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Die Kiebitze

Am Bruchbach, in das Röhricht hatte er sich geduckt, wo die Rispen sich beugen und neigen über den unheimlich raschelnden Blätterdolchen, wo der Nebelregen herabrieselt und durch ihn die Kiebitze gaukeln: Kiuwitt! Kiu–witt! –

Wie die Wellen rinnen – wie glücklich sind die Wellen. – – Aber wie sie hasten und drangen – wie gequält sie sind. – – Aber sie fühlen es nicht – wär ich eine Welle. –

Da treiben sie eine tote Katze an, die Haare fließen in Fetzen von der bläulich schimmernden Haut und die Augen hat eine Krähe verspeist. Nun bleibt sie an den Rohrstengeln hängen und hebt sich an ihnen hoch.

Noch einmal! –

Da lud er die Pistole, hob sie und die Kugel platzte in den aufgetriebenen Balg.

Nun? Was hast du getan? – – O du feiger Hund! –

Inzwischen wälzte sich der Balg träge auf eine andere Seite, kroch um die Rohrstengel herum, und die Wellen trugen ihn fort. – – Kiu – witt!

Wär ich ein Dichterhund – nun nun, warum denn Hund? Er ist auch nur ein Lügner. –

Kiu – witt!

Und nun? – – Ho! erwartest du denn so viel von ihm, achtest du das Leben denn so hoch, – und jaulst nun und kriechst in die Ecke, wo es sich einmal näher zeigte und dich kitzelte? Packen, unterkriegen, dich mit Füßen treten ho! mit Füßen treten – arbeiten will ich, fressen, schlafen, schwitzen. Steine hauen, um mich schlagen, Berge schmeißen – –.

Nun, nun – also arbeiten willst du? – Vergessen, betäuben – nicht wahr, du feiger Hund? Willst du stille sein!

Also du willst arbeiten? Willst? Du willst? – Du mußt! Wie der Ziegel vom Dach fällt – du mußt! Wollen? Haha! Notwendigkeit, Notwendigkeit, weiser Doktor! weißt du: von unendlichen Ursachen her bedingt – –. Du fluchst ihr? Du mußt ihr fluchen, mußt deinen Spaß am Fluch haben; du kannst nicht anders – kein Verdienst, keine Schuld – müssen! müssen! liebster Doktor! Du kommst nicht heraus.

Und dein Ich? Dein stolzes Ich? Weißt du, was dieses Ich ist? Und deine Seele? Deine fliegende Seele? – Willst du stille sein!

Kiu – witt!

Dann mußt du diese notwendige Satanide lieben? – Es ist der einzige Weg – – Nun, du hast ja immer gelogen.

Und wenn diese Liebe kommt –

Ein Satan hat diese Welt – Kiu – witt! – sich zum Spaß gemacht, sich zum Spaß ein Gefängnis gebaut – kein Entrinnen hieraus, kein Nichts, kein Tod – du kommst nicht heraus – in ewiger Wiederkehr nicht heraus, in ewige Kerkergitter gesperrt und ewig kehrt diese Nacht dir wieder – o zerspringe nicht, armer Kopf, o liebe Knochen, haltet fest! –

Stille, still! Das wußtest du ja längst, das nimmt dir ja die Lust, dir die Schuld zuzuschieben, zu büßen, dich wollüstig-tröstend zu zerquälen, zu zermartern, zu zerfressen – –. Willst du stille sein! –

Und jetzt werden sie dich begraben, Erde auf dich schütten, auf deinen Mund, deine Augen, dein Haar – –.


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