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Sechstes Kapitel.

Ich geb' dir achtzehn Heller den Tag
Meinen Bogen trägst du dafür;
Du sollst mein Hauptbereiter sein
Im nordischen Revier.
»Ich dreizehn« – drauf die Kön'gin sprach
»Bei Gott und meiner Ehren;
Komm, hol' dein Geld, sobald du willst,
Und Niemand soll dir's wehren.«

Wilhelm von Cloudesley.

Die Sitten der damaligen Zeit erlaubten den Insassen des Thurmes von Glendearg nicht, an dem Imbiß Theil zu nehmen, der in der Speisekammer für den gnädigen Herrn Abt, dessen Begleiter und Herrn Piercie Shafton aufgetragen wurde. Dame Glendinning war ausgeschlossen, sowohl vermöge ihres Standes als ihres Geschlechtes; denn dem Abt von S. Marien war es untersagt, in weiblicher Gesellschaft zu speisen – eine Vorschrift, welche freilich oft übertreten wurde. Der letztere Grund machte auch Marien unfähig, Gesellschaft zu leisten, so wie der erstere Grund Edwarden. Doch gefiel es Sr. Hochwürden Gnaden, sie rufen zu lassen und ihnen einige freundliche Worte wegen der ihm gewordenen guten Aufnahme zu sagen.

Der dampfende Ziemer stand jetzt auf der Tafel. Ein schneeweißes Tellertuch ward vom Tafeldecker mit gebührender Ehrerbietung unter dem Kinn des Abtes befestigt, und Nichts fehlte, um das Mahl zu beginnen, als die Gegenwart von Herrn Piercie Shafton. Endlich erschien er, strahlend wie die Sonne in einem fleischfarbenen Sammetwams, geschlitzt und mit Silberstoff ausgepufft; sein Hut nach dem neuesten Muster, mit einem Band von Goldschmiedsart umzogen; um den Hals eine goldene Kette mit einem Medaillon, so reich besetzt mit Rubinen und Topasen, daß man des Eigenthümers Aengstlichkeit um sein Geräthe nicht lediglich der Putzsucht zuschreiben konnte.

»Wir haben auf Herrn Piercie Shafton gewartet,« sprach der Abt, eilends Platz nehmend in dem großen Sessel, welchen der Küchenmeister rasch an den Tisch schob.

»Ich bitte Ew. Hochwürden Gnaden um Verzeihung,« antwortete der Ausbund von Höflichkeit; »ich habe mir nur so viel Zeit genommen, um meine Reithaut abzulegen, und eine etwas glättere Gestalt anzunehmen, wie sie sich in dieser hochachtbaren Gesellschaft ziemt.«

»Ich kann nicht anders, als Eure Artigkeit loben, Herr Ritter,« versetzte der Abt, »und eben so Eure Klugheit in der Wahl der Zeit, um so geschmückt zu erscheinen. Wäre diese hübsche Kette an einem gewissen Ort auf Eurer jüngsten Wanderschaft zum Vorschein gekommen, wahrlich dann hätte der rechtmäßige Eigenthümer in den Fall kommen können, Abschied von ihr zu nehmen.«

»Diese Kette meint Ew. Hochwürden?« entgegnete Herr Piercie. »Sie ist wirklich nur ein Tand, eine Kleinigkeit, ein unbedeutendes Ding, das gar Nichts gleich sieht auf diesem Wams. Ah! wenn ich das dunkelbraune, von schwerem genueser Sammet, mit Flor angepufft, anhabe, dann sehen die Edelsteine, gehoben durch den dunkleren Grund, wie Sterne aus, welche zwischen schwarzen Wolken durchschimmern.«

»Ich zweifle nicht im Geringsten daran,« sprach der Abt; »aber ich bitte, nehmt Platz.«

Aber Herr Piercie war jetzt in sein Element gerathen und ließ sich nicht so leicht wieder herausbringen. »Ich gestehe,« fuhr er fort, »daß diese Kleinigkeit, unbedeutend wie sie ist, doch einigen Reiz hätte haben können für Julian – Santa Maria!« unterbrach er sich, »was hätte ich nicht beinahe gesagt, und meine holde, schöne Beschirmung, – oder soll ich sie lieber meine Verständigkeit nennen – ist hier gegenwärtig! – Es wäre unverständig von Eurer Freundlichkeit gewesen, liebenswürdigste Verständigkeit, ein verirrtes Wort aus dem Pferch des Mundes herausbrechen zu lassen, welches den Zaun der Höflichkeit überspringen und auf dem Gebiete des Anstandes Schaden anrichten möchte.«

»Wahrhaftig!« rief der Abt etwas ungeduldig aus, »die größte Verständigkeit, die ich bei der Geschichte sehen kann, besteht darin, daß wir unsere Speisen essen, dieweil sie heiß sind. Pater Eustachius, sprecht das Benedicite und schneidet den Ziemer an.«

Der Subprior vollzog augenblicklich den ersten Theil des Befehles, besann sich aber in Betreff des zweiten. »Es ist Freitag, Ew. Hochwürden,« bemerkte er auf Lateinisch, wünschend, daß seine Andeutung wo möglich von dem Fremden unbemerkt bliebe.

»Wir sind Reisende,« versetzte der Abt, »und viatoribus licitum est Den Wanderern ist es gestattet. – Ihr kennt ja den Canon – ein Reisender muß essen, was ihm sein hartes Geschick bescheert. Ich ertheile Euch Allen Dispensation, heute Fleisch zu essen, unter der Bedingung, Brüder, daß Ihr das Confiteor sagt, wenn's zu Nacht läutet, daß der Ritter nach seinem Vermögen Almosen gibt, und daß Jeder von Euch an einem passenden Tag im nächsten Monat fastet. Also greift zu und eßt Eure Speisen mit fröhlichem Antlitz, und Ihr, Pater Tafeldecker, da mixtus Küchenlatein statt da mixtum: gib gemischten (Wein).

Während der Abt so die Bedingungen festsetzte, unter welchen sein Ablaß ertheilt wurde, hatte er bereits eine halbe Schnitte von dem fürtrefflichen Ziemer verarbeitet und spülte sie jetzt mit einer Flasche Rheinwein hinunter, der bescheiden mit Wasser gemischt war.

»Es ist ein wahres Wort,« bemerkte er, indem er vom Tafeldecker eine zweite Schnitte forderte, »daß Tugend sich selber belohnt. Es ist dieß hier nur ein einfaches Essen und in Eile zugerichtet und in einer ärmlichen Kammer verspeiset, und doch erinnere ich mich nicht, daß ich je einen solchen Appetit gehabt hätte, seit der Zeit, wo ich ein einfacher Bruder in der Abtei Dundrennan war, und wo ich vom Morgen bis zum Abend in dem Garten arbeitete oder bis unser Abt das Cymbalum Becken. schlug. O da kam ich hinein heißhungrig, lechzend vor Durst – da mihi vinum, quaeso, et merum sit Gib mir Wein, und zwar ungemischten. – und nahm mit Appetit zu mir, was unserer Regel gemäß uns vorgesetzt wurde; Fleisch- oder Fasttag, caritas oder poenitentia, das war mir Alles Eins. Ich hatte damals keine Magenbeschwerden, welche jetzt die Nachhülfe von Wein und ausgesuchtem Geköche erfordern, um mir meine Speise schmackhaft und verdaulich zu machen.«

»Wohl möglich, Hochwürdiger Vater,« fiel der Subprior ein, »daß ein gelegentlicher Ritt an die äußerste Gränze des Stiftes dieselbe glückliche Wirkung thäte, wie die Luft im Garten von Dundrennan.«

»Vielleicht könnten mit der Hülfe unserer Schutzheiligen dergleichen Ritte uns zum Vortheil gereichen,« sprach der Abt, »und dabei wäre absonderlich zu beachten, daß unser Wildpret gut geschossen würde durch einen Waidmann, der sein Handwerk versteht.«

»Wenn der gnädige Herr Abt mir erlauben will,« bemerkte der Küchenmeister, »so denke ich, der beste Weg S. Gnaden in Beziehung auf diesen wichtigen Punkt sicher zu stellen, wäre, als reitenden Jäger oder Unterförster den ältesten Sohn der guten Dame, die uns hier aufwartet, in Dienst zu nehmen. Ich muß Kraft meines Amtes wissen, was zum Erlegen von Wildpret gehört, und ich kann getrost sagen, daß nie weder ich noch ein anderer coquinarius einen so richtig geschossenen Bolzen gesehen hat. Es ist gerade das Herz des Thieres gespalten.«

»Ei Pater,« fiel Herr Piercie ein, »was macht Ihr für ein Wesen aus einem einzigen guten Schuß. Ich sage Euch, ein solcher macht so wenig einen Schützen, wie eine Schwalbe einen Sommer. Ich habe diesen Springinsfeld gesehen, von dem Ihr redet. Wenn seine Hand so keckliche Pfeile versendet, wie seine Zunge fürwitzige Reden hervorbringt, dann will ich ihn für einen so guten Schützen gelten lassen, wie Robin Hood.«

»Ja wohl,« sprach der Abt, »und es gebührt sich, daß wir die Wahrheit darüber von der guten Dame selber erfahren. Denn es wäre nicht wohl gethan, in dieser Sache unüberlegt zu Werke zu gehen, so daß die Gaben Gottes und unserer Beschützerin durch ungeschickte Hände übel zugerichtet und zur Benutzung für ordentliche Leute untauglich gemacht würden. Tritt also vor, Dame Glendinning, und berichte uns, als deinen Lehensherren und geistlichen Oberen, in Einfalt und Wahrheit, ohne Furcht noch Gunst, als in einer hochwichtigen Sache: Kann dein Sohn mit dem Bogen so wohl umgehen, wie der Pater Küchenmeister aussagt?«

»Mit Verlaub, Hochedler Herr und Vater,« sprach Dame Glendinning mit einer tiefen Verneigung, »ich kann Etwas von Schießen sagen, angesehen mein Hauswirth – Gott verleih' ihm eine fröhliche Urständ! – auf dem Feld von Pinkie durch einen Pfeilschuß gefallen ist, als er unter dem Banner der Kirche stritt, wie es einem Stiftsunterthanen geziemt. Er war ein biederer und wackerer Mann, erlaube Ew. Hochwürden, und abgerechnet, daß er ein Stücklein Wildpret liebte und manchmal aus der Noth eine Tugend machte, wie Gränzer zu thun pflegen, wüßte ich von keiner Sünde, die er gethan hätte. Und obwohl ich für ihn manche Messe bezahlt habe zum Belauf von vierzig Schillingen, nebst drei Malter Waizen und vier Scheffel Roggen, so weiß ich doch nicht, ob er aus dem Fegfeuer erlöset ist.«

»Dame,« unterbrach der Abt, »dieß soll genau untersucht werden; und da dein Hauswirth, wie du sagst, im Streit der Kirche gefallen ist, und unter ihrem Banner, so verlaß dich darauf, er soll bald aus dem Fegfeuer heraus sein, vorausgesetzt, daß er darin ist. Aber nicht von deinem Hauswirth gedenken wir zu reden, sondern von deinem Sohn, nicht von einem erschossenen Schotten, sondern von einem erschossenen Hirsch. Darum sage ich, antworte mir genau, ist dein Sohn ein geübter Schütze, ja oder nein?«

»Leider Gottes!« versetzte die Dame. »Meine Hufe würde besser gebaut sein, wenn ich Ew. Hochwürden sagen könnte, daß er es nicht wäre. – Geübter Schütze! Wahrlich, Heiliger Vater, ich wollte, er übte etwas Anderes. Armbrust und Bogen, Handbüchse und Doppelhaken, Falkonett und Feldschlange, die weiß er alle zu handhaben. Und wenn es diesem ehrenfesten Herrn gefallen wollte, seinen Hut auf hundertundfünfzig Schritte hinzuhalten, so würde unser Halbert einen Pfeil, Bolzen oder eine Kugel durchjagen (vorausgesetzt, daß der ehrenfeste Herr nicht zuckt, sondern ihn fest hinaushält); und ich will drei Malter Gerste verlieren, wenn er nur einen Knoten des Bandes streift. Ich habe gesehen, wie unser alter Martin es that, und unser Hochwürdiger Herr Subprior hat es ebenfalls gesehen, wenn es ihm beliebt, sich zu erinnern.«

»Ich kann es nicht wohl vergessen, gute Dame,« sprach Pater Eustachius; »und ich wußte nicht, was ich mehr bewundern sollte; die Ruhe des jungen Schützen oder die Standhaftigkeit der alten Scheibe. Doch möchte ich Herrn Piercie Shafton nicht rathen, seinen werthvollen Biberhut und seine noch werthvollere Person so auf's Spiel zu setzen, es wäre denn, daß er selber besondere Lust dazu hätte.«

»Ganz gewiß nicht,« fiel Herr Piercie etwas hastig ein; »ganz gewiß nicht, Herr Pater. Ich stelle die Geschicklichkeit des Jungen, für welche Ew. Ehrwürden gut sagt, nicht in Abrede. Aber Bogen sind nur Holz, Sennen nur Flachs oder höchstens des Seidenwurmes Excrement, Schützen sind nur Menschen, Finger können ausgleiten, Augen geblendet werden; der Blindeste kann das Ziel treffen, der beste Schütz kann eine Bogenlänge seitwärts schießen; darum will ich keine gefährlichen Experimente machen.«

»Sei dem nun, wie ihm wolle, Herr Piercie,« hob der Abt an: »Wir wollen indessen diesen jungen Gesellen zum Bogenträger ernennen von dem, uns von dem guten König David verliehenen, Forst, auf daß die Jagd unser ermattetes Herz erquicke, das Fleisch des Wildes unsere gewöhnliche schmale Kost verbessere, und die Häute die Bücher unserer Bibliothek überziehen: solchergestalt für Leib und Seele Sorge tragend.«

»Kniee nieder, Weib, kniee nieder,« sprachen Tafeldecker und Küchenmeister mit einem Munde, »und küsse Sr. Hochwürden Hand für die Gnade, so er deinem Sohn verliehen hat.« Und weiter, als ob sie in der Kirche ein Responsorium sängen, hoben sie ein Duett an, um die Vortheile der Stelle aufzuzählen.

»Einen grünen Rock und ein paar lederne Hosen alle Pfingsten,« sprach der Küchenmeister.

»Vier Mark jährlich auf Lichtmeß,« antwortete der Tafeldecker.

»Ein Faß Doppelbier auf Martini, und einfaches Bier so viel er will, und je nachdem er mit dem Kellermeister einig wird« – –

»Der ein ordentlicher Mann ist,« fiel der Abt ein, »und einen fleißigen Diener ermuthigen wird.«

»Eine Suppe und ein Stück Hammel- oder Rindfleisch vom Küchenmeister auf jeden hehren Feiertag,« fuhr der Küchenmeister fort.

»Weide für zwei Kühe und einen Zelter auf Unserer Lieben Frauen Wiese,« antwortete sein Amtsbruder.

»Eine Ochsenhaut jährlich für Stiefeln von wegen der Dornen,« hallte der Küchenmeister wieder.

»Und mancherlei andere Erfordernisse, quae nunc praescribere longum Welche aufzuführen zu weit führen würde.,« sprach der Abt, in höchst eigner Person die, an die Stelle eines Bogenträgers geknüpften Vortheile zusammenfassend.

Dame Glendinning lag derweilen auf den Knieen, mechanisch ihren Kopf von dem einen Würdenträger zum anderen drehend, so daß sie, da auf jeder Seite Einer stand, ziemlich wie eine durch ein Uhrwerk getriebene Figur aussah. So wie dieselben schwiegen, küßte sie in tiefer Ehrfurcht die freigebige Hand des Abtes. Da sie indeß Halberts Unbeugsamkeit kannte, so konnte sie nicht umhin, ihren wiederholten ergebensten Danksagungen den Wunsch beizufügen, daß Halbert so viel Verstand haben möchte, die hohe Gnade anzunehmen.

»Wie?« sprach der Abt, die Stirne runzelnd, »annehmen? Ist dein Sohn bei Sinnen?«

Elspeth, bestürzt über den Ton dieser Frage, war unfähig zu antworten, und hätte sie auch Etwas erwidert, so wäre es schwer zu vernehmen gewesen, sintemal es den beiden Würdenträgern der abtlichen Tafel gefiel, ihren Wechselgesang wieder anzufangen.

»Ausschlagen?« sprach der Küchenmeister.

»Ausschlagen?« hallte der Tafeldecker noch lauter nach.

»Vier Mark jährlich ausschlagen?« fuhr der Küchenmeister fort.

»Bier und Doppelbier, Suppe und Hammelfleisch, Gras für Kühe und Zelter,« rief der Tafeldecker.

»Rock und Hosen?« fiel der Küchenmeister ein.

»Einen Augenblick Geduld!« unterbrach sie der Subprior. »Liebe Brüder, laßt uns nicht so erstaunt sein, bevor nicht Grund dazu vorhanden ist. Diese gute Dame kennt am besten den Sinn ihres Sohnes, – ich weiß so viel, daß derselbe nicht auf Gelehrsamkeit gerichtet ist, von welcher ich ihm vergebens einen kleinen Anstrich zu geben gesucht habe. Nichtsdestoweniger ist er ein Jüngling von ungewöhnlichen Gaben und – wenn mein schwaches Urtheil mich nicht trügt, ähnlich denen, welche Gott aufstehen läßt in einem Volke, wenn er dessen Erlösung bewirken will durch die Stärke des Armes und durch Herzhaftigkeit. Solche Männer finden wir ausgezeichnet durch eine Ungefügigkeit und selbst Hartnäckigkeit, welche ihren Umgebungen als Ungelehrigkeit und Stumpfsinn erscheint, bis der Augenblick kommt, wo es der Wille der Vorsehung ist, daß sie die Werkzeuge zur Ausrichtung großer Dinge werden sollen.«

»Du hast wohl gesprochen, Pater Eustachius,« sprach der Abt; »und wir wollen das Bürschlein sehen, bevor wir wegen seiner Anstellung Verfügung treffen. Was sagt Ihr, Herr Piercie Shafton, ist es nicht hochweise, den Mann dem Amte anzupassen und nicht das Amt dem Manne?«

»Wenn mir erlaubt ist, zu reden, Hochwürdiger gnädiger Herr,« antwortete der Ritter von Northumberland, »so unterschreibe ich zum Theil, das heißt gewissermaßen dasjenige, was Eure Weisheit ausgesprochen hat. Indessen – der Herr Subprior erlaube mir diese Bemerkung – suchen wir tapfere Feldherren und Befreier von Nationen nicht in den Hütten des gemeinen Volks. Glaubt mir, wenn dieser junge Mensch einige Funken kriegerischen Geistes hat, welche ihm abzusprechen nicht meine Sache ist, (wiewohl ich selten gesehen habe, daß Vermessenheit und Anmaßung sich in Thaten und Handlungen gerechtfertigt hat, wenn es zum Treffen kam), so sind doch dieselben völlig ungenügend ihn weiter auszuzeichnen, als in seiner niedrigen Sphäre, gleich wie der Glühwurm, der ganz artig aussieht im Gras auf dem Felde, sehr wenig taugen würde auf dem Rost eines Leuchtthurmes.«

»Wohlan,« sprach der Subprior, »hier kommt der junge Jäger, um selber für sich zu reden.« Eustach saß nemlich dem Fenster gegenüber und konnte Halberten sehen, wie er den kleinen Hügel, auf welchem der Thurm stand, heraufstieg.

»Entbietet ihn zu uns,« sprach der Abt, und emsig eilten die beiden Mönche, den Befehl zu vollziehen. Dame Glendinning sprang ebenfalls fort, theils um einen Augenblick zu gewinnen, ihrem Sohn Gehorsam anzuempfehlen, theils um ihn die Kleider wechseln zu lassen. Aber der Küchenmeister und Tafeldecker hatten schon jeder einen Arm gefaßt und führten Halberten im Triumph in's Gemach, so daß sie nur ausrufen konnte: »Sein Wille geschehe, aber wenn er doch nur seine Sonntagshosen anhätte!«

So beschränkt und bescheiden auch dieser Wunsch war, das Schicksal gewährte ihn nicht. Halbert Glendinning ward ohne ein erklärendes Wort, ohne daß ihm ein Augenblick verstattet worden wäre, um seine Sonntagshosen anzuziehen, zu dem Abt und seiner Gesellschaft geschleppt.

Ungeachtet der Ueberraschung, so plötzlich das Ziel der Blicke eines ihm zum Theil fremden Kreises hochstehender Personen zu werden, hatte Halbert etwas Achtung gebietendes in seinem Aeußeren, selbst für die Gesellschaft, in welche er so ohne Umstände eingeschoben war, und deren Mitglieder zum größeren Theil geneigt waren, ihn über die Achsel anzusehen, wenn nicht geradewegs zu verachten. Doch das Nähere über sein Aussehen und seinen Empfang müssen wir auf's folgende Kapitel versparen.



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