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Um die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. landeten an der Südwestküste des japanischen Reiches Malaienhaufen, die eine von der der Ainos völlig abweichende Kunst brachten. Mit ihren Panzern und Bronzewaffen waren sie den Urvölkern der Steinzeit, die sie immer mehr nach dem Norden drängten, überlegen.
An Stelle der bisher allein üblichen Hütten und Erdjurten wurden strohbedeckte Holzhäuser in Pfahlbau (Abbild. Nr. 3) ausgeführt, wie sie noch heute in der Heimat der Einwanderer, im Malaiischen Archipel, üblich sind.
In der ersten Zeit der Eroberung wurden die Leichen in der Erde verscharrt. Neben den Kriegern lagen die zweischneidigen kurzen Schwerter und die Lanzen (Abbild. Nr. 7) aus Bronze. Später wurden gewaltige Erdhügel über den Leichen der Kaiser und Fürsten errichtet, die in Steinkammern, oft in Särgen aus mächtigen Steinblöcken gehauen (Abbild. Nr. 4), mit reichen Beigaben bestattet wurden. Als Ersatz für die früher geopferten Frauen, Diener und Tiere wurden Tonfiguren beigegeben (Abbild. Nr. 5), an denen wir Helm und Panzer, Schmuck und Zierat, Waffen und Pferdegeschirre kennen lernen.
Nr. 7.
Bronzewaffen. Lanze, 2schneidig (a). Schwert,
2schneidig (b).
Die aus Metall geschmiedeten Helme (Abbild. Nr. 6) mit ihren horizontal laufenden Streifen, die großen Bogen und die lanzettförmigen, zweischneidigen kurzen Schwerter, an denen die Handgriffe lappenförmig herüberfaßten (Abbild. Nr. 7), zeigen weder im Malaiischen Archipel noch in Indien oder Ägypten, sondern erst am Ägäischen Meere, in Kreta und Zypern, ähnliche Formen und Ausführungen. Von dort dürften auch die Schmucksachen (Abbild. Nr. 8) stammen, im besonderen die Glasperlen und Goldarbeiten, da deren Fabrikation im Süden und Osten Asiens nicht nachweisbar ist. Am deutlichsten wird die Verbindung mit den Völkern des Mittelmeeres bewiesen durch die eigenartigen Töpfereien für Kultzwecke mit hohem Fuß, vielfachen Halsansätzen (Abbild. Nr. 9) und aufgesetzten kleinen Tier- und Menschenfiguren (Abbild. Nr. 10). Diese Form findet sich auf Zypern zwischen dem 8. und 5. Jahrhundert vor, und wir können wohl annehmen, daß um diese Zeit, sei es durch ägäische Kolonisten oder durch kolonisierte Malaien, die Kultur und Technik auf die japanischen Inseln verpflanzt worden ist. Vielleicht wurde auch der erobernde Malaienhaufe von einem Zyprer geführt, dessen fremdländische Abkunft und geistige Überlegenheit sich in der späteren Verehrung als Gottes Sohn aussprach!
Nr. 8.
Amulette aus Stein, Ohrringe, Arm- und Fingerringe aus Gold. Halsketten aus Glasstücken.
Neben der völligen Beherrschung der Steinbearbeitung ist auch die Kenntnis des Bronzegusses und vor allem die plastische Gestaltung von Tieren und Menschen in Ton für diese Zeit charakteristisch. Noch fehlt jedes Schriftzeichen und jede Tier- und Menschendarstellung in der Fläche. Mit Ausnahme der gewaltigen Gräber wird nur das praktisch Notwendige erzeugt: noch fehlt die Freude an künstlerischer Ausschmückung.
Die Ornamentik bewegt sich in den einfachsten geometrischen Mustern, die aus Punkt, Kreis und geraden Linien gebildet, in den weichen Ton und in das dünne Kupfer- oder Goldblech eingeritzt sind. Ein bedeutender Rückschritt ist gegenüber der Spiralen- und Kurvenornamentik der Steinzeit zu erkennen, während die Formen der Gefäße abwechslungsreicher gestaltet sind. Das Vorkommen der Metalle, gewisser Steinsorten und Glasperlen ist nur durch einen regelmäßigen Tauschhandel mit fernen Völkern erklärbar.
Nr. 9.
Tongefäß für Kultuszwecke.
Auf ihren Eroberungszügen gegen die zurückweichenden Ainos trafen die Malaien eine friedliche Kolonie koreanisch-chinesischer Zivilisation auf Idzumo, dem Korea am nächsten gelegenen Teile der Hauptinsel Japans. Die Anwohner Nordchinas hatten damals bereits die Verbindung mit dem westasiatischen Kulturkreise längst verloren und die überkommenen Sitten und Techniken unter Anpassung an die Verhältnisse ihrer neuen Ansiedlung selbständig umgeformt.
Die Bauart zeigte ihren Ursprung aus dem Innern des Landes gegenüber dem am Wasser entstandenen malaiischen Pfahlbau, indem erst auf einem breiten steinernen Unterbau der Holzbau sich erhob. Der Ursprung des chinesischen Hauses aus dem Zelt der Nomaden erhielt sich in der Sitte, nur einen Raum unter einem Dache zu haben. Der Säulenbau auf steinernem Fundament und das mit Schindeln gedeckte Dach stammten aus der alten Welt am Mittelländischen Meere. Wann die Japaner zuerst importierte Dachziegel verwendet haben, ist nicht festgestellt.
In Korea wurde so viel Eisen gefunden, daß es die Bronze allmählich zu ersetzen begann. In China war das Eisen etwa 500 Jahre v. Chr. bekannt geworden, aber um 100 v. Chr. noch so selten, daß die Regierung daran denken konnte, ein Eisenmonopol einzuführen. Die Sage, daß ein Held Japans eine achtköpfige Schlange mit Sake berauschte und nach ihrer Tötung im Schwanze das heilige eiserne Schwert fand, ist wohl eine symbolische Darstellung der Überrumpelung der festländischen Kolonisten in Idzumo auf Japan und des Kennenlernens von Eisen.
Nr. 10.
Tongefäß für Kultuszwecke, mit aufgesetzten Figuren.
Nr. 11.
Schwerter, einschneidige Klinge, Griffe aus Holz,
mit vergoldetem Kupferblech, Stichblatt aus vergold. Kupfer, mit Öffnungen.
Wahrscheinlich wurde erst über Korea die westasiatische Sitte der Toten-Steinkammern mit den gewaltigen Grabhügeln übernommen, denn die alten Bronzeschwerter werden meist im freien Felde in geringer Tiefe gefunden, während in den Grabkammern und Steinsärgen nur eiserne einschneidige Schwerter vorkommen (Abbild. Nr. 11). Der Schwertgriff wird nicht mehr durch überhängende Lappen mit der Klinge verbunden, sondern eine lange Zunge der Klinge greift in den mit Gold oder Bronze beschlagenen Holzgriff ein. Aus dem kurzen, zweischneidigen griechischen Stechschwert ist ein einschneidiges langes Hiebschwert geworden, und aus dem gefütterten Baumwoll- oder Lederpanzer eine eiserne Rüstung mit Helm. Damit beim Gegenhiebe die Klinge des Feindes nicht die Hand zerschmettere, wird ein breites eiförmiges Stichblatt zum Schutze der Faust verwendet (Abbild. Nr. 11).
Unter chinesischem Einfluß nimmt der Helm eine reichere Form an. An Stelle der horizontalen, auf der Lederkappe befestigten Bronzestreifen werden vertikale Blechstreifen zusammengefügt und durch querlaufende Bänder verbunden. Auch kommen hier und dort Gravierungen und Durchbrechungen der Metallflächen vor (Abbild. Nr. 12). Da Bronze selten geworden war, so wurden nur noch kleine zierliche Dinge, wie Schellen (Abbild. Nr. 13) für Armbänder und Klingelpaß oder Glöckchen als Schmuck der Pferde angefertigt. Bronzeplättchen zum Zierat der Rüstung und Waffen wurden häufig vergoldet und ornamentiert. Infolge der Einführung des Eisens war Bronze ein Luxusartikel geworden, der nur zur künstlerischen Verzierung Verwendung fand.
Nr. 12.
Helm aus Metall, mit Gravierungen von Tieren.
Nr. 13.
Armband mit Schellen.
Es ist möglich, daß erst unter diesem chinesisch-koreanischen Einfluß auch die früher erwähnten Menschen- und Tierfiguren aus Ton (Abbild. Nr. 5, 6) geschaffen wurden. Erst wenn in Korea und China, wie jetzt in Japan, mit wissenschaftlicher Gründlichkeit allerorten Ausgrabungen gemacht sein werden, wird man feststellen können, ob die gleichen Formen auch dort üblich waren. Allerdings ist es fraglich, ob die Ausbeute eine ebenso reichhaltige sein wird. In China haben wiederholt blutige Eroberer- und Bruderkriege die Länder vollständig verwüstet, während in Japan niemals ein feindlicher Fuß als Eroberer das Innere des Landes betreten hat. Als einmal innerhalb 2000 Jahren ein Volk, die Mongolen, feindliche Landungen versuchte, waren ihm Erfolge versagt. So sehen wir zum Beginn der christlichen Zeitrechnung die eingeführten Sitten und Techniken der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sich vermengen. Der politische Ausbau des Reiches auf militärischer Grundlage wurde durchgeführt und der fruchtbare Boden geschaffen, auf dem der Samen hoher chinesischer Kultur aufgehen und herrliche Früchte tragen konnte.