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Drittes Kapitel.

Wie heißt die Schuld, die nie gestandne That,
Die Niemand kennt, die keine Buße sühnt?
– – – – Fest bleibt ein jeder Muskel
An seiner Stelle, fest, doch nicht erstarrt;
Kein schnell Erröthen und kein Lippenbeben. –

Die geheimnißvolle Mutter.

Der Sarg hatte die Stelle verlassen, wo er erst stand. Die Leidtragenden waren der Reihe nach, wie es ihr Rang oder der Grad der Verwandtschaft mit dem Verstorbenen mit sich brachte, aus der Hütte gegangen, während die jüngern männlichen Geschwister der Bahre ihres Bruders nachgeführt wurden, um mit Verwunderung eine Ceremonie zu betrachten, die sie kaum begreifen konnten. Dann erhoben sich zunächst die weiblichen Verwandten und nahmen, in Betracht der Lage der Aeltern, die Mädchen der Familie mit, um dem unglücklichen Paare Zeit und Gelegenheit zu geben, ihre Herzen gegenseitig aufzuschließen und durch Mittheilung ihren Gram zu mildern. Aber ihre freundliche Absicht war ohne Nutzen. Kaum hatte die letzte Person die Hütte verlassen und die Thür leise hinter sich zugemacht, als der Vater, nachdem er sich hastig umgesehn, um sich zu überzeugen, daß kein Fremder mehr zugegen sei, aufsprang, die Hände wild über dem Kopfe zusammenschlug, einen Schrei der Verzweiflung, den er bisher unterdrückt hatte, ausstieß, und, mit all der ohnmächtigen Ungeduld des Schmerzes, zum Bette, wo der Sarg geruht hatte, hastig hinwankte. Er warf sich darauf nieder, verhüllte das Haupt in den Betttüchern, und ließ seinem ganzen Schmerze freien Lauf. Umsonst war es, daß die arme Mutter, erschreckt durch den heftigen Ausbruch des Jammers ihres Mannes, (ein Jammer, der um so fürchterlicher war, da er einen Mann von rauhen Sitten und kräftigem Körper ergriff,) ihr eignes Weinen und Schluchzen unterdrückte. Sie ergriff ihn am Gewande, beschwor ihn, aufzustehen und zu bedenken, daß, obwohl Einer entrissen sei, ihm doch noch ein Weib und Kinder zu Trost und Unterstützung blieben. Diese Erinnerung kam zu früh für seinen Schmerz und blieb völlig unbeachtet. Er blieb dahingestreckt liegen und zeigte durch Schluchzen, so schmerzlich und heftig, daß das Bett und die Wand daneben davon erschüttert wurden, und durch die krampfhaft zusammengezogenen Hände, welche das Bettzeug fest hielten, so wie durch die heftige und zuckende Bewegung der Füße, wie tief und wie schrecklich der Kampf des väterlichen Schmerzes war.

»O, welch' ein Tag ist das! welch' ein Tag ist das!« sagte die arme Mutter, deren weiblicher Kummer sich bereits in Schluchzen und Thränen erschöpft hatte, und nun von Angst über den Zustand ergriffen war, in welchem sich ihr Gatte befand. »O, welch' eine Stunde ist das! und Niemand ist da, einem armen verlassenen Weibe beizustehen – ach, Mutter, kannst du kein Wort mit ihm reden? Wenn du ihn nur bätest, sich zu beruhigen!«

Zu ihrem Staunen und fast zur Steigerung ihrer Furcht, hörte und beantwortete ihres Mannes Mutter die Anrede. Sie erhob sich, ging ohne Beistand quer durch das Gemach, stellte sich ohne sichtbare Schwäche neben das Bett', auf welchem ihr Sohn lag, und rief: »steh' auf, mein Sohn, und gräme dich nicht um ihn, der jetzt über Sünde, Gram und Versuchung ist – Gram gehört denen, die in diesem Thale des Grams und der Finsterniß zurückbleiben – Ich, die ich Niemand beklage und Niemand beklagen kann, hab' es am meisten nöthig, daß ihr Alle mich beklagt.«

Die Stimme seiner Mutter, die er seit Jahren nicht gehört hatte, wenn es dem thätigen Leben, oder wenn es Trost und Rath galt, äußerte ihre Wirkung auf den Sohn. Er setzte sich auf den Rand des Bettes, und Miene, Haltung und Geberde verwandelten ihren Ausdruck der heftigsten Verzweiflung in den eines tiefen Kummers und Grames. Die Großmutter ging nach ihrem Stuhle zurück, die Mutter nahm mechanisch ihre abgegriffene Bibel zur Hand und schien zu lesen, obwohl ihre Augen von Thränen verdunkelt waren.

So waren sie beschäftigt, als man ein lautes Klopfen an der Thür vernahm.

»Ach Gott!« sagte die arme Mutter, »wer kann jetzt zu uns kommen wollen? – Von unserm Unglück können sie ja nichts gehört haben, gewiß nicht.«

Das Klopfen ward wiederholt. Sie stand daher auf, öffnete die Thür und fragte mißmuthig: »Wer kommt denn, um eine betrübte Familie zu stören?«

Ein großer, schwarzgekleideter Mann stand vor ihr, in welchem sie sogleich den Grafen von Glenallan erkannte.

»Wohnt nicht,« sagte er, »in diesem oder einem der Nachbarhäuser eine alte Frau, Namens Elsbeth, die lange zu Craigburnfoot bei Glenallan gelebt hat?«

»Das ist meine Schwiegermutter, Mylord,« sagte Margarete; »aber sie kann mit Niemand sprechen – Ach! wir sind in großer Trauer – wir haben einen harten Schlag erlebt!«

»Gott verhüt' es,« sagte Graf Glenallan, »daß ich Euren Kummer durch eine geringfügige Angelegenheit stören sollte – aber meine Tage sind gezählt – Eure Schwiegermutter ist hochbejahrt, und wenn ich sie heut nicht sehe, treffen wir uns vielleicht nie wieder in diesem Leben.«

»Und warum,« sagte die trostlose Mutter, »warum wollen Sie eine alte Frau sehen, die von Alter, Kummer und Schmerz darniedergebeugt ist? – Weder vornehm noch gering soll heute durch meine Thür eintreten, da mein Kind als Leiche hinausgetragen ward.«

Während sie so sprach und der natürlichen Reizbarkeit ihrer Stimmung und ihres Berufes nachgab, die sich einigermaßen mit ihrem Gram zu mischen begann, als der erste heftige Ausbruch desselben vorüber war, hielt sie die Thür etwa um ein Drittel geöffnet und stellte sich in die Oeffnung, als wolle sie dem Fremden den Eintritt unmöglich machen. Aber die Stimme ihres Mannes ward von innen hörbar: »Was gibt's, Maggie? warum willst du Niemand hereinlassen? – laß die Leute herein – Es ist mir kein altes Tauende mehr werth, was von dieser Zeit an hier noch aus- oder eingeht.«

Das Weib gehorchte dem Befehl ihres Mannes und ließ Graf Glenallan eintreten. Die Niedergeschlagenheit, die seine gebeugte Gestalt und sein abgemagertes Gesicht bekundete, bildete einen starken Gegensatz zu den Wirkungen des Schmerzes, wie sie das rauhe und verwitterte Gesicht des Fischers und die mannhaften Züge seines Weibes zeigten. Er näherte sich der alten Frau, die auf ihrem gewöhnlichen Stuhle saß, und fragte so laut, als er es vermochte: »Bist du Elsbeth von Craigburnfoot bei Glenallan?«

»Wer ist es, der nach dem unseligen Wohnorte dieser bösen Frau fragt?« war die Antwort.

»Der unglückliche Graf von Glenallan.«

»Graf – Graf von Glenallan!«

»Er, welcher William Lord Geraldin hieß,« sagte der Graf; »und den seiner Mutter Tod zum Grafen von Glenallan gemacht hat.«

»Oeffne den Laden,« sagte die alte Frau mit fester und hastiger Stimme zu ihrer Schwiegertochter, »öffne gleich den Laden, damit ich sehen kann, ob dies der rechte Lord Geraldin ist – der Sohn meiner Gebieterin – er, den ich in meinen Armen hielt, in der Stunde, da er geboren war – er, der Ursache hat, mich zu verfluchen, daß ich ihn nicht tödtete, bevor diese Stunde verflossen war!«

Das Fenster, welches man geschlossen hatte, um durch ein düsteres Zwielicht die Feierlichkeit des Leichenbegängnisses zu erhöhen, ward ihrer Forderung zufolge geöffnet, und ließ ein plötzliches und starkes Licht durch die rauchige und dumpfe Atmosphäre der Hütte fallen. Das Licht strömte nach dem Kamin und beleuchtete die Züge des unglücklichen Edelmanns, wie die der alten Sibylle, auf eine Weise, wie sie Rembrandt gewählt haben würde; die Alte, die jetzt aufrecht stand und ihn bei der Hand hielt, durchforschte ängstlich seine Züge mit ihren lichtblauen Augen und hielt ihren langen, dürren Zeigefinger in geringer Entfernung von seinem Gesichte, während sie ihn langsam bewegte, als wolle sie seine Gesichtszüge nachzeichnen und mit dem vergleichen, was in ihrer Erinnerung wieder erwacht war. Als sie ihre Untersuchung beendigt hatte, sagte sie mit einem tiefen Seufzer: »das ist eine traurige, traurige Veränderung! und wer ist schuld daran? – Aber das ist niedergeschrieben, wo dessen gedacht werden wird! es ist auf Tafeln von Erz geschrieben mit einer Feder von Stahl, dort, wo Alles aufbewahrt wird, was im Fleische gethan ward. – Und was,« sagte sie nach einer Pause, »was verlangt Lord Geraldin von einem alten armen Weibe, wie ich, die schon todt ist, und nur noch sofern zu den Lebenden gehört, als sie nicht in's Grab gelegt ist?«

»Nun,« antwortete Lord Geraldin, »im Namen des Himmels, warum verlangtest du so dringend, mich zu sehen? und warum gabst du deiner Bitte noch durch ein Zeichen Nachdruck, welches ich, wie du wohl wußtest, nicht zurückweisen konnte?«

Bei diesen Worten zog er den Ring aus seiner Börse, den ihm Edie Ochiltree im Schlosse Glenallan übergeben hatte. Der Anblick dieses Zeichens brachte eine seltsame und augenblickliche Wirkung auf die alte Frau hervor. Das Zittern der Furcht paarte sich mit dem des Alters, und sie begann alsbald ihre Taschen mit jener bebenden und ängstlichen Aufregung zu durchsuchen, die derjenige zu zeigen pflegt, der so eben erst zu bemerken glaubt, daß er einen wichtigen Gegenstand verloren habe. Dann, als sie sich überzeugt hatte, daß ihre Besorgniß gegründet sei, wandte sie sich gegen den Grafen und fragte: »Und wie seid Ihr denn dazu gekommen? Wie habt Ihr ihn bekommen? ich glaubte ihn so sicher bewahrt zu haben – was wird die Gräfin dazu sagen?«

»Du weißt,« sagte der Graf, »zum wenigsten mußt du davon gehört haben, daß meine Mutter todt ist.«

»Todt! betrügt Ihr mich auch nicht? hat sie endlich Alles verlassen, Land, Herrschaft und Rang?«

»Alles, Alles,« sagte der Graf, »wie Sterbliche alle menschlichen Eitelkeiten verlassen müssen.«

»Nun besinn' ich mich,« antwortete Elsbeth, »ich habe schon davon gehört; aber seitdem ist in unserm Hause solche Trauer gewesen, und mein Gedächtniß ist so schwach geworden – aber wißt Ihr auch gewiß, daß Eure Mutter, die Frau Gräfin, heimgegangen ist?«

Der Graf versicherte auf's Neue, daß ihre ehemalige Gebieterin nicht mehr lebe.

»Dann,« sagte Elsbeth, »soll es mir nicht länger auf der Seele lasten! – Als sie noch lebte, wer hätte gewagt, etwas zu sagen, was ihr mißfallen konnte, wenn es laut wurde? – Aber sie ist dahin – und ich will Alles bekennen.«

Darauf wandte sie sich an ihren Sohn und an ihre Schwiegertochter, und befahl ihnen gebieterisch, aus dem Hause zu gehen und Lord Geraldin (denn so nannte sie ihn noch immer,) mit ihr allein zu lassen. Aber Maggie Mucklebackit, deren heftigster Schmerz vorüber war, zeigte sich gar nicht geneigt, in ihrem eigenen Hause den Befehlen der Schwiegermutter zu gehorchen, einer Autorität, die Personen ihres Standes besonders zuwider ist, und deren Wiederaufleben um so mehr in Erstaunen setzte, da es schien, als sei sie schon längst aufgegeben und vergessen.

»Das ist doch sonderbar,« sagte sie, vor sich hinmurmelnd, denn der Rang des Grafen imponirte doch ein wenig, »das ist doch sonderbar, einer Mutter ihr eignes Haus zu verbieten, während sie noch ihren ältesten Sohn beweint, den man hinausgetragen hat.«

Der Fischer sagte, in trotzigem und mürrischem Tone, auf ähnliche Weise: »Das ist kein Tag für deine alten Geschichten, Mutter – Mylord, wenn er Lord ist, kann ein andermal wiederkommen – oder er mag heraussagen, was er sagen will, wenn's ihm beliebt. Hier ist Niemand, der sich die Mühe nehmen wird, dir oder ihm zuzuhören. Aber weder Laird noch Knecht, weder Vornehm noch Gering soll mich bewegen, mein Haus zu verlassen, um Jemand gefällig zu sein an dem Tage, da mein armer« –

Hier stockte seine Stimme und er konnte nicht weiter sprechen; da er aber, als Glenallan eintrat, aufgestanden und auch stehn geblieben war, so warf er sich nun wieder mürrisch auf einen Stuhl und blieb in der finstern Weise eines Menschen sitzen, der entschlossen ist, sein Wort zu halten.

Die alte Frau jedoch, die in diesem Augenblicke all' die überlegene Seelenstärke wiedererlangt zu haben schien, womit sie einst in hohem Grade begabt gewesen, stand auf, näherte sich ihm und sagte mit feierlicher Stimme: »Mein Sohn, so gewiß du dich scheuen magst, die Schande deiner Mutter mit anzuhören – so gewiß du nicht Zeuge ihrer Schuld sein willst – so gewiß du ihren Segen zu verdienen und ihren Fluch zu vermeiden hoffst: befehle ich dir, bei dem Leibe, der dich trug und dich ernährte, mich frei mit Lord Geraldin sprechen zu lassen, was keines Menschen Ohr, außer das seine, hören soll. Gehorche meinen Worten, damit du, wenn ihr mein Haupt in die Grube legt – und o, daß der Tag schon gekommen wäre! – dich dieser Stunde erinnern kannst, ohne dir vorwerfen zu müssen, daß du dem letzten Gebot, das deine Mutter dir auf Erden gab, ungehorsam gewesen!«

Die Ausdrücke dieses feierlichen Geheißes erweckten in dem Herzen des Fischers den zur Gewohnheit gewordenen Gehorsam wieder, in welchem seine Mutter ihn erzogen hatte, und dem er sich auch stets ohne Weiteres zu fügen pflegte, so lange sie noch all' ihre Kräfte besaß. Auch mischte sich die Erinnerung mit dem vorherrschenden Gefühle des Augenblicks; denn während er nach dem Bett' hinblickte, auf dem der Leichnam gelegen hatte, murmelte er leise: »Er war mir nie ungehorsam, mochte Ursache vorhanden sein, oder nicht; warum sollte ich sie betrüben?« Darauf nahm er seine widerstrebende Gattin am Arm, führte sie sanft aus der Hütte und schloß, als sie draußen waren, die Thür hinter sich zu.

Als die unglücklichen Eltern fortgegangen waren, erinnerte Lord Glenallan, um zu verhüten, daß die alte Frau wieder in ihren stumpfsinnigen Zustand verfalle, sie dringend an den Gegenstand, dessen Mittheilung sie ihm versprochen hatte.

»Ihr werdet es bald genug hören,« sagte sie; »mein Geist ist nun klar genug und es ist nichts da, denk' ich, was mich vergessen lassen könnte, was ich zu sagen habe. Meine Wohnung zu Craigburnfoot steht mir vor den Augen, als wär' ich noch dort – der grüne Strand, gerade wo der Bach in die See fiel – die beiden kleinen Barken, mit den zusammengerollten Segeln, die in der von Natur gebildeten Bucht lagen – die hohe Klippe, die mit den Gärten des Schlosses Glenallan zusammenhängt und senkrecht über dem Fluß emporstieg – Ach! ja, ich kann wohl vergessen, daß ich einen Gatten hatte und verlor – daß nur noch einer von vier Söhnen lebt – daß Mißgeschick auf Mißgeschick unsern schlechterworbenen Reichthum verschlang – daß sie die Leiche des Erstgebornen meines Sohnes heut' Morgen aus dem Hause trugen – aber nie kann ich die Tage vergessen, die ich in dem schönen Craigburnfoot verlebte!«

»Du warst ein Liebling meiner Mutter,« sagte Graf Glenallan, der sie auf den Gegenstand zurückzubringen wünschte, von welchem sie abschweifte.

»Ich war's, ich war's – Ihr braucht mich nicht daran zu erinnern. Sie erhob mich über meinen Stand und bereicherte mich mit mehr Kenntnissen, als meines Gleichen sonst besitzt; aber, gleich der alten Versucherin, lehrte sie mich mit der Kenntniß des Guten auch die Kenntniß des Bösen.«

»Um Gottes Willen, Elsbeth,« sagte der erstaunte Graf, »fahre fort, wenn du es kannst, die schrecklichen Andeutungen zu erklären, die du gegeben hast! – Ich weiß wohl, daß du mit einem fürchterlichen Geheimniß vertraut bist, dessen Erzählung selbst dieses Dach aus seinen Fugen sprengen könnte – aber sprich weiter.«

»Ich will's,« sagte sie, »ich will's – habt nur ein wenig Geduld mit mir;« – und auf's Neue schien sie in Erinnerungen versunken, aber nicht mehr in Folge von Schwäche oder Gedankenlosigkeit. Sie beschäftigte sich jetzt mit dem Gegenstande, der so lange ihr Gemüth belastet hatte, und der ohne Zweifel oftmals ihre ganze Seele einnahm, während sie für die Außenwelt todt zu sein schien. Als eine merkwürdige Thatsache kann ich noch erwähnen, daß ihre innere geistige Kraft und Thätigkeit so sehr auf die des Körpers, die Nerven wirkte, daß, trotz ihrer Schwäche und Taubheit, jedes Wort, welches Graf Glenallan während dieser merkwürdigen Zusammenkunft sprach, mochte dies auch bei seiner Bangigkeit oder seinem Entsetzen noch so leise geschehn, doch ihr Ohr so deutlich und bestimmt berührte, als es in jeder frühern Periode ihres Lebens nur immer der Fall gewesen sein konnte. Auch sie sprach deutlich, bestimmt und langsam, als sei sie besorgt, daß ihre Mittheilungen auch vollkommen verstanden werden möchten. Auch sprach sie zugleich sehr bündig und ließ all' die unnöthigen Worte und Umschweife weg, die ihrem Geschlechte und Stande sonst eigen sind. Kurz, ihre Sprache deutete eine bessere Erziehung an, so wie einen ungewöhnlich festen und entschlossenen Geist, und einen solchen Charakter, von welchem man mit Recht entweder große Tugenden oder große Verbrechen erwarten kann. Der Inhalt ihrer Mittheilungen folgt im nächsten Kapitel.


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