Martin Opitz
Gedichte
Martin Opitz

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                        Wol dem der weit von hohen dingen
Den Fuß stellt auff der Einfalt Bahn;
Wer seinen Muth zu hoch wil schwingen /
Der stöst gar leichtlich oben an.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Ein hohes Schloß wird von den Schlägen
Deß starcken Donners mehr berührt;
Wer weit wil fellt offt auß den Wegen /
Vnd wird durch seinen Stoltz verführt.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich libe meine Schäfferinn.
        Auff grosser See sind grosse Wellen /
Viel Klippen / Sturm vnd harter Wind:
Wer klug ist bleibet bey den Quellen /
Die in den grünen Wäldern sind.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Hat Phyllis gleich nicht Gold vnd Schätze /
So hat sie doch was mir gefellt:
Wormit ich mein Gemüt' ergetze /
Wird nicht erkaufft vmb Gut vnd Geldt.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Man steth bey reicher Leute Pforte
Sehr offt / vnd kömpt doch selten ein:
Bey jhr bedarff es nicht der Worte;
Was jhr ist / ist nicht minder mein.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Glentzt sie gleich nicht mit thewren Sachen /
So gläntzt doch jhrer Augen Liecht:
Gar viel muß Hoffart schöne machen /
Jhr schlechter Schein betreugt mich nicht.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Ist sie gleich nicht von hohem Stande /
So ist sie dennoch auß der Welt:
Hat sie gleich keinen Sitz im Lande /
Sie selbst ist mir ein weites Feldt.
    Ein jeder lobe seinen Sinn /
    Ich liebe meine Schäfferinn.
        Wer wil mag in die Lüfften fliegen /
Mein Ziel erstreckt sich nicht so weit:
Ich lasse mich an dem begnügen
Was nicht bemüht vnd doch erfrewt /
    Vnd lobe billich meinen Sinn /
    Vnd meine schöne Schäfferinn.

 


 


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