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Zehntes Kapitel.

»Haben wir noch weit bis zur Behausung des Schmieds, mein hübscher Junge?« fragte er den Knaben.

»Wie nennt Ihr mich?« war die Antwort, indem der Junge ihn mit seinen durchdringenden grauen Augen ansah.

»Ich nenne Dich einen hübschen Jungen – ist das was Schlimmes?«

»Ei, wenn meine Großmutter und Magister Feiertag mit dabei waren, dann könntet Ihr alle drei das Lied singen:

Wir sind ei, ei,
Schön dumm alle drei!

Denn Ihr drei,« sagte der häßliche Kobold, »seid die einzigen, die mich je einen hübschen Jungen genannt haben. Meine Großmutter tut es, weil sie vor Alter halb blind und aus Großmutterliebe ganz blind ist – und mein Schulmeister, der arme Kerl, tut es aus Liebedienerei, damit er immer eine volle Schüssel Haferbrei kriegt. Aber warum Ihr mich einen hübschen Jungen nennt, das müßt Ihr freilich selber am besten wissen.«

»Du bist eine durchtriebne Range, wenn Du auch nicht hübsch bist. Aber wie nennen Dich Deine Spielkameraden?«

»Hoppspopanz,« antwortete der Bengel flink.

»Fürchtest Du Dich nicht vor dem Schmied, zu dem wir gehen?«

»Ich mich vor ihm fürchten,« versetzte der Junge. »Wenn er der Teufel wäre, für den die Leute ihn halten, so würde ich mich doch nicht vor ihm fürchten, aber wenn er auch ein absonderlicher Kauz ist, so ist er doch ebenso wenig ein Teufel wie Ihr selber. Und das sage ich Euch, weil Ihr so ganz anders ausseht, als sonst die Herren, die wir hier zu Gesicht bekommen, und ich möchte nicht, daß gerade Ihr mich für einen Schafskopf halten sollt, zumal ich Euch eines Tages vielleicht, einmal um eine Gefälligkeit zu ersuchen habe.«

»Das wäre?« erwiderte Tressilian.

»O, wenn ich sie jetzt von Euch erbitten würde,« sagte der Junge, »so würdet Ihr mirs abschlagen. Aber wartet, bis wir, uns bei Hofe wiedersehen.«

»Bei Hofe, Richard! Sollst Du an den Hof kommen?«

»Ja, ja, ich wette, Ihr denkt nun auch,« erwiderte der Knabe, »was soll ein so widerwärtiger, watschelnder Kobold bei Hofe? Aber laßt nur Richard Schlamm für sich. Ich bin nicht umsonst hier Hahn im Korbe gewesen. Ich will schon dafür sorgen, daß der scharfe Verstand über die Häßlichkeit triumphiert. Ich wäre schon längst weg von hier, aber der Magister hat mir versprochen, daß ich auf dem nächsten Feste, das er veranstalten wird, eine Rolle spielen soll. Es soll in kurzem ein großes Fest geben, auf irgend einem Schlosse im Norden – nicht weit von Berkshire. Und wenn der Magister sein Wort nicht hält, dann wehe ihm. Dann nehm ich das Gebiß zwischen die Zähne und gehe durch und werf ihn ab, daß er sich alle Knochen brechen soll. Und doch möcht ich ihm nicht gern ein Leid antun, denn der alte, langweilige Narr hat mir mit vieler Mühe alles beigebracht, was er selber weiß. Doch genug! Hier sind wir an der Tür von Wielands Schmiede!«

»Du spaßest wohl, mein kleiner Freund,« sagte Tressilian, »hier ist ja nichts als ein nacktes Moor und ein Ring von Steinen mit einem großen in der Mitte.«

»Ja, und der große, flache Stein in der Mitte,« sagte der Junge, »ist Wielands Zahltisch, da müßt Ihr Euer Geld abgezählt darauflegen.«

»Was soll diese Dummheit?« fragte, Tressilian und sing an, sich über die Range zu erbosen.

»Ja doch,« sagte Dickie mit einem Grinsen, »Ihr müßt Euer Pferd an den aufrecht stehenden Stein dort anbinden, an dem der Ring dran ist, und dann müßt Ihr dreimal pfeifen, und Euer Geld auf den flachen Stein dort legen und aus dem Kreise herausgehen und Euch an der Westseite des Gebüsches hier niedersetzen, und wohl acht geben, daß Ihr zehn Minuten lang nicht rechts noch links seht oder wenigstens solange, wie der Hammer klingt, und wenn die Hammerschläge aufhören, dann sprecht ein Gebet, und dann tretet wieder in den Kreis, und Ihr werdet Euer Geld nicht mehr finden, aber Euer Pferd beschlagen.«

»Mein Geld wird weg sein, ja das glaub ich wohl!« rief Tressilian. »Hör, Du Range, ich bin freilich nicht Dein Schulmeister, aber wenn Du mich zum Narren halten willst, so will ich Dir die Jacke nicht weniger derb ausklopfen.«

»Ja, wenn Ihr mich kriegt!« rief der Junge, und sogleich war er über die Heide geflüchtet mit einer solchen Geschwindigkeit, daß Tressilian in seinen schweren Stiefeln ihn nicht einholen konnte. Dabei rannte der Bengel – was Tressilian nur noch mehr reizte, – nicht einmal so schnell, als er hätte rennen können, wenn er sich in Gefahr gewußt oder sich gefürchtet hätte, sondern er richtete seine Eile immer danach ein, daß Tressilian ihm nahe genug blieb, um noch weiter Lust zur Verfolgung zu behalten – und wenn er ihm dann zu nahe gekommen war, dann stob er hinweg mit der Geschwindigkeit des Windes. Das ging so eine Weile fort, bis Tressilian vor Erschöpfung stillstand und eben die Verfolgung mit einem herzhaften Fluch auf den widerwärtigen Bengel, der ihn zu einer so lächerlichen Anstrengung verleitet hatte, aufgeben wollte. Aber der Junge, der sich jetzt auf einem kleinen, gerade vor Tressilian liegenden Hügel aufgepflanzt hatte, begann in die langen, dünnen Hände zu klatschen, mit seinen knochigen Fingern nach ihm zu deuten und seine wilden, häßlichen Züge zu einem so absurden Ausdruck des Gelächters und der Verhöhnung zu verzerren, daß Tressilian fast glauben mochte, er habe einen leibhaftigen Kobold vor sich.

Aufs äußerste gereizt und doch gleichzeitig unwiderstehlich zum Lachen gekitzelt, wollte Tressilian sein Pferd besteigen, um dem Jungen mit mehr Aussicht auf Erfolg zu Pferde nachzusetzen, aber er dachte an das verlorene Hufeisen, und hielt es für das beste, mit einem so flinkfüßigen und durchtriebnen Feinde seinen Frieden zu schließen.

»Komm herunter,« sagte er, »Du Teufelsrange! Laß Dein Foppen und Fratzenschneiden und komm her, ich will Dir nichts zu leide tun, so wahr ich ein Edelmann bin.«

Der Knabe folgte dem Rufe mit dem größten Vertrauen und tanzte mit ausgelassenen Sprüngen von dem Hügel herab, wobei er das Auge fest auf Tressilian geheftet hielt, der sein Pferd am Zügel hielt und ganz außer Atem und in Schweiß gebadet war, während auf der mit Sommersprossen bedeckten Stirn des Bengels, deren Haut wie ein Stück vergilbtes Pergament aussah und straff über den fleischlosen Schädel gespannt war, nicht ein Tröpflein Schweiß zu sehen war.

»Und nun sage mir,« sagte Tressilian, »warum treibst Du ein solches Spiel mit mir oder was bezweckst Du damit, daß Du mir ein solches albernes Ammenmärchen aufbindest? Zeige mir lieber ordentlich, wo der Schmied wohnt, und ich will Dir soviel Geld geben, daß Du Dir den ganzen Winter über Aepfel kaufen kannst.«

»Und wenn Ihr mir einen ganzen Obstgarten geben wolltet,« sagte Dickie Schlamm, »so kann ich Euch doch nicht besser führen, als ich getan habe. Legt Euer Geld dort auf den flachen Stein – pfeift dreimal – und setzt Euch dann an der Westseite des Gestrüpps dort nieder. Ich will bei Euch sitzen, und es soll Euch freistehen, mir den Hals umzudrehen, wenn Ihr nicht den Schmied gleich darauf werdet arbeiten hören.«

»Ich sehe mich vielleicht versucht. Dich beim Wort zu halten, wenn Du mich zum besten hast« sagte Tressilian, »aber ich will Deinen Spuk probieren, Ich binde also mein Pferd hier an den aufrecht stehenden Stein an – hierher muß ich mein Geld legen, sagst Du? – und nun muß ich dreimal pfeifen?«,

»Ja, aber Ihr müßt lauter pfeifen,« sagte die Range, als Tressilian, halb beschämt über die Dummheit des ganzen Treibens, nur leise pfiff. – »Ich sehe, ich muß den Schmied für Euch herbeirufen.«

Und Dickie pfiff so scharf und schrill, daß es Tressilian durch Mark und Bein ging.

»Das nenne ich pfeifen,« sagte der Junge, »und nun ins Versteck, ins Versteck!«

Tressilian fragte sich, was wohl dieses ganze Possenspiel zu bedeuten habe, war aber doch überzeugt, daß irgend etwas dabei herausschauen müsse, und ließ sich von dem Jungen, der sich so vertrauensvoll in seine Gewalt gegeben hatte, nach dem Dickicht führen und setzte sich hier nieder, und da es ihm als das Wahrscheinlichste erschien, daß der ganze Humbug nur darauf angelegt war, ihm sein Pferd zu stehlen, so hielt er den Buben beim Kragen, fest entschlossen, ihn zur Geißel für sein Pferd zu machen.

»Nun lauscht scharf auf,« sagte Dickie,, »bald werdet Ihr den Schlag eines Hammers hören, der nicht aus irdischem Eisen geschweißt, denn der Stein, auf dem er gemacht ist, ist vom Monde herniedergefallen.«

Und in der Tat hörte gleich darauf Tressilian den leisen Schlag eines Hammers, wie wenn ein Nagelschmied bei der Arbeit wäre. Der Ton klang an diesem einsamen Platze so sonderbar, daß er unwillkürlich zusammenfuhr. Aber er blickte auf den Jungen und erkannte an dem boshaften Ausdruck seines Gesichts, daß der Bengel sein vorübergehendes Entsetzen bemerkte und sich daran ergötzte, und er nahm sich fest vor, zu ergründen, von wem oder in welcher Absicht dieses Possenspiel getrieben wurde.

Die ganze Zeitlang, während der Hammer klang, blieb er daher ganz ruhig sitzen, aber kaum verstummte das Klappern, so wartete Tressilian nicht die Zeit ab, die sein Führer ihm angeraten hatte, sondern sprang mit gezogenem Schwert auf, rannte um das Dickicht herum und stand nun einem Manne gegenüber, der die Lederschürze eines Schmieds trug, sonst aber phantastisch mit einer zottigen Bärenhaut bekleidet war.

»Zurück, zurück!« schrie der Junge Tressilian zu. »Ihr werdet in Stücke gerissen – es hat ihn noch kein Lebender gesehen!«

In der Tat hob der unsichtbare, jetzt ganz sichtbare Schmied den Hammer und schien bereit, dreinzuschlagen.

Aber als der Junge sah, daß weder seine Warnungen, noch die drohende Haltung des Schmieds Tressilian von seinem Vorhaben abzubringen vermochten, sondern daß dieser im Gegenteil dem Hammer mit dem blanken Degen entgegentrat, da rief er nun dem Schmied zu:

»Wieland, tu ihm nichts, sonst wird es Dir schlecht gehen! Der Herr ist ein echter Edelmann und ein tapfrer obendrein!«

»So hast Du mich doch verraten, Du Popanz?« sagte der Schmied. »Das sollst Du mir büßen!«

»Sei, wer Du willst,« sagte Tressilian, »Du hast von mir nichts zu fürchten, wenn Du mir sagst, was diese Gaukelei zu bedeuten hat und warum Du Dein Handwerk in so geheimnisvoller Weise treibst.«

Der Schmied wandte sich zu Tressilian und rief in drohendem Tone:

»Wer fragt den Insassen des kristallenen Schlosses des Lichts? Den Beherrscher des großen Löwen, den Reiter des roten Drachen? – Von hinnen! Hebe Dich weg, ehe ich Talpack mit der feurigen Lanze rufe, daß er Dich zermalme, zerschmettere, vernichte.«

Diese Worte begleitete er mit ungestümen Gebärden, das Maul aufreißend und den Hammer schwingend.

»Ruhe, Du alberner Gaukler, laß Dein Zigeunergewäsch!« versetzte Tressilian verächtlich, »komm mit mir zur nächsten Obrigkeit oder ich schlage Dir den Schädel entzwei.«

»Sei still, guter Wieland, ich bitte Dich,« sagte der Knabe. »Hier kommst Du mit Deiner Großmäuligkeit nicht durch, Du mußt schon klein beigeben.«

»Ich denke, ehrenwerter Herr,« sagte der Schmied und ließ den Hammer sinken, indem er einen sanftern und unterwürfigern Ton anschlug, »wenn ein armer Mann sein Tagewerk tut, dann kann es ihm auch vergönnt sein, es nach seinem eignen Geschmack zu verrichten. Euer Pferd ist beschlagen – das Geld habt Ihr bezahlt – was habt Ihr Euch nun noch zu kümmern? Steigt auf und reitet weiter.«

»Nein, Freund, Ihr irrt Euch,« antwortete Tressilian, »jedermann hat das Recht, einen Betrüger und Gaukler zu entlarven, und Eure Lebensweise erregt den Verdacht, daß Ihr beides seid.«

»Wenn Ihr dazu entschlossen seid, Herr,« sagte der Schmied, »so kann ich mir nur durch rohe Gewalt helfen, und das tät ich nicht gern Euch gegenüber, Herr Tressilian. Ich fürchte mich zwar nicht vor Eurer Waffe, aber ich weiß, daß Ihr ein würdiger, gütiger, hochbefähigter Edelmann seid, der lieber einem armen Kerl, der in der Klemme sitzt, hilft als ihm noch schadet.«

»Gut gesprochen, Wieland,« sagte der Junge, der den Ausgang des Gesprächs begierig erwartet hatte, »aber laß uns in Deine Höhle, Mann, denn es ist nicht gut für Deine Gesundheit, hier in der Abendluft zu stehen und zu schwatzen.«

»Da hast Du recht, Popanz,« erwiderte der Schmied, und er ging zu dem kleinen Ginstergestrüpp, das an der Seite zunächst dem Steinkreise gelegen war, gegenüber von dem, an welchem Tressilian gesessen hatte, und es zeigte sich hier eine sorgfältig mit Buschwerk bedeckte Falltür. Durch die stieg er in die Erde hinunter und verschwand vor ihren Augen. Trotz seiner Neugier zauderte Tressilian doch, dem Mann zu folgen, da das Loch leicht eine Räuberhöhle sein konnte, zumal als er die Stimme des Schmieds rufen hörte:

»Popanz, komm Du zuletzt und mach die Falltür fest hinter Dir zu!«

»Habt Ihr nun genug von Wieland, dem Schmied, gesehen?« flüsterte die Range Tressilian zu mit einem pfiffigen Grinsen, als durchschaue er die Unschlüssigkeit des Herrn.

»Noch nicht,« sagte Tressilian fest, und er schüttelte die zaghafte Anwandlung von sich und stieg die enge Treppe hinab. Dickie Schlamm folgte ihm und machte die Tür hinter sich zu, so daß nun auch nicht der leiseste Schimmer von Tageslicht mehr hereinfiel. Es ging jedoch nur ein paar Stufen hinunter, dann ging es durch einen ebenfalls nur wenige Schritte langen Gang, an dessen Ende der Schein eines grellroten Lichts erschien. An diesem Punkte, mit dem Schwerte in der Hand, angelangt, stand Tressilian nach einem Schritt nach links in einem kleinen, viereckigen Gewölbe, das als Schmiedewerkstatt eingerichtet war, ein mächtiges Kohlenfeuer brannte, dessen Dunst den Raum mit erdrückendem Qualm gefüllt hätte, wenn nicht durch ein verborgnes Luftloch die unterirdische Schmiede mit der Außenluft in Verbindung gestanden hätte. Bei dem Licht, das das Feuer und eine an einer Eisenkette hängende Lampe verbreiteten, sah man einen Ambos, Blasebälge, Zangen, Hammer, eine Menge fertiger Hufeisen und andre zum Handwerk eines Schmieds gehörige Gegenstände, außerdem aber auch Schmelztiegel, Destillierkolben, Retorten und andre Instrumente der Alchimie. Die groteske Gestalt des Schmieds und die häßlichen, bizarren Gesichtszüge des Knaben stimmten in der Beleuchtung des zuckenden, unvollkommenen Schmiedefeuers und der heruntergebrannten Lampe wunderbar zu all diesem mystischen Kram und hätten in diesem Zeitalter des Aberglaubens wohl manchen Mann mit Furcht und Grausen erfüllt. Aber Tressilian hatte von Natur eiserne Nerven, und seine an sich sorgfältige Erziehung und vorzügliche Bildung hatte er später durch anhaltendes Studium zu sehr vervollkommnet, als daß ihm irgend welcher Aberglaube etwas hätte anhaben können. Er warf einen Blick um sich her und fragte dann den Schwarzkünstler nochmals, wer er wäre und durch welchen Zufall er seinen Namen erfahren hätte, mit dem er ihn vorhin angeredet habe.

»Euer Gnaden werden sich noch erinnern,« sagte der Schmied, »daß vor drei Jahren am Tage der heiligen Lucie ein wandernder Zauberer in ein Herrenhaus in Devonshire kam und vor einem würdigen Ritter und einer vornehmen Gesellschaft seine Künste zeigte – ich sehe an dem Gesicht Eurer Gnaden, daß, so unangenehm diese Erinnerung sein mag, mein Gedächtnis mich doch nicht getäuscht hat.«

»Du hast genug gesagt,« erwiderte Tressilian und wandte sich ab, als wollte er vor dem Mann den Schmerz verbergen, den diese Erinnerung plötzlich in ihm erweckte.

»Der Gaukler,« fuhr der Schmied fort, »spielte seine Rolle so gut, daß die Strohköpfe von Landadligen, die zugegen waren, wirklich glaubten, die Sache ginge nicht mit rechten Dingen zu, aber es war ein junges Mädchen von etwa fünfzehn Jahren dabei, mit dem hübschesten Gesicht, das ich je gesehen, deren rosige Wange wurde bleich und ihr helles Auge wurde trübe, als sie die vorgeführten Wunder sah.«

»Schweig, ich befehl es Dir, schweig!« unterbrach ihn Tressilian.

»Ich will Euer Gnaden nicht kränken,« sagte der Mann, »aber ich habe alle Ursache, noch daran zu denken, wie Ihr das junge Mädchen von der Furcht befreitet und Ihr genau die Art und Weise erklärtet, wie das Gaukelspiel bewerkstelligt wurde, und Ihr brachtet den armen Gaukler ganz aus seinem Konzept, indem Ihr seine Geheimnisse so klarlegtet, als wäret Ihr selber ein Bruder von der Zunft gewesen.«

»Kein Wort mehr davon!« versetzte Tressilian. »Mich dünkt,« fuhr er nach kurzem Schweigen fort, »Du warst in jenen Tagen ein fideler Bursche, der eine ganze Gesellschaft mit Gesängen und Anekdoten und Geigenspiel so gut wie mit Deinen Gaukeleien zu erheitern wußte. Wie kommt es, daß ich Dich jetzt als einen Handwerksmann wiederfinde, der sein Gewerbe an einem so traurigen Orte und unter so seltsamen Umständen betreibt?«

»Meine Geschichte ist nicht lang,« sagte der Gaukler, »aber Euer Ehren setzte sich lieber wohl beim Zuhören.«

Mit diesen Worten rückte er einen dreibeinigen Schemel ans Feuer und nahm sich selber einen zweiten, während Dickie Schlamm sich zu Füßen des Schmieds niederhockte und mit einem von gespannter Neugierde wunderlich verzogenen Gesicht zu dem Schmied emporsah.

»Beginnt Eure Erzählung,« sagte Tressilian, »denn meine Zeit ist kostbar.«

»Es soll Euch nicht gereuen, sie mir gewidmet zu haben,« sagte der Schmied, »denn Euer Pferd soll inzwischen ein bessres Futter erhalten als heute morgen, daß es neue Kräfte zur Weiterreise erhält.«

Mit diesen Worten ging er hinaus und kehrte nach einigen Minuten zurück.


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