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Fünftes Kapitel.

Halbert wurde, als er den Ritter auf den Rasen hingestreckt sah, aus dessen Leib das dunkelrote Blut hervorquellte, wie wenn ein Pumpwerk darin arbeitete, von so wildem Schreck gepackt, daß er sein Schwert auf den Boden und sich auf die Knie warf, um dem Verwundeten beizustehen und die Wunde zu verstopfen, die allem Anschein nach mehr äußerlich als innerlich ihren Sitz zu haben schien.

In den Zwischenräumen der Ohnmacht, die den Ritter befiel, sprach derselbe in der ihm eignen affektierten Weise, die jetzt mehr als sonst auf seine eitle, wenn vielleicht auch nicht unedle Seele schließen ließ:

»Du bäurischer Knabe, Deine glückliche Hand hat über ritterliche Kunst obgesiegt, Kühnheit hat Herablassung überwunden. Es kommt ja vor auch im Leben der Natur, daß der gemeine Habicht den Edelfalken überfällt und zerreißt. Fliehe, Knabe, und rette Dich! Nimm aus der untern Tasche meines Beinkleids meine Börse und bring Dich in Sicherheit! Was Du an Geld darin findest, ist für einen Bauern nicht zu verachten. Aber eines vergiß nicht! meine Koffer sollen mit meinen Kleidern ins Liebfrauenkloster geschafft werden.«

Hier wurde seine Stimme schwächer, und es schien, wie wenn Gedächtnis und Besinnung von ihm schwänden.

»Seid guten Muts, Herr Ritter,« sagte Halbert, der außer sich war vor Gewissensbissen; »ich glaube bestimmt, es wird noch alles gut gehen ... ach! wäre doch nur ein Wundarzt zur Stelle!«

»Und wären zwei Dutzend Aerzte zur Stelle, so wäre ich doch nicht mehr zu kurieren, denn sieh, mein Leben entflieht ja in Strömen. Grüße die ländliche Nymphe noch bestens von mir, die ich meine Protektion nannte ... o, Du wahrhaftige Kaiserin dieses nunmehr im Ernste blutenden Herzens! Aber Du, bäurischer Sieger, lege mich lang auf den Boden! wer hätte es Dir wohl an der Wiege fingen sollen, daß es Dir beschieden sein sollte, den Stolz alles flammenden Lichts am Hofe Felicias auszulöschen! ... o, ihr Heiligen und Engel! ihr Ritter und Edeldamen! Masken und Schaubühnen! witzige Sinnsprüche! Kettenwerk und Stickerei! Liebe, Ehre und Schönheit!«

Dieweil der ritterliche Sir Piercie Shafton diese letzten Worte lispelte, die ihm ohne allen Zweifel unwillkürlich entschlüpften, als er der Herrlichkeit des englischen Hofes gedachte, streckte er die Glieder aus, stöhnte tief auf, schloß die Augen und lag regungslos da.

Der Sieger raufte sich das Haar vor Schmerz, als er das bleiche Antlitz seines Schlachtopfers erblickte. Wenn auch das Leben noch nicht ganz aus dem Körper gewichen war, so sah er sich doch ohne andre Hilfe außer stande, es zu erhalten. Er verwünschte sich und die blutige Tat; er fluchte dem unheilkündenden Platze, den er, trotzdem er wußte, daß er einer Hexe oder dem Teufel selbst als Aufenthalt diente, als Stätte für die Austragung des Zweikampfes erwählt hatte; an jedem andern Orte, mußte er sich sagen, hätte er Hilfe herbeischaffen können, entweder durch die Schnelligkeit seiner Füße oder durch die Macht seiner Stimme; aber hätte er hier gerufen, wen anders hätte er erreichen können als den bösen Geist, der ihm dieses Unheil angeraten? ... Und nun rief er und schrie den dem Leser bekannten Zauberspruch ... aber nichts ließ sich hören oder sehen, weder eine Erscheinung noch ein Laut oder Zeichen. »Hexe! Zauberin! böser Feind!« erklang es aus seinem Munde; »bist Du taub? und doch warst Du so bereit, meinem Worte zu gehorchen und auf den Ruf nach Rache zu antworten? ... Nun, auf und rede! rede, wenn Du es nicht erleben willst, daß ich Deine Quelle verstopfe, Deinen Dornbusch ausreiße und Deine Behausung zur Wüstenei wandle!«

Da! was erklang dort aus der Ferne? vom Eingange der Schlucht her? Ein Ruf war es, der sich ähnlich anhörte, wie ein Halloh!

»Heilige Jungfrau, sei gepriesen!« rief der Jüngling, »ich höre die Stimme eines lebendigen Menschen, der mir in dieser furchtbaren Not raten und helfen kann.«

Und der Stimme von Zeit zu Zeit durch ein Halloh antwortend, stürzte er, wie ein gehetztes Reh, den rauhen Pfad hinunter, und in einer Frist, unglaublich kurz für jeden andern, als einen Bewohner schottischer Berge, erreichte der Jüngling den von einem kleinen Bache durchströmten Eingang zur Schlucht Corrinan-Shinan.

Hier blieb er stehen und ließ den Blick nach allen Richtungen hin durch das Tal schweifen, war aber außer stande, ein menschliches Wesen zu entdecken. Schon verlor er den Mut, aber im andern Augenblicke sagte er sich, daß ja die Krümmungen, die das Tal bildete, den Blick hemmten, und daß der Mensch, dessen Stimme er gehört habe, noch gar nicht bis zu ihm gelangt, geschweige schon sichtbar für ihn sein könne. Dicht neben ihm reckte eine Eiche ihren kräftigen Stamm empor. Mit einem Sprunge hatte der Jüngling den niedrigsten Ast erfaßt und kletterte, wie ein Eichkätzchen so flink, an dem Baum empor. Und von dieser hohen Warte aus konnte er ganz deutlich eine menschliche Gestalt sehen, die das Tal herab geschritten kam. Sie sah weder aus wie ein Schäfer noch wie ein Jäger, und doch pflegte sonst niemand durch diese Oedenei zu wandern, besonders nicht auf dem Pfade von Norden her, denn der Bach entsprang aus einem in dieser Richtung gelegnen weiten und höchst gefahrvollen Moraste.

Halbert Glendinning hielt sich nicht auf mit Erwägungen, wer der Wanderer sein könne und was ihn in diese unwegsamen Ländereien führe. Ihm war es genug, zu wissen, daß ein Mensch, der ihm vielleicht helfen könne, in der Nähe sei. Im Nu war er wieder unten auf dem Erdboden und wieder in einem Nu war er um die Biegung herum gerannt, die das Tal hier bildete; und als er nun am Ende desselben stand und von neuem den Blick hinausschweifen ließ, und wiederum nichts erblickte, da war es ihm zu Mute, als sei er vom Schicksal genarrt worden, als sei die Gestalt, die er gesehen zu haben meinte, ein leeres Luftgebilde gewesen, oder die Ausgeburt seiner überhitzten Phantasie.

Aber als er sich jetzt um den Fuß eines gewaltigen Felsblocks herum wand, da sah er zu seiner ganz unsäglichen Freude auf dem schmalen Pfade, der kaum einem Wanderer Raum bot, plötzlich vor sich einen Mann stehen, dessen Tracht auf einen Pilgrim zu deuten schien.

Es war ein Greis, schon ziemlich hoch an Jahren, mit langem Bart, mit breitem Hut mit niedergeschlagner Krempe auf dem Haupte, in einem Kittel aus schwarzer Sersche, mit einem die Arme verdeckenden Oberteil, das im übrigen ganz ohne Falten auf den Leib herniederfiel. An der Seite trug er eine kleine Flasche und eine Tasche, in der Hand hielt er einen derben Stock. Er ging langsamen Schrittes, wie jemand, der bereits eine lange Wanderung hinter sich hat.

»Grüß Gott, Vater!« sprach der Jüngling, »Gott und die heilige Jungfrau haben Euch hergesandt, mir zu Beistand und Hilfe.«

»Und wie könnte solch schwaches Geschöpf wie ich Euch eine Hilfe sein?« erwiderte der Greis, der nicht minder überrascht war, einen so rüstigen Jüngling vor sich zu sehen, dessen Züge von Angst erfüllt und dessen Hände mit Blut besudelt waren.

»Es verblutet sich ein Mensch hier unten im Tale!« sagte Halbert. »Hier ganz in der Nähe! Kommt mit, kommt mit! Ihr seid ein erfahrner Mann, Ihr seid im Besitz Eurer fünf gesunden Sinne, mich haben die meinigen so gut wie vollständig verlassen.«

»Ein Mensch verblutet sich? hier im Tale?« wiederholte der fremde Greis, »hier in dieser öden Gegend?«

»Verzieht nicht, guter Vater!« erwiderte Halbert, »die Zeit entflieht, und mit ihr das Leben jenes Aermsten! Kommt, folgt mir, Vater, und ohne einen Augenblick zu säumen!«

»Aber mein Sohn, wer wird denn so im Handumdrehen einem fremden Menschen folgen, den er zum ersten Male im Leben sieht, obendrein in einer Gegend wie dieser?« wandte der Greis ein. »Wenigstens mußt Du doch, ehe ich Dir folgen soll, mir Deinen Namen sagen und Deine Absicht künden!«

»Hier, guter Vater, ist nicht Zeit zu Auseinandersetzungen. Ich sage Euch doch, es steht ein Menschenleben auf dem Spiel. Ihr müßt helfen, sage ich Euch, Ihr müßt, oder ich bringe Euch mit Gewalt so weit, daß Ihr Ja sagt und mitgeht.«

»Nun, mein Sohn, der Gewalt bedarf es nicht,« erwiderte der Greis, »sofern es sich wirklich so verhält, wie Dein Mund mir kündet, denn in solchem Falle folge ich Dir gern willig, und um so eher, als ich in der Heilkunde nicht ganz unerfahren bin und ein Mittel in meiner Tasche trage, das Deinem Kranken gewiß wird nützlich sein können. Geh aber langsamer, mein Sohn, denn solchen Schritt kann ich nicht halten, bin ich doch von langer Wanderung stark entkräftet.«

Ungeduldig wie ein feuriges Roß, das von seinem Reiter gezwungen wird, mit einem langsamen Klepper auf einer Hochstraße gleichen Schritt zu halten, mit dem verhaltnen Ungestüm eines Wanderers, der einem Ziel entgegenjagen möchte, aber auf seinen Kameraden Rücksicht nehmen muß, weil ihm dieser noch nicht traut, lief Halbert an der Seite des Pilgers einher. Endlich hatten sie die Stelle erreicht, wo sie aus dem weiten Tale in die Schlucht hineinbiegen mußten. Hier aber blieb der Greis unschlüssig stehen, wie wenn er den Fuß nicht von der offnen Straße hinweg setzen möchte.

»Junger Mensch,« sprach er, »sofern Du gegen diese grauen Haare Schlimmes im Schilde führen solltest, so laß Dir wenigstens das eine sagen, daß Du wenig dabei wirst gewinnen können, denn ich trage keine Schätze bei mir, die Räuber und Mörder locken könnten.«

»Und ich, guter Vater,« entgegnete Halbert, »bin weder das eine noch das andre ... und doch, allmächtiger Gott im Himmel! kann ich zum Mörder werden, wenn Ihr nicht zeitig genug zu dem Verwundeten mehr kommt, ihm Hilfe zu bringen.«

»Verhält es sich wirklich so?« fragte der Greis. »Können menschliche Leidenschaften den Busen der Natur auch in ihrer tiefsten Einsamkeit bedrängen? Aber wieso sollte ich mich wundern, daß da, wo Finsternis herrscht, auch ihre Werke gedeihen? Ihr sollt den Baum erkennen an seinen Früchten ... heißt es nicht also in der Schrift? ... Geh voran, unglücklicher Jüngling! ich folge Dir.«

Und eifriger als bisher strengte der fremde Greis sich an, die Erschöpfung zu meistern, die sich seiner bemächtigt hatte, und mit seinem ungestümen Führer gleichen Schritt zu halten.

Endlich hatten sie die verhängnisvolle Stelle erreicht. Aber wie groß war das Erstaunen des jungen Schotten, als er keine Spur mehr von Piercie Shafton entdeckte! Daß ein Kampf hier stattgefunden hatte, dafür gaben noch deutliche Spuren Zeugnis. Und wenn auch der Mantel des Ritters zusammen mit seinem Leibe verschwunden war, so war doch sein Wams noch dort, wo er zuvor gelegen hatte, und der Rasen, auf den er gestreckt worden war, zeigte noch deutliche Blutspuren.

Als Halbert, von Schreck und Staunen wie gelähmt, um sich blickte, fielen seine Augen auf die Stelle, wo sich das Grab befunden hatte, und nun erst sah er, daß dasselbe nicht mehr offen, sondern zugeschüttet war. Die Erde schien also ihren neuen Gast bereits aufgenommen zu haben, denn der gewohnte Grabhügel war bereits errichtet worden und die Schollen lagen so akkurat aneinander gefügt, wie es kein Totengräber besser hätte machen können. Halberts bemächtigte sich unwiderstehlich der Gedanke, daß unter dem Erdhügel jener Mensch begraben liege, der vor kurzen noch geatmet hatte, aber durch seine grausame Handlungsweise einem frühzeitigen Grabe entgegengeführt worden war. Jene selbe Hand, die das Grab bereitet hatte, hatte nun auch das Werk vollendet und die Leiche darin geborgen! und wessen andre Hand konnte es sein, als die jenes geheimnisvollen Wesens, das er in seiner Waghalsigkeit angerufen, dem er vergönnt hatte, in sein Schicksal mit einzugreifen? Und als er so dastand, die Hände ineinander geschlungen und den Blick empor zum Himmel gerichtet, da wurde er aufgeschreckt durch die Stimme des fremden Greises, dessen Argwohn sich wieder regte, als er die Szene so völlig anders erblickte, als der Jüngling sie ihm geschildert hatte.

»Jüngling,« sprach er, »hast Du Deine Zunge mit dem Köder der Falschheit befleckt, um vielleicht wenige Tage von dem Leben eines Mannes abzuschneiden, den die Natur bald heimrufen wird, ohne daß Du es notwendig hättest, die Schuld auf Dich zu laden, daß Du ihm nach dem Leben getrachtet hast?«

»Nein! bei der himmlischen Jungfrau, Vater! solches liegt nicht in meinem Sinne und hat nicht in meinem Sinne gelegen!«

»Schwöre nicht, Jüngling,« antwortete der Greis, »weder beim Himmel, denn er ist der Thron Gottes, noch bei der Erde, denn sie ist sein Schemel, noch bei den Geschöpfen der Erde, denn sie sind seine Gebilde. Deine Rede sei: Ja, ja, Nein nein! was darüber ist, das ist vom Uebel. Sage mir mit einfacher, klarer Rede: weshalb und zu welchem Zweck hast Du solche Mär ersonnen, die einen verirrten Wanderer in eine noch größere Irre hat leiten müssen?«

»So gewiß ich ein Christ bin, guter Vater,« erwiderte Halbert, »so habe ich den Mann hier in seinem Blute verlassen, und doch sehe ich ihn nun nicht mehr, und das Grab, das Ihr hier seht, hat, so fürchte ich, seine sterblichen Reste schon aufgenommen!«

»Und wie heißt der Mann, um dessen Schicksal Du in solcher Bange bist?« fragte der Greis, »und wie ist es möglich, daß der auf den Tod verwundete Mann von hier weggeschafft oder an solch einsamer Stätte sollte beerdigt worden sein?«

»Er heißt,« antwortete Halbert nach einer kurzen Weile, »Piercie Shafton ... aber wer ihn von dieser Stelle, wo ich ihn auf den Tod verwundet liegen ließ, weggeschafft hat, das zu sagen ist mir ein Ding der Unmöglichkeit.«

»Piercie Shafton?« wiederholte der Greis, »Sir Piercie Shafton von Wilverton? ein Verwandter des großen Piercie von Northumberland, wie es heißt? ... Jüngling, wenn Du ihn erschlugst, und wenn Du nach solcher Tat zurückkehrst in die Abtei des Abtes, dann kannst Du ebenso gut Deinen Hals in den Knoten stecken, den der Henker um den Hals seines Opfers schlingt. Sir Piercie Shafton ist gar wohl bekannt als unbedingter Schildträger des Papstes, der von Politikern, als Werkzeug klügerer Ränkeschmiede sowohl wie aber auch solcher, die lieber Böses sinnen als Gefahren bestehen, mit Vorliebe auf sogenannte verlorne Posten geschoben wird. Ich sage Dir, Jüngling, ziehe mit mir und rette Dich vor den schlimmen Folgen dieser Tat! geleite mich nach dem Schlosse Avenel, und Schutz und Sicherheit soll Dir hierfür zum Lohne werden.«

Halbert stand schweigend und ging mit sich zu Rate. Daß die Rache des Abtes nicht gelind sein werde an dem Mörder des Freundes und Gastes, war ihm freilich klar und war ihm von vornherein klar gewesen; allein bei den verschiedenen Möglichkeiten, die er vorher erwogen hatte, war ihm doch entgangen, zu erwägen, was er dann begänne, wenn Sir Piercie der unterliegende Teil sei. Wenn er nach Glendearg zurückkehrte, dann war mit aller Sicherheit anzunehmen, daß sich die Rache der Klosterbrüderschaft auf seine ganzen Angehörigen erstrecken werde; dagegen konnte es, wenn er entfloh, den Anschein gewinnen, als habe er ganz ohne Wissen der Seinigen von Anfang bis zu Ende in der Angelegenheit gehandelt und habe die Flucht ergriffen, um auch mit ihnen allen Auseinandersetzungen darüber enthoben zu sein. Halbert erinnerte sich auch der Gunst, die der Unterprior den Seinigen zuwandte, vor allem seinem Bruder Edward, und er sagte sich, daß er wohl am ehesten auf dessen Verwendung zu gunsten der Seinigen bei dem Abte zu rechnen haben dürfte, wenn er diesem würdigen Herrn seine Schuld erst von einer gewissen Entfernung von Glendearg aus unumwunden bekennte; und infolge weiterer reiflicher Erwägung dieses Gedankens entschloß er sich zur Flucht. Bestärkt wurde er hierin durch die Gegenwart des Pilgers und den Schutz, den ihm derselbe verhieß. Immerhin aber war er nicht im stande, sich darüber Klarheit zu schaffen, wie sich die Aufforderung des Greises, ihn zu seiner Sicherheit nach Avenel zu begleiten, zu dem gegenwärtigen Eigentümer der Herrschaft, Julian von Avenel, verhalten möchte.

»Frommer Vater, Ihr irrt Euch, fürchte ich,« sagte er, »in dem Manne, bei dem Ihr mir Unterkunft verschaffen wollt. Julian von Avenel war es doch gerade, der Sir Piercie Shafton nach Schottland geleitete, und sein Reisiger Christie von Clinthill hat doch diesen Südländer zu uns nach Glendearg gebracht.«

»Das ist mir sehr gut bekannt,« erwiderte der Greis; »allein, wenn Du Dich ebenso auf mich verlassen willst, wie ich mich Dir ohne Widerstreben anvertraut habe, so wirst Du bei Julian Avenel freundliche Aufnahme, zum wenigsten Sicherheit finden.«

»Nun denn, wackrer Vater,« erwiderte Halbert, »wenn ich auch Eure Aussage mit Julian Avenels Verhalten nicht in Einklang zu sehen vermag, so will ich doch, da mir Eure Worte treu und redlich erscheinen und mich meine persönliche Sicherheit wenig bekümmert, sowie nicht zum wenigsten aus Rücksicht darauf, daß Ihr Euch so unbedingt meiner Leitung anvertraut, Euer Vertrauen erwidern und Euch nach dem Schlosse Avenel geleiten, und zwar auf einem Pfade, den Ihr selbst wohl kaum gefunden haben dürftet.«

Mit diesen Worten ging er voran, und der Greis folgte ihm, lange Zeit in Schweigen versenkt.


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