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Spökenkerlshus

Der Knecht kommt vom Tanze – juchheidideldum! –
Noch klingen im Ohr ihm die Geigen,
Er lacht, und tanzend dreht er sich um,
Die Bäume hüpfen; der Mond, wie dumm,
Mischt lustig sich ein in den Reigen.

»Sind alle zu Bett? Da steig' ich hinein,
Hoppheisa, da geh' ich durchs Fenster!«
Da sieht er die Diele in rötlichem Schein –
»Hilf Himmel, da tanzen sie leise zu zwei'n,
O Christ, da tanzen Gespenster!«

Ein bleicher Bauer in wirrem Haar,
Der kratzt mit dem Bogen die Saiten.
Man hört einen Ton so sonderbar,
Da neigt und beugt sich das seltsame Paar
Und eilt, zum Tanze zu schreiten!

Der Spielmann blickt auf sein Weib und den Gast
Und folgt mit flackernden Blicken.
Ein herrischer Junker hält sie umfaßt,
Sie tanzen so schattenhaft, tanzen mit Hast –
Ei sieh, wie vertraulich sie nicken!

Husch, husch – ein Bübchen noch neben den zwei'n,
Ums Haus drei Hunde sich jagen –
Der Knecht wird nüchtern, ihm friert das Gebein,
Mit Zähneklappern verfolgt er den Reih'n
Und wünscht, es möge doch tagen.

Die Tänzer tragen, es deucht ihn ein Graus,
Am Kopf ein blutiges Zeichen.
»O Jesus, mich bannt der Spuk hier ans Haus,
Ein Toter spielt, und es kommen heraus
Zum Tanz aus den Gräbern die Leichen!« – –

*

Wie der Knecht es sah, so ist's geschehn,
Geschehn vor dreihundert Jahren. –
Die schmucke Bäuerin hat er gesehn,
Die Augen leuchten, die Locken wehn,
Der Junker, da kam er gefahren.

»Spiel auf zum Tanz, leibeigener Hund,
Der Herr will dein Weib dir beehren!«
Da spielt der Ärmste die Finger sich wund,
Zusammen preßt er Zähne und Mund
Und spielt – er kann es nicht wehren.

Und so kam's oft. O blöder Hans,
Fünf Jahre hat er geschwiegen.
»Leibeigener Hund, spiel auf zum Tanz!«
Und Junker und Weib im Mondesglanz
In lüsternem Reigen sich wiegen.

Ein Bub' kommt laufen, des Bauern Knab',
Hat froh nach dem Takte gesprungen:
»Juchheidideldum, wi danzd hier so hell!«
Ein Schlag von dem Bogen des Spielmanns schnell,
Die Backe blutet dem Jungen.

»Ei Spielmann, spiel, das Schlagen laß sein!« –
»Was wollt Ihr, Herr, Euch drum plagen,
Ich schlug den Jungen, das Kind ist mein!« –
»Leibeigener Hund, der Bub' ist dein?
Hast fremdes Blut mir geschlagen!« –

»Leibeigener Hund?!« – Die Fiedel zerbricht,
Da blitzt ihm das Beil in den Händen. –
O Herre Gott im ewigen Licht,
Geh mit den Sündern nicht ins Gericht –
Die Qual, laß gnädig sie enden!

 

*

 


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