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XXI. Eine unerwartete Begegnung.

Der 12. Oktober. – Wir treffen draussen auf dem Eise mit Gunnar Andersson, Duse und Grunden zusammen. – Ueberblick über ihre Abenteuer. – Der Heimmarsch durch den Sund nach der Sidney Herbert-Bay. – Beschwerliche Eiswanderung. – Heimkehr nach der Station.

 

Der 12. Oktober brach, wie alle die vorhergehenden Tage, mit Nebel an, aber es war nicht schwer, zu sehen, dass die kräftigen Strahlen der Sonne ihn bald zerteilen würden. Jonassen bereitete das Frühstück, während ich mich so schnell wie möglich nach der Insel begab, wo ich ein paar Stunden in den steilen Strandklippen herumkletterte und Proben von dem roten Tuff und von den zahlreichen Blöcken unbekannten, grösstenteils granitischen Gesteins einsammelte, das schwimmende Treibeisstücke am Strande abgesetzt hatten.

Als meine Arbeit beendet war, suchte ich mir zwischen den mächtigen Schraubeistälern am Strande hindurch einen Weg nach dem Lagerplatz, wo das Frühstück schon lange auf mich gewartet hatte. Jonassen hatte währenddes alles für die Abfahrt vorbereitet.

Als wir so beim Kaffee sassen und unsern Pemmikan dazu assen, kam das Gespräch darauf, wie wir den noch übrigen Teil der Fahrt am besten anordnen könnten. Nördlich von uns in nächster Nähe lag die Südküste des Ludwig Philipp-Landes, aber dorthin zu gehen, lag keine Veranlassung vor; falls die Fahrt nicht noch ausgedehnt werden sollte, war die Paulet-Insel das Ziel, das ich zu erreichen wünschte. So weit man in dieser Richtung sehen konnte, lag das Eis eben und ungebrochen, nur einige dünne, dunkle Wolkenstreifen im Osten verrieten, dass man weiterhin auf Gebiete mit offenem Wasser stossen würde. Ich selbst hatte grosse Lust, weiter zu gehen, und auch Jonassen war keineswegs abgeneigt. Das erträumte Depot der »Antarctic« lag ihm sehr im Sinn, wohl hauptsächlich, weil er hoffte, darin einen guten Vorrat an Tabak zu finden. Niemand hatte mehr als er dieses Genussmittel entbehrt, und auf die unsichere Aussicht hin, diesem Mangel abzuhelfen, trug er jetzt kein Bedenken, sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Unser Proviant war nicht so geplündert, dass dies ein Hindernis gewesen wäre, die Fahrt fortzusetzen, und ich weiss wirklich nicht, wie mein Entschluss ausgefallen wäre, wenn mich nicht das warme Wetter und der viele nördliche Wind bedenklich gemacht hätten. Mich aufs Ungewisse weit vom Lande ab zu begeben, ohne auch nur ein Kanoe zur Hand zu haben, war ein Risiko, das in keinem Verhältnis zu dem stand, was wir da draussen zu gewinnen hofften. Wenigstens mussten wir, ehe die Frage entschieden wurde, erst die Beschaffenheit des Eises weiter südlich studieren, und deshalb hielt ich es für das vorteilhafteste, wenn wir unsern Kurs nach dem südlich von unserm jetzigen Lagerplatz gelegenen Lande richteten, von wo aus man bei Kap Corry oder Kap Gordon auf eine freie Aussicht rechnen konnte.

Es war anzunehmen, dass die in Frage kommende Küste keine grosse Ähnlichkeit mit den bereits vorhandenen Karten aufweisen würde, und wo die erwähnten Vorgebirge lagen, wusste ich noch nicht. Aber in nicht sehr grosser Entfernung bemerkte ich eine vorspringende, dunkle, deutlich erkennbare Spitze, die jedesmal, wenn ich meine Blicke darauf richtete, meine besondere Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war, als habe mir eine innere Ahnung gesagt, dass gerade dort etwas Merkwürdiges unser harre. Ohne damit unsere Rückfahrt als definitiv angetreten zu betrachten, beschloss ich, zuerst auf diese Landzunge los zu steuern und dann weiterzugehen, bis ich mir eine klare Vorstellung von den Eisverhältnissen in der Erebus-Bucht machen konnte.

Nun wurden schnell die Kochgerätschaften und der übrig gebliebene Proviant auf den Schlitten gepackt, und der kleine Trupp setzte sich in Bewegung. Das Eis war eben, nur hin und wieder mussten wir um der eingefrorenen Eisberge willen unsern Kurs verändern. Wir befolgten wieder unsere gewohnte Marschordnung, ich voran, entweder auf Schneeschuhen oder noch häufiger zu Fuss in kurzem Galopp, Jonassen mit dem Schlitten hinterdrein, den er, wenn das Eis schlecht war, mit ziehen musste, während er sich oft auch wieder während langer Strecken darauf setzen und fahren konnte. Beim Marsch kann man nicht sprechen, und wenn wir Halt machten, um uns auszuruhen, war ich in der Regel durch Aufzeichnungen und Vermessungen der Winkel zwischen den hervorragendsten Punkten mit dem Sextanten in Anspruch genommen. Wir näherten uns dem südlichen Ufer, das hoch und steil aufragt, unten aus Tuff mit stark überhängender Schichtung bestehend, während oben einige völlig horizontale Bänke aus vulkanischem Gestein hervortreten. Wir machten eine unserer gewöhnlichen kleinen Pausen; am Strande lag eine Herde von Seehunden, mindestens 20 an der Zahl, aber ich hatte jetzt keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Jonassen hatte die Unterhaltung von heute Morgen noch nicht vergessen, und auf die Klippen vor uns zeigend, sagte er: »Es ist doch wohl nicht möglich, dass dadrinnen am Strande ein Depot liegt?« ein Gedanke, den ich mit einer scherzhaften Äusserung abwies.

Abermals setzten wir unsern Marsch fort und langten bald an dem erwähnten Vorgebirge an. Es wollte mir fast scheinen, als ob drinnen ein paar schwarze Gegenstände von ungewöhnlichem Aussehen auftauchten, aber ich dachte nicht weiter darüber nach, in der Meinung, dass es einige vom Abhang herabgestürzte Steine seien. Da fragte Jonassen plötzlich: »Was ist das da am Ufer eigentlich, was so sonderbar aussieht?« Ich warf einen Blick nach dem Ufer hinüber und antwortete: »Ja, es sieht allerdings aus wie Menschen, aber es sind natürlich keine, vielleicht sind es ein paar Pinguine,« und ohne weiteres setzte ich den Marsch fort. Jonassen entgegnete jedoch schnell: »Wollen wir nicht lieber Halt machen, damit der Herr Doktor nachsehen können, was es ist?« Zum dritten Male betrachtete ich die erwähnten Gegenstände, – sie sahen wirklich ganz sonderbar aus, und eine Ahnung sagte mir, dass hier etwas von Bedeutung vorgehe. Ich machte Halt und ging an den Schlitten, um das Fernrohr hervorzuholen. Die Hand zitterte mir ein wenig, als ich es vor die Augen hielt, und dies Zittern nahm zu, als ich mich auf den ersten Blick davon überzeugte, dass es wirklich Menschen waren. Ob es zwei oder drei waren, was sie bei sich hatten oder was sie taten, an dergleichen Einzelheiten dachte ich gar nicht.

Schnell packte ich das Fernrohr wieder ein, der Schlitten wurde gewendet, und im Galopp steuerten wir auf das Land zu. Ich befand mich in der heftigsten Erregung und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Vielleicht waren es einige der Kameraden von der Station, was sich nur durch einen eingetretenen grösseren Unglücksfall hätte erklären lassen, aber viel glaubhafter noch erschien es mir, dass die »Antarctic« zurückgekehrt sei und Leute ausgesandt habe, um uns zu suchen oder vielmehr, um sich nach der Station zu begeben.

Wir kamen einander schnell näher. Jetzt wurde es uns klar, dass es zwei Menschen waren, die uns auf Schneeschuhen entgegeneilten. Bald vernahmen wir einen schwachen Ruf, den ich deutlich als ein »Hurra« auffasste. Ich selber antwortete nicht darauf, denn die Sache erschien mir noch zu rätselhaft. So viel konnte ich jetzt unterscheiden, dass es ein paar wunderliche Gestalten waren, die sich uns näherten. Freilich waren wir hier unten lange abgesperrt gewesen, aber so völlig konnte sich doch die Welt nicht verändert haben, so gründlich konnte mich die Erinnerung an die ganze Umgebung, in der ich einst gelebt, nicht verlassen haben, dass diese beiden Wesen wirklich Menschen derselben Art waren wie die, die einst meine Begleiter an Bord der »Antarctic« waren. Auch die Hunde schienen zu begreifen, dass etwas Merkwürdiges bevorstand, sie rannten wie nie zuvor. Jonassen rief mir etwas zu, was ich nicht verstand, hinterher erzählte er mir, er habe gefragt, ob ich nicht der Sicherheit halber den Revolver herausholen wolle, um auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein.

Das Gefühl der Furcht, wie jeder klare Gedanke lagen mir in diesem Augenblick völlig fern, ich war ganz davon in Anspruch genommen, die uns Entgegenkommenden anzustarren. Denn was sah ich wohl vor mir? Zwei Männer, schwarz wie Russ, von Kopf zu Fuss mit schwarzen Kleidern, schwarzen Gesichtern und hohen schwarzen Mützen, die bei Jonassen und mir den Gedanken an Zylinder erweckten; die Augen, die mit eigentümlichen Holzfutteralen bedeckt waren, schlossen sich der schwarzen Gesichtsfarbe so genau an, dass das Ganze an eine Art seidener Maske mit hölzernen Öffnungen für die Augen erinnerte. Nie zuvor hatte ich einer solchen Mischung von Zivilisation und dem äussersten denkbaren Grad von Verwilderung gegenübergestanden, mein Mutmassungsvermögen stand still, als ich mich bemühte, ausfindig zu machen, was für eine Art Menschen dies sein könnte. Jonassens eben angeführter Vorschlag beruhte auf der Vorstellung, dass die Erscheinungen einem unbekannten antarktischen Naturvolk angehören könnten. Ich selber neigte wohl am meisten zu dem Glauben, dass wir es hier mit den Mitgliedern einer ausländischen Expedition, etwa der Bruce'schen, zu tun hätten, die sich einer hypermodernen Ausrüstung bedienten, verschieden von allem, wovon die Welt sich bei meiner Abreise hatte träumen lassen, oder dass wir Gegenstand eines unerklärlichen Maskeradescherzes seien. Endlich stand ich den rätselhaften Männern von Angesicht zu Angesicht gegenüber, während Jonassen mit den Hunden ein klein wenig hinter mir zurückblieb. Sie reichten mir die Hand mit einem herzlichen »Guten Tag! Guten Tag!« in reinstem Schwedisch. – »Guten Tag! Guten Tag!« lautete meine Antwort. – »Hast du etwas vom Schiff gehört?« – »Nein.« – »Ja, wir auch nicht! Wie steht es auf der Station?« – »Gut, ausgezeichnet in jeder Beziehung.« – Nun folgte eine kurze Pause, während der mein Gehirn arbeitete, ohne dass es mir jedoch gelang, mir eine klare Auffassung von der Situation zu bilden. Es waren Mitglieder der »Antarctic«-Expedition, und doch wussten sie nichts von dem Schiff. Von der Winterstation kamen sie nicht, warum aber waren sie denn hier? Das Nächstliegende war, an einen Schiffbruch zu denken, warum aber frugen sie dann nach dem Schiff? Immer mehr drängte sich mir die dunkle Vorstellung auf, dass ich mich vor allen Dingen vergewissern müsse, ob dies sonderbare Abenteuer Wirklichkeit sei oder nur ein Traum. Wer sie waren, daran dachte ich eigentlich gar nicht, für mich handelte es sich nur um die Frage, warum waren sie hier?

Es währte jedoch nicht lange, bis die Erklärung kam. »Ja, wir versuchten im vergangenen Sommer bis zu Euch vorzudringen, aber es gelang uns nicht; wir hatten darauf gerechnet, von der »Antarctic« abgeholt zu werden, mussten aber den Winter in einer steinernen Hütte nördlich von hier zubringen und befinden uns jetzt auf dem Wege nach der Station.« Jetzt hatte ich also den Zusammenhang erfahren, war aber noch so in Anspruch genommen von dem Gedanken an dies sonderbare Zusammentreffen, dass ich kaum wusste, was ich antworten sollte, als derjenige, der hauptsächlich das Wort führte, bemerkte: »Aber du kennst mich gewiss nicht wieder!« – »Nein, allerdings weiss ich nicht recht –« »Ich bin Duse, und das ist Gunnar Andersson.«

So war denn das Rätsel völlig gelöst, und ich stand wieder mitten in der Wirklichkeit, aber in einer Wirklichkeit, die wunderbarer war als alles, was meine Phantasie hätte erdichten können. Wie unzählige Male hatte mir nicht während der vergangenen Jahre im Wachen wie im Träumen eine erste Begegnung mit Personen aus der Aussenwelt vorgeschwebt! Ich hatte mir überlegt, welche Fragen ich zuerst stellen sollte, ich hatte darüber nachgedacht, ob man einen grossen Unterschied in unserm Aussehen und Auftreten würde bemerken können, wenn wir zum ersten Male wieder mit Menschen in Berührung kamen. Wie anders hatte sich nun nicht alles gestaltet! Hier war ich der Zivilisierte und diese Männer waren Wilde; dem Aussehen nach erinnerten sie an australische Neger oder einen andern niedrigstehenden Völkerschlag. Auch wirkten natürlich die durch das Ereignis hervorgerufenen Gefühlseindrücke am stärksten auf uns, denn für die andern lag nichts Erstaunliches in der Sache an sich, obwohl es ihnen eine erfreuliche Überraschung sein musste, uns so bald zu begegnen.

Ich weiss nicht, ob die geschilderte Szene länger währte als nur einen kurzen Augenblick, denn von der Flüchtigkeit der Zeit hatte ich in diesem Falle nur eine sehr undeutliche Auffassung. Da war noch vielerlei zu erklären. »Grunden ist der dritte in unserm Bunde, er ist beim Schlitten und dem Zelt zurückgeblieben, Ihr kommt wohl mit uns dorthin. Er ist gerade damit beschäftigt, nach besten Kräften zu kochen.« Ich selber brauchte nicht viele Fragen zu beantworten. Jetzt kam die Reihe an Jonassen. Beide gingen zu ihm heran, begrüssten ihn freundlich und begannen eine Unterhaltung mit ihm, die jedoch sofort von den Hunden unterbrochen wurde. Sie hatten die ganze Zeit unruhig ausgesehen, und jetzt auf einmal machten sie sich in wilden Sprüngen davon, ohne sich halten zu lassen. Ich musste hinter ihnen her eilen und überliess Jonassen den Eishaken, mit dem es ihm möglich war, die Fahrt ein wenig zu bremsen. Wir richteten den Kurs auf das am Ufer sichtbare Zelt, und im Anfang lief ich vor den Hunden her. Als sie sich dann ein wenig beruhigt hatten, kehrte ich zu den beiden Kameraden zurück, die auf ihren Schneeschuhen hinterherkamen, während Jonassen allein auf dem Schlitten weiterfuhr und infolgedessen der erste war, der Grunden begrüsste. Es währte jedoch nicht lange, bis auch wir an Ort und Stelle waren und mit unverhohlener Freude von dem fünften in dieser unerwartet zusammengetroffenen Gesellschaft willkommen geheissen wurden.

Die Hunde und den Schlitten sich selbst überlassend, vergassen wir eine Weile alles um uns her, um dem wunderbaren Märchen zu lauschen, das unsere Freunde uns erzählten. Da sich die Eisverhältnisse im vorigen Sommer als so schwierig erwiesen, dass man befürchten musste, das Schiff werde unsere Winterstation nicht erreichen, waren die drei Kameraden am 29. Dezember von der »Antarctic« aufgebrochen, um mit einem Schlitten über das Eis Verbindung mit uns zu erlangen.

Selbst auf diese Weise erwies sich ein Vordringen als unmöglich, weswegen sie nach ihrem Ausgangspunkt zurückkehren mussten, wo sie vergeblich auf die Rückkehr der »Antarctic« warteten. Anfang März waren sie in eine aus Steinen errichtete Winterhütte gezogen. Ihr Proviant war für neun Mann auf zwei Monate berechnet, aber den ganzen Winter hatten sie sich hauptsächlich von Seehund- und Pinguinfleisch ernährt und den Speck als Brennmaterial verwendet. Glücklicherweise hatten sie keinen Mangel an dieser Nahrung gelitten, im übrigen aber hatten sie unter solchen Verhältnissen gelebt, dass wir, die wir wahrhaftig nicht verwöhnt waren oder es zu sein glaubten, uns mit Staunen fragten, wie so etwas möglich sei. Auf lange, lange Zeit war das einzige Gefühl, das sich in meinem Innern regte, Mitleid mit diesen Männern, die um unsertwillen so viel hatten erdulden müssen.

Erst allmählich fingen wir an, Fragen in Bezug auf die Aussenwelt zu stellen; denn obwohl diese Männer mehr hatten leiden müssen als wir, so konnten sie uns doch über die Ereignisse eines ganzen Jahres berichten, abgesehen von dem, was sie hier unten erlebt hatten, und zum ersten Male seit langer Zeit drang ein Hauch des grossen Lebens draussen unter den Menschen bis zu uns. Die Beendigung des Burenkrieges, Zolas Tod, der Vorschlag der Stimmberechtigung im schwedischen Reichstag, der Vergleich zwischen Argentinien und Chile, Sven Hedins Rückkehr und das Misslingen der Baldwin-Expedition, das waren einige von den Neuigkeiten, die wir jetzt zu hören bekamen. Erst viel später wagte ich eine schüchterne Frage, ob sie irgendwelche Nachrichten von meinen nächsten Angehörigen gehabt hätten.

Wir beschlossen, die Nacht hier beim »Vorgebirge des glücklichen Wiedersehens« zu verweilen. Die Hunde wurden abgeschirrt, unser Zelt neben dem andern aufgeschlagen, die von mir mitgenommene schwedische Flagge gehisst, und dann verzehrten wir unser erstes gemeinsames Mahl, das Grunden bereitet hatte. Es bestand hauptsächlich aus Konserven, und die russschwarze Farbe der Zuckerstücke zu unserm Kaffee war fast das einzige, was uns daran erinnerte, dass die Zutaten zu den Gerichten, die wir assen, nicht der Speisekammer auf der Station entnommen waren. Man zeigte uns auch eine grosse Dose mit Fleisch und erzählte, das sei eingemachter Pemmikan, eigens für die Fahrt bereitet aus gebratenem Seehundfleisch mit Seehundsfett zugeschmolzen. »Und das schmeckt gut, das könnt Ihr glauben!« lautete ihr Urteil über dies Gericht. Noch war jedoch unser Vorurteil hiergegen so gross, dass wir nur mit grösster Vorsicht einen kleinen Bissen von dieser Leckerei zu kosten wagten.

Wir richteten unser Zelt neben dem Schlitten auf

Nach Tische machten sich Duse und Jonassen auf, um einen jungen Seehund aus der Schar zu töten, die wir am Vormittag gesehen hatten, während Gunnar Andersson und ich ein paar Stunden in lebhafter Unterhaltung auf und nieder gingen. Von ihm erfuhr ich jetzt das wichtigste, was dem Schiff zugestossen war, ehe er es verlassen hatte, ich erhielt Kenntnis von den Eisaussichten für den kommenden Sommer, soweit sie sich beurteilen liessen an der Hand ihrer auf der Winterstation und der Schlittenfahrt gemachten Erfahrungen, von den Anordnungen, die für unsern Entsatz getroffen waren, falls die »Antarctic« von einem Unglück betroffen werden sollte. Ich bekam Antwort auf allerlei Fragen und erfuhr die wissenschaftlichen Ergebnisse, die sie während ihrer Überwinterung in der Steinhütte gewonnen hatten.

Auffallend war es mir indessen, dass wir einander nicht noch viel mehr zu fragen hatten, ich war gewiss überhaupt sehr still. Es waren zu viele Eindrücke, die auf einmal hereinbrachen, und wir hatten ja nun auch Zeit genug, uns über alles zu unterhalten. An diesem Tage gestaltete sich das Abendessen zu einer eigentlichen Festmahlzeit. Es wurde mit einem »Schnaps« eingeleitet, den unsere Gäste uns boten, da wir selber auf diese Schlittenfahrt keine Spirituosen mitgenommen hatten, dann folgte ein vorzügliches, in Margarine gebratenes Steak von jungem Seehund, Erbsensuppe von Beauvais' guter Zubereitung, Schokolade sowie Brot und dänische Butter. Es mundete uns allen vorzüglich, namentlich aber unsern Gästen, und ich habe selten Menschen eine Mahlzeit so geniessen sehen, wie unsere neuen Kameraden dies Abendessen.

Da unser Zelt grösser war, zog Duse für die Nacht zu uns herüber. Das schwarze, mit Russ und Schweiss völlig getränkte Bündel, das seinen Schlafsack vorstellen sollte, nahm sich sonderbar aus im Verhältnis zu unserer hellen Umgebung. Lange lagen wir noch wach und schwatzten. Duse schlief zuerst ein, ich versuchte, seinem Beispiel zu folgen, aber Jonassen war ganz aufgeregt und redete ununterbrochen. Auch die Hunde waren ungewöhnlich erregt, sie kläfften und bellten, so dass in dieser Nacht nicht viel aus dem Schlaf wurde.

Trotz der unruhigen Nacht waren wir am nächsten Morgen schon früh auf den Beinen. Nachdem sie sich den ganzen Winter der besten Gesundheit erfreut, hatten sich Duse und Grunden bei einem starken Witterungswechsel am 7. Oktober die Füsse erfroren und bedurften jetzt der Ruhe und der ärztlichen Behandlung. Schon allein aus diesem Grunde war jeder Gedanke an eine Fortsetzung der Schlittenfahrt zwecks weiterer Forschungsarbeiten ausgeschlossen. Dies war jetzt auch überflüssig, da unsere Kameraden auf ihrer Rekognoszierung schon Kenntnisse von dieser Gegend eingesammelt und u. a. so nahe von Kap Gordon offenes Wasser festgestellt hatten, dass es mehr als zweifelhaft erschien, dies Vorgebirge mit dem Schlitten passieren zu können. Ferner hatten sie entdeckt, dass das Land, auf dem wir uns befanden, eine Insel für sich war, und dass in der Tat eine Verbindung zwischen der Sidney Herbert-Bay und der grossen Bucht existierte, die ich am 11. Oktober gesehen hatte. Von hier aus hofften wir einen guten Heimweg zu finden, auch versprachen wir uns viel von der Kartenaufnahme dieser Gegenden. So beschlossen wir denn, nach der Station zurückzukehren und den Weg durch die Sidney Herbert-Bay zu nehmen.

Wir kamen ferner überein, dass wir nicht unser ganzes Gepäck mitnehmen wollten, sondern nur soviel, wie absolut notwendig war und auf den Hundeschlitten geladen werden konnte. Schon hier bei dem Lager wurden eine Menge Kleinigkeiten zurückgelassen, u. a. das gebratene Seehundfleisch; die wertvolleren Sachen beschlossen wir aber in einem ordentlichen Depot an einem geschützten Platz am Strande unterzubringen. Es war förmlich rührend, zu sehen, mit welcher Wehmut unsere Kameraden sich von Gegenständen trennten, die während so langer Zeit ihre grössten Kostbarkeiten gewesen waren; namentlich ward es ihnen schwer, den alten Schlitten zurückzulassen, der an Bord der »Antarctic« angefertigt war und sie so treu begleitet hatte. Er war sehr stark, aber viel zu schwer für eine solche Expedition. Von allerlei Proviantartikeln konnten wir jetzt ebenfalls eine Menge entbehren, namentlich Hundepemmikan, wovon wir nur das allernotwendigste für die Schlittenfahrt mitnahmen.

Es währte eine ganze Zeit, bis alle Arbeiten zum Abschluss gebracht waren und wir unsern Marsch antreten konnten. Obwohl die Hunde ungefähr 350 kg zu ziehen hatten, während der andere Schlitten nur mit dem wenigen beladen war, das im Depot untergebracht werden sollte, blieb dieser schon von Anfang an zurück, und erst als wir uns seiner, sowie der darauf befindlichen Bagage entledigt hatten, ging es schneller vorwärts. Andersson, Duse und ich liefen auf Schneeschuhen voran, während Grunden und Jonassen mit dem Schlitten folgten. Das Wetter war schön und warm, das Eis einigermassen eben. Als wir nach Süden zu in die grosse Bucht einbogen, trafen wir indes auf zahlreiche Eisberge und Unebenheiten. Die Hunde, namentlich die beiden, die hier unten geboren waren, fürchteten sich noch sehr vor den Neuangekommenen, wandten ängstlich den Kopf ab und versuchten zu entfliehen, sobald sie sich ihnen näherten.

Lange sah es sehr unsicher aus, ob es wirklich nach Osten zu einen Durchgang von der Bucht aus gäbe. Die einzige Möglichkeit war, dass wir einen solchen hinter einer weitvorspringenden Landzunge finden würden, und bald glaubten wir, hier vordringen zu können, bald schien es, als ob dort nur ein unbedeutender Einschnitt vorhanden sei. Schliesslich lief Andersson auf Schneeschuhen voraus, um zu rekognoszieren, aber auch er musste weit laufen, ehe er durch einen Hurraruf, der für uns kaum mehr vernehmbar war, das verabredete Zeichen geben konnte, dass der Sund gefunden sei. Bald waren auch wir mit dem Schlitten an Ort und Stelle, und mit einer freien Aussicht nach Osten zu schlugen wir unser Lager auf der Schneeschanze am nördlichen Strand des Sundes auf. Es war ein grossartiges Bild, das sich hier vor uns entrollte, nach Nordwesten zu der grosse Fjord, über den wir soeben gekommen waren, im Süden der mächtige Koloss des Haddington-Berges und im Osten der Sund, der sich in der Mitte zu einer rundlichen Bucht erweiterte, während er an der Aussenseite von einer auffallend niedrigen Landzunge, sowie von Inseln und Bergen abgeschlossen wurde. Auch an diesem Abend wanderten wir noch lange plaudernd auf und nieder, aber etwas mehr Schlaf als in der letzten Nacht bekamen wir trotzdem.

Von dem noch übrigen Teil der Schlittenfahrt lasse ich das Tagebuch erzählen:

Den 14. Oktober. Am nächsten Morgen waren wir früh fertig, wir mussten das gute Wetter, das durchaus keinen beständigen Eindruck machte, ausnutzen, so gut wir konnten. Es lag die Gefahr nahe, dass das Eis aufbrechen würde, was gerade jetzt besonders unangenehm werden konnte, da wir eine so schwere Ausrüstung mit uns führten, auch lag uns sehr daran, nach Hause zurückzukehren, ehe die durch Frost beschädigten Füsse unserer Kameraden noch mehr vernachlässigt waren. Über die innere Bucht kamen wir schnell und glatt hinweg.

Es war beschwerlich, den Schlitten über die Landzunge zu ziehen, wir mussten eine Stunde über fast schneefreien Boden fahren, so dass die Splitter um die Schlittenkufen flogen. Glücklich wieder auf das Meereis hinabgekommen, sahen wir die Bucht glatt und offen vor uns liegen, und in unserer Freude, alle Schwierigkeiten überwunden zu haben – wie wir glaubten –, lagerten wir uns im Sonnenschein und kochten ein wenig Schokolade. Bald sollten wir jedoch einsehen, dass wir uns in Bezug auf das, was uns bevorstand, gründlich verrechnet hatten. Der Schnee wurde immer tiefer, selbst bei Kälte würde er kaum einen so schweren Schlitten wie den unsern getragen haben, aber in diesem strahlenden Sonnenschein brach alles durch die Schneedecke, und es währte nicht lange, bis wir merkten, wie schwer es schon war, unbelastet auf Schneeschuhen vorwärts zu gelangen. Nie hatte ich etwas Ähnliches in diesen Gegenden erlebt. Der Schlitten wurde in einen Schneepflug verwandelt, die Hunde sanken bis über den Bauch ein, Jonassen und Grunden mussten bis über die Knie im Schnee waten, und der Zug bewegte sich dahin wie eine Schnecke auf der Landstrasse. Um unsern Transport ein wenig zu beschleunigen, schnallte sich Andersson vor den Schlitten, und Duse und ich nahmen jeder ein Ränzel auf den Rücken, während Jonassen und Grunden an einem langen Seil zogen, und doch konnte man kaum merken, dass wir vom Fleck kamen. Wir mussten jeden Gedanken, um Kap Gage herumzukommen, aufgeben, statt dessen versuchten wir, uns nahe am Ufer zu halten, doch auch da war der Weg nicht besser. Der einzige Lagerplatz, den wir wählen konnten, war schlecht genug, mit tiefem Schnee, der keinen Halt für die Zeltpflöcke gab, was um so unangenehmer war, als der Wind gerade, als wir unser Lager aufschlagen wollten, heftig wehte. Glücklicherweise war es ein warmer Wind, obwohl er aus Süden kam, aber unsere ganze Lage war jammervoll, es fehlte nicht viel daran, und das ganze Zelt wäre weggeweht. Es ist jedoch ein ganz anderer Geist über uns gekommen, seit sich unsere Gesellschaft vermehrt hat. Alle arbeiten mit Lust und Freude, man scherzt über die Schwierigkeiten und überwindet spielend alles Unangenehme, niemand will hinter dem andern zurückstehen. Seit den allerersten Wochen auf der Station, als die Zukunft noch mit allen ihren Möglichkeiten lockend vor uns lag, habe ich etwas Ähnliches nicht mehr erlebt. Wir bereiteten uns ein extra gutes Abendbrot und schliefen dann vorzüglich, ohne uns von den Windstössen stören zu lassen.

Den 15. Oktober. Wir gingen ernstlich mit dem Gedanken um, hier einen Teil unseres Gepäcks zurückzulassen, namentlich die neu hinzugekommenen Schlafsäcke und das Zelt; in diesem Falle sollten die Kameraden auf Schneeschuhen voranlaufen, um sicher noch im Laufe des Tages anzugelangen. Aussicht genug, die Sachen auf einer neuen Schlittenfahrt abzuholen, war ja vorhanden, andernfalls war es aber nicht ausgeschlossen, dass wir vorher noch Verwendung dafür haben konnten, und schliesslich waren uns auch die Sachen trotz oder vielmehr infolge ihrer Schmutzigkeit so teuer, dass wir uns nicht gern von ihnen trennen mochten, so beschlossen wir denn, auch noch ferner das ganze Gepäck mitzuführen. Der Marsch ging in derselben Ordnung wie am gestrigen Tage von statten, der einzige Unterschied war, dass Duse jetzt ziehen half, während Andersson und ich so schwere Lasten trugen, wie wir zu schleppen vermochten. Es war eine unerhörte Arbeit, und selbst auf Schneeschuhen sank man oft tief ein. Zuerst sollte sich Andersson voraus begeben, um zu sehen, ob es besser würde, wenn wir an die Landzunge gelangten, da aber der in der Sonne aufgetaute Schnee sich an seinen Schneeschuhen festballte, stand er freiwillig von dem Marsch ab. Dann sollte ich denselben Versuch machen, und mit grosser Anstrengung gelang es mir auch wirklich, bis an die Landzunge zu kommen, von wo aus ich den Nachfolgenden das Signal geben sollte, dass alles klar sei. Wir mussten hier jedoch eine Menge unangenehmer Spalte überqueren, wo das offene Wasser nur mit einer leichten Schneedecke überzogen war.

Grunden. Andersson. Duse. Unsere wiedergefundenen Kameraden bei der Rückkehr nach Snow Hill

Je weiter wir kamen, desto besser wurde zum Glück das Eis, und schliesslich konnten wir die Ranzen, die wir so lange getragen hatten, wieder auf den Schlitten legen. Vor der Cockburn-Insel sahen wir in nächster Nähe offenes Wasser, und bei Kap Gage wurden wir durch ein paar besonders schwierige Spalte aufgehalten, die von einem so hohen Wall aus Schraubeis umgeben waren, dass er sich offenbar nur mit Gefahr passieren liess. Eine Menge Seehunde lagen mit ihren Jungen auf dem Eise. Während Andersson dastand und eines dieser letzteren betrachtete, wurde er plötzlich hinterrücks von der Mutter angefallen. Da diese Tiere im allgemeinen ganz zahm sind, kam der Überfall völlig unerwartet, nur mit Mühe konnte er sich verteidigen und mit seinem Schneeschuhstab das rasende Tier unschädlich machen.

Nachdem wir glücklich über die letzten Spalten hinweggekommen waren, befanden wir uns wieder auf dem alten, wohlbekannten Admiralitäts-Sund mit seinem verhältnismässig leicht passierbaren Eise, das uns trotzdem infolge der Wärme ziemliche Schwierigkeiten bereitete. Wir waren alle gründlich ermüdet nach einem der arbeitreichsten Tage, die wir seit langer Zeit gehabt hatten, und da wir keinesfalls in der Nacht auf der Station ankommen wollten, schlugen wir unser Zelt noch einmal auf einem letzten Lagerplatz auf.

Den 16. Oktober. Schnell ging nun der Marsch vorwärts, nur zweimal brauchten wir während des ganzen übrigen Teils der Wanderung Rast zu machen. Immer mehr näherten wir uns bekannten Gegenden und konnten nun unsern Begleitern einen bemerkenswerten Platz nach dem andern in der Umgebung der Station zeigen. Jetzt kamen wir an dem grossen Eisberg vorüber, wo wir unsern ersten Seehund getötet hatten und der so oft das Ziel unserer Wanderungen gewesen war; jedes eingefrorene Eisstück war uns wohlbekannt. Jetzt konnte auch schon ein scharfes Auge die dunkeln Umrisse unseres Wohnhauses unterscheiden. Die Sonne hatte hier am Strande so kräftig gewirkt, dass viel Wasser auf dem Eis stand, aber das hinderte uns nicht, und schliesslich fuhren wir über die letzten Schneewälle hinweg dem Lande zu. Ich sah nach der Uhr, es war zwischen 10 und 11, dieselbe Stunde, um die heute vor zwei Jahren die Expedition Schweden verlassen und von dem flaggengeschmückten Schiff Anverwandten und Freunden am Strande ein letztes Lebewohl zugewinkt hatte.

Ein Kaiserpinguin

Anfänglich herrschte auf der Station tiefste Stille. War es wirklich möglich, dass uns niemand bemerkt hatte? Plötzlich ertönte jedoch wildes Hundegebell und die ganze Schar stürzte uns entgegen, blieb jedoch beim Anblick der schwarzen, unbekannten Männer unschlüssig stehen. Jetzt kamen alle zu Hause gebliebenen Kameraden eiligst gelaufen. Sobral war der erste, der uns erblickte. Bodman aber langte zuerst unten am Strande an. Duse ging auf ihn zu und redete ihn englisch an: »How do you do?« – In dem Gesicht des Angeredeten malte sich eine unbeschreibliche Verwunderung, vermischt mit zagender Unsicherheit, man sah förmlich, wie sein Gehirn arbeitete. Zögernd erfolgte die Antwort: »Thank you, very well.« Plötzlich schlug ihn Duse auf die Schulter und begrüsste ihn herzlich auf Schwedisch: »Kennst du mich denn nicht mehr?« – »Freilich, du bist Duse!« – dann wurden die Begrüssungen fortgesetzt, denen die nötigen Erklärungen folgten. Die Vereinigung zwischen den beiden Stationen Snow Hill und Hoffnungs-Bucht war hiermit vollzogen.

Vor und nach der Verwandlung

Was soll ich noch weiter von diesem Tag erzählen? Dass er mit einer Festmahlzeit gefeiert wurde, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Diese bestand aus dem besten, was wir noch hatten, war aber nicht ganz so fein wie unsere Geburtstagsdiners während des Winters. Wir servierten übrigens ein Gericht, das ich bisher noch nicht kannte, nämlich gebratenen Kaiserpinguin. Das Tier war vor einigen Tagen an der Station vorüberpromeniert, gefangen, photographiert und mehrere Tage beobachtet worden, ehe es geschlachtet wurde, um auf dem Diner zu figurieren, das anlässlich des Jahrestages unserer Abreise veranstaltet werden sollte.

Vor Tische war indes eine grosse Veränderung vor sich gegangen. Vom Strande war Aakerlund hinaufgelaufen, um den Kaffee-Kessel aufs Feuer zu setzen, und während der kochte, wurden alle disponiblen photographischen Platten angewendet, um die Ankömmlinge zu verewigen. Dann ging es an ein Kramen in allen Schubfächern. Obgleich wir uns eben noch so arm an allen Ausrüstungsgegenständen vorgekommen waren, hatte doch jeder einen kleinen Reservevorrat aufgespart, und das alles kam jetzt zum Vorschein, so dass bald eine reiche Auswahl von Kleidungsstücken den Neuangekommenen zur Verfügung stand. Nun folgte grosses Haarschneiden und Waschen, wodurch in ein paar Stunden die wilden Männer in zivilisierte Menschen verwandelt wurden. Wie gross auch uns andern die Veränderung erschien, – so kann doch wohl niemand als sie selber sie in ihrem ganzen Umfang empfinden und sie entsprechend beschreiben.

In den folgenden Kapiteln wird Dr. Andersson die Ereignisse von der Rückkehr der »Antarctic« nach unserm Landgang bis zu der denkwürdigen Begegnung mit uns draussen auf dem Eis des Kronprinz Gustav-Kanals schildern.


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