Martin Opitz
Gedichte
Martin Opitz

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              Ist jrgend zu erfragen
Ein Schäffer vmb den Rein /
Der sehnlich sich beklagen
Muß vber Liebespein /
Der wird mir müssen weichen /
Ich weiß sie plagt mich mehr:
Niemand ist mir zu gleichen /
Vnd liebt er noch so sehr.
    Es ist vorbey gegangen
Faßt jetzt ein volles Jahr /
Daß Phyllis mich gefangen
Mit Liebe gantz vnd gar;
Daß sie mir hat genommen
Gedancken / Muth vnd Sinn:
Ein Jahr ists daß ich kommen
In jhre Liebe bin.
    Seit dem bin ich verwirret
Gewesen für vnd für /
Es haben auch geirret
Die Schaffe neben mir;
Das Feld hab' ich verlassen /
Gelebt in Einsambkeit /
Hab' alles müssen hassen
Worumb ein Mensch sich frewt.
    Nichts hab' ich können singen
Als nur jhr klares Liecht;
Von jhr hab' ich zu klingen
Die Lauten abgericht;
Wie sehr ich sie muß lieben /
Vnd jhre grosse Ziehr /
Das hab' ich fast geschrieben
An alle Bäwm' allhier.
    Kein Trincken vnd kein Essen /
Ja nichts hat mir behagt /
Ich bin nur stets gesessen /
Vnd habe mich beklagt:
In diesen schweren Orden
Verendert alles sich /
Die Herd' ist mager worden /
Vnd ich bin nicht mehr ich.
    Sie aber hat die Sinnen
Weit von mir abgekehrt /
Ist gar nicht zu gewinnen /
Als wer' ich jhr nicht werth;
Da doch was ich gesungen
Im Brittenland' erschallt /
Vnd auch mein Thon gedrungen
Biß durch den Böhmer Waldt.
    So hab' ich auch darneben /
Ich habe was bey mir /
Daß ich nicht wolte geben
Vmb alles Vieh allhier
Das an deß Neckers Rande
Im grünen Grase geht,
Mein Lob wird auff dem Lande
Vnd in der Stadt erhöht.
    Jedoch nach diesem allen
Frag' ich nicht sonders viel /
Der Phyllis zu gefallen
Ich einig singen wil /
Weil nichts ist das auff Erden
Mir ohne sie gefellt;
Kan jhre Gunst mir werden /
So hab' ich alle Welt.

 


 


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