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Das Inselreich der Japaner war in seiner vollen Ausdehnung einst das Reich der Ainos. Die kleinen, starkknochigen Figuren, mit üppigem, dunklem Vollbart und ebensolchen Haaren, mit geraden, tiefliegenden Augen und breiter Nase, tragen die Kennzeichen einer kaukasoiden Rasse, wie wir sie zum Verwechseln ähnlich im russischen Reiche antreffen. Hat man hieraus bereits die Verwandtschaft dieses Völkerstammes mit Europa vermutet, so haben die zahlreichen Ausgrabungen weitere Beweise dafür erbracht. An mehreren tausend Stellen, in den Wuschelhaufen urzeitlicher Fischersiedlungen und unter der Erde an verschütteten Feuerstätten sind neben den in der ganzen steinzeitlichen Welt sich ähnelnden Pfeil- und Lanzenspitzen, Äxten und Schabern aus Stein ungewöhnlich zahlreiche Tonscherben gefunden, die vortreffliche Gefäßformen mit geradem Boden und eine auffallend reiche Ornamentierung mit elegant geschwungenen Linien aufweisen [(Abbild. Nr. 1, Fig. 4 bis 11)]. Die Formen und Verzierungen zeigen bereits eine Höhe der Kunst, wie sie das steinzeitliche Volk nicht selbst erdacht haben kann. Die Buckel und gegliederten Griffe [(12 bis 17)] lassen sogar Vorbilder aus Metall vermuten, so daß wir hier die Arbeiten eines Volksstammes vor uns haben, der die Bronzetechnik ursprünglich gekannt hat, aber aus Mangel an Material die Metallformen in Ton nachbilden mußte.
Nr. 3.
Tempel der Sonnengöttin Amateras (a) und des Gottes Susanow (b) in Ise.
Zwischen dem Schwarzen Meer und Japans Küsten sind noch keine Ausgrabungen gemacht, und daher fehlen uns alle Nachweise von Zusammenhängen aus frühester Zeit. Erst am Ägäischen Meere, in den ältesten Schichten von Mykenä und Zypern, finden wir eine ähnliche Spiralen-, Kreis- und Oblonge-Ornamentik. Dort wurde bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. Kupfer verwendet. Daß diese Kultur bis nach dem Osten Asiens vorgedrungen ist, beweisen uns auch jene kleinen Brett-Idole (2) mit Augen und Nase, ohne Mund, die als Symbol der Göttin der Natur in damaliger Zeit ähnlich von Mitteleuropa bis Zypern und ebenso bei den Ainos hergestellt wurden.
Nr. 4.
Inneres einer Grabkammer, mit geöffnetem Steinsarkophag in der Mitte.
Nr. 5.
Tonfiguren mit Panzer und Halskette.
Um so mehr können wir für diese Arbeiten eine Verbindung über die nordischen Länder Asiens nach dem Mittelmeere annehmen, weil bei den aus dem Südwesten von Japan später vordringenden malaiischen Völkern diese steinzeitlichen Spiralenornamente und Idole völlig unbekannt sind.
Hieraus ergibt sich, daß etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. ein kaukasoider Völkerstamm nach dem Osten Asiens wanderte, die wüsten Steppen Sibiriens durchquerte und sich erst an den fruchtbaren Küsten und Inseln des asiatischen Meeres ansiedelte. Möglich ist auch, daß die asiatischen Zwischenländer damals bevölkert waren, und daß erst nachdrängende Völkerstämme einer höheren mongolischen Kultur, die heutigen Chinesen, die alten Bewohner zersprengten und sie teils westlich in die Länder des heutigen russischen Reiches, teils über das Festland des Ostens hinaus auf die Inseln Japans drängten, um sich selbst in den fruchtbaren Ebenen Nordchinas niederzulassen. Letztere Annahme wird dadurch bestärkt, daß nach chinesischen Quellen bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. eine künstlerisch hochstehende Bronzekultur bestand, die in ihrer Dekorierung und Formensprache den gleichzeitigen Gefäßen und Waffen aus der Blütezeit Mykenäs entspricht, während die prämykenischen Ornamente und Sitten nicht mehr erkennbar sind. Ein Tauschverkehr zwischen den neuen Ansiedlern und den geflohenen Ureinwohnern läßt sich nicht nachweisen, vielmehr zeigen die Ainos-Funde noch aus viel späterer Zeit die Unkenntnis der Bronze und die ausschließliche Bekanntschaft mit steinzeitlichen Formen.
Nr. 6.
Köpfe von Tonfiguren mit Metallhelmen.