den Kopf.

»Weil sie meine Frau ist.«

Agathas Knöchel erlahmten. Mit Mühe hielt sie sich aufrecht, bis sie Jane erreichte und sich als Stütze an sie anklammerte.

»Tu das nicht,« schrie Jane. »Du wirfst mich um.«

»Ich muß mich setzen,« sagte Agatha. »Ich bin müde. Ich will mich nur festhalten, bis wir zu den Stühlen kommen.«

»Unsinn! Ich kann eine Stunde laufen, ohne mich zu setzen,« sagte Jane. Sie half aber doch Agatha, bis sie einen Stuhl gefunden hatte, und verließ sie. Dann kam Smilasch, als ob er sich auch ausruhen wollte, und setzte sich an den Rand des Weihers.

»Nun,« fragte er und machte sich keine Sorge, ob ihre Unterhaltung auffiel oder nicht, »was halten Sie jetzt von mir?«

»Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt, Mr. Trefusis?«

»Das ist der Hauptspaß,« antwortete er mit einem spöttischen Blick auf seine Schlittschuhe. Er hatte seine Beine vorgestreckt und balancierte seine Hacken auf dem Eise. »Ich glaubte, Sie seien in mich verliebt, und dachte, die Wahrheit würde ein zu schwerer Schlag für Sie sein. Ha, ha! Und aus demselben Grunde vermieden Sie es großmütig, mir zu sagen, daß Sie nicht mehr in mich verliebt waren als in den Mann im Mond. Jeder spielte eine Posse und täuschte dem andern vor, es sei eine Tragödie.«

»Es gibt so unwürdige, lieblose und grausame Worte,« sagte Agatha, »daß ich nicht verstehe, wie ein Gentleman sie zu einem Mädchen sagen kann. Bitte, sprechen Sie nicht wieder mit mir. Miß Ward! Kommen Sie doch einen Augenblick her. Mir ist nicht wohl.«

Miß Ward eilte herbei. Smilasch, der Agatha einen Augenblick erstaunt und voll Teilnahme angesehen hatte, verschwand unter der Menge. Als er das entgegengesetzte Ufer erreicht hatte, zog er seine Schlittschuhe aus und bat Jane, die sich absichtlich in diese Ecke verirrt hatte, sie möchte Miß Wylie sagen, er sei fortgegangen und würde nicht wieder hier Schlittschuh laufen. Ohne ein Wort der Erklärung hinzuzufügen, verließ er sie und wandte sich nach seiner Wohnung. Als er in den Hohlweg kam, da, wo die Landstraße durch die Anpflanzung ging, an der Seite nach der Anstalt zu, entdeckte er einen Jungen in einer Postuniform, der über den gefrorenen Graben schlitterte. Ein Vorgefühl böser Nachrichten kam über ihn, wie ein plötzliches Dunkel über den Himmel jagt. Er beschleunigte seinen Schritt.

»Etwas für mich?« fragte er.

Der Junge, der ihn kannte, kramte in einer Brieftasche herum und zog einen Lederumschlag heraus. Er enthielt ein Telegramm.

 

Von Jansenius, London.

An J. Smilasch, Chamounix-Villa, Lyvern.

Henrietta nach der Reise gefährlich erkrankt. Verlangt Sie zu sehen. Arzt sagt, sofort kommen.

 

Er schwieg eine Weile. Dann faltete er sorgfältig das Papier und steckte es in seine Tasche, als ob es vollständig für ihn erledigt sei.

»Und so,« sagte er, »folgt vielleicht die Tragödie doch noch auf die Posse.«

Er sah den Jungen an, der vor ihm zurückwich, weil er seinen Gesichtsausdruck fürchtete.

»Du hast den ganzen Weg von Lyvern bis hierher geschlittert?«

»Nur um schneller vorwärts zu kommen,« sagte der Botenjunge zitternd. »Ich kam so schnell wie ich konnte.«

»Die Nachrichten, die du trugst, waren schwer genug, um das dickste Eis zu brechen, das je gefroren ist. Ich hätte Lust, dich über den Gipfel von dem Baum da zu werfen, anstatt daß ich dir diese halbe Krone gebe.«

»Sie tun mir nichts,« wimmerte der Junge und trat noch einen Schritt zurück.

»Geh nach Lyvern zurück, so schnell du laufen oder schlittern kannst, und sage Mr. Marsch, er sollte mir den schnellsten Wagen schicken, den er hat, damit ich nach der Eisenbahnstation fahren kann. Hier ist deine halbe Krone. Und jetzt vorwärts. Wenn ich nicht zur rechten Zeit meinen Wagen habe, dann wirst du was erleben.«

Der Junge näherte sich mißtrauisch dem dargereichten Gelde und rannte davon, so schnell er konnte. Smilasch ging in seine Hütte und kam nie wieder zum Vorschein. Statt seiner kam Trefusis heraus, ein Gentleman in einem Ulster, der eine Reisedecke trug. Er verschloß die Türe und eilte die Landstraße nach Lyvern hinunter, bis ihn ein Wagen aufnahm, der ihn in schnellster Fahrt zur Eisenbahnstation brachte, grade noch zur rechten Zeit, um den Zug nach London zu erreichen.

»Abendblätter gefällig?« rief eine Stimme durch das Fenster, als er sich in einer Ecke eines Wagens erster Klasse zurechtsetzte.

»Nein, danke sehr.«

»Fußwärmer gefällig?« fragte ein Dienstmann, der an der Stelle des Zeitungsverkäufers erschien.

»Ah, das ist eine gute Idee. Ja, bringen Sie mir einen Fußwärmer.«

Der Fußwärmer wurde hereingebracht, und Trefusis machte es sich für seine Reise bequem. Sie verging ihm sehr schnell, und er konnte es kaum begreifen, als der Zug in London ankam, daß die Fahrt fast drei Stunden gedauert hatte.

Die Reisenden und die Leute, die sie am Bahnhof abholten, waren von einer Weihnachtsstimmung erfüllt. Der Dienstmann, der an die Wagentür kam, erinnerte Trefusis durch sein Benehmen und den Ton seiner Stimme, daß jetzt die Zeit war, in der ein Gentleman fröhlich und freigebig sein muß.

»Was für Gepäck? Hansom oder Droschke gefällig?«

Einen Augenblick überfiel Trefusis die Vagabundenlust, in der Sprache Smilaschs zu reden und dem Mann aufzubinden, er hätte Körbe voll Truthähne und Plumpudding im Gepäckwagen. Aber er unterdrückte es und stieg in einen Hansom, der ihn nach der Belsize Avenue zum Hause seines Schwiegervaters brachte. Unterwegs beobachtete er in scharfer, bitterer Stimmung das in ihm aufsteigende Angstgefühl, das sich am Ende der Fahrt bis zum Herzklopfen steigerte. Zwei Wagen standen vor der Türe, als er ausstieg. Die schweigsamen Gesichter der Kutscher flößten ihm einen Schrecken ein.

Die Türe öffnete sich, bevor er klingelte. »Bitte, mein Herr,« sagte das Mädchen mit leiser Stimme, »wollen Sie in die Bibliothek eintreten? Der Doktor wird sofort mit Ihnen sprechen.«

Im ersten Stock an der Treppe standen zwei Herren und sprachen mit Mr. Jansenius. Dieser zog sich schnell zurück. Aber ein flüchtiger Blick auf sein trauriges, verdrießliches Gesicht hatte Trefusis doch schon ein seltsam prickelndes Gefühl gegeben, und es war ihm, als ob er seit zwanzig Jahren ein Witwer gewesen sei. Er lächelt gleichgültig, während er dem Mädchen in die Bibliothek folgte, und fragte sie, wie es ihr ginge. Sie murmelte irgendeine Antwort und eilte davon. Dabei dachte sie, der arme junge Mann würde wohl bald seinen Ton ändern.

Gleich darauf trat ein Herr mit grauem Backenbart herein, der sorgfältig gekleidet war und sich sehr behutsam benahm. Trefusis stellte sich vor, und der Arzt sah ihn mit Interesse an. Dann sagte er:

»Sie sind zu spät gekommen, Mr. Trefusis. Es tut mir leid, daß ich Ihnen das mitteilen muß, aber es ist alles vorbei.«

»War die lange Eisenbahnfahrt, die sie in dem kalten Wetter unternahm, die Ursache ihres Todes?«

Einige bittere Worte, die der Arzt oben gehört hatte, sagten ihm, daß dies eine heikele Frage war. Aber er antwortete ruhig: »Zweifellos die unmittelbare Ursache.«

»Sie erhielt vor ihrer Abreise eine unangenehme und ganz unerwartete Nachricht. Glauben Sie, daß das etwas mit ihrem Tode zu tun hatte?«

»Es hat vielleicht einen ungünstigen Einfluß ausgeübt,« sagte der Arzt steif und zog seine Handschuhe an. »Die Gewohnheit, solche Ereignisse mit dergleichen Ursachen in Verbindung zu bringen, geht in der Regel zu weit.«

»Ohne Zweifel. Ich bin nur neugierig, weil dieses Ereignis etwas Neues in meinen Erfahrungen ist. In den Ihrigen wird es wohl etwas Gleichgültiges sein.«

»Verzeihen Sie. Der Tod einer Dame von solcher Jugend und solcher günstigen Lebenslage ist weder nach meiner Erfahrung noch nach meiner Ansicht etwas Gleichgültiges.« Der Arzt erhob während dieser Worte seinen Kopf, um sich gegen jede Annahme zu verwahren, als ob sein Mitgefühl durch seinen Beruf abgestumpft worden sei.

»Hat sie gelitten?«

»Ja, einige Stunden. Wir konnten etwas ihre Schmerzen lindern – das arme Ding!« Er vergaß ganz Trefusis' Anwesenheit, als er das Nachwort hinzufügte.

»Stunden voll Schmerz! Können Sie mir irgend etwas nennen, wozu diese Stunden gut waren?«

Der Arzt schüttelte seinen Kopf, ohne daß man erkennen konnte, ob er diese Frage verneinen wollte oder nur solche Erwägungen bedauerte. Er machte dann eine Bewegung, als ob er aufbrechen wollte. Es war ihm bei der Unterhaltung mit Trefusis nicht wohl zumute, denn er fühlte, daß dieser sicherlich jetzt Fragen stellen oder Bemerkungen machen würde, bei deren Besprechung er sich irgendwie bloßstellen mußte. Sein Gewissen war nicht ganz ruhig. Er wußte, daß Henriettas Schmerzen zu nichts gut gewesen waren, aber er wollte das nicht zugestehen, damit er nicht in den Ruf der Religionslosigkeit kam und seine Praxis verlor. Er war überzeugt, daß der Hausarzt, der ihn herbeigerufen hatte, als der Fall sich verschlimmerte, Henrietta verkehrt behandelt hatte, aber seine Standesehre band ihn so streng, daß er lieber seinem Kollegen erlaubt hätte, ganz London zu dezimieren, ehe er seine Unfähigkeit aufdeckte.

»Noch ein Wort,« sagte Trefusis. »Wußte sie, daß sie sterben mußte?«

»Nein. Ich hielt es für das beste, daß man ihr das nicht mitteilte. So entschlief sie ohne Angst.«

»Dann kann man beruhigt daran denken. Das arme Kind fürchtete den Tod. Ich wundere mich, daß die Torheit hier im Hause sich nicht über Ihre Vernünftigkeit hinweggesetzt hat.«

Der Arzt verneigte sich und ging hinaus. Er schätzte sich fast glücklich, daß man ihm keine Vorwürfe gemacht hatte, weil er in seiner Menschlichkeit Henrietta hatte sterben lassen, ohne daß sie es wußte.

Einen Augenblick später trat der Hausarzt herein. Tresusis überraschte ihn, als er den andern zur Türe begleitete, wie er draußen sein Gesicht grade in lange Falten zog. Er unterdrückte ein Verlangen, ihn bei der Gurgel zu fassen, setzte sich auf den Rand des Tisches und sagte freundlich:

»Nun, Doktor, wie ist es Ihnen ergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben?«

Der Doktor fuhr zurück, aber die ernsten Falten auf seinem Gesicht blieben unverändert, als er salbungsvoll fragte: »Hat Sir Francis Ihnen die trüben Nachrichten mitgeteilt, Mr. Trefusis?«

»Ja. Es ist schrecklich, nicht wahr? Es ist Gottes Wille. Heute leben wir, morgen sind wir dahin.«

»Ja, ja, so ist es!«

»Sir Francis hat eine hohe Meinung von Ihnen.«

Der Doktor blickte etwas verwirrt drein. »Alles, was wir tun konnten, Mr. Trefusis, das haben wir getan. Aber Mrs. Jansenius war sehr besorgt, daß nichts unversucht bleibe. Sie war so freundlich, mir zu sagen, sie wollte nur deshalb Sir Francis rufen, damit Sie keinen Grund hätten, über irgend etwas Klage zu führen.«

»Wirklich!«

»Eine ausgezeichnete Mutter! Und solch ein trauriges Ereignis für sie! Ach ja! Mein Gott! Ein sehr trauriges Ereignis!«

»Sehr unangenehm. Und dabei das kalte Wetter. Es ist vielleicht angenehmer, im Himmel zu sein, als hier unten in solchem Wetter.«

»Ach ja!« sagte der Doktor, als ob ein rechter Trost in diesen Worten gelegen hätte. »Ich hoffe es, ich hoffe es. Ohne Zweifel ist es so. Sir Francis erlaubte uns nicht, es ihr mitzuteilen, und ich fügte mich ihm natürlich. Vielleicht war es so am besten.«

»Dann hätten Sie es ihr wohl gesagt, wenn Sir Francis keinen Einspruch erhoben?«

»Ja, sehen Sie, es gibt da Erwägungen, über die wir in unserm Beruf nicht hinweggehen dürfen. Das Sterben ist eine ernsthafte Sache, woran ich Sie wohl nicht besonders zu erinnern brauche, Mr. Trefusis. Wir haben oftmals höhere Pflichten, als die natürlichen Gefühle unserer Patienten zu schonen.«

»Ganz gewiß. Die Möglichkeit ewiger Freuden und die Wahrscheinlichkeit ewiger Höllenqualen sind Tröstungen, die man natürlich einem sterbenden Mädchen nicht so leicht vorenthalten soll. Aber was vorbei ist, kann nicht wieder gutgemacht werben. Alles in allem muß ich sehr dankbar sein. Ich bin ein junger Mann und werde als Witwer keine schlechte Figur machen. Und jetzt sagen Sie mir, Doktor, man ist doch oben nicht sehr ungehalten über mich?«

»Mr. Trefusis! Mein Herr! Ich kann mich nicht in Familienangelegenheiten einmischen. Ich kenne meine Pflichten und überschreite sie nie.« Der Doktor war schließlich doch verletzt und sprach so stolz wie er konnte.

»Dann will ich hingehen und mit Mr. Jansenius sprechen,« sagte Trefusis und stand vom Tische auf.

»Warten Sie, mein Herr. Einen Augenblick. Ich habe noch nicht zu Ende gesprochen. Mrs. Jansenius bat mich, Sie zu fragen – ich wollte Ihnen grade sagen, daß ich jetzt nicht als ärztlicher Berater der Familie spreche, sondern als ein alter Freund – und – ach ja! Mrs. Jansenius bat mich, Sie zu fragen – ob Sie nicht Mr. Jansenius entschuldigen würden. Er ist ganz niedergeschlagen durch den Kummer und, wie ich Ihnen – als Arzt – versichern kann, nicht imstande, irgend jemand zu sehen. Sie wird mit Ihnen sprechen, sobald sie sich dazu fähig fühlt – vielleicht später, im Laufe des Abends. Inzwischen, wenn Sie natürlich irgendwelche Wünsche haben – Sie müssen durch Ihre Reise ermüdet sein, und ich empfehle immer den Leuten, nicht so lange zu fasten, es führt eine Art akuter Verdauungsschwäche herbei – also, wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, sie werden natürlich sofort ausgeführt werden.«

»Ich danke,« sagte Trefusis nach kurzem Überlegen, »ich werde mir einen Hansom kommen lassen.«

»Es liegt natürlich kein Übelwollen vor,« sagte der Doktor, der als langsamer Mann durch schnelle Entscheidungen stets beunruhigt wurde, wenn sie ihm auch, wie dieses Mal, ganz vernünftig erschienen. »Hoffentlich schließen Sie nicht aus dem, was ich gesagt habe –«

»Durchaus nicht. Sie sind sehr taktvoll gewesen. Aber ich halte es für das Beste, wenn ich gehe. Jansenius kann Tod und Elend mit vollkommener Seelenstärke ertragen, wenn sie in großem Maßstabe auftreten und sich in schmutzigen Hintergassen verbergen. Aber wenn sie in sein eigenes Haus einbrechen und sein Eigentum angreifen – seine Tochter war bis vor kurzem sein Eigentum – dann ist er grade der Mann dafür, seinen Kopf zu verlieren und mit mir zu streiten, weil ich meinen bewahre.«

Der Doktor war nicht imstande, auf diese Rede, die ihm versteckte schreckliche Ansichten zu enthalten schien, etwas zu erwidern. Da er aber sah, daß Trefusis gehen wollte, fragte er mit gedämpfter Stimme: »Wollen Sie nicht hinaufgehen?«

»Hinaufgehen! Warum?«

»Ich – ich dachte – Sie möchten vielleicht einen Blick –« Er beendete den Satz nicht, aber Trefusis zuckte zusammen. Das Zaudern hatte ihm gesagt, was der andere meinte.

»Ich soll etwas sehen, was einst Henrietta war, und was wir jetzt unter abergläubischer Mummerei hinausstoßen und verbergen müssen, um den Anschein der Frömmigkeit zu bewahren. Warum haben Sie mich daran erinnert?«

»Aber, mein Herr, was auch Ihre Ansichten sind, wollen Sie denn nicht, nur der Form halber und in Rücksicht auf die Gefühle der Familie –«

»Warum sparen sie nicht ihre Gefühle für die Lebenden? Ich habe mich deswegen oft genug vergebens an sie gewandt,« schrie Trefusis und verlor seine Geduld. »Ich pfeife auf ihre Gefühle!« Hiermit wandte er sich zur Türe und fand sie geöffnet. Mrs. Jansenius stand lauschend davor.

Trefusis war verwirrt. Er wußte, welchen Eindruck seine Worte machen mußten, und fühlte, es sei töricht, eine Entschuldigung oder Erklärung zu versuchen. Er steckte seine Hände in die Taschen, lehnte sich gegen den Tisch und sah sie schweigend an, wobei er gespannt war, was sie jetzt wohl tun werde.

Der Doktor brach das Schweigen und sagte zitternd: »Ich habe die betrübende Nachricht Mr. Trefusis mitgeteilt.«

»Hoffentlich haben Sie ihm auch gesagt,« bemerkte sie streng, »daß, wie sehr es uns auch an Gefühl mangeln mag, wir doch für unser Kind alles taten, was in unsern Kräften lag.«

»Ich bin vollkommen befriedigt,« sagte Trefusis.

»Ohne Zweifel sind Sie das – nämlich mit dem Resultat,« sagte Mrs. Jansenius hart. »Ich wünsche zu wissen, ob Sie sich über etwas zu beklagen haben.«

»Über nichts.«

»Bitte, denken Sie nicht, daß etwas durch unsere Nachlässigkeit gekommen ist.«

»Worüber sollte ich mich beklagen. Sie hatte ein warmes Zimmer und ein kostbares Bett, um darin zu sterben, und die beste ärztliche Hilfe von der Welt. Eine Menge Menschen verhungert und erfriert heute, damit wir die Mittel haben, in vornehmer Weise zu sterben. Fragen Sie die ob sie einen Grund zur Klage haben. Glauben Sie, ich will mich an Henriettas Leiche über den Betrag des Geldes zanken, den Sie für ihre Krankheit ausgegeben haben? Kann man danach abmessen, welchen Grund sie zur Klage hatte? Ich habe ihr niemals Geld vorenthalten – wie konnte ich das, da ich weiß, daß ich umsonst mehr bekommen habe, als ich je verschwenden kann? Oder wie konnten Sie das tun? Trotzdem hat sie vielen Grund, sich über mich zu beklagen. Das werden Sie wohl zugeben.«

»Das ist auch vollkommen richtig.«

»Gut, wenn ich einmal dazu gelaunt bin, werde ich mir selbst Vorwürfe machen und nicht Ihnen.« Er hielt inne und wandte sich dann heftig nach ihr hin, indem er fortfuhr: »Warum wählen Sie grade diese Stunde, um mir solche bitteren Worte zu sagen?«

»Ich erinnere mich nicht, daß ich etwas gesagt habe, was Sie zu einer solchen Bemerkung berechtigt. Haben Sie« – sie wandte sich an den Doktor – »mich so etwas sagen gehört?«

»Mr. Trefusis will das auch sicherlich nicht von Ihnen behaupten. O nein. Mr. Trefusis' Gefühl ist natürlich – ist erregt. Das ist alles.«

»Meine Gefühle!« rief Trefusis ungeduldig. »Glauben Sie, meine Gefühle sind eine Raritätensammlung gesellschaftlicher Vorurteile, und sie ließen sich nach Vorschrift erregen und bei Leichenbegängnissen zur Schau stellen? Sie ist dahin, wie wir alle drei auch bald dahin gehen werden. Wenn wir unsterblich wären, hätten wir einen vernünftigen Grund, die Tote zu bemitleiden. Da wir es aber nicht sind, sollten wir lieber unsere Kräfte anspannen, um das Unrecht zu verringern, das wir sicher noch tun, ehe wir ihr folgen.«

Der Doktor war durch diese Worte tief beleidigt, denn die Feststellung, daß er eines Tages sterben müßte, schien ihm eine Bezweiflung seiner berufsmäßigen Bemeisterung des Todes zu sein. Mrs. Jansenius freute sich, daß Trefusis ihre schlechte Ansicht von ihm und ihre Schilderung über ihn durch seine eigene Aufführung und Sprache in des Doktors Gegenwart bestätigte. Es entstand eine kurze Pause, und dann verließ Trefusis das Zimmer, da seine Gefühle zu weit von den ihrigen entfernt waren, als daß er die Unterredung in eine freundlichere Stimmung hinüberführen konnte. Er wollte grade im Flur seinen Überzieher anziehen, als er es sich überlegte und ihn unentschlossen wieder hinhing. Plötzlich rannte er die Treppe hinauf. Bei dem Geräusch seiner Fußtritte kam eine Frau aus einem der Zimmer und sah ihn fragend an.

»Ist es hier?« sagte er.

»Ja, mein Herr,« flüsterte sie.

Ein peinliches Krampfgefühl legte sich auf seine Brust, er wurde bleich und blieb mit der Hand an dem Türgriff stehen.

»Haben Sie keine Furcht, Herr,« sagte die Frau mit ermutigendem Lächeln. »Sie sieht ganz schön aus.«

Er sah sie mit einem seltsamen Grinsen an, als ob sie einen grausigen, aber unwiderstehlichen Witz gemacht hätte. Er ging hinein, und als er das Bett erreichte, wünschte er, er wäre draußen geblieben. Er gehörte nicht zu denen, die wenig auf den Gesichtern der Lebenden sehen und wenig auf denen der Toten vermissen. Die Art, wie man ihr Haar auf das Kissen gelegt hatte, der angenehme Faltenwurf und die Blumen, die die Wärterin angebracht hatte, um den künstlerischen Eindruck zu vervollständigen, auf den sie so vertrauensvoll hingewiesen hatte, alles das war für ihn verloren. Er sah nur die leblose Maske, die das Gesicht seines Weibes gewesen war, und bei diesem Anblick versagten ihm die Knie, und er mußte sich an der Querstange, die am Fußende des Bettes war, festhalten.

Als er wieder aufblickte, schien das Gesicht sich verändert zu haben. Es war keine wachsartige Maske mehr, sondern Henrietta selbst, mädchenhaft und in ausdrucksvoller Ruhe. Der Tod schien ihre Verheiratung und alles Frauenhafte ausgelöscht zu haben, nie war sie ihm so jung erschienen. Eine Minute verging, und dann fiel eine Träne auf die Bettdecke. Er fuhr auf, ließ noch eine Träne auf seine Hand fallen und starrte sie ungläubig an.

»Das ist ein Schwindel, den ich mir nie geträumt hätte,« sagte er. »Tränen und doch kein Kummer. Hier steh ich und weine! Ich werde immer sentimentaler! Und dabei bin ich froh, daß sie gegangen ist und mich freigemacht hat. Irgendwo steckt in mir das Triebwerk der Trauer. Bei ihrem Anblick beginnt es sich zu drehen, obgleich ich keinen Schmerz empfinde, grade so, wie sie das Getriebe der Leidenschaft in Bewegung setzte, wenn ich keine Liebe hatte. Aber das machte für sie keinen Unterschied. Wenn die Räder herumgingen, war sie zufrieden. Ich hoffe, das Getriebe des Kummers wird ebenso schnell nachlassen und stillstehen, wie es das andere Getriebe tat. Ich glaube, es steht schon still. Welch ein Unsinn! Solange es sich drehte, glaubte ich, ich sei betrübt. Und doch, würde ich sie wohl wieder zum Leben erwecken, wenn ich es könnte? Vielleicht, und darum bin ich dankbar, daß ich es nicht kann.« Er lehnte sich mit verschränkten Armen auf das Fußende des Bettes und redete ernst auf die tote Figur ein. Sie beeinflußte ihn noch immer so stark, daß er all seinen Willen zusammennehmen mußte, um ihr mit Gemütsruhe ins Gesicht zu sehen. »Wenn du mich wirklich liebtest, ist es gut für dich, daß du tot bist – wie konnte ich Idiot auch glauben, die Leidenschaft, die du armes Kind mir einflößtest, würde von Dauer sein. Jetzt sind wir beide glücklich. Ich habe mich von dir freigemacht, und du hast dich von dir selbst befreit.«

Er atmete jetzt freier und sah sich das Zimmer an, um sich durch eine gleichgültige Handlung und den alltäglichen Anblick der Schlafzimmereinrichtung in eine nüchterne Stimmung zu bringen. Er trat an das Kissen und neigte sich darüber, um das Gesicht genau zu betrachten.

»Armes Kind!« sagte er noch einmal in zärtlichem Tone. Dann redete er sich mit plötzlichem Stimmungswechsel statt seines Weibes selber an. »Armer Esel! Armer Idiot! Armer Affe! Hier liegt der Körper eines Weibes, das fast so alt war wie ich selbst und vielleicht vernünftiger, und ich stelle moralische Betrachtungen darüber an, als sei ich Gott der Allmächtige und sie ein kleines Kind! Je mehr man einen Mann daran erinnert, was er ist, desto eingebildeter wird er. Scheußlich! Ich werde mich sogleich für unsterblich halten.«

Mit einem schwachen Versuch, roh zu sein, berührte er ihre Wange und fühlte, wie kalt sie war. Dann berührte er seine eigene und sagte:

»Auch ich fliege auf dieses Ziel hin mit der reißenden Geschwindigkeit von sechzig Minuten in der Stunde.« Er stand da, die Augen auf ihr Gesicht gerichtet, und genoß lange Zeit die Bitterkeit seiner düsteren Betrachtung. Endlich ermannte er sich und sagte etwas heiterer:

»Schließlich ist sie ja gar nicht tot. Jedes Wort, das sie gesagt hat – jeder Gedanke, den sie gefunden und geäußert hat, war ein unauslöschlicher und unzerstörbarer Eindruck.« Er hielt inne, überlegte wieder eine Zeitlang und fiel in seine trübe Stimmung zurück. »Und das Dutzend anderer Namen, die morgen mit ihr in der ›Times‹ stehen? Auch ihre Worte liegen noch in der Luft, um die ganze Ewigkeit zu überdauern. Hm! Was die Luft mit Unsinn vollgepfropft sein muß? Zwei Töne heben sich manchmal gegenseitig auf, warum sollten sie nicht auf dieselbe Art auch Ideen gegeneinander aufheben. Nein, mein Lieb, du bist tot und dahin, und alles ist vorbei. Und auch ich werde bald genug tot und dahin sein, und alles ist vorbei, ehe ich noch Muße habe, mich mit Hoffnungen auf Unsterblichkeit zu narren. Arme Hetty! Nun leb wohl, mein Liebling. Wir wollen einen Augenblick denken, du könntest mich hören; ich weiß, daß dir das gefällt.«

Alles dieses sagte er in einem halbvernehmbaren Flüstern. Dann schwieg er, neigte sich über den Körper und sah ihn aufmerksam an. Selbst als er ihn genug betrachtet hatte und sich zum Gehen wandte, änderte er noch einmal seine Absicht, um sie noch eine Weile anzusehen. Dann richtete er sich auf und ging beruhigt und erfrischt mit festem Schritt aus dem Zimmer. Die Frau wartete draußen. Als sie sah, daß er nicht mehr so betrübt war wie beim Hereintreten, sagte sie:

»Hoffentlich sind Sie zufrieden, mein Herr!«

»Entzückt! Bezaubert! Die Arrangements sind außerordentlich hübsch und geschmackvoll. Sehr tröstlich.« Und er gab ihr einen halben Sovereign.

»Danke sehr,« sagte sie und machte eine Verbeugung. »Die arme, junge Lady! Sie hat so nach Ihnen verlangt, mein Herr. Sie sagte immerzu, Sie wären der einzige, der sich etwas aus ihr machte! Und wie wütend sie auf ihre Mutter war. ›Sagt ihm, daß ich gefährlich krank bin,‹ rief sie, ›und er wird kommen.‹ Das arme Ding wußte nicht, wie wahr ihre Worte waren. Und sie starb, ohne es zu erfahren!«

»Sie machte sich und mir Hoffnung. Glückliches Mädchen!«

»Lieber Himmel, ich weiß, was sie empfand. Ich habe viele Erfahrungen.« Hierbei trat sie ihm vertraulich näher und flüsterte: »Die Familie war gegen Sie, mein Herr, und sie wußte das. Aber sie wollte nicht auf sie hören. Wenn sie wohl genug war, um denken zu können, dann dachte sie an nichts als an Ihr Kommen. Und – still! Da ist der alte Herr.«

Trefusis blickte sich um und sah Mr. Jansenius, dessen hübsches Gesicht blaß und entstellt von Kummer und Unruhe war. Er wich vor der hingestreckten Hand seines Schwiegersohnes zurück wie ein zu sehr gequältes Kind vor einem unzeitigen Versuch, es zu liebkosen. Trefusis hatte Mitleid mit ihm. Die Wärterin hustete und zog sich zurück.

»Haben Sie mit Mrs. Jansenius gesprochen?« fragte Trefusis.

»Ja,« antwortete Jansenius in beleidigendem Tone.

»Ich unglücklicherweise auch. Bitte, entschuldigen Sie mich bei ihr. Ich war ungezogen. Die Umstände hatten mich aus der Fassung gebracht.«

»Sie waren nicht aus der Fassung gebracht, mein Herr,« sagte Jansenius laut. »Sie scheren sich den Teufel darum.«

Trefusis wich zurück.

»Sie pfeifen auf meine Gefühle, und ich will auf die Ihrigen pfeifen,« fuhr Jansenius in demselben Tone fort. Trefusis blickte unwillkürlich nach der Türe, durch die er soeben hereingekommen war. Dann faßte er sich und sagte ruhig:

»Es macht nichts. Sie kann uns nicht hören.«

Bevor Jansenius antworten konnte, kam seine Frau die Treppe heraufgelaufen, faßte ihn beim Arm und sagte: »Sprich nicht mit ihm, John. »Und Sie,« fügte sie, zu Trefusis gewandt, hinzu, » wollen Sie machen, daß Sie fortkommen?«

»Was?« rief er und sah sie spöttisch an. »Ohne meine Leiche! Ohne mein Eigentum! Nun gut, es soll so sein.«

»Was wissen Sie von den Gefühlen eines achtbaren Mannes?« fuhr Jansenius fort und brach trotz der Anwesenheit seiner Frau von neuem in Wut aus. »Ihnen ist nichts heilig. Da sieht man, was Sozialisten für Kerle sind!«

»Und was Väter sind und was Mütter sind,« entgegnete Trefusis und verlor seine Selbstbeherrschung. »Ich glaubte, Sie liebten Hetty, aber jetzt sehe ich, daß Sie nur Ihre Gefühle und Ihre Achtbarkeit lieben. Der Teufel hole beides! Sie hatte ganz recht. Meine Liebe zu ihr, so unvollständig sie war, war doch noch größer als die Ihrige.« Und er verließ wütend das Haus.

Aber er blieb eine Weile auf der Straße stehen, um über sich selbst und über seinen Schwiegervater zu lachen. Dann nahm er einen Hansom und ließ sich zu seinem Rechtsbeistand fahren, denn er wollte mit ihm die Regelung der Angelegenheiten seiner Frau besprechen.


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