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Viertes Kapitel.

Die Tochter Raymond Berengers verweilte noch immer mit ihren Begleitern, deren wir erwähnten, auf den Zinnen von Garde Doloureuse, trotz der Ermahnungen des Geistlichen, daß sie besser tun würde, den Ausgang dieser furchtbaren Stunde in der Kapelle bei gottesdienstlicher Feier abzuwarten. Er bemerkte endlich, daß sie aus Gram und Furcht nicht imstande war, seinen Rat zu hören oder zu verstehen. Er setzte sich also zu ihr, indessen der Jäger und Rose Flammock ihr zur Seite standen, und bestrebte sich, ihr Trostgründe vorzutragen, da er wohl kaum selbst Trost fühlte.

»Es ist wohl nur ein Ausfall Eures edlen Vaters,« sagte er, »und wenn er auch den Anschein eines großen Wagestückes hat, wer hat es je in Zweifel gezogen, daß Raymond Berenger wisse, was im Kriege geraten sei? Er ist immer geheimnisvoll und entschlossen bei seinen Entwürfen. Ich merkte es wohl, er wäre nicht ausgerückt, hätte er nicht gewußt, daß der edle Graf von Arundal oder der mächtige Connetable von Chester schon in der Nähe seien.« »Glaubt Ihr das gewiß, guter Vater? – Geh, Raoul – geh, meine liebe Rose – schaue nach Osten, gebt acht, ob Ihr nicht Fahnen oder Staubwolken gewahr werden könnt, – Horch! Horch! Hört Ihr nicht Trompeten von jener Seite her?«

»Ach, Mylady,« sagte Raoul, »selbst den Donner des Himmels würde man nicht vernehmen können vor dem Geheul jener Walliser Wölfe.« Bei diesen Worten wandte sich Eveline um, und als sie zur Brücke hinsah, bot sich ihr ein schreckenerregendes Schauspiel dar.

Der Fluß, der von drei Seiten den Fuß der stolzen Anhöhe umspült, auf welchem das Schloß lag, krümmt sich von der Burg und dem damit zusammenhängenden Dorfe auf der Westseite hinaus, und der Hügel sinkt hier zu einer ausgedehnten Höhe hinab, welche so außerordentlich flach ist, daß sie gar deutlich eine ursprüngliche Anschwemmung anzeigt. Ganz unten, am äußersten Ende der Ebene, wo wieder die Ufer des Flusses sich zeigen, befanden sich die Häuser der wackern, gewerbtreibenden Flamländer, welche jetzt in hellen Flammen aufloderten. Die Brücke, von hohen, enge verbundenen ungleichen Bogen errichtet, lag ungefähr eine halbe Meile (engl.) von der Burg rechts im Mittelpunkt der Ebene. Der Strom selbst nahm seinen Lauf in einem tiefen, felsigen Bette, er war oft gar nicht und stets sehr schwer zu passieren; daher er einen beträchtlichen Vorteil den Verteidigern der Burg gewährte, welche bei andern Gelegenheiten manch teuren Tropfen Blutes zur Verteidigung dieses Passes verspritzt hatten, den jetzt zu verlassen, sich Raymond Berenger durch seine phantastischen Skrupel verleiten ließ. Die Walliser ergriffen diesen Vorteil mit der Gier, mit welcher man eine unerwartete Gabe zu erfassen sucht; sie ballten sich fest zusammen auf den hohen steilen Bogen, während neue Rotten von verschiedenen Punkten her auf dem jenseitigen Ufer sich versammelten, den fortgesetzten Strom der Krieger anschwellend, welche, nachdem sie in guter Muße ungestört hinübergegangen waren, nun ihre Schlachtlinie der Burg gegenüber aufstellten.

Anfangs beobachtete Pater Adlrovand ihre Bewegungen ohne große Sorge, ja mit dem verächtlichen Lächeln, womit man den Feind im Begriffe sieht, in die Falle zu gehen, welche höheres Wissen ihm legte, Raymond Berenger mit seinem kleinen Häuflein zu Fuß und zu Pferde war auf der Anhöhe zwischen der Burg und der Ebene, welche von der ersten zur letzteren sanft emporstieg, aufgestellt. Ganz klar schien es dem Dominikaner, welcher im Kloster seine früheren Kriegskenntnisse noch nicht ganz vergessen hatte, es sei des Ritters Vorsatz, den noch untergeordneten Feind anzugreifen, sobald eine gewisse Anzahl den Strom überschritten habe, und die andern noch in dem langsam und gefährlichen Uebergang begriffen seien. Als aber große Massen der weißbemäntelten Walliser ohne Störung eine solche Stellung auf der Ebene einnehmen durften, als ihre Art zu kämpfen es mit sich brachte, da begannen die Züge des Mönches, obgleich er noch immer die erschreckte Jungfrau aufzumuntern strebte, sich zu ändern und ängstlicher zu werden, und mächtig kämpfte die ihm sonst schon zur Gewohnheit gewordene Resignation mit dem alten militärischen Feuer. »Fasse Geduld, meine Tochter,« sagte er. »Sei guten Mutes! Deine Augen sollen die Niederlage jenes barbarischen Feindes schauen. Laß nur noch eine Minute verlaufen, und Du sollst sie zerstreut sehen, wie der Staub. – Heiliger Georg! Gewiß werden sie gleich, gleich Deinen Namen ausrufen, jetzt oder nie!«

Des Mönchs Rosenkranz glitt währenddessen schnell durch seine Finger, aber mancher Ausdruck kriegerischer Ungeduld mischte sich von selbst unter seine Gebete. Er konnte die Ursachen nicht finden, warum es einem Zuge der Bergbewohner nach dem andern, mit ihren verschiedenen Bannern unter Anführung ihrer Häupter, gestattet wurde, ohne Störung den schwierigen Paß zu überschreiten und sich in Schlachtordnung auf dieser Seite der Brücke aufzustellen, während die englische oder vielmehr anglonormannische Reiterei auf dem Flecke blieb, selbst ohne einmal die Lanzen einzulegen. Noch, dachte er, blieb eine Hoffnung übrig – nur die eine vernünftige Erklärung dieser sonst unbegreiflichen Untätigkeit dieses freiwilligen Aufgebens solches Terrainvorteils, da das Uebergewicht der Anzahl so entsetzlich von seiten des Feindes war. Pater Aldrovand schloß nämlich, der Succurs des Connetable von Chester und anderer Lords der Marken müsse unmittelbar in der Nähe sein, und den Wälschen würde darum ohne Widerstand der Weg über den Fluß gestattet, damit ihre Rückkehr um desto sicherer abgeschnitten, und ihre Niederlage, den tiefen Fluß im Rücken, um so verderblicher werden müßte.

Aber während er sich dieser Hoffnung ganz hingab, sank ihm doch das Herz, als er nach jener Richtung, woher die erwartete Hilfe kommen sollte, das Auge wendend, auch nicht das geringste Zeichen ihrer Annäherung sehen, noch hören konnte. In einer Gemütsstimmung, die näher der Verzweiflung als der Hoffnung war, fuhr der alte Mann fort, abwechselnd seinen Rosenkranz abzubeten, sorgenvoll um sich herzuschauen und einige Worte des Trostes in abgerissenen Redensarten seiner jungen Lady zuzurufen, bis das allgemeine Kriegsgeschrei der Wälschen, von den Ufern des Flusses bis zu den Zinnen der Burg hinübertönend, eben durch diesen Jubel es ihm ankündigte, daß der Letzte der Briten den Paß überschritten habe, und daß ihre ganze furchtbare Reihe, zum Angriff bereit, diesseits des Flusses sei.

Dieses gellende und grausenerregende Geschrei, zu welchem jeder Wälsche seine Stimme hergab mit herausfordernder Wut, mit Kampfdurst und Siegeshoffnung, ward endlich von dem Ton der normannischen Trompeten erwidert, dem ersten Zeichen der Anwesenheit Raymond Berengers. Aber so mutig sie schmetterten, dennoch klangen die Trompeten im Vergleich mit dem Schlachtgebrüll, das sie beantworteten, nur gleich dem Pfeifen des kräftigen Seemanns mitten im Geheule des Sturmes.

Im gleichen Augenblick als die Trompeten erklangen, gab Berenger den Schützen das Zeichen, ihre Pfeile abzuschießen, und den Reisigen unter einem Hagelschauer von Pfeilen, Wurfspießen und Steinen, geschossen, geworfen, geschleudert von den Wälschen, gegen ihre stahlbedeckten Angreifer vorzurücken.

Und Raymonds Veteranen, von manchen siegreichen Erinnerungen gespornt, dem Talent ihres ausgezeichnet erfahrenen Führers trauend, und durch ihre verzweifelte Lage noch nicht entmutigt, warfen sich auf die Masse der Walliser, mit ihrer gewöhnlichen entschlossenen Tapferkeit. Es war ein schöner Anblick, die kleine Reiterschar zum Angriff hinstürzen zu sehen, die Federn über den Helmen wogend, mit eingelegten Lanzen, die sechs Fuß vor der Brust ihrer Feinde hervorragten; die Schilder von ihrem Nacken hängend, damit die linke Hand frei sei, das Pferd zu lenken, und die ganze Schar hinsprengend in einer Linie, und zwar mit einer Schnelligkeit, die mit jedem Augenblick zunahm. Ein solcher Angriff hätte solche nackten Menschen – (denn als solche waren die Walliser gegenüber den fest eingepanzerten Normännern anzusehen) über den Haufen werfen müssen; aber den alten Briten erregte es keinen Schrecken, welche schon lange ihren Ruhm darein setzten, ihre bloße Brust im weißen Leibrock den Lanzen und Schwertern der Gewappneten mit solchem Vertrauen entgegenzustellen, als wären sie unverwundbar geboren. Zwar vermochten sie es nicht, dem Gewicht des ersten Anlaufs zu widerstehen, welches ihre Linie durchbrach, so dicht wie sie aufeinander standen, und die gewappneten Rosse mitten in das Zentrum des Heeres trieb, ganz nahe dem verhängnisvollen Banner, welchem Raymond Berenger, von seinem unseligen Gelübde gebunden, heute einen so vorteilhaften Boden eingeräumt hatte. Aber sie wichen wie die Wellen, welche zwar dem kühnen Schiffe Platz machen, aber nur, um dessen Seiten zu bestürmen, und sich hinten auf dessen Spur wieder zu vereinigen. Mit wildem, gräßlichem Geschrei schlossen sie ihre Reihen rings um Berenger und seine hingebungsvollen Treuen, und der Todesauftritt des heftigsten Kampfes und Gegenkampfes erfolgte.

Die besten Krieger von Wales stießen jetzt zur Standarte Gwenwyns; die Pfeile der Männer von Gwentland, deren Geschicklichkeit im Bogenschießen fast der normannischen gleichkam, rasselten auf den Helmen der Reisigen; und die Speere des Volkes von Delenbarth, berühmt durch die Schärfe und Härte ihrer Stahlspitzen, wurden gegen die Kürasse gebraucht nicht ohne nachteilige Wirkung, trotz des Schutzes, den diese dem Reiter gewährten.

Umsonst war es, daß die Bogenschützen in der kleinen Truppe Raymonds, wackere Einsassen, welche größtenteils ihre Ländereien auf Bedingung von Kriegsdiensten besaßen, ihre Köcher auf das breite Ziel leerten, das ihnen das wälsche Heer darbot. Es ist wahrscheinlich, daß jeder Pfeil eines Walliser Leben auf der Spitze davon trug; aber um der Reiterei, welche jetzt enge und ohne Ausgang eingeschlossen war, entscheidende Hilfe zu gewähren, hätte das Gemetzel wenigstens zwanzigmal größer sein müssen. Die Walliser indessen, voll Aerger über das unaufhörliche Schießen, erwiderten es mit einem Pfeilregen ihrer Schützen, deren größere Zahl ihre geringere Geschicklichkeit ersetzte, und die noch durch eine Menge von Lanzenwerfern und Schleuderern unterstützt wurden. So waren die normannischen Schützen, welche mehr als einmal versucht hatten, aus ihrer Stellung hinabzusteigen, um eine Diversion zugunsten Raymonds und seiner geopferten Schar zu machen, so gedrängt auf ihrer eigenen Fronte beschäftigt, daß sie alle Gedanken an eine solche Bewegung aufgeben mußten.

Indessen trachtete nun der ritterliche Anführer, welcher anfangs nur auf einen ehrenvollen Tod gehofft hatte, mit allen seinen Kräften danach, sein schlimmes Schicksal dadurch weit zu machen, daß er in dasselbe den wälschen Fürsten als Urheber des Krieges mit verwickelte. Sorgsam vermied er daher die Erschöpfung seiner Kraft durch Einhauen in die Briten; aber mit dem Stoß des wohlabgerichteten Rosses trieb er die Menge, die ihn drängte, auseinander und, den großen Haufen dem Schwerte seiner Leute überlassend, erhob er laut sein Kriegsgeschrei und brach sich Bahn zu der verhängnisvollen Standarte Gwenwyns, neben welcher der Fürst selbst, zugleich die Pflicht eines geschickten Anführers und eines wackern Soldaten erfüllend, Stand genommen hatte. Raymond, wohlbekannt mit dem Charakter der Wälschen, in welchem die Leidenschaft bald in der höchsten Flut, bald wieder in plötzlicher Ebbe sich zeigte, hatte einige Hoffnung, daß ein glücklicher Angriff auf diesen Punkt, der den Tod oder die Gefangenschaft des Fürsten und den Sturz des Banners zur Folge hätte, einen solchen panischen Schrecken verbreiten würde, daß er leicht das fast verzweifelte Schicksal des Tages umändern könnte. Der greise Krieger ermunterte demnach seine Kameraden zum Angriffe durch Wort und Beispiel, und trotz allen Widerstandes erzwang er sich Schritt für Schritt seinen Weg vorwärts. Aber Gwenwyn, umgeben von seinen besten und edelsten Kämpen, bot ihm, so unerschrocken der Angriff war, in Person einen ebenso hartnäckigen Widerstand. Umsonst wurden sie von den gepanzerten Rossen niedergetreten oder von den unverwundbaren Reitern niedergehauen, verwundet, übergeritten, umsonst setzten die Britischen ihren Widerstand fort, klammerten sich um die Füße der normannischen Rosse, um ihr Fortschreiten zu verhindern, während andere mit dem Stock der Pike jede Fuge und Ritze der Rüstung zu treffen suchten, oder, sich anhängend an die Reiter, sich bemühten, mit all ihrer Kraft sie vom Pferde zu reißen oder sie mit ihren Aexten und wälschen Krummhacken niederzuschlagen. Wehe denen, welche durch diese verschiedenen Mittel aus dem Sattel gehoben wurden, denn die langen scharfen Messer der Walliser durchbohrten sie zugleich mit hundert Wunden und schonten nur, wenn die erste schon tödlich war.

So stand der Kampf und hatte schon mehr als eine halbe Stunde gewährt, als Berenger mit seinem Pferde bis auf zwei Speerlängen von dem britischen Banner vorgedrungen war. Jetzt waren er und Gwenwyn so nahe aneinander, daß sie sich schon Zeichen einer gegenseitigen Aufforderung geben konnten.

»Hierher wende Dich, Wolf von Wales,« rief Berenger, »und erwarte, wenn Du es wagst, den Hieb von eines guten Ritters Schwerte! Raymond Berenger speiet Dich und Deine Banner an!«

»Falscher, normannischer Schuft!« rief Gwenwyn, eine Keule von ungeheurem Gewicht, schon mit Blut befleckt, um sein Haupt schwingend. »Dein eisernes Kopfstück soll Dir schlecht Deine Zunge decken, mit welcher ich heute die Raben füttern will,«

Raymond gab ferner keine Antwort, sondern spornte sein Pferd gegen den Fürsten, welcher mit gleicher Bereitwilligkeit ihm entgegentrat. Aber ehe ihre Waffen sich erreichen konnten, weihte sich ein wälscher Krieger, gleich jenen Römern, die so dem Elefanten des Pyrrhus Einhalt taten, dem Tode. Da er merkte, daß die Rüstung von Raymonds Pferde den wiederholten Stößen seines Speers widerstand, warf er sich selbst unter das Tier und stieß ihm sein langes Messer in den Bauch. Das edle Tier bäumte sich und stürzte und erdrückte mit seinem Gewicht den Briten, der es verwundet hatte. Der Helm des Ritters, dessen Spangen im Sturz sich lösten, rollte von seinem Haupte hinweg und ließ seine edlen Züge und seine grauen Haare sehen. Wiederholt strengte er sich an, sich von dem gefallenen Pferde heraufzuarbeiten, aber ehe es ihm gelang, empfing er den Todesstreich von der Hand Gwenwyns, der nicht anstand, ihn in dem Augenblick, da er sich aufrichten wollte, mit seiner Keule niederzuschmettern.

Während der ganzen Zeit dieses blutigen Tages hatte Dennis Morolts Pferd Schritt für Schritt und sein Arm Schlag für Schlag neben seinem Gebieter gehalten. Es schien, als ob zwei verschiedene Körper durch einen Willen bewegt würden. Er zügelte seine Kraft oder ließ sie los, gerade wie er sah, daß es sein Ritter tat, und bei seiner letzten tödlichen Anstrengung war er dicht an seiner Seite. In jenem entscheidenden Augenblick, als Raymond Berenger auf den Häuptling hinstürzte, bahnte der brave Knappe sich den Weg zu dem Banner, und es fest fassend, rang er um den Besitz mit einem gigantischen Briten, dessen Sorge es anvertraut ward, und der nun seine äußerste Kraft brauchte, es zu verteidigen. Aber selbst in diesem tödlichen Handgemenge verließ das Auge Morolts kaum seinen Herrn, und als er ihn fallen sah, schien sympathetisch auch ihn die Kraft zu verlassen, und der britische Kämpfer hatte nun keine Mühe mehr, auch ihn unter die Erschlagenen niederzustrecken.

Der Sieg der Briten war jetzt vollständig. Nach dem Falle ihres Anführers wären die Krieger Raymonds gern geflohen oder hätten sich ergeben; aber das erste war unmöglich, so enge waren sie eingeschlossen, und in den grausamen Kriegen der Walliser auf ihren Grenzen war für die Ueberwundenen von Pardon gar keine Rede. Nur wenige von den Reitern waren glücklich genug, sich aus dem Getümmel herauszuwickeln, und ohne den geringsten Versuch, sich in die Burg zu werfen, flohen sie in verschiedenen Richtungen, ihre eigene Furcht unter die Grenzbewohner zu bringen, indem sie den Verlust der Schlacht und das Schicksal des weitberühmten Berenger verkündeten.

Die Bogenschützen des gefallenen Führers, welche zuvor nicht so tief in den Kampf verwickelt waren, den hauptsächlich die Reiterei geführt hatte, traf jetzt die Reihe, der einzige Gegenstand für den Angriff des Feindes zu sein. Aber als sie die Menge gleich einem brüllenden Meer mit all seinen Wellen eindringen sahen, so verließen sie die Anhöhe, welche sie bisher trefflich gehalten hatten, und begannen einen regelmäßigen Rückzug zum Kastell in so guter Ordnung, wie sie konnten, als das einzige Mittel, welches ihnen blieb, ihr Leben zu sichern. Einige wenige der Feinde, die leicht zu Fuß waren, versuchten, während dieses klugen Manövers sie abzuschneiden, indem sie ihnen in ihrem Marsche zuvoreilten und sich in den Hohlweg warfen, der zum Kastell führte, um sich dort ihrem Rückzuge zu widersetzen. Aber die Kaltblütigkeit der englischen Bogenschützen, gewohnt an Gefahren jederzeit, unterstützte sie auch bei dieser Gelegenheit; während ein Teil von ihnen die Walliser mit Schwertern und Aexten aus dem Hohlwege verjagte, machten die andern in der entgegengesetzten Richtung Front, und in Stellungen, wechselweise Halt machend und retirierend, behaupteten sie sich so, daß sie die Verfolgung zurückwiesen und jedes Pfeilgeschoß den Wälschen zurückgaben, wodurch von beiden Seiten viele litten.

Endlich, nachdem sie mehr als zwei Drittel ihrer tapferen Gefährten zurückgelassen hatten, erreichten die Freisassen den Punkt, der, beherrscht von den Bogen und Maschinen auf den Zinnen, jetzt verhältnismäßig sicher genannt werden konnte. Ein Regen von großen Steinen und viereckigen Bolzen von mächtiger Größe und Härte tat auch der ferneren Verfolgung wirksamen Einhalt: die Anführer zogen ihre flüchtige Schar zurück in die Ebene, wo unter Jubeln und Jauchzen ihre Landsleute beschäftigt waren, die Beute des Schlachtfeldes in Sicherheit zu bringen, während einige, getrieben durch Haß und Rache, die Glieder der erschlagenen Normannen, auf eine ihrer Sache und ihres eigenen Mutes unwürdige Weise zerhieben und zerstückelten. Das furchtbare Geheul, mit welchem dieses gräßliche Werk vollbracht ward, erfüllte das Gemüt der kleinen Besatzung von Garde Douloureuse mit Grausen, flößte ihnen auch zugleich den Entschluß ein, lieber die Festung bis aufs äußerste zu verteidigen, als sich der Gnade dieses so rachsüchtigen Feindes zu unterwerfen.


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