Koloman Mikszáth
Der wundertätige Regenschirm
Koloman Mikszáth

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Regenschirm und Sankt Petrus.

Ja, vor Jesum kniete der Priester. An Jesum wandte er sich, an unsern Heiland, Jesum Christum.

Welch' Glück für die Menschheit ist Jesus, dieser Gott, der Mensch war. Von Gott weiß ich nicht, wie er ist, von Jesum weiß ich es. Jesu kenne ich, und jedermann kennt ihn. Ich kenne seine Thaten, ich kenne seine Gedanken, sogar sein Gesicht ist mir bekannt. Nicht das Bewußtsein, daß er mein Herr ist, erfüllt meine Seele mit Beruhigung, sondern das Gefühl, daß ich ihn kenne.

Vor zweitausend Jahren lebte auf dieser Welt ein Bekannter von mir, welch' weltenverknüpfender Gedanke! Die Menschen, die damals gelebt und jene, die nach ihnen gekommen, wurden zu Staub, aus dem Staube ward Gras, und weiß Gott was aus dem Grase; aber er, mein Bekannter lebte immer fort, war immer und wird immer sein.

Wenn ich weit fortreise in fremde Länder, zu fremden Völkern, finde ich andere Gesichter, auch die Tiere sind anders, das Gras ist ein anderes, sogar der Himmel ist ein anderer, alles ist anders, und ich fange schon in meiner trostlosen, fürchterlichen Verlassenheit und Einsamkeit an zu glauben, daß ich nicht einmal mehr auf dieser Welt bin: da aber taucht urplötzlich am Saume einer menschlichen Niederlassung ein Kreuz vor mir auf, und von diesem Kreuze wendet mir ein aus Wunden blutendes Menschenbild sein bekanntes Antlitz zu.

Ah, hier ist er, den ich kenne! Sogar hier finde ich ihn wieder! Und ich bin nicht mehr allein, ich bin nicht mehr verlassen. Dann kniee ich vor ihn hin, und ich schütte ihm mein Herz aus, ebenso wie jetzt dieser Priester.

»Hilf mir, mein Herr Jesu,« also betete zu ihm der Geistliche Johannes. »Meine Mutter ist tot, mein Schwesterchen hat man mir gebracht, ich muß es erziehen. Ich bin arm, ich bin hilflos, ich verstand nie mit Kindern umzugehen. Schicke mir einen rettenden Gedanken, o Jesu! Und schütte aus deinem unerschöpflichen Füllhorn die Mittel herab, damit ich mein Schwesterchen ernähren und pflegen kann. O, thue ein Wunder, Herr Jesu!«

Und es war, als ob der auf Blech gemalte Gottessohn das Gebet erhören wollte, als ob die Licht- und Schattenstreifen, die von den Mauern und Fenstern zitternd auf ihn fielen, die Offenbarungen seines Gesichtes wären, als ob er inmitten seiner Leiden lächeln und mit dem Kopfe nicken würde: »Schon gut, schon gut. Ich weiß alles, ich werde mich schon darum bekümmern.«

Lange betete der Geistliche so in sich versunken, er fing immer von neuem an und bemerkte gar nicht, daß unterdessen, wie so oft im Herbst nach der drückenden, beinahe unnatürlichen Hitze, der Himmel plötzlich sich verfinsterte, schwarze Wolken heraufzogen, und ein Gewitter sich erhob. Als er aus der Kirchenthüre trat, strömte ein furchtbarer Platzregen nieder. Von den Bergen hinter dem Dorfe stürzten wasserreiche Wildbäche, und das Rindvieh lief brüllend in den Gassen umher.

Johannes ergriff Entsetzen.

»Ich habe das Kind unter dem Vordach gelassen. Mein Gott, das wird sein Tod sein!«

Er rannte wie ein Wahnsinniger seinem Hause zu und verwunderte sich höchlich über den Anblick, der sich ihm dort bot.

Der Korb stand noch immer an derselben Stelle. Das Kind saß im Korbe, und die Gans lief im Hofe umher, und der Regen strömte noch immer, strömte auch unter das Vordach in Bächen nieder, und doch blieb das Kind trocken und unversehrt, denn ein mächtiger, verschossener, roter Schirm war über den Korb gespannt. Flick neben Flick war auf dem Schirm, und der klein geblümte Rand, der nach alter Mode rings um den Schirm lief, war kaum mehr erkenntlich.

Mit einem Dankesblick gen Himmel hob der junge Priester das Kind hastig auf, küßte es und trug es unter dem Schirme in seine ärmliche Behausung.

Die Augen des Kindes waren jetzt geöffnet, sie waren blau und blickten erstaunt auf den Pfarrer.

»Das ist wahrlich ein großes Glück, daß das Kind nicht durchnäßt ist,« murmelte der Pfarrer, »es hätte sich zu Tode erkälten können, zumal ich kein trocknes Kleidchen für dasselbe hätte.«

Aber wie kam der Schirm über die Kleine? Unbegreiflich! In Glogowa besitzt niemand einen Regenschirm.

In den Nachbarhäusern gruben die Bauern Rinnen im Hofe, damit das Wasser ablaufe. Der geistliche Herr fragte der Reihe nach bei ihnen: »Habet ihr nicht gesehen, daß jemand bei dem Kinde war?«

Das Kind hatten sie wohl gesehen, aber ihres Wissens war niemand bei demselben gewesen.

Die alte Frau Mathias Adametz, die mit einem Leinentuch über dem Kopfe nach Haus geflüchtet war, hatte gesehen, wie sich was Rotes, Rundes eben damals vom Himmel niederließ. Zu Stein möge sie gleich erstarren, wenn nicht (so sagt Frau Adametz) die heilige Mutter Gottes selbst das Zeug zum Schutze des Waisenkindes vom Himmel herabgelassen habe.

Dummes Geschwätz der Frau Adametz! Sie trinkt gern eins über den Durst, die Adametz, kein Wunder, wenn sie mehr sieht als wahr ist. Auch neulich, zu Peter-Paul öffnete sich des Nachts der Himmel vor ihr, sie hörte die Engelsscharen singen, wie sie in einer Prozession vor unsern Herrgott zogen, der auf seinem Thron aus Karfunkeln saß. Dort ging mit der Prozession auch ihr vor dritthalb Jahren verstorbenes Enkelkind, der Jankó Plachta, in seinem leinenen Höschen, rotem Leibchen, (welches sie, die Adametz, seinerzeit selbst genäht hatte) und sie erblickte auch einige von den im letzten Jahrzehnt verstorbenen Glogowaern, wie sie bei himmlischem Gesang, langsam und feierlich dahinwandelten, genau in denselben Kleidern, in denen man sie begraben.

Man kann sich vorstellen, wie gesucht nach dem Peter- und Paultage die heilige Witwe ward, so bald die Kunde von der Vision sich verbreitet hatte: der Reihe nach kamen alle zu ihr, die teure Verstorbene unter die Erde gebettet hatten, ob sie die nicht oben im Himmelreich gesehen habe? Und mein Töchterchen? Und mein Väterchen? Und meinen armen Mann?

Sie glaubten es, denn es erschien ihnen natürlich, daß die Adametz eher etwas von den himmlischen Mächten zu sehen bekäme, als ein gewöhnliches Weib. Denn mit ihrem Vater, dem in Gott entschlafenen Andreas Flinta, der im Rufe eines großen Diebes gestanden, war ein wahrhaftiges Wunder geschehen. Als man nämlich vor acht Jahren ein Stück aus dem Glogowaer Friedhofe für die Landstraße abschied, wurde seine Ruhestätte aufgegraben, um den Leichnam anderswohin zu legen, und da sah man, daß dem Alten im Grabe ein Bart gewachsen war, während doch fünf Zeugen bestätigten, daß ihn, bevor er begraben wurde, Thomas Gundros, der Kuhhirt, schön rein abrasiert hatte.

Nun, daß der alte Flinta sich jetzt im Himmelreich befindet, ist so sicher, wie zwei mal zwei vier, und wenn er schon dort ist, läßt er – der doch immer so ein alter Schlaumeier war – gewiß hier und da das Thor offen, damit seine Tochter Agnisa ein wenig hineingucken könne.

Freilich behauptet der Glöckner Paul Krapka etwas ganz anderes. Wie Paul Krapka erzählt, hat er, als er bei Ausbruch des Gewitters gegen die Wolken läutete und sich unterdessen ein wenig umwandte, eine Gestalt, einem alten Juden gleich, auf dem Wege zur Pfarre gesehen: und die hatte das riesengroße, rote Leinwandtuch in der Hand, das der ehrwürdige Herr über den Korb gebreitet gefunden. Krapka hatte natürlich nicht gar zu sehr darauf geachtet, denn er war schläfrig, und der Wind blies ihm den Staub ins Gesicht, er erinnerte sich nur dunkel, aber an was er sich erinnert, das kann er auch beschwören (und Paul Krapka ist ein glaubwürdiger Mann). Diesen, einem Juden ähnlichen Mann haben auch andere gesehen. Er war alt, hochgewachsen, grauhaarig, von gebückter Haltung und hatte einen Stock in der Hand, dessen Griff wie der Schweif eines Ferkels gewunden war. Bei dem Brunnen des Pribil riß ihm der Wind den Hut vom Kopfe, und da ward eine Glatze, so groß wie ein Halfterring sichtbar.

»Geschehe mit mir, was da wolle,« sagte der Meßner (er war es, der ihn so barhaupt gesehen), »wenn er nicht so ausgeschaut, wie der Sankt Petrus auf den Bildern. Accurat so war er, nur gerade die Schlüssel in seiner Hand fehlten.«

Von dem Brunnen des Pribil ging er geradeaus hinüber ins Kleefeld des Stephan Stropov, wohin die krummhörnige Kuh des Krátki, die sich losgerissen hatte, gelaufen war; die wollte den alten Juden aufspießen, worauf sie dieser mit seinem Stocke schlug, und seitdem giebt die Kuh täglich vierzehn Liter Milch (fragt nur die Familie Krátki), früher war es schon ein Wunder, wenn sie viere gab.

Am Ende des Dorfes hatte er die Magd des Müllers gefragt, welches der Weg nach Lehota sei? Die Lisi sagte es ihm, worauf er auf dem ausgetretenen Weg bergauf zu steigen begann. Der Lisi kommt es nachträglich so vor, als ob auch, wie er so dahinschritt, ein Glorienschein über seinem Haupte schwebte.

Nun freilich war es der heilige Petrus! Warum sollte er es auch nicht gewesen sein? Ist er doch genug auf dieser Erde umhergewandert in frühern Zeiten, mit unserm Herrn Christus. Auch genug Chroniken sind über seine Thaten hier zurückgeblieben, die man sich noch nach Jahrhunderten erzählen wird. Und was einst nicht unmöglich war, kann doch auch heute wieder geschehen.

Von Ohr zu Ohr flog die wunderbare Mär im Dorf, daß unser Herrgott dem Schwesterchen des Pfarrers im Wolkenbruche ein Leinwandzelt herabgeschickt habe, damit das Kindchen nicht durchnäßt werde. Den heiligen Peter in eigener Person hatte der Beschützer der Waisen und Hilflosen ausgesandt.

Nun begannen fürwahr gute Zeiten für das Kind. Auf der Stelle kam sie in Mode. Die alten Dorfweiber gingen frisch daran, Milchbrot zu kneten, Gries in Milch zu kochen, Mohnbeugel zu backen, um dem kleinen Ankömmling etwas mitbringen zu können. Der ehrwürdige Herr konnte nicht genug die Thüre öffnen, so viele Frauen brachten mit schneeweißen Brottüchern bedeckte Schüsseln voll der feinsten Leckerbissen herbei. Der Pfarrer Johannes kam aus dem Erstaunen gar nicht heraus, als die Weiber so eine nach der andern kamen.

»Mein lieber ehrwürdiger Herr, ich habe einen kleinen Leckerbissen gebracht. Wir haben die Ankunft Ihrer kleinen Schwester erfahren und da hab' ich mir gedacht, ein, zwei schmackhafte Bissen werden ihr gut bekommen. Wohl könnte es besser sein, aber ein Lump, der mehr giebt, als er hat. Unsere Absicht ist die beste, mein lieber ehrwürdiger Herr, aber unser Mehl ist freilich kein Mundmehl, der Müller, der Diebskerl, hat es ein wenig verbrannt, wenigstens den Teil, den er nicht gestohlen, der Höllenschlingel. Darf ich den kleinen Engel ansehen? Man sagt ja, daß es ein Prachtgeschöpfchen ist.«

Wie hätte es der ehrwürdige Herr ihnen nicht erlaubt, die kleine Veronika der Reihe nach zu besichtigen, sie zu streicheln, zu hätscheln, zu liebkosen. Manche küßten sogar ihre Füßchen.

Der Pfarrer wandte sich oft ab, damit seine Getreuen die Thränen nicht bemerkten, die ihm vor lauter Rührung aus den Augen sickerten, und dabei fühlte er Gewissensbisse, er machte sich Vorwürfe: »Wie habe ich diese Menschen verkannt! Auf Gottes Boden giebt's keine bessern Leute als diese Glogowaer, und wie sie mich lieben! Erstaunlich, wie sehr sie mich lieben!«

Spät zur Vesperzeit kam auch Frau Adametz herbei, die bisher vom neuen Geistlichen nicht gar viel gehalten, und auf den im Grabe gewachsenen Bart ihres Vaters pochend (weshalb derselbe einigermaßen zu den Heiligen gezählt wurde), glaubte sie sich mit Recht in die Angelegenheiten der Kirche mengen zu dürfen.

»Ehrwürdiges Väterchen,« sagte sie, »das Kind braucht eine Pflegerin.«

»Freilich könnte sie die wohl brauchen,« antwortete der Pfarrer nachdenklich, »aber die Kirche ist arm.«

»Arm ist der Teufel,« fuhr Frau Adametz auf, »weil er kein Herz hat. Wir aber haben ein Herz. Und am Ende kann doch der ehrwürdige Herr das kleine Mädchen weder ankleiden, noch kämmen und ihm das Haar flechten. Und dann verlangt das ja auch tagsüber zu essen, beim Kantor können Sie mit einem Kinde nicht verköstigt werden. Sie müssen zu Hause kochen lassen, heiliges Väterchen. Das sage ich, die alte Adametz. Und der Glöckner ist gut genug zum Aufräumen, aber was versteht der Tölpel von der Pflege eines Kindes.«

»Gewiß, gewiß, aber wo soll ich sie hernehmen ...«

»Wo hernehmen? Bin ich denn nicht da? Bin ich doch wie zur Pfarrersköchin geschaffen, mir kommt kein Verdacht mehr nahe.«

»Ja, ja,« überlegte der Pfarrer, »aber wo nehme ich für Sie Bezahlung her?«

Frau Adametz schlug mit beiden Händen auf ihre Hüften.

»Überlassen Sie das, mein Lieber, uns beiden, mir und unserm Herrgott. Er wird mir das schon heimzahlen anstatt des Väterchens. Noch heute Abend trete ich den Dienst an und bringe auch mein Geschirr mit.«

Der Pfarrer staunte immer mehr und mehr. Und gar erst Ursrimp, als er gegen Abend hinüberkam, den Geistlichen zu besuchen, und ihm dieser die Begebenheiten des Tages erzählte; er schlug über den Antrag der Frau Adametz die Hände zusammen: »Die Adametz? Diese alte Hexe? Ohne Bezahlung? Gott soll es ihr bezahlen? Nun, Johannes, ein solches Wunder ist noch nicht geschehen, daß ein Glogowaer unsern lieben Herrgott als Zahler und Bürgen angenommen hätte. Du hast diese Menschen rein verhext.«

Der Priester lächelte still vor sich hin, und tiefe Andacht zitterte in ihm. Auch er fühlte es, daß hier ein Wunder geschehen. Alles ist ja so absonderlich, so unbegreiflich. Aber er ahnte die Quelle dieser Veränderung. Das Gebet, das er zu Jesus sandte, als er auf dem kalten Stein der Kirche gekniet, fand oben Erhörung. Jesus nahm den Glogowaern die egoistischen Seelen und gab ihnen von seiner eigenen. Der Hauch Jesu ist an dem Gesicht, an dem Betragen der Menschen fühlbar. Wahrlich, es ist ein Wunder geschehen!

Die Gerüchte über den Schirm hatte er zum Teil nicht gehört, zum Teil lächelte er über dieselben. Er konnte sich freilich nicht erklären, wie der Schirm dorthin kam, einen Augenblick wunderte er sich auch darüber, aber dann bekümmerte er sich nicht weiter darum und lehnte ihn in einen Winkel, bis sich der Besitzer melden werde, wenn gleich das ganze Zeug keine fünf Groschen wert war.

Aber die Begebenheiten des Tages waren damit noch nicht erschöpft. Gegen Abend verbreitete sich wie der Blitz die Kunde, daß die Frau Michael Gongoly, das Weib des Glogowaer Nabobs, in der Bjela Boda, die infolge des Wolkenbruches heillos angeschwollen war, ertrunken sei. Das unglückselige Weib wollte über das Brett gehen, um ihre auf dem andern Ufer zurückgebliebenen Gänse zu holen; sie brachte auch schon den Gänserich und eine schwarzbeschopfte Gans unter dem Arm hinüber, aber als sie um die anderen zwei wieder zurückging, glitt sie aus und fiel in den schäumend dahinstürzenden Fluß. Mein Gott, des Morgens war noch kaum Wasser darin, eine Ziege hätte es auf einen Zug austrinken können, und mittags war das Bächlein schon zu einem rasenden Fluß angeschwollen, der die arme Frau, da niemand in der Nähe war, auf ewig verschlang. Den ganzen Nachmittag suchte man sie, man durchstöberte die Scheune, den Boden, den Keller, bis gegen Abend das Wasser bei Lehota die Leiche ans Ufer schwemmte. Dort fanden und erkannten sie Lehotaer Bauern, und einer eilte zu Pferd mit der Kunde zu Michael Gongoly.

Der entsetzliche Fall verursachte große Aufregung in der Gemeinde. Die Menschen versammelten sich in großen Haufen vor einzelnen Bauernhöfen: »Ja, ja, Gott bezwingt auch die Reichen!«

Georg Klimcsok klopfte auch beim Pfarrer an.

»Übermorgen haben Sie ein großes Begräbnis!«

Der Glöckner sprach beim Kantor vor, ein Gläschen Branntwein für die Nachricht erwartend: »Nun, Herr Kantor,« sagte er, »jetzt nehmen Sie Ihren Verstand zusammen. Es giebt eine fette Leiche. Schöne Verse werden nötig sein.«

Den dritten Tag fand auch richtig das Begräbnis statt. Lange hatte Glogowa kein ähnliches gesehen. Unser Herr Gongoly hatte auch den Pfarrer von Lehota kommen lassen, damit zwei Geistliche über die Verstorbene die Trauerweisen sagen möchten; den Sarg brachten sie mit Vorspann aus Neusohl, das Kreuz wurde zum Tischler nach Kopanyica geschickt, damit er es schwarz färbe und mit weißen Buchstaben den Namen und den Todestag der Verstorbenen daraufschreibe. Eine ungeheure Menschenmenge war dabei, wie erst wenn schönes Wetter gewesen wäre; aber eben als sich der Pfarrer im vollen Ornate mit den Ministranten ins Trauerhaus begeben wollte, brach plötzlich wieder ein heftiger Platzregen los, weshalb er auch den Krapka zurückschickte.

»Geht rasch und bringt mir den Regenschirm, er ist an den Kasten angelehnt.«

Paul Krapka starrte verblüfft auf den Geistlichen. Wußte er doch nicht, was ein Regenschirm ist.

»Ei nun,« sagte der Pfarrer ungeduldig. »Ich meine jene große Leinwandscheibe, die wir vorgestern über dem Korbe meiner kleinen Schwester gefunden.«

»Jetzt verstehe ich.«

Der geistliche Herr stellte sich, um nicht naß zu werden, unter das Vordach des Peter Maggo, bis nach kurzer Zeit der flinkfüßige Krapka den Regenschirm brachte, den Seine Ehrwürden zur großen Verwunderung aller mit einer einzigen Bewegung seiner Hand breit und rund ausspreizte, daß es aussah, als ob hundert Fledermausflügel ineinander gewachsen wären. Und dann faßte er ihn beim Griff, hob ihn über seinen Kopf und schritt langsam und majestätisch dahin, ohne naß zu werden; die Regentropfen klatschten und klopften auf das sonderbare Ding, flossen aber schön ruhig wieder von demselben ab, ohne den Herrn Pfarrer berühren zu können.

Auch bei der Bestattung bewunderte jeder den Regenschirm, und von ihm flüsterten die Weiber und Männer miteinander.

»Den hat der heilige Petrus gebracht!«

Nur die schönen Verse des Herrn Kantor lenkten auf einen Augenblick die Aufmerksamkeit vom Schirme ab, und hier und dort hörte man ein Schluchzen in der Versammlung, als er die Tote die gefühlvollen Abschiedsworte sagen ließ:

Lebet wohl, lebet wohl, ihr Nachbarn rechts und links,
Lebwohl Gevatter Lajkó, Schwager Klimcsok lebe wohl!

Das ganze Hausgesinde des Paul Lajkó begann zu weinen, Frau Klimcsok rief ganz hingerissen: »Mein Gott, wie hat er nur das so schön ausdenken können.«

Dieser Ausruf gab dem Kantor einen kräftigen Ansporn, und seine Stimme erhebend, rief er die anderen Bekannten und Verwandten noch schöner, noch gefühlvoller im Namen der Toten an.

Da blieb wohl kein einziges Auge trocken.

Kaum war Frau Gongoly verscharrt, noch hatten sich die alten Dorfweiber gar nicht über die Pracht des Leichenbegängnisses ausplaudern können, sowie über den Witwenstand des Gongoly, und daß er, Gott verzeih' ihnen ihre Schwatzhaftigkeit, schon beim Begräbnis das schöne Gesicht der Anna Tynrek mit seinen Geieraugen gesucht habe, woraus auch der Blinde weissagen könne, der berühmte »mentyék« derJeder wohlhabende Slowake kauft seinem Weib einen Pelz, und dieses teure Kleidungsstück bleibt oft vier bis fünf Generationen und wird nur zum Kirchgang, über die Achsel geworfen, getragen und heißt slowakisch »mentyék.« Frau Gongoly werde nicht lange herrenlos bleiben; kurzum, die Totengräber waren noch kaum nüchtern geworden vom vielen Branntwein, den sie beim Leichenschmaus getrunken, als schon wieder ein neues Grab gegraben werden mußte.

Nach der Frau Gongoly starb der Johann Srankó, der auch früher schon, als Frau Gongoly noch ein hübsches Weibchen war, sich viel um dieselbe zu thun gemacht hatte. Und jetzt machten sie sich gemeinsam auf den Weg, als ob sie es so verabredet hätten. Die Leute erwarteten das beinahe. Früher, so erzählte man sich, verschwand auch manchesmal Frau Gongoly im Korn und dann tauchte nach kurzer Zeit plötzlich der Srankó auf, und auch er verschwand im Korn. O, dieses gottlose Korn! Es wächst so hoch, daß es jeden Unsinn verdeckt.

Auch jetzt entschwanden die zwei Schatten hintereinander ins unendliche Nichts ...

Den Srankó fand man tot im Bette am Morgen nach dem Leichenbegängnis; wie es scheint, hat ihn der »Donnerkeil« des Todes, der Schlag, getroffen.

Auch Srankó war ein wohlhabender Mann, ein »Magnatsch,«Die zwölf reichsten Bauern nennen die Slowaken »Magnatsch,« welche Bezeichnung natürlich von dem Worte Magnat stammt. dreihundert Schafe von ihm weideten auf dem Dorfhotter, und gar viele Äcker hatte er bebaut, also auch ihm gebührte eine glänzende Bestattung. Und Frau Srankó geizte auch nicht, sie ging selbst zum Lehrer und Pfarrer und ordnete an: »Alles soll ganz so sein wie bei dem Leichenbegängnisse der Frau Gongoly. Koste es, was es wolle, die Familie Srankó ist nichts Geringeres als die der Gongoly! Zwei Geistliche müssen beim Begräbnisse sein, vier Ministrantenknaben in schwarzen Röckchen, fortwährendes Glockengeläute und so weiter, und so weiter ...«

Pfarrer Johannes nickte zufrieden mit dem Kopfe: »Wird geschehen, alles wird geschehen.«

Pfarrer Johannes rechnete mit der Kreide aus, wie viel es kosten würde.

»Wohl,« sagte Frau Srankó, »aber geben Sie, ehrwürdiger Herr, noch jenes ›Rote‹ dazu; sehen wir nun, um wie viel wird es dann teurer sein?«

»Was für Rotes?«

»Nun, was Sie bei dem Begräbnis der Gongoly über den Kopf gehalten haben. Das war wunderbar.«

Der Pfarrer konnte sich nicht enthalten, aufzulachen.

»Das ist ja unmöglich! Ah! Ah!«

Frau Srankó fuhr beleidigt auf, den Kopf stolz zurückwerfend.

»Warum wäre es unmöglich? Mein Geld ist doch so gut, wie das des Gongoly. Vielleicht nicht?«

»Aber liebe Frau Srankó, damals regnete es ja; und morgen wird wahrscheinlich schönes Wetter sein.«

Aber Frau Srankó mit Kapazitieren herum zu bekommen, war gar schwer, sie verstand die Dialektik besser als der hochwürdige Herr.

»Weil es damals geregnet? Um so eher können Sie, mein Seelchen, heiliges Väterchen, das Rote jetzt mitbringen, wenigstens wird das teure Ding nicht naß werden. Und dann verdient es mein Gottseliger auch. Der hatte gewiß nicht weniger Verdienste als die Gongoly. War er doch Dorfrichter gewesen, auch für die Kirche hat er geopfert, er war es, der vor fünf Jahren die bunten Kerzen aus Neusohl mitgebracht, und die große weiße Altardecke, die hat seine Schwester gehäkelt. Also das ›Rote‹ muß dabei sein.«

»Aber ich kann mich doch nicht lächerlich machen und unter einem Regenschirm bei sonnigem, heiterm Wetter bestatten. Hören Sie auf mit dem Unsinn, Frau Srankó!«

Doch Frau Srankó brach hierauf in Thränen aus. »Womit habe ich diese Schande verdient, daß der Diener Gottes mir die Ehre verweigert, die dem Toten gebührt und auch den Lebenden wohlthut. Was wird man im Dorfe sagen? Man wird sagen: ›Die Srankó hat ihrem Manne nicht einmal eine anständige Bestattung gegönnt, in die Grube ließ sie ihn werfen wie einen Bettler.‹

»Thun Sie es, thun Sie es, Hochwürden,« flehte sie, und mit dem Schnupftuche ihre nassen Augen trocknend, drehte sie den einen Zipfel so lange hin und her, bis sich der Knoten löste und eine Zehnguldennote herausfiel. Frau Srankó hob sie vom Boden auf und legte sie mit zarter Bescheidenheit auf des Pfarrers Tisch.

»Das gebe ich noch dazu, nur soll der Pomp vollständig sein, bitte ergebenst.«

Bei dieser Scene stürzte nun auch Frau Adametz aus der Küche mit Schürze und Kochlöffel herbei und fügte auch ihre Bitte hinzu: »So ist es, lieber ehrwürdiger Herr, der Srankó war ein gottgefälliger Mann. Das viele Gerede ist nicht wahr; doch wenn es auch wahr wäre, so würde diese Wahrheit gerade die Gongoly treffen – Gott hab' sie selig. Wenn also der heilige Schirm bei dem einen Begräbnis dabei war, kann er auch getrost bei dem andern dort sein. Entweder zürnt unser Herrgott schon, dann bleibt es sich gleich, ob er ein wenig mehr zürnt, oder er zürnt noch nicht, dann wird er sich auch jetzt nicht erzürnen.«

»Aber Frau Adametz, schämen Sie sich nicht, solchen Unsinn zusammen zu reden? Lassen Sie mich mit solchem Aberglauben in Ruh'! Ihr Wunsch ist ganz einfach lächerlich.«

Doch die zwei Weiber ließen sich nicht abreden. »Wir wissen, was wir wissen, uns kann der ehrwürdige Herr nicht täuschen,« und so lange jammerten sie ihn an und belästigten ihn, bis er endlich zusagte, auch den Johann Srankó unter dem Schirme zu bestatten, nur hinzufügend: »Wenn ihn bis dahin nicht der Eigentümer fortträgt, denn das steht fest, daß ihn jemand hier gelassen, und wenn er ihn abholt, muß ich ihn hergeben.«

Frau Adametz blinzelte bedeutsam der Srankó zu.

»Na, dessentwegen können wir ruhig schlafen, wer den gebracht hat, pflegt nur einmal in tausend Jahren auf unserm Planeten zu erscheinen.«

Wahrlich, um den Schirm fand sich niemand ein – so daß tags darauf der junge Geistliche, trotzdem es ein trockner, schöner Nachmittag war, und nicht das kleinste Wölkchen sich am Firmament zeigte, den Schirm doch vor dem Sarge aufspannte und unter demselben einherschreitend dem eingesegneten Sarge das Geleite in den Friedhof gab.

Vier starke Männer: Szlávik, Lajkó und die zwei stämmigen Brüder Magát trugen die Bahre, auf der der Sarg ruhte. Gottes Wille war es, daß der eine Magát vor der Schmiedewerkstätte über einen Stein stolperte und fiel, worüber der hinter ihm schreitende Paul Lajkó erschrak, ins Wanken kam und die Geistesgegenwart verlor; die Tragbahre neigte sich zur Seite, und der Sarg stürzte auf die Steine hinunter.

Der Sarg krachte, barst, zerbrach, einen Augenblick leuchtete das geschlungene Bahrtuch hervor, dann später ward auch der Tote sichtbar, der infolge der großen Erschütterung aus dem Scheintode erwachte, einen tiefen Atemzug that, sich bewegte und aufseufzte: »Mein Gott, wo bin ich?«

Das war ein großes Staunen und Wundern, bis sie vom Schmiede rasch Federbetten und Polster holten und ein Lager auf einem im Hofe befindlichen Wagen, der zum Beschlagen dort war, bereiteten. Darauf legten sie den durch das seltsame Gotteswunder auferstandenen Toten, und aus einem Trauerzuge in eine Gott preisende Prozession sich verwandelnd, begleiteten sie, kirchliche Psalmen singend, den armen Johann Srankó nach Hause; dieser kam unterwegs so zu sich, daß er zu Hause gleich zu essen verlangte.

Sie brachten ihm einen Krug Milch. Er schüttelte den Kopf. Lajkó reichte ihm die Schnapsflasche, die schon für den Leichenschmaus gefüllt war. Er lächelte.

Von diesem merkwürdigen Ereignisse an beginnt eigentlich die Legende des Regenschirmes, die dahinflog über Tannenwälder und zu himmelragenden Felsen hinan, weiter und immer weiter, immer wachsend, in immer neuer Gestalt, mit immer wechselnden Einzelheiten vergoldet.

Wenn sie an einem Felsen eine Vertiefung fanden, so war es Sankt Petri Fußspur: wo eine seltsam gefärbte Blume in der Gegend erblühte, dort hatte gewiß der Stock Sankt Petri den Boden berührt. Alles, alles verkündete, daß Sankt Petrus vor nicht langer Zeit in Glogowa gewesen. Das ist doch eine große Sache, Gevattern!

Und den Regenschirm selbst umstrahlte der wunderbare Glanz des Mysticismus.

Der Schleier des Geheimnisvollen verhüllte eigentlich nur den Umstand, wie derselbe über den Korb der kleinen Veronika gekommen. Aber das war genug.

Der Aberglaube sucht den Nebel, das Nebelhafte zieht den Aberglauben an. Diese beiden teilten sich in die Beute: den alten Regenschirm.

Und die Legende verbreitete sich weithin, so weit nur die Bjela Boda fließt und einfache Slowaken bei Hirtenfeuer und in der Spinnstube sich erzählen, was ihrer Phantasie imponiert, was ihr Interesse erfaßt, das Wunderbare, das Seltsame. Sie glauben den volkstümlichen Sankt Petrus zu sehen, den Pförtner des Himmelreiches, wie er den Regenschirm bringt, damit das Schwesterchen des Pfarrers nicht durchnäßt werde. Wie sich wohl der Alte vom Himmel herabgelassen haben mag? Wahrscheinlich setzte er sich auf eine Wolke, die brachte ihn schön herunter und stellte ihn auf irgend einen Berg nieder.

Und dann erzählen sie von der Wunderkraft des Schirmes, wie der Tote auferstanden, als er ihn erblickte, und so fliegt die Legende immer weiter, weiter, die Gestalt des Pfarrers von Glogowa und seiner Schwester mit sich tragend. (Ei, das wird ein Mann sein, der die einst heimführen wird!) Und wenn ein wohlhabender Bauer stirbt, holt man den Pfarrer Johannes auch aus dem zehnten Dorfe samt seiner Dalmatika und dem heiligen Regenschirm, der nun schon Reliquie geworden, zum Leichenbegängnis. Aber nicht nur zu Leichenbegängnissen wird der Pfarrer geholt, sondern auch zur Beichte, zu hoffnungslosen Siechen, manchmal zwei Tagereisen weit, mit der Bedingung, daß er den Schirm des heiligen Petrus während der Beichte über den Kranken halte. Es ist unmöglich, daß dies nicht nützen sollte; entweder wird der Kranke gesund, oder wenn er nicht gesund wird, wird er wenigstens selig.

Brautpaare, wenn sie eine große Parade entwickeln wollen, und das wollen diese doch immer, wallfahrten, wenn sie ihr eigener Pfarrer zu Hause schon getraut, noch zur Glogowaer Pfarre, damit ihre Hände unter dem Regenschirm noch einmal ineinander gelegt werden. Und das ist dann das Richtige. Der Glöckner Krapka hält den heiligen Leinwandpilz über ihre Köpfe, wofür dann auch in seinen Gurt einige Silbersechser fließen. Und was den Pfarrer von Glogowa betrifft, dem strömen Geld und Geschenke nur so zu, als schütte man sie aus einem Sacke.

Anfangs sträubte er sich genügend, dann aber fing er selbst zu glauben an, daß der rote Schirm, der von Tag zu Tag verschossener und zerfetzter wurde, göttlichen Ursprunges sein könne. War er denn nicht direkt auf sein Gebet zum Schutze des Mägdleins hingezaubert worden, und stammt nicht von ihm die Quelle all' seines Wohlstandes, seines Vermögens, um welches er gebetet hatte?

»Herr Jesu,« sagte er an jenem traurigen Morgen, »thue ein Wunder, damit ich das Kind erziehen kann.« Und siehe, das Wunder war geschehen. Geld, Wohlstand, Reichtum entströmen dem einfachen, zerrissenen Schirm, als wäre er das Lämmchen im Märchen, aus dessen Wolle Goldstücke herausfallen, wenn es sich schüttelt.

Der Ruf des Schirmes drang auch bis in die hohen Kreise. Selbst Seine Hochwürden, der Bischof von Neusohl, wurde neugierig und ließ den Pfarrer samt dem Schirm vor sich berufen, und nachdem er diesen untersucht und sich die Geschichte hatte erzählen lassen, bekreuzigte er sich andächtig und sagte: »Deus est omnipotens.«

Was so viel zu bedeuten hatte, daß auch er an den Regenschirm glaube.

Einige Wochen später that der Bischof noch mehr. Er gab dem Pfarrer Johannes den Befehl, er solle die Reliquie nicht mehr bei sich behalten, sondern sie ins Sanktuarium zu den Kirchengeräten legen.

Pfarrer Johannes erwiderte sofort, daß besagter Schirm eigentlich seiner Schwester, der minderjährigen Veronika Belyi gehöre, und er kein Recht habe, ihn ihr wegzunehmen und der Kirche zu schenken. Sobald das Mädchen jedoch großjährig sein werde, würde sie ihn ohne Zweifel der Kirche schenken.

Aber nicht nur dem Pfarrer, der sich bald Zugvieh anschaffte, eine große Wirtschaft zu betreiben anfing, nach einigen Jahren sich ein hübsches Steinhaus bauen ließ und einen Wagen hielt, kam der Schirm zu gute, sondern auch die Gemeinde Glogowa wurde durch ihn gehoben.

Im Sommer kamen aus den benachbarten Badeorten scharenweise die Damen, oft auch Gräfinnen (meistens alte Gräfinnen), um unter dem Schirme stehend ein Gebet hersagen zu können, und für diese wurde auch der Pfarre gegenüber ein Gasthof gebaut mit der Aufschrift: »Zum wundertätigen Regenschirm.« Mit einem Worte, Glogowa begann zusehends sich zu heben. Die Einheimischen schämten sich des Glockengehäuses vor den vielen Fremden und bauten einen netten Turm mit einem Blechdach auf ihre Kirche und ließen zwei neue Glocken von Neusohl kommen. Johann Srankó spendete zur Erinnerung an seine Rückkehr aus dem Reiche des Todes eine prachtvolle Dreieinigkeitsstatue vor die Kirche. Die Erzieherin (denn Pfarrer Johannes hielt später für Veronika eine Erzieherin, die einen Hut trug) pflanzte im Hofe des Pfarrers Georginen und Fuchsien, welche Blumen kein Glogowaer Auge noch je gesehen. Alles schmückte und verschönerte sich (bis auf die Frau Adametz, die seither noch häßlicher geworden), und der Hochmut der Glogowaer verstieg sich so weit, daß sie an Sonntagnachmittagen, wo die Menschen Zeit haben, über alles mögliche zu plaudern, nun schon nachzugrübeln begannen, ob es nicht gut wäre, einen Kalvarienberg in Glogowa zu bauen, gleich demjenigen zu Schemnitz, damit die Wallfahrer nach Glogowa kommen sollten und Geld und Leben in das Dorf bringen möchten.


 << zurück weiter >>