Fritz Reuter
Polterabend-Gedichte
Fritz Reuter

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25. Ein Arbeitsmann

»Wo, Jochen«, seggt hüt Middag Min,
»Du treckst di jo woll Stäweln an?«
»Sall ik dat nich? Sall dat nich sin?«
»Ih, ja«, seggt sei, »ik mein ok man.«
»Ja«, segg ik, »Fiek, dat is mi ganz egal,
Ik will uns' Kind mi ok beseihn.«
»Sei laten di nich rinne in den Saal«,
Seggt sei, »denn rinne kümmt dor kein.«
»Ih, dat's mi denn ok ganz egal«,
Segg ik, »denn kann'k jo wedder gahn
Un kann ok an dat Finster stahn,
Seihn möt ik doch dat Kind noch mal.
Un sallst mal seihn, sei laten mi herin,
Denn wat uns' Herr is, is nich so,
Un wenn ik man manierlich bün
Un spuck nich in de Stuw herin
Un wisch de Stäweln irst mit Stroh,
Denn hewwn sei dor ok gor nicks gegen,
Denn uns' Herr hürt nich tau de Legen.«
Un, seihn S', nu bün ik also hir
Un wull mi ok velmal bedanken,
Just eben nich för dat Plesier,
Denn dat is doch nah min Gedanken
Man blot en Spaß. – Min Saak is dei:
Uns' beiden Herren, hei un sei,
Ik mein dormit de beiden Ollen,
De hewwn mi ümmer Arbeit gewen,
Dat ik min Kinner Brod künn hollen.
Un wat noch süs hürt tau dat Lewen,
Dat ded mi ok meindag' nich fehlen.
Un wenn uns' Herzog vör mi stünn
Un red't mi in't Gewissen rin
Un ded't mi up den Kopp befehlen,
Ik süll't ein seggen, wo't hir wir,
Denn stellt ik mi ihm steidel für
Un säd tau em: »Herr Herzog«, säd ik,
»Hochwohlgeborn, erlauben S' gnädig,
Wer annners seggt, der tut entfamten leigen,
Wir tun das Uns' hier richtig kreigen,
Un was uns' Herr is, is uns' Herr,
Un seggt up den wat jichtens wer,
Denn seggn S' em man von minentwegen,
Wat hei dor säd, dat wiren Lägen.
Uns' Herr is in dat ganze Land
So as en Ihrenmann bekannt,
Un so hett hei sin Kinner fött,
So hett hei s' lihrt un hett hei s' tagen,
Dat jedwerein för unsre Plagen
En warmes Hart in'n Bussen hett.«
Un denn säd woll de Herzog: »Gut!
Dies allns mich hellschen freuen tut.«
Mi freut dat ok, un dessentwegen
Heww ik mi drist un unverzagt
In dit Gewäuhl herinner wagt.

(Zur Braut.)
Un, leiwes Frölen, wenn de Segen
Von einen truen Arbeitsmann,
De mit de Hand sin Brod verdeint,
Sei up de Welt wat nütten kann,
Denn nehmen S' em, hei 's ihrlich meint.
Sei trecken bald von uns hir furt
Un trecken nah en fremden Urt,
Un all de schöne Herrlichkeit,
Wenn't Minschenhart in't Bläugen steiht,
De lacht von Ehren Angesicht
Un makt Sei Scheiden un Meiden licht;

Doch einmal kümmt 'ne anner Tid,
Denn ward de Welt uns vel tau wid,
Denn denk wi girn an't stille Flag,
Wo't Og' tauirst den Gottesdag,
Wo't in de Mutterogen seeg,
Wo Vadersog' tru up uns leeg.

Un wenn dat Lewen geiht tau Neig',
Denn denk wi an de enge Weig',
Denn flustert Saat un Blaum un Bom
In't Hart noch mal den Kinnerdrom,
Denn lacht de Kinnertid noch mal
In'n letzten Abendsünnenstrahl.
Ik wull, dat durt noch lange Tid,
Bet de di in de Ogen süht,
Doch kümmt hei mal mit stillen Gruß,
Denn denk, för dines Vaders Hus,
För di, sin Kind, in allen Dagen
Heww'n mal vel true Harten slagen.


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