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Ich habe schon gesagt, daß ich wieder schwanger war. Diese dritte Hoffnung hatte nichts Freudiges für mich, ich fühlte sie wie ein Unrecht. Durfte ich in meiner Lage Kinder zur Welt bringen, die höchstwahrscheinlich dazu bestimmt waren, Opfer unsrer unglücklichen Verhältnisse zu werden? Sollte sich meine Jugend, so voll Not und Elend und Scham und Bedrückung, die die Armut im Gefolge hat, bei meinen Kindern wiederholen? Angst und Schmerz drückten mich nieder, und ich weinte reuevolle, bittere Tränen darüber, daß ich ihnen das Dasein gegeben habe. Mein Leben konnte ich dem Manne opfern, aber durfte ich die Kinder in denselben Abgrund werfen, der mich verschlingen wird? –

Was meinen Geist noch dunkler und meine Furcht noch größer machte, war, daß mein Mann mir all die Zeit unaufhörlich wiederholte:

»Halt nur das eine fest: du magst jetzt noch so viele Kinder haben, und wenn es ein Dutzend wird, für mich wird keins mehr existieren. Ich werde nicht den kleinsten Teil meiner Liebe Sascha entziehen, um sie einem andern zu geben. Denn du mußt nicht vergessen, mit Sascha hast du ein Kind geboren, wie es keine Frau ein zweites Mal zur Welt bringt; es ist ein Wunder an Schönheit und Intelligenz, eines von jenen ganz seltenen Wesen, denen man alle Liebe, deren man fähig ist, geben muß. Dich kann ich neben ihm noch lieben, weil das eine andere Liebe ist, und selbst das kommt mir oft wie ein Raub an ihm vor.«

So sagte sich der Vater von dem noch ungeborenen Kinde los, und wenn Sacher-Masoch sonst nie sein Wort gehalten, dieses hielt er.

 

Am 25. November 1875 gebar ich wieder einen Knaben.

Am Tage nach meiner Entbindung, ich lag erschöpft und teilnahmslos für alles mit geschlossenen Augen da, hörte ich, wie mein Mann zu meiner Hebamme, einem hübschen jungen Weibe sagte:

»Sie müssen sehr stark sein, Frau Zürbisegger?«

»O, das schon. Zu meinem Geschäft braucht man Kraft.«

»Glauben Sie, daß Sie stärker sind als ich.«

»Vielleicht. Herr Doktor sind gewiß auch stark, aber nicht eingeübt.«

»Wollen wir probieren, wer stärker ist, Sie oder ich?«

»Warum nicht«, sagte die Frau lachend.

»Aber dann müssen Sie einen Pelz von meiner Frau anziehen.«

»Wird die Gnädige aber nicht bös werden?«

»Ach, sie würde nur lachen. Und jetzt schläft sie ja.«

Er zog ihr den Pelz an und sie gingen in sein Zimmer.

Ich hörte, wie sie rangen, ihren keuchenden Atem, ihr unterdrücktes Lachen und wie er sie oder sie ihn zu Boden warf. Heiß und erregt vom Kampf, kamen sie wieder in mein Zimmer. Ich schaute sie an.

»O, du bist wach! Haben wir dich geweckt? Denke, ich habe mit Frau Zürbisegger gerungen, um zu sehen, wer stärker ist, und sie hat mich wirklich überwältigt.«

»Ja, Herr Doktor, ich hätte Sie für stärker gehalten.«

»Ich bin auch stärker. Aber mit einer Frau ist es schwer ringen; man weiß nicht, wie man sie anfassen soll.«

»O, mich können Herr Doktor anfassen wie einen Mann, das macht mir gar nichts.«

»Gut, wir werden das morgen probieren, da werde ich mich besser halten. Du hast doch nichts dagegen, Wanderl?«

Ich nickte »nein« und lächelte der Frau zu, sie sollte nicht glauben, daß etwas dahinter stecke.

Von jetzt an wiederholte sich die Kampfszene alle Tage, so lange Frau Zürbisegger erschien.

Am dritten Tage kam mein Mann aus dem Kaffeehaus atemlos in mein Zimmer gestürzt, ein Zeitungsblatt in der Hand schwenkend, und rief voll stürmischer Freude:

»Wanda, wir haben den Griechen!«

Er las mir ein Inserat im »Wiener Tagblatt«, in welchem ein schöner, reicher und energischer junger Mann die Bekanntschaft einer hübschen, eleganten jungen Frau sucht, um sich gemeinschaftlich zu amüsieren. »Du mußt sofort schreiben, denn eine so günstige Gelegenheit kommt nicht bald wieder. Schön und reich! Und einen energischen Charakter. Alles, was wir brauchen, vereint. Ich habe immer gewünscht, der Grieche sollte reich sein, da wir es nicht sind, und zu dem, was wir wollen, Geld nötig ist.«

Ich war nicht in der Lage, an Widerstand zu denken, noch irgendeinen Ausweg zu suchen. Nur als er mir sagte, ich müsse gleich auf das Inserat antworten, sah ich ihn erstaunt an. Ich war noch so schwach, daß meine Mutter mich wie ein Kind füttern mußte, und sah keine Möglichkeit, einen Brief zu schreiben. Er aber sagte:

»Beunruhige dich nicht, wir werden das sehr geschickt machen, ohne daß du dich dabei anzustrengen brauchst.«

Er hob mich auf, stützte mir den Rücken mit Kissen, legte mir das Schachbrett auf die Knie, brachte alles zum Schreiben Nötige, und dann führte er mir die Hand, und ich schrieb.

Er legte dem Brief eine große Photographie von mir bei und trug ihn geschäftig selbst zur Post. Die Antwort kam – poste restante selbstverständlich – umgehend, und auch ihr lag eine große Photographie bei. Sie stellte einen jungen schönen Mann in orientalischem Kostüme vor.

Leopold war wie elektrisiert.

»Der Grieche! Der Grieche!« rief er unaufhörlich und konnte sich an dem Bilde nicht satt sehen.

Der Brief war Nikolaus Teitelbaum unterzeichnet und gab die Adresse des Schreibers an.

Wieder schrieb ich auf dieselbe Weise wie das erste Mal.

»Um Gotteswillen, Wanderl, werd' nur schnell gesund, damit es los gehen kann. Mein prächtiges, herrliches Weib! Ich wußte, daß mir das höchste Glück meines Lebens von dir kommen werde. Das ist das Wunderbare, mit seiner eigenen anständigen, braven Frau zu genießen, was man sonst nur bei leichtsinnigen Weibern oder gar Dirnen suchen muß. Wenn du mir das gegeben hast, dann wirst du erst sehen, wie ich dich lieben und wie ich dir dankbar sein werde.«

Er ging und kaufte feine Weine und junge Hühner, und meine Mutter hatte den ganzen Tag zu kochen und zu braten. In den Pausen zwischen den Mahlzeiten rührte er mir selbst Eier in warmer Milch, die ich jede Stunde trinken mußte, um rasch Kräfte zu bekommen.

Unterdes ging die Korrespondenz weiter. Es wurde ein Rendezvous in einem Hotel in Mürzzuschlag verabredet.

Am neunten Tage stand ich auf und morgen sollte ich nach Mürzzuschlag.

Mein Mann war wie verrückt vor Erwartung. Er beschäftigte sich sehr eingehend mit meiner Toilette für die Reise. Er hatte mir kürzlich einen großen schwarzen Samtpelz machen lassen, so lang, daß er den Boden berührte, und so weit wie ein Kleid. Da er nicht nur mit Pelz besetzt, sondern ganz damit durchfüttert war, war er so schwer, daß mich die Schultern schmerzten, wenn ich ihn eine Zeitlang an hatte. Diesen sollte ich anziehen. Ich hatte nicht die Gestalt für solche Pelze, sie erdrückten mich und hemmten meine Bewegungen. Das taten sie, wenn ich gesund und frisch war; daß ich jetzt, so kraftlos, wie ich war, diese Last auf mich nehmen sollte, das allein machte mich schon bange. Und es war nicht alles. Denn ich sollte in Mürzzuschlag schon durch meine Toilette den »richtigen Eindruck« machen. Er hatte deshalb zu dem Pelz hohe Stiefel, wie sie damals Frauen zu Pferde trugen, und seine eigene große Astrachanmütze gelegt.

»Du wirst sehen«, sagte er, »wie reizend und originell du aussehen wirst. Das ist sehr wichtig, Teitelbaum wird gleich sehen, daß er es mit keiner gewöhnlichen Frau zu tun hat.«

Am Nachmittag dieses Tages ging er aus. Ich saß allein in meinem Zimmer, mein Kind in den Armen, dieses arme kleine braune Kind, das ihm so ähnlich war, auf das er noch keinen Blick geworfen hatte und das immer so still und ruhig dalag, als wüßte es, daß es sich im Hause nicht bemerkbar machen sollte. Ich dachte, daß es den kommenden Tag ohne mich sein würde, und wie wir beide das ertragen würden, und daß es furchtbar kalt draußen war, der Schnee so hoch lag, daß die Züge entweder gar nicht oder mit stundenlanger Verspätung verkehrten, und daß ich da hinaus mußte, und warum ich hinaus mußte. Mutlos und traurig fing ich zu weinen an.

So fand mich meine Mutter. Die arme alte Frau war so fest überzeugt, daß ihr Schwiegersohn der beste, edelste Mensch und ihre Tochter die glücklichste Frau sei, daß sie vor meinen Tränen wie vor einem Rätsel stand.

»Was hast du? Was gibt es?«

Ich mußte sie ja in jedem Fall von meiner Reise unterrichten; ich tat es, indem ich hinzufügte, daß ich für das Kind besorgt wäre.

»Was willst du denn in Mürzzuschlag machen? Du kannst doch unmöglich, krank und schwach, wie du noch bist, und bei der Kälte, die herrscht, eine Reise unternehmen! Du kannst ja den Tod davon haben! Läßt dich denn dein Mann gehen?«

»Ja, natürlich.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Das darf nicht sein. Er weiß nicht, welche Gefahr für dich darin liegt. Ich werde mit ihm reden.«

»Nein, Mutter, sprich nicht mit ihm. Es muß sein.«

»Und was wird mit dem Kinde?«

»Du mußt es durchbringen den Tag über, so gut du kannst.«

»Mit Kuhmilch. Das wird schön werden. Das Kind sieht mir schon so nicht sehr munter aus.«

Am andern Morgen reiste ich ab. Um die »Originalität« meiner Toilette zu vervollständigen, gab mir Leopold zu den Stiefeln, dem Pelz und seiner Mütze noch eine große Hundepeitsche in die Hand. So brachte er mich an die Bahn. Die Leute dort, die wohl wußten, daß ich erst vor einigen Tagen niedergekommen war, sahen uns erstaunt an. Bis zum letzten Augenblick gab mir mein Mann Ratschläge, wie ich mich mit Teitelbaum benehmen sollte. Endlich ging der Zug ab. Kaum hatte er die Station verlassen, warf ich die Peitsche zum Fenster hinaus, und gern hätte ich ihr auch Pelz und Mütze nachgeworfen, hätte ich nur sonst etwas Warmes gegen die Kälte gehabt.

Mir war so bang und schwer, ich sah so angstvoll der nächsten Stunde entgegen, daß ich wieder Lust zu weinen hatte. Aber ich ging zu einem Rendezvous, und wie lächerlich wäre es, da mit verweinten Augen anzukommen.

Wie wird der Mann sein, der mich erwartet? Ist er ein anständiger Mann, dann werde ich ihm die Wahrheit sagen und ihn um Verzeihung und Schonung bitten. Wie aber wird es mir gehen, wenn er ein lockerer Vogel ist, der ein pikantes Abenteuer erwartet und sich ärgert, wenn er sich in seinen Erwartungen getäuscht sieht? Ich war es ja, die zu ihm gekommen, in das Hotel, in eine mir fremde Umgebung und ich war in seiner Hand. –

So sann ich, während der Zug zwischen hochgetürmten Schneewänden langsam den Berg hinaufkeuchte.

Am Bahnhof in Mürzzuschlag erwartete mich Teitelbaum, den ich gleich nach seiner Photographie erkannte. Ich schaute ihn an und sah ein gutes Gesicht; das gab mir wieder Mut. Ein bereitstehender Schlitten brachte uns ins Hotel. Auf dem Wege dahin sagte mir Teitelbaum, daß er verzweifelt sei, weil die Zimmer, die er telegraphisch zu heizen befohlen, trotz dem großen Feuer, das man darin gemacht, nicht warm geworden wären.

Als ich in diese wirklich furchtbar kalten Zimmer eintrat, und er die Türe hinter uns schloß und ich mich mit ihm allein sah, wurde mir wieder angstvoll, und ich meinte, gleich sprechen zu müssen; denn so nur würde ich wieder Mut bekommen. Aber schon bei meinen ersten Worten unterbrach er mich:

»Verzeihen Sie, gnädige Frau, daß ich Sie unterbreche, allein, ehe Sie mir irgend etwas sagen, muß ich Ihnen ein Geständnis machen: ich weiß wer Sie sind

O, dachte ich, dann ist es um so besser, dann wird er gleich verstehen. Aber überrascht war ich doch. Er sah es und fuhr fort: »Einer jener Zufälle, die eigentlich nur in Romanen am Platze sind, ist daran schuld. Im Hause meiner Mutter in Wien wohnt nämlich die Baronin Kövöcs. Ich hatte im Auftrag meiner Mutter bei ihr zu tun und da sah ich in ihrem Salon dieselbe Photographie, die Sie mir zu senden die Güte hatten. Natürlich konnte ich nicht widerstehen, zu fragen, wer die Dame sei – und die Baronin befriedigte meine Neugierde.«

Jetzt sagte ich ihm alles. Er hatte die »Venus im Pelz« gelesen, ich brauchte ihm daher nicht viel zu erklären. Ich sagte ihm auch, daß ich eine Kranke sei, daß ich erst vor zehn Tagen ein Kind geboren habe, wie unruhig und sorgenvoll ich auf der Fahrt hierher war, und wie ich von ihm erbitte und erwarte, daß er die Schmerzen und Kümmernisse, die mir meine Verhältnisse aufbürdeten, nicht dadurch vermehren möchte, daß er »auf seinem Schein« bestehe.

Er hatte mir mit großer Aufmerksamkeit zugehört und mich dabei voll Teilnahme angeblickt. Als ich geendet, nahm er meine Hand, küßte sie und sagte:

»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, gnädige Frau, und bitte Sie, versichert zu sein, daß Sie in mir stets einen aufrichtigen Freund finden werden.«

Damit war das abgetan.

Wir aßen dann zusammen. Er erzählte mir einiges von sich und seinem »home«, auf das er stolz zu sein schien. Mir war nicht sehr behaglich. Die Milch hatte sich so sehr in meiner Brust angesammelt, daß eine schmerzhafte Spannung entstand und ich die Arme kaum noch bewegen konnte. Ich fühlte, wie ich immer matter und matter wurde. Auch er sah es und bat mich, ein Glas Wein zu trinken. Ich tat es, und darauf ging es besser. Doch es mußten noch Stunden vergehen, ehe der Zug durchkam, der mich wieder heimbringen sollte. In dieser langen Zeit hatte Teitelbaum einen Anfall von Schwäche. Er war ein junger, kräftiger und wohl auch heißblütiger Mann und war so viele Stunden mit einer jungen Frau allein, die zu besitzen er hergekommen war. Aber wie kraftvoll und ehrlich kämpfte er dagegen, und wie zart und rücksichtsvoll war er gegen mich!

Mit warmem Händedruck trennten wir uns.

 

Auf der Heimfahrt sann ich darüber nach, wie ich Leopold erklären würde, daß aus der Sache nichts geworden.

Er empfing mich am Bahnhof in solcher Aufregung und mit so angstdurchwühltem Gesicht, daß ich zuerst glaubte, es gäbe zu Hause ein Unglück. Er aber sagte mir, er habe Todesqualen gelitten, während er auf mich wartete, denn er war überzeugt, ich hätte ihn bereits dem Griechen ausgeliefert. Da sagte ich ihm, daß es damit nichts sei, daß Teitelbaum, sobald er erfahren, um was es sich eigentlich handle, erklärt habe, er würde nie den Mut haben, die Rolle des Griechen zu spielen einem Manne gegenüber von der Bedeutung Sacher-Masochs, für den er die größte Bewunderung habe; niemals würde er sich als Herrn und über ihm stehend fühlen können, lieber wolle er auf das Glück, mich zu besitzen, verzichten, als etwas unternehmen, das er nicht durchführen könnte und das ihn nur in seinen eigenen Augen lächerlich machen würde.

So verzuckert verschluckte mein Mann die bittere Pille und war schließlich noch ganz stolz, daß man so viel Ehrfurcht vor ihm habe.

Zu Hause frug er fortwährend nach allen Details, jedes Wort, das ich und Teitelbaum gesprochen, sollte ich ihm wiederholen. Da ich mit meinen Antworten vorsichtig sein mußte, um mich nicht zu verraten, war ich bald an Leib und Seele so müde, daß ich schon glaubte, in Schwäche zu vergehen, als die Ankunft Staudenheims mich von dieser Pein erlöste.

Leopold ging ihm entgegen und sagte ihm in dem heiteren Ton, in dem man eine angenehme Nachricht mitteilt:

»Meine Frau ist eben von Mürzzuschlag zurückgekommen.«

»Deine Frau ... Mürzzuschlag ...«, sagte Staudenheim, ihn verständnislos anstarrend.

»Ja, ist sie denn schon auf?«

»Sie stand schon gestern auf. Heute war sie den ganzen Tag verreist.«

»Warum denn?«

»Ach, es war etwas sehr Wichtiges, sie mußte absolut hin.«

»Natürlich – sonst würdest du wohl nicht ihr Leben damit riskiert haben.«

»Wieso riskiert?«

»Na, hör' einmal; es sind 24 Grad Kälte draußen. Die Schulen sind geschlossen, Kinder und Frauen läßt man gar nicht mehr hinaus. Wer nicht muß, geht nicht vor die Tür; ich denke, das ist kein Wetter, um eine zarte Frau, die erst entbunden hat, auf Reisen zu schicken –«

»Ach, weil du immer meine Frau mit anderen Frauen vergleichst. Was eine andere hinwirft, macht ihr gar nichts. –

Willst du Schach spielen?« –

Es lag in dem brüsken Abbrechen des Themas und in dem Ton dieser Frage etwas, das mein Herz mächtig ergriff. Es war mir einen Augenblick, als müßte ich alles wegwerfen und hinausgehen zu ihm, meinen müden Kopf an seine breite, starke Brust legen und ihn bitten, seine Arme schützend um mich zu schließen und mich wegzuführen ...

Von Gram und Weh überwältigt, sank ich vor meinem Bett zu Boden, und wie ich es als Kind getan, steckte ich meinen Kopf zwischen die Kissen und weinte ... weinte.

 

Am nächsten Tage war das Neugeborene an Dysenterie erkrankt. Ich selbst wurde so leidend, daß ich auf Anordnung des Arztes es aufgeben mußte, das Kind zu stillen, da es für uns beide gefährlich war. Trotz aller Sorge und Pflege wurde das Kind immer kränker. Am Weihnachtsabend, um Mitternacht, erklärte Dr. Schmit, den ich nochmals hatte bitten lassen, daß er alle Mittel angewandt, daß er nichts mehr wisse, daß ich mich gefaßt machen müsse, das Kind zu verlieren.

Verzweifelt sank ich hin. Eine lange schwere Minute verging in hoffnungslosem Schweigen. Dann sagte der gute teilnehmende Arzt, und es schien mir, als ob auch in seiner Stimme Tränen zitterten, ich sollte doch noch nicht alle Hoffnung aufgeben, wir wollten es mit einem vollständigen Nahrungswechsel versuchen. Ich sollte reines, fett- und fasernfreies Fleisch in kleine Stücke schneiden und es mit Reis einige Stunden kochen; das würde eine milchige Flüssigkeit ergeben, die ich dem Kinde mit der Flasche reichen sollte. Ich tat es sofort, und nach einigen Stunden bekam das Kranke den ersten Trank, den es gern nahm. Darauf schlief es ein, und auch ich legte mich hin.

Als ich erwachte, war es Tag. Mein erster Gedanke war, daß das Kind tot sei; da ich mich aber über sein Bettchen neigte, sah ich, wie es still und fest schlief.

Also gerettet! Das sagte auch Dr. Schmit, als er kam, und von dem Tage an war es wieder vollständig gesund. Die Fleischbrühe hatte das Wunder gewirkt.

Es war am zweiten Weihnachtstage, nachmittags, als ein Fremder kam und Sacher-Masoch zu sprechen wünschte. Im Sommer waren wir gewöhnt, Fremde, die auf der Durchreise waren und sich in Bruck aufhielten, um meinen Mann kennen zu lernen, zu empfangen; allein im Winter waren diese Besuche bisher ganz ausgeblieben. Dieser erstaunte uns daher nicht wenig.

Noch zu sehr mit meinem eben dem Tode abgerungenen Kinde beschäftigt, hatte ich keine Lust, mich am Empfang des Fremden zu beteiligen und blieb in meinem Zimmer.

Ich hörte, wie mein Mann nur wenige Worte mit dem Fremden im Salon wechselte, diesen dann in sein Zimmer führte und die Türen vorsichtig verschloß. Es mochten wohl zwei Stunden vergangen sein, als der Besucher wieder ging, Leopold kam dann mit einem verstörten und geheimnisvollen Lächeln zu mir und starrte mich eine Weile an, wie er immer tat, wenn er mir etwas mitteilen wollte und nicht im klaren darüber war, wie er beginnen sollte. Endlich fing er an:

»Du, da ist mir eine schöne Geschichte auf den Rücken gefallen.«

»Was?«

»Du weißt, die Gräfin ... mit der ich so lange in Korrespondenz stand und die in den letzten Monaten nichts mehr von sich hören ließ?«

»Was ist's mit ihr?«

»Sie hat sich mit dem Herrn verlobt, der eben hier war. Er ist Badearzt in Gräfenberg – Dr. A... Das heißt, sie möchte sich mit ihm verloben – wenn ich ihr keine Schwierigkeiten mache.«

»Welche Schwierigkeiten könntest du ihr denn machen?«

»Ihr ihre Briefe nicht zurückgeben. Dr. A... ist nur deshalb hergereist, um mich dazu zu bewegen. Er sagt, die Gräfin halte es für eine Ehrensache, sich nicht zu verloben, so lange ihre Briefe in meinen Händen sind.«

»So gib sie ihr zurück.«

»Aber sie hat ja auch meine.«

»Laß sie dir auch zurückgeben. Über eine so einfache Sache hast du so lange mit dem Manne verhandelt?«

»Die Sache ist nicht so einfach als du glaubst. Wäre sie das, würde sich Dr. A... die Reise jetzt im Winter wohl erspart haben.«

»Weil deine Briefe an sie für dich ebenso kompromittierend sind wie die ihrigen für sie. Daß dahinter mehr steckt, als du mir sagst, ist ja klar. Warum aber sprichst du mir überhaupt davon? Ich brauche es nicht zu wissen. Du zettelst immer Intrigen hinter meinem Rücken an, und gehen die Dinge schief, dann kommt mir der ganze Schmutz ins Haus. Daß du nicht begreifen kannst, daß ein Mann in deiner Stellung in seiner Korrespondenz vorsichtig sein muß! Was riskieren diese Frauen? So viel wie nichts; niemand kennt sie und sie sind frei; du aber hast einen bekannten Namen und bist noch dazu verheiratet. Von der jämmerlichen Rolle, die ich dabei spiele, will ich gar nicht reden. Mach', was du willst. Wenn mir deine Geschichten zu nahe an den Leib rücken, breche ich ihnen einfach das Genick – das hast du erfahren.«

»Jetzt bist du wieder zornig. Aber denke doch, daß ich keine Zerstreuung habe.«

»Und wenn es dir Zerstreuung machen sollte, auf meinem Rücken Steine zu klopfen, dann müßte ich wohl auch stillhalten?«

Er sah mich ganz verdutzt, aber doch zufrieden an. Er liebte es, wenn ich so zu ihm sprach. Ich hatte mir schon gesagt: wenn ich schon die Herrin spielen soll, dann will ich es wenigstens dazu benützen, ihn auf den rechten Weg zu bringen, wenn seine Streiche unsere Existenz in Gefahr brächten.

Dr. A... kam noch einmal, und es gab wieder eine lange Konferenz; dann reiste er ab.

 

Wir verkehrten in Bruck ziemlich viel mit einem jungen Ehepaar, Herrn und Frau X... Mich interessierte besonders die Frau, weil sie mir lange Zeit ein Rätsel war. Sie war erst 22 Jahre alt, von schöner Gestalt, zwar nicht schönem, aber doch angenehmem Gesicht. Seltsam waren ihre Augen. Sie waren klein und lagen weit zurück, und von dort leuchteten sie und zogen den Blick an, wie zwei Flammen in einem dunklen Abgrund ... man beugt sich über seine Tiefe, nach dem Geheimnis suchend, das sie zu bewachen scheinen. Diese rätselhaften Augen bildeten einen eigentümlichen Kontrast mit ihrem sonst ganz ruhigen Gesicht.

Sie hatte bereits zwei Kinder, und ihr Mann schien sie sehr zu lieben. Doch weder ihr Mann, noch ihre Kinder, noch ihr Haus hatten ihre Seele berührt. Wie eine Fremde lebte sie zwischen ihnen und wie eine solche schaute sie auf sie sanft und freundlich, aber fremd. Ich ahnte, daß unter dieser kühlen, immer ruhigen Oberfläche ein heißes Leben glühte – das Geheimnis, das die zwei Augen hüteten – und verrieten.

Eine Verwandte ihres Mannes führte ihren Haushalt und pflegte die Kinder; sie selbst verbrachte ihre Zeit mit Musik und Lektüre.

Bei dieser leitete sie ein glücklicher Instinkt, so daß sie nur gute Sachen las. Von der Welt wußte sie nichts, und außer uns hatte sie fast keinen Umgang. Sie sprach wenig und niemals von Dingen, von welchen sonst junge Frauen zu sprechen pflegen: Mann, Kinder, Haushalt, Toiletten und noch weniger von Vergnügungen. Auch mit mir sprach sie nicht viel, und wenn sie's doch tat, dann war's von mir, aber da mußten wir allein sein. In Gegenwart anderer, selbst ihres Mannes, saß sie nur still da; wenn es anging, nahm sie meine Hand, küßte sie zärtlich und hielt sie dann in der ihren fest, mich dabei immer mit ihren geheimnisvollen Augen anblickend. Alles, was mich anging, war ihr von Interesse; ich sah sie meine Kinder viel inniger küssen, als ihre eigenen. Einmal machte ich ihr darüber scherzend einen Vorwurf, und sie erwiderte darauf in ihrer ruhigen, stillen Weise:

»Ach, meine Kinder ...«

»Es sind doch Ihre Kinder.«

»Das ist Zufall ... sie könnten ebensogut die Kinder einer anderen sein.«

»Das könnte ich auch von den meinen sagen.«

»Nein. Diese Kinder konnten nur Sie haben und keine andere Frau.«

Im Frühjahr ging sie oft stundenlang am Waldsaum suchend hin, um mir die ersten Veilchen zu bringen, und in mondhellen Nächten, deren schwermütige Schönheit dort in den Bergen so mächtig wirkt, bat sie mich, ehe ich zu Bett ginge, zu einer gewissen Stunde in die mondbeschienene Landschaft hinauszuschauen, sie würde dasselbe tun und dabei an mich denken. Ich mußte erkennen, daß sie mich leidenschaftlich liebte und daß diese Liebe für sie viel mehr ein Schmerz als ein Glück war. Fand sie in meiner Umgebung jemanden, Mann oder Frau, dann sah ich, wie die Qualen der Eifersucht sie zermarterten. Dabei bestand zwischen uns durchaus kein vertrauter Verkehr, nicht das, was man Freundschaft nennt. Trotz jahrelangen Umganges waren wir uns nicht nahe gekommen, haben nie ein vertrautes Wort zusammen gewechselt. Mich rührte diese Liebe wohl, aber ich begriff sie nicht.

Eines Tages bekam ich die Lösung des Rätsels.

Die Bergakademiker in Leoben gaben ihren alljährlichen Ball und hatten uns eine Einladung geschickt. Leopold wollte, daß wir hingingen, und da auch Herr und Frau X... das Fest besuchen wollten, kamen wir überein, die Partie zusammen zu machen.

Wir hatten in dem Hotel, in dem der Ball stattfinden sollte, zwei Zimmer bestellt; in einem sollten die Herren, in dem anderen wir Frauen Toilette machen. Ich hielt mich nicht lange damit auf und überließ den Platz am Spiegel bald Frau X...

Ich trug ein weißes Atlaskleid und saß wartend in einem niedrigen Fauteuil. Schon war ich im Begriff, in dem überhitzten Zimmer einzuschlummern, als mich ein brennend heißer Kuß auf meine Schulter aufschreckte. Ich sah mich überrascht um, und da stand Frau X... in ihrem vollen Ballstaat, erschrocken und glücklich über ihre Kühnheit, deren Folgen erwartend.

»Waren Sie das?«

»Ja.«

»Was ist denn los?« Ihr Gesicht war ganz verändert. Die Ruhe war aus ihm verschwunden und ihre leidenschaftliche, schmerzvolle Liebe machte es beinahe schön.

»Ich konnte nicht widerstehen«, sagte sie in leisem, zitterndem Ton. »Ihre weißen, schönen Schultern, das weiße Kleid ... alles so weiß und zart ... wie die Schneekönigin im Märchen ... und so kalt wie sie.«

»Aber Frau X..., was reden Sie denn da?« Sie war ganz bleich und ihre Augen lagen tiefer, als je. Sie trug ein meergrünes Mullkleid, und wie sie sich jetzt langsam zu Boden sinken ließ, bildete es eine schaumige Wolke um sie, in der sie seltsam anzusehen war. Mit gieriger Hast und am ganzen Körper bebend, bedeckte sie meine Hände, Arme und Schultern mit zugleich schüchternen und heißen Küssen.

Die Situation begann unheimlich zu werden; da näherten sich Schritte, die Herren kamen herein, und der böse Spuk verflog. Während des Balles sah ich oft, wie die glühenden Augen aus ihrer dunklen Tiefe nach mir schauten und mich verfolgten; ich aber wandte mich ab, denn jetzt machten sie mir Furcht.

 

Wir hatten eine Menagerie. »Tiere«, sagt mein Mann, »geben dem Hause so was Gemütliches.« »Ja«, sage ich, »und es riecht so schön.« »Ah bah!« sagt er, und so waren wir einig.

In der Zeit, da mein Schwiegervater Polizeidirektor in Prag war, flog eines Tages eine Turteltaube in das Zimmer meines Mannes, der damals ein kleiner Junge war. »Das bedeutet Glück«, sagte die Familie, und beeilte sich, das »Glück« in einem Käfig in Sicherheit zu bringen.

Es stellte sich heraus, daß die Taube ein Täuberich war. Tierfreundlich und human, wie die Familie Sacher-Masoch nun einmal war, wollte sie dem Gefangenen, der schon ein ziemlich bejahrter Herr zu sein schien, eine Gefährtin geben; sie kauften ein ganz jungfräuliches Turteltäubchen und setzten es zu ihm ins Gefängnis.

Der Täuberich befand sich dabei ganz wohl, sein junges Weibchen aber wurde schwermütig, und eines Tages legte es sich hin und starb. In der Familie meinte man, daß Turteltaubenweibchen zu zart angelegte Naturen seien, um das Gefängnisleben ertragen zu können, man müsse dem Tauber eine derbere Gattin wählen. Und er erhielt jetzt eine gewöhnliche weiße Taube zur Frau. Diese war wirklich dauerhafter, denn sie zog ihr Leben so lange hin, daß ich noch die Freude hatte, ihre Bekanntschaft zu machen und mich mit ihrem Wohlbefinden zu befassen.

Man erzählte mir, die beiden hätten eine zwar kinderlose, aber sehr glückliche Ehe geführt. Das konnte ich gern glauben, obgleich dieses Glück jetzt schon ein recht mühseliges war. Sie bewohnten einen wahren Palast von einem Käfig, mit mehreren Etagen, Erkern, Balkons und Türmchen; nur konnten sie von all der Pracht keinen Gebrauch mehr machen, denn zum »Flug ins Weite« fehlte es ihnen schon lange an Schwung, und an der Ausdehnung ihres Palastes konnte sich eigentlich nur der gründlich freuen, der ihn rein zu halten hatte: und das war ich. Altersschwäche drückte das Taubenpaar zu Boden, und dort saßen sie, ganz Philemon und Baucis, und kraulten sich zum Zeitvertreib gegenseitig in den Federn. Zuweilen schienen den alten Ehegatten Liebesideen zu überfallen; dann blähte er den Kropf auf, so gut er konnte, und drehte sich mit einem heiteren Guru-guru, guru-guru um sein Frauchen, und die alte Dame tat so, als ob sie ganz derselben Ansicht wäre, legte das Köpfchen auf die Seite und blinzelte ihren Gemahl verliebt an. Weiter brachten sie es nicht, und das war schon jammervoll genug.

Dann kam ein Tag, an dem die weiße Taube ihre Seele aushauchte. Das war ein Tag großer Trauer für das ganze Haus. Ich legte eine hübsche Schachtel mit weißem Mull aus, und auf einer Unterlage von weicher Watte wurde die Tote gebettet und mit einem Kranz von Blumen umgeben. Leopold stellte dann den Sarg neben den Käfig, damit der trauernde Witwer den Anblick der »schönen Leiche« mitgenieße. Zweimal vierundzwanzig Stunden dauerte die »Aussetzung«, dann ging's an ein feierliches Begräbnis. Der Leichenzug, an dem sich nicht nur die Familie, sondern auch die Freunde des Hauses beteiligten, bewegte sich in schönster Ordnung den Berg hinauf zu den »Drei Pappeln«, wo vor drei Jahren »Peterl« zur Ruhe bestattet wurde.

Aber zwei Tauben machen noch keine Menagerie. Wir hatten noch andere Tiere. Da war ein Kreuzschnabel, den Leopold ganz besonders schätzte. Das Alter dieses Vogels ging ins Fabelhafte. Die »ältesten Leute« der Familie hatten bereits unter dem Zeichen dieses Kreuzschnabels gelebt. Leopold hatte mich gleich darauf aufmerksam gemacht, daß der Schnabel dieser Vögel mit zunehmendem Alter immer mehr über Kreuz wachse, so daß sie gegen das Ende ihres Lebens nur noch mit viel Mühe die Körner aufpicken können und schließlich gleichsam Hungers sterben.

Es schien mir, als ob der unsrige schon stark im Stadium des Marasmus wäre, denn sein Schnabel war fast bis zur Hälfte übereinander gewachsen, und er sah auch schon recht »zerzupft« aus. Ich sprach darüber mit Leopold. Er stimmte mir bei und sagte dann, ich könnte jeden Tag die Fortschritte des Hungertodes an dem Tiere beobachten. Ich dankte ihm für den Wink und versicherte ihm, daß ich in der Richtung gewiß nichts versäumen wollte. Das Studium wurde mir auch noch dadurch erleichtert, daß ich den Vogel zu füttern hatte; ich stellte ihm also jeden Tag sein Fressen hin, das er nicht mehr genießen konnte, sah, wie er immer struppiger wurde, sich abplagte, noch hier und da ein Körnchen zu verschlingen, dann anfing, an Hungerkrämpfen zu leiden, bis der Tod ihn von seinem Elend und mich von dem Anblick erlöste.

Der Kreuzschnabel folgte der Katze und der Taube zu den »Drei Pappeln«.

Um die Gemütlichkeit des Hauses zu erhöhen, hatte sich mein Mann ein Eichkätzchen angeschafft, das ihm viel Spaß machte, obgleich es ihn jedesmal in die Finger biß, wenn er ihm zu nahe kam. Trotzdem das Tier ganz wild war, ließ er es oft aus seinem Hause und jagte es im Zimmer herum. Meist flüchtete es sich auf die Bücherschränke, wohin ihm der Jäger nicht leicht nach konnte. Bald aber überwand das Jagdvergnügen bei Leopold die Furcht, auf einen Stuhl zu steigen; nach einigen vorsichtigen Versuchen und nachdem er sich überzeugt hatte, daß auf einen Stuhl zu steigen noch kein lebensgefährliches Unternehmen ist, bewaffnete er sich mit einem guten Stock, und das Jagen ging erst recht los.

Einmal kam das Tierchen auf einer solchen Jagd an den äußersten Rand eines Schrankes, und da es hier keinen Ausweg mehr fand, stürzte es ab und blieb unten mit zerbrochenem Kreuz liegen, war aber nicht tot.

Ich sprach vorsichtig die Meinung aus, daß es vielleicht das Beste wäre, das Tier zu töten, um es von seinen Schmerzen zu befreien, da es mit gebrochenem Rückgrat ja doch nicht leben könne. Aber da kam ich schön an. Leopold antwortete mir voll Entrüstung:

»Wenn du Lust zu Grausamkeiten hast, so befriedige sie an mir. Aber das kleine unschuldige Tierchen, das sich nicht wehren kann, liefere ich dir nicht aus.«

Drei Tage lebte es noch, aufmerksam und zärtlich von seinem Herrn gepflegt, der über das Unglück ganz kummervoll und angegriffen aussah.

Und dann machten wir wieder einen Ausflug nach den »Drei Pappeln«.

Irgend jemand, wer, weiß ich nicht mehr, hatte mir ein Hündchen geschenkt. Es war ein allerliebstes Tier, nicht viel größer als eine Ratte, mit seidenweichem, glänzend schwarzem Fell und sehr klug. Alle Welt beneidete mich um das selten schöne winzige Hündchen. Mein Mann hatte ihn besonders ins Herz geschlossen, denn das war »ein wahrer Dichter-Hund«. Es mußte für ihn bei Tisch, mit Ausnahme von Messer und Gabel, ganz so gedeckt werden, wie für uns, »denn ein so feiner, intelligenter Hund würde sich verletzt fühlen, wenn man ihm sein Essen auf den Boden stellte oder auf einem schon gebrauchten Teller gäbe«, sagte mein Mann; und da ich's schon wußte, wohin es führte, wenn ich in solchen Dingen meinem Sklaven nicht den Willen tat, speiste der Hund mit uns am Tisch, oder vielmehr auf demselben. Klein und flink, wie er war, spazierte er zwischen den Schüsseln herum, steckte seine Nase in alle Speisen, und schnappte sich die besten Bissen heraus, worüber die Kinder in Jubel ausbrachen, was das Vergnügen meines Mannes noch erhöhte.

Es stellte sich bald heraus, daß der Hund nicht anhänglich war; die Türe brauchte nur einen Augenblick offen zu sein, so war er weg, und wir hatten das Vergnügen, vom Fenster aus zu sehen, wie er zutunlich mit jedermann lief.

Manchmal war er verloren, und dann kam ganz Bruck in Aufruhr. »Der Hund von die narrischen Leit' is durchgangen«, hieß es, und es ging an ein allgemeines Suchen; denn daß der, der ihn zurückbrachte, ein fettes Trinkgeld erhielt, das war bekannt. Leopold kam dann stets in sehr schlechte Laune und behauptete, der Hund gehe nur deshalb zu anderen Leuten, weil wir ihn schlecht behandelten.

Im Winter machte eine Fliege dem Hund seine Erfolge bei Tisch streitig. Sie war eine kleine, gewöhnliche Zimmerfliege und so matt, verstaubt und verhungert, als eine Fliege im Winter nur sein kann. Sowie die Suppe auf den Tisch kam, war sie da. Zuerst flog sie mir um den Kopf herum, als wolle sie mich von ihrer Anwesenheit benachrichtigen. Doch sie war trotz ihrer Schwäche sehr gerieben und boshaft, denn wenn ich nach ihr schlug, schlug ich immer ins Leere. Solange Leopold nicht bei Tisch war, hielt sie sich in sicherer Distanz von mir; saß er aber einmal auf seinem Platz, wurde sie unverschämt, als wüßte sie, daß ich in seiner Gegenwart nicht wagen durfte, ihr feindlich zu nahen. Eine Weile hielt sie sich über der Suppenschüssel in dem daraus entsteigenden Dunst; war die Suppe aber einmal ausgeteilt, dann flog sie direkt auf meines Mannes Tellerrand, panschte mit den Vorderfüßen und dem Kopf in die nahrhafte Flüssigkeit und genoß sie ohne jede Rücksicht auf Anstand. Manchmal, wenn Leopold gerade den Löffel an den Mund führen wollte, flog sie auf diesen, als ärgerte sie sich, daß er zu essen wagte, noch ehe sie satt war, und er verstand sie und wartete, bis sie genug hatte. Dann nahm er sie vorsichtig und setzte sie wieder auf den Tellerrand.

Sie kannte schon alle Gewohnheiten bei Tisch. Wenn die Magd kam, die Teller zu wechseln, setzte sie sich auf meines Mannes Weinglas oder flog ihm in die Haare; war aber die nächste Speise auf seinem Teller, dann war sie auch wieder da, um ihren Anteil davon zu haben.

»Es ist merkwürdig«, sagte mein Mann oft, »wie mich die Tiere lieben. Diese Fliege! Warum geht sie zu keinem von euch? Wahrscheinlich weiß sie sehr gut, daß ihr ihr nach dem Leben trachtet, und ich der einzige bin, zu dem sie Vertrauen haben kann.«

Kam er ins Speisezimmer, so suchte sein Blick zuerst die Fliege, und wenn sie noch nicht da war, wartete er, bis sie kam, wenn auch das Essen darüber kalt wurde.

Machte ich eine Bemerkung, dann sagte er:

»Du bist nicht so feinfühlig wie ich. Warum sollte ich das arme Tier, das mir so anhängt und dessen einziger Beschützer ich bin, kränken?«

Und dabei wußte er nicht einmal, daß ich fast jeden Tag, während er sein Nachmittagsschläfchen machte, ins Speisezimmer ging und dort mit dem Staubwedel herumfuchtelte, um die Fliege aufzuscheuchen und ihr den Garaus zu machen. Wie empört und zugleich erfreut wäre er über meine erfolglosen Mordanschläge gewesen! Doch einmal schien es mir, als hörte ich die Fliege summen, und das klang so höhnisch, daß ich zornig aufs Geratewohl den Staubwedel gegen den Plafond warf und auch richtig das Lampenglas traf, das klirrend in Stücke fiel. So vergingen Monate. Schon hatte ich angefangen, mich an die Fliege zu gewöhnen und mich nach ihr umzusehen, wie mein Mann, wenn ich ins Zimmer kam und sie noch nicht da war, als ein tragischer Vorfall ihrem Dasein ein Ende machte. Sie wollte sich auf dasselbe Stück Fleisch setzen, das der Hund bereits beäugelte; und da schnappte er nach ihr, bearbeitete sie zwischen den Zähnen und spie sie dann wieder aus, gerade vor Leopolds Teller. Da lag sie jetzt, ein winziges blutiges Etwas, grauenhaft anzuschauen. Mein Mann war entsetzt. Er wußte nicht, was er zuerst tun sollte: sich über den Hund ärgern, oder die arme Fliege beklagen. Er zog sich aus dem Dilemma, indem er auf mich böse wurde, weil ich den Hund nicht rechtzeitig an seiner blutigen Tat gehindert hatte.

»Er hat mir eben vorher nichts von seinen Absichten mitgeteilt«, wagte ich schüchtern zu bemerken. Allein derlei Ausreden ließ Leopold nicht gelten. Er sagte, ich sei immer gegen die Tiere, und das sei ein häßlicher Zug in meinem Charakter.

»Soll sie auf dem Mist oder unter den ›Drei Pappeln‹ beerdigt werden?« frug ich, auf den feuchten Fleck vor seinem Teller weisend. Er aber warf Messer und Gabel hin und verließ wütend das Zimmer. An dem Tage aß er nicht zu Mittag.

Damit strafte er mich immer, wenn er ernstlich Grund hatte, auf mich böse zu sein.

 

Staudenheim sitzt bei uns und zeigt uns Photographien, die er im Sommer im Gebirge aufgenommen hat, und dabei erzählt er uns von seinen dortigen Erlebnissen.

»Und die Frauen?« fragt da plötzlich mein Mann.

»Ach, die Frauen! Sie sind gut und mildherzig, wo man sie findet, im Schloß wie in der Bauernhütte.«

»Nein, eine Kuhdirne zu lieben, das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Geh doch! Du würdest dich ganz gut damit abfinden ... ein Dichter ... noch Kapital daraus schlagen.«

»Ha, so eine Brunhilde vom Dorf wäre vielleicht ganz interessant.«

»Siehst du, wie du schon auf den Geschmack kommst!«

»Aber sie würde mir keine Pelze anziehen.«

»Warum denn nicht? Am Sonntag zum Kirchgang.«

»Ach, zum Kirchgang ...«

»Und am Nachmittag im Wirtshaus zum Tanz.«

Nachdem Staudenheim gegangen, sagte mein Mann:

»Das von der Kuhdirne habe ich nur gesagt, um ihn zu reizen. Ich habe selbst während einer Zeit daran gedacht, ein Bauernmädchen zu heiraten. Aus dem Gedanken ist ja das ›Märchen vom Glück‹ entstanden.«

 

Meine Mutter hat mich verlassen. Es hatten sich alte, längst verschollene Freunde wiedergefunden, die sie beschwatzten und endlich von mir weglockten. Welche Gründe meine Mutter vertrieben und warum sie bei mir nicht zufrieden war, darüber sprach sie nie, und ich habe es nie erfahren.

Da ich Grund hatte, um ihre Existenz besorgt zu sein, bemühte ich mich, ihr klar zu machen, in welche Gefahr sie ihr Entschluß bringen könne; ich sagte ihr, daß ich in der unsicheren Lage, in der ich selbst sei und die sie kenne, keine Verpflichtung für ihren Unterhalt übernehmen könne, dagegen wenn sie mit mir lebe, ich immer mit freudigem Herzen alles mit ihr teilen werde, was ich selbst habe.

Sie beharrte bei ihrem Entschluß und reiste ab.

So blieb ich allein mit meinem Mann und meinen Kindern.

Nachdem Leopold bisher der eingebildete Kranke war, der mit dem ganzen Reichtum seiner Phantasie sich nicht nur alle existierenden Krankheiten einredete, sondern auch noch ganz unbekannte für sich erfand, schien es seit einiger Zeit, als ob ein wirkliches Leiden vorhanden wäre, das uns um so mehr beunruhigte, als es sich in ein geheimnisvolles Dunkel hüllte, und wir nicht herausfinden konnten, woher es kam und wo es seinen Sitz hatte. Die äußeren Zeichen dieses Leidens bestanden darin, daß ihn beim Schreiben oder im Gespräch mit fremden Personen eine wahre Todesangst überfiel, die, wenn die Anfälle stark waren, sich mit jeder Minute steigerte, bis er in wahrem Paroxismus in Tränen ausbrach, von mir und den Kindern Abschied nahm, überzeugt, er werde im nächsten Augenblick eine Leiche sein.

Ich weiß nicht, für wen die Qual größer war, für ihn im Leiden, oder für mich, ihn so leiden zu sehen.

Mit seinen eingebildeten Krankheiten war ich immer leicht fertig geworden, denn es war mir nie schwer, ihm zu beweisen, daß sie nur in seiner Phantasie bestanden. Hier aber war etwas, das sich nicht wegreden ließ. Trotzdem gelang es mir, ihm meine Angst zu verbergen und ihn glauben zu machen, daß es wohl nur nervöse Zufälle seien, die sein Beruf mit sich brächten und wohl bei den meisten Schriftstellern vorhanden wären. Er glaubte mir gern, und, war der Anfall vorüber, so war er auch vergessen. Beruhigend war mir dabei, daß Leopold trotz dieser Zustände immer kräftig und frisch war, ja sogar Fett anzusetzen begann.

So suchte ich mich zu beruhigen, ohne je ruhig zu sein.

Ich hatte dadurch, daß die Kinder nachts in meinem Zimmer schliefen, einen sehr leichten Schlaf bekommen, den das leiseste Geräusch unterbrechen konnte.

In einer Nacht weckte mich jenes eigene Geräusch, das man vernimmt, wenn ein Mann in seine Hosen schlüpft. Mit einem Sprung war ich aus dem Bett und in Leopolds Zimmer.

»Was gibt es? Was tust du?« frug ich. Er sah mich überrascht und wie abwesend an und schwieg, als müsse er sich selbst erst bedenken, was er tun wollte. Dann schien er sich zu erinnern, und wie aus einem Traum erwachend, sagte er:

»Das ist aber sonderbar. Man ist zu mir gekommen und hat mir gesagt, das Haus brenne, und um nicht in meinem Bett zu verbrennen, zog ich rasch die Hosen an und wollte mich dann zum Fenster hinauswerfen.«

Ich saß den Rest der Nacht auf meinem Bett, nicht, weil ich fürchtete, wieder einzuschlafen, sondern um schneller bereit zu sein, falls der Sprung aus dem Fenster diese Nacht noch einmal drohen sollte.

Am Morgen sprachen wir von seinem Traum, und er sagte, er wäre ganz gewiß zum Fenster hinausgesprungen, wenn ich nicht gekommen wäre. Ich schauderte bei dem Gedanken, daß, wenn ich nur etwas fester geschlafen hätte, das Unglück geschehen wäre.

Ich ließ mir von nun an jeden Abend eine Matratze vor sein Bett legen, und darauf schlief ich viele Monate.

Der Vorfall rief wieder alle meine Besorgnisse um seine Gesundheit wach, und seine Anfälle, an die ich mich bereits zu gewöhnen angefangen hatte, ängstigten mich mehr denn je.

Daß ich ihm unter diesen Umständen in allem seinen Willen tat, soweit ich das konnte, und mit nie ermüdender Geduld seine Gespräche anhörte, die immer dieselben waren, sich immer um meine zu erwartende Untreue drehten, denn sie war das einzige, das ihn zerstreute und seine Anfälle fernhielt, das ist leicht verständlich.

Es gab Tage, an denen es gar arg mit ihm war und ich aus der Rolle der grausamen Herrin gar nicht herauskam, bis ich voll Ungeduld die Nacht herbeisehnte, die mir erlaubte, wieder ich selbst zu sein.

In all diesen Sorgen und Kümmernissen beruhigte mich eins: ich würde kein Kind mehr haben. Seit der Geburt meines letzten Kindes hatte ich beschlossen, daß, was auch die Folgen sein sollten, ich keinem Kinde mehr das Leben geben wollte.

Da ich meine wahren Gründe meinem Manne nicht angeben durfte, sagte ich ihm, eine Frau, die Liebhaber haben soll, darf nicht mit Schwangerschaften und Ernährung von Kindern geplagt werden. – Das begriff er und stimmte mir freudig bei.

 

Im August 1876 gingen wir mit den Kindern für einige Wochen in das Bad Frohnleiten. Wir wohnten außerhalb des Bades in einem ganz einsam liegenden alten Forsthause, nahe am Wald.

Hier kamen wir mit vielen Personen zusammen und wurden von ihnen in das rege Badeleben hineingezogen.

Eine angenehme Überraschung brachte hier meinem Mann die Wiederbegegnung mit dem Dichter Ferdinand von Saar.

Er kam jedes Jahr im »Hofstaat« der Frau Gomperz, die im Sommer das Schloß in Frohnleiten bewohnte. Er hatte im Park einen kleinen Pavillon für sich allein, und dort suchten wir ihn auf, und ich fand ihn ganz so, wie ihn mir mein Mann geschildert hatte. Ein wenig schwermütig vielleicht, vielleicht nicht ganz zufrieden mit seiner Stellung am »Hofe«, aber einfach und herzlich, und ein schöner und prächtiger Mann obendrein.

»Er hat ganz das Äußere zu dem Griechen«, sagte Leopold, als wir ihn verlassen, »allein er ist für diese Rolle viel zu sehr Poet.«

Frau Gomperz hatte ein Faktotum, ein ältliches, für ihren Beruf ganz besonders begabtes Fräulein, welches beständig auf der Jagd nach distinguiertem Wild war. Sie kam unfehlbar zu allen Zügen an die Bahn, beschnupperte die ankommenden Fremden auf ihre »Hoffähigkeit« hin, und wenn sie diese herausgerochen hatte, trieb sie sie dem Schloß zu, dessen Herrin einen unersättlichen Appetit auf Hochwild hatte. Eine Zeitlang waren wir der Gegenstand dieser Treibjagd. Das geplagte Fräulein aber erfuhr zu ihrem Erstaunen, daß es Menschen gab, die sich auch ohne Hofluft behelfen könnten, und daß wir zu diesen gehörten.

Frau Gomperz hielt sich noch nicht für geschlagen.

Sie sandte uns Saar mit einem verständlichen Wink. Der arme Dichter! Wie leid tat er mir, daß man ihn mit derlei plagte. Auch er konnte der Schloßfrau keinen befriedigenden Bescheid bringen. Das verdiente Strafe. Durch ihr Faktotum ließ Frau Gomperz Sacher-Masoch mitteilen, daß ihre Köchin eine eifrige Leserin seiner Werke sei, was den Saucen, die sie machte, sehr zu statten käme, denn sie wären fast ebenso pikant wie seine Novellen.

Wir hatten, was wir verdienten. Die liebste von all den neuen Bekannten war mir die Generalin Baronin Urban. Ich gewann sie sehr lieb, und ich glaube, daß sie mir das vergalt, denn es verband uns bald eine warme Freundschaft, die die Badebekanntschaft überdauerte. Sie war eine kleine zierliche Erscheinung mit rötlichblonden Haaren und Händen ... Oh, was hatte die Frau für Hände! Gewiß waren es die schönsten, die es je gegeben; Hände, die man nie satt wurde, anzuschauen; und wie verstand sie sie so schön auf dunklem Samt oder in schaumigen Wellen feiner Spitzen zu betten; wenn sie so dalagen, so weiß und zart, mit den rosigen Fingerspitzen, sahen sie aus wie eben vom Baum gefallene Apfelblüten.

Solche Hände waren zu weich und kraftlos, um irgend etwas festzuhalten, und als ihnen eines Tages auch unsere Freundschaft entfiel, als in diese eben ein wenig Schwere zu kommen drohte, wunderte ich mich nicht.

Manche Stunde saßen wir damals zusammen, und manches erzählte sie mir aus ihrem Leben, während ich über das meine – schwieg. Denn was hätte ich ihr erzählen können? Was dürfen?

Wie schmerzlich empfand ich es oft, daß ich für Vertrauen nicht auch Vertrauen bieten konnte.

Wie aller Welt, mag auch ihr vieles an mir seltsam erschienen sein. –

Wenn ich, dem Drängen meines Mannes nachgebend, in einer dekolletierten Pelzjacke im Kurhaus Billard spielte, mein Haar in zwei Zöpfen geflochten über den Rücken hängend trug, Zigaretten rauchte, mir den Hof machen ließ und leichtfertige Manieren annahm, war ich wohl mit Gleichmut gewappnet gegenüber den frechen Mienen der Männer und dem höhnischen Lächeln der Frauen –, wenn ich aber die ängstlich forschenden Augen der Baronin auf mich gerichtet sah, wollte mich meine Kraft schier verlassen.

In dieser Zeit schrieb mein Mann das Schönste und Beste von all dem, was er in unserer zehnjährigen Ehe geschaffen. –

Auch von Paris kamen freudige Nachrichten, die ihn zu neuer Tätigkeit anregten. In der »Opinion nationale« erschien eben sein Roman »Die Ideale«, in der »République francaise« sein »Testament«; Meilhac und Halévy baten um die Autorisation, eine seiner Novellen für eine Operette bearbeiten zu dürfen; der »Univers Illustré« brachte eine Studie über ihn mit seinem Bilde; das »Journal de Genève« schrieb, das »Vermächtnis Kains« besprechend: »Die einzelnen Novellen derselben sind die Note einer großartigen Tragödie, deren Held die leidende Menschheit ist. Sacher-Masoch vereinigt das Temperament Lord Byrons mit der Form Mérimés.«

Nachdem Leopold seit einem Jahre mit Buloz etwas kühl gestanden, schrieb ihm dieser jetzt, er würde sich sehr glücklich schätzen, wenn er in der »Revue des deux mondes« einen Roman von ihm veröffentlichen könnte. Katherin Strebinger, die sich mit Henri Rochefort verlobt hatte, teilte uns mit, daß dieser zusammen mit Busnach aus dem »Emissär« ein Stück machen wolle, in dem Sarah Bernhard die Hauptrolle spielen sollte. Dann schrieb Katherin noch – wir waren unterdes mit ihr sehr intim geworden und duzten uns –, ihr Verlobter werde sicher eines Tages Präsident der Republik werden, dann möchten wir ganz nach Paris ziehen, sie und Rochefort wollten uns dort einen breiten Platz bereit halten. Der bisherige Leiter des Hallerschen Verlags in Bern, Frobern, hatte sich selbständig gemacht, in der Absicht, alle Werke Sacher-Masochs anzukaufen und nur ihn zu verlegen.

So öffnete sich vor mir eine glänzende Zukunft für meine Kinder: ich sah sie glücklich, reich, einen berühmten Namen tragend; und wenn ich dieses Glück mit meinem eigenen erkaufte, so schien mir das so wenig, daß ich mich dabei nicht eine Sekunde lang aufhielt.

 

Im Oktober kehrten wir nach Bruck zurück; Leopold so wohl und frisch, so angeregt und arbeitsfreudig, wie schon lange nicht.

Im November trat plötzlich sehr rauhes Wetter ein, er erkältete sich, wurde heiser, und diese Heiserkeit wich erst, als das Frühjahr wieder kam.

Mein neues Leben, so voll kleiner und großer Sorgen, voll des Stolzen und Freudvollen, Niederdrückenden und Schamvollen, hatte mich so sehr in Anspruch genommen, daß ich an meine unglückliche Jugend fast nie mehr dachte, und wenn es doch geschah, dann sah ich sie nur in weiter, nebelhafter Ferne, ein losgetrenntes, verlorenes Stück meines Lebens, das mit mir nur noch durch einen dünnen Faden der Erinnerung zusammenhing.

In diesem Winter kam sie mir wieder lebhafter ins Gedächtnis. Mit Staunen erkannte ich, daß die Pein und die Kümmernisse jener Tage nur gering waren gegen das Seelenleiden und die Hoffnungslosigkeit der Gegenwart. Denn damals lag fast alles Traurige nur in den äußeren Verhältnissen, die den Geist weniger berührten. Jetzt war es anders. Das Elend, das jetzt über mich kam, floß aus der dunkelsten Tiefe der Menschennatur, und dieses Gewaltige, Häßliche unterjochte und erdrückte mich. –

Dr. Schmit verbot meinem Manne auszugehen und zu sprechen. Das setzte ihn in Schrecken, und da die Heiserkeit trotz aller angewandten Mittel nicht weichen wollte, war er überzeugt, daß er an Luftröhrenschwindsucht leide – also das Ende. Wieviel Mühe gab ich mir, um ihm immer und immer wieder zu beweisen, daß ein Mann, der 8-9 Stunden jede Nacht ruhig schläft, einen immer frischen Appetit hat, stark und kräftig ist, denn er machte täglich Zimmergymnastik, ohne sich dadurch ermüdet zu fühlen, unmöglich so schwer krank sein konnte, als er sich glaubte.

Und das war meine feste Überzeugung.

Vom Schreiben war nicht mehr die Rede, kaum daß er die dringendsten Briefe erledigte. Seine nervösen Anfälle kamen jetzt viel öfter, am meisten dann, wenn er an sie dachte und ihr Kommen fürchtete. Gelang es mir aber, seine Gedanken davon abzulenken, so ging oft der ganze Tag ohne Anfall hin. Da ich sah, daß das Schweigen ihm schwer wurde und ihn geistig drückte, und da ich an den Ernst des Halsleidens nicht glaubte, ermutigte ich ihn, trotz des Verbotes des Arztes zu sprechen; und er folgte meinem Rat. Er fürchtete sich, allein zu bleiben, und ich kam nicht mehr von seiner Seite. Mein Haushalt ging, wie er ging, und es war ein Glück, daß Leopold die Kinder gern um sich sah, sonst hätte ich sie wohl kaum zu Gesicht bekommen. Ich ging nie mehr aus und empfing keine Besuche mehr. Staudenheim, der einzige, den ich gern gesehen hätte, weil seine Freundschaft mir sicher eine Stütze gewesen wäre, war diesen Winter gar nicht nach Bruck gekommen. So war ich denn allein mit meinem Kranken.

Seit mein Mann mir offen zugab, daß er erwarte, die »Venus im Pelz« mit mir noch einmal zu erleben, »schöner und herrlicher« als mit der P..., sprach er mit mir, wenn wir allein waren, nur noch davon.

Und jetzt, in seiner Krankheit, in der geistigen Depression, in der er sich befand, waren ihm diese Gespräche, das Ausmalen seiner künftigen Freuden, eine Abwehr gegen seine Beängstigungen und seine Todesfurcht. Ich höhlte meinen Kopf aus, um ihm all die Grausamkeiten zu schildern, die ich dann begehen würde; allein meine Phantasie ließ mich auf diesem Felde bald im Stich, dann kam er mir mit der seinen zu Hilfe, und ich folgte ihr, wohin sie mich führte.

Sie führte mich abwärts, auf dunkle, schmutzige Wege, die er mich Schritt für Schritt gehen lehrte.

Ich mußte den armen, an Körper und Seele kranken Mann mit ausgesuchten physischen und geistigen Qualen martern, und wenn mich Mitleid überfiel und erstickte Tränen mich am Lachen hinderten, dann hob er flehend die Hände zu mir auf und rief:

»Mehr! Mehr! Schlag zu ... hab kein Erbarmen mit mir ... Je mehr Schmerz du mir machst, je mehr ich durch dich leide, um so glücklicher bin ich.«

Auf diesem düsteren Hintergrund von Qual und Leiden erstand für ihn das höchste berauschendste Glück.

Ich habe ehrlich gegen meine eigene Natur gekämpft und ihm aus der mir fremden heraus so viel von diesem Glück gegeben, als ich konnte. Und wenn ich unter dem Kreuz, das ich mir aufgeladen hatte, zusammenbrechen wollte, dann brauchte ich nur an meine Kinder zu denken, und die Angst um ihre Zukunft jagte mich wieder auf, und ich ging den schweren Weg weiter.

Monate vergingen, dann wurde es so arg, daß ich mit Entsetzen den Ausbruch vollen Wahnsinns nahe sah. Ich war unerfahren auf sexuellem Gebiete, hielt für Irrsinn, was ich nicht anders deuten konnte, und war der Verzweiflung nahe. Ich wandte mich an Dr. Schmit. Ich fand einen Vorwand auszugehen, suchte ihn auf und sagte ihm alles.

Ebenso erstaunt und überrascht als teilnahmsvoll hörte er meine traurige Erzählung an. Er glaubte nicht an eine geistige Störung, schien aber in anderer Richtung Besorgnisse zu haben, ohne mir jedoch etwas darüber zu sagen. Er meinte, ich solle fortfahren, durch ein scheinbares Eingehen auf die Phantasie meines Mannes sein Vertrauen zu erhalten, und auf diesem Umweg auf seine Vernunft einzuwirken suchen, was vielleicht am ehesten zu erreichen wäre, wenn ich ihm die Sache vom Ehrenstandpunkt darstellte; in keinem Falle aber durfte ich sein Verlangen erfüllen, denn das würde unser aller Unglück sein.

Gedrückt und kummervoll, wie ich ausgegangen, kehrte ich heim. Leopold war jetzt nicht Vernunft- und Ehrengründen zugänglich; ich mußte damit warten, bis er ruhiger wurde.

Einige Zeit nachher erkrankte unser ältester Knabe an Bronchitis. Es war ein zartes Kind, und der Arzt fürchtete, es könne eine Lungenentzündung daraus entstehen. Um diese zu verhüten, sollte dem Kinde alle zehn Minuten eine kalmierende Flüssigkeit eingeflößt werden; käme es die Nacht zu keinem Hustenanfall, wäre die Gefahr überwunden.

Als Leopold sah, daß sein Liebling, sein schönes, angebetetes Kind, ernstlich krank war, war er wie umgewandelt. Er selbst war kein Kranker mehr, und alles, was uns beide in diesem traurigen Winter gefoltert hatte, war nicht mehr da. Voll Energie setzte er sich an das Bettchen des Kleinen und erklärte, er werde die Nacht bei ihm wachen und ihn nicht verlassen, bis er wieder ganz wohl sei.

So leid es mir um das Kind tat, freute ich mich beinahe über seine Krankheit, weil sie bei meinem Manne eine Art Krisis in seinem eigenen Zustand hervorgerufen.

So saßen wir denn zusammen bei unserem Kinde, die Uhr in der Hand, aufmerksam und ängstlich den Vorschriften des Arztes nachkommend.

Leopold schaute auf das Kind, das ohne Fieber war und ruhig schlief, und dessen reiches blondes Haar auf den Kissen ausgebreitet lag, das rosige Gesichtchen mit einem goldigen Schein umgebend. Lange sah er es an und da bemerkte ich, wie seine Augen feucht wurden und sein Gesicht jenen schmerzverzerrten Ausdruck bekam, den ich nicht sehen konnte, ohne tiefes Mitleid mit ihm zu empfinden.

»Wenn mir dieses Kind entrissen würde«, sagte er dann wie zu sich selbst, »könnte ich keine Stunde mehr leben, denn was mir dieses Kind ist, das kann ich nicht sagen. Es hat so wenig Irdisches und so viel Himmlisches an sich, daß es mir wie ein Wesen aus einer anderen Welt vorkommt. Wie wird es ihm im Leben gehen?«

»Ja, wie? Wie wird es diesen Kindern gehen? Daran denke ich jetzt oft. Für sie liegt viel Gefahr in dem, was kommen soll –«

»Wie meinst du das?«

»Ich meine, daß ich mich um Haus und Kinder nicht mehr werde kümmern können, vielleicht auch nicht wollen, wenn ich ›Venus im Pelz‹ bin. Du auch nicht, da ich dich höchstwahrscheinlich meinem Liebhaber als Sklaven schenken werde. – Dann bleiben die Kinder eben einer Magd überlassen. Hast du daran nie gedacht?«

»Nein. Aber man könnte wohl eine Person finden, der man die Kinder anvertrauen kann.«

»Vielleicht. Doch selbst wenn wir sie finden, haben wir nicht die Mittel sie zu bezahlen. Solche Personen sind teuer. Und würdest du wollen, daß eine Fremde dich im Herzen deines Sascha ersetze?«

»Mein Katzi wird nie aufhören seinen Papa zu lieben.«

»Natürlich nicht, so lange sein Papa täglich um ihn ist. Aber nimm den Fall – und das wünschest du doch – ich würde es mir einfallen lassen, dich meinem reichen vornehmen Liebhaber zu schenken und dieser nähme dich mit sich irgend wohin, für Wochen, Monate, vielleicht sogar für immer, du bist ja sein, er kann mit dir machen, was er will, wo bliebe in der Zeit Sascha?«

Er hatte mir erstaunt mit großen Augen zugehört.

»Ja, das sind allerdings Schwierigkeiten, über die man nachdenken und die man aus dem Weg zu räumen trachten muß.«

»Freilich, nur sehe ich nicht wie?«

»Man kann doch nicht verlangen, daß du, eine junge Frau, weil du ein paar Kinder hast, dein Leben nicht mehr genießen sollst.«

»Sag das nicht. Du weißt jetzt wohl, daß es sich dabei nicht um mein, sondern um dein Genießen handelt. Verschiebe nicht den Standpunkt, und ehrliches Spiel vor allem. Ich habe dir versprochen, dir deine Phantasie zu erfüllen, und ich werde mein Versprechen halten, wenn du darauf bestehst. Ich möchte aber, daß du auch an die Folgen denkst, die es für uns, am meisten für die Kinder haben kann. Ich verlange nichts, ich bin mit dir und den Kindern vollkommen glücklich. Ich bringe dir ein Opfer, wenn ich dir deinen Willen tue, und alle Verantwortung für das, was daraus entsteht, hast du allein zu tragen, das sollst du bedenken –«

»Ach Gott, du nimmst das auch gar zu ernst! Als ob das immer gleich eine Tragödie werden müßte, wenn eine Frau einen Seitensprung macht. Du wirst Liebhaber haben und wir werden glücklich mit den Kindern zusammenleben wie jetzt.«

»Vielleicht hast du recht – vielleicht nicht. Wer kann sagen, wo die Kugel hinrollt, wenn sie einmal ins Rollen gekommen ist? – Nimm einmal an, ich würde zu meinem Liebhaber eine ernste Leidenschaft fassen und dich verlassen ...«

»Du! das tust du niemals. Das ist ja eben so köstlich, daß ich bei dir derartiges nicht zu fürchten habe; du bist eine viel zu treue und ehrliche Natur, um heilige Pflichten von dir zu werfen. Und warum solltest du es auch? Ich lasse dir doch volle Freiheit, alle deine Launen zu befriedigen; welchen Grund hättest du also, mich und die Kinder zu verlassen? Ich wünsche ja nichts so sehr, als dich recht verliebt in einen andern zu sehen, ich hoffe, daß es sein wird und erwarte reizende Wunder aus dieser Situation.«

»Und die Welt wird sagen, daß deine Frau ein liederliches Weib ist.«

»Meine liebe Wanda, so lange der Ehemann die Frau deckt, sagt die Welt nichts – und denken mag sie, was sie will. Daß du mit solchen Einwänden kommst, überrascht mich. Du bist mir als Mädchen nach Wien gefolgt, ohne dich darum zu kümmern, was die Welt dazu sagen würde.«

»Ich war allein und hatte keine Rücksichten zu nehmen. Jetzt trage ich deinen Namen und habe Söhne.«

»Die Liebschaften der Frau rühren die Ehre des Mannes nicht an. Und was deine Söhne betrifft, so wirst du sie so erziehen, daß sie über dem Urteil der Welt stehen. – Du bist bis jetzt allen Sonderbarkeiten meines Geistes mit dem feinsten Verständnis gefolgt, deshalb ist es mir geradezu unbegreiflich, warum du in dieser einen Sache solche Schwierigkeiten machst.«

»Vielleicht weil ich zu dir nicht dasselbe unbedingte Vertrauen haben kann wie du zu mir.«

»Was fürchtest du?«

»Mit der ersten Untreue, die ich begehe, habe ich mich vor dem Gesetz gegen dich vergangen ... du kannst dich von mir trennen ... mir die Kinder nehmen.«

»Obgleich du keinen Grund hast, mir eine solche Niederträchtigkeit zuzutrauen, so ist es mir doch lieb, daß du daran denkst. Ich werde dich auch in dieser Richtung sicher stellen. Das Beste und Einfachste ist, ich gebe dir eine schriftliche Erklärung, in der ich sage, daß alles, was du tust oder getan hast, mit meinem Wissen und Willen geschehen ist und daß ich deshalb kein Recht habe, dir einen Vorwurf zu machen, oder gar klagbar zu werden. Außerdem werde ich dir einige weiße Blätter geben, mit meiner Unterschrift, die kannst du jederzeit nach Belieben ausfüllen oder ausfüllen lassen – damit bin ich ganz in deiner Hand und du hast kein Recht mehr zum Mißtrauen.«

Wir hatten ganz leise gesprochen, um das schlafende Kind nicht zu wecken, das süß in seinen Träumen lächelte.

Leopold ging in sein Zimmer und brachte mir bald nachher die »Erklärung« und die weißen Blätter mit seinem Namen. Er sah so glücklich aus, als stehe jetzt die Erfüllung seiner Wünsche ganz nahe.

Es war Mitternacht und ich drängte ihn, zu Bett zu gehen, was er auch tat.

Ich war froh, allein zu bleiben. Ich fühlte mich so matt, wie ausgesogen, und hoffnungsloser als je.

Ich ging ans Fenster und sah hinaus. Wie die kleine Stadt unter ihrer Schneedecke dalag, so traumhaft still, wie in einem Märchen. Ich stand und wartete, daß die Nacht verging, aber es schien, als ob auch die Zeit eingeschlummert wäre und kein Tag mehr für mich anbrechen sollte.

Da lagen die Papiere auf dem Tisch, die »Erklärung« und die weißen Blätter mit seinem Namenszug unten – und heute, da ich dies schreibe, nach beinahe siebenundzwanzig Jahren, liegen sie wieder vor mir, alt und vergilbt, mit verblaßter Schrift und – ungebraucht.

Ich wandte mich ab von all der Düsterkeit, dahin, woher mir bis jetzt auch in den schwersten Stunden Kraft gekommen war, zu meinem Kinde. Ich berührte sein weich und warm auf der Decke liegendes Händchen vorsichtig mit meinen Lippen, um den Traum nicht zu zerstören, den freundliche Geister seiner kleinen Seele vorgaukelten.

 

Die Nacht war ohne Hustenanfall vergangen, die Gefahr vorüber und in einigen Tagen war das Kind wieder ganz wohl. Auch mit meinem Manne ging es von dem Tage an besser. Zuerst die Angst um den Kranken, dann die Freude über den endlich genesenen Abgott hatten ihn aufgerüttelt und sich selbst vergessen machen. Dazu kamen schöne sonnige Tage, die den nahenden Frühling ankündigten und den beiden Rekonvaleszenten erlaubten, in der Mittagsstunde in die Sonne zu gehen. Diese Stunde täglich im Freien wirkte Wunder; die Heiserkeit nahm sichtlich ab, und Vertrauen und Hoffnung kam wieder in den so lange gemarterten und gequälten Geist meines Mannes. Und als ein schönes und zeitiges Frühjahr angebrochen war, schwanden die Schrecken dieses Winters wie Schatten dahin.

Dr. Schmit hatte schon wiederholt erklärt, das Klima in Bruck sei zu rauh für meinen Mann und er würde gut tun, nicht da zu bleiben. Obwohl ich nicht derselben Ansicht war, und der Gedanke, das reizende Bruck zu verlassen, mich ganz traurig stimmte, wagte ich doch nichts dagegen zu sagen; und es ward beschlossene Sache, daß wir nach Graz übersiedeln sollten – sobald wir das nötige Geld dazu haben würden.

 

Das nötige Geld! Wird es auch nur für die Übersiedelung reichen? Und dann? Mit geheimem Schrecken sah ich unsrer finanziellen Lage in der nächsten Zukunft entgegen. Den ganzen Winter hatte Leopold nichts geschrieben, das heißt, nichts verdient. Mit den immer verspätet eingehenden Honoraren hatten wir bisher gelebt. Die arbeitslosen Wintermonate mußten uns nun im kommenden Sommer schwer fühlbar werden. Ich wollte meinen Mann nicht mutlos machen und behielt meine Befürchtungen für mich. Darüber verging der Mai.

Mit der Aussicht auf ein ödes Stadtleben in den nächsten Jahren wollte ich die letzte Zeit meines Aufenthalts in Bruck noch recht genießen. Leopold fand sich darein, vormittags, während er schrieb, allein zu bleiben, und ich nahm meine Kinder und ging mit ihnen an irgend eine geschützte Stelle, meist am Waldsaum, und da ließen wir uns nieder und verbrachten köstliche Stunden. Die Kinder so frisch und schön, auch Lina war ein liebes reizendes Kind, jauchzten mit den Vögeln um die Wette und griffen mit den Händen nach ihnen, die hoch oben im blauen Äther schwammen. Aus dem Walde kam der Ruf des Kuckucks, aber ich zählte seine Rufe nicht, ich wollte keine Frage an das Schicksal stellen, denn hier vergaß ich alle Sorgen, alle Qualen, alle Schmerzen und war nur glücklich, nichts als glücklich.

Am Nachmittag beginnt dasselbe Spiel, aber dann ist Leopold bei uns und die Magd auch, und wir gehen weiter die Berge hinauf, denn er will sich Bewegung machen. Geschieht es, daß die kleinen Beinchen ermüden, dann tragen wir die Kleinen abwechselnd oder ruhen eine Weile aus, bis sie wieder laufen können. Auch mein Mann ist glücklich. Wenn ich ihn so sehe, wie er mit den Kindern spielt, kindischer als diese, mit ihnen nach Schmetterlingen jagt und dann wieder abgehetzt, aber vor Glück leuchtend, zu mir zurückkehrt, die Arme um mich schlingt, mich auf die Wange küßt mit einem: »O du mein liebes, herziges Weib!« dann denke ich mir, warum kann er sich nicht mit diesem einfachen aber wahren Glück begnügen? Ich konnte es beklagen; aber ihm einen Vorwurf daraus machen, wäre mir ebenso ungerecht erschienen, als würde ich einem Schiefgewachsenen seine schiefe Haltung zum Vorwurf machen. – All das Häßliche, Abstoßende, Grausige und Wahnsinnige, das ich diesen Winter erlebt, hat tiefes Mitleid mit dem Unglücklichen in mir erregt, aus dem heraus eine Liebe wuchs, die jetzt stark und fest in meinem Herzen wurzelte. Und wie hätte es auch anders sein können, wo ich ihn in Augenblicken so voll furchtbar seelischer Qualen sah, die nach Erbarmen schrien, und bei deren Anblick wohl kein Mensch mitleidlos hätte bleiben können.

So sammelte ich schon jetzt meinen Mut, um, wenn das Unvermeidliche hereinbrechen würde, gefaßt und sicher nicht vom rechten Wege abzukommen. –

Im Juni 1877 übersiedelten wir nach Graz.

 

Wir mieteten vorläufig eine Landwohnung am Rosenberg, welche aus zwei Zimmern und einem Kabinett bestand, und ließen von unsern aus Bruck mitgebrachten Sachen nur das Allernötigste zur Möblierung hinbringen.

Es war ein schöner Garten und Wald dicht am Hause, so daß die Kinder den ganzen Tag, und ich und Leopold, sobald er die Feder hinlegte, im Freien waren.

Dieser sonst so glückliche Aufenthalt wurde uns durch die drückendsten Nahrungssorgen verleidet.

Nach den arbeitslosen Wintermonaten konnten jetzt keine Honorare eingehen und, so fleißig Leopold auch wieder arbeitete, für den Moment half es nichts.

Nur von Paris und Genf kam noch Geld für Übersetzungen, allein es war nicht viel und reichte nicht weit. Obgleich wir unsere Ausgaben auf das äußerste einschränkten und nie mehr ausgingen, nur um nicht in die Lage zu kommen, Geld ausgeben zu müssen, und mein Mann keine Briefe mehr zu schreiben wagte, um das Porto zu sparen, mußten wir alle unsre Wertsachen verpfänden und einen Teil unserer Möbel verkaufen, ohne daß es uns viel half. Schließlich wurde es so arg, daß wir gar keinen Ausweg mehr wußten. Ich sah mit Entsetzen den Tag kommen, da ich meinen Kindern kein Brot mehr würde kaufen können.

In meiner Angst gab ich Leopold den Gedanken ein, die Schillerstiftung um ein Darlehen zu ersuchen, das er leicht und sicher zurückzahlen konnte von dem Honorar eines großen Romans, den »Über Land und Meer« angenommen hatte, der aber erst in einigen Monaten erscheinen und honoriert werden sollte.

Lange zögerte mein Mann, den ihm sehr peinlichen Schritt zu tun, tat ihn aber, durch die Not gedrängt, endlich doch – und erhielt einige Wochen nachher einen abschlägigen Bescheid.

»Diese Demütigung hätte ich mir ersparen können, wenn ich deinem Rat nicht gefolgt wäre«, sagte er mir ärgerlich, und ich selbst bereute, ihn dazu verleitet zu haben.

Wenn Sorgen und Unannehmlichkeiten kommen, dann kommen sie gleich scharenweise und nisten sich förmlich ein.

Wo die Kost schmal ist, da sitzt der Hunger groß und breit bei Tisch. Und nirgends ist sein Anblick so ergreifend, als wenn er aus Kinderaugen schaut.

Es war nach einem solchen mageren Essen, nach dem die Kinder bald wieder nach Brot verlangt hatten, als ich saß und überlegte, ob ich nicht die Magd entlassen sollte, um einen Mund weniger zu ernähren. Das Mädchen diente schon einige Jahre bei uns, war treu und ehrlich und sehr verläßlich bei den Kindern; auch sah ich nicht, wie ich ohne Magd durchkommen sollte, da ich meinem Manne nicht von der Seite durfte, drei kleine Kinder aber Aufsicht brauchen.

So kämpfte ich grade mit meinem Entschluß, als Leopold mit einem Brief in der Hand zu mir trat. Er hatte jenes mir schon zu bekannte erregte Gesicht, hinter dem er stets seine Verlegenheit zu verbergen suchte, wenn er mir etwas mitteilen wollte, von dem er wußte, daß es mich nicht gerade erfreuen würde.

»Da geschieht wieder ein schöner Unsinn«, rief er. »Kapf schreibt mir, daß er seine Stellung aufgegeben und den Tag nach Absendung dieses Briefes nach Graz abreise.«

Schon seit einiger Zeit hatte mein Mann von einem jungen Menschen, Otto Kapf, der Verkäufer in einer Buchhandlung in Berlin war, Briefe voll Schmeicheleien empfangen und – Schmeicheleien gegenüber war er stets widerstandslos – beantwortet. Nach den Schmeicheleien kamen Klagen: der junge Mann fühlte sich nicht an seinem Platz hinter dem Ladentisch, er strebte nach Höherem und kam schließlich mit dem Ersuchen, Sacher-Masoch möge ihn als Sekretär zu sich nehmen. Leopold vertröstete ihn auf später. Soviel hatte er mir von der Sache mitgeteilt.

Starr vor Schrecken schaute ich ihn jetzt an.

»Gibt es kein Mittel, ihn zurückzuhalten?« frug ich.

»Er ist ja unterwegs.«

Ich schwieg. Es war eine Taktik meines Mannes, mir Dinge, von welchen er annahm, daß ich sie nicht billigen würde, die er aber durchsetzen wollte, erst dann mitzuteilen, wenn sie ein fait accompli waren und ich nichts mehr dagegen tun konnte. Das war hier wieder der Fall.

Ich sprach kein Wort und suchte nur meinen aufsteigenden Ärger zu bewältigen.

»Was wirst du tun?« frug er dann.

»Das, was du hättest tun sollen – ihm reinen Wein einschenken, um ihn zur Rückkehr zu veranlassen.«

»Du vergißt, daß ich ihm ja doch Hoffnungen für die Zukunft gemacht habe.«

»Das war gewiß unüberlegt von dir, berechtigt ihn aber nicht, diese Hoffnungen durch einen Gewaltstreich in Wirklichkeit zu verwandeln. Er hat eine Unvorsichtigkeit begangen und muß deren Folgen tragen – er – nicht wir.«

»Aber wir können den armen Menschen doch nicht gleich wieder wegschicken.«

»Warum nicht, da er ungerufen kommt?« Trotz dem Verdruß, der in mir grollte, freute es mich, Leopold so in der Klemme zu sehen.

»Übrigens, wenn du ihn nicht zurückschicken willst, behalte ihn. Wieviel Gehalt hast du ihm denn versprochen?«

»Aber ich bitte dich! Ich habe ihm ja geschrieben, daß von Gehalt vorläufig keine Rede sein kann, da ich infolge meiner langen Krankheit in eine schwierige Lage geraten bin. Er hat das auch sehr gut eingesehen und sich bereit erklärt, vorläufig mit freiem Aufenthalt zufrieden zu sein. Du siehst, der Mensch ist ja ganz bescheiden.«

»Brauchst du ihn sehr notwendig?«

»Ach! Vorläufig brauche ich ihn ja gar nicht.«

»Dann wäre es doch das beste, wir schickten ihn ›vorläufig‹ wieder nach Berlin zurück. Hat die Reise viel gekostet?«

»Die Reise hat ihm gar nichts gekostet, da ich ihm freie Fahrt verschafft habe.«

»O, das ist ja um so besser. Da soll er nur gleich wieder umkehren.«

»Nein, das geht doch nicht. Das wäre eine Blamage für mich. Ich werde dir einen Vorschlag machen: wir behalten ihn einige Tage hier. Er wird selbst sehen, wie es mit uns steht, wie unsre Lage ist. Ich werde dann auch leichter mit ihm sprechen ... ihm vorschlagen, sich irgendeine Stelle zu suchen, in der er abwarten kann, bis meine Verhältnisse sich gebessert haben. Bist du damit einverstanden?«

Da es mir nichts genützt hätte, nicht einverstanden zu sein, war ich es. Auch mußte ich Streit und Szenen vermeiden, um ihn nicht aus seiner arbeitsfrohen Stimmung zu bringen.

Am nächsten Tage kam der »Sekretär« an. Zu den rein materiellen Gründen, die ich gegen ihn hatte, kamen jetzt noch persönliche.

Er war von abstoßender Häßlichkeit und ebenso abstoßend war sein Benehmen und seine ganze Art. Seine kurze, knappe, gleichsam zerhackte berlinische Sprechweise war mir unleidlich; seine großen schwulstigen Lippen, mit der ganz zerquetschten Nase darüber und die kleinen verzwickten, stark kurzsichtigen Augen, die sich hinter scharfen Brillen versteckten, von denen einem, wenn man den Blick suchte, nur zwei kleine glänzende Punkte in den Gläsern wie zwei Nadelspitzen entgegenstarrten, und über diesen Augen eine stumpfsinnige Stirn, machten ein Gesicht, in das man nur mit Widerwillen schaute. Zu Arbeiten war er nicht zu brauchen, denn er schrieb eine Hand, die kein vernünftiger Mensch lesen konnte. Da saß er denn da, wenn er nicht spazieren ging, Stunden und Tage, ohne den Mund aufzutun. Selbst mein Mann, der immer gern geneigt war, Leute, die ihn bewunderten, für ausgezeichnete Menschen zu halten, erklärte, daß sein »Sekretär« der ödeste und langweiligste Mensch sei, den es geben könne.

Von einer andern Stellung für ihn oder irgendeiner Art, ihn abzuschütteln, war nicht mehr die Rede. Er blieb also bei uns, ohne uns in irgendeiner Weise nützlich sein zu können, als Müßiger und Überflüssiger, und obgleich er sehr wohl sah, mit welch bittren Nahrungssorgen wir zu kämpfen hatten, wäre er bis an das Ende seiner Tage dageblieben, hätte ich nicht später in einem Augenblick verzweifelter Not den Mut gefunden, durch einen ebensolchen Gewaltstreich wie der, mit dem er sich uns aufgedrängt hatte, uns diese Last vom Halse zu schaffen.

 

Trotz unserer peinigenden Geldverlegenheiten war Leopold sehr wohl, heiter und arbeitslustig. Ich bewunderte ihn deshalb, denn mich drückte diese Lage tief nieder, und ich mußte mir fortwährend Gewalt antun und mich streng beobachten, um ihn meine düstere Stimmung nicht merken zu lassen. Auch tat es mir leid, daß er so rasch und so viel arbeiten mußte, nur um schnell Geld zu verdienen; das konnte nichts Gutes werden, und ward's auch nicht.

Seine Bedürfnislosigkeit rührte mich oft; er trank nicht, rauchte kaum und war in seinen Kleidern beinahe zu anspruchslos. Daher kam es, daß, wenn Geld einging und er einen Wunsch äußerte, ich nicht den Mut hatte, dagegen zu sein, waren doch auch diese Wünsche sehr bescheidene; meist bestanden sie in einem Ausflug, einer Freude, die er den Kindern machen wollte, und ein oder zweimal im Jahr in einer Kazabaika für mich. Nie hatte er einen Kreuzer in der Tasche; all das Geld, das er verdiente, gab er mir, und ich wirtschaftete damit, wie ich wollte. Wenn ich sage, all sein Geld, so meine ich das, was nach Abzug dessen, was er zur Zahlung alter Schulden zurückbehielt, blieb – und das war gar oft recht wenig. Diese alten Schulden waren ein Abgrund, der gewiß die Hälfte unseres Einkommens verschlang. Was das eigentlich für Schulden waren, wofür das viele Geld gezahlt wurde, habe ich nie erfahren. Karl hatte die Sache in den Händen, an ihn ging das Geld und er zahlte.

Seine Zerstreuung war, wie immer, das Durchsprechen des alten Themas mit mir.

Ich hatte dieses Spiel seiner Phantasie nach und nach wie eine Notwendigkeit meines Lebens anzusehen begonnen, und mich wie in jede Notwendigkeit darein gefunden. Meine Hauptsorge war, daß nichts geschah, das seine Ehre in Gefahr brachte. Daß ich mich dabei kompromittieren würde, war unvermeidlich, allein das war das kleinere Übel und ich hatte es gewählt.

Gleich in der ersten Zeit unseres Aufenthalts auf dem Rosenberg hatte Leopold ein Inserat in die »Tagespost« gegeben, nach welchem eine hübsche junge Frau die Bekanntschaft eines energischen Mannes suchte.

Als Antwort darauf kam ein Brief von einem Grafen Attems – welchem, weiß ich nicht, es gibt ihrer ja so viele in Graz. Ich mußte ihm ein Rendezvous geben und zwar in dem zu dem Pachthof, in dem wir wohnten, gehörigen Wald; denn mein Mann wollte uns dort versteckt beobachten, »um die Qualen der Eifersucht zu empfinden«. Ich fand den Grafen an der bezeichneten Stelle im Wald.

Er hatte mein Kommen nicht bemerkt, so sehr war er damit beschäftigt, ein Monokel ins Auge zu drücken, das davon nichts wissen wollte. Endlich saß es, und jetzt sah er auf, gewahrte mich und sofort fiel es ihm vor Schreck wieder herunter. Er wußte nun gar nicht, was er tun sollte, mich begrüßen oder das widerspenstige Glas feststecken.

»Lassen Sie's, Sie sind ohne das viel schöner«, sagte ich, und da ließ er es.

Er war klein und sah durchaus nicht »energisch« aus, mit seinem verwaschenen Gesicht und seiner pappigen Sprache. Ich hätte ihn am liebsten gleich wieder dahingeschickt, woher er gekommen, aber ich dachte an meinen Mann, der uns irgendwo belauerte, und wollte diesem den Genuß der Qualen der Eifersucht nicht zu sehr verkürzen.

Während wir so unter geistreicher Unterhaltung in dem Wald hin gingen, stolperte mein Graf über eine Baumwurzel und lag auch gleich der Länge nach da. Er hatte sich weiter keinen Schaden getan, nur seine schöne Hose hatte gelitten und das Monokel war entzwei gegangen.

Nach diesem Schlußeffekt empfahl er sich, nachdem ich ihm noch vorher versprochen hatte, ihm zu schreiben, wann und wo wir uns wiedersehen würden.

Gleich darauf kam mir mein Herr Gemahl im Wald entgegen. Die erlittenen Qualen der Eifersucht schienen ihm sehr gut bekommen zu sein, denn er war in ganz ausgelassener Stimmung.

»Ach, was bist du für eine reizende Frau«, sagte er. »Immer wieder zeigst du neue Seiten deines Wesens, die mich entzücken. Wie köstlich warst du in deinem heitern Spott.«

»Hast du denn gehört, was wir sprachen?«

»O, jedes Wort.«

»Ja, was meinst du, wenn ich dir diesen angetrottelten Grafen zum Gebieter geben würde? Das wäre eine raffinierte Grausamkeit, die du dir gewiß nicht hast träumen lassen.«

Er lachte.

»Das darfst du nicht, das wäre gegen unsern Vertrag.«

»Welchen Vertrag? Du kannst doch meinem Geschmack nicht Gewalt antun wollen? Da du die Sache deinerseits einmal als Opfer hingestellt hast, mußt du dieses Opfer auch so bringen, wie es mir paßt – darfst mich also nur einem schönen und geistvollen Herrn geben. Ja, aber es ist da noch ein anderer Vertrag – ein schriftlicher – in welchem du mir das Recht zugestehst, alles zu tun, was ich will. Gib wenigstens zu, daß es unvorsichtig war, mir einen solchen Vertrag zu geben.«

»Bei jeder anderen Frau ja, aber nicht bei dir. Du bist zu klug und zu anständig, um etwas zu tun, das meine Ehre und unser Glück in Gefahr bringen könnte.«

»Willst du, daß wir den Vertrag zerreißen und daß von der ganzen Sache nicht mehr die Rede ist?«

»Nein! Selbst wenn du den größten Mißbrauch damit treiben wolltest, sollst du ihn behalten. Das Gefühl, daß ich so ganz in deiner Gewalt bin, daß du mit mir tun kannst, was du willst, daß ich dich fürchten, vor dir zittern muß, das macht mir gerade den größten Genuß.«

* * *


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