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Zwölftes Kapitel.

Ich bringe meine neu erwachten Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit des Kaperlebens vor, unternehme aber dennoch einen weitern Kreuzzug; – rette einen Jüngling vom Ertrinken. – Wer derselbe ist. – Zusammentreffen mit einem französischen Kaper. Ich nehme ihn und liefere die Prise aus – kehre nach Liverpool zurück, – trete das Commando des Sperbers ab und lasse mir's gefallen Mr. Trevannions Geschäft zu übernehmen.


Miß Trevannion, meine theure Madame, war größer, als Euer Geschlecht zu sein pflegt, von schmächtiger Gestalt und gewissermaßen noch unausgebildet, obschon ihr ganzes Aeußere einen hohen Grad von Vollkommenheit in Aussicht stellte. Ihr sehr dunkeles Haar beschattete schöne, regelmäßige Gesichtszüge, und ihr blasser Teint war von der Weiße des Schnee's. Wenn sie schweigend dastand, erinnerte sie den Beschauer an eine klassische, antike Statue, denn über ihre zarten Lippen schien kaum ein Athem zu wehen; sobald sie aber im Gespräch seelenvoll wurde, konnte man sich des Gedankens an das Feuer des Prometheus nicht erwehren, welches, wie die Poeten sagen, vom Himmel gestohlen wurde, um ein Stück Marmor zu beleben. Ihre Wangen rötheten sich dann; Sinnigkeit spielte auf ihrem Antlitz, und Alles, was anfänglich zu fehlen schien, erhellte gleich einem magischen Lichte ihre Züge. Ein so süßes Lächeln, wie das ihrige, ist mir nie vorgekommen, und mit einem solchen begrüßte sie mich, als ich in das Zimmer trat und ihr meine Verbeugung machte. Den Abend zuvor hatte ich sie nicht beachtet, denn ich war von ihrem Vater und Kapitän Levee zu sehr in Anspruch genommen worden; auch saß sie zu fern vom Tische sowohl als von dem Lichte und hatte nie gesprochen, als die paar Worte, mit welchen sie mir dankend ihre Hand bot. Allerdings war mir schon damals ihre Stimme wie der Klang einer Silberglocke vorgekommen, ohne daß ich übrigens etwas Weiteres an ihr bemerkt hätte. Wir wechselten einige Worte, und bald nachher trat ihr Vater in Begleitung des Kapitän Levee ein, worauf wir uns niedersetzten, um ein Chocolade-Frühstück einzunehmen.

Nach Beendigung desselben eilte Kapitän Levee an Bord seines Schiffes. Meine Gefangenschaft hatte ihn auszusegeln gehindert, und es war jetzt Mr. Trevannion angelegentlich darum zu thun, daß er in möglichster Bälde aufbrechen möchte, um die verlorene Zeit wieder einzubringen, da der Unterhalt des Fahrzeugs sehr kostspielig war.

»Vor der Hand Gott befohlen, Elrington,« sagte er. »Ich werde Euch im Laufe des Tages an Bord Eures Schooners besuchen.«

Die Entfernung des Kapitän kam mir sehr gelegen, denn aufrichtig gestanden, ich fürchtete seinen Spott; jetzt aber glaubte ich eine gute Gelegenheit gefunden zu haben, dem Rheder meine Gedanken mitzutheilen, und da ich nichts zu sagen hatte, was seine Tochter nicht hören durfte, so begann ich folgendermaßen:

»Mr. Trevannion, ich finde es in der Ordnung, Euch mitzutheilen, daß während meiner Gefangenschaft in Betreff gewisser Punkte eine große Veränderung mit meinen Gefühlen vorgegangen ist. Ich scheue mich nicht, zuzugeben, daß der Grund davon in dem Tode liegt, der mir so nahe stand und der mich veranlaßte, ernste Einkehr zu halten in meinem Innern. In jenen Stunden der Verlassenheit las ich – vielleicht mehr, als ich mein ganzes früheres Leben über gethan hatte – die heiligen Schriften, die uns als Führer gegeben sind, und ich gewann daraus die Ueberzeugung, daß das Kaperleben keinen rechtmäßigen oder ehrenhaften Beruf bietet. Ich wünsche daher auf das Commando des Schooners zu verzichten, den mir Eure gute Meinung vertraut hat.«

»Wirklich, Elrington?« versetzte Mr. Trevannion. »Nun ja, ich gestehe, etwas der Art hätte ich nicht von Euch zu hören erwartet. Alle Achtung vor Eurer Gewissenhaftigkeit, aber Ihr seid allzubedenklich. Ich kann mir kaum denken, daß Ihr Euch der Sekte der Quäker zugewandt habt und auf den Glauben gekommen seid, ein ehrlicher Kampf vertrage sich nicht mit der Schrift.«

»Nein, Sir, so weit ist es nicht mit mir gekommen. Ich betrachte den Krieg für einen nothwendigen und ehrenhaften Beruf; ein Volk ist verpflichtet, sich auf die Angriffe der Fremden gefaßt zu halten und muß im Nothfall sowohl abwehrend als angreifend verfahren. Dies meine ich nicht, denn ich bin nicht der Ansicht, ein Soldat, der für sein Land ficht, handle pflichtwidrig oder ein Matrose, der im Dienste des Staats steht, sei nicht eben so sehr zu seinem Berufe berechtigt. Ich habe nur das Kapern im Auge – das Ausstatten von Angriffsschiffen durch Kaufleute. Es handelt sich dabei um keine patriotischen Beweggründe, sondern blos um Beute, um Spekulationen, in welchen beiderseits Menschenleben dem Gewinn geopfert werden. Wäret Ihr Zeuge der Grausamkeit und der Blutscenen gewesen, die ich während meiner Laufbahn mitansehen mußte, wüßtet Ihr, welche furchtbare Leidenschaften dabei losbrechen und allem Zügel Trotz bieten, so würdet Ihr mit mir sagen, daß der Führer einer solchen Bande von Elenden viel zu verantworten habe. Wäre es möglich, an Bord eines Kapers die Mannschaft so im Zaume zu halten, wie dies im königlichen Dienst geschieht, so möchte sich vielleicht einige Entschuldigung aufbringen lassen; die Kaper aber sind stets mit den ruchlosesten Menschen bemannt. Befinden sie sich einmal unter dem Einflusse der Kampfwuth, der Beutegier oder der Siegestrunkenheit, so ist keine Macht auf Erden im Stande, ihrer viehischen Rohheit und Rachsucht Schranken zu setzen, und ein Kaperkapitän müßte wohl als ein Opfer seiner Uebereiltheit fallen, wenn er es ohne kräftige Unterstützung versuchen wollte, zwischen sie und ihren Willen zu treten. All dies habe ich mit eigenen Augen angesehen und längst gerade so gefühlt, wie ich es jetzt ausdrücke – sogar in Zeiten, als ich noch jünger und gedankenloser war. Ihr wißt, daß ich das Kaperleben schon einmal aufgeben wollte, weil mir die Ausschweifungen, an denen ich mich betheiligt hatte, erschütternd zu Herzen gingen. Zwar habe ich das Kommando eines Schiffes angenommen, weil der Gedanke, Kapitän zu sein, meiner Eitelkeit zu sehr schmeichelte, als daß ich ein solches Anerbieten hätte zurückweisen können; aber reife Erwägung hat abermals den Entschluß in mir hervorgerufen, mich nicht weiter in diese Lebensweise einzulassen. Ich hoffe Euch durch diese Erklärung nicht zu mißfallen, Mr. Trevannion. Ist meine Ansicht auch irrig, so kommt sie jedenfalls aus aufrichtigem Herzen, denn wenn ich meinem Pflichtgefühle nachkomme, gebe ich das einzige Mittel auf, mir meinen Lebensunterhalt zu erwerben.«

»Ich weiß, daß Ihrs bieder meint, Elrington,« entgegnete Mr. Trevannion, »aber gleichwohl glaube ich, daß Eure Ansichten gar zu beschränkt sind. Wenn Nationen mit einander im Krieg liegen, fügen sie sich wechselseitig so viel Schaden zu, als sie können, und ich sehe nicht ein, was für ein Unterschied stattfinden sollte, wenn ich unter königlicher Ermächtigung einen Kaper ausrüste, oder wenn der König Schiffe und Mannschaft für den Nationaldienst hält. Die Regierung bewaffnet so viele Schiffe, als sie kann, und wenn ihre Fonds erschöpft sind, ermuthigt sie Privatpersonen, ihre Kapitalien auf Mittel zu Beschädigung des Feindes zu verwenden. Wenn ich Eigenthum auf hoher See hätte, würde es von dem Feinde mehr respektirt werden, als jedes andere englische Eigenthum? Gewiß nicht; und deshalb bin ich auch nicht verbunden, das des Feindes zu achten. Der Zweck des Kriegs besteht in Erringung eines ehrenvollen Friedens, und je mehr man den Feind beschädigt, desto früher wird wahrscheinlich dieses Ziel erreicht. Ich betrachte daher das Kapern nicht für schlimmer, als irgend eine andere Art Krieg zu führen; auch ist ein Kapermatrose um kein Haar schlechter oder roher, als die Soldaten oder Matrosen im königlichen Dienste, wenn der Sieg sie übermüthig macht.«

»Gleichwohl ist ein Unterschied vorhanden, Sir,« erwiederte ich, »und zuvörderst in den kommandirenden Offizieren; denn obgleich die im königlichen Dienste Angestellten auch auf Prisengeld erpicht sind, werden sie doch eben so gut durch edlere Motive gespornt. Es ist ihnen um Ehre und Auszeichnung zu thun; sie wissen, daß sie für König und Vaterland kämpfen – und dies ist ein Gefühl, welches ihnen zur Stütze dient und eine Art von Nimbus um sie her breitet. Eben deshalb besitzen sie auch so viel Gewalt über ihre Mannschaft; denn obgleich ich zugeben will, daß diese nicht minder zu Ausschweifungen geneigt ist, als die eines Kapers, so wird sie doch durch ein Ansehen im Zaume gehalten, welchem Niemand Widerstand zu leisten wagen darf. Nun suchen die Kaper weder Ehre, noch werden sie durch den Wunsch, dem Lande zu dienen, gespornt. Ihr ganzer Zweck besteht darin, sich unter einem Schein von Rechtfertigung des Eigenthums Anderer zu bemächtigen, und könnte dies ohne Gefahr geschehen, so würden sie sich wenig darum kümmern, ob sich's um englische oder andere Habe handle, vorausgesetzt, daß das Geld in ihre Taschen fließt. Wenn ich diese Ansicht schon unterhielt, als ich in untergeordneter Stellung selbst an Bord eines Kapers war, wie muß es mir wohl jetzt zu Muthe sein, wenn ich solche Leute anführen soll und die Verantwortung für ihre Handlungen auf meine Schultern fällt; denn daß ich diese zu tragen habe, ist meine feste Ueberzeugung.«

»Ich denke, wir lassen diese Frage lieber vor der Hand beruhen,« versetzte Mr. Trevannion. »Natürlich müßt Ihr selbst am Besten wissen, was Ihr zu thun habt; aber ich möchte Euch noch um einen Gefallen bitten. In der zuversichtlichen Hoffnung, Ihr könntet den Befehl wieder übernehmen, habe ich ihn bisher keinem Andern anvertraut, und ich hoffe, Ihr werdet Euch nicht weigern, das Kommando nur noch für einen einzigen Kreuzzug zu führen. Kehrt Ihr wieder zurück, und habt Ihr Euch die Sache reiflich erwogen, ohne Eure dermalige Ansicht zu ändern, so werde ich zuverlässig nicht länger in Euch dringen, sondern im Gegentheil allen meinen Kräften aufbieten, um Euch in Euren sonstigen Lebensplanen Vorschub zu leisten.«

»Hiegegen kann ich nichts einwerfen,« erwiederte ich, »denn es wäre nicht recht von mir, Euch ohne Schiffskapitän zu lassen. Ich bin daher bereit, auszufahren, sobald Ihr es wünscht, obschon ich mir vorbehalte, nach meiner Rückkehr in den Hafen das Kommando niederzulegen, falls meine Ansicht unverändert geblieben sein sollte.«

»Ich danke Euch, mein theurer Sir,« sagte Mr. Trevannion, sich von seinem Sitz erhebend. »Hierin besteht mein ganzes Gesuch. Doch jetzt muß ich in mein Komptoir gehen.«

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, aber sein Gesicht zeigte, daß er mit meinen Aeußerungen nichts weniger als zufrieden war.

Sobald Mr. Trevannion die Thür hinter sich zugedrückt hatte, redete mich seine Tochter, welche bisher dem Gespräch stumm zugehört hatte, folgendermaßen an:

»Kapitän Elrington, die Ansicht eines jungen Mädchens, wie ich bin, muß für Euch wohl von sehr geringem Werthe sein, aber Ihr wißt nicht, wie sehr mich die Gesinnungen die Ihr eben ausdrücktet, erfreut haben. Ach! daß ein so wackerer, so edler und in jedem andern Betracht so gefühlvoller Mann sich durch Gewinnsucht verleiten lassen kann, ein derartiges Eigenthum seiner Habe beizuzählen; doch in dieser Stadt geht Reichthum über Alles und an die Art, wie er gewonnen wird, denkt man nicht. Mein Großvater hat ein sehr bedeutendes Vermögen in Schiffen hinterlassen, die ausschließlich im Sklavenhandel verwendet wurden, und nur den Ueberredungen meiner armen Mutter gelang es, meinen Vater zu bewegen, dieses schändliche Gewerbe aufzugeben. Seitdem sind seine Kapitalien hauptsächlich auf Kaperspekulationen verwendet worden und mußten daher einem Gewerbe dienen, das, wenn auch nicht so roh und entehrend, so doch sicherlich fast eben so demoralisirend ist. Ich bin erst kurze Zeit zu Hause und habe es bereits gewagt, meine Meinung über diesen Gegenstand auszusprechen, obschon es nicht so nachdrücklich und bündig als durch Euch geschehen ist; aber ich wurde als ein weichmüthiges Mädchen verlacht, dem in derartigen Dingen kein Urtheil zustehe. Nunmehr habt Ihr, der Kapitän eines seiner Schiffe, Eure Abneigung gegen das Gewerbe kund gegeben, und ich glaube, daß daraus etwas Gutes hervorgehen kann. Wäre mein Vater ein armer Mann, so ließe sich sein Beginnen noch einigermaßen entschuldigen, aber dies ist nicht der Fall. Er besitzt ein großes Vermögen, und wem anders hat er allen seinen Reichthum zu hinterlassen, als mir, seinem einzigen Kinde? Kapitän Elrington, Ihr habt Recht – bleibt standhaft – die Verpflichtungen meines Vaters gegen Euch sind sehr groß, und Eure Ansicht wird ihres Einflusses nicht verfehlen. Ich bin seine Tochter – seine einzige Tochter – ich weiß, er liebt mich sehr, und auch ich übe einige Gewalt über ihn. Da ich nun durch Euch unterstützt werde, so will ich alle meine Kräfte aufbieten, um ihn zu überreden, daß er seine Mittel nicht weiter auf derartige Spekulationen verwende. Als ich Euch gestern zum ersten Mal sah und Euch für Euer edles Benehmen dankte, ließ ich mir nicht träumen, daß ich in so kurzer Zeit aufs Neue Gelegenheit finden sollte, Euch meinen tiefgefühltesten Dank auszudrücken.«

Miß Trevannion erwartete meine Antwort nicht, sondern verließ das Zimmer.

Ich muß sagen, daß es mir nicht übel gefiel, meine Gesinnungen von Miß Trevannion, so jung sie auch war, gebilligt zu hören. Aus der Bekanntschaft mit ihr entnahm ich, daß sie einen festen entschiedenen Charakter besaß und ganz anders war, als die geistlose Klasse von Frauenzimmern, mit denen man gewöhnlich zusammentrifft. Ihr Beifall bestärkte mich in meinem Entschluß; da ich aber ihrem Vater versprochen hatte, in dem Kaper noch einen Kreuzzug mitzumachen, so verließ ich das Haus und begab mich an Bord, um das Kommando wieder zu übernehmen. Meine Rückkehr wurde von Offizieren und Mannschaft freudig begrüßt – ein Fall, der nicht immer zutrifft. Wie man sich denken kann, fand ich den Schooner in einem Zustande, daß er mit jeder Minute in See stechen konnte; ich hatte also nichts weiter zu thun, als meine Habseligkeiten an Bord zu schaffen, was noch vor Mittag geschah und dann ging ich zu Mr. Trevannion an's Land, um seine Weisungen einzuholen. Ich fand ihn mit Kapitän Levee im Hinterzimmer und theilte ihm mit, daß das Schiff, nun ich den Befehl übernommen, seinen Dienst antreten könne, sobald der Rheder den betreffenden Auftrag zu ertheilen beliebe.

»Wir müssen die verlorene Zeit einbringen, Elrington,« versetzte er. »Kapitän Levee habe ich die Weisung ertheilt, im Norden der westlichen Inseln zu kreuzen und sich gelegentlich bis nach den Scilly-Inseln hinaufzuarbeiten; so denke ich denn, Ihr nehmt am besten Euern Grund im Kanal zwischen Dünkirchen und Calais. In dieser Gegend ist ebensoviel durch Bergegeld für Wiedereroberung englischer Schiffe, als durch feindliche Prisen zu erringen, und gewiß werdet Ihr dies nicht für eine unrechtmäßige Art von Krieg halten,« fügte Mr. Trevannion lächelnd bei.

Bei diesen Worten lachte Kapitän Levee und sagte:

»Ich habe in Erfahrung gebracht, Elrington, wie Ihr Euer Herz gegen Mr. Trevannion ausgeschüttet; indeß meinte ich, dies sei die Folge davon, wenn man wegen Hochverraths zum Tod verurtheilt worden sei, und dergleichen Gedanken würden Euch nach dreimonatlichem Kreuzen schon wieder vergehen.«

»Leider sind gute Eindrücke oft nicht sehr nachhaltig,« versetzte ich; »indeß hoffe ich, daß der gegenwärtige Fall eine Ausnahme machen wird.«

»Wir werden sehen, mein guter Freund,« entgegnete Kapitän Levee. »Ich für meinen Theil hoffe, Ihr werdet auf andere Gedanken kommen, denn sonst verlieren wir den besten Kaperschiffer, der mir je vorgekommen ist. Wie dem übrigens sein mag, es führt zu nichts, jetzt die Sache weiter zu verfolgen; wir wollen daher lieber warten, bis unsere Kreuzzüge vorüber sind und wir wieder zusammentreffen. Gott befohlen, Elrington, und möge das Glück Euch begünstigen. Mein Fahrzeug steht kurz vor Anker und ich werde in einer halben Stunde unter Segel sein.«

Kapitän Levee segelte zu der erwähnten Zeit aus, ich aber blieb bis zum nächsten Morgen vor Anker liegen und lief dann wieder einmal vor einer steifen Briese den irischen Kanal hinunter. Ich habe vergessen zu erwähnen, daß ich während meines Aufenthaltes in Mr. Trevannion's Haus nach der Adresse des katholischen Priesters sah, welcher mit der Botschaft meiner Befreiung zu mir gekommen war; auch hatte ich eine Kopie derselben, desgleichen eine Abschrift der Adresse an die Dame zu Paris in der Obhut meines Rheders gelassen. Es war jetzt kaltes Herbstwetter, und der Kanal bot nur einen rauhen Segelgrund. Während der ersten 14 Tage waren wir so glücklich, zwei gekaperte englische Fahrzeuge von beträchtlichem Werth wieder zu nehmen, mit denen wir wohlbehalten in der Themse anlangten. Nun aber trat die Zeit der Tag- und Nachtgleiche ein, und es folgte jetzt eine Bö auf die andere, die alte aus Süden bliesen. Hiedurch wurden wir gegen die Sandbänke von Yarmouth getrieben, und wir hatten große Mühe, an denselben vorbeizukommen und durch östliches Steuern Seeraum zu gewinnen. Das Wetter blieb fortwährend sehr schlecht und wir lagen unter Sturmsegeln mehrere Tage bei. Zuletzt standen wir anderthalb Grade nördlich von der Norfolker Küste, als das Wetter milder wurde und der Wind gegen Norden umschlug. Es war eine schöne, klare Nacht, aber kein Mond am Himmel, und wir liefen vor dem Wind, um unsern Kreuzgrund wieder zu gewinnen. Aber der Wind wechselte abermals und neckte uns unaufhörlich, bis er zuletzt ganz leicht wurde, und wir nicht mehr als anderthalb Seemeilen in der Stunde zurücklegen konnten, obschon wir nur sehr niedere See hatten. Gegen ein Uhr Nachts ging ich mit dem ersten Offizier, Mr. James, auf dem Deck hin und her, als ich auf einmal einen schwachen Ruf von der Windseite her zu vernehmen glaubte.

»Halt,« sagte ich. »Stille da vorn!«

Ich horchte und glaubte den Ruf abermals zu vernehmen. »Mr. James, habt Ihr nicht Jemand schreien hören?« fragte ich meinen ersten Offizier.

»Nein, Sir,« versetzte er.

»So wartet eine Weile und horcht.«

Dies geschah: aber der Ruf wiederholte sich nicht.

»Ich bin überzeugt, daß ich eine Stimme vernahm, als ob sie vom Wasser herkomme,« sagte ich. »Vielleicht ist Jemand über Bord gefallen. Laßt die Leute zur Musterung antreten und holt die Fockschooten windwärts.«

Die Matrosen wurden gemustert, aber es fehlte Niemand.

»Es war nur eine Gehörtäuschung, Sir,« bemerkte der erste Offizier.

»Möglich,« versetzte ich; »gleichwohl bin ich aber in meinem Innern überzeugt, daß ich eine wirkliche Stimme vernahm.«

»Sollen wir die Fockschoote ziehen lassen, Sir?« sagte Mr. James.

»Meinetwegen. Doch der Wind ist wieder leichter geworden, und ich glaube, wir werden Windstille kriegen.«

»Er ist immerhin noch stark genug, daß das Fahrzeug sich gegen die Fluth halten kann,« bemerkte Mr. James. »Laßt die Fockschoote ziehen, meine Jungen.«

Die Vorstellung, daß ich wirklich einen matten Ruf gehört habe, wollte mich nicht verlassen, und obschon selbst in diesem Falle wenig Aussicht vorhanden war, Jemanden Dienste leisten zu können, so fühlte ich doch ein Widerstreben, den Platz zu verlassen. Dieses steigerte sich mehr und mehr, als ich schweigend und allein auf dem Deck hin und her ging. Ich blieb auf letzterem, bis sich die Fluth gewendet hatte; dann aber stellte ich, statt diesen Vortheil zu benutzen und südwärts zu kommen, den Schnabel des Schooners in die andere Richtung, ließ die Segel so weit kürzen, als zur Dämmung der Fluth nöthig war, und hielt mich möglichst nah an die Stelle, wo ich die Stimme gehört hatte. Ich kann mir meine Beklommenheit nicht erklären und würde sie unter andern Umständen sicherlich nicht gefühlt haben, wenn es der Vorsehung nicht gefallen hätte, sich bei dieser Gelegenheit augenfälliger, als gewöhnlich, ins Mittel zu legen. Ich war wie auf das Deck gebannt und sah mit Ungeduld dem Tag entgegen. Mit dem ersten Dämmerlichte griff ich nach meinem Fernrohr und sah mich nach allen Richtungen des Kompasses um. Als endlich die Sonne sich aus dem Nebel über den Horizont erhob, wurde mein Blick durch einen Gegenstand angezogen, und ich erkannte die zwei Masten eines Schiffs, welches in ungefähr 6 Faden Wasser versunken war. Außer diesem konnte ich übrigens nichts entdecken. Um mich völlig zu überzeugen, ließ ich Segel setzen und steuerte darauf zu. Durch ein kurzes Laviren wurde uns dies möglich, und nach einer halben Stunde kamen wir auf etwa eine halbe Musketenschußweite windwärts an dem Wrack vorbei. Jetzt aber bemerkten wir einen Arm, der sich aus dem Wasser erhob und uns zuwinkte.

»Es ist Jemand dort,« sagte ich, »und ich hatte Recht. Hurtig, meine Jungen, die Fockschooten windwärts und laßt das Sternboot nieder.«

Dies war in einer Minute geschehen, und nach einer kurzen Weile kehrte das Boot mit einem jungen Menschen von ungefähr sechszehn Jahren zurück, den sie, an den Schiffsmasten angeklammert, im Wasser gefunden hatten. Er war so erschöpft, daß er weder sprechen, noch sich rühren konnte. Ich ließ ihn zu Bett bringen, in Decken hüllen und ihm etwas warmen Grog einflößen. Dann wurde das Boot wieder aufgehißt, der Schooner unter Segel gebracht, und ich begab mich zu meinem Frühstück hinunter, hocherfreut darüber, daß ich meiner inneren Stimme Gehör gegeben hatte und dadurch das Werkzeug geworden war, das Leben eines Mitmenschen zu retten. Der junge Mensch hatte kaum ein paar Minuten im Bett gelegen, als er in einen tiefen Schlaf verfiel, welcher den ganzen Tag über anhielt. Am andern Morgen erwachte er sehr gestärkt, aber mit großem Hunger. Nachdem er gegessen hatte, stand er auf und kleidete sich an.

Ich ließ ihn sodann rufen, denn ich war begierig, ihn zu sehen und die Geschichte seines Unglücks zu vernehmen. Als er in die Kajüte trat, kam es mir vor, ich müsse sein Gesicht schon früher gesehen haben, obschon ich mir nicht denken konnte, wo. Auf meine Fragen antwortete er mir, die versunkene Brigg sei die Jane und Mary von Hull gewesen, welche eine Kohlenladung führte; während der Bö sei eine Bohle geborsten, und das Fahrzeug habe sich so rasch gefüllt, daß die Matrosen das Boot von der Spiere losmachten, um in diesem ihr Leben zu retten; in der hochgehenden See und der Verwirrung aber habe der Nachen durch Anprallen gegen die Bollwerke einen Leck erhalten und sey beim Abschieben untergegangen. Er selbst habe sich an einem der Ruder festgehalten, und sei bald von seinen Kameraden, die umher schwammen, getrennt worden. Inzwischen sei die Brigg völlig gesunken, ihn aber habe das Ruder, an dem er sich festhielt, nach und nach einige Fuß tief unteres Wasser gezogen. Als er wieder in die Höhe gekommen, habe er bemerkt, daß die Bramstengen noch über Wasser stünden; er sei auf dieselben zugeschwommen und habe dann umhergeschaut, ob er Niemand von der übrigen Mannschaft entdecken könne, aber sie müßten insgesammt umgekommen sein. Er habe sich zwei Tage an der Stenge gehalten und sei vor Kälte fast zu Grunde gegangen. Als er gefunden, daß seine in's Wasser hängenden Füße viel wärmer wären, als die übrigen, dem Wind ausgesetzten Theile seines Körpers, habe er sich in's Wasser niedergelassen und sei so geblieben, denn wenn er dies nicht gethan, hätte er nothwendigerweise umkommen müssen.

Ich fragte ihn, wie lang er schon zur See sei, worauf er entgegnete, er befinde sich auf der erste Reise und sei erst drei Monate an Bord. In seinem Benehmen lag ein Anstand, der sich nicht recht mit seiner Stellung als Lehrling – denn ein solcher behauptete er zu sein – an Bord eines solchen Schiffes zusammenreimen wollte. Ich fühlte ein Interesse für den jungen Menschen, das ich mir nicht zu erklären wußte, und fragte ihn nach seinen Verwandten. Er erwiederte stotternd, er habe keinen Verwandten in der Welt, als einen viel älteren Bruder, von dem er nicht wisse, wo er sich befinde.

»Aber der Name Eures Vaters? lebt er noch und wer ist er? Ihr müßt mir dies sagen, denn ich weiß ja sonst nicht, wohin ich Euch zu senden habe.«

Der junge Mensch war sehr verwirrt und wollte mir keine Antwort geben.

»Ohne Umstände, mein Junge,« fuhr ich ermuthigend fort. »Ich denke, da ich Euch das Leben gerettet habe, so verdiene ich wohl ein wenig Vertrauen, und Ihr sollt es gewiß nicht am unrechten Ort angebracht haben. Ich bemerke, daß Ihr nicht für die See erzogen worden seid, und Ihr müßt mir deshalb Vertrauen schenken.«

»Ich will es, Sir,« entgegnete er, »wenn Ihr mich nur nicht wieder zurückschickt zu meinem Vater – und – zu meiner Mutter.«

»Gegen Euren Willen soll es gewiß nicht geschehen, mein guter Junge,« erwiederte ich, »obschon ich Euch wahrscheinlich nach Kräften zu bereden suchen werde, zu ihnen zurückzukehren. Vermuthlich seid Ihr von Eurer Heimath weggelaufen?«

»Ja, Sir,« versetzte er, »denn ich konnte unmöglich länger dort bleiben. Mein Bruder hat es früher aus dem nämlichen Grunde, wie ich, ebenso gemacht.«

»Gut; ich verspreche Euch, daß ich, wenn Ihr Vertrauen in mich setzt, Euch nicht gegen Eure Neigung zwingen will. Sagt mir daher, wer Eure Eltern sind und warum Ihr die Heimath verließt. Ihr bedürft jetzt eines Freundes, und ohne Offenheit könnt Ihr keine Freundschaft erwarten.«

»Ich will Euch Alles sagen, Sir,« entgegnete er, »denn ich entnehme aus Eurem Gesicht, daß mir mein Vertrauen zu Euch kein Nachtheil bringen kann.«

Er begann sodann; aber denkt Euch meine Ueberraschung, theure Madame, als ich fand, daß ich meinen eigenen Bruder Philipp vor mir hatte, den ich als zehnjährigen Knaben zum letzten Mal gesehen. Seiner Angabe nach war er aus demselben Grunde, wie ich, aus der Heimath entwichen, um sich in die weite Welt hineinzuwerfen; denn sein Geist hatte, gleich dem meinigen, die Behandlung, welche ihm zu Theil wurde, nicht ertragen können. Ich ließ ihn seine Erzählung zu Ende bringen und gab mich sodann ihm zu erkennen.

Denkt Euch nun die Scene – das Glück des armen Bürschleins, als er sich von meinen Armen umschlungen sah, während er sich unter Freudenthränen an mich anschmiegte. Er sagte mir, sein Hauptzweck sei gewesen, mich ausfindig zu machen, denn obgleich er sich nicht habe vorstellen können, was aus mir geworden, sei ihm doch der Gedanke gekommen, ich werde wahrscheinlich zum Seefahrerleben gegriffen haben.

Ich fühlte mich nun überzeugt, daß die Vorsehung ausdrücklich hier in's Mittel getreten sei und aus guten Gründen mir jenes ungewöhnliche Gefühl eingeflößt hatte, welches schließlich zur Rettung meines Bruders führte. Mit welchem Dank ich dafür zum Himmel aufblickte! Ich hatte jetzt einen Freund und Gefährten – ein Wesen, das ich liebte und in meinem Herzen tragen konnte. Ich stand nicht länger allein in der Welt, und wahrhaftig, ich wußte nicht, wann ich mich in langer, langer Zeit je so glücklich gefühlt hätte.

Ich ließ meinen Bruder in der Kajüte unten und begab mich auf's Deck, um die Offiziere von diesem seltsamen Wiedersehen zu unterrichten. Die Kunde davon lief bald durch das ganze Schiff, und natürlich war der arme schiffbrüchige Knabe ein Gegenstand ungewöhnlicher Theilnahme. Jenen ganzen Tag stellte ich Fragen an ihn, und erhielt Auskunft über die Verhältnisse unserer Familie. Er mußte mir seine Schwestern vom Kopf bis auf die Zehen schildern, sogar die Dienstboten und unsere Nachbarn blieben nicht vergessen, und ich erfuhr jetzt zum erstenmal nach sechsjähriger Abwesenheit, was sich in meiner Heimath zugetragen hatte. Die Berichte, die ich von meinem Bruder erhielt, ließen mir alle Lust vergehen, je wieder zurückzukehren, so lang sich gewisse Personen im Dasein befanden, und auch Philipp erklärte mir, daß ihn nur Gewalt zu einem ähnlichen Schritte veranlassen könne. Je mehr ich mich mit ihm unterhielt, desto mehr gefiel er mir. Er zeigte einen freimüthigen, edeln Charakter, voll von Ehrgefühl und hoher Gesinnung; dabei war er in seinem Wesen gewinnend und von heiterer Gemüthsart. Alles dies drückte sich schon in seinem schönen Gesichte aus, und die Außenseite strafte das Innere nicht Lüge.

Ich brauche kaum zu sagen, daß er sein Quartier in meiner Kajüte erhielt und nachdem ich ihm einen passenden Anzug besorgt hatte, nahm er sich ganz aus, wie das, was er war, nämlich wie ein vollkommener junger Gentleman. Er wurde bald der allgemeine Liebling an Bord, nicht nur bei den Offizieren, sondern auch bei den Matrosen. Man hätte glauben sollen, die Gefahr und die Noth, worin wir ihn gefunden, wären im Stande gewesen, ihm die See für immer zu entleiden; aber hier fand gerade das Gegentheil Statt. Er fühlte sich glücklich in seinem Berufe, und man konnte sagen, daß er zu einem Seemann geboren war.

Ich fragte ihn, wie ihm zu Muth gewesen, als er so lange am Mast angeklammert bleiben mußte, und ob er nicht alle Hoffnung auf Rettung aufgegeben habe. Er antwortete mit nein; er habe zwar nicht gewußt, wie lange er in diesem Zustande bleiben müsse, indeß sei der Gedanke, von einem oder dem andern Schiffe aufgegriffen zu werden, nie aus seiner Seele gewichen, und er glaube, er hätte es wohl noch vier und zwanzig Stunden länger ausdauern können, ohne erschöpft zu werden; denn nachdem er sich in's Wasser niedergelassen, habe er sich warm gefühlt und es sei keine weitere Anstrengung nöthig gewesen. Solche schwungkräftige Seelen sind es, Madame, aus denen man Seeleute machen sollte.

Ihr könnt Euch keine Vorstellung von der Freude machen, die ich empfand, als ich so mit meinem Bruder Philipp zusammengetroffen war. Mein ganzes Dasein gewann dadurch einen neuen Sporn, und sogar das Kaperleben erschien mir nicht mehr so hassenswerth, nachdem ich von ihm gehört hatte, wie glücklich er sich fühlte, in diesem Geschäfte verwendet werden zu können; denn seiner Angabe nach war dies längst sein glühender Wunsch gewesen. Zwei Tage später hatten wir unsern Kreuzgrund wieder erreicht und wurden daselbst eines französischen Kapers ansichtig, der mit einem großen Kaufmannsschiff, welches er genommen, auf den Hafen von Calais zusteuerte. Der Wind war leicht, und wir wurden der Fahrzeuge gegen Tagesanbruch, als sich der Nebel lichtete, ansichtig; sie standen etwa in der Mitte des Kanals und nicht mehr, als zwei Seemeilen von uns ab. Wir breiteten alle Segel aus und befanden uns bald in Kanonenschußweite. Der Franzose schien entschlossen zu sein, seine Prise nicht aufgeben zu wollen, ohne vorher seine Kräfte versucht zu haben; aber da das gekaperte Schiff uns zunächst stand, so beschloß ich, dieses zuerst zu nehmen und dann mit dem Kaper anzubinden, falls dieser Lust dazu hatte. Demgemäß steuerte ich vorwärts, um die Prise neben Bord zu legen. Der Franzose, ein Lugger von 12 Kanonen, der unsere Absicht bemerkte, hielt gleichfalls auf die Prise ab, um sie zu vertheidigen; er steuerte jedoch dicht vor dem Winde, während wir frei hinabliefen, und da die Prise zwischen uns lag, so waren wir gegenseitig gegen eine Anwendung der Kanonen geschützt. Es ist schwer zu sagen, ob der Franzose oder unser Schiff zuerst die Seiten des Kauffahrers berührte, indeß möchte ich fast glauben, daß ersterer ein paar Sekunden vor uns anlangte. Jedenfalls tummelten sich unsere Gegner mehr und waren zuerst auf dem Deck, da sie noch außerdem den Vortheil des Beistandes hatten, welcher ihnen von ihren bereits an Bord befindlichen Leuten geboten wurde. Dies versetzte uns zwar in großen Nachtheil, aber gleichwohl gewannen wir das Deck, indem wir vorn und hinten an zwei Punkten zumal enterten. Es folgte nun ein scharfer Kampf. Die Franzosen waren zahlreicher, als wir, während dagegen meine Mannschaft aus lauter gewaltigen, riesenstarken Burschen bestand. Philipp hatte mit dem einen Haufen, der durch meinen ersten Offizier geführt wurde, am Vorderschiff geentert, während der meinige, welcher weniger zahlreich war, hinten bis zum Backbord des Schiffs zurückgeschlagen wurde. Hier standen wir im Schach und vertheidigten uns gegen den wüthenden Angriff der Franzosen. Aber wenn wir auch in Nachtheil kamen, gewann dafür unsere vordere Abtheilung, da zwischen ihr und uns die Gesammtmasse der Feinde stand und diejenigen, welche gegen Philipps Leute ankämpften, bis zu dem Hauptmast zurückgetrieben wurden. Bei dieser Gelegenheit traf sich's, daß Philipp auf das Deck niederstürzte und seine Matrosen über ihm wegschritten. Während er so da lag, ohne sich erheben zu können, hörte er von unten herauf schreien, woraus er entnahm, daß sich die englischen Gefangenen im Raum befanden. Sobald er sich daher wieder erheben konnte, öffnete er die Luckengitter, und nun stürzten dreiundzwanzig stämmige Burschen zu unserm Beistand herauf, durch ihren mannhaften Hurrahruf den Franzosen ankündigend, daß wir Zuwachs erhalten hatten. Dies flöste meinen Leuten, die hart im Gedränge und von der Anstrengung sehr erschöpft waren, neuen Muth ein. Gleichfalls unter Hurrahrufen stürzten wir auf den Feind, der bereits sehr geschwächt war, weil sich viele hatten umwenden müssen, um dem Andrängen von vorne her Widerstand zu leisten. Philipps Haufen und die Gefangenen erwiederten unser Schlachtgeschrei, und die Franzosen sahen ein, daß ihre Sache verloren war. Zwar versuchten sie noch einen verzweifelten Sturm auf Philipps Leute, und es gelang ihnen auch, sie bis vor die Hauptlucken zurückzutreiben, aber was sie vorn gewannen, verloren sie hinten, da wir mit Macht nachrückten. Dies war ihre letzte Anstrengung. In der Verwirrung stürzten mehrere in die offen stehenden Hauptlucken, während Andere aus freiem Antrieb nachfolgten, und endlich waren sie insgesammt vom Deck hinuntergeschlagen. Die Gitter wurden jetzt unter dreifachem Hurrah wieder aufgesetzt.

»Jetzt auf den Kaper los, er gehört uns,« rief Philipp. »Folgt mir, ihr Männer,« fügte er bei, indem er auf die Bollwerke der Prise und von da in das Haupttackelwerk des neben Bord liegenden Luggers sprang.

Die meisten meiner Leute folgten ihm, und da sich nur noch wenig Mannschaft an Bord des Luggers befand, so war derselbe bald in unserem Besitz; wir hatten daher sowohl den Feind, als die Prise gewonnen, ohne eine Kanone lösen zu müssen. Es klingt seltsam, daß der Kampf zwischen zwei Kapern in dieser Weise auf dem Deck eines andern Schiffs zur Entscheidung kommen sollte; gleichwohl aber war es wirklich der Fall. Wir hatten mehrere schwer Verwundete, aber nicht einen einzigen Todten; den Franzosen war es nicht ganz so gut ergangen, da ihrer Sieben entseelt auf den Decken lagen. Die Prise war ein Westindienfahrer, die Antilope genannt, und führte eine sehr werthvolle Ladung von Zucker und Rum. Wir übergaben sie dem Kapitän und der Mannschaft, welche uns so zeitigen Beistand geleistet hatten, und diese waren ihrerseits nicht wenig erfreut, also aus der französischen Haft gerettet worden zu sein. Der Kaper hieß der Jean Bart, ein neugebauter Lugger mit 12 Kanonen und hundertfünfzehn Mann, die übrigens theilweise in Prisen abwesend waren. Der gegenwärtige Kreuzzug war sein erster. Da die Bemannung unserer Prise viele Leute forderte und wir obendrein mit den Gefangenen belästigt waren, so beschloß ich, den Lugger ohne Weiteres selbst nach Liverpool zu bringen, wo wir sechs Tage später ohne weiteres Abenteuer anlangten. Philipps tapferes Benehmen hatte ihm die Gunst der Offiziere sowohl, als der Matrosen gewonnen, und ich muß sagen, daß ich selbst stolz auf ihn war.

Sobald wir unsere beiden Schiffe vor Anker gebracht hatten, verfügte ich mich mit Philipp zu Mr. Trevannion, um über die Ergebnisse des kurzen Kreuzzugs Bericht zu erstatten, und ich brauche kaum zu sagen, daß er darüber sehr vergnügt war, denn wir hatten außer der Wegnahme eines Kapers drei werthvolle Schiffe wieder erobert. Zugleich benutzte ich die Gelegenheit, ihm Philipp vorzustellen und ihm dessen wunderbare Erhaltung mitzutheilen, worauf Mr. Trevannion ihn sehr liebevoll einlud, vor der Hand in seinem Hause zu bleiben. Wir verabschiedeten uns sodann mit dem Versprechen, um Mittagessenszeit wieder zurückzukehren, und ich machte mich mit Philipp auf den Weg, um ihm einen achtbaren Anzug zu verschaffen. Nachdem ich meine Einkäufe gemacht und meine Befehle ertheilt hatte (es war fast zwei Uhr Nachmittags), eilten wir wieder nach Mr. Trevannions Wohnung zurück, um noch bei Zeiten beim Diner einzutreffen. Ich gebe zu, daß ich mich sehnte, Miß Trevannion wieder zu sehen, denn sie hatte während des Kreuzzugs meine Gedanken viel beschäftigt. Sie hieß mich mit großer Freundlichkeit willkommen. Unser Diner war sehr heiter, und Philipps Einfälle fanden eine gute Aufnahme. Er war in der That ein sehr lebensfroher, witziger Junge von angenehmem Aeußern und voll Scherz und guter Laune. Als Mr. Trevannion gegen das Ende der Tafel hinausgerufen wurde, bemerkte Miß Trevannion:

»Ich vermuthe, Mr. Elrington, daß Euer gutes Glück und der Ruf, den Ihr in so kurzer Zeit gewonnen habt, allen Euren Bedenken über das Kaperleben ein Ende machte?«

»Ich bin nicht ganz so unbeständig und wankelmüthig, Miß Trevannion,« versetzte ich. »Zwar freut es mich, daß während dieses Kreuzzugs nichts vorgefallen ist, was ich zu beklagen hätte oder worüber ich erröthen müßte, während ich zugleich der Hoffnung leben kann, unserem Vaterlande einen Dienst geleistet zu haben; gleichwohl ist meine Ansicht noch immer dieselbe, und es wäre mir in der That lieber gewesen, ich hätte statt an Bord eines Kapers unter des Königs Wimpel gefochten.«

»Ihr seyd also noch des gleichen Sinnes und gedenkt auf das Commando Verzicht zu leisten?«

»Ja, Miß Trevannion, obschon ich zugebe, daß die Wohlfahrt dieses Jungen da der Frage wegen meines künftigen Lebensunterhalts eine weit größere Wichtigkeit beilegt.«

»Ich freue mich, Euch so sprechen zu hören, Mr. Elrington, und bin der Ansicht, die Verpflichtungen meines Vaters gegen Euch sind von der Art, daß ich mich seiner schämen müßte, wenn er Euch seinen Beistand verweigern wollte; dies wird aber sicherlich nicht der Fall seyn. Welcherlei Pläne Ihr auch gefaßt haben mögt, er wird ihnen nach besten Kräften Vorschub leisten, obschon ich den Gesprächen zufolge, die ich mit ihm über den Gegenstand hielt, der Ueberzeugung leben muß, daß es ihm leid seyn wird, wenn Ihr das Commando wieder abgebt.«

»Und auch mir wird's leid thun,« sagte Philipp, »denn ich bin weder mit Euch noch mit meinem Bruder einverstanden. Ich sehe wahrhaftig im Kapern nichts Schlimmeres, als in jedem andern Gefecht. Vermuthlich seyd Ihr die Ursache von meines Bruders Bedenken gewesen, und ich sage es Euch aufrichtig ins Gesicht, daß ich Euch keinen Dank dafür weiß.«

Miß Trevannion erröthete bei dieser Bemerkung und erwiederte sodann:

»Meister Philipp, ich habe, glaube ich, in meinem Leben nicht öfter als zwei- oder dreimal das Vergnügen gehabt, Euern Bruder zu sehen, und dies fiel in die letzten sechs Wochen. Auch haben wir wahrhaftig nie länger als eine Viertelstunde uns gegenseitig unterhalten. Ihr behauptet daher zuverlässig zu viel, wenn Ihr sagt, ich sey die Ursache davon, und Euer Bruder wird Euch mittheilen, daß er die Euch anstößigen Gesinnungen kund gab, noch ehe ich überhaupt ein Gespräch mit ihm hatte.«

»Dies mag seyn,« entgegnete Philipp, »aber Ihr billigtet seine Ansicht, und ich stehe dafür, dies hat in der Sache den Ausschlag gegeben. Auch wundere ich mich nicht darüber und hoffe nur, Ihr möget nichts von mir verlangen, was ich nicht zu thun wünsche, denn ich bin überzeugt, daß ich außer Stande wäre, Euch etwas abzuschlagen.«

»Etwas der Art höre ich gerne, Mr. Philipp, denn wenn ich Euch einmal meiner Ansicht nach unrecht handeln sehe, so werde ich gewiß meinen Einfluß über Euch geltend zu machen suchen,« erwiederte Miß Trevannion lächelnd. »Ich wußte wahrhaftig nicht, daß mir solche Gewalt verliehen ist.«

Jetzt kam Mr. Trevannion wieder herein, und die Unterhaltung nahm eine andere Wendung. Bald nachher verließ Miß Trevannion das Zimmer. Philipp, der nicht gerne ruhig da saß, während Mr. Trevannion und ich unsere Pfeifen rauchten, und gerne die Stadt gesehen hätte, verließ uns gleichfalls. Ich bemerkte sodann gegen den Rheder, daß ich der Uebereinkunft gemäß den Kreuzzug zu Ende geführt habe und nun zu wissen wünsche, wie er es in Betreff eines andern Kapitäns zu halten gedenke.«

»Da Ihr so entschlossen zu seyn scheint, mein theurer Elrington, kann ich nur sagen, daß mir Euere Grille sehr leid thut; ich will übrigens nicht weiter in Euch dringen. Meine Tochter sagte mir schon während Eurer Abwesenheit, sie sey überzeugt, Ihr würdet auf Euren Vorhaben beharren, und obgleich ich das Gegentheil hoffte, bin ich doch mit mir zu Rath gegangen, in welcher Weise ich Euch dienen kann. Wenn es auch ungern geschieht, so fordert mich doch meine Pflicht dazu auf, denn ich habe nicht vergessen und werde auch stets im Gedächtniß behalten, daß Ihr mir aller Wahrscheinlichkeit nach durch Eure Selbstaufopferung in der Angelegenheit mit den Jacobiten das Leben rettetet. Als Ihr zuerst zu mir kamt, wurdet Ihr mir als ein guter Rechner empfohlen, der bis zu einem gewissen Grade auch als Geschäftsmann zu brauchen sey, und jedenfalls habt Ihr bewiesen, daß Ihr Euch gut auf Zahlen versteht. Glaubt Ihr, eine Beschäftigung am Lande könnte Euch zusagen?«

»Ich würde mir Mühe geben, Sir,« entgegnete ich, »meinen Posten zur Zufriedenheit auszufüllen, obschon ich fürchte, daß ich noch viel zu lernen hätte.«

»Dies versteht sich; aber ich traue Euch zu, daß Ihr es darin bald weit bringt. Nun, Elrington, was sagt Ihr hiezu? – ich werde alt, und nach ein paar Jahren ist es bei mir mit dem Arbeiten vorbei; ich denke daher, es wäre nicht übel, wenn ich Euch vorderhand als Gehülfen und später als Nachfolger annähme. Wollt Ihr bei mir bleiben, so sollt Ihr den rührigeren Theil des Geschäfts überwachen, und ich zweifle nicht, daß Ihr nach einem Jahr oder nach zweien in das Ganze eingeweiht seyd. Wie Ihr wißt, habe ich außer den Kapern auch Kauffahrteischiffe und halte meine Magazine. Bisher bin ich gut damit gefahren – freilich vielleicht jetzt nicht mehr so gut, wie zur Zeit, als ich Sklavenschiffe hatte, die in hohem Grade einträglich waren; aber meine selige Frau beredete mich, diesen Handel aufzugeben, und ihrem Andenken zu Ehren habe ich mich nicht weiter damit befaßt. Das einfältige Weibervolk sollte sich nie in dergleichen Dinge mischen; doch lassen wir dies. Was ich zu sagen habe, besteht einfach darin: wollt Ihr Euch nach einem Jahr mir als Associé anschließen, so trete ich Euch ein Achtel des Geschäfts ab, und je nachdem es dann geht, sollt Ihr an dem Gewinn noch einen weiteren Antheil erhalten; auch will ich Alles so einrichten, daß Ihr nach meinem Tod das ganze Geschäft unter vortheilhaften Bedingungen übernehmen könnt.«

Nachdem Mr. Trevannion so gesprochen, klopfte er die Asche aus seiner Pfeife.

»Ihr könnt Euch denken, Sir,« entgegnete ich, »daß mich Euer Vorschlag ebenso mit Dank erfüllt, als ich mich durch denselben geehrt fühle; auch brauche ich Euch kaum zu sagen, daß ich ihn bereitwillig annehme. Nur hoffe ich, Ihr werdet anfänglich meiner Unwissenheit etwas zu gut halten und sie keiner andern Ursache als meiner mangelhaften Bildung zuschreiben. Seyd versichert, daß es meinerseits nie an gutem Willen fehlen soll, sondern ich erforderlichenfalls Tag und Nacht arbeiten will, um Euch meine Dankbarkeit für ein so wohlwollendes Anerbieten zu bezeugen.«

»So bleibt's also dabei,« sagte Mr. Trevannion: »aber was fangen wir mit Eurem Bruder Philipp an?«

»Er hat seine eigene Gedanken, Sir, welche in Betreff des fraglichen Punktes nicht mit den meinigen übereinstimmen. Natürlich habe ich kein Recht, zu verlangen, daß meine Gedanken auch die seinigen seyen, und ich fürchte in der That, daß ich wenige Aussicht habe, ihn zu bereden, da er an einem abenteuerlichen Leben Gefallen findet. Bei so jungen Leuten ist dies natürlich. Das Alter wird ihn schon zur Besinnung bringen.«

»Dann habt Ihr also nichts dagegen, wenn er an Bord eines Kapers geht?«

»Jeder andere Dienst wäre mir freilich lieber, Sir: da ich aber keine Gewalt über ihn habe, so muß ich es geschehen lassen, wenn er durchaus diesem Beruf folgen will. Er ist ein wackerer, gewitzter Junge, und sobald ich's möglich finde, will ich den Versuch machen, ihm einen Platz in einem königlichen Schiff zu verschaffen. Vorderhand aber muß er in einer oder der andern Weise auf die See gehen, und es wäre vielleicht besser, man ließe ihn unter guter Leitung (unter der des Kapitän Levee zum Beispiel) an Bord eines Kapers gehen, als daß man zusieht, wie er sich Leuten anschließt, die ihn mehr demoralisiren könnten.«

»Wohlan denn, er soll die Wahl haben,« erwiederte Mr. Trevannion. »Er ist ein prächtiger Junge und wird Euch Ehre machen, wo er auch seyn mag.«

»Wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, Euch einen Rath zu ertheilen, Sir,« versetzte ich, »so möchte ich glauben, daß Ihr das Commando des Sperbers keinem besseren Mann übertragen könnt, als dem ersten Offizier Mr. James; er ist tapfer, ein guter Seemann und wird sich ohne Zweifel zu Eurer vollen Zufriedenheit benehmen.«

»Ich bin selbst auch auf diesen Gedanken gekommen, und da Ihr ihn empfehlt, soll er Euern Platz haben. Nun, die Sache ist jetzt bereinigt, und Ihr könnt daher an Bord gehen, um Euren Leuten bekannt zu machen, daß Ihr das Commando abgetreten habt. Sagt Mr. James, daß er statt Eurer eintrete. Bringt Eure Kleider ans Land; Ihr werdet nach Eurer Rückkehr Zimmer bereit finden, denn in Zukunft betrachtet Ihr natürlich dieses Haus als Eure Wohnung. Ich versichere Euch, nun Ihr bei mir bleibt, ist es mir fast lieb, daß die Sache in dieser Weise bereinigt wurde. Es fehlt nicht – ein Beistand war mir nöthig, und ich schätze mich glücklich, daß ich Euch hiezu gewinnen konnte. Auf den Abend sehen wir uns wieder.«

Mr. Trevannion entfernte sich sodann in der Richtung des Zimmers seiner Tochter, statt wie gewöhnlich nach dem Comptoir zu gehen, und ich verließ das Haus, ohne mich übrigens sogleich nach der Werfte hinunter zu begeben. Mr. Trevannions Güte und die glücklichen Aussichten, die sich vor mir aufthaten, übermannten mich dermaßen, daß ich einige Zeit zur Ueberlegung brauchte. Ich ging eine Strecke weit auf's Land hinaus, um meinen Betrachtungen nachzuhängen, und muß sagen, daß ich Miß Trevannion nur allzu oft in die Kette meiner Gedanken mischte.

Ich hatte mir natürlich noch nichts Bestimmtes vorgenommen; aber mehr als einmal ging ich mit mir zu Rathe, ob es nicht besser sey, meinen künftigen Hausgenossen mitzutheilen, wer ich sey und wie ich meiner Geburt eine ganz andere Stellung verdanke als sie glaubten. Nachdem ich eine Stunde mit Bauen von Luftschlössern verbracht hatte, kehrte ich wieder zurück, ging durch die Stadt und begab mich nach dem Kai hinunter, wo ich mit meinem Taschentuch nach einem Boote winkte und mich an Bord bringen ließ. Hier ließ ich Offiziere sowohl als Matrosen antreten und theilte ihnen mit, daß sie, nachdem ich das Commando des Schiffs abgetreten, in Zukunft Mr. James als ihren Kapitän zu betrachten hätten. Sofort packte ich meine Kleider zusammen und überließ viele mir zugehörige Gegenstände, die mir fürderhin unnütz waren, meinem Nachfolger, welcher sie sonst aus eigenen Mitteln hätte anschaffen müssen.

Ich fand meinen Bruder in der Cajüte drunten und besprach mich lange mit ihm. Er drückte seinen Wunsch aus, auf der See zu bleiben und erklärte, daß ihm ein Kaper lieber sey, als ein Kauffahrer, obschon er den königlichen Dienst jedem andern vorziehen würde. Da er übrigens noch nicht alt genug war und auch noch keine zureichende Zeit zur See gedient hatte, um in einem königlichen Kriegsschiff Aufnahme zu finden, so kamen wir dahin überein, daß er mit Kapitän Levee aussegeln sollte, sobald dieser, der bereits einige gute Prisen eingesandt hatte, von seinem Kreuzzug zurückkehre. Nachdem meine Kleider und sonstige Habseligkeiten in das Boot geschafft waren, wünschte ich Allen an Bord Lebewohl, und die Matrosen riefen mir, während ich dem Ufer zuruderte, ein lautes Hurrah nach. Die Matrosen schafften mein Gepäck nach meiner künftigen Wohnung, und nachdem ich sie für ihre Mühe belohnt hatte, trat mir Mr. Trevannion entgegen, um mir ein großes, gut möblirtes Schlafzimmer anzuweisen, das ich, wie er sagte, in Zukunft als mein Eigenthum betrachten sollte. Den Nachmittag verbrachte ich mit Ordnen meiner Kleider, so daß ich erst gegen Nachtessenszeit nach dem Besuchszimmer hinunterkam, wo ich Miß Trevannion fand. Sie wünschte mir Glück, daß ich meine Beschäftigung gegen eine vertauscht habe, die meiner würdiger sey, und nachdem ich ihr eine entsprechende Antwort darauf gegeben, setzten wir uns zu Tische nieder. Soviel über dieses erste große Ereigniß in meinem Leben, mit welchem ich hier schließen will.


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