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Fünfzehntes Kapitel.

Liebt sie mich nicht, soll sie mich auch nicht kümmern:
Soll bleich ich sehen, weil das Mädchen blüht?
Und seufzen, weil sie lächelt – Andern lächelt?
Beim Himmel, nein! Zu lieb ist mir mein Frieden,
Um zu erschüttern ihn, gleich ihres Hutes Feder,
Bei jedem Wink und Nicken ihrer Laune.

Altes Schauspiel.

»Hektor,« sagte sein Oheim zum Capitain M'Intyre, während sie heimwärts gingen, »ich bin zuweilen geneigt, zu vermuthen, daß du in einer gewissen Hinsicht ein Narr bist.«

»Glauben Sie das von mir nur in einer Hinsicht, Oheim, so thun Sie mir wahrlich mehr Ehre an, als ich erwartete, oder verdiene.«

»Ich meine, in einer besondern Hinsicht, par excellence,« antwortete der Antiquar. »Ich habe einigemal vermuthet, du habest ein Auge auf Miß Wardour geworfen.«

»Nun gut, Oheim,« sagte M'Intyre mit großer Ruhe.

»Gut, Oheim!« wiederholte Oldbuck, »daß der Henker den Burschen – er antwortet mir, als wär's die vernünftigste Sache von der Welt, daß er, ein Capitain in der Armee und nichts weiter, die Tochter eines Baronet heirathen möchte.«

»Ich sollte denken, Sir,« antwortete der junge Hochländer, »hinsichtlich des Ranges würde Miß Wardour dabei keine Erniedrigung erfahren.«

»O, der Himmel verhüte, daß wir auf dies Kapitel gerathen! nein, nein, ihr seid beide gleich! beide von gleich gutem Adel und fähig, mit Geringschätzung auf jeden roturier in Schottland herabzublicken.«

»Und auch im Punkte des Vermögens ziemlich gleich, weil wir beide nichts haben,« fuhr Hektor fort. »Ich kann einen Mißgriff begehen, aber der Anmaßung kann ich mich dabei nicht zeihen.«

»Aber der Mißgriff, wenn du es so nennen willst,« sagte der Oheim, »liegt darin, daß Sie dich nicht haben will.«

»Wirklich, Sir?«

»Es ist allerdings so, Hektor; und um es doppelt gewiß zu machen, muß ich dir sagen, daß sie einen andern Mann liebt. Sie mißverstand einige Worte, die ich ihr einst sagte, und seitdem bin ich in Stand gesetzt worden, die Deutung zu errathen, die sie ihnen gab. Damals konnte ich mir ihr Erröthen und ihre Verlegenheit nicht erklären; aber, mein armer Hektor, jetzt weiß ich, daß es das Todessignal deiner Hoffnungen und Wünsche war. Ich rathe dir daher, zum Rückzug blasen und deine Truppen so gut als möglich abziehen zu lassen, denn die Festung ist zu gut besetzt, als daß du sie stürmen könntest.«

»Ich brauche gar nicht zum Rückzug blasen zu lassen, Oheim,« sagte Hektor, sich trotzig emporrichtend und wie mit beleidigter Würde einherschreitend; »kein Mensch braucht rückwärts zu marschiren, der noch nie zum Angriff vorrückte. Es gibt Mädchen außer Miß Wardour in Schottland, und von eben so guter Familie« –

»Und besserm Geschmack,« sagte sein Oheim; »das ist sicherlich wahr, Hektor; und obwohl ich gestehn muß, daß sie eins der gebildetsten und gefühlvollsten Mädchen ist, die ich je sah, so fürchte ich doch, daß ihre Tugenden bei dir nicht angewandt sein würden. Eine stolze Figur, mit zwei Federn, einer grünen und blauen, auf dem Kopfputz, die ein Reithabit von der Regimentsfarbe trüge, heut' einen Wagen lenkte und morgen auf dem Schimmel, der erst angespannt war, eine Revue mit ansähe, hoc erat in votis – das wären die Eigenschaften, denen du huldigen würdest, vorzüglich wenn sie einigen Geschmack für die Naturgeschichte hätte, und eine gewisse Gattung der phoca gern sähe.«

»Es ist etwas hart, Sir,« sagte Hektor, »daß mir der verwünschte Seehund bei jeder Gelegenheit vorgerückt werden muß; aber ich kümmere mich wenig darum – und auch um Miß Wardour soll mir das Herz nicht brechen. Es steht ihr frei, zu wählen und ich wünsche ihr alles Glück.«

»Großmüthiger Entschluß, du Enkel Troja's! – Ei, Hektor, ich fürchtete schon einen Auftritt. Deine Schwester sagte mir, du wärest verzweifelt verliebt in Miß Wardour.«

»Sir,« antwortete der junge Mann, »Sie meinen doch nicht, daß ich in ein Weib verzweifelt verliebt sein sollte, welches sich nicht um mich bekümmert?«

»Gut, Neffe,« sagte der Alterthümler sehr ernsthaft, »es ist sicherlich viel Verstand in dem, was du sagst; aber vor zwanzig oder fünf und zwanzig Jahren würd' ich viel darum gegeben haben, hätt' ich so denken können, wie du.«

»Jedermann kann, denk' ich, über solche Dinge seine beliebige Meinung haben,« sagte Hektor.

»Nach der alten Schule war das nicht erlaubt,« sagte Oldbuck; »aber, wie ich schon sagte, die neuere scheint in dieser Hinsicht klüger zu handeln, obschon, wie ich glaube, nicht gefühlvoller. Aber sage mir doch nun deine Gedanken über das herrschende Gerücht von einer Invasion. – Das Geschrei geht immer: Sie kommen.«

Hektor schluckte seinen Aerger hinunter, den er besonders vor der spöttischen Beobachtung des Oheims zu verbergen suchte, und ging bereitwillig auf eine Unterhaltung ein, welche des Alterthümlers Gedanken von Miß Wardour und dem Seehund ablenkte. Als sie Monkbarns erreichten, wurden den Damen die auf Schloß Knockwinnock stattgefundenen Ereignisse mitgetheilt, und jene berichteten ihrerseits, wie lange man mit dem Mittagessen gewartet hatte, eh' es die Weibsbilder wagten, in des Alterthümlers Abwesenheit zu essen.

Am nächsten Morgen stand der Alterthümler früh auf, und da Caxon noch nicht erschienen war, begann er schon im Innern die Abwesenheit jener kleinen Neuigkeiten und Plaudereien zu fühlen, welche der Experückenmacher treulich zum Besten gab, und welche durch Gewohnheit dem Alterthümler so sehr zum Bedürfniß geworden waren, wie eine gelegentliche Priese Schnupftaback, obwohl er beiden nur geringen Werth beilegte, oder beizulegen vorgab. Das Gefühl der Leere, welches ein solcher Mangel gewöhnlich veranlaßt, ward durch das Erscheinen des alten Ochiltree gemildert, welcher über die beschnittenen Hecken kletterte, und zwar mit dem Benehmen eines Menschen, der sich ganz zu Hause fühlt. In der That war er in der letzten Zeit hier so heimisch geworden, daß ihn selbst Juno nicht mehr anbellte, sondern sich begnügte, ihn mit wachsamen Blicken zu beobachten. Unser Alterthümler ging im Schlafrocke hinaus, um alsbald des Bettlers Gruß zu empfangen und zu erwiedern.

»Sie kommen nun in vollem Ernste, Monkbarns – ich komme nur von Fairport, um Ihnen diese Nachricht zu bringen, und will gleich wieder zurückgehen. Die Search ist eben in die Bay eingelaufen, und es heißt, sie sei von einer französischen Flotte gejagt worden.«

»Die Search?« sagte Oldbuck, einen Augenblick nachsinnend – »Oho!«

»Ja, ja! Capitain Taffril's Brigg, die Search.«

»Wie! ist die verwandt mit: Search No. 2.?« sagte Oldbuck, indem er den Lichtstrahl auffing, den der Name des Fahrzeuges auf die räthselhafte Schatzkiste zu werfen schien.

Der Bettler hielt sich, wie ein Mensch, den man auf einer Schelmerei ertappt, die Mütze vor's Gesicht, konnte aber doch nicht umhin, herzlich zu lachen. – »In Ihnen sitzt der Teufel, Monkbarns, Sie kommen hinter Alles. Wer hätte gedacht, daß Sie das so zusammenreimen würden? der Henker! ich habe mich schön fangen lassen.«

»Ich sehe Alles so deutlich,« sagte Oldbuck, »wie die Umschrift auf einer gut erhaltenen Münze. Der Kasten, worin das Metall gefunden ward, gehörte zur Brigg und der Schatz kam von meinem Phönix?« (Edie nickte bejahend.) »Und er ward dort vergraben, um Sir Arthur in seiner Verlegenheit zu trösten?

»Durch mich,« sagte Edie, »und zwei von den Seeleuten; diese wußten aber nicht, was darin war und glaubten nur, es sei ein Bischen Schmuggelwaare für den Capitain. Ich wachte Tag und Nacht, bis ich es in den rechten Händen sah, und als dann der deutsche Teufel den Deckel der Kiste so ansah, da gab es mir glaub' ich ein schottischer Teufel ein, ihm den Possen zu spielen. Nun sehn Sie doch, ich durfte dem Richter Kleinhans nicht mehr und nicht weniger sagen, wenn ich nicht die ganze Geschichte verrathen wollte, und dann wären doch Unannehmlichkeiten für Lovel entstanden. Drum dacht' ich, ich will lieber alles andere, als das kommen lassen.«

»Nun, ich muß sagen, er hatte seinen Vertrauten gut gewählt,« sagte Oldbuck, »wenn er auch ein etwas seltsamer war.« –

»So viel kann ich von mir selber sagen, Monkbarns,« antwortete der Bettler, »daß ich der passendste Mann im ganzen Lande bin, um Geld aufzubewahren. Denn ich brauche keins, wünsche keins und wüßt' es auch nicht anzuwenden, wenn ich es hätte. Aber der Lovel hatte auch nicht Zeit, lange zu wählen, denn er glaubte das Land auf immer zu verlassen (und darin hat er sich, denk' ich, geirrt); die Nacht war angebrochen, als wir durch einen seltsamen Zufall Sir Arthur's traurige Lage erfuhren und Lovel mußte bei Tagesanbruch schon an Bord. Aber in der fünften Nacht nachher lag die Brigg in der Bai, ich fand mich bei dem Boote ein, wie verabredet war, und wir vergruben den Schatz, wo Sie ihn fanden.«

»Dies war ein recht romantisches und thörichtes Unternehmen,« sagte Oldbuck, »warum vertraute man ihn nicht mir, oder einem andern Freunde?«

»Das Blut vom Sohn Ihrer Schwester,« erwiederte Edie, »klebte an seiner Hand, ja, er konnte sogar todt sein. Blieb da noch Zeit und Ort, um Rath zu suchen? – oder wie konnte er Sie oder sonst Jemand darum bitten?«

»Du hast Recht – wie aber, wenn dir Dousterswivel zuvorgekommen wäre?«

»Es war nicht zu fürchten, daß er ohne Sir Arthur kommen würde. Er hatte die Nacht zuvor einen gehörigen Schreck gehabt und war nicht Willens, sich dem Orte wieder zu nähern, wenn er nicht mit Gewalt dahin gebracht wurde. Er wußte recht gut, daß der erste Schatz von ihm selber war, und wie konnte er einen zweiten erwarten? Er schwatzte nur davon, um desto mehr von Sir Arthur zu bekommen.«

»Wie hätte aber,« sagte Oldbuck, »Sir Arthur dahin kommen sollen, wenn ihn der Deutsche nicht führte?«

»Hm!« antwortete Edie, »ich hatte schon eine Geschichte von Misticot vorräthig, die ihn oder Sie wohl vierzig Meilen weit geführt hätte. Ueberdies ließ sich denken, daß er den Ort wieder besuchen würde, wo er das erste Geld gefunden hatte – er kannte das Geheimniß der Sache nicht. Kurz, das Silber in Barren war da, Sir Arthur befand sich in größter Verlegenheit und Lovel war entschlossen, jenen nie wissen zu lassen, wer der Helfer sei (darauf bestand er am allermeisten), und daher konnten wir keinen bessern Weg ausfindig machen, um es in seine Hände zu spielen, wie viel wir auch hin und her dachten. Und wär' es durch einen bösen Zufall in Düsterzwibel's Klauen gerathen, so hätt' ich Ihnen oder dem Sheriff der Grafschaft gleich die Sache gemeldet.«

»Nun, trotz all' diesen weisen Vorsichtsmaßregeln glaub' ich doch, daß euch der Streich besser gelang, als es ein so plump angelegter Plan verdiente, Edie. Aber wie zum Henker kam Lovel zu so viel Silberbarren?«

»Das ist's eben, was ich Ihnen nicht sagen kann – Aber sie wurden mit seinen andern Sachen in Fairport an Bord gebracht und wir packten sie in eine der Proviantkisten der Brigg, um sie zu verbergen, so wie auch des bequemen Transports wegen.«

»Himmel!« sagte Oldbuck, während er sich an seine erste Bekanntschaft mit Lovel erinnerte; »und diesem jungen Manne, der Hunderte auf's Spiel setzte, konnte ich rathen, eine Subscription zu eröffnen, und seine Rechnung im Wirthshause bezahlen! In meinem Leben bezahl' ich für Niemand die Rechnung wieder, so viel ist gewiß. – Und vermuthlich unterhieltest du eine beständige Correspondenz mit Lovel?«

»Ich bekam so ein Paar Zeilen von ihm, woraus ich erfuhr, es werde am gestrigen Tage ein Packet zu Tannonburgh liegen mit Briefen von großer Wichtigkeit für die Leute in Knockwinnock; denn man argwöhnte, in Fairport würden unsre Briefe aufgemacht. Und das mag wohl wahr sein, denn ich höre, daß Mrs. Mailsetter in ihrem Amte so leichtsinnig ist, um nach andrer Leute Geschäften zu forschen, während sie ihr eignes vernachlässigt.«

»Und was erwartest du nun, Edie, nachdem du der Rathgeber, Bote, Wächter und Vertraute bei all' diesen Dingen gewesen bist?«

»Was zum Henker sollt' ich erwarten? höchstens etwa, daß die Edelleute zu des Bettelmanns Begräbniß kommen; und vielleicht tragen Sie mir selber das Haupt, wie dem armen Steenie Mucklebackit. – Welche Mühe hat mir denn die Sache gemacht? Ich lief ja einmal nur herum. Aber wie froh war ich, als ich aus dem Gefängniß kam; denn ich dachte, wie, wenn der Brief ankäme, während ich hier wie eine Auster eingeschlossen sitze, und Alles ginge schief, weil ich meinen Auftrag nicht besorgen könnte? Und während ich daran dachte, aus der Noth eine Tugend zu machen und Ihnen Alles zu sagen, da fiel mir wieder ein, daß ich das nicht thun könnte, ohne Lovel's bestimmten Befehlen geradezu entgegen zu handeln. Und ich glaube, daß er erst in Edinburg Jemand sehen mußte, eh' er Alles für Sir Arthur und seine Familie thun konnte, was er beabsichtigte.«

»Nun, und was deine öffentlichen Neuigkeiten betrifft, Edie – Sie kommen also, sie kommen wirklich?«

»Allerdings spricht man so, Sir; auch ist bestimmter Befehl für die Truppen und die Freiwilligen eingetroffen, stets bereit zu sein; auch soll ein tüchtiger junger Offizier hieher kommen, um unsre Vertheidigungsmittel zu prüfen. Ich habe selbst gesehn, wie des Bürgermeisters Mädchen Degenkuppel und weiße Hosen rein machte. Ich half ihr ein Bischen, denn sie wußte nicht recht damit umzuspringen, und für meine Mühe erhielt ich da die Neuigkeiten.«

»Und was denkst du davon, als ein alter Soldat?«

»Wirklich, ich weiß selber nicht – kommen so sehr viele, als man sagt, so werden sie uns wohl in die Klemme bringen – Aber unter den Freiwilligen sind auch viele alte Burschen; und von denen will ich nicht sagen, daß sie gar nichts taugten, weil ich ja selber mit zu ihnen gehöre. Wir wollen jedenfalls unser Bestes thun.«

»Wie, erwacht auch dein kriegerischer Geist wieder, Edie?

›Selbst in der Asche glüht ihr Feuer noch!‹

Ich hätte nicht gedacht, Edie, daß du so viel hättest, wofür es die Mühe lohnte, zu fechten.«

»Ich nicht so viel, um dafür zu fechten, Sir? – Ist da nicht das Land, wofür ich fechten kann; und all' die Orte, die ich besuche, und die Herde der Hausfrauen, die mir einen Bissen Brod geben, und die Kinder, die mir entgegen kommen, um mit mir zu spielen, wenn ich in ein Dorf gehe? – Der Teufel!« fuhr er fort, indem er den Stock begeistert erhob, »hätt' ich so viel Kraft, als guten Willen und gute Sache, so wollt ich manchem von ihnen einen Denkzettel geben.«

»Bravo, bravo, Edie! das Vaterland ist nicht in großer Gefahr, wenn der Bettler so bereit ist, für seine Mahlzeit zu kämpfen, wie der Laird für sein Land.«

Ihre fernere Unterhaltung bezog sich auf die einzelnen Ereignisse der Nacht, welche Lovel und der Bettler in den Ruinen St. Ruth zubrachten, und deren Schilderung den Alterthümler höchlich ergötzte.

»Ich hätt' eine Guinee drum gegeben,« sagte er, »wenn ich den schuftigen Deutschen in seiner Todesangst gesehn hätte, die er, kraft seines Marktschreieramtes, sonst Andern einzujagen pflegt; sehn hätt' ich ihn mögen, wie er wechselsweise vor der Wuth seines Patrons und der Erscheinung eines Kobolds zitterte.«

»Ja,« sagte der Bettler, »er that wohl, sich zu demüthigen; denn Sie hätten geglaubt, der Geist des Höll-in-Harnisch sei selber in Sir Arthur's Leib gefahren. – Aber was wird aus dem Landläufer werden?«

»Ich habe heute Morgen einen Brief bekommen, woraus ich ersehe, daß er auf die Klage gegen dich verzichtet, und Entdeckungen zu machen verspricht, in Folge deren Sir Arthur's Angelegenheiten eine bessere Wendung nehmen sollten, als wir fürchteten. Dies schreibt der Sheriff, und setzt noch hinzu, daß er einige wichtige geheime Nachrichten in Bezug auf die Regierung gegeben habe, und in Rücksicht darauf soll er zurückgeschickt werden, um den Schurken in seiner Heimath zu spielen.«

»Und was soll aus all' den hübschen Maschinen, Rädern, Gruben und Schachten drüben bei Glenwithershins werden?« sagte Edie.

»Ich hoffe, daß die Leute, ehe sie auseinandergehen, ein Feuerwerk aus ihrem Gerüll machen werden, wie eine Armee, die zum schnellen Abzug von ihrer Belagerung gezwungen wird, ihr Geschütz unbrauchbar macht. Und was die Höhlen betrifft, Edie, so mögen sie für Rattenfallen gelten, zum Nutzen aller künftigen klugen Leute, welche das Fleisch fallen lassen, um nach dem Schatten zu greifen.«

»Ach, Gott steh' uns bei, – die Maschinen verbrennen? das wäre doch Sünde. Thäten Sie nicht besser, Ihre hundert Pfund durch den Verkauf des Materials wieder einzubringen?« Dies sagte er in einem recht theilnehmenden Tone.

»Keinen Heller bekäm' ich,« sagte der Alterthümler mürrisch, indem er sich umdrehte und ein paar Schritte entfernte. Darauf kehrte er um, und sagte, seine eigne Thorheit belächelnd: »Geh' du in's Haus, Edie, und merke dir meinen Rath: sprich nie zu mir von einem Bergwerk und zu meinem Neffen nie von einer phoca, das heißt nämlich ein Seelöwe, wie du's nennst.«

»Ich muß jetzt wieder nach Fairport zurückgehen,« sagte der Wanderer. »Ich will hören, was man dort von der Invasion sagt. Aber merken will ich auch, was Sie mir sagten, und will nie mit Ihnen von einem Seelöwen, und mit dem Capitain nie von den hundert Pfund reden, die Sie dem Düster –«

»Still doch! – du sollst ja das nie gegen mich erwähnen.«

»Lieber Gott!« sagte Edie mit affectirter Verwunderung; »ich dachte immer, es könnte Sie bei angenehmer Unterhaltung nichts verdrießen, außer das Prätorien dort oder der Pfennig, den Ihnen der Hausirer für eine alte Münze verkaufte.«

»Pfui! pfui!« sagte der Alterthümler, sich hastig abwendend und in das Haus gehend.

Der Bettler sah ihm einen Augenblick nach, und dann trat er, mit einem halblauten Lachen, den Weg nach Fairport an. Die Gewohnheit hatte ihm eine Art von Rastlosigkeit angeeignet, die jetzt noch durch das Vergnügen gesteigert wurde, welches er im Sammeln von Neuigkeiten fand; bald erreichte er die Stadt wieder, die er am Morgen verlassen hatte, und zwar aus keinem andern Grunde, als um ein Bischen mit Monkbarns zu plaudern.


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