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Fünftes Kapitel. Andrew Brown der Fuchs

Nicht weit von dem Cloud Peak, dessen schneebedecktes Haupt die umliegenden Berge um vieles überragt, stürzt plätschernd und schäumend der Goose Creek von beträchtlicher Höhe in ein mit Schilf und Gestrüpp umgebenes Becken herab, teilt sich darauf in viele Arme, die einen länglichen Talkessel durchrieseln, und strömt dann, von neuem zu einem rauschenden Bach vereinigt, durch eine tiefe Schlucht talabwärts, bis er nach langem Lauf endlich in den Yellowstone River mündet, der seine Fluten wieder dem gewaltigen Missouri zuführt.

Es war Hochsommer, als Bob eines Morgens von der Stelle, wo er mit seinen Freunden am Abend vorher ein Unterkommen für die Nacht gefunden hatte, auf die Suche nach Wild auszog und plötzlich den schäumenden Gießbach vor sich sah. Nach Biberfährten ausschauend, bemerkte er solche in großen Massen am Creek. Er benachrichtigte die Brüder sofort von seiner Entdeckung. Und bei genauerer Untersuchung zeigte sich eine große Biberstadt, die einen ergiebigen Fang für Monate hinaus versprach.

Man beschloß daher, hier das Winterlager aufzuschlagen. Schon tags darauf machten sich Charley und Bob auf den Weg, um die auf einem entfernter stehenden Berge wachsenden Pechtannen zu fällen, die zur Erbauung der Hütte nötig waren.

Die Axt auf der Schulter, kletterten die beiden munter plaudernd über die vielen Felsblöcke und Steine hinweg, nachdem sie eine steile Anhöhe an der nördlichen Seite des Tales nicht ohne Mühe erstiegen hatten.

»Lächerlich ist es, sage ich dir!« rief Charley. »Haben wir in den vierzehn Tagen, seitdem wir von Fort Phil. Kearny fortzogen, wo wir unseren Wagen unterbrachten, auch nur die geringste Spur von den Indianern gesehen? Jim fand allerdings Fährten und behauptete, sie seien von den Rothäuten. Auch das niedergebrannte Feuer sollte von ihnen stammen. Das ist nun schon gar nicht möglich. Die Indianer benutzen Steine, auf die sie den Kochkessel stellen. Ich aber entdeckte unter den Kohlen die regelrechten Eindrücke eines Dreifußes.«

»Er glaubt wirklich, daß die Indianer sich auf dem Kriegspfade befinden, wie man sich ja auch in der Befestigung erzählte«, meinte Bob. »Das Gerücht verbreitet sich regelmäßig, wenn der Sommer seinem Ende naht«, versetzte der Trapper, indem er einen Augenblick stehen blieb, um sich vom anstrengenden Klettern zu erholen. »Man weiß, daß dieser oder jener Stamm in dem Lande, das ihm von der Regierung zuerteilt wurde, gerade kein beneidenswertes Leben führt. Es fehlt dort an Büffeln. Infolgedessen muß der Indianer hungern, das Schlimmste, was ihm begegnen kann. Außerdem gewinnt er nicht Felle genug, um sich dafür einzutauschen, was er sonst braucht. Man zweifelt daher nicht daran, daß die Rothäute die Geduld verlieren und ausbrechen, wie man es nennt. Aber gewöhnlich vertrösten sie sich auf den Winter. Dann wechselt der Büffel seinen Aufenthalt. Ich glaube nicht früher an einen Krieg, bis ich die drei Federn auf dem Haupte eines Indianers sehe, und – – – Charley sprach nicht weiter. Hastig griff er an seinen Revolver. Dicht vor den beiden tauchte hinter einem Felsblock ein Mensch empor.

Ein Lederhemd bedeckte seinen Oberkörper. Die dunkelbraune Hautfarbe des bartlosen Gesichtes, in dem unter der gewölbten Stirn ein Paar listige Augen funkelten, war nicht allein durch Wetter und Wind verursacht, sondern verriet die. Abstammung des Mannes von den Indianern. Ein kleiner, grauer Hut, an dem eine Adlerfeder saß, bedeckte den Kopf, von dem lange, schwarze Haare bis auf die Schultern herabfielen.

»Behaltet Eure Waffe in der Scheide, Pelzjäger!« rief der Mann und stand mit einem Sprung vor dem Trapper. »Solltet Ihr mich nicht mehr kennen? Man nennt mich Andrew Brown den Fuchs.«

Charley musterte den Fremden mit finsterem Blick. »Den Namen tragt Ihr nicht mit Unrecht, denn Ihr habt vieles mit dem Tiere gemein«, sagte er kurz. »Wohin führt Euer Weg? Seid Ihr allein auf der Reise und hungert Euch, so kommt in unser Lager! Ich will Euch die gastliche Aufnahme, wie sie im Lande üblich ist, nicht verweigern. Doch besser ist es, ich begleite Euch dorthin. Wo Ihr Euch aufhaltet, kann ein einziges Augenpaar kaum verhindern, daß Ihr fremdes Eigentum mit dem Eurigen verwechselt. Hat Euch meine Schrotflinte damals gute Dienste geleistet?«

Andrew Brown lächelte. »Eure Zunge ist scharf wie ein Dolch, doch Eure Reden verwundern mich nicht. Ich gehe mit Euch. Ich habe Hunger. Zu Euerm Lager führt von hier ein kürzerer und bequemerer Pfad«, sprach er weiter, als der Trapper sich wandte, um auf dem Wege zurückzukehren, den er mit dem Knaben gekommen war. »Folgt mir!« Behend sprang er über einige Steinblöcke. Dann schritt er auf eine mächtige Felswand zu, in der sich ein kaum mannesbreiter Spalt befand. Rasch schlüpfte er hinein.

Charley zögerte mißtrauisch einen Augenblick. Bevor er in die vollständige Finsternis trat, die zwischen den Felsen herrschte, nahm er seinen Revolver zur Hand und bedeutete Bob, dicht hinter ihm zu bleiben. Behutsam schritt er vorwärts.

Schon nach einer Weile erweiterte sich die Kluft. Es wurde von neuem hell.

»Die Aexte auf Euren Schultern sagen mir, daß Ihr Euch ein Dach für den Winter bauen wollt. Erspart Euch die Arbeit!« meinte der Fremde, indem er an die Seite des Trappers trat und neben ihm einherging.

»Weshalb?« fragte dieser.

Andrew Brown lachte wild auf. »Man wird bald nicht nur den Bibern das Fell vom Leibe ziehen, sondern auch den Menschen die Haut vom Kopfe reißen.«

»Glaubt Ihr ebenfalls dem Gerücht?« versetzte Charley spöttisch.

Der Mann blieb stehen. Seine Augen funkelten unheimlich. Hastig öffnete er sein Hemd und zeigte dem Trapper zwei noch frische Wunden auf seiner breiten Brust. »Zweifelt Ihr jetzt auch noch daran?« rief er laut.

»Kennt Ihr das Zeichen nicht?« fuhr er fort, als Charley und Bob ihn erstaunt anschauten. »Wenn der große Geist uns befiehlt, den weißen Mann zu töten, versammeln sich die Männer meines Volkes, um Rat zu halten. Hochauf lodern dann die Flammen. Das bedeutet Krieg! Blut soll fließen. Darum ritzt sich jeder die Brust zweimal und schiebt unter der Haut ein langes Gras hindurch. Bei Gesang und Tanz reißt er es hin und her. Das Blut unserer Feinde folge dem unsrigen nach!«

Seit wann weilt Ihr wieder bei Eurem Volk? Ihr dientet doch der Regierung als Indianscout (Armeespion)?« fragte Charley, während die drei langsam weitergingen.

Andrew Brown sagte erst nach einer Weile: »Halb bin ich ein Weißer, halb Indianer. Ich gehe dahin, wohin der große Geist mich gehen heißt. Heute diene ich als Knecht dem weißen Herrn. Morgen gehöre ich als freier Mann mit meinem Blute meinem Volk.«

Die Kluft öffnete sich jetzt vollkommen. Ihr gegenüber stürzte der Goose Creek von der Höhe herab. Vom Tal stieg eine Rauchsäule herauf. Nicht weit von der Stelle, wo Andrew seine Begleiter in das Freie führte, stand Jim in der Nähe des Feuers und spaltete Holz.

Charley ließ einen lauten Pfiff ertönen.

Sofort legte Jim die Hand um den Revolvergriff und sah sich nach allen Seiten um, bis er dort oben die Männer und den Knaben bemerkte, die jetzt rasch die schräge Böschung herabkletterten.

Auch Jims Gesicht zog sich in finstere Falten, als er den Halbindianer erkannte. Er nahm seine Beschäftigung wieder auf, ohne dessen Gruß zu beachten.

Bob holte einen eisernen Kessel, Speck und Wildfleisch herbei und begann, das Mahl zu bereiten.

»Was treibt Euch in die Berge?« wandte sich Charley an Andrew, der sich auf einen großen Stein niedergelassen hatte. »Euer Volk wohnt doch viele Meilen weit von hier.«

»Ich wollte Euch aufsuchen«, erwiderte der Angeredete.

Jim maß den Halbindianer mit einem zornigen Blick. »Zu viel Ehre!« lachte er spöttisch. »Braucht Ihr vielleicht wieder einiges von unserem Eigentum? Hütet Euch! Ich würde Euch ganz gern eine Patrone opfern, obgleich Ihr den Schuß nicht wert seid!«

»Meine Absicht war es, euch zu warnen«, sprach Andrew Brown lächelnd. »Ihr verkennt mich.«

»Lügt Ihr nicht, dann sagt uns den Vorteil, der Euch daraus erwächst!« versetzte Jim und stützte sich auf seine Axt.

»Ihr wißt, die Regierung benutzt meine Dienste, weil mir Wege und Pfade in den Bergen nicht unbekannt sind«, entgegnete der Halbindianer. »Jetzt aber darf ich mich von meinem Volke, das nach Rache schreit, nicht trennen. Deshalb komme ich, euch frühzeitig zu warnen, damit ihr unter das Dach Eurer Brüder flüchtet. Sagt ihnen, was ihr von mir hörtet! So kann ich meinem Volke weiter dienen und diene dem weißen Manne doch auch zugleich.«

»Der Name Fuchs gebührt Euch mit Recht!« rief Charley. »Ihr denkt daran, Euch die Dollars auch künftig zu erhalten, die Euch die Regierung für Eure Kenntnis des Landes zahlt. Ist der Krieg beendet und bei den Weißen etwas zu gewinnen, kehrt Ihr zurück und hängt den Mantel nach dem Winde.«

»Bedenkt, daß ich ein halber Weißer bin« entschuldigte sich Andrew Brown.

Verächtlich zuckte Charley die Achseln. »Und dennoch laßt Ihr es ruhig geschehen, daß man jenen den Skalp vom Kopfe reißt?«

»Im Kriege regt sich das Blut meines Volkes in mir«, entgegnete der Halbindianer ruhig.

»Mit Euch kann man nicht streiten!« rief Charley und wandte sich ärgerlich ab. Er sann vergeblich darüber nach, welchen Zweck Andrew Brown mit seinem Aufenthalt in den Bergen verfolge. Die Ursache, die dieser angab, erschien ihm nicht glaubwürdig. Das niedergebrannte Feuer, das er gefunden hatte, stammte gewiß von ihm, ebenso die Fußspur, die Jim entdeckt hatte, denn der Halbindianer trug keine Stiefel, sondern Mokassins an den Füßen. Weshalb kam er nicht sofort zu den Trappern, wenn ihm deren Lagerplatz bekannt war?

Charley winkte seinem Bruder. Beide nahmen die Pferde und führten sie weiter vom Feuer weg an den Fluß.

Während Bob das Mahl herrichtete und sich anscheinend eifrig damit beschäftigte, beobachtete er den Fremden scharf. Er bemerkte, wie dieser von Zeit zu Zeit verstohlene Blicke nach den Sachen der Trapper warf, die man zum Schutz gegen Regen unter einem überhängenden Felsen niedergelegt hatte. Einmal erhob sich der Halbindianer auch und schritt, als geschähe es unabsichtlich, an jener Stelle vorbei. Dann nahm er seinen Sitz von neuem wieder ein.

Nach einer Weile war Bob mit der Zubereitung seiner Mahlzeit fertig. Er stellte den Kessel vor dem Gast nieder und sagte: »Ich hoffe, es genügt, um Euren Hunger zu stillen.«

Andrew Brown blickte freundlich zu ihm auf. »Es ist reichlich. Ich danke Euch!« erwiderte er, indem er ein großes Messer aus der Scheide am Gürtel zog. »Besser würde mir die Speise munden, wenn man sie mir gern reichte. Eure Freunde sind mir nicht wohlgeneigt.«

»Ihr werdet das selbst verschuldet haben,« meinte der Knabe.

Der Halbindianer schüttelte den Kopf, nachdem er sich nach den Trappern umgesehen hatte, die in leisem Gespräch bei den Pferden standen. »Es ist leicht, einen Menschen anzuklagen. Ich kenne die Brüder lange Jahre. So manches Weißen Skalp schmückte in dieser Zeit den Gürtel der Männer meines Volkes. Aber den Brüdern wurde nie ein Haar gekrümmt. Wem verdanken sie das? Mir allein! Sie aber wenden sich zornig ab, wenn ich ihnen nahe. Kränkte sie mein Volk, trage doch ich nicht die Schuld. Ich bin niemals ihr Feind gewesen. Das beweise ich auch heute, indem ich warnend zu ihnen komme. Sie mißachten meinen Rat. Vermögt Ihr etwas über Eure Freunde, so veranlaßt sie, in den Schutz der Befestigung zu ziehen. Der große Geist befahl meinem Volke, keinen Weißen zu verschonen, dieses Mal auch sie nicht. Ich meine es ehrlich. Ihr dürft es mir glauben.«

In Bob regte es sich wie Mitleid für den Fremden, der jetzt langsam ein Stück Fleisch nach dem anderen verzehrte. Sollten die Brüder ihn vielleicht doch unrechtmäßigerweise beschuldigen? Seine Worte klangen so wahr. Und eine gute Tat beging er doch auch, indem er kam, um die Brüder zu warnen.

»Hat euch noch niemals ein Hund gefehlt?« fragte der Halbindianer nach kurzer Pause. »Ich sollte denken, wenn ihr euch am Tage müde gearbeitet habt, braucht ihr die Nacht für den Schlaf. Ein Hund würde dann gute Wacht für euch halten.«

Bob lächelte. »Das Wenige, was wir besitzen, stiehlt uns hier in den einsamen Bergen wohl kein Mensch. Speise erhält ein jeder, der bei uns einkehrt, willig und gern. Geld kennen wir hier nicht. Und wer hielte es wohl der Mühe wert, im Winter einige trockene Biberfelle durch Eis und Schnee zu tragen? Viele Monate vergehen oft, ohne daß wir einen Menschen sehen. Ein Hund wäre für uns ein hübscher Zeitvertreib, aber notwendig ist er uns nicht.«

»Ich dachte nicht daran, daß ihr stets weit ab vom Wege lagert«, sagte Andrew Brown und nickte zustimmend mit dem Kopfe. »Je einsamer die Gegend, desto besser ist für euch der Fang. Ihr könnt euch unbesorgt der Ruhe überlassen. Gewiß schlaft ihr nach des Tages harter Arbeit fast die ganze Nacht. Hab ich nicht recht?« »So ist es!« lachte der Knabe. »Besonders jetzt im Sommer wird die Zeit ausgenutzt, wo wir keine Fallen stellen. Da legen wir uns abends nieder und erwachen erst wieder, wenn uns die Sonne in die Augen scheint.«

Der Halbindianer wollte etwas erwidern, doch er schwieg, als er die beiden Trapper mit den Pferden zurückkommen sah. Er verzehrte den letzten Rest aus dem Kessel, erhob sich, und indem er sein Messer in die Scheide steckte, fragte er: »Werdet ihr meinen weißen Freunden berichten, was ihr von mir hörtet?« Wenn auch seine Miene unverändert blieb, so verrieten doch seine funkelnden Augen die Spannung, mit der er die Antwort erwartete.

»Das laßt unsere Sache sein!« entgegnete Charley kurz.

»Es ist gut. Ich tat, was ich vermochte, um euch abermals meine freundschaftliche Gesinnung zu beweisen,« sprach Andrew Brown mit schlecht verhehltem Ingrimm. »Ich mache mich wieder auf den Weg zu meinem Volke. Lebt wohl, und habt Dank für die gastliche Aufnahme!« Rasch schritt er hinweg.

Die Brüder erwiderten kein Wort. Bob nickte dem Halbindianer freundlich zu, als dieser mit einem Satz über den Bach gesprungen war und noch einmal zurückblickte, bevor er in der Schlucht verschwand.

»Die Pest hole diesen Menschen!« stieß Jim zwischen den Zähnen hervor. »Er ist falsch wie eine Schlange!«

»Ist das wirklich wohl der Fall?« fragte der Knabe schüchtern.

»Wenn du ihn kenntest wie wir, würdest du auch nicht daran zu zweifeln.« rief Charley lebhaft.

»Aber weshalb warnte er euch?« meinte Bob.

»Ich vermute, es gelüstet ihn nach unseren Gäulen. Stiehlt er sie hier in den Bergen, so kommt er auf dem weglosen, steinigen Boden nicht rascher damit fort als wir zu Fuß, wenn wir ihm den Raub wieder abjagen wollen. Folgen wir jedoch seinem Wunsche und brechen nach der Befestigung auf, dann überfällt er uns mit den Männern seines Volkes, wie er sagt, in einer tiefer gelegenen, weniger bergigen Gegend und nimmt uns mit Gewalt die Pferde ab.«

»Also werden wir der Kriegsgefahr trotzen und nicht von hier fortziehen?« fragte der Knabe doch etwas kleinlaut.

»Besser ist es, wir warten vorläufig,« versetzte Jim und stopfte sich gemächlich seine Pfeife. »So hoch in die Berge werden die Indianer nicht kommen, wenn sie sich wirklich auf dem Kriegspfade befinden. Daher sind wir hier am sichersten aufgehoben.

Charley legte einen Arm um den Nacken seines Schützlings. »Hast du Furcht, mein Junge?« lachte er.

Leuchtenden Auges schaute Bob zu seinem väterlichen Freunde empor und sagte ohne Zögern: »Solange ihr bei mir seid, fürchte ich mich nicht!«

Es wurde nun beschlossen, die Erbauung der Hütte vorderhand zu unterlassen. Sie war auch noch nicht nötig, herrschte doch in den Nächten hinreichende Wärme. Und mit dem Fallenstellen zu beginnen, mußte das Fell der Biber erst seinen vollen Wert erhalten. Bis dahin dauerte es noch mehrere Wochen. An Unterhaltung für diese Zeit sollte es nicht fehlen. Man brauchte es doch nur wie bisher zu machen, wo man größere Sorgfalt auf die Zubereitung der Mahlzeiten verwandt hatte und beinahe den ganzen übrigen Teil des Tages auf die Jagd gegangen war, allerdings mehr um Wild zu sehen, als solches zu schießen. Die Brüder duldeten es nicht, daß Tiere nur zum Vergnügen getötet wurden, und der Knabe war ganz ihrer Ansicht.

Jim befand sich heute in einer sehr schlechten Laune, wie das in der letzten Zeit oft der Fall war. Hauptsächlich hatte der Knabe darunter zu leiden, obgleich er nach wie vor alles tat, um die Trapper durch seine Arbeit zufrieden zu stellen. Charley pflegte dem Bruder dann mit seinem Schützlinge möglichst aus dem Wege zu gehen, und als Jim am Nachmittage immer von neuem seinen Aerger durch mißmutige Reden laut werden ließ, nahm Charley seine Büchse auf die Schulter und winkte Bob, ihm zu folgen.

Sie erstiegen eine der Anhöhen an der südlichen Seite des Talkessels, von wo sich ihnen eine weite Aussicht in das Land hinein bot. Scharf schauten sie hier besonders in östlicher Richtung nach etwaigem Rauch aus, der einen Lagerplatz der Indianer vermuten lassen konnte, aber nichts war zu sehen. So weit das Auge reichte, reihte sich ein Berg an den anderen, hier oben felsig und kahl, nur streckenweise mit Moos, Gräsern und einzelnen Pechtannen bewachsen. Mehr talabwärts standen die Tannen dichter, umgeben von Buschwerk und Gestrüpp, und in verschwindender Ferne zogen sich grünen Matten gleich endlosen Prärien bis zum Horizonte hin.

Charley und Bob hatten auf einem Felsblock Platz genommen, und der Trapper bemühte sich, durch sein heiteres Geplauder die trübe Miene des Knaben zu verscheuchen, deren Ursache seiner Meinung nach nur Jims gehässige Reden waren.

Doch Bobs weniger frohe Stimmung hatte einen anderen Grund. Er dachte daran, wie dringend Andrew Brown ihn aufgefordert hatte, seine Freunde zum Aufbruch zu veranlassen. Trotzdem diese den Menschen eine falsche Schlange nannten und manche nichtswürdige Tat von ihm erzählten, vermochte er das Gefühl nicht zu unterdrücken, daß dennoch etwas Wahres in den Worten des Halbindianers lag. Es wollte ihm nicht in den Sinn, daß jener Mann nur der Pferde wegen zu den Trappern gekommen war. Vielleicht beabsichtigte er mit seiner Warnung, wieder gut zu machen, was er früher gegen die Brüder verschuldet hatte.

Zuletzt faßte sich der Knabe ein Herz, und fragte schüchtern, ob es nicht dennoch geratener sei, nach der Befestigung zu ziehen.

Charley blickte ihn erstaunt mit großen Augen an. Dann sagte er neckend mit komischem Ernst: »Ich glaube, du fürchtest dich doch etwas, mein Junge – he?«

Bob wurde dunkelrot vor Scham. »Ich denke gewiß nicht an mich,« stotterte er. »Für Euer Leben und das Eures Bruders allein ist mir bange.«

»Deshalb sorge dich nicht!« lachte der Trapper. »Wir haben ganz andere Gefahren glücklich überstanden, und dieses Mal kann es nicht ärger werden. Wir schlagen uns schon durch. Oft denkt man, das Leben hinge an einem Faden, und wenn man es nachher genauer betrachtet, war es durchaus nicht so schlimm. Viele Menschen geben sich gern trüben Gedanken hin, sobald sich ihnen nur die geringste Ursache dazu bietet. So machst du es auch. Nein, mein Junge, wir bleiben, und weichen nicht früher eine Handbreit von hier, bis die Indianer uns dazu zwingen. Und nun rede nicht weiter davon, besonders nicht in Gegenwart meines Bruders. Er zweifelt sofort an deinem Mut.«

Die Sonne war mittlerweile untergegangen. Die beiden gingen wieder langsam in das Lager, wo sich Jim brummend mit der Abendmahlzeit beschäftigte. Schweigend wurde sie verzehrt. Auch nachher sprach keiner ein Wort, als man noch etwa eine Stunde am Feuer saß.

Neben dem überhängenden Felsen, unter dem man die Sachen aufbewahrte, lag eine zweite Höhle. Dort rollten sich die Männer und der Knabe in ihre Felle und Decken, nachdem man die Pferde in der Nähe an lange Stricke gebunden hatte, die am Gestrüpp befestigt wurden.

Am Himmel leuchteten unzählige Sterne. Dazwischen warf die Sichel des abnehmenden Mondes ihr schwaches Licht in den Talkessel, wo das Wasser des Gießbaches mit seinem Rauschen die nächtliche Stille unterbrach.

Sonst war Bob gewöhnlich der erste, den der Schlaf übermannte. Heute aber wollte er nicht kommen. Schon schnarchten die Brüder um die Wette, während er an ihrer Seite immer von neuem die Augen öffnen mußte. Der Gedanke an die Warnung des Halbindianers verließ ihn nicht. Wenn Andrew Brown die Wahrheit sprach? Wenn das Leben seiner Freunde wirklich gefährdet war?

Ganz nahe graste das Pferd des Knaben. Kannte Hauptmann Reinfels, der ihm das Tier geschenkt hatte, und der jetzt Kommandant von Fort Phil. Kearny war, die bevorstehende Kriegsgefahr? »Ihn schützen seine Soldaten, und bis an die Befestigungen werden die Indianer sich nicht heranwagen«, dachte Bob. Seine Gedanken kehrten wieder zu seinen Freunden und der Gefahr zurück, die diesen vielleicht bevorstand.

Plötzlich hob der Gaul den Kopf und spitzte die Ohren. Behutsam wandte der Knabe sich nach der anderen Seite, wohin das Tier schaute, und spähte in das Dunkel hinaus. Nichts regte sich. Nach einer Weile senkte das Pferd den Hals und graste weiter. Doch gleich darauf zuckte es von neuem zusammen. Schnaubend blähten sich seine Nüstern. Und nun sah Bob, wie ein dunkler Körper zwischen dem Buschwerk näher geschlichen kam. Hastig griff er nach seiner Büchse, die geladen neben ihm lag. Einen Augenblick dachte er daran, die Trapper zu wecken, Doch schon oft hatte sie in der Nacht das bis zu ihrem Lagerplatz heranäsende Wild geweckt. Aber dieses Mal war es kein Wild. Deutlich erkannte der Knabe jetzt einen Menschen, der sich vor der Höhle, in der die Sachen lagen, halb emporrichtete und dann dort etwas eifrig zu suchen schien. Bob zweifelte nicht, daß es Andrew Brown war. Sollte er ihn töten? Ein Schauer durchlief bei diesem Gedanken seinen Körper. Wohl hatte er gehört, wie Jim am Nachmittage zu Charley sagte, daß er den Halbindianer bei der nächsten Gelegenheit über den Haufen schießen würde. Weckte er die Freunde, so war Andrew Brown verloren. Wieder regte sich bei ihm das Mitleid für diesen Menschen. Und beinahe ohne zu wissen, was er tat, schlich er sich dicht auf der Erde von seinem Lager fort und von hinten an den Halbindianer heran, der so mit dem Durchsuchen der Sachen beschäftigt war, daß er den Knaben nicht bemerkte. Mit aller Kraft, die Bob zu Gebote stand, packte er Andrew Brown bei den Schultern und riß ihn hinterrücks zu Boden. Dabei kamen die Arme des Mannes, mit denen dieser bei dem unerwarteten Angriff um sich schlug, unter dessen Körper zu liegen. Im Nu kniete der Knabe auf ihn: »Rührt Euch nicht, sonst seid Ihr verloren«, flüsterte er hastig. »Ich will Euch nicht töten. Ihr habt uns gewarnt. Ich warne Euch. Gebt mir Euer Wort, daß Ihr meine Freunde auch künftig vor Euerm Volke beschützen werdet, dann lasse ich Euch in Frieden ziehen! Erwachen die Trapper, seid Ihr des Todes.«

Der Halbindianer knirschte mit den Zähnen vor Wut, sich in der Gewalt eines Knaben zu sehen. Er schwieg.

»Was sucht Ihr hier?« fragte Bob neugierig. »Ich wüßte nicht, was Euch von unseren Sachen von Nutzen sein könnte.«

»Die Not trieb mich hierher,« versetzte Andrew Brown mit kläglichem Ton. »Der Weg zu meinen Brüdern ist weit. Mir fehlen die Patronen für meine Büchse.«

»Gebt mir Euer Wort,« drängte der Knabe.

»Es sei! Was ich über die Männer meines Volkes vermag, soll geschehen,« sprach der Halbindianer leise, und fügte mit schmeichelnder Stimme hinzu: »Ich hätte es ohnehin getan, um Euch abermals zu zeigen, wie gut ich es mit den beiden Trappern meine.«

Bob griff nach dem Messer. Dann erst ließ er den Mann frei.

Dieser richtete sich halb empor. »Gebt mir, was ich vergeblich suchte!« bat er flüsternd.

»Von dem, was meinen Freunden gehört, habe ich kein Recht, etwas zu verschenken,« erwiderte der Knabe. Doch abermals regte sich bei ihm das Mitleid. Wie sollte der Mensch zu seinem Volke gelangen, wenn ihm die Mittel fehlten, sich für den Hunger das nötige Wild zu erlegen? Rasch holte er aus seiner rasche etwa ein Dutzend Patronen hervor. Indem er sie dem Manne gab, sagte er: »Hier nehmt! Nun aber laßt Euch hier nicht wieder blicken! Das nächste Mal könnten anstatt meiner die Trapper erwachen. Die machen es kürzer mit Euch als ich.«

»Vor ihnen werde ich mich künftig zu hüten wissen!« klang es leise zurück. Dann war Andrew Brown im Dunkel der Nacht verschwunden.

Bob streckte sich wieder auf seinem Lager aus. Da erschallte durch die nächtliche Stille von der Schlucht her ein gellendes Hohngelächter.

Ein eisiger Schauer rann dem Knaben durch Mark und Bein. Sein Atem stockte. Das Herz pochte ihm zum Zerspringen. Klar stand es auf einmal vor seiner Seele, daß der Mensch, für den er soeben noch Mitleid empfunden hatte, ein Betrüger war. »Heiliger Gott! Was habe ich getan?« stammelte er erbebend. In wilder Hast stürmten die grausigsten Gedanken auf ihn ein. Hatte er dem Manne nicht selbst die Mittel in die Hand gegeben, sich gegen die Trapper zu verteidigen und sie gar zu töten? Zum ersten Male hatte er nicht auf die Brüder gehört. Wie furchtbar rächte es sich! Jetzt trug er die Schuld an der Gefahr, der sie ausgesetzt wurden. Sollte er die Freunde wecken und ihnen alles erzählen? Mit Recht würden sie ihn verdammen, vielleicht gar verstoßen. Schon sah er sich wieder einsam und verlassen in den Bergen umherirren. Er glaubte noch immer das schreckliche Lachen zu hören, das mit einem Schlage den Schleier von seinen Augen gerissen hatte.

Endlich graute der Morgen. Dichter Nebel lagerte in dem Talkessel.

Bob erhob sich und wankte an den Bach, wo er seine brennenden Schläfen in dem kristallklaren Wasser kühlte. Dann schlich er sich nach der Höhle und legte mit zitternden Fingern die Sachen, die der Halbindianer bei seinem hastigen Suchen wüst durcheinander geworfen hatte, aufs neue an ihren Platz. Andrew Brown hatte die Patronen wirklich nicht gefunden. Noch lagen sie wohlverborgen tief unter dem Gestein in einem Kasten mit Moos und Gras bedeckt. Nachdem alles geordnet war, zündete Bob ein Feuer an und holte das Nötige für den Morgenimbiß herbei.

Die Brüder wunderten sich nicht wenig, den Knaben bereits in Tätigkeit zu sehen, als sie erwachten. Beiden fiel sofort dessen verstörte Miene auf, und Charley fragte freundlich nach der Ursache derselben.

Schon wollte Bob das Erlebnis der vergangenen Nacht eingestehen, doch einige höhnische Bemerkungen Jims benahmen ihm allen Mut. Stotternd erzählte er nur von einem lebhaften Traum, der ihn geängstigt und in dem der Halbindianer versucht habe, die Freunde aus sicherem Versteck zu erschießen.

Charley tat sein möglichstes, um den Knaben zu beruhigen. Er lachte, scherzte und neckte ihn wegen seiner unbegründeten Angst.

Während des Tages befand sich Bob mehrere Male nahe daran, sein Gewissen zu erleichtern. Aber ein Blick auf Jim, der heute noch schlechter gelaunt war, drängte ihm immer wieder das Wort auf der Zunge zurück.

Nach dem Mittagsmahl forderte Charley seinen Schützling auf, in die Berge zu reiten und ein Reh oder ein anderes Wild zu erlegen, da der Fleischvorrat sich seinem Ende nahte.

Der Knabe folgte dem Wunsche gern. Er sehnte sich danach, allein zu sein. Noch einmal wollte er alles reiflich überlegen, und wenn er es dann wirklich für nötig fand, sollten die Freunde bei seiner Rückkehr das Geschehene erfahren.

Rasch sattelte er sein Pferd, steckte seine Büchse in die Scheide am Sattel und ritt durch die Schlucht, in welcher der Goose Creek eilends talabwärts strömte, davon. Charley rief ihm noch nach, nicht lange auszubleiben.

Bereits nach wenigen Minuten wurde der Einschnitt bedeutend breiter, die Berge an den Seiten erhoben sich weniger steil. Bob erklomm nun, den Gaul am Zügel, eine der nördlichen Anhöhen. Nach einer kurzen Umschau stieg er wieder in den Sattel und wandte sich südlich, wo sich zwischen Felsen und Steinblöcken einzelne Grasflächen zeigten. Dort hoffte er genügend Wild anzutreffen.

Bald war er jedoch derartig in Gedanken vertieft, daß er weder auf den Weg noch auf die Rehe achtgab, die den einsamen Reiter verwundert anstarrten, bevor sie in leichten Sprüngen flüchteten.

Erst nach langer Zeit erwachte der Knabe aus seinem Grübeln durch ein seltsames Brummen und Knurren. Das Pferd spitzte die Ohren und blähte die Nüstern.

Bob blickte umher. Er stand auf einem kleinen Platze, auf dem vor einer nach Süden aufragenden Felswand mächtige Steinblöcke in wilder Wirrnis durcheinanderlagen. Auch nach den anderen Seiten hin schlossen schroffe Steinriesen den Raum beinahe gänzlich ein. Es war eine jener wildromantischen Gegenden, wie sie die Bighorn Mountains so vielfach zeigen.

Immer deutlicher klang das Brummen und Knurren. Der Gaul stampfte mit den Vorderhufen und warf schnaubend den Kopf heftig auf und nieder. Behend sprang der Knabe aus dem Sattel, riß seine Büchse von der Schulter und zwängte sich zwischen ein paar gewaltigen, mit Moos bewachsenen Steinen hindurch, hinter denen sich das Geräusch vernehmen ließ.

Vor Schreck wäre ihm beinahe die Waffe entfallen, denn keine fünfzehn Schritte von ihm entfernt sah er einen großen, grauen Bären, der langsam auf ihn zukam. Mit bebender Hand spannte Bob den Hahn seiner Büchse. Der Bär stutzte. Als er den Knaben bemerkte, öffnete er den Rachen und stieß ein kurzes Knurren aus. Dann richtete er sich auf seinen Hinterbeinen empor, und die Vorderpranken weit von sich gestreckt, schritt er Bob entgegen. Dieser erhob hastig die Waffe zum Anschlag. Gleich darauf krachte der Schuß. Ein lautes Geheul des Tieres folgte. Getroffen taumelte es nieder, richtete sich aber gleich von neuem auf. Die kleinen Augen sprühten Feuer. Wutschnaubend stürzte es sich auf seinen Feind. Dem Knaben blieb kaum Zeit, eine neue Patrone in den Lauf zu schieben. Weit streckte der Bär den Kopf vor. Schon war er ganz nahe. In seiner Angst stieß ihm Bob den Lauf seiner Büchse in den geöffneten, blutroten Rachen und drückte ab. Ein Schwindel ergriff ihn, als sich der Schuß mit eigentümlichem, dumpfem Krachen entlud. Heiß lief es ihm über das Gesicht. Er rieb sich die Augen und schaute umher. Da lag zu seinen Füßen das Tier mit zerschmettertem Schädel. Nur ein Zittern durchlief noch den gewaltigen Körper.

Der Knabe starrte einen Augenblick wie im Traum auf die Beute. Jetzt erst erkannte er die große Gefahr ganz, der er soeben entronnen war. Mit einem lauten Jauchzer machte er seinem klopfenden Herzen Luft.

Er hatte oft gehört, wie sich die Trapper rühmten, hier und dort einen Bären in kühnem Kampfe überwältigt zu haben, galt es doch für eine große Tat, diesem gefürchteten Tiere der Berge mutig gegenüberzutreten. Jetzt erschien er sich nicht mehr wie ein machtloser Knabe. »Was für erstaunte Augen werden die Freunde machen, wenn ich ihnen das Fell eines Bären bringe?« dachte er. Aller Kummer, der ihn bedrückt hatte, war vergessen.

Er stellte seine Büchse beiseite, nahm das Messer zur Hand und begann eifrig seine Arbeit. So manchem Biber, Reh oder Hirsch hatte er schon das Fell abgezogen. Hier aber war das nicht so leicht. Bald rann ihm der Schweiß über das Gesicht. Er trocknete ihn mit den Händen und merkte jetzt erst, daß er über und über mit Blut bedeckt war. Nach allen Seiten war es bei dem letzten Schuß umhergespritzt. Ihn kümmerte das wenig. Im Gegenteil, er kam sich jetzt noch viel heldenmütiger vor. »Mit dem Blute des Bären bin ich getauft,« lachte er und setzte seine Arbeit noch eifriger fort.

Der Schrei einer Elster ertönte und wiederholte sich von Zeit zu Zeit.

»Wittert ihr bereits den Fraß?« rief Bob heiter. »Wartet nur noch eine kurze Weile! Dann überlasse ich euch den Raub.« Aber es fiel ihm doch auf, den Vogel hier oben in den Bergen zu hören. So hoch wagte er sich sonst nicht herauf. Viel weiter talabwärts sah man ihn in großen Scharen. Doch dem Knaben fehlte jetzt die Muße, darüber nachzudenken. Vermochte er doch den Augenblick kaum abzuwarten, wo er den Brüdern als kühner Bärentöter gegenübertreten konnte.

Bob war viel zu sehr in seine Beschäftigung vertieft, um zu bemerken, wie zwischen den umliegenden Felsblöcken und Steinen ein brauner Kopf nach dem anderen mit langen, schwarzen Haaren und mehreren Federn in der Skalplocke emportauchte; wie dann dunkle Gestalten näher und näher schlichen: allen voran ein schlanker Mann. Auf dem Kopfe trug er einen kleinen, grauen Hut, an dem drei Adlerfedern steckten. Mit einem Satz war er jetzt dicht hinter dem Knaben, umklammerte ihn mit beiden Armen und drückte ihn nieder. Gleichzeitig ertönte ein vielstimmiges Geschrei.

Bob sah sich plötzlich von etwa zwanzig Indianern umringt und lag im Nu mit Stricken gefesselt am Boden. Er vernahm das gellende Hohngelächter wie in der vergangenen Nacht. Als er entsetzt den Kopf zur Seite wandte, stand Andrew Brown der Fuchs neben ihm.


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