Friedrich Schiller
Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande
Friedrich Schiller

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Erstes Buch.

Frühere Geschichte der Niederlande bis zum sechzehnten Jahrhundert.

Ehe wir in das Innere dieser großen Revolution hineingehen, müssen wir einige Schritte in die alte Geschichte des Landes znrückthun und die Verfassung entstehen sehen, worin wir es zur Zeit dieser merkwürdigen Veränderung finden.

Der erste Eintritt dieses Volks in die Weltgeschichte ist das Moment seines Untergangs: von seinen Ueberwindern empfing es ein politisches Leben. Die weitläufige Landschaft, welche von Deutschland gegen Morgen, gegen Mittag von Frankreich, gegen Mitternacht und Abend von der Nordsee begrenzt wird, und die wir unter dem allgemeinen Namen der Niederlande begreifen, war bei dem Einbruch der Römer in Gallien unter drei Hauptvölkerschaften vertheilt, alle ursprünglich deutscher Abkunft, deutscher Sitte und deutschen Geistes.J. Caesar de Bello Gall. L. I. Tacit. de Morib. Germ. und Hist. L. IV. Der Rhein machte ihre Grenzen. Zur Linken des Flusses wohnten die Belgen,In den Landschaften, die jetzt größtentheils die katholischen Niederlande und Generalitätslande ausmachen. zu seiner Rechten die Friesen,Im jetzigen Gröningen, Ost- und Westfriesland, einem Theil von Holland, Geldern, Utrecht und Oberyssel. und die BatavierIn dem obern Theile von Holland, Utrecht und Oberyssel, dem heutigen Cleve u. s. f. zwischen der Leck und der Waal. Kleinere Völker, die Kanninefater, Mattiaker, Maresaten u. s. f., die einen Theil von Westfriesland, Holland und Seeland bewohnten, können zu ihnen gerechnet werden. Tacit. Hist. L. IV. c. 45, 56. de Morib. German. C. 29. auf der Insel, die seine beiden Arme damals mit dem Ocean bildeten. Jede dieser einzelnen Nationen wurde früher oder später den Römern unterworfen, aber ihre Ueberwinder selbst legen uns die rühmlichsten Zeugnisse von ihrer Tapferkeit ab. Die Belgen, schreibt Cäsar,De Bello Gall. waren die einzigen unter den gallischen Völkern, welche die einbrechenden Teutonen und Cimbrer von ihren Grenzen abhielten. Alle Völker um den Rhein, sagt uns Tacitus,Hist. L. IV. c. 12. wurden an Heldenmuth von den Bataviern übertroffen. Dieses wilde Volk erlegte seinen Tribut in Soldaten und wurde von seinen Ueberwindern, gleich Pfeil und Schwert, nur für Schlachten gespart. Die batavische Reiterei erklärten die Römer selbst für den besten Theil ihrer Heere. Lange Zeit machte sie, wie heutzutage die Schweizer, die Leibwache der römischen Kaiser aus; ihr wilder Muth erschreckte die Dacier, da sie in voller Rüstung über die Donau schwamm. Die nämlichen Batavier hatten den Agricola auf seinem Zug nach Britannien begleitet und ihm diese Insel erobern helfen.Dio Cass. L. LXIX. Tacit. Agricol. c. 36. Tacit. Annal. L. II. c. 15. Unter allen wurden die Friesen zuletzt überwunden und setzten sich zuerst wieder in Freiheit. Die Moräste, zwischen welchen sie wohnten, reizten die Eroberer später und kosteten ihnen mehr. Der Römer Drusus, der in diesen Gegenden kriegte, führte einen Kanal vom Rhein in den Flevo, die jetzige Südersee, durch welchen die römische Flotte in die Nordsee drang und aus dieser durch die Mündungen der Ems und Weser einen leichtern Weg in das innere Deutschland fand.Tacit. Annal. II. cap. 8.  Suet. Claud. Cap. I. n. 3

Vier Jahrhunderte lang finden wir Batavier in den römischen Heeren, aber nach den Zeiten des Honorius verschwindet ihr Name aus der Geschichte. Ihre Insel sehen wir von den Franken überschwemmt, die sich dann wieder in das benachbarte Belgien verlieren. Die Friesen haben das Joch ihrer entlegenen und ohnmächtigen Beherrscher zerbrochen und erscheinen wieder als ein freies und sogar eroberndes Volk, das sich durch eigene Gebräuche und den Ueberrest der römischen Gesetze regiert und seine Grenzen bis über die linken Ufer des Rheins erweitert. Friesland überhaupt hat unter allen Provinzen der Niederlande am wenigsten von dem Einbruche fremder Völker, von fremden Gebräuchen und Gesetzen gelitten und durch eine lange Reihe von Jahrhunderten Spuren seiner Verfassung, seines Nationalgeists und seiner Sitten behalten, die selbst heutzutage nicht ganz verschwunden sind.

Die Epoche der Völkerwanderung zernichtet die ursprüngliche Form dieser meisten Nationen; andre Mischungen entstehen mit andern Verfassungen. Die Städte und Lagerplätze der Römer verschwinden in der allgemeinen Verwüstung. und mit diesen so viele Denkmäler ihrer großen Regentenkunst, durch den Fleiß fremder Hände vollendet. Die verlassenen Dämme ergeben sich der Wuth ihrer Ströme und dem eindringenden Ocean wieder. Die Wunder der Menschenhand, die künstlichen Kanäle, vertrocknen, die Flüsse ändern ihren Lauf, das feste Land und die See verwirren ihre Grenzen, und die Natur des Bodens verwandelt sich mit seinen Bewohnern. Der Zusammenhang beider Zeiten scheint aufgehoben, und mit einem neuen Menschengeschlecht beginnt eine neue Geschichte.

Die Monarchie der Franken, die aus den Trümmern des römischen Galliens entstand, hatte im sechsten und siebenten Jahrhundert alle niederländischen Provinzen verschlungen und den christlichen Glauben in diese Länder gepflanzt. Friesland, das letzte unter allen, unterwarf Karl Martel, nach einem hartnäckigen Kriege, der fränkischen Krone und bahnte mit seinen Waffen dem Evangelium den Weg. Karl der Große vereinigte alle diese Länder, die nun einen Theil der weitläufigen Monarchie ausmachten, welche dieser Eroberer aus Deutschland, Frankreich und der Lombardei erschuf. Wie dieses große Reich unter seinen Nachkommen durch Theilungen wieder zerrissen ward, so zerfielen auch die Niederlande bald in deutsche, bald in fränkische, bald in lotharingische Provinzen, und zuletzt finden wir sie unter den beiden Namen von Friesland und Niederlotharingen.Allgemeine Geschichte der vereinigen Niederlande. 1. Theil 4tes und 5tes Buch.

Mit den Franken kam auch die Geburt des Nordens, die Lehensverfassung, in diese Länder, und auch hier artete sie wie in allen übrigen aus. Die mächtigern Vasallen trennten sich nach und nach von der Krone, und die königlichen Beamten rissen die Landschaften, denen sie vorstehen sollten, als ein erbliches Eigenthum an sich. Aber diese abtrünnigen Vasallen konnten sich nur mit Hilfe ihrer Untersassen gegen die Krone behaupten, und der Beistand, den diese leisteten, mußte durch neue Belehnungen wieder erkauft werden. Durch fromme Usurpationen und Schenkungen wurde die Geistlichkeit mächtig und errang sich bald ein eignes unabhängiges Dasein in ihren Abteien und bischöflichen Sitzen. So waren die Niederlande im zehnten, eilften, zwölften und dreizehnten Jahrhundert in mehrere kleine Souveränetäten zersplittert, deren Besitzer bald dem deutschen Kaiserthum, bald den fränkischen Königen huldigten. Durch Kauf, Heirathen, Vermächtnisse oder auch durch Eroberungen wurden oft mehrere derselben unter einem Hauptstamm wieder vereinigt, und im fünfzehnten Jahrhundert sehen wir das burgundische Haus im Besitz des größten Theils von den Niederlanden.Grot. Annal. L. I. p. 2. 3. Philipp der Gütige, Herzog von Burgund, hatte mit mehr oder weniger Rechte schon eilf Provinzen unter seine Herrschaft versammelt, die Karl der Kühne, sein Sohn, durch die Gewalt der Waffen noch mit zwei neuen vermehrte. So entstand unvermerkt ein neuer Staat in Europa, dem nichts als der Name fehlte, um das blühendste Königreich dieses Welttheils zu sein. Diese weitläufigen Besitzungen machten die burgundischen Herzoge zu furchtbaren Grenznachbarn Frankreichs und versuchten Karls des Kühnen unruhigen Geist, den Plan einer Eroberung zu entwerfen, der die ganze geschlossene Landschaft von der Südersee und der Mündung des Rheins bis hinauf ins Elsaß begreifen sollte. Die unerschöpflichen Hilfsquellen dieses Fürsten rechtfertigten einigermaßen diese kühne Chimäre. Eine furchtbare Heeresmacht droht sie in Erfüllung zu bringen. Schon zitterte die Schweiz für ihre Freiheit, aber das treulose Glück verließ ihn in drei schrecklichen Schlachten, und der schwindelnde Eroberer ging unter den Lebenden und Todten verloren.Ein Page, der ihn fallen gesehn und die Sieger einige Tage nach der Schlacht zu dem Orte führte, rettete ihn noch von einer schimpflichen Vergessenheit. Man zog seinen Leichnam nackt und von Wunden ganz entstellt aus einem Sumpfe, worein er festgefroren war, und erkannte ihn mit vieler Mühe noch an einigen fehlenden Zähnen und den Nägeln seiner Finger, die er länger zu tragen pflegte, als ein anderer Mensch. Aber daß es, dieser Kennzeichen ungeachtet, noch immer Ungläubige gab, die seinem Tod bezweifelten und seiner Wiedererscheinung entgegen sahen, beweist eine Stelle aus dem Sendschreiben, worin Ludwig der Eilfte die burgundischen Städte aufforderte, zur Krone Frankreich zurückzukehren. Sollte sich, heißt die Stelle, Herzog Karl noch am Leben finden, so seid ihr eures Eides gegen mich wieder ledig. Comines T. III. Preuves des Mémoires. 495. 497.

Die einzige Erbin Karls des Kühnen, Maria, die reichste Fürstentochter jener Zeit und die unselige Helena, die das Elend über diese Länder brachte, beschäftigte jetzt die Erwartung der ganzen damaligen Welt. Zwei große Prinzen, König Ludwig der Eilfte von Frankreich für den jungen Dauphin, seinen Sohn, und Maximilian von Oesterreich, Kaiser Friedrichs des Dritten Sohn, erschienen unter ihren Freiern. Derjenige, dem sie ihre Hand schenken würde, sollte der mächtigste Fürst in Europa werden, und hier zum ersten Mal fing dieser Welttheil an, für sein Gleichgewicht zu fürchten. Ludwig, der Mächtigere von Beiden, konnte sein Gesuch durch die Gewalt der Waffen unterstützen; aber das niederländische Volk, das die Hand seiner Fürstin vergab, ging diesen gefürchteten Nachbar vorüber und entschied für Maximilian, dessen entlegenere Staaten und beschränktere Gewalt die Landesfreiheit weniger bedrohten. Eine treulose, unglückliche Politik, die durch eine sonderbare Fügung des Himmels das traurige Schicksal nur beschleunigte, welches zu verhindern sie ersonnen ward.

Philipp dem Schönen, der Maria und Maximilians Sohn, brachte seine spanische Braut diese weitläuftige Monarchie, welche Ferdinand und Isabella kürzlich gegründet hatten; und Karl von Oesterreich, sein Sohn, war geborner Herr der Königreiche Spanien, beider Sicilien, der neuen Welt und der Niederlande.

Das gemeine Volk stieg hier früher, als in den übrigen Lehnreichen, aus einer traurigen Leibeigenschaft empor und gewann bald ein eigenes bürgerliches Dasein. Die günstige Lage des Landes an der Nordsee und großen schiffbaren Flüssen weckte hier frühzeitig den Handel, der die Menschen in Städte zusammenzog, den Kunstfleiß ermunterte, Fremdlinge anlockte und Wohlstand und Ueberfluß unter ihnen verbreitete. So verächtlich auch die kriegerische Politik jener Zeiten auf jede nützliche Hantierung heruntersah, so konnten dennoch die Landesherren die wesentlichen Vortheile nicht ganz verkennen, die ihnen daraus zuflossen. Die anwachsende Bevölkerung ihrer Länder, die mancherlei Abgaben, die sie unter den verschiedenen Titeln von Zoll, Mauth, Weggeld, Geleite, Brückengeld, Marktschoß, Heimfallsrecht u. s. f. von Einheimischen und Fremden erpreßten, waren zu große Lockungen für sie, als daß sie gegen die Ursachen hätten gleichgültig bleiben sollen, denen sie dieselben verdankten. Ihre eigene Habsucht machte sie zu Beförderern des Handels, und die Barbarei selbst, wie es oft geschieht, half so lauge aus, bis endlich eine gesunde Staatskunst an ihre Stelle trat. In der Folge lockten sie selbst die lombardischen Kaufleute an, bewilligten den Städten einige kostbare Privilegien und eigene Gerichtsbarkeit, wodurch diese ungemein viel an Ansehen und Einfluß gewannen. Die vielen Kriege, welche die Grafen und Herzoge unter einander selbst und mit ihren Nachbarn führten, machten sie von dem guten Willen der Städte abhängig, die sich durch ihren Reichthum Gewicht verschafften und für die Subsidien, welche sie leisteten, wichtige Vorrechte zu erringen wußten. Mit der Zeit wuchsen diese Privilegien der Gemeinheiten an, wie die Kreuzzüge dem Adel eine kostbarere Ausrüstung nothwendig machten, wie den Produkten des Morgenlands ein neuer Weg nach Europa geöffnet ward und der einreißende Luxus neue Bedürfnisse für ihre Fürsten erschuf. So finden wir schon im eilften und zwölften Jahrhundert eine gemischte Regierungsverfassung in diesen Ländern, wo die Macht des Souveräns durch den Einfluß der Stände, des Adels nämlich, der Geistlichkeit und der Städte, merklich beschränkt ist. Diese, welche man Staaten nannte, kamen so oft zusammen, als das Bedürfniß der Provinz es erheischte. Ohne ihre Bewilligung galten keine neuen Gesetze, durften keine Kriege geführt, keine Steuern gehoben, keine Veränderung in der Münze gemacht und kein Fremder zu irgend einem Theile der Staatsverwaltung zugelassen werden. Diese Privilegien hatten alle Provinzen mit einander gemein; andere waren nach den verschiedenen Landschaften verschieden. Die Regierung war erblich, aber der Sohn trat nicht eher als nach feierlich beschworener Institution in die Rechte des Vaters.Grotius L. I. 3.

Der erste Gesetzgeber ist die Noth; alle Bedürfnisse, denen in dieser Constitution begegnet wird, sind ursprünglich Bedürfnisse des Handels gewesen. So ist die ganze Verfassung der Republik auf Kaufmannschaft gegründet, und ihre Gesetze sind später als ihr Gewerbe. Der letzte Artikel in dieser Constitution, welcher Ausländer von aller Bedienung ausschließt, ist eine natürliche Folge aller vorhergegangen. Ein so verwickeltes und künstliches Verhältniß des Souveräns zu dem Volke, das sich in jeder Provinz und oftmals in einer einzelnen Stadt noch besonders abänderte, erforderte Männer, die mit dem lebhaftesten Eifer für die Erhaltung der Landesfreiheiten auch die gründlichste Kenntniß derselben verbanden. Beides konnte bei einem Fremdling nicht wohl vorausgesetzt werden. Dieses Gesetz galt übrigens von jeder Provinz insbesondere, so daß in Brabant kein Fläminger, kein Holländer in Seeland angestellt werden durfte, und es erhielt sich auch noch in der Folge, nachdem schon alle diese Provinzen unter einem Oberhaupte vereinigt waren.

Vor allen übrigen genoß Brabant die üppigste Freiheit. Seine Privilegien wurden für so kostbar geachtet, daß viele Mütter aus den angrenzenden Provinzen gegen die Zeit ihrer Entbindung dahin zogen, um da zu gebären und ihre Kinder aller Vorrechte dieses glücklichen Landes theilhaftig zu machen, eben so, sagt Strada, wie man Gewächse eines rauhern Himmels in einem mildern Erdreich veredelt.De Bello Belg. Dec. I. L. II. 34. Guicciardini Descr. Belg.

Nachdem das bnrgundische Haus mehrere Provinzen unter seine Herrschaft vereinigt hatte. wurden die einzelnen Provinzialversammlungen, welche bisher unabhängige Tribunale gewesen, an einen allgemeinen Gerichtshof zu Mecheln gewiesen, der die verschiedenen Glieder in einen einzigen Körper verband und alle bürgerlichen und peinlichen Händel als die letzte Instanz entschied. Die Souveränetät der einzelnen Provinzen war aufgehoben, und im Senat zu Mecheln wohnte jetzt die Majestät.

Nach dem Tode Karls des Kühnen versäumten die Stände nicht, die Verlegenheit ihrer Herzogin zu benutzen, die von den Waffen Frankreichs bedroht und in ihrer Gewalt war.Mémoires de Philippe de Comines T. I. 314. Die Staaten von Holland und Seeland zwangen sie, einen großen Freiheitsbrief zu unterzeichnen, der ihnen die wichtigsten Souveränetätsrechte versicherte.A. G. d. v. N. II. Th. Der Uebermuth der Genter verging sich soweit, daß sie die Günstlinge der Maria, die das Unglück gehabt hatten, ihnen zu mißfallen, eigenmächtig vor ihren Richterstuhl rissen und vor den Augen dieser Fürstin enthaupteten. Während des kurzen Regiments der Herzogin Maria bis zu ihrer Vermählung gewann die Gemeinheit eine Kraft, die sie einem Freistaat sehr nahe brachte. Nach dem Absterben seiner Gemahlin übernahm Maximilian aus eigener Macht, als Vormund seines Sohnes, die Regierung. Die Staaten, durch diesen Eingriff in ihrem Rechte beleidigt, erkannten seine Gewalt nicht und konnten auch nicht weiter gebracht werden, als ihn auf eine bestimmte Zeit und unter beschwornen Bedingungen als Statthalter zu dulden.

Maximilian glaubte die Constitution übertreten zu dürfen, nachdem er römischer König geworden war. Er legte den Provinzen außerordentliche Steuern auf, vergab Bedienungen an Burgunder und Deutsche und führte fremde Truppen in die Provinzen. Aber mit der Macht ihres Regenten war auch die Eifersucht dieser Republikaner gestiegen. Das Volk griff zu den Waffen, als er mit einem starken Gefolge von Ausländern in Brügge seinen Einzug hielt, bemächtigte sich seiner Person und setzte ihn auf dem Schlosse gefangen. Ungeachtet der mächtigen Fürsprache des kaiserlichen und römischen Hofes erhielt er seine Freiheit nicht wieder, bis der Nation über die bestrittenen Punkte Sicherheit gegeben war.

Die Sicherheit des Lebens und Eigenthums, die aus mildern Gesetzen und einer gleichen Handhabung der Justiz entsprang, hatte die Betriebsamkeit und den Fleiß in diesen Ländern ermuntert. In stetem Kampf mit dem Ocean und den Mündungen reißender Flüsse, die gegen das niedrigere Land wütheten und deren Gewalt durch Dämme und Kanäle mußte gebrochen werden, hatte dieses Volk frühzeitig gelernt, auf die Natur um sich her zu merken, einem überlegenen Elemente durch Fleiß und Standhaftigkeit zu trotzen und, wie der Aegypter, den sein Nil unterrichtete, in einer kunstreichen Gegenwehr seinen Erfindungsgeist und Scharfsinn zu üben. Die natürliche Fruchtbarkeit seines Bodens, die den Ackerbau und die Viehzucht begünstigte, vermehrte zugleich die Bevölkerung. Seine glückliche Lage an der See und den großen schiffbaren Flüssen Deutschlands und Frankreichs, die zum Theil hier ins Meer fallen, so viele künstliche Kanäle, die das Land nach allen Richtungen durchschneiden, belebten die Schifffahrt, und der innere Verkehr der Provinzen, der dadurch so leicht gemacht wurde, weckte bald einen Geist des Handels in diesen Völkern auf.

Die benachbarten britannischen und dänischen Küsten waren die ersten, die von ihren Schiffen besucht wurden. Die englische Wolle, die diese zurückbrachten, beschäftigte tausend fleißige Hände in Brügge, Gent und Antwerpen, und schon in der Mitte des zwölften Jahrhunderts wurden flandrische Tücher in Frankreich und Deutschland getragen. Schon im eilften Jahrhundert finden wir friesische Schiffe im Belt und sogar in der levantischen See. Dieses muthige Volk unterstand sich sogar, ohne Compaß unter dem Nordpol hindurch bis zu der nördlichen Spitze Rußlands zu steuern.Fischers Geschichte des d. Handels. I. Th. 447. Von den wendischen Städten empfingen die Niederlande einen Theil des levantischen Handels, der damals noch aus dem schwarzen Meere durch das russische Reich nach der Ostsee ging. Als dieser im dreizehnten Jahrhundert zu sinken anfing, als die Kreuzzüge den indischen Waaren einen neuen Weg durch die mittelländische See eröffneten, die italienischen Städte diesen fruchtbaren Handelszweig an sich rissen und in Deutschland die große Hansa zusammentrat, wurden die Niederlande der wichtige Stapelort zwischen Norden und Süden. Noch war der Gebrauch des Compasses nicht allgemein, und man segelte noch langsam und umständlich längs den Küsten. Die baltischen Seehäfen waren in den Wintermonaten mehrentheils zugefroren und jedem Fahrzeug unzugänglich.Anderson. III. 89. Schiffe also, die den weiten Weg von der mittelländischen See in den Belt in einer Jahreszeit nicht wohl beschließen konnten, wählten gern einen Vereinigungsplatz, der beiden Theilen in der Mitte gelegen war. Hinter sich ein unermeßliches festes Land, mit dem sie durch schiffbare Ströme zusammenhingen, gegen Abend und Mitternacht dem Ocean durch wirthbare Häfen geöffnet, schienen sie ausdrücklich zu einem Sammelplatz der Völker und zum Mittelpunkt des Handels geschaffen. In den vornehmsten niederländischen Städten wurden Stapel errichtet. Portugiesen, Spanier, Italiener, Franzosen, Britten, Deutsche, Dänen und Schweden floßen hier zusammen mit Produkten aus allen Gegenden der Welt. Die Concurrenz der Verkäufer setzte den Preis der Waaren herunter; die Industrie wurde belebt, weil der Markt vor der Thüre war. Mit dem notwendigen Geldumtausche kam der Wechselhandel aus, der eine neue fruchtbare Quelle des Reichthums eröffnete. Die Landesfürsten, welche mit ihrem wahren Vortheile endlich bekannter wurden, munterten den Kaufmann mit den wichtigsten Freiheiten auf und wußten ihren Handel durch vorteilhafte Verträge mit auswärtigen Mächten zu schützen. Als sich im fünfzehnten Jahrhundert mehrere einzelne Provinzen unter einem Beherrscher vereinigten, hörten auch ihre schädlichen Privatkriege auf, und ihre getrennten Vortheile wurden jetzt durch eine gemeinschaftliche Regierung genauer verbunden. Ihr Handel und Wohlstand gedeihte im Schooß eines langen Friedens, den die überlegene Macht ihrer Fürsten den benachbarten Königen auferlegte. Die burgundische Flagge war gefürchtet in allen Meeren,Mémoires de Comines. L. III. chap. V. das Ansehen ihres Souveräns gab ihren Unternehmungen Nachdruck und machte die Versuche eines Privatmanns zur Angelegenheit eines furchtbaren Staats. Ein so mächtiger Schutz setzte sie bald in den Stand, dem Hansebund selbst zu entsagen und diesen trotzigen Feind durch alle Meere zu verfolgen. Die hansischen Kauffahrer, denen die spanische Küste verschlossen wurde, mußten zuletzt wider Willen die flandrischen Messen besuchen und die spanischen Waaren aus niederländischem Stapel empfangen.

Brügge in Flandern war im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert der Mittelpunkt des ganzen europäischen Handels und die große Messe aller Nationen. Im Jahre 1468 wurden hundert und fünfzig Kauffahrteischiffe gezählt, welche auf einmal in den Hafen von Sluys einliefen.Anderson III. 237. 259. 260. Außer der reichen Niederlage des Hansebunds waren hier noch fünfzehn Handelsgesellschaften mit ihren Comptoirs, viele Faktoreien und Kaufmannsfamilien aus allen europäischen Ländern. Hier war der Stapel aller nordischen Produkte für den Süden und aller südlichen und levantischen für den Norden errichtet. Diese gingen mit hansischen Schiffen durch den Sund und auf dem Rheine nach Oberdeutschland, oder wurden auf der Achse seitwärts nach Braunschweig und Lüneburg verfahren.

Es ist der ganz natürliche Gang der Menschheit, daß eine zügellose Ueppigkeit diesem Wohlstand folgte. Das verführerische Beispiel Philipps des Gütigen konnte diese Epoche nur beschleunigen. Der Hof der burgundischen Herzoge war der wollüstigste und prächtigste in Europa, selbst wenn man Italien nicht ausnimmt. Die kostbare Kleidertracht der Großen, die der spanischen nachher zum Muster diente und mit den burgundischen Gebräuchen an den österreichischen Hof zuletzt überging, stieg bald zu dem Volk herunter, und der geringste Bürger pflegte seines Leibes in Sammt und Seide.Philipp der Gütige war zu sehr Verschwender, um Schätze zu sammeln; dennoch fand Karl der Kühne in seiner Verlassenschaft an Tafelgeschirr, Juwelen, Büchern, Tapeten und Leinwand einen größern Vorrath aufgekauft, als drei reiche Fürstenhäuser damals zusammen besaßen, und noch überdies einen Schatz von dreimalhunderttausend Thalern an baarem Gelde. Der Reichthum dieses Fürsten und des burgundischen Volkes lag auf den Schlachtfeldern bei Granson, Murten und Nancy aufgedeckt. Hier zog ein schweizerischer Soldat Karln dem Kühnen den berühmten Diamant vom Finger, der lange Zeit für den größten von Europa galt, der noch jetzt als der zweite in der französischen Krone prangt, und den der unwissende Finder für einen Gulden verkaufte. Die Schweizer verhandelten das gefundene Silber gegen Zinn und das Gold gegen Kupfer, und rissen die kostbaren Gezelte von Goldstoff in Stücken. Der Werth der Beute, die man an Silber, Gold und Edelsteinen machte, wird auf drei Millionen Goldgulden geschätzt. Karl und sein Heer waren nicht wie Feinde, die schlagen wollen, sondern wie Ueberwinder, die nach dem Siege sich schmücken, zum Treffen gezogen. Comines I. 253. 259. 265. »Dem Ueberfluß,« sagt uns Comines (ein Schriftsteller, der um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die Niederlande durchreiste), »war der Hochmuth gefolgt. Die Pracht und Eitelkeit der Kleidung wurde von beiden Geschlechtern zu einem ungeheuren Aufwand getrieben. Auf einen so hohen Grad der Verschwendung, wie hier, war der Luxus der Tafel bei keinem andern Volke noch gestiegen. Die unsittliche Gemeinschaft beider Geschlechter in Bädern und ähnlichen Zusammenkünften, die die Wollust erhitzen, hatte alle Schamhaftigkeit verbannt – und hier ist nicht von der gewöhnlichen Ueppigkeit der Großen die Rede; auch der gemeinste weibliche Pöbel überließ sich diesen Ausschweifungen ohne Grenze und Maß.Mémoires d. M. Philippe de Comines. T. I. L. I. c. 2. L. V. c. 9. 291. Fischers G. d. d. Handels. II. Bd. 193 u. s. w.

Aber wie viel erfreuender ist selbst dieses Uebermaß dem Freunde der Menschheit, als die traurige Genügsamkeit des Mangels und der Dummheit barbarische Tugend, die beinahe das ganze damalige Europa darniederdrücken! Der burgundische Zeitraum schimmert wohlthätig hervor aus jenen finstern Jahrhunderten, wie ein lieblicher Frühlingstag aus den Schauern des Hornungs.

Aber eben dieser blühende Wohlstand führte endlich die flandrischen Städte zu ihrem Verfall. Gent und Brügge, von Freiheit und Ueberfluß schwindelnd, kündigen dem Beherrscher von eilf Provinzen, Philipp dem Guten, den Krieg an, der eben so unglücklich für sie endigt, als vermessen er unternommen ward. Gent allein verlor in dem Treffen bei Gavre viele tausend Mann und mußte den Zorn des Siegers mit einer Geldbuße von viermalhunderttausend Goldgulden versöhnen. Alle obrigkeitlichen Personen und die vornehmsten Bürger dieser Stadt, zweitausend an der Zahl, mußten im bloßen Hemd, barfuß und mit unbedecktem Haupt, dem Herzoge eine französische Meile weit entgegen gehen und ihn knieend um Gnade bitten. Bei dieser Gelegenheit wurden ihnen einige kostbare Privilegien entrissen; ein unersetzlicher Verlust für ihren ganzen künftigen Handel. Im Jahr 1482 kriegten sie nicht viel glücklicher mit Maximilian von Oesterreich, ihm die Vormundschaft über seinen Sohn zu entreißen, deren er sich widerrechtlich angemaßt hatte; die Stadt Brügge setzte 1487 den Erzherzog selbst gefangen und ließ einige seiner vornehmsten Minister hinrichten. Kaiser Friedrich der Dritte rückte mit einem Kriegsheer in ihr Gebiet, seinen Sohn zu rächen, und hielt den Hafen von Sluys zehn Jahre lang gesperrt, wodurch ihr ganzer Handel gehemmt wurde. Hierbei leisteten ihm Amsterdam und Antwerpen den wichtigsten Beistand, deren Eifersucht durch den Flor der flandrischen Städte schon längst gereizt worden war. Die Italiener fingen an, ihre eigenen Seidenzeuge nach Antwerpen zum Verkauf zu bringen, und die flandrischen Tuchweber, die sich in England niedergelassen hatten, schickten gleichfalls ihre Waaren dahin, wodurch die Stadt Brügge um zwei wichtige Handelszweige kam. Ihr hochfahrender Stolz hatte längst schon den Hansebund beleidigt, der sie jetzt auch verließ und sein Warenlager nach Antwerpen verlegte. Im Jahr 1516 wanderten alle fremden Kaufleute aus, daß nur einige wenige Spanier blieben; aber ihr Wohlstand verblühte langsam, wie er aufgeblüht war.Anderson. III. Theil. 200. 314. 315. 316. 488.

Antwerpen empfing im sechzehnten Jahrhundert den Handel, den die Ueppigkeit der flandrischen Städte verjagte, und unter Karls des Fünften Regierung war Antwerpen die lebendigste und herrlichste Stadt in der christlichen Welt. Ein Strom, wie die Schelde, deren nahe breite Mündung die Ebbe und Fluth mit der Nordsee gemein hat und geschickt ist, die schwersten Schiffe bis unter seine Mauern zu tragen, machte es zum natürlichen Sammelplatz aller Schiffe, die diese Küste besuchten. Seine Freimessen zogen aus allen Ländern Negocianten herbei.Zwei solcher Messen dauerten vierzig Tage, und jede Waare, die da verkauft wurde, war zollfrei. Die Industrie der Nation war im Anfang dieses Jahrhunderts zu ihrer höchsten Blüthe gestiegen. Der Acker- und Linnenbau, die Viehzucht, die Jagd und die Fischerei bereicherten den Landmann; Künste, Manufakturen und Handlung den Städter. Nicht lange, so sah man Produkte des flandrischen und brabantischen Fleißes in Arabien, Persien und Indien. Ihre Schiffe bedeckten den Ocean, und wir sehen sie im schwarzen Meer mit den Genuesern um die Schutzherrlichkeit streiten.Anderson. III. Theil. 155. Den niederländischen Seemann unterschied das Eigentümliche, daß er zu jeder Zeit des Jahrs unter Segel ging und nie überwinterte.

Nachdem der neue Weg um das afrikanische Vorgebirge gefunden war und der portugiesische Ostindienhandel den levantischen untergrub, empfanden die Niederlande die Wunde nicht, die den italienischen Republiken geschlagen wurde; die Portugiesen richteten in Brabant ihren Stapel auf, und die Specereien von Calikut prangten jetzt auf dem Markte zu Antwerpen.Der Werth der Gewürz- und Apothekerwaaren, die von Lissabon dahin geschafft wurden, soll sich, nach Guicciardini's Angabe, auf eine Million Kronen belaufen haben. Hieher flossen die westindischen Waaren, womit die stolze spanische Trägheit den niederländischen Kunstfleiß bezahlte. Der ostindische Stapel zog die berühmtesten Handelshäuser von Florenz, Lucca und Genua und aus Augsburg die Fugger und Welser hieher. Hieher brachte die Hansa jetzt ihre nordischen Waaren, und die englische Compagnie hatte hier ihre Niederlage. Kunst und Natur schienen hier ihren ganzen Reichthum zur Schau zu legen. Es war eine prächtige Ausstellung der Werke des Schöpfers und des Menschen.Meteren. I. Theil. I. Bd. 12. 13.

Ihr Ruf verbreitete sich bald durch die ganze Welt. Zu Ende dieses Jahrhunderts suchte eine Societät türkischer Kaufleute um Erlaubniß an, sich hier niederzulassen und die Produkte des Orients über Griechenland hieher zu liefern. Mit dem Waarenhandel stieg auch der Geldhandel. Ihre Wechselbriefe galten an allen Enden der Erde. Antwerpen, behauptet man, machte damals innerhalb eines Monats mehr und größere Geschäfte, als in zwei ganzen Jahren Venedig während seiner glänzendsten Zeiten.Fischers G. d. d. Handels. II. 593 u. s. f.

Im Jahr 1491 hielt der ganze Hansebund in dieser Stadt seine feierliche Versammlung, die sonst nur in Lübeck gewesen war. Im Jahr 1531 wurde die Börse gebaut, die prächtigste im ganzen damaligen Europa, und die ihre stolze Aufschrift erfüllte. Die Stadt zählte jetzt einmalhunderttausend Bewohner. Das fluthende Leben, die Welt, die sich unendlich hier drängte, übersteigt allen Glauben. Zwei, dritthalbhundert Maste erschienen öfters auf einmal in seinem Hafen; kein Tag verfloß, wo nicht fünfhundert und mehrere Schiffe kamen und gingen; an den Markttagen lief diese Anzahl zu acht- und neunhundert an. Täglich fuhren zweihundert und mehrere Kutschen durch seine Thore; über zweitausend Frachtwagen sah man in jeder Woche ans Deutschland, Frankreich und Lothringen anlangen, die Bauerkarren und Getreidefuhren ungerechnet, deren Anzahl gewöhnlich auf zehntausend stieg. Dreißigtausend Hände waren in dieser Stadt allein von der englischen Gesellschaft der wagenden Kaufleute beschäftigt. An Marktabgaben, Zoll und Accise gewann die Regierung jährlich Millionen. Von den Hilfsquellen der Nation können wir uns eine Vorstellung machen, wenn wir hören, daß die außerordentlichen Steuern, die sie Karl dem Fünften zu seinen vielen Kriegen entrichten mußte, auf vierzig Millionen Goldes gerechnet werden.A. G. d. vereinigten Niederlande. II. Theil. 562. Fischers G. d. d. Handels. II. 595 u. s. f.

Diesen blühenden Wohlstand hatten die Niederländer eben so sehr ihrer Freiheit, als der natürlichen Lage ihres Landes zu danken. Schwankende Gesetze und die despotische Willkür eines räuberischen Fürsten würden alle Vortheile zernichtet haben, die eine günstige Natur in so reichlicher Fülle über sie ausgegossen hatte. Nur die unverletzbare Heiligkeit der Gesetze kann dem Bürger die Früchte seines Fleißes versichern und ihm jene glückliche Zuversicht einflößen, welche die Seele jeder Thätigkeit ist.

Das Genie dieser Nation, durch den Geist des Handels und den Verkehr mit so vielen Völkern entwickelt, glänzte in nützlichen Erfindungen; im Schooße des Ueberflusses und der Freiheit reiften alle edleren Künste. Ans dem erleuchteten Italien, dem Cosmus von Medicis jüngst sein goldnes Alter wiedergegeben, verpflanzten die Niederländer die Malerei, die Baukunst, die Schnitz- und Kupferstecherkunst in ihr Vaterland, die hier auf einem neuen Boden eine neue Blüthe gewannen. Die niederländische Schule, eine Tochter der italienischen, buhlte bald mit ihrer Mutter um den Preis und gab, gemeinschaftlich mit dieser, der schönen Kunst in ganz Europa Gesetze. Die Manufakturen und Künste, worauf die Niederländer ihren Wohlstand hauptsächlich gegründet haben und zum Theil noch gründen, bedürfen keiner Erwähnung mehr. Die Tapetenwirkerei, die Oelmalerei, die Kunst, auf Glas zu malen, die Taschen- und Sonnenuhren selbst, wie Guicciardini behauptet, sind ursprünglich niederländische Erfindungen; ihnen dankt man die Verbesserung des Kompasses, dessen Punkte man noch jetzt unter niederländischen Namen kennt. Im Jahr 1482 wurde die Buchdruckerkunst in Haarlem erfunden, und das Schicksal wollte, daß diese nützliche Kunst ein Jahrhundert nachher ihr Vaterland mit der Freiheit belohnen sollte. Mit dem fruchtbarsten Genie zu neuen Erfindungen verbanden sie ein glückliches Talent, fremde und schon vorhandene zu verbessern; wenige mechanische Künste und Manufakturen werden sein, die nicht entweder auf diesem Boden erzeugt, oder doch zu größerer Vollkommenheit gediehen sind.


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