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Kitty kehrte nach einem Monat als Frau Makowsky aus Italien nach M. zurück. Es wäre ihr feige erschienen, dieser naserümpfenden Gesellschaft, der die nähern Umstände ihrer Heirat längst kein Geheimnis mehr waren, auszuweichen, anderseits erfüllte sie der glühende Ehrgeiz, eine hervorragende Rolle in ihrem neuen Lebenskreise zu spielen. Sie hatte auch schon von Fürsten der Kunst gehört, in deren Salons zu verkehren jeder Fürst von Geburt sich zur höchsten Ehre rechnet. Solch ein Fürst sollte ihr Paul werden, an ihrer Mitwirkung sollte es nicht fehlen, das Zeug dazu hatte er ja. Da stieß sie gleich im Beginn auf ein völlig unerwartetes, ihr ganz unbekanntes Hindernis – auf Geldmangel. Die »Vision«, auf welche Makowsky große Hoffnung setzte, war bis jetzt unverkäuflich. Die übrigen fertigen Bilder hatte er in der Eile, um die Flucht zu ermöglichen, um eine verhältnismäßig geringe Summe verkauft, die der italienische Aufenthalt so ziemlich aufgezehrt. Von allen Seiten liefen veraltete Forderungen ein, man rechnete auf die reiche Mitgift der Gräfin Seefeld. Die Enttäuschung Kittys war herb. Im Reichtum aufgewachsen, vor jeder Sorge bewahrt, hatte sie sich darüber nie Gedanken gemacht. Alle Bedürfnisse und Wünsche befriedigt zu sehen, galt ihr als selbstverständlich. Außerdem übertraf ja Makowskys Heim ganz Schloß Vals an Luxus und Glanz. Die kleine Wohnung mit gemieteten Möbeln, welche sie einen Stock höher bezogen, bildete schon einen schneidenden Kontrast, der ihr weh tat, und jetzt bestürmten sie die kleinlichsten Haushaltungssorgen, denen sie völlig ratlos gegenüber stand. Eine Todesangst befiel sie. Ohne Ahnung unzähliger solcher Existenzen, überschätzte sie die Gefahr, und die entsetzlichsten Bilder der Armut, des äußersten Elends woben sich in ihr Gehirn, Bilder, wie sie nur einmal im Leben gesehen, auf ihren Gängen durch das Arbeiterviertel von Schwarzacker.

Trotzdem stand eines bei ihr fest: nie und nimmer würde sie sich entschließen, den Vater um eine Unterstützung zu bitten – lieber das Äußerste!

Ihr Gatte lachte über ihre engherzige Ängstlichkeit, erklärte ihr, das sei nun einmal so im Künstlerleben. Ja, grade diese schwankende Unsicherheit, dieses ewige Ringen und Hoffen, dieser bunte Wechsel von Erfolg und Mißerfolg, Reichtum und Armut gäben ihm diesen charakteristischen Reiz. Ein reicher Künstler, der seine Coupons abschneide oder seine Güter bewirtschafte, sei ein Unding. Die Bewohner vom Genieland müßten erhaben sein über diese kleinlichen Dinge.

So gab sie sich Mühe, mitzulachen, in jeder peinlichen Lage das Komische herauszufinden, mit dem Gatten auf künftige ungeheure Summen zu rechnen für noch ungemalte großartige Bilder, und wenigstens im kleinen Stile ein Haus zu machen. Kollegen, rücksichtslose Bewunderer Makowskys, junge unreife Leute waren die ersten Gäste. Kitty stieß sich anfangs an ihren rüden Manieren, ihrer Sprache, dem ganzen fremdartigen, ihr unsympathischen Wesen. Der Unterschied zwischen dieser Gesellschaft und der in Vals war doch zu groß. Allmählich jedoch vergaß sie das alles über der Vergötterung, die sie mit Paul, dem Meister, trieben. Selbstverständlich war sie ja die Göttin in diesem Kultus.

Diese zersetzende Kritik an allem Bestehenden, diese Verhöhnung alles dessen, was ihr vor kurzem noch das Wichtigste schien, der ganzen Umgebung, in der sie aufgewachsen, des Reichtums, jedes Standesunterschiedes, der Religion, der Sitte, ja, selbst der legitimen Ehe, schmeichelte jetzt ihrem Ohre, und wenn es galt, auf den Trümmern von dem allen der freien Kunst einen Thron zu erbauen, von welchem aus diese die ganze Welt beherrschen sollte, als die höchste, einzig wertvolle Lebensbetätigung, half sie begeistert mit. Solchen Ekstasen folgte jedoch stets eine beängstigende Ernüchterung. Dann versagte ihr oft der Atem in dem überfüllten dunstigen Atelier. Sie klopfte an den von gesteifter und bemalter Leinwand geformten Wänden der Grotte und schauerte zusammen bei dem hohlen Klang, kratzte an der vergoldeten Lehne des Thrones, bis der Gipsstaub herunterrieselte. Der Rubin in der Kuppel des maurischen Kabinetts, der das märchenhafte Licht ausströmte, war gemeines Fensterglas. Der Gobelin war aus groben, von Makowsky übermalten Rupfen. Die massiven Schwerter, die Rüstungen und Schilder waren aus kunstvoll bronziertem Gips oder Pappe, die alten Meister Kopien.

Makowsky machte nicht den geringsten Hehl daraus. Echte derartige Kostbarkeiten kann der albernste Geldprotz sich verschaffen, aber aus dem Nichts, aus Lappen und Trödel das alles hervorzuzaubern, dazu gehört künstlerische Phantasie. Es gelang ihm jedoch nicht, sie völlig darüber zu beruhigen. Die vornehme Gediegenheit der Heimat wirkte noch zu sehr in ihr nach.

Paul arbeitete trotz seines scheinbaren Gleichmuts wie im Fieber; abgesehen von seiner persönlichen Genußsucht, litt sein Eigendünkel, sein Künstlerstolz entsetzlich, in solcher Blöße da zu stehen vor der verwöhnten Aristokration. Er wollte ihr ja im Gegenteil zeigen, daß all der reiche Besitz ihrer Familie, der Ruhm eines ehrwürdigen Namens ein Bettel sei gegen die Schätze, die in seinem Pinsel ruhten, gegen Künstlerruhm. Er wollte damit nicht täuschen, nicht lügen, er glaubte selbst daran mit leeren Taschen.

Kitty war in wenig Monden zum Weib erblüht, die infolge jugendlicher Abhärtung etwas zu strengen Formen hatten in jäher Leidenschaft die letzte Vollendung erhalten. Um den frischen, edelgeschwungen, nie ganz verschlossenen Mund, mit den etwas sinnlichen Lippen, legte sich jener geheimnisvolle Zug, von dem schwer zu erraten, ob er dem Schmerz oder der Wollust entstammt. Auf ihren Wangen verglomm eben der letzte Schimmer der gesunden Färbung, welche Landleben und Sport ihr verliehen hatte. In dem großen blauen Auge, aus dem einst das sinnliche Behagen eines Kindes blickte, flackerten jetzt unstete Lichter.

Makowsky trieb Götzendienst mit ihrer Schönheit, er konnte sich nicht satt sehen daran. Er bewunderte sie in unzähligen Beleuchtungen und Stellungen, drapierte und probierte, wie an einem Modell. Es war ein dumpfes, schweigendes Betrachten, das, so sehr es ihr auch schmeichelte, doch wieder etwas Verletzendes an sich hatte. Erst wenn er dann in plötzlich begeisterter Wallung nach dem Pinsel griff und die Sitzung begann, wich dieses schmerzliche Gefühl einem unendlich beseligenden, fast traumhaften. Oft saß sie ihm stundenlang, ohne daß ein Wort fiel. Nur dann und wann näherte er sich leise, wie um sie nicht zu wecken, verzog eine Falte des Gewandes, oder rückte sanft das Haupt, den Arm. Das waren die glücklichsten Zeiten. Irgend etwas Großes, Gewaltiges mußte daraus erstehen, ein Werk, das ihn über alles erheben, an das Ziel führen mußte. Davon war sie durchdrungen, wenn sie auch nicht begriff, wozu die verworrenen Skizzen dienen sollten, die immer wieder sie zum Gegenstand hatten, während eine große Leinwand, die er schon vor Wochen aufspannen ließ, immer noch gespenstisch weiß im Atelier stand.

Fragte sie ihn um seine Pläne, so gab er unbestimmte Antworten. Er müsse sich erst selbst wieder zu fassen beginnen, in Stimmung versetzen, er trachte nach etwas, das in ihr sich ihm offenbaren müsse. Darum durchwühle er förmlich ihr ganzes Wesen. Oder er wies sie gereizt ab, sie solle ihn nicht stören, sie begreife seinen Zustand doch nicht – dieses qualvolle Ringen! Das kränkte sie dann am meisten, dieses Ausgeschlossenwerden aus seinem Ideenkreis, und die Ahnung stieg in ihr auf, der reinen Äußerlichkeit des Kultus, den er mit ihr trieb. Wenn er sie am Ende grade so malte, so studierte, wie alle jene verachteten Mädchen, die ihn zu seinen Nymphen, Genien und Heldinnen um Lohn gesessen, nur als Sache, als Form? Wenn er die Geliebte darüber vergäße? Wenn nicht die Begeisterung, die Liebe den Pinsel führte, sondern nur das Interesse des Künstlers? Ein kalter Schauer durchrieselte sie bei diesem Gedanken.

Eines Tages kam Arabella grade zu ungelegener Zeit. Ein Bild, welches Makowsky an eine Ausstellung gesandt, kam unverkauft zurück, zugleich meldeten sich dringende Forderungen.

Paul war aufs höchste erregt und wie immer in diesen Fällen nicht sehr rücksichtsvoll. Er machte zum erstenmal die Bemerkung, Kitty habe das Unglück in das Haus gebracht.

Kitty brach in Tränen aus, Makowsky tobte, sich selbst und seine Äußerung verfluchend, im Zimmer umher. Seine Nerven seien so überreizt, das müsse sie begreifen lernen. Dann stürzte er ihr zu Füßen, bat um Verzeihung und endete mit einer glühenden Liebeserklärung.

In diesem Augenblick wurde Arabella vom Dienstmädchen gemeldet. Kitty ließ sie ins Atelier führen, um sich zu sammeln. Sie kam wohl als Spionin, vom Vater gesandt. Natürlich, die Kunstreiterin war ihm gut genug, ihr Gatte nicht. Dieser Gedanke empörte sie von neuem gegen den Vater. Oder hatte sie am Ende von ihrer mißlichen Lage erfahren und kam sie aus Mitleid? Das war noch schöner!

Sie empfing dieselbe mit einer herablassenden Freundlichkeit. Doch die von Herzen kommende Innigkeit, mit welcher Arabella ihr entgegenkam, allen häßlichen Verdacht zerstreuend, ihre naive Bewunderung des kostbaren Ateliers stimmte Kitty rasch versöhnlicher. Im Grunde genommen hatte sie ja eine unbändige Freude über den Besuch und tausend Fragen schwebten auf ihren Lippen. Gierig atmete sie das ihr so wohlbekannte Parfüm à la Jokei ein, dessen Duft jetzt das Atelier füllte und gewaltsam verdrängte Bilder heraufbeschwor.

Sie erfuhr zu ihrer Genugtuung, daß Arabella mit Vals in keinerlei Beziehung stehe, daß sie sich darüber aber gar keine Sorge mache, sondern glücklich und zufrieden mit ihrem Georg in Sittenfeld lebe. Dann folgte eine breite behagliche Schilderung ihres Lebens, welche Kitty lebhaft erregte und zu trüben Vergleichen veranlaßte. Von Jagden und Ritten, aber auch von ihren Bestrebungen als Gutsherrin, von dem neuen Bergwerksprojekt Franz von Prechtings, für das sie sich, bisher leider ohne Erfolg, lebhaft interessiere. Das alte, genußfrohe, frische Leben, das sie einst in so vollen Zügen genossen, lag wieder voll Sonnenschein vor Kitty, ja, Arabella schien es sogar zu verstehen, dasselbe mit ernsten Bestrebungen harmonisch zu verbinden. Sie sprach ja wie ein Bergmann. Franz war wohl ihr Lehrmeister, er half ihr wohl zu dem Paradiese, das sie einst zusammen geträumt. Es war kein Neid, der in ihr aufstieg, aber bitteres Weh – Heimweh! Doch dazu war jetzt keine Zeit, jetzt war es an ihr, das Glück zu schildern! Das war allerdings schwieriger Arabella gegenüber, die davon wenig verstand. Sie zeigte ihr vor allem die gefälschten Sehenswürdigkeiten: das maurische Zimmer, die Grotte. Aber Arabella prüfte sofort alles auf ihre Echtheit und erklärte dann unumwunden, das sei ihr Geschmack nicht. Sie müsse ersticken in dieser atemnehmenden Fülle. Dann griff Sie nach den unzähligen Skizzen und Bildern in welchen Paul sie verewigt. Daraus mußte sie doch sehen, wie er sie anbetete.

Arabella bemerkte nur, daß dieses ewige Sitzen und Sichabguckenlassen ihr Tod wäre. Dann kamen die entsetzlichen Fragen, warum Sie kein Reitpferd halte, wie sie den Sport denn gänzlich entbehren könne, nach ihrer Wohnung, ihrer Gesellschaft.

Kitty war glücklich, als sie, ermüdet, angeekelt von all den Lügen, all dem Heucheln, wieder allein war. So lange sie in diesen Verhältnissen lebte, war eine Anknüpfung an die Vergangenheit, nach der sie sich im geheimen sehnte, eine Unmöglichkeit, die Quelle unzähliger Verlegenheiten, Erniedrigungen. Diese wird sich ihr aber immer wieder aufdrängen. Arabella wollte wiederkommen. Sie hatte sogar um die Erlaubnis gebeten, Georg mitzubringen. Franz wird kommen – der Vater über kurz oder lang eine Anknüpfung suchen, dann muß die Lüge ihrer Existenz offenkundig sein, wenn nicht bis dahin etwas geschehen. Es war die Pflicht ihres Gatten, sie davor zu bewahren.

Es kam zu erregten Auftritten. Die ersten gegenseitigen Vorwürfe wurden laut. Er: Du wirst nie begreifen, was künstlerisch schaffen heißt! Du hemmst durch die kleinlichen Sorgen den Flug meiner Phantasie! Du bist und bleibst eben Kitty!

Sie: Du darfst mich nicht dem Gespötte der Leute preisgeben! Du darfst nicht dulden, daß meine Familie recht behält, wenn sie unsere Ehe verurteilt! – Dann wieder, selbst erschreckt von der innersten Kälte ihrer Vorwürfe: Du bist ein großer Maler, allen über, wenn du nur willst. Wenn du dich nur aufraffst zur Arbeit, dich nicht ganz verlierst in Träumen.

Unzähligemal nahm er einen verzweifelten Anlauf. Doch was er heute entwarf, löschte er morgen wieder aus. Es war ein entsetzliches Ringen, und was das schlimmste war, die Idee setzte sich in ihm fest, daß mit Kitty sein guter Genius gewichen. Er war zu sehr in Bann der Sinne geraten. So erklärte er sich's. Das Unbewußte verschloß ihm seine Tore. Daran war die gröbere Atmosphäre seines Weibes schuld, die ihn völlig umschloß. Er behalf sich mit dem Verkaufe kleiner Skizzen, deren Herstellung ihn noch mehr von einer großen Idee ablenkte. Selbst seine Bewunderer machten bedenkliche Mienen zu diesem völligen Versiegen seiner Produktivität.

Da kam es plötzlich über ihn, wie immer aus seiner Stimmung heraus: eine weite phantastische Landschaft mit fremdartigen Wäldern, Wiesen mit leuchtenden Blumen, von Silberflüssen durchzogen, auf welchen eine Herde Schweine weidet. Die Sonne geht unter – alles in Purpur und Violett getaucht. Er selbst sieht von einer öden, mit Dornen und Gestrüpp bewachsenen Höhe hinab auf das verklärte Land, auf einen Stab gestützt, in zerfetztem Gewande, ein Bündel auf dem Rücken. Ein Weib sitzt neben ihm, abgewandt, zusammengekauert, das Antlitz mit den Händen bedeckend, eine Jammergestalt. Die Glut der untergehenden Sonne überströmt das Paar – »Das verlorene Paradies« modern gedacht.

Er schreckte anfangs zurück vor dem Leitmotiv, das er sich selbst nicht leugnen konnte. Das verklärte Land, aus dem er vertrieben, war seine sorglose Vergangenheit, die freie, von keiner Sorge des Lebens geknebelte Phantasie. Das weinende Weib an seiner Seite – Kitty. Das Gewand der Armut, in das sie gekleidet war, das Symbol der angstvollen Zukunftsträume, die Kitty heraufbeschwor, das Bündel am Rücken, das harte Los der Arbeit um das Brot, dem er entgegen ging, verbannt aus der schönen Traumwelt. Der Gedankengang empörte ihn selbst. Das alles war ja nicht der Fall, alles fixe Idee, daß Kitty ihn daraus vertrieb, die drohende Armut. Aber warum sollte er diese sonderbare Idee nicht dankbar benutzen? Es war ja immer so, daß ein an sich bedeutungsloser Anblick, ein geringfügiges Ereignis die größten Entwürfe in ihm weckte. Daß er aus dem geliebten Lande nicht vertrieben, bewies ja zur Genüge eben diese Idee. Die Leinwand war zu klein. Die Landschaft sollte durch ihre Unermeßlichkeit wirken, in das Endlose sich vertiefen, die Figuren im Vordergrund in halber Lebensgröße sich zeigen – ein Monumentalwerk sollte erstehen, eine Licht- und Luftstudie in riesigen Verhältnissen.

Er schloß sich ein, auch Kitty durfte das Atelier einige Tage nicht betreten, bis wenigstens der rohe Entwurf fertig gestellt war. Sie wagte keinen Widerspruch und wartete mit klopfendem Herzen. Sein völlig verändertes Wesen ließ sie das Beste hoffen. Das Auge hatte wieder den früheren tiefen Blick, den sie so lange vermißt, sein ganzes Wesen atmete Milde, Zufriedenheit.

Als sie endlich vor die riesige Kohlenzeichnung trat, fand sie sich nicht zurecht, und doch wirkte die weite Landschaft, von welligen in endlose Ferne verschwimmenden Linien begrenzt, großartig auf sie. Die Gestalten im Vordergrunde waren bereits massiver gearbeitet. Der sehnsüchtige Gram des Mannes war jetzt schon in der ganzen Bewegung meisterhaft ausgedrückt, ohne daß man sein Gesicht sah. Doch Kittys Blick blieb an der weinenden Frau haften. Sie saß der Landschaft abgewandt auf dem rauhen Pfad, in ihren Schmerz versunken.

Kitty hatte ein banges Gefühl. »Was soll das?« fragte sie.

»Doch sehr einfach,« erwiderte er verlegen. »Zwei Scheidende, zwei arme Teufel, welche den letzten Blick werfen auf die verlassene Heimat.«

»Zwei Verbannte, nicht wahr?«

»Auch das, wenn du willst. Ich nenne es: ›Das verlorene Paradies.‹«

Kitty zuckte zusammen, blitzartig entstand in ihr ein längst verwischtes Bild: Schwarzacker – in der mystisch beleuchteten Höhle – Franz! Dort träumte sie von einem Paradiese. Aus dem uns niemand vertreiben soll. – Es ist uns ja für immer verschlossen, das Paradies. – Franz, mit einem Worte sprengst du seine Fesseln. Sie hörte deutlich seine Stimme, ihre Erwiderung: Verloren! Und jetzt stand sie wieder vor einem verlorenen Paradiese, verloren, ehe es gewonnen war, wie damals. Und wieder sollte sie daran schuld sein? Blitzartig leuchtete in ihr der Sinn des Bildes auf – der Last auf der Schulter des gebeugten Mannes.

»Paul, wirf sie ab, die Last, und kehre zurück! Das mutlose Weib soll dir nicht im Wege stehen!«

Das brach so plötzlich aus ihr heraus, es lag ein so elementarer Schmerz in dem tränenlosen Tone, daß Makowsky sie stürmisch an sich zog und mit glühender Beteurung seiner Liebe überhäufte. Er war ja in seinem Innersten entzückt von dem tiefen Eindruck, welchen das kaum angedeutete Bild auf Kitty machte.

Neu gestärkt ging sie aus seiner Umarmung hervor, voll Vertrauen auf die Zukunft, die von neuem verheißungsvoll, farbenprächtig vor ihr lag.

Paul fühlte jetzt das höchste Können, seine Stunde war gekommen.

Kitty wagte keinen lauten Atemzug in ihrem dämmerigen Winkel, wohin sie sich zurückgezogen. Der Genius hatte sich herabgesenkt, sie fühlte einen süßen Schauer, das Fächeln seiner Schwingen.

Eine Woche darauf, das Bild war kaum untermalt, fand große Tafel statt im Atelier Makowskys. Kitty konnte die Ruhmesernte nicht erwarten, man sollte jetzt schon in der ganzen Stadt von dem großen Ereignisse sprechen. Außer den rückhaltlosen Bewunderern waren noch einige Herren der Presse geladen. Das Essen nebst Bedienung besorgte ein benachbarter Gasthof. Sie war jetzt imstande, alle diese ihr völlig ungewohnten, dürftigen Arrangements von der humoristischen genialen Seite aufzufassen. Das nächste Essen, das sie gab, sollte schon anders ausfallen, auch in bezug auf die Gäste. Die erste Gesellschaft wird sich dazu drängen, es wird zum guten Ton gehören im Hause Makowsky zu verkehren, und dann konnte man ja auch die alten Gewohnheiten wieder aufnehmen – Reitpferd, Equipagen. – Auch der Vater wird dann sein Unrecht einsehen! Kurz, die Zukunft lag in so rosigem Licht, daß man diesen Scherz schon noch mit in den Kauf nehmen konnte. Die enthusiastische Anerkennung, welche der Entwurf fand, entschädigte sie reichlich für all die kleinen Peinlichkeiten enger Verhältnisse.

Die gemalten und kaschierten Lügen des Ateliers verliehen trotz alledem dem Ganzen den Schein künstlerischer Vornehmheit und Kitty spielte mitten darin, strahlend vor Glück, auf entzückende Weise die Wirtin. Keiner der Gesellschaft dachte wohl daran, daß dieses blühende schöne Weib und diese in bittern Gram sich verzehrende Jammergestalt dort auf der Leinwand sehr nahe Verwandte waren. Der Gedanke Adam und Eva als ein modernes Menschenpaar wiederzugeben, die Legende in die Gegenwart zu versetzen, begeisterte allgemein. Das war ein kräftig geführter Schlag gegen die verhaßte, konventionelle Tradition. Man freute sich schon im voraus über die Entrüstung der Alten, das Zetergeschrei der Frommen. In dem bemitleidenswerten Verbannten erblickte man den unter der Last veralteter akademischer Gesetze, unter dem Zunftzwang sich beugenden Künstler, der im Schweiße seines Angesichtes sein Brot zu verdienen verurteilt ist; unerreichbar unter ihm lag das fruchtbare Land freier Kunstentwicklung. Freilich die Deutung des weinenden Weibes war schwieriger.

Kitty lauschte gespannt darauf, doch man kam auf alles eher als auf die ursprünglich leitende Idee Makowskys. Dieser wehrte sich überhaupt gegen jede hineingedeutete Symbolik. Die Vertreibung aus dem Paradiese, weiter soll das Bild nichts vorstellen. Es erhoben sich lebhafte Debatten über die Landschaft. Die einen rieten zur realistischen Darstellung übereinstimmend mit den Figuren, eine echte deutsche Landschaft, die andern zu einer völlig idealen, phantastischen! Gerade durch solche gewagte Ungebundenheit werde der Widerspruch der Gegner, die Verblüffung des Publikums am vollkommensten erreicht. Champagner erhöhte die Begeisterung.

Ein gewisser Steiner, ein herkulisch gebauter Mann, mit einem dichten blonden Haarwald, sprang vor die Leinwand und markierte mit dem Kohlestift, wie ein Feldherr auf dem Plan, seine Idee.

Sonnenaufgang! Intensives, goldenes Licht, in dem die Landschaft in violettem Tone erscheinen muß. Auf den Wiesen wandelnde Paare, reigenschlingende Mädchen, in leuchtenden Gewändern. Auf den Flüssen und Seen buntes Geflügel, kein Wald, nur sanft wellige Höhen, ins Unendliche zerfließend.

Ein anderer nahm seinen Platz ein.

Sonnenuntergang! Dämmerung! Alles in tiefblauen Tönen verschwimmend. Heilige Feuer glimmen auf Opferaltären.

Ein wütender Kolorist entwarf eine Farbenorgie. Ein Bildhauer stellte einen barock stilisierten Erzengel mit gezücktem Schwerte, inmitten der Landschaft, als Lichterscheinung gedacht. Kurz, jeder schuf sich sein eigenes Formen- und Farbenparadies, ohne sich um die zwei Jammergestalten im Vordergrunde zu kümmern; nur Kitty beschäftigte sich ausschließlich mit ihnen. – Sie wollte die beiden Gestalten in irgend einer Verbindung haben. Das innige Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit, auch im Elend, sollte ausgedrückt sein.

Diese Absonderung des Weibes erschien ihr unnatürlich. Sie gehörte an die Seite des unglücklichen Gatten. Mit einem lieben Blick, einem innigen Worte kann sie ihm das ganze Paradies vergessen machen, so daß er getrost weiterzieht, in das Land der Mühsale, wie einst Adam an der Seite Evas.

Makowsky, welcher bisher in schweigender Größe, nur dann und wann selbstbewußt lächelnd, den Streit um das Bild mit angehört, widersprach dieser Ansicht Kittys energisch.

Die qualvolle Betrachtung des auf immer Verlorenen dürfe durch kein weiteres Empfinden gestört werden, In diesem Augenblick fühlt das Weib, das heißt Eva, setzte er ausdrücklich hinzu, die Schwere seiner Schuld, daß jedes Wort, jede Berührung nur den Grimm anfachen müsse seines Begleiters, dessen Verderben sie heraufbeschworen. Sie wagt es nicht mehr, einen Blick zurückzuwerfen auf das verscherzte Eden, darum sondert sie sich ab. Die Größe der Schuld drückt sie zu Boden.

Kitty verstummte. Sie stand auf und machte sich im Atelier zu schaffen; als Makowsky ihr folgte, sah er sie in Tränen. Vergebens erklärte er ihr, während der Lärm am Tische immer mehr anschwoll, daß ja jede persönliche Beziehung fehle, seiner Anschauung eine objektive sei, daß, auch gesetzt den Fall, diese Idee habe sich aus einer augenblicklichen bedrückten Stimmung entwickelt, diese längst wieder einer freudigen, hellen gewichen sei.

Eine böse Ahnung fiel sie an mit Geierkrallen.

Da trat ein Diener ein mit einer Karte.

Das Herz stand ihr still – Franz von Prechting!

Sie hatte ihn nicht mehr gesehen seit jenem verhängnisvollen Abend. Eine Flut von Erinnerungen stürzte über sie.

Makowsky entging nicht ihre hochgradige Erregung.

»Was will denn der Mensch von uns?« sagte er ärgerlich. »Die Clique hat wohl schon gehört von meinem Bilde und will sich nun heranmachen! Da soll sie aber was erleben!«

Diese größenwahnsinnige Bemerkung öffnete Kitty vollends die Augen.

»Das ist doch nicht wohl möglich,« erwiderte sie mit einem spöttischen Lächeln. »Außerdem verlasse dich darauf, mein Vetter ist nicht zudringlich.«

Sie befahl dem Diener, den Besuch nebenan in das maurische Gemach zu führen.

»Warum führst du ihn nicht hier herein? Er kommt ja gerade recht! Oder ist vielleicht die Gesellschaft nicht gut genug für den Herrn Baron?«

»Paul, keine Bitterkeit! Nur jetzt nicht. Er kommt im Auftrage des Vaters, er bringt Versöhnung, Frieden Paul, für dich, für mich!«

»Für mich? Frieden? Was heißt das?«

»Das heißt, daß du wieder frei schaffen kannst, ohne Sorge, ohne Hast.«

»Und das sagst du mir jetzt, in diesem Augenblick, daß ich deinen reichen Vetter dazu brauche? Vor diesem Bilde? – Ja, da könnte man freilich alle Zuversicht verlieren – da – da –«

Er war außer sich. Die Gäste wurden aufmerksam.

»So meinte ich es ja nicht, Paul,« flehte Kitty verzweifelt, »aber er ist ja doch mein Vater!«

»Gut, gehe nur! Geh'! Bettle, flehe um Verzeihung, um Unterstützung. – Mein Gott, ich hätte es ja wissen können! – Aber ich nicht! Ich nicht! Geh'! Geh' doch!«

Die Kollegen versuchten den Aufgeregten zu beruhigen. Kitty hätte in den Boden versinken mögen vor Scham, unendlich weh' war ihr um das Herz. Sie mußte Atem holen, sich fassen, bevor sie die Portiere hob vor dem Kabinett.

Paul beruhigte sich noch immer nicht.

»O ich sage euch, Kinder, nicht verstanden werden! Immer wieder herabgezogen werden in die gemeine Alltäglichkeit! Das ist das Entsetzlichste für unsereinen – die Hölle!«

Kitty empfand jedes Wort wie einen Dolchstich. Mit einem raschen Griff hob sie die Portiere.

Franz stand vor ihr! Seine mächtige Gestalt schien ihr den ganzen engen Raum zu füllen. Er reichte ihr schweigend die Hand.

Sie ergriff sie und brach in lautes Schluchzen aus. Der Lärm außen übertönte es.

»Ich störe wohl? Du hast Gäste,« begann Franz, verwirrt durch den unerwarteten Empfang.

Kitty faßte sich rasch.

»Allerdings! Wir feiern ein kleines Fest!« erwiderte sie. »Paul hat ein neues Bild begonnen, ein Meisterwerk! – Wie ich nur weinen kann, aber es übermannt mich so. Die Erinnerung an den Vater – an die Heimat – – Du wirst das begreifen.«

»Gewiß, Kitty, voll und ganz! Ich komme ja im Auftrage des Vaters und deine Tränen machen seine Erledigung leichter als ich gedacht. Du sollst nach Vals kommen – er will dir alles verzeihen, wenn du kommst, dein Unrecht einsiehst –«

Diese letzten Worte reizten Kitty und weckten von neuem ihren Trotz.

»Sieht er das seine ein? Daß er mich Georg geopfert hätte, wenn nicht Arabella dazwischen getreten wäre?«

»Er sah es ein, leider zu spät.«

»Nur um mir eine neue Demütigung zu bereiten.«

»Eine neue Demütigung?«

»Indem er meine Hand einem andern bot – dir, Franz! Du zwangst mich zur Flucht an jenem Abend. – Ich dachte nicht daran.«

»Ich? An jenem Abend?«

»Ich erwartete Georg, der Depesche nach, die ich las. Der Vater wird ihn noch zur rechten Zeit beredet haben, Arabella aufzugeben, zu mir zurückzukehren, dachte ich. – Ich wollte nicht vor ihm fliehen, ich war zum äußersten Widerstand bereit, da sah ich dich den Wagen verlassen – du gingst nur wenige Schritte an mir vorüber vor – dir floh ich.«

»Das ist unmöglich! Du konntest nicht glauben, daß ich mich dir als Gatten aufdrängen werde.«

»Das nicht – ich meine das nicht –« entgegnete Kitty verwirrt, »aber ich fürchtete mich – ich wollte dich nicht kränken – Was war mir Georg? Aber du – du – Franz –«

Lautes Gelächter, Gläserklang, Hochrufe, ertönten von außen. Beide waren dankbar für diese Unterbrechung.

»Ich werde mit Paul darüber sprechen,« sagte Kitty. »Er ist so fürchterlich empfindlich, gerade jetzt, nach diesem Erfolg.«

»Erfolg?« fragte erstaunt Franz. »Du sagtest ja eben, er habe das Bild erst angefangen.«

»Ja allerdings, aber du hörst doch, wie er gefeiert wird. – Zweifelst du denn daran?«

»Das nicht, aber von einem Erfolg, einer Arbeit kann man doch erst sprechen, nachdem dieselbe vollendet ist.«

»Ach, du verstehst die Künstler nicht. Da ist alles so ganz anders. Ich bitte dich nur um eines, sprich darüber nicht mit Paul, er würde dich nicht verstehen.«

»Jedenfalls wird er als Ehrenmann nichts sehnlicher wünschen, als die Aussöhnung mit deinem schwer gekränkten Vater, dir zuliebe, ganz abgesehen von eurer wirtschaftlichen Sicherstellung,« bemerkte Franz.

Kitty klammerte sich an diese letzten Worte. Das war wieder der Ton, aus der kalt berechnenden begeisterungslosen Welt, die sie verlassen. Sie fühlte sich in diesem Augenblick erhaben über diesen Mann.

»Du irrst dich, Franz,« sagte sie mit sichtlicher Genugtuung. »Derlei Dinge wirken nicht bei uns Künstlern, die überlassen wir den Vornehmen, den Aristokraten. – Außerdem ist mein Mann hinreichend durch seine Kunst sicher gestellt und bedarf dazu keines Schwiegervaters gerade jetzt nicht. – Ich warne dich, Franz, du würdest alles verderben.«

»Beruhige dich, Kitty,« entgegnete dieser gelassen. »Ich werde den Stolz deines Gatten nicht verletzen, aber du wenigstens sei offen gegen mich, wie du es immer warst. Wer dich – kennt wie ich, läßt sich nicht täuschen. Es ist nicht alles wie du sagst! Dein bester Freund steht vor dir. – Komm zu uns, du wirst mit offenen Armen empfangen, ohne Vorwurf. Du bettelst ja nicht, du trittst nur in dem Recht ein, als die Erbin von Vals. Auch für deinen Gatten werden die veränderten Verhältnisse heilsam sein. Die kräftige Luft, die herrliche Natur, die Ruhe. – Er wird neue Wurzel fassen, neue Kraft saugen aus dem treuen Boden von Vals. Wir bringen dem Stolz oft zu große Opfer, die wir bitter bereuen müssen. Glaube mir, ich spreche aus Erfahrung.«

Diese letzte Anspielung brach vollends ihren Trotz. »Ich komme, Franz!« sagte sie, ihm die Hand reichend. Eine augenblickliche Stille trat ein, durchzittert von gemeinsamer Erregung.

In diesem Augenblick trat Makowsky ein.

Er sah die Hände der beiden noch ineinander ruhen. Seinen scharfen Augen entging nicht die innige Beziehung zwischen beiden.

Er hatte eingesehen, daß er Kitty wehe getan. Die verdoppelte Schmeichelei seiner Gäste, welche sich die Laune nicht verderben lassen wollten, hatte ihn versöhnlich gestimmt, bei diesem Anblick jedoch schwankte sein guter Vorsatz. Die derbe Erscheinung Franzens wirkte außerdem unsympathisch auf ihn.

»So weit schon?« sagte er in spöttischem Tone, »das geht ja sehr rasch! Und welchem Umstand hat wohl meine Frau diesen auffallenden Umschwung zu danken? – Ihrer Vermittlung wohl, Herr Baron? Zwar sehr liebenswürdig, aber da es sich doch nicht allein um Kitty handeln dürfte, möchte ich doch auch ein Wort mitsprechen.«

»Das sollen Sie, Herr Makowsky, und zwar das entscheidende – das allem Unfrieden ein für allemal ein Ende machen soll. – Sprechen Sie es aus, ohne alle Bedenken und Verhandlungen. – Sie stehen, wie ich höre, vor einem großen Werke –«

»Und der Herr Graf fürchtet wohl die Blamage, wenn es an die Öffentlichkeit kommt – mein Name in aller Leute Mund – mich behandelt zu haben wie einen frechen Eindringling in seine hohe Familie, er will noch zur rechten Zeit den Gnädigen spielen, ehe es zu spät sein dürfte –«

Franz stieg die Zornesröte in das Gesicht, über diese wahnwitzige Anmaßung. Ein Blick auf Kitty mußte ihm erst seine Ruhe wiedergeben. Er war ja mit dem festen Vorsatze gekommen, der Eigenart dieses Mannes Rechnung zu tragen, die alten Fehler zu vermeiden.

»Sie irren vollständig, mein Herr,« erwiderte er gelassen, jeden Anflug von Spott vermeidend. »Der Graf hat keine Ahnung von Ihrem Bilde, ebensowenig als ich sie hatte. Das Ereignis dürfte nur in Ihren intimsten Kreisen bekannt sein.«

»Entschuldigen Sie, es erscheinen bereits in allen Blättern Artikel darüber. Aber allerdings, Sie mögen recht haben, derartige Dinge liest man nicht auf Schloß Vals, man hat dort Wichtigeres zu tun.«

»Augenblicklich schon!«

»Das kann ich mir denken. Reiten – Jagen – Aber Sie werden es begreiflich finden –«

»Nicht ganz erraten, Herr Makowsky. Wir stehen vor einer Verbindung der beiden benachbarten Gruben Schwarzacker und Sittenfeld. Ein Unternehmen von weitragendster Bedeutung für die ganze Landschaft, für Hunderte von Existenzen. An dem Tage des Durchschlages soll ein Fest gefeiert werden, bei welchem vor allen die Erbin von Schwarzacker nicht fehlen soll. Das ist die äußere Veranlassung. Die innere brauchen Sie wohl nicht lange zu suchen. Graf Seefeld ist in hohen Jahren, Kitty sein einziges Kind, das er über alles liebt. Das Maß der Sehnsucht ist voll. Er bietet Ihnen die Hand zur Versöhnung, und sendet als Vermittler seinen und Ihrer Gattin treuesten Freund, der auch der Ihre sein wird, wenn Sie ihn als solchen annehmen wollen. – Sie sind Künstler, ich bin Arbeiter. Wir scheinen uns beide fremdartig, Bürger verschiedener Welten, lernen wir uns erst kennen, es wird lange nicht so weit fehlen, als es jetzt den Anschein hat. Wollen Sie? Darf ich Sie Vetter nennen?

Franz reichte dem Maler die Hand.

Er schlug mit einem Feuer ein, welches Kitty glückselig aufjubeln ließ.

Die männliche Klarheit, welche aus diesen Augen strahlte, die rückhaltlose Wahrheit seiner Worte wirkten mächtig auf Makowsky. Mit seiner aufgeriebenen Nervenkraft fühlte er sich jetzt hingezogen zu dem starken Manne. Er schämte sich der Tränen, die ihn, wie bei jeder leisesten seelischen Erregung, auch jetzt in die Augen traten.

»Und jetzt lasse mich dein neues Werk sehen! Ich bin vielleicht gar nicht so unverständig, wie du glaubst.« Kitty küßte stürmisch ihren Gatten.

Jetzt war wieder alles Licht, Sonnenschein. – Der Vater! – Franz! – Die Heimat! – Das Meisterwerk auf der Staffelei!

Die Herren hatten unterdes dem Champagner scharf zugesetzt. Ein hitziger Kunststreit unter ihnen selbst im besten Gange. Dröhnender Stimmenlärm erfüllte das Atelier, um die Madonna in der Nische zog der bläuliche Qualm der Zigaretten.

Kitty schämte sich vor Franz, diese Menschen kamen ihr jetzt so entsetzlich gewöhnlich vor in ihrem ganzen Gebaren. Und die unordentliche Tafel mit dem geliehenen Tischzeug, der Zigarrenasche auf den Tellern – mit einem Blick mußte er ja ihre ganze Lage erkennen, die Hohlheit dieser ganzen prächtigen Umgebung. Doch Franz schien das alles nicht zu bemerken, er trat mit Makowsky vor das Bild. Die Größe beunruhigte ihn, Welche Verwendung sollte diese Riesenleinwand finden? Doch wagte er keine Frage. Er war ja nicht einmal imstande, sich auf dem Bilde zurecht zu finden, dessen Verständlichkeit durch verschiedene Korrekturen der Gäste grade nicht gewonnen hatte.

»Jetzt erkläre mir einmal, was das alles vorstellen soll, lieber Vetter! Wenn du einmal nach Schwarzacker kommst, werde ich mich revanchieren,« sagte er unverhohlen.

»Sehr einfach der Gedanke,« erwiderte Makowsky, »hier Adam, hier Eva! Beide blicken zurück auf das verlorene Paradies.«

Die Blicke Kitty und Franz' begegneten sich. »Das verlorene Paradies,« sagte er mit sonderbarer Betonung.

»Ja, so soll es heißen,« meinte Makowsky.

»Dabei kann man sich viel denken, jeder hat ein anderes Paradies verloren,« bemerkte Franz.

»Nicht wahr, ein großer, dankbarer Vorwurf?«

»Das wohl, aber offen gesagt, diese ganze Legende vom verlorenen Paradies ist mir in der Seele zuwider.«

»Das ist neu! Warum denn?« fragte Makowsky.

»Es ist nicht wahr, daß unser Paradies im Schlaraffenland und die Arbeit eine Straße Gottes ist. Sie ist eine Wohltat, sie ist eine sittliche Notwendigkeit, die Bedingung des Glückes, des wahren Menschenparadieses. Ein großer Teil unserer Anschauungen über Arbeit, die so viel Unglück bringen in die Welt, so viel Unzufriedenheit, lege ich diesem orientalischen Märchen zur Last, das für uns so wenig paßt wie die verweichlichende, alle Kraft lösende Luft des Harems. Im Schweiße des Angesichts sollst du dein Brot verdienen. Jawohl, das soll er auch, der Mensch, und dieses Stück Brot schmeckt ihm bekanntlich besser als das im paradiesischen Überfluß verzehrte, raffinierteste Mahl.«

Franz hatte sich in Eifer gesprochen. Die Tischgesellschaft lachte laut auf über die paradox klingende Ansicht.

»Das ist auf uns gemünzt!« – »Paradiesischer Überfluß, ist sehr gut!« – »Er ist ja verrückt, ich kann schwören, daß ich nie besser bei Appetit bin, als wenn ich nichts arbeite!« – »Der Teufel hole den Schweiß, ich war nie ein Freund davon!« schwirrte es durcheinander.

Makowsky lächelte nur mitleidig. »Sie vergessen, daß eben der Gott, der diese Worte spricht, der größte Künstler war, noch ganz entflammt von seinem Meisterwerke, der Schöpfung! Glauben Sie etwa, sie sei ein qualvolles Produkt seiner Arbeit? Das hätte eine saubere Welt gegeben! Sie ist ein Produkt seiner Phantasie – in ihrer ganzen göttlichen Wollust erzeugt – und dieser Gott wollte auch seinem Liebling, dem Menschen, für immer diese selbstempfundene Wonne freien, fessellosen Empfindens, traumhaften Schaffens, seligen Schauens zukommen lassen – dazu schuf er das Paradies! Ein Künstlerheim! und als der Mensch sich gegen ihn empörte, dem Meister gleich sein wollte, da verstieß er ihn daraus und erdachte die Arbeit zum Fluch, die Qual um das Leben, die ihn an die Erde fesseln sollte gleich dem Tiere, den hohen Flug seines Geistes hemmen; an die Stelle der Nachempfindung göttlicher Schaffenswonne setzte er niedere tierische Verrichtung und Sorge – die Arbeit! Daß wir uns mit ihr versöhnt haben, als absolute Notwendigkeit, ändert daran nichts. Sie ist und bleibt der alte Fluch des Gottes, gerade für den, welcher den Paradiesmenschen noch nicht ganz ausgezogen – für den Künstler! Sobald er sich einmal emporschwingen will zu göttlicher Schaffenskraft, die aus geheimnisvollen Tiefen urplötzlich in ihm aufsteigt, hemmt die Arbeit seinen kühnen Flug, das trostlose Handwerk, an dem er sich die Schwingen blutig stößt. Er sucht ihre häßlichen Spuren zu verwischen, aber vergebens! Überall drängen sie sich hervor, sie entedeln die schönste Form, nehmen jeder Farbe ihre Glut. Und er häuft nur neue auf die alten. Immer gequälter wird das Werk, die Offenbarung flieht – der Fluch bleibt – die Arbeit im Schweiße des Angesichts!«

Ein stürmisches Bravo der Tafelrunde erscholl bei dem Schluß der Rede Makowskys. Er sprach auch mit hinreißender Wärme, von dem Gegenstand sichtlich erfaßt, selbst empfundener Schmerz sprach daraus. Er war bleich vor Erregung, ballte wiederholt die Faust gegen das »verlorene Paradies.« »O, Sie ahnen ja gar nicht, was für Bosheiten und Tücken hier schon wieder auf mich lauern, unzählige Schlingen und Fallen, unübersteigliche Gebirge, flach durstige Wüsten – dieser Kampf mit der Technik, mit dem Material, eben mit dem Fluch, dessen Größe Sie nicht begreifen, aus dem Sie einen Segen machen wollen.«

Der Wahnwitz leuchtete aus diesen Augen. Franz durchschaute die ganze Krankheit dieses Mannes, so fremd ihm sein Beruf auch war. »Ich begreife wohl alle diese Schwierigkeiten, aber ich meine nur, du mißest der Arbeit in deiner Kunst eine Schuld bei, deren Grund anderswo liegt. In der Unzulänglichkeit alles Menschlichen, in dem vergeblichen Unterfangen, die irdische Schranke der Kunst ins Unendliche zu verschieben. Gerade die Arbeit, das Handwerk, das du so verachtest, denke ich mir als gesunden Nährboden für den Künstler, auf den er immer wieder zurückkehren soll von seinem kühnen Fluge in das Unendliche, das einmal keine Heimat ist für uns Menschenkinder, in dem der Wahnsinn lauert, auf den, der diesen ganz verloren. Die Phantasie allein ist ein leerer Begriff, die Tat muß folgen, und mit der Tat: folgt auch der Kampf, die Arbeit. Die Phantasie muß sich der jeweiligen Kraft zur Tat, zur Arbeit anpassen, wenn sich etwas Rechtes gestalten soll im Leben, wie in der Kunst – alles gleich ...«

»Anpassen!« Makowsky lachte laut auf – »als ob man das könnte! Aber was red' ich denn! Du sprichst von der Grube Schwarzacker, von dem beabsichtigen Durchschlag, ich von meinem Bilde, da werden wir uns wohl nie einigen, lassen wir es! Ich werde das verdammte Ding da schon zwingen, keinen Schritt weiche ich eher. Ihr sollt einmal was erleben! Das soll ein Durchschlag werden, lieber Herr Vetter, der noch etwas mehr von sich reden machen wird als der deine!«

Makowsky stellte jetzt erst Franz seinen Gästen vor. Der Mokka wurde serviert. Die Unterhaltung wurde ruhiger geführt, die Anwesenheit des Fremden legte sichtlichen Zwang auf.

Kitty kam nicht zu Ende mit Fragen an Franz, alle Energie wurde in ihr lebendig, die alte Liebe erwachte zum Vater, zur Heimat. Die Wurzeln, welche sie damit verbanden, waren nicht abgerissen, nur schmerzlich verzerrt. Sie war also das geworden, was sie ihr zugedacht, eine tüchtige Gutsherrin. – Die Kunstreiterin! Wie war das nur möglich? Warum gelang es ihr nicht, was dieser gelungen, die Anpassung an völlig fremde Verhältnisse? Die Liebe allein konnte doch daran nicht schuld sein. Darin wenigstens war sie doch Arabella überlegen. Sollte die Kluft zwischen ihr und dem Maler eine größere, schwerer auszufüllende sein, als zwischen einem Baron Prechting und einer Reiterin! Arabella machte schon damals im Gasthof diese Andeutung. Sie war damals empört darüber. Aber es bestand ja gar keine Kluft zwischen ihr und Paul. Sie stimmte ja vollkommen überein mit ihm, eben lauschte sie begeistert seinen Worten über die Kunst. Wie nüchtern, verständig klang die Erwiderung Prechtings, jedes hohen Schwunges her, grade wie damals in Schwarzacker die Antwort auf ihre leidenschaftliche Hingabe – und doch fühlte sie die unerbittliche Wahrheit heraus, gegen die alles Sträuben, alle schönen Worte nichts halfen. Der Wahnsinn lauerte in den Regionen, in welchen ihr Gatte wandelt, das Land der Phantasie, das Paradies, nach dem er sich sehnte, kann nie eine Heimat werden.

Die Dämmerung schlich in alle Winkel. Sie blickte jetzt mit Grauen auf das Bild. Die weite Ebene zerfloß in das Unendliche, in ein Farbenchaos, die zwei Figuren im Vordergrunde wuchsen zu riesigen, gespenstischen Schatten.

Die Gäste entfernten sich, nachdem sie dem Bilde noch einmal, wie einem bereits vollendeten Meisterwerk ihre Bewunderung gezollt, riesige Preise bestimmt, einen phänomenalen Erfolg geweissagt.

Franz wollte heute noch den glücklichen Ausgang seiner Sendung melden. Dieselbe wurde allerdings im letzten Augenblick durch die Erklärung Pauls abgeschwächt, nicht eher nach Vals kommen zu können, bis sein verlorenes Paradies wenigstens dem Entwurf nach feststände, jede Ablenkung und seelische Erregung sei in diesem Stadium geradezu das Verderben des Ganzen. Übrigens liege seiner Frau nichts im Wege, früher nach Vals zu gehen, am Ende handle es sich doch mehr um sie als um ihn, und der Graf könne seinen Anblick gewiß leichter verschmerzen.

Kitty empfand das bitterste Weh über diesen Vorschlag, er ließ ihr keinen Zweifel mehr über ihre Stellung zu Paul. Er bedurfte ihrer nicht einmal in dieser wichtigen Zeit, ja, sie war ihm wohl nur eine Last, ein Hindernis, und die Gelegenheit, sie zu entfernen, kam ihm ganz gelegen. Jetzt galt es ihr Höchstes! – Entweder in Wirklichkeit das jammervolle Weib dort auf dem Bilde oder sein guter Genius. Sie wies den Vorschlag mit einer leidenschaftlichen Entrüstung zurück, daß Franz nichts zu entgegnen wagte in der Besorgnis, alles zu verderben.

Makowsky hoffte, in vierzehn Tagen bereit zu sein, solange war ja das Fest hinauszuschieben, wenn auch in Franz der Unmut gärte, ein so wichtiges Ereignis dem Eigensinn dieses Mannes unterworfen zu sehen, ein Umstand, der ihm wenig Hoffnung gab für die Zukunft Kittys. Es lag darin für ihn, den praktischen Arbeitsmenschen, einerseits eine großartige Überhebung, anderseits eine völlige Verkennung der Werte.

Kitty ließ ihn leichten Herzens ziehen. Die Freude, die sie eben noch empfunden über ihre bevorstehende Rückkehr nach Vals, zum Vater, war einem andern Gefühl gewichen. Es gab keine Brücke von dieser in jene Welt, die Anschauungen sind zu verschieden, jede Verbindung konnte nur eine äußerliche sein. Vor allem gehörte sie an die Seite ihres Gatten.

Makowsky war fest entschlossen, Vals nur im Vorgefühle seines sichern Sieges zu betreten. Die Unterredung mit Franz hinterließ eine lebhafte Beunruhigung in ihm, er konnte sich dem Wahren nicht verschließen, das in seinem Worte lag, und es verdroß ihn, daß der Laie, dessen Urteil er für nichts achtete, seine Schwäche durchschaute, eine überschäumende Phantasie, der die Kraft der Verwirklichung gebrach. Er mußte ihn widerlegen, ihn und alle, die so von ihm denken, denn aus sich heraus hatte der Junker das nicht geschöpft, er hatte es irgendwo aufgeschnappt. In der ganzen Stadt urteilt man wohl so über ihn! Da kam das Bild grade recht, um diesen Pöbel zu widerlegen. Es ergriff ihn ein drängendes Fieber, er konnte das Bild nicht verlassen, obwohl die Dunkelheit schon angebrochen war. Kitty mußte Licht machen, dann stieg er auf die Staffelei und legte große Flächen an. Kitty wagte kein störendes Wort. Sie blickte, in demselben Winkel gekauert, in welchem sie bei ihrem ersten Atelierbesuch so glücklich geträumt von seligen abendlichen Stunden mit ihm, auf den Schatten ihres Gatten, der in grotesken hastigen Bewegungen über die riesige Leinwand huschte wie ein Nachtgespenst.

Drei Wochen waren verflossen seit dem Besuche Prechtings, drei Wochen saß Kitty in dem Winkel und blickte auf die gewaltige Leinwand, die unter Makowskys unermüdlichem Pinsel den verschiedenartigsten Anblick bot. Eine giftige Farbenluft erfüllte den Raum, welche der riesigen, feuchten Fläche ausströmte. Ihre Augen schmerzten von dem ständigen scharfen Sehen, ihr Kopf von dem ständigen ängstlichen Bemühen, die Farbenrätsel zu lösen, welche Makowsky täglich neu erfand. Goldene Flüsse mit bunten Fabelwesen darauf, die sich durch violette, mit grellfarbigen Punkten besäte Waffen schlängeln, durch die Weiden des Paradieses. Abenteuerliche Lichtspiele eines ephemeren Gestirns, in den Lüften glitzernde Strahlenbomben. Aber trotzdem war sie glücklich wie noch nie. Er verlangte jetzt selbst ihre ständige Gegenwart, befragte sie um die Wirkung, um Ansicht und Rat, ja, er stellte ihr listige Fallen, um ihre Ehrlichkeit zu erproben. Er frohlockte, wenn sie seine Intention erriet, er verzweifelte, wenn sie fehlgriff. Und sie lernte mit der unendlichen Kraft der Liebe, die ihr jetzt erst vollends herangereift schien, wo ihr Traum sich erfüllte – seine Farbensprache zu verstehen, vom leisesten Stammeln bis zum brausenden Hymnus. Ja, sie war zuletzt selbst entzückt davon, fing an, sie für die einzig Wahre zu halten, und freute sich im Innern über die Kurzsichtigkeit der Kollegen die oft ratlos in sichtlicher Verlegenheit vor dem Bilde standen, wie damals Franz. Nur eines sorgte sie: er überarbeitete sich. Verderbliches Fieber wütete in seinem Körper; daß es auch sie bereits ergriffen, auch ihre Wangen bereits gebleicht, daran dachte sie ja nicht. Die Stunden der Verzagnis, völliger Entmutigung mehrten sich. Dann floh er förmlich von einer innern Angst getrieben zu ihr, wie um an einer frischen Quelle seine versengten Lippen zu fühlen.

Franz drängte, er durfte ja dem Grafen den wahren Sachverhalt nicht mitteilen. Der Vollendung eines Bildes halber hielt ihm dieser Mensch sein Kind vor! Das hätte er nimmer verziehen, ihm nicht und Kitty nicht. Franz mußte alle erdenklichen Ausflüchte und Listen ersinnen, das Fest zu verzögern, aber in die Länge ging es nicht mehr.

Kitty wagte es nicht, Paul davon Mitteilung zu machen. Sie sah jetzt selbst ein, daß eine Störung bei diesem Schaffen qualvoll sein müßte, so heilsam auch eine Erholungszeit in Vals gewesen wäre. Am Schluße der dritten Woche jedoch stand die Sache anders.

Paul war aufgezehrt von der Arbeit, seine Unsicherheit nahm bedenklich zu, er vernichtete oft in einer Minute die Arbeit von Tagen. Nichts befriedigte ihn mehr, alles erschien ihn matt und farblos. Die Tiefe der weiten Ebene wollte ihm nicht mehr gelingen, das Unbegrenzte, in der Ferne Zerfließende – dieser Baron Prechting sollte also recht behalten! – Seine Kraft der Darstellung stand in keinem Verhältnis zu seiner Phantasie! Dann war er ein armseliger Träumer. Was kümmerten sie sich darum, daß er titanenhaft rang mit dem alten Fluche der neidischen Götter,

Eines Abends – Kitty hatte sich den Nachmittag über an heftigen Kopfschmerz leidend auf ihr Zimmer zurückgezogen – holte er sie mit triumphierender Miene. Sie erschrak über sein Aussehen, er glich einem Irren. Wortlos führte er sie vor das Bild. Im ersten Augenblick fuhr sie entsetzt zurück. Sie kannte es kaum mehr. Ein wilder Brand loderte am Horizont des Paradieses, jede Kontur verzehrend. Seine Reflexe waren über das ganze Bild zerstreut, sie spielten auf dem Saume der Wälder, in den Seen und Flüssen, auf den Figuren der beiden Vertriebenen. Er hatte die ganze Luft ergriffen und schlug gleichsam aus dem Bilde selbst dem Beschauer glühend heiß in das Angesicht.

Makowsky deutete ihr entsetztes Staunen falsch. »Nun, was sagst du jetzt? Ist das Handwerk jetzt auch noch Herr über mich? Ist das Unterfangen immer noch vergeblich, die Schranken der Kunst in das Unendliche zu verschieben?« – Der volle Sieg leuchtete aus seinem bleichen Angesicht und noch etwas – der Wahnsinn, von dem Franz sprach.

Ein Gedanke erfüllte sie blitzartig: er muß fort nach Vals! – »Großartig! Gewaltig!« sagte sie dann und die Tränen höchster Begeisterung, wie er glaubte, liefen über ihre Wangen.

Makowsky lachte verschmitzt. »Kommst du denn nicht darauf? Es ist ja nur eine Kriegslist. Ich habe sie einfach verbrannt, die verhaßten Schranken, die ich nicht heben kann! Jetzt sollen sie nur suchen danach – die Tröpfe! O, das ist ja nur die Idee, das soll noch ganz anders kommen! Jetzt weiß ich einmal, was ich will!«

Kitty ergriff ein Schwindel, das ganze Farbenmeer vor ihr wogte durcheinander. Sie eilte davon und telegraphierte Franz: »Erwarte dich sicher mit Frühzug.«

Als sie morgen nach einer unruhigen Nacht erwachte, war Pauls Lager schon leer – sie wußte, wo er war – im Atelier. Sie kleidete sich rasch an. Wenn er die Arbeit von neuem begann, war alles verloren! Als sie die Stiege hinabeilte, kam ihr Franz entgegen. Er erschrak über ihr verstörtes Aussehen.

»Was ist geschehen, Kitty?« – Der Ton, in dem er fragte, die Erwartung in seinem Antlitz erzeugten eine grauenhafte Vorstellung in ihr.

»Noch nicht,« sagte sie in einem herzzerreißenden Tone, »aber er muß heute noch mit uns nach Vals – sofort! Du mußt ihn als einen Kranken betrachten. Wundere dich über nichts, widersprich nicht. Nur eine Lüge kann ihn retten.«

Als sie das Atelier betraten, saß Makowsky auf einer Sprosse seiner Leiter zusammengekauert wie ein Affe, halb angekleidet, ungekämmt und starrte auf das Bild. Er warf Franz einen gehässigen Blick zu und blieb ruhig sitzen. – »Ah, der Herr Vetter will wohl nachsehen, wie es mit der Anpassung steht?« begann er. »Du kannst dich freuen – schlecht – sehr schlecht! Du sieh dir mal den Unsinn an – mein Paradies!«

Kitty gab es einen Stich in das Herz. »Und gestern warst du so befriedigt,« wagte sie schüchtern zu sagen.

Da brauste er schon auf: »Gestern! – Gestern war ich eben überarbeitet, da hat man kein Urteil mehr! Aber wenn man wieder bei Vernunft ist, etwas ausgeruht, dann ist es zum Anspucken, der reinste Bilderbogen!«

»Du hast eine schlechte Nacht gehabt, bedenke das wohl. Du bist nicht ausgeruht. Du brauchst vor allem der Erholung.«

»O, ich verstehe! Ihr wollt mich weg haben, nach Vals. Natürlich, das Fest muß ja gefeiert werden, das ist ja viel wichtiger als alle Bilder der Welt – ein paar tausend Zentner Steinkohlen mehr alle Jahr! Außerdem kann man den Großmütigen spielen! Wer ist Makowsky? Ein Schmierer, ein Phantast, der es sich zur höchsten Ehre machen muß, in der hochgräflichen Familie feierlichst aufgenommen zu werden!«

»Du urteilst streng über uns!« bemerkte Franz gutmütig.

»Du hast reichlich Gelegenheit, hier Vergeltung zu üben.« Der Maler wies auf das Bild.

Franz trat vor. Der helle Wahnsinn sprach für ihn daraus, die höchste Unnatur. Es war gut, daß Kitty ihn gewarnt. Hier konnte nur eine List helfen. Der Mann mußte fort aus dieser vergifteten Luft.

»Nun leg' los! Ganz ungeniert! Ich sage dir im voraus, du hast recht!« sagte Makowsky, erregt auf und ab gehend.

»Aber das ist ja großartig gedacht. Du hast einfach jedes Urteil verloren! – Götterdämmerung!«

Makowsky stutzte, wie ein Lichtstrahl glitt es über seine kummervollen bleichen Züge.

Kitty mußte sich abwenden. Noch qualvoller als die Lüge Prechtings war ihr der Glaube des Gatten daran, er zerriß ihr das Herz.

»Wirklich Vetter Franz? – Du gabst mir ja die Erlaubnis, dich so zu nennen – ist das dein Ernst? Dein heiliger Ernst? Es wirkt wirklich groß auf dich? Nur jetzt keine Schmeichelei, Franz, die Wahrheit, die volle Wahrheit! Ich bin ganz irre an mir selbst!« – Sein Flehen klang so innig, bald voll seliger Hoffnung, bald voll qualvoller Angst, daß es Franz schwer ankam, seine Rolle durchzuführen. Vergebens blickte er auf Kitty. Sie brachte es nicht über das Herz den Betrug von neuem zu unterstützen. – Da glaubte er einen Ausweg gefunden zu haben: »Ich will dir was sagen,« begann er zu Makowsky. »Es wirkt einfach zu großartig. Wenn ich etwas vermisse, ist es einfach der schlichte Ernst, welcher der Natur immer eigen ist, den ich mir in einem paradiesischen Zustande derselben noch gesteigert denke. Sieh dir doch einmal wieder einen Sonnenaufgang an, draußen in der Natur. Das wird die beste Probe sein! Grade bei uns in Vals hast du ja die beste Gelegenheit. Weite, abwechslungsreiche Ebene – ich habe schon großartige Beleuchtungen beobachtet.«

»Du, Beleuchtungen beobachtet? Sonnenuntergänge?« Makowsky lachte hell auf, dann nahm er eine völlig veränderte Miene an. – »Das hast du nicht geschickt gemacht! Alles verdorben. – Wer sagt dir denn, daß der Natur ein schlichter Ernst eigen ist? Ein Dämon ist sie, der einem unter der Hand zerrinnt – ewig äfft und narrt. Ich will auch gar nicht mehr von ihr. – Vals! Das ginge mir grade noch ab! Ah! das möchtet ihr? ja? Jetzt verstehe ich erst! Deshalb bist du gekommen – und du, Kitty – du mit in ihrem Bunde? – Du?« – Bitterer Schmerz sprach aus den irren Worten, er sah sich verfolgt, verraten, umstellt.

Kitty vergaß alles, die Notwendigkeit der Abreise, seinen Zustand über den furchtbaren Verdacht, daß er sich von ihr verraten wähnte. – »Du sollt ja nicht nach Vals, wenn du nicht willst! Niemand soll dich zwingen. Du machst das Bild fertig und ich weiche keine Minute von dir.« – Kitty war bei diesen Worten einige Schritte auf ihn zugegangen. Er wich von ihr scheu zurück, mit einem stieren, ängstlichen Blick.

»Niemand denkt daran, dich zu zwingen,« bekräftigte Franz. »Wir meinen es ja gut mit dir.« – Dabei ging er auf Makowsky mit ausgestreckten Armen zu. Dieser hatte sich in die Nische mit der Madonna zurückgezogen. Sein Antlitz war kreideweiß, der Schweiß stand auf seiner Stirn, qualvolle Angst verzerrte die Züge.

Franz legte fest die Hand auf seine Schulter, er schauerte unter dieser Berührung zusammen. Plötzlich fuhr er sich mit der Hand über die feuchte Stirn. Der Ausdruck seines Antlitzes veränderte sich vollkommen, er lachte wie ein Kind. – »Sie brauchen mich ja gar nicht zu zwingen, ich gehe ja selbst, ich freue mich sogar darauf – nur heute nicht – heute nicht. Morgen aber – Sie können uns ja anmelden ...«

Kitty empfand stürmische Freude über diesen plötzlichen, unerwarteten Umschwung, es entging ihr darüber der hinterlistige Zug im Gesichte ihres Gatten.

»Jetzt aber würde ich Sie dringend bitten, mich allein zu lassen. Es gibt noch viel zu tun.«

Franz beobachtete ihn scharf. Das erregte ihn von neuem.

»Was glauben Sie denn? Soll ich die Arbeit von Wochen zugrunde gehen lassen? Das Bild muß feucht gehalten werden – doch das können Sie ja nicht verstehen. Gehen Sie, ich bitte Sie, gehen Sie! Wir kommen sicher, ganz sicher! Wenn Sie nicht gehen ...« Ein drohender, haßerfüllter Blick traf Franz.

Kitty fand das Verlangen vollständig gerechtfertigt und unterstützte es selbst. Widerstrebend gab Franz ihrem Drängen nach. Er hatte den Wahnsinn leuchten sehen aus den Augen Makowskys, seine Nachgiebigkeit war nur eine List des Narren, um den vermeintlichen Feind zu entfernen. Irgend eine Tollheit gärte in seinem Hirn. Trotzdem brachte er es nicht übers Herz, Kitty seine für ihn zweifellose Beobachtung mitzuteilen. Er riet ihr nur dringend, Makowsky keinen Augenblick zu verlassen, solche überreizten Nerven seien zu allem fähig. Außerdem gab er seine Adresse an, für den Fall sie ihn benötigte, er werde die Stadt in keinem Falle ohne sie verlassen.

Kitty lachte über die Besorgnis Prechtings, er wird dieses Auf- und Abwogen, diese Kämpfe und Krämpfe seiner Künstlerseele nie begreifen können.

Kaum war er fort, schlich sie vor die Ateliertür. Sie hörte die Leiter rücken, unter den Tuben umherkramen, ein unverständliches Gemurmel. Sie wird jetzt ganz leise eintreten, er wendet ja der Tür den Rücken – hinter ihm herschleichen, ihn umarmen, küssen und ihm seine Torheit vorhalten, daß er glauben könne, sie konspiriere gegen ihn. Sie lächelte glücklich bei dem Gedanken und drückte vorsichtig auf die Klinke. Die Tür war verschlossen – das hatte er noch nie getan. Sie flüsterte zuerst nur seinen Namen: »Paul! Er ist ja fort! Er wird dich nicht mehr stören!« – Keine Antwort. Es kam ihr vor, als ob irgend ein schwerer Gegenstand vor die Tür gerückt würde. Nun rief sie laut: »Paul, laß mich doch ein!«

Ein gellendes Lachen ertönte. Wieder hörte sie deutlich Möbel rücken und schleifen. Er verstellte die Tür – kein Zweifel! Jetzt kam auch ihr die entsetzliche Ahnung der Wahrheit. – Sie bat, sie beschwor ihn. Sie rüttelte mit der Kraft der Verzweiflung gegen die Tür, daß dieselbe in ihren Fugen krachte.

Da flehte er: »Kitty, habe doch Mitleid! Nur eine Stunde halte ihn mir vom Leibe, dann ist ja alles gut. – Ich kann es so nicht lassen. Wenn die Farbe mir einschlägt, ist alles verloren!«

Kitty lauschte atemlos – dann schwor sie ihn, daß sie allein sei, daß Franz das Haus verlassen.

»In einer Stunde könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt! Nur eine Stunde, Kitty!«

Was sollte sie tun! Franz benachrichtigen, ihn zurückholen? Das war gefährlich. Seine Nähe schon würde den Unglücklichen von neuem aufreizen. – Am Ende war es gar nicht so unvernünftig von Paul, eine Stunde völlige Ruhe zu verlangen. Am besten war es, wenigstens solange zu warten.

So ging Kitty in die Wohnung hinauf, es gab ja noch viel zu packen für morgen nach Vals. Ein paar Wochen in der frischen Luft, fern von der Arbeit, und alles ist wieder gut. – Warum er gerade jetzt sich die Sache so zu Herzen nahm? Was lag jetzt noch daran, ob das Bild zustande kam oder nicht? – Kaum hatte sie diesen Gedanken gefaßt, als sie auch schon selbst lebhaft darüber errötete. Wie unwürdig, wie niedrig er war! Und sie verlangte, daß Paul ihn auch hegte! Nie erkannte sie deutlicher, wie fremd sie ihm doch in ihrem Innersten war. Das war es ja gerade, was ihn so peinigte, ihm solche Wahnbilder vorgaukelte, was in ihm den Widerstand reizte, seiner Bestimmung entzogen zu werden, seines Künstlerruhmes verlustig zu gehen! – Welch einen Ersatz bot dafür eine reiche Erbschaft – einem solchen Manne! Er hatte ja ganz recht, daß er sie hinaussperrte, sie verstand ihn ja doch nicht. Aber das sollte anders werden! Sie wollte ihm. nicht nachstehen an Größe der Gesinnung – auf alles verzichten, nur ihm leben und seiner Kunst! Franz soll allein nach Vals zurückkehren, – in das liebe, teure Vals, zum lieben, guten Vater, der ihr so liebevoll die Hand reicht, sie so sehnsuchtsvoll erwartet, – wenn ihr Gatte es verlangt? – Sie zählte die Minuten – Noch zehn, dann mußte er sie einlassen. O, dieses verhaßte Bild, das alles Unglück angerichtet!

Ein dumpfes Geräusch drang von unten herauf, – sie wußte nicht einmal, ob es aus dem Atelier kam. Ein Bild war wohl umgefallen oder er rückte die Möbel weg, um ihr den Eingang freizumachen. – Ja, das war's! Er zerstörte die Barrikade, die er gegen sie errichtet und gegen Franz. Ein Scherz, weiter nichts.

Sie eilte hastig die Treppe hinab. – Ein Mann und ein Dienstmädchen standen auf der untern Treppe und blickten sie starr an.

»Was gafft ihr denn so?«

»Im Atelier des Herrn Makowsky ...« meinte das Mädchen.

»Was ist mit dem Atelier des Herrn Makowsky?«

»Ein so eigentümliches Geräusch ...«

»Was geht das Sie an? Kann man keinen Schrank mehr rücken, ohne daß das ganze Haus zusammenläuft?« erwiderte Kitty, an die Tür des Ateliers eilend. Sie war noch immer verschlossen.

»Paul! Öffne doch! Bitte dich, keine Albernheiten! Du machst ja einen Lärm! Das ganze Haus läuft zusammen!«

Kein Laut drang heraus. Jetzt packte sie unerklärliche Angst. Sie versuchte durch das Schlüsselloch zu blicken. Sie fuhr entsetzt zurück – ein ihr wohlbekannter Geruch drang heraus – Pulvergeruch!

Plötzlich stieß sie einen gellenden Schrei aus und sank zu Boden vor der Tür. Leute kamen die Stiege heraufgeeilt.

»Senden Sie Hotel Viktoria – Baron Prechting sofort!«

Ein junger Mensch sprang eilig die Treppe hinab, die übrigen umringten sie.

»Was wollen Sie denn? Ich habe nur den Schlüssel verloren,« sagte sie, nach Atem ringend, aschfahl.

Da drang ein unbestimmtes Geräusch heraus, es klang wie menschliches Stöhnen, das Rücken eines Stuhles.

»Paul! Paul!« gellte jetzt ihr Ruf durch das Stiegenhaus. »So helft doch! Schlagt die Tür ein! Er stirbt ja!

Paul! Paul! Ich komme ja! Ich verlasse dich nie mehr!«

Ein handfester Knecht machte sich über die Tür, mit einem düstern Knall wich sie dem Brecheisen. Ein kleiner Schrank, darauf verschiedenartiges Gerumpel aufgehäuft, versperrte noch immer die Türöffnung.

Kitty ließ den Leuten keine Zeit zum Abräumen, polternd, eine Wolke Staub aufwirbelnd, stürzten Skizzen, Bilder, Waffen in das Atelier – darüber her, wie eine Katze, Kitty.

Ein wilder Schrei gellte gegen die Wand. Niemand wagte zu folgen – eine bis an die Decke ragende graue Leinwand verdeckte das Entsetzliche. Auf dem persischen Teppich vor dem verlorenen Paradies, lag Makowsky. Die Samtjacke, das weiße Hemd waren aufgerissen, die schmale, zierliche Hand war krampfhaft auf die Todeswunde gepreßt, das Blut sickerte zwischen den schneeweißen Fingern hervor.

Kitty stieß einen unartikulierten Schrei aus, dann beugte sie sich, den eigenen Atem hemmend, über den Unglücklichen. Er atmete noch. – »Paul! Höre mich! Paul! – Du mußt mich hören! – Ich hätte dich ja nimmer verlassen! – O, du darfst nicht sterben!«

Der Verwundete schlug die Augen auf.

»Einen Arzt! Einen Arzt!« – Kitty sprang auf.

Franz stand vor ihr, entsetzt auf den Sterbenden blickend.

Sie wollte an ihm vorbeistürmen, sinnlos. Er hielt sie zurück: »Der Arzt ist bereits unterwegs! Du bist hier notwendiger.«

Makowskys Blick wandte sich aufwärts dem Bilde zu, Die Götterdämmerung war mit einer häßlichen grauen Farbe übermalt, nur da und dort glühte es noch durch, wie eine feurige Kohle unter Asche. Er hob die geballte Faust danach, sie fiel kraftlos auf den Boden. Ein trotziges Lächeln verzog die blutigen Lippen.

Kitty klammerte sich unwillkürlich in ihrem Entsetzen an Franz.

Plötzlich wandte Makowsky das Haupt. Ein großer, erstaunter Blick traf das Paar.

Kitty stürzte auf die Knie vor dem sterbenden Gatten. Er tastete nach ihrer Hand, während seine Augen noch immer auf Franz ruhten. Es lag eine magische Gewalt in diesem brechenden Blick. Franz mußte ihm folgen. Es war wohl Zufall, daß sich die Hände der beiden in der des Sterbenden vereinten. Kein Wort kam mehr über die röchelnden Lippen. Als der Arzt kam, war Makowsky eben verschieden.

*


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