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V. [K]apitel.
Ein Streifzug in den Friedberger Forst

Ein kalter Spätherbstmorgen war angebrochen; weißer, dünner Nebel stieg drunten im Thale von dem Spiegel des Inns auf. Drüben in Friedberg bildete der Rauch aus den hohen Kaminen wirbelnde Säulen, die fast bis in den blauen Himmel hineinreichten. Schon rötheten sich die Bergspitzen durch die ihnen zugesendeten Sonnenstrahlen, da sehen wir den Wolf und Langhanns dem Friedberger Forst zuwandeln. Sie sind in lange Mäntel gehüllt, unter denen sie ihre Büchsen versteckt halten.

Wolf: »Ob der alte Friedberger Brummbär schon aus den Federn ist? Vermuthlich; denn eben wird er sich harte Fuchslebern rösten, weil drüben der Rauch aufsteigt. Wir sind etwas zu frühe daran; es wird noch ein Weilchen dauern, bis er sich mit seinen morschen Zähnen den Morgenimbiss zurecht geknetet haben wird. Der Stallbube des Ritters hat mir in Hall oft erzählt, wie lange der Forstwart mit beiden Kinnladen an einem Stücke Fleisch nage, seine Hunde könnten es viel besser!«

Langhanns: »Wir werden uns den feistesten Rehbock oder Hirschen aussuchen und lassen dem Alten seine Füchse. Siehst Du ihn jetzt aus dem Schlossthore treten, er hat zwei Hunde bei sich?«

Wolf: »Ich sehe ihn; die Bestien hätte er wohl mögen zu Hause lassen, sie haben eine gar feine Spürnase und wittern das Menschenfleisch. Doch uns werden sie nicht anbellen, sie kennen uns von Hall her, wohin sie manchmal der Stallknecht mitlaufen lässt. Mit allerlei Geschöpfen muss man Bekanntschaft anknüpfen, man weiß nicht, wie man es oft brauchen kann, darum habe ich auch manchmal diesen Bestien Knochen zugeworfen. Hinter jenem Felsen ist gerade ein Plätzchen für uns, bis der Graukopf vorüber ist. Ziehe Deinen Nacken ein und krümme Deinen Rücken, sonst ragt Dein Schelmengesicht oben hinaus. Bisweilen lasse ich mir Dein langes Gerippe schon gefallen, wenn es sich etwa handelt den Rücken herzugeben, um in das erste Stockwerk hineinzusteigen, aber für heute ist Deine Malefizfigur zu lang gewachsen!«

Langhanns: »He, höre auf von meiner stattlichen Gestalt schimpflich zu reden! Du hättest wohl eher Ursache Deinen Fettwanst ein wenig einzuziehen, sonst könnte der Graukopf meinen, er sehe ein hinteres Viertel eines fetten Wildschweines, es könnte ihm einfallen herüberzuschießen und Dir ein Paar Pfund von Deinem Dir so theuren Schmerbauch wegzuputzen. Mich nimmt nur Wunder, wer Dich Wolf getauft hat; Du siehst eher einem Mastochsen ähnlich, als einem ausgehungerten, schnellbeinigen Wolfe. Ich einmal möchte Dich lieber Murmelthier heißen, weil Du so gerne schläfst und Deinen Bauch so sehr pflegst!«

Wolf: »Jetzt still mit Deinen Anzüglichkeiten; die verwünschten Hunde riechen uns schon, sie kommen schnobernd unseren Fußspuren nach!«

Wirklich kamen die Hunde bald hinter den Stein, und wie sie die alten Bekannten trafen, gaben sie ihre Freude durch Wedeln der Schweife zu erkennen und sprangen an sie hinan. Doch als der Wolf und Langhanns durch ihre Zärtlichkeit sich nicht im mindesten rühren lassen und kein Lebenszeichen von sich geben, kehren sie verdrießlich zu ihrem mürrischen Alten zurück und schauen ihn mit gar bedeutsamen Augen an, gleichsam als wollten sie ihm Kunde geben von denen, die da hinter dem Felsen stecken und als wollten sie sich über deren heutigen Kaltsinn beklagen.

»Was habt ihr denn wieder, ihr ungezogenen Schlüffel!« brummte der Alte, »werdet etwa unseren Holzknecht gesehen haben, der hier herum sein muss, Holz zu fällen; der weiß euch zu schmeicheln! Ist mir gar nicht lieb! Ihr sollt bei eurem Herrn bleiben und sonst niemand schön thun. Herein, keinen Schritt von mir, bis ich euch das Zeichen gebe! Werdet ihr folgen!«

Die Hunde meinten, er werde ihnen nachfolgen zum Steine hin, sie wären so gerne nochmal zum Steine hinaufgelaufen, doch das Commando des Alten lautete zu ernst, sie wagten es nicht mehr seine Fußstapfen zu verlassen.

Wie der Forstwart allmählich in den Wald hinauf verschwand, hob der Langhanns seinen Nacken empor und gerädete seinen Rücken; denn seine Stellung war ihm ziemlich unbehaglich.

»Endlich!« sprach er, in seiner ganzen Länge sich erhebend, »endlich hat er uns Luft gemacht, der alte Grünspecht. Du Wolf, brauchst jetzt Deinen Wanst auch nicht mehr so einzudrücken, sonst verzweifelt er. Nun lass uns hinabsteigen zum Bache, dort gibt es gewiss etwas; das Wasser des Raffelsteiner-Brünnleins ist sehr gut, dorthin geht das Gewild gerne seinen Durst zu löschen. Ich wette, in einer halben Stunde haben wir wenigstens ein Stück auf dem Rohr!«

Und nun gleiten die beiden Gesellen hart hinter dem Friedberger Schlosse hinab zum besagten Brünnlein und stellen sich auf den Anstand, der Langhanns unten am Bache, der Wolf am Brünnlein, und dort standen sie auch in ihrer Keckheit sicher; denn weder der Friedberger Ritter, noch sein Forstwart konnten vermuthen, dass man ihnen das Wild gleichsam vor ihrer Nase wegschnappe.

Der Forstwart stieg inzwischen den Wald hinauf und ließ seine Hunde laufen.

Da rauscht es drunten am Bache in dem Dickicht des Erlengebüsches, ein schöngezackter Hirsch kommt zum Vorschein. Er will zum Brünnlein hinauf wandern; ein Knall aus dem Rohre des Langhanns, und das Thier sinkt, sich in seinem Blute badend, nieder. Langhanns springt herbei und schaut gemüthlich zu, wie seine Beute zappelnd verendet. Auch der Wolf rutscht zum Bache hinab, um helfend bei der Hand zu sein.

Wohl hatte man im Schlosse droben den Knall gehört, aber man achtete nicht auf denselben und meinte, der Forstwart habe auf seinem Rundgange etwas erlegt.

»Kommst, Murmelthier!« rief Langhanns dem Wolf zu, »nicht wahr, ein herrliches Stück Wild? Machen wir uns nun mit dem köstlichen Braten aus dem Staube, sonst reißen ihn uns die Friedberger noch aus den Zähnen heraus, und für ihre herrschaftlichen Mägen wäre solch Fleisch viel zu delicat, sie bekämen zuletzt gar noch das Zipperlein, und wir hätten dann auch noch ihren frühzeitigen Tod auf dem Gewissen. Behüt' Dich Gott, alter Grünspecht, im Walde droben; kannst bald kommen, Dir hier die Eingeweide zu holen, sonst fressen sie Dir Deine Füchse weg! Nach der Haut kannst Du in Hall beim Weißgärber fragen, er wird Dir Auskunft zu geben wissen!«

Nun weideten sie mit ihren langen Messern das Thier aus und schleppten es dem Bache entlang, unten am Fuße des Schlosses vorbei; die Felsenüberhänge und der Wald entzogen sie den Blicken der Friedberger.

Als sie dem Wege nahe waren, der zum Schlosse hinaufführt, sprach Langhanns: »Spähe Wolf, ob niemand den Weg herauf oder herabkommt und melde uns beim Buckligen am Bachhäusel an!«

Langhanns hielt bei seiner Beute Wacht, während der Wolf in ein kleines Haus trat, das am Ausgange des Waldes neben dem Schlosswege zu oberst im Dorfe Volders stand, gerade dort, wo der Bach aus den wilden Schluchten in die Ebene herausbricht. Dort wohnte der Bucklige. In dem Bachhäusel waren die Wilderer wohlbekannt, der Bucklige hatte ihnen schon manchesmal ein Stück Wild geborgen, versteht sich gegen ein ehrliches Trinkgeld.

Bald kam der Bucklige mit Wolf unter die Hausthüre, sie blieben lauschend stehen. Wolf verschwand dann in dem Walde, der Bucklige kehrte zurück ins Haus.

»Die Luft ist rein!« sprach der Wolf zu Langhanns, »nun schnell das Thier über unsere Büchsen gelegt; ist nur mehr ein kleines Stück Arbeit!«

»Versorge Dein Büchsenrad, dass mir etwa nicht das Blei in meinen Rücken fährt!« bemerkte der Langhanns.

»O, wie ist der alte Sünder um sein Leben besorgt!« spöttelte der Wolf, »als ob in Deine Kameelhaut und Deine dürren Knochen noch etwas eindringen könnte. Bist Du nicht schussfest?«

In ein Paar Minuten lag der Hirsch im Keller des Bachhäusels. Jede Blutspur in der Nähe des Hauses wurde sorgfältig verwischt. Als die Arbeit fertig war, rieb sich der Bucklige vergnügt die Hände, denn ein Silberfünfzehner fiel in seine Tasche, und war er doch so leicht gewonnen.

»Nun trollt Euch!« sprach der Bucklige, »geht einstweilen in die Dorfschenke hinab; beim Einbruche der Nacht wird Euch Euer Thier mit sammt den Büchsen wohlbehalten an der Landstraße erwarten. Meine Sorge sei es, den alten Waldteufel irre zu führen, wenn er etwa von dem Schusse Wind bekommen hätte!«

Die beiden Wilderer ließen sich das nicht zweimal sagen; denn ihre Arbeit war zwar kurz, aber heiß gewesen, und nach jedem ausgefochtenen Strauß hatte ihre Gurgel eine alte Gewohnheit durstig zu sein.

Der Forstwart stand, als der Schuss in der Tiefe fiel, eben hoch auf einer Felsenspitze im Walde droben. Das Echo schallte zu ihm hinauf, er sah den Rauch aufwirbeln; so eiligen Schrittes er jedoch zu Thal hinabgestiegen war, konnte er doch nichts mehr antreffen als Hirschhaare, das Eingeweide und die frischen Blutspuren des ihm weggeschossenen Wildes.

»Welch' unverschämte Brut!« rief er aus, als er sah, was geschehen war. »Vor die Augen unseres Schlosses sogar wagen sie sich! Zuletzt holen sie uns gar noch den Braten aus der Schlossküche; doch ich will diesen Gaudieben schon nachsetzen und will kein ehrlicher Jäger mehr sein, wenn ich ihnen nicht den Hirschfänger durch den Leib renne!«

Und der Forstwart eilt den Blutspuren nach hinaus auf den Weg. Der Schweiß perlt ihm ungeachtet aller Kälte von der Stirne. Doch auf einmal verschwindet die Spur und der Alte steht verblüfft da, bald den Weg hinauf, bald hinabschauend; endlich tritt er ins Waldhäusel. Der Bucklige liegt eben sich wärmend auf der Ofenbank.

»O!« spricht dieser, langsam sich erhebend, »der Herr Forstwart! Was steht zu Diensten?«

»Hast Du niemand gesehen, so etwa vor einer halben Stunde, von dem Wald am Bache herauskommen?« fragte der Alte.

»Wohl!« sagte der Bucklige, »ich blickte eben durch das Fenster hinaus, da sah ich drei Burschen mit einem Schlitten hier vorbeifahren. Was sie hatten, weiß ich nicht, wahrscheinlich Tannenäste!«

»Schöne Tannenäste das!« fuhr der Forstwart heraus. »Die Schufte haben mir den größten Hirschen im Forste weggeschossen. Wohin sind sie? Ich will ihnen nach!«

»Sie fuhren hinab gegen die Straße!« sagte der Bucklige. »Vielleicht könnt Ihr sie noch einholen! Was es doch für kecke Leute gibt, meinen gestrengen Herrn zu bestehlen. Schlimme Zeiten, Herr Forstwart, schlimme Zeiten!«

»So etwas ist mir noch nie begegnet, so lange ich Friedberger Brot esse, und das ist doch schon lange her!« sprach der Forstwart; und er gieng eilig fort, der Landstraße zu.

»Diese drei wirst Du ewig nicht erwischen, alter Polterer!« sagte lachend der Bucklige, als er die vom Forstwarte offen gelassene Thür geschlossen hatte und in den Sack griff, ob er wohl noch seinen Fünfzehner habe. »Geh' nur hin und laufe dir Deine morschen Beine ab!«

Eine gute Strecke war der Forstwart gelaufen, doch von den Dreien war keine Spur zu sehen und zu erfragen und ermüdet beschloss er seinen Aerger in der Volderer Dorfschenke mit Wein zu ertränken.

Als der Jäger in die Schenke eintrat, sah er den Wolf und Langhanns beim Zechtische sitzen. Sein forschendes Auge streifte über diese zwei ihm verdächtig vorkommenden Gestalten, er warf den Blick in alle Winkel, ob er nirgends eine Büchse oder sonst ein Jagdgewehr entdecke; aber da war gar nichts Bedenkliches, nur die Gesichter der Gäste wollten dem Forstmanne nicht gefallen.

Der Wolf und Langhanns hatten den Eintretenden schnell bemerkt, sie thaten aber, als bekümmerten sie sich gar wenig um den neuen Gast; sie fuhren fort zu plaudern und zu trinken.

»Ein wenig mehr Respect vor dem Friedbergischen Jäger bitte ich mir aus!« fuhr sie der Forstmann an. »Ihr wisst gar keinen Gebrauch, da Ihr vor mir weder aufsteht noch Euren Hut lüftet; ein anderesmal wisst Ihr, was Ihr zu thun habt!«

»Oho!« fiel nun der Langhanns ein, »da hätte man wohl zu thun, wenn man vor jedem Jäger im Lande den Hut rücken wollte, da müsste man ihn immer in der Hand behalten und müsste sich blos an Hüten arm kaufen. Wir haben Euch wahrlich nicht gerufen, wir sind um unser Geld da, nicht wahr, Herr Wirt?«

»Sind ehrenwerte Gäste das!« sagte der Wirt, der die beiden als tüchtige Zecher schon kannte und sie gerne bei sich sah.

»Wo seid Ihr her, wo geht Ihr hin, was treibt Ihr für ein Geschäft?« forschte sie nun der Forstjäger aus.

»Darnach habt Ihr gar wenig zu fragen!« sagte Wolf, »wir fragten Euch auch nicht, lasst uns ungeschoren oder Ihr werdet die Fäuste von ein paar alten Landsknechten verspüren, die gerade nicht gewohnt sind, sich von jedem Hergelaufenen ausforschen zu lassen.«

»Ihr Landsknechte?« fragte der Jäger. »Doch meinetwegen mag es sein, Eure Gesichter schauen wenigstens darnach her, als ob Ihr immer im Pulverdampfe gesteckt wäret.«

»Das meine ich auch!« sagte der Langhanns, »mehr Pulver haben wir schon gerochen als Ihr; diese Jäger da machen ein Aufhebens von ihrer Schießerei, wenn sie etwa ein paar arme, wehrlose Thierlein im Walde zusammenbrennen, als ob sie wer weiß was für Heldenthaten ausgeführt hätten. Da gehört gerade soviel Muth nicht dazu. Etwas anderes ist es, den geladenen Donnerbüchsen ins Auge zu blicken und gegen einen Wald von Lanzen zu gehen.«

»Ihr Naseweis!« fuhr nun der Forstwart auf, »was versteht Ihr von der edlen Kunst der Jägerei, habe auch so manchem Wilderer das Blei durch den Kopf gejagt und habe Krieg im Kleinen geführt.«

»Nun, Herr Forstwart, erhitzt Euch nicht!« sprach begütigend der Wirt, »unser Herr Jäger,« fuhr er zu den Zweien sich wendend fort, »hat Kurasche, ich weiß es, er hat es oft bewiesen!«

Diese Rede that dem alten Forstwart wohl, er wurde ruhiger und setzte sich zu den Zweien hin.

Wolf lächelte schelmisch dem Wirte zu, dass er es so gut verstanden hatte, des Alten schwache Seite zu packen.

»Denkt Euch nur!« fuhr nun der Forstwart weiter, »haben nicht ein paar Strolche vor einer Stunde mir einen Hirschen gerade unter dem Schlosse weggeschossen; ich war hoch oben am Berge im Walde und hörte den Knall! Ich eilte herab und die Galgenvögel waren mit dem Wilde schon ausgeflogen. Ich lief fast bis Wattens und traf von den Dieben keine Spur mehr!«

»Nun!« sprach Wolf, »sie haben wohl recht gehabt, sich davon zu machen, ich einmal, wenn ich Dieb gewesen wäre, hätte auch keine Lust gehabt, mir von Euch das Lebenslicht ausblasen oder gebunden in ein Kerkerloch führen zu lassen; ich lobe mir die Klugheit der Wilddiebe!«

»Und hätte ich da nicht recht gethan?« sprach der Jäger, heftig auf den Tisch hineinschlagend, »soll man solche Schufte laufen lassen?«

»Wenn ich Jäger gewesen wäre,« sagte Langhanns, »ich hätte die Kerle an einen Baum gebunden und langsam am Feuer gebraten, versteht sich, wenn ich sie erwischt hätte.«

»Ja, das sollte man ihnen thun!« erwiderte der Forstwart, »aber unsere Gerichte sind viel zu gütig, die Gesetze viel zu mild. Thäte fast noth, ein herrschaftlicher Jäger ließe die Schurken laufen. Aber der nächste, den ich kriege, soll meine Büchse singen hören; die Hallunken kommen mir schon nochmals ins Gehege.«

»O gewiss!« sagte der Wolf. »Weil es ihnen so leicht durchgegangen ist, werden sie es ein anderes Mal wieder versuchen.«

So gab eine Rede die andere und der Forstwart leerte dabei manches Krügelchen.

Unsere zwei Buschhelden halfen ihm zuletzt weidlich auf die Diebe schimpfen und so kam es endlich so weit, dass der Jäger mit den ihm anfangs verdächtig scheinenden Gästen anstieß und sogar ihre ganze Zeche bezahlte. Erst als das Antlitz des Jägers vom Weine roth erglühte, gieng er dem Schlosse Friedberg zu, indem er beim Weggehen den Vorsatz aussprach, seine Runde im Forste nun anders zu machen.

Als es dunkel geworden war, brachen auch der Wolf und Langhanns auf, sie waren guter Laune; denn nicht nur war ihnen ihr Streifzug geglückt, sondern ihr Feind hatte sogar ihre Zeche bezahlt, die nicht unbeträchtlich war.

»Dem Alten haben wir tüchtig die Augen ausgerieben!« sprach Langhanns, als sie zum Dorfe hinaus waren, »wenn er es müsste, würde er sich alle Haare und Borsten ausreißen.«

An der Straße draußen fanden sie den Buckligen, der ihnen ihre Büchsen und den Hirschen auf einen Schlitten hingezogen hatte.

Schon war es stockfinstere Nacht, als die beiden am Glockenhofe ankamen.

»Ihr seid so die rechten Jäger!« rief ihnen der Mohr entgegen, »Ihr bringt uns gewiss keinen Spatzen, Ihr werdet halt den ganzen Tag in der Volderer Schenke gesessen sein. Dort am warmen Ofen ist es viel behäbiger, nicht wahr?«

»Schweig'!« sprach der Langhanns, »sonst – ich habe gute Lust, Dir meinen Daumen an den Hals zu setzen. Geh' hinaus und schau' Dir das Stück an, das wir heimgebracht.« Nun gieng's hinaus und bald lag das zackige Ungethüm in der Zechstube.

»Schmoll' mir nur nicht!« sagte der Mohr nun zu Langhanns, »Ihr seid doch wackere Buschjäger, das muss man Euch lassen, dafür aber bekommt Ihr auch das Lendenstück; nun erzählt, wie es Euch ergangen ist.«

Man setzte sich und nun gaben die beiden Wilderer ihren heutigen Jagdzug zum besten, und als sie vollendet hatten, brachte man das Wild in den Keller, dann setzte man sich wieder und der Meister fuhr in der Erzählung seiner Lebensgeschichte fort.


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