Heinrich Seidel
Neues von Leberecht Hühnchen
Heinrich Seidel

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Der Tausendmarkschein.

Diesmal wollte ich nun aber wirklich meine Ruhe haben. Ich hatte mir einen ganz kleinen Ostseebadeort in Mecklenburg ausgesucht, mitten im Walde, einen von denjenigen, welche noch gar nicht »entdeckt« waren, wo es ausser mir noch keinen Berliner gab. Nebenbei heisst in diesem Lande Alles Berliner, was von ausserhalb kommt, und als ich einmal in Warnemünde war, belauschte ich folgendes Gespräch zweier einheimischen Dienstmädchen: A.: »Hewt Ji all weck?« (Habt Ihr schon welche, nämlich Badegäste.) B.: »Ja, wi hebben Berliners!« A.: »Wi hebben ok Berliners, äwer uns' sünd ut Leipzig!«

Nach dieser kleinen Abschweifung muss ich sagen, dass es mir in Dannenhagen sehr wohl gefiel. Es waren wirklich keine Berliner da, auch keine aus Leipzig oder Dresden, obwohl gerade diese letzteren eine seltsame Vorliebe für die See haben und auch die verstecktesten Oerter zu entdecken wissen. Der einzige »Ausländer« war ein botanisirender Doctor aus Greifswald in Pommern, welchen man fast nie zu sehen bekam, weil er den ganzen Tag in einem benachbarten ausgedehnten Moore hockte, das er für ungemein interessant erklärte. Er wurde stets mit irgend einer Pflanze in der Hand getroffen, und kam er mit Jemand in's Gespräch, so bewirthete er ihn mit sehr schön klingenden lateinischen Ausdrücken, wie Utricularia oder Osmunda regalis, und ähnlichen pomphaften lateinischen Pflanzennamen, welche gleichsam mit Vieren vom Bock fahren und gar nicht zu passen scheinen für bescheidene Kräuter. Im Uebrigen war die Welt nicht für ihn vorhanden und sein Gesichtskreis nicht grösser, als der Umfang dessen, das er durch seine Lupe sah. Ausserdem waren da einige Beamte und Lehrer aus kleinen mecklenburgischen Städten, welche sich bei den Bauern eingemiethet hatten, um Waldluft und Seebad für ein Billiges zu geniessen, oder wie der Ortswitzbold sich ausdrückte: »Dannennadeln to freten un Seeluft to supen,« und an höhere Cultur erinnerte nur eine junge Dame von ungewissem Alter, die überall mit einem Skizzenbuche in der Gegend herumsass und alte krüpplige Bäume, Backöfen, morsche Zäune, Schweineställe und andere Dinge portraitirte. Manchmal war das Dargestellte zu erkennen, manchmal nicht, je nachdem sie Glück hatte. Füge ich nun die allerdings unglaubliche Thatsache hinzu, dass in dem ganzen Orte kein einziges Klavier war, so wird jeder Verständige einsehen, dass ich zu beneiden war über die richtige Wahl meines Sommer-Aufenthaltes. Ganz ohne Musik war das Dorf allerdings nicht, denn am Ende desselben hauste ein musikalisch veranlagter Bauernsohn, welcher an stillen Sommerabenden auf einer »Treckfiedel« (Hand-Harmonika) schöne Tänze spielte, wie »ünsre Katt hett nägen Jungen« oder »Friederika, Friederika, komm mit mir in's Gras«; aber dies gefiel mir wohl, denn für die Treckfiedel habe ich eine Schwäche, weil sie mich an meine Kindheit und Jugend erinnert und an meinen alten Freund Jochen Lobedanz, welcher auf diesem Instrumente so schön zu phantasiren verstand. Mit Vergnügen erinnere ich mich noch der grossen Phantasie »Die Räuber« und daraus des wilden Kampfes mit den Gensdarmen, welcher von meinem Freunde musikalisch dargestellt wurde, indess er passende mündliche Erklärungen einflocht. Aus dem ungeheuren Wirrwarr der Töne, welcher das Kampfgewimmel darstellte, schrillten im höchsten Discant kurze, quiekende Töne hervor, – »das sind die Dolchstiche!« sagte Jochen; dann liessen sich im Bass wieder kurze, eindringliche Noten vernehmen, – »nun schiessen sie!« flocht er ein. Zuletzt kam Siegesgesang und grosses Bacchanale, und dann ward es allmälig ganz still. Jochen Lobedanz zog nun einzig die Windklappe und liess die Luft aus- und eingehen, wodurch täuschend das Geräusch eines Athmenden erzeugt wurde. »Nun schlafen sie schon!« sagte er dann. Dieser Schluss war einfach und effectvoll und verfehlte nie seine Wirkung. Ja, auf die Treckfiedel lasse ich nichts kommen!

Ich fühlte mich also glücklich in Dannenhagen, und Ruhe und Frieden kehrten ein in mein Herz. Ich lag ungemein viel auf dem Rücken, entweder im Sande gegen einen Dünenhügel gelehnt, sah auf die See oder in die Wolken und dachte an gar nichts, oder im Walde in das weiche Gras gestreckt, blickte durch das feine Geäst und Nadelwerk der Kiefern nach dem blauen Himmel und dachte ebenfalls an gar nichts. Nicht Jeder kann das, aber ich habe das Talent. Ich fühlte, dass ich nach der grossen Hetzjagd der letzten Monate in Berlin, welche mir manche schlaflos durchgrübelte Nacht gebracht hatten, endlich wieder ein menschenwürdiges Dasein führte. Die Leute, welche heutzutage so viel vom Segen der Arbeit schreien, wissen gar nicht, was sie thun. Was bringt die hochgeschätzte Arbeit hervor? Krüppel, Kurzsichtige, Idioten, Nerven-Ueberreizung und Schwindsucht; ein verständig geleiteter Müssiggang aber schöne, blühende Menschen. Jedoch was nützt es, ein Prophet in einer Wüste von Fabrik-Schornsteinen zu sein!

Ich wohnte bei dem Krugwirth Krischan Voss und hatte ein kleines Zimmer nach hinten hinaus, mit der Aussicht auf einen Kartoffelacker und dahinter auf eine Scheunenwand. Die Kartoffeln standen in Blüthe, und das üppig grüne Kraut war über und über mit weissen und violetten Sternen bedeckt. Ich kenne keinen Anblick, der mehr geeignet ist, das Gemüth zu beruhigen, als diesen; er vereinigt Nützlichkeit mit Schönheit, und jeden Morgen, wenn ich meinen dünnen Kaffee schlürfte, liess ich ihn auf mich wirken und trat dann mit harmonisch gestimmter Seele mein Tagewerk an.

Aber in diesen meinen stillen Frieden kam eine Störung und zwar allein durch den schnöden Mammon, den uralten Unheilstifter. Ich hatte mit Herrn Krischan Voss abgemacht, ihn am Ablauf jeder Woche zu bezahlen, zur Vermeidung unliebsamer Irrthümer. Als nun zum ersten Male dieser Termin herankam, fiel mir ein, dass ich ausser einem Tausendmarkschein, welchen ich mir am Tage vor meiner Abreise vom Bankier geholt hatte, nur noch wenige Pfennige besass. Heute kann ich nur über die Naivetät, – um nicht das schöne deutsche, aber ehrenrührige Wort Dummheit zu gebrauchen, – lächeln, mit welcher ich Krischan Voss fragte, ob er mir einen Tausendmarkschein wechseln könne. Zuerst sah er mich eine Weile sprachlos an, dann sagte er: »Wiesen S' mal her; so'n Ding hew'k noch gornich sehn.« Er betrachtete die Banknote sorgfältig von vorn und von hinten, hielt sie dann mit gestrecktem Arme weit von sich ab und sagte in einem Tone, gemischt aus Verachtung und Bewunderung: »So'n Lappen Papier, dat sünd nu dusend Mark. Dat's dull!« Dann rief er laut: »Fru, kam mal rin, kam blos mal rin!« Die Frau musste nun auch dieses papierene Wunder anstaunen, allein sie that dies sichtlich mit einem Beigeschmack von Misstrauen: »Gifft't denn ok so'ne Dinger?« fragte sie. »Wenn he man gellt!« Das verwies ihr aber der Mann, indem er sagte: »Na, de Herr ward doch nich!« Aber mit dem Wechseln war es nichts. »Dat kann ik nich, Herr,« sagte Krischan Voss, »dat kann hier Keiner in de ganze Gegend. Wer hett woll so vel bor Geld up'n Hümpel! Möglich, dat se dat in Rostock känen, wat de groten Koplüd sünd; äwer hier? Neee.«

Meine Rechnung konnte ich nun allerdings nicht bezahlen, und ausserdem wurde ich, wie es mir schien, mit Misstrauen betrachtet. Ich verwünschte meine Thorheit, dass ich nicht Gold mitgenommen hatte, sondern in einem Anfall von Gedankenlosigkeit diesen, mir in einer nur von wenigen bescheidenen Holzschläger- und Büdner-Dörfern durchbrochenen Waldeinsamkeit, gänzlich nutzlosen grossen Schein. Mit diesem Stück Geld in der Tasche musste ich ja entweder betteln oder verhungern in einer solchen Gegend. Ausserdem besass ich nur noch neun Pfennige. Dafür gab es ja nicht einmal ein Glas Bier. Ganz zerknirscht begab ich mich in den Wald, und als ich da in der Einsamkeit zwischen den grossen Kiefernstämmen einherwandelte, kam mir das Humoristische meiner Lage zum Bewusstsein, dass ich lachen musste. Nach einer Weile begegnete mir der Botaniker, welcher vor lauter Glück einen ganz rothen Kopf hatte. Er hatte zum ersten Male in seinem Leben eine weisse Spielart des Tausendgüldenkrautes gefunden, und sein Herz jauchzte. »Das ist gewiss sehr interessant,« sagte ich, »aber tausend Mark liegen mir augenblicklich mehr am Herzen; können Sie mir die vielleicht wechseln?« Er machte so ein verblüfftes Gesicht, dass ich lachte und weiter ging. In der Dämmerung kam ich wieder in das Dorf zurück, und da fiel es mir auf, dass mich die Leute so sonderbar ansahen und, wenn ich vorüber war, die Köpfe zusammensteckten. Auch in der Krugwirthschaft, wo ich wohnte, herrschte eine schwüle Stimmung. Die Leute waren so merkwürdig einsilbig, und als ich mein Abendbrod verzehrte, studierte Krischan Voss in einem Zeitungsblatte und warf zwischendurch sonderbar prüfende Blicke auf mich. Ich ging früh auf mein Zimmer und überlegte mir die Sache. Offenbar traute man mir nicht und meinem grossen Schein. Was sollte ich nur anfangen, um Geld zu bekommen? Sicher war es, dass ich nach Rostock musste, um den Tausendmarkschein zu wechseln, aber würde man mich fortlassen? Das war es, was ich sehr bezweifelte. Mir blieb kein anderer Ausweg, ich musste mich in aller Frühe heimlich davon machen.

Mit diesem Entschluss legte ich mich angekleidet auf das Bett, vermochte jedoch nicht zu schlafen, sondern horchte auf alle Geräusche der Nacht und grübelte zwischendurch über meine verdriessliche Lage nach. Kaum liess sich das erste dämmernde Morgengrauen bemerken, so stieg ich leise aus dem Fenster, schlich mich durch die blühenden Kartoffeln, kletterte über den Zaun, und einen Augenblick später war ich schon im Walde. Die Stadt Rostock war etwa fünf Meilen entfernt; noch vor Mittag konnte ich dort sein, wenn ich mich nicht verirrte oder sonst Zeit verlor. Ich hatte mir den Weg gemerkt, auf welchem ich gekommen war, und schritt eilig vorwärts, während es allmählig hell und heller wurde und die Stimmen des Waldes erwachten; aber für den herrlichen Morgen, welcher jetzt seine ersten Sonnenstrahlen in die Wipfel der Bäume warf, hatte ich keinen Sinn. Für mich galt es nur, die Ribnitz-Rostocker Chaussee zu erreichen; da konnte ich nicht mehr irren, und wenn ich erst in Rostock war, da hatte alle Noth ein Ende. Durch meine Papiere konnte ich mich legitimiren; dort war ich in einem Mittelpunkte der Cultur, dort gab es Banken, dort konnte ich meinen, in der Wildniss ganz nutzlosen Tausendmarkschein zum Fliessen bringen und in allerlei köstliche Dinge verwandeln. Aber der vertrackte Wald wollte kein Ende nehmen. Ich hatte endlich die ungemein lange Schneise erreicht, welche gerade auf den Krug »Zur Stadt Rostock« zuführt, und diese lag schier endlos vor mir, wie ein Weg in die Ewigkeit. Ich hatte in der Nacht nicht geschlafen und am Morgen nichts genossen. Das giebt Hunger, denn was man an Schlaf einbüsst, muss man durch Essen ersetzen. Aber vielleicht bot mir der Wald etwas. Ich fand auch einige Himbeeren in einer Lichtung, gerade genug, um den Hunger erst recht scharf zu machen. Dabei entdeckte ich ein Grasmücken-Nest mit Jungen. Die Alten sassen, jedes mit einem Räupchen im Schnabel, ängstlich zirpend in der Nähe. »Glückliche Thierchen«, dachte ich, »euch ist der Tisch überall gedeckt, obwohl ihr keinen Pfennig besitzet, und wenn es euch hier nicht gefällt, so schwingt ihr euch mit leichtem Flügel in das schöne Land Italia und weiter. Ich armes beklagenswerthes Opfer der Cultur aber, ich muss hungern, obwohl ich die Mittel in der Tasche trage, tausend Menschen zu sättigen.«

Ich zog meine Banknote hervor und betrachtete sie mit Abscheu und Verachtung: »Lappen!« rief ich, so eindringlich ich konnte. Dann ballte ich sie in einem Anfall von Zorn zusammen und schleuderte sie in einen Graben. Als ich auf diese Art meinen gerechten Gefühlen Luft gemacht hatte, suchte ich sie eiligst wieder auf, glättete sie sehr sorgfältig und steckte sie behutsam in meine geheime Brusttasche. Mir ging es wie Robinson, als er auf seiner einsamen Insel den Goldklumpen fand, welcher ihm zu nichts nütze war. An der Chaussee nach Rostock, welche ich nun bald erreichen musste, lagen die angenehmsten Landkrüge, aber für mich waren sie zwecklos, denn für meine neun Pfennige gab es nichts, als höchstens einige Schnäpse. Sollte ich meine Hand zum Betteln in den Bauernhäusern ausstrecken? Nein, lieber wollte ich Hunger und Durst ertragen, so lange es anging. Ach, ich malte mir schon aus, wie man meinen verschmachteten Leichnam im Chausseegraben finden würde, und sah den Zeitungsartikel über diesen traurigen Fall deutlich vor Augen: »Erdarbeiter fanden gestern morgen im Chausseegraben die Leiche eines anständig gekleideten Mannes im Alter von etwa dreissig Jahren. Der ärztliche Befund ergab gänzliche Entkräftung durch Hunger als Todesursache, was um so seltsamer erscheint, als man bei der Leiche einen Tausendmarkschein und neun Pfennige in Kupfer vorfand.« Endlich erreichte ich den Krug »Zur Stadt Rostock«, welcher am Ausgang der Haide verlockend an der Chaussee lag. Es wehte ein Duft von etwas Gebratenem aus ihm hervor. Vorüber, vorüber!

Nun hatte ich noch reichlich zwei Meilen Chaussee bis nach Rostock, und die Julisonne brannte herzhaft. Zum Hunger gesellte sich der Durst, allein was konnte es helfen? Nur immer vorwärts! Noch nie in meinem Leben hatte das idyllische Glück, in einem Landkruge einzukehren, mit so glänzenden Farben mir vor Augen gestanden. Ich sah ihn im Geiste vor mir, den köstlichen mecklenburgischen Landschinken, das duftende Schwarzbrod, die frische Butter süss wie Nusskern, und dazu ein schäumendes Glas Rostocker Bier nebst einem herzhaften Aquavit. Oder herrliches Rührei mit Speck oder einen Eierkuchen, glänzend, goldig und braun, der üppig über den Rand des Tellers hängt. Ha! – So war ich eine gute Stunde weiter marschirt und war mit seufzendem Herzen auch am Kruge »Zur Stadt Ribnitz« vorübergegangen, als ich mich in der Gegend kurz hinter Häschendorf zufällig umblickte und einen Reiter bemerkte, welcher im Galopp hinter mir herjagte. Sollte man mich verfolgen? Möglich war es, ja sogar sehr wahrscheinlich. Flucht war aussichtslos, und so blieb mir nichts übrig, als mit den Gefühlen eines Hasen, der, mit angezogenen Ohren in eine Furche gedrückt, seine Verfolger herannahen hört, weiter zu wandern. Dabei schwenkte ich harmlos zuweilen meinen Wanderschirm und begann, den Tod im Herzen, ein heiteres Lied zu pfeifen. Immer näher hörte ich das Schlagen der Hufe auf dem Sommerwege, dann das Schnaufen des Pferdes , dann ein Klirren, wie von einem Säbel, – und plötzlich sauste ein harmloser Reitknecht an mir vorüber, eine Wolke von Staub hinter sich lassend. Weg war er, und verschwunden war auch mit einem Male die Beklemmung meines Herzens.

Endlich aber, nach einer achtstündigen Wanderung, kam ich, früher als ich dachte, noch am Vormittag in Rostock an. Einen behäbig aussehenden Bürger fragte ich nach einem Bankgeschäft. »Ja, da gehen Sie man zu Consul Lesenberg,« sagte dieser und beschrieb mir das Haus. Aber mein Herz war verzagt, ich ging eine Weile vor der Thür auf und ab und wagte mich nicht hinein; denn ich war durch die Ereignisse ganz verschüchtert und erwartete nun neue Verwickelungen von meinem unglückseligen Besitzthum. Ich hatte das Gefühl, dass mir eigentlich Niemand in der Welt helfen könne hier in diesem traurigen Lande. Endlich fasste ich mir ein Herz und trat entschlossen in das Contor. Ein junger Mann kam mir entgegen. »Können Sie mir vielleicht einen Tausendmarkschein wechseln?« sagte ich, ohne mit der Stimme zu zittern, und legte meine Banknote auf den Zahltisch. Ich hatte die ganz bestimmte Erwartung, er würde mit den Achseln zucken und »sehr bedauern«. Der junge Mann jedoch warf einen flüchtigen Blick auf den Schein, griff dann hinter sich und legte zwei Goldrollen zu fünfhundert Mark vor mich hin. Ich nahm dieselben, sagte »Danke schön!« und verabschiedete mich mit einem ganz unbeschreiblichen Gefühl von Erleichterung. Die ganze Geschichte hatte kaum eine halbe Minute gedauert. Welch ein rosiges Licht lag plötzlich wieder auf allen Dingen dieser Welt, und mit wie elastischen Schritten eilte ich zu Friemann, um bei einem guten schwedischen Frühstück und einer Flasche Rothspohn alle meine Sorgen zu vergessen! Noch desselbigen Tages nahm ich Extrapost und kehrte zum grossen Erstaunen der Bewohner von Dannenhagen, welche dergleichen noch nie erlebt hatten, unter dem Schmettern des Posthornes als ein Triumphator zurück.

Seit dieser Zeit nannte man mich hinter meinem Rücken »den reichen Berliner«, obwohl ich leider diese Bezeichnung nicht im Geringsten verdiene, und mein Andenken lebt noch heute in Dannenhagen. Ja ein Freund, der, nachdem seit damals vierzehn Jahre vergangen sind, dort war, theilte mir einen ganzen Sagenkreis mit, der sich um meine Person und meinen mythischen Reichthum angesetzt hatte. Du liebe Zeit, – ich wollte nur, die Leute hätten Recht!

 

 


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