Johann Carl August Musäus
Moralische Kinderklapper
Johann Carl August Musäus

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Falsche Aemulation.

Vetter Asmus war mit Kind und Kegel zu seinen Gefreundten ins Land verreiset, hatte Gelusten auch einmal in Saus und Schmaus zu leben, und seine frugalen Kartoffelmahlzeiten einsweilen zu suspendiren. Schwager Freundlich stellte der reisenden Karavane zu Ehren ein herrliches Konvivium im Garten an, bey welchem, die gesellige Freude desto mehr zu beleben, Jubals Enkelssöhne, aus der Geisblattlaube, gar lieblich waldhornirten und schallmeyten.

     

Es wurde viel gekoßt, gescherzt, gelacht,
In mondenheller Sommernacht.
Ein lauer Zephyr zog vorüber,
Und hielt hier seine Abendrast,
Und weilte in dem Garten lieber,
Der werthe unsichtbare Gast,
Als draußen einsam und alleine
Im hochbelaubten Lindenhaine.

Auch ein Najadchen, schlank und zart,
Spielt horchsam im Baßin Verstecken,
Und schlüpfte, durch die Röhrenfahrt
Des Kunstquells, husch! ins Wasserbecken,
Und plätscherte bey frohem Muth,
Melodisch in der Silberfluth.
Vom Gartenzentrum bis zum Zaune
Sprach Frölichkeit, und herrschte gute Laune.

Da hob die rasche Symphonie den leichten Fuß der jungen Nachbarin zum Tanz. An Reizen gleich der Charitinnen einer, umschwebte sie des kleinen Meeres Spiegelfläche. Kein Jüngling bot der schönen Tänzerin die Hand, der schlanke Zephyr nur erfaßt' ihr luftiges Gewand und walzte traulich mit ihr ums Gestade, der im verborgnen lauschenden Najade, die aus metallner Urne, kühlen Regen der holden Dirn' entgegengoß. Doch Zephyrs Hauch, bog den schalkhaften Wasserstrahl von ihren Schläfen freundlich ab.

        Die keusche Luna sah, von hoher Himmelsbahn,
Mit Lust, den Wirbeltanz des holden Mädchens an.
Und sanfter murmelte nun der krystallne Quell;
Die Blumen dufteten so süße,
Und all die Sternlein funkelten so hell,
Wie einst beym ersten Faxhall in dem Paradiese.
Mit lautem Beyfall war die Tochter Teuts begrüßt,
Der Greiß von Tejos hätte sie geküßt,
Und Friderickens Tanz in einem Lied besungen,
Die seine Lieder selbst, in fremden Zungen,
Gern dorisch und ionisch liest.

Mitten unter den Spektatoren, die Musik und Tanz herbeygelockt hatte, stand Meister Lorenz Gamperts Ilsgen, des Seidenwebers an der Straße Lieblingskind, und sah, mit innigem Entzücken, dem schönen Schauspiel zu. Hm! dachte sie, ich will mir gleiches Lob erwerben, was die vornehme Jungfer kann, das kann ich auch. Ich schwenke mich oft hundertmahl im Kreise, daß mir das Röckchen rund wie eine Glocke steht, und Erd und Himmel rings sich um mich dreht. Es sey gewagt – Glück auf die Reise!

Kaum war die applaudirte Grazie vom freudgen Tummelplatz verschwunden: so taumelte der kleine Wechselbalg hervor aus dem Gewühl, und gab die Poße zu dem Freudenspiel. Ein rauschendes Rondeau beflügelte die kurzen Strempelbeine der flinken Dorl. Alsbald wetteiferte die laute Lache, der einzige Ueberrest aus der zerfallnen Bardenrepublik, mit der weittönenden Musik. Das Aeffchen wußte sich recht viel damit, daß es sein Publikum so trefflich amusirte.

      Und kreißelte
Und drehete
Sich so geschwind,
Wie Wirbelwind,
Bald rechts, bald links,
Bald nah, bald ferne.
Auf einmal gings
Quer über Feld,
In alle Welt,
Nach der Zisterne.
Plumps! lag sie drinn,
Die Tänzerin,
Sie thats nicht gerne.
       

Beginne nichts mit Unbedacht,
Was Schaden bringen kann:
Der Vorwitz wird nur ausgelacht,
Er fängt nichts kluges an,
Und schlecht ist die Entschuldigung:
Ich habs nicht gern gethan.


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