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Altenberg

Gründung der Abtei Altenberg

Weit über das bergische Land hinaus bekannt ist der herrliche Altenberger Dom, den der Altvorderen Frömmigkeit sieben Jahre nach des Kölner Domes Grundsteinlegung im Dhünthale errichtete. Ein Jahrhundert floß dahin, ehe des Priesters Wort in dem vollendeten Gotteshause ertönte. Dann hat er fünfhundert Jahre lang den Betern offen gestanden bis ihn eine Feuersbrunst zu Anfang dieses Jahrhunderts zum Teil zerstörte. Durch die Huld eines königlichen Kunstfreundes, den das bergische Volk mit Dankbarkeit nennt, steht er seit 1847 wieder in ehemaliger Schönheit da. Wie vor einem halben Jahrtausend die Abtei Altenberg entstand, darüber giebt eine Handschrift aus jener Zeit sagenhafte Kunde.

Dazumal, im Anfang des zwölften Jahrhunderts war's, lebten auf dem Schloß Altenberg zwei Brüder, die Grafen Adolf und Eberhard von Berg. Ihnen gehörte der ganze Landstrich, welchen die Wupper und deren Zufluß, die Dhün, durchfließen. Eine blutige Fehde herrschte um diese Zeit zwischen den Herzögen von Limburg und Brabant. Bei einem listigen Ueberfall ward der von Brabant von seinem Gegner, dem auch die beiden bergischen Grafen beistanden, mörderisch geschlagen und in einem fürchterlichen Blutbad verlor er mit vielen Mannen sein Leben. Der, von dessen Hand er gefallen, war Graf Eberhard von Berg. Selbst im Antlitz verwundet, ergriff ihn gleich nach seiner That Gewissensangst und Reue. Des Toten Bild, der ihm nie Harm angethan, verfolgte ihn und raubte ihm die Ruhe. Zurückgekehrt in sein Land, verließ er bei sternloser Nacht die Burg und zog in Pilgerkleid von dannen, um an heiligen Stätten seinen Fehl zu sühnen. Er kam nach Rom zu den Gräbern der beiden Apostelfürsten, pilgerte dann zum Grabe des Apostels Jakobus in Spanien, wohin damals ungezählte Waller zogen. Dann kam er nach Burgund und dort diente er als Knecht in einem Meierhof, der zum Cisterzienserkloster Morimund bei Langres gehörte.

Derweil forschte im bergischen Lande Graf Adolf vergebens nach dem geliebten Bruder. Der aber gedachte nimmer den freiwillig erwählten Knechtsstand zu verlassen. Doch er war zu Anderm bestimmt: Eines Tages erschienen auf dem Meierhofe zwei Mannen, die waren auf einer Wallfahrt begriffen und hatten den Weg verfehlt. Den Hirten, der zufällig die Schweine füttert, fragen sie nach der Straße. Wie dieser ihnen antwortet, starren ihn die beiden betroffen an. Ehemalige Dienstmannen waren sie nämlich der Grafen von Berg, und der Schweinehirt, der zu ihnen sprach, hatte die Stimme des vermißten Grafen Eberhard, obwohl er welsch zu ihnen redete, und sein Gesicht, obwohl gebräunt und gramgefurcht, zeigte noch deutlich die bewußte Narbe. Sie geben sich zu erkennen, er zuckt zusammen, zögert zu reden, dann aber, von Heimweh ergriffen, giebt er sich zu erkennen und hält tiefbewegt die beiden Getreuen umfangen.

Die Ritter aber gehen zum Pächter und enthüllen ihm den wahren Stand seines Knechtes. Der bringt dem Abt die Kunde und gerührt bewegt der Gottesmann den frommen Büßer, in das Kloster einzutreten. Eberhard tritt in den Orden ein und dient aufs Frömmste dem Herrn. Dann bittet er eines Tages den Abt um Erlaubnis, noch einmal seine rheinische Heimat und den geliebten Bruder besuchen zu dürfen. Der Abt giebt ihm seinen Segen und nicht lange währte es, da ist auf dem Waldweg, der zum Schloß Altenberg hinaufführt, ein fremder Mönch geschritten, dem Thore zu. Den Grafen Adolf hat man benachrichtigt und der ist erwartungsvoll hinausgeeilt: zwei Brüder haben sich dann stumm in den Armen gelegen.

Ein Kloster ist dann entstanden auf der Höhe, dessen erster Abt ist Eberhard von Berg gewesen, nunmehr Abt Eberhard geheißen. Ihm ist später sein Bruder gefolgt, der auch die Mönchkutte nahm, nachdem er Land und Leute an seine Söhne abgetreten hatte. Vereint lebten die beiden Brüder im Kloster Altenberg, vereint gingen sie hinüber, der eine nur wenige Wochen später als der andere: im Jahre, wo Friedrich deutscher Kaiser ward, den man den Rotbart geheißen. Im Altenberger Dom ruhen die Brüder nebeneinander: eine Marmorplatte deckt ihr Grab.


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