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Es gibt Stunden, die Jahrhunderte an tief einschneidender Erkenntnis in sich schließen – die, denen das Schicksal solche Stunden bringt, sollten sich nicht beklagen – im Leid nur reift die Seele.

Armand wollte sich von uns befreien – sein Leben anders gestalten – neue Pläne lockten ihn.

Nicht glücklich sein will die wahre Liebe, aber glücklich machen.

So hatte er mich geliebt, und so wollte ich ihn lieben. –

Diesem schmerzensreichen Tag folgte eine schwere Nacht. Sie ging vorbei, wie ja alles im Leben vorbei geht, das Beste, wie das Schlimmste. – Als ich aber am Morgen vor meinen Spiegel trat, lag weißer Reif auf meinem Haar.

 

Es wurde ganz schweigsam um mich, als läge irgendwo eine Leiche; stumm schlichen die Dienstboten umher, und wenn sie sprachen, taten sie es flüsternd; Mitschi wagte sich nicht aus seinem Zimmer, und ein Leichengeruch zog durch das Haus.

Es dämmerte. Wie gewöhnlich saß ich am Fenster, müde vom Denken, mit stumpfen Sinnen dem sinkenden Tag folgend. Da ging ein leises Rauschen durch das Zimmer, ein flüchtiges Bewegen; wie ein Hauch schwebte es durch die Luft, wie der letzte ersterbende Seufzer eines verscheidenden Kindes.

Ich sprang auf und streckte die Arme verlangend nach den Geistern aus, von denen ich mich umgeben glaubte.

Da sah ich, was es war.

Dort in der Ecke, von den schweren Gardinen fast verborgen, stand noch der Blumenkorb von meinem Geburtstag her; von den verwelkten Rosen lösten sich die toten Blätter und flatterten leise zu Boden.

Es waren die letzten Blumen, die Armand mir gegeben. Nun waren sie abgestorben und tot, wie die schönen Gedanken und Gefühle, deren Botinnen sie gewesen. Ich hob einige der verblaßten Blätter vom Teppich auf, legte sie in den Brief, der sie, als sie frisch und duftend waren, bei mir eingeführt.

Vorbei!

 

In der zweiten Hälfte des April reiste ich mit dem Kinde nach der Schweiz.

Ich stand zwischen meinen gepackten Koffern, im stillen Abschied nehmend von allem, was ich hier zurückließ.

Da fuhr der Wagen vor. Die Leute trugen das Gepäck hinunter, es war nicht viel; wir folgten.

Armand hatte mich verstanden und mir das Abschiednehmen unter vier Augen erspart; ich war ihm dafür dankbar.

Der Wagen, der uns an die Bahn bringen sollte, war einer jener eleganten Omnibusse, wie sie die großen Kompanien für die Fremden zu den Fahrten von und nach den Bahnhöfen bereit halten.

Alles war in Ordnung, und wir stiegen ein.

Und jetzt kam es wieder zu einem jener unerklärlichen Vorgänge, die schon einige Male wie ein Lichtstrahl aus einer unsichtbaren Welt in mein Leben gefallen.

Es war sechs Uhr, die Zeit, in der an jener Stelle des Boulevard der Verkehr am lebhaftesten ist. Ein schöner Frühlingstag war im Verscheiden; auf den oberen Stockwerken der Häuser lagen noch die letzten Sonnenstrahlen.

Der Concierge hatte die Wagentür geschlossen und stand, die Mütze in der Hand, am Trottoir, die Abfahrt erwartend. Der Kutscher hatte noch einmal das Sattelzeug untersucht, war dann auf den Bock gesprungen, hatte die Zügel erfaßt, schwang die Peitsche leicht über die Köpfe der Pferde, sie mit dem gewohnten Zuruf zum Gehen auffordernd.

Sie gingen nicht.

Die Aufforderung mit Zügel, Peitsche und Zuruf wurde etwas kräftiger wiederholt.

Die Pferde rührten sich nicht.

Erneutes Antreiben des Kutschers.

Keine Muskel zuckte an ihnen. Sie standen wie aus Stein, als wären sie eins geworden mit der Erde, aus ihr herausgewachsen mit strammem Körper, hocherhobenen Köpfen und gesträubten Mähnen.

Der Concierge trat an sie heran, nahm sie am Halfter, klopfte ihnen auf die Schulter und suchte sie mit Zureden von der Stelle zu bringen.

Vergebens.

Jetzt schlug der Kutscher zornig auf sie ein und riß heftig an den Zügeln – die Pferde aber standen so unbeweglich wie früher.

Menschen hatten sich angesammelt, die Geschäftsleute traten aus ihren Läden, die Kellner von Paillard reckten die Hälse neugierig, die Kutscher von der Fiakerstation vor dem »Vaudeville« waren herangekommen und besahen mit ernsten Mienen die Pferde; immer mehr Neugierige kamen vom Boulevard her ... es war beinahe ein Auflauf.

Ich bemerkte, wie die Umstehenden erst die Pferde betrachteten, dann nach uns in den Wagen blickten, als suchten sie einen Zusammenhang zwischen dem Widerstand jener und uns.

Zwei Fiakerkutscher nahmen jeder eins der Pferde am Zaum und suchten sie mit äußerster Gewalt vom Platze zu bringen, während unser Kutscher in wilder Wut auf sie einhieb.

Aber weder Zerren noch Schläge brachte Leben in die erstarrten Tiere.

Groß blickte ich auf Armand. Schreckensbleich saß er in der Ecke, mit zitternden Lippen und zitternden Händen.

»Die Pferde wollen dir dein Glück nicht entführen«, sagte ich. Es klang wie Hohn und war doch Wahrheit.

Etwas Triumphierendes, Siegreiches hob mir die Seele weit hinaus über allen Erdenjammer und menschliche Armseligkeit.

Wie fremd war er mir in diesem Augenblick, ganz losgetrennt von mir. –

Ein alter Mann mit weißen Haaren stand an der Wagentür und sagte durch das herabgelassene Fenster:

»Steigen Sie aus ... die Pferde werden dann gehen.«

Wir stiegen aus ... und die Pferde liefen den Boulevard hinunter. Wir folgten. Gegenüber dem Crédit Lyonnais, mitten in dem Wagengewirr, fuhr der Kutscher, der uns nicht aus den Augen verloren, an das Trottoir heran; wir stiegen rasch ein, und die Fahrt ging anstandslos weiter.

 

Ich war nach Lausanne gegangen und wohnte dort im Hotel »Bellevue«.

Im Anschauen der blauen Pracht, die sich vor mir ausbreitete, fand das noch allzu begehrliche Herz wieder Ruhe. Auch mußte ich mich ans Arbeiten machen, um für mich und das Kind Existenzmittel zu schaffen, und in der Arbeit fand ich die wohltuendste Ablenkung von meinem Leid.

Täglich kam ein Brief aus Paris. Aus diesen Briefen erfuhr ich, daß der Krieg mit Deutschland vor der Tür stehe, daß ich in Lausanne nicht mehr sicher sei und nach Pau gehen solle, wo ich vielleicht von dem Kriegslärm verschont bleiben könnte. – Armand war einige Tage in Straßburg gewesen und schrieb, er habe dort so starke Dinge erfahren, daß er mit Goblet (Minister des Auswärtigen) über eine Stunde darüber verhandelt und dieser ihn um Gotteswillen gebeten habe, jetzt noch zu schweigen, daß er es vorläufig versprochen habe, aber zwischen dem 15. und 20. werde er doch die »Bombe« loslassen.

So lag das Schicksal Frankreichs und Deutschlands in den Händen Jaques Saint-Cères.

Damals glaubte ich, über solchen Größenwahn lächeln zu dürfen. Ich hatte unrecht. Erst nach seinem »Sturz«, erst aus den Fußtritten, die man dem toten Esel versetzt, erfuhr ich, wie ernst er von den leitenden Politikern und Staatsmännern jener Zeit genommen worden war, und an welchen schwachen Fäden die Geschicke von Völkern hängen. –

Aus diesem Größenwahn heraus begann ich nach und nach den wahren Grund seiner Trennung von mir zu begreifen: seine Erfolge waren ihm zu Kopf gestiegen, er wollte in Paris eine Rolle spielen, spielte sie schon – und dazu war ich nicht die richtige Frau ... je ne faisais pas son affaire.

Da ich einmal dabei war, darüber zu grübeln, erkannte ich noch mehr.

Indem er sich von mir befreite, war ich selbst frei geworden. Nicht ganz frei, denn das kann nur der sein, der sein Herz vor Liebe und sein Gewissen vor Pflichten bewahrt hat; aber frei von jenem Zwang, den die Stellung und der Geschmack des Mannes der Frau auferlegt.

Ich schätzte diese Freiheit um so höher, als ich jetzt meinen Sohn so erziehen konnte, wie es mir im Sinne lag: einfach und wahr, ohne den falschen Glanz des Pariser Lebens. –

 

Ich saß am frühen Morgen noch allein auf der Terrasse des Hotels, meine Zeitungen lesend, als mir eine Notiz unter die Augen kam, die von dem »neuesten Berliner Skandal« berichtete, daß Frau Paul Lindau ihren Mann verlassen habe, um Jaques Saint-Cère, einem Redakteur des »Figaro«, nach Paris zu folgen.

Denselben Abend reiste ich nach Paris.

Warum? Was ich dort eigentlich wollte? Ich wußte es in diesem Augenblick nicht. Wie ein vom Sturm gepeitschtes Blatt folgte ich dem Aufruhr in meinem Innern, ohne zu denken, ohne zu überlegen.

Die lange nächtliche einsame Fahrt brachte mir Ruhe und Klarheit.

Es war eine traumhaft schöne Mondnacht, ich habe eine schönere nie gesehen. Groß und voll stand der Mond unter dem blauen Sternenhimmel; noch lag es wie ein rosiger Hauch der untergegangenen Sonne auf den höchsten Alpenspitzen, während die Welt unten im bleichen Zauber des Mondlichts wie ein schöner Leichnam still und unbeweglich dalag.

Ich schaute auf zu den kleinen flackernden Funken, die Millionen ewig rollende Sonnen sind, und ich dachte an die Unermeßlichkeit des Alls, wie unsere Erde nur ein winziges Sandkorn in dem Weltenraum mit den sich immer bewegenden Gestirnen ist; wie uns Ewigkeiten scheinen, was in der Unendlichkeit kaum Augenblicke sind; wie wir in der unfaßbaren Größe kaum die Bedeutung eines Staubkörnchens haben, das eine Sekunde lang in einem Lichtstrahl sichtbar wird, um dann für immer zu verschwinden. –

Bei solchen Betrachtungen versinkt das Leben mit seinen Erinnerungen und Erwartungen – da stellt man keine Fragen mehr, beugt nur das Haupt vor dem Unabänderlichen.

Unser Erdendasein, das Sehnen und Ringen nach Glück, der ermüdende und nie endende Kampf mit dem Leben – Nichts. Unsere Einsicht, unser vermeintliches Erkennen – Nichts.

Ein Staubkörnchen mit dem Ewigkeitstraum!

Gedanken, wie diese, können ein rebellisches Herz wohl zum Schweigen bringen. Klar und hell wird es in uns nach solchen Stunden – aber auch kalt.

Das Beste wollen und nach Kraft ringen, um es durchzuführen ... sich ergeben ... und vergeben.

Mit ganz anderen Vorsätzen, als ich am Abend von Lausanne abgereist war, kam ich am Morgen in Paris an.

Hatte ich überwunden? Nach außen, ja – in allen meinen Handlungen.

Hinter jedem Licht ist Dunkel, und jedem Tage folgt die Nacht.

 

Ich lebte jetzt ganz einsam; meine Arbeiten und die Erziehung des Kindes füllten all meine Zeit aus.

Von Armand hörte ich nur, was von ihm und über ihn in den Blättern stand.

Daraus ersah ich, daß er die Frau gefunden hatte, die er brauchte, daß er mehr als je gegen Deutschland schrieb und besser als je von den dortigen Vorgängen und Personen unterrichtet war – und daß all das, was er schrieb, etwas nach der Hintertreppe schmeckte.

Daß er ein großes Haus machte, in seinem eigenen Wagen fuhr, und für eine der einflußreichsten und mächtigsten Personen in Paris galt, war selbstverständlich. Daß die Minister ihn nicht mehr rufen ließen, wenn sie ihn brauchten, sondern zu ihm gingen, und noch froh waren, wenn er Zeit für sie übrig hatte, daß er sie » cher ami« nannte, und sie ihm sehr dankbar waren, wenn er ihnen Winke für das, was sie tun sollten, gab. –

Niemals habe ich besser verstanden, welche Macht Armand auf die Geister hatte, als da mich eines Tages der Zufall mit dem damaligen Korrespondenten der »Frankfurter Zeitung« in Paris, Dr. Paul Goldmann, zusammenführte. In jener Zeit war der Chefredakteur des »Figaro«, Françis Magnard, schwer erkrankt.

Dr. Goldmann brachte die Rede darauf, und sagte bei dieser Gelegenheit, daß kein anderer als Saint-Cère, falls Magnard sterben sollte, an dessen Stelle treten würde.

Ich mußte dabei wohl etwas ungläubig ausgesehen haben, denn der so sanfte, so liebenswürdige und so liebenswerte Dr. Goldmann wurde etwas ärgerlich über mich und ließ mich fühlen, daß ich in meinem Urteil möglicherweise befangen war, er aber den erfahrenen Blick des Journalisten habe.

So hatte der Hexenmeister auch ihn behext.

 

Kann es ein interessanteres und schöneres Schauspiel geben, als das Aufwachen einer jungen Seele zu beobachten und mitzuerleben, sie mit dem eigenen Wissen vorsichtig stützend und haltend den Weg nach oben zu geleiten, wo Freiheit und Wahrheit wohnt; sie ängstlich von dem Schlamm der Vorurteile, die uns denselben Weg so schwer gemacht, die unser eigenes junges Leben getrübt, rein zu erhalten; das ungewohnte Auge nach und nach an das Licht zu gewöhnen, damit es auf den Höhen nicht geblendet den rechten Pfad verliere; die Liebe in das junge Herz pflanzen, damit sie seine Religion werde, sein Glaube und seine Hoffnung; ihm die in selbstgeschmiedeten Ketten schmachtende Menschheit zeigen, und ihm sagen: »Hilf sie befreien, so weit deine Kraft reicht, es sind deine Brüder.«

Das ist ein schönes und interessantes Schauspiel für jeden Erzieher, für die Mutter aber ist es ein tiefes und ernstes Glück.

Während ich das dem Kinde gab, erkannte ich erst, wie reich das Leben mich gemacht; einst hatte ich ihn mit meinem Blute genährt, jetzt gab ich ihm das Beste aus meiner Seele.

Meine Welt war tiefer, mein Himmel weiter geworden und neue helle Sterne leuchteten droben. –

 

Jahre gingen hin. Ich war über die Mittagshöhe des Lebens gekommen, ohne es eigentlich so recht bemerkt zu haben.

Bergab geht man leichter; im Herzen ist es still geworden, man hat Werte umgewertet, Hoffnungen, Wünsche und Pläne als unnötigen Ballast über Bord geworfen; und wo uns Schmerz und Leid noch naht, tragen wir sie mit dem Egoismus des Alters leichter, oder schieben sie mit sanfter Hand ganz von uns, den Blick nur noch aufs nahe Ziel der Wanderschaft gerichtet, die Seele voll von Ewigkeitsahnungen.

Das Alter – die letzten Lebensjahre – es ist eine weihevolle Zeit. Wir wissen nichts und ahnen doch so vieles ... jetzt können wir uns nicht mehr um des Tages Mühen kümmern ... jetzt heißt's die Seele frei und rein halten von allem Niedrigen, damit sie bereit sei, wenn der Ruf erschallt.

Ich arbeite vom Morgen bis zum Abend, und ich habe Nahrungssorgen. Es gibt wieder viele Tage im Monat, an denen ich mich nicht satt esse – aber noch kann ich Mitschi alles geben, was er braucht, und sogar vieles, das ihm Freude macht. So ahnt er nichts von Not im Hause, und seine Jugend ist eine glückliche.

 

Wenn die Frucht reif ist, fällt sie ab.

Das Kartenhaus von Armands Glück war eingestürzt.

Es war die Affäre Lebaudy, die ihm den Todesstoß gab.

Wie ein Donnerschlag traf die Nachricht Paris, daß Jaques Saint-Cère verhaftet worden.

Ich stand den Geschehnissen ganz fern und kannte ihren inneren Zusammenhang nicht; erst als kurz nachher Abel Hermant Saint-Cère zum Helden eines Dramas machte, und Maurice Talmayrs geistreiches Buch »Souvenirs de Journalisme« erschienen war, erkannte ich, von wie hoch der Unglückliche abgestürzt war, bekam ich den wahren Einblick in jenes verwegene, innerlich ganz hohle, von der rasenden Gier nach Geld, Genuß, Macht und Ansehen gehetzte Dasein, das in sich selbst alle Bedingungen zu schmachvollem Untergange trug.

Die treffende Schilderung Talmayrs zeigt den »rätselhaften«, beinahe »mystischen« Saint-Cère, von dem unzählige unkontrollierbare »Geschichten«, die die Neugierde der Pariser in Atem hielt, im Umlauf waren; wie er hoch oben auf dem Seile tanzt und geschickt die Balancierstange handhabt, während unten das nach Sensation gierige Tout Paris mit atemloser Spannung allen seinen Bewegungen folgt. Die Aufregung, der Genuß des Schauspiels ist um so größer, als der Mann da oben einer aus ihrer Mitte ist, einer dem man noch soeben erst warm die Hand gedrückt, an dessen reichbesetztem Tisch man sich noch gestern mit den auserlesensten Speisen vollgestopft hat. Und man weiß, daß er fallen muß, denn man weiß, daß das Seil durchschnitten ist – daß es keine Rettung für ihn gibt. –

Dann fiel er.

Befriedigt ging die elegante Menge auseinander.

Der Mann war abgetan – aber der »Fall Saint-Cère« bildete noch Wochen nachher ein anregendes Gesprächsthema auf den Boulevards.

 

Es fiel ein feiner Staubregen, und die feucht-schwüle Luft war schwer zu atmen, als ich hinauswanderte nach einer abgelegenen Avenue, deren Namen ich vergessen habe, um Armand das letzte Lebewohl zu sagen.

Er hatte seinen Sturz nicht lange überlebt. Eine sehr kurz gehaltene Notiz in den Blättern hatte mir seinen Tod angezeigt.

Der schon bereitstehende Leichenwagen zeigte mir das Haus, dessen Nummer ich nicht kannte.

Es waren einige Leute da, vielleicht fünfzehn oder zwanzig; mehr gewiß nicht. Sie standen in zwei Reihen vor dem Tor. Ich blieb abseits.

Jetzt kam Bewegung unter sie. Die Träger traten mit dem Sarge aus dem Hause. Zwei Frauen in Trauer folgten.

Plötzlich stellten die Leute ihre Last zur Erde und eilten wieder ins Haus, gefolgt von den Frauen.

Es mußte etwas vergessen worden sein. Man sah sich überrascht an und flüsterte.

Ich benützte diesen Moment der Verwirrung, trat dicht an den Sarg heran und nahm von dem Darinliegenden Abschied.

Ich sah nicht mehr den Sarg, sah ihn selbst, sein bleiches Gesicht mit den dunklen Augen, die mich ansahen, wie sie mich immer angesehen hatten, weich und warm. Ruhigen Herzens, ohne Schmerz und ohne Betrübnis, mit der einfachen Wahrhaftigkeit des Gefühls, das uns einst verbunden, sagte ich ihm Lebewohl und Dank für alle Liebe.

Es kam wieder Ordnung in die Zeremonie. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, und langsam glitt er die Avenue hinunter und verschwand in dem feinen weißen Nebel, der sich auf ihn heruntersenkte. –

 

Meine Geschichte ist zu Ende.


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