Martin Opitz
Gedichte
Martin Opitz

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Vber Herrn Andreas Hindenberges
new erfundenen Zehltisch

              WEr sind die Leute doch die gäntzlich darvor halten
Daß wir bey weitem nicht zugleichen sind den Alten /
Was Kunst vnd Witz belangt? sie leben in der Welt /
Vnd wissen nicht was Gott mit jhr vor Ordnung helt.

Der weise Künstler hat ein Wechsel aller Sachen
Die auff der Erden sind / vnd die wir Menschen machen /
Nicht bloß auß vnsrer Krafft: es ist hier so bewandt /
Daß nichts beständig sey als nur der Vnbestand.

Schaw wie ein jeglichs Ding zum ersten wird erfunden
Durch Arbeit vnd Vernunfft; wächst dann gemach von stunden
Zu stunden wider auff / biß es zum höchsten kömpt /
Vnd nachmals vnvermerckt auch seinen Abschied nimpt.

Die klugen Alten zwar (ich muß es nur bekennen)
Die haben viel gehabt das wir nun einig nennen /
Vnd nirgend nicht mehr sehn; doch wird jetzt auffgebracht
Nicht minder künstlichs thun darauff sie nie gedacht.

Was ist der Druckerey doch irrgend vorzuziehen /
Der edlen Druckerey / durch die die Künste blühen /
Vnd so viel Bücher jetzt gebracht sind an den Tag
Mit denen man Athen vnd Rom auch trotzen mag?

Ja wir gedencken vns wie Meister fast zu werden
Deß grossen Jupiters / vnd donnern auff der Erden
Durch deß Geschützes Plitz; die Berge zittern auch /
Die Wolcken werden schwartz von vnsers Pulvers Rauch' /

Vnd lauffen schneller fort. Verhaw' vns zu dem Strande
Deß Meeres Weg vnd Steg; wir segeln hier zu Lande /
Vnd schiffen ohne See. Verjag' vns auß der Welt /
Wir haben eine new' / in welcher Gold vnd Geld

Nicht minder häuffig ist. Wilt du vns Gifft beybringen /
Die Porcellane wird vns in der Hand zerspringen /
Vnd sagen was du thust. Wie schlecht die Bügel seyn /
So setzen wir vns doch mit jhnen fester ein /

Vnd lassen vns so bald nicht auß dem Sattel heben.
Es pflegt die Sonnevhr vns Vnterricht zu geben
Vmb welche Zeit es sey. Der köstliche Magnet
Zeigt wo das schwache Schiff auch bey der Nacht hingeht /

Vmbringt durch Wind vnd Flut. Wir kennen hier von fernen
Durch eines Glases Liecht den Monden vnd die Sternen /
Als stünden wir darbey / vnd sind zu Kriegeszeit
Vor einen Einfall auch vielmehr als sonst befreyt.

Wir können mit der Glut auß jedem Kraut' erzwingen
Die Krafft vnd Seele selbst. Vnnd was von andern Dingen,
Sonst hin vnd wider noch nicht vnlängst ist entdeckt /
Das vor so lange lag in tiefer Nacht versteckt.

Hierbey wird nun dein Tisch / Herr Hindenberg / gesetzet /
Für manchen trefflich gut / der bey dem Gelde schwätzet /
Vnd falsche Rechnung macht: der bleibt nun vngequelt /
In dem er für sich hat den Tisch der selber zehlt.

So lange das Gewerb' vnd Kauffmannschafft auff Erden
Wird altem Brauche nach durch Geld getrieben werden
Das allen ist so lieb / so lange wird man dein /
Vnd deiner schönen Kunst / zum besten indenck seyn.

 


 


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