Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zwölftes Kapitel

Der Kampf am Biberbach. – Der erste Sieg. – Das Floß. – Der Bluthund. – Die große Schlange und Bob.

Die von George und dem Falken entsandten Comantschen trafen glücklich mit der Schaar der Pantherkatze zusammen und ihre Kunde, daß gegen zweihundert Feinde ihnen entgegen zögen, hielt selbstverständlich die kleine Truppe ab, ihren Weg fortzusetzen; es wurde beschlossen, an einem passenden Platze ein Lager aufzuschlagen, dasselbe bestmöglichst zu befestigen und drei der Gefährten sofort abzusenden, um Verstärkung herbeizuziehen.

Durch die zu ihnen gestoßenen Krieger war der Pantherkatze Schaar auf achtzig Mann angewachsen und die Hoffnung nicht ungerechtfertigt, wenigstens eine Zeit lang die Feinde aufhalten zu können, welche wegen des Trinkwassers den Biberbach nicht verlassen durften. Aus diesem Grunde zog der Comantschensachem mit seinen Kriegern stromauf, bis sie an eine Stelle kamen, wo der kleine Fluß einen scharfen Bogen bildete, dessen innere Seite mit Bäumen und dichtem Gebüsche bewachsen war, wahrend der eigentliche Wald weit außer Schußweite lag. Hier wurde Halt gemacht und in der Mitte der kleinen Halbinsel die Pferde angebunden; die Krieger aber räumten das Unterholz ab und bildeten aus den abgeschlagenen Aesten und Schößlingen nach der Prairieseite zu starke Verhaue; Andere entfernten in der Prairie die nächsten Sträuche, welche etwa einem heranschleichenden Schützen hätten Deckung gewähren können, ein weiterer Theil der Krieger suchte Wild zu erlegen und trug abgerissenes Gras herbei, welches den Comantschen auf dem, durch fortwährend herabstürzende Regengüsse aufgeweichten Boden, ein leidliches Lager geben und zugleich den Pferden als Nahrung dienen sollte, wenn die Apachen eine Belagerung versuchen würden.

So nach besten Kräften ausgerüstet, wurde ein vortrefflich berittener Krieger ausgesandt, um rechtzeitig das Heranrücken des Feindes zu melden.

In der verzweifelsten Stimmung mußte William zwei volle Tage in steter Unthätigkeit zubringen, bis endlich am Morgen des dritten Tages der ausgesandte Späher herangejagt kam und mit den Worten:

»Zu den Waffen! Die Apachen sind da!« von dem erschöpften Pferde sprang.

Und so dicht waren diese wirklich dem sich zu weit Vorgewagten auf den Fersen gewesen, daß deren Vortrab aus dem Walde brach, als der Comantsche eben in dem Dickichte verschwand, das seine Brüder verbarg.

Der Eifer der Verfolgenden war aber so groß, daß sie, an keinen Hinterhalt denkend, im Galopp auf das Wäldchen zugesprengt kamen, triumphirend, daß ihnen nun der Späher nicht mehr entgehen könne. Bis auf etwa vierzig Schritt waren die Apachen, zwölf an der Zahl, herangekommen, als des Einen scharfes Auge den künstlichen Verhau bemerkte; augenblicklich Verdacht schöpfend, warf er sein Pferd herum und jagte zurück, mit lautem Schreie die Gefährten warnend, doch nur ihm allein gelang es zu entkommen, seine Brüder fielen von einem Pfeilhagel der Comantschen. Niemand hatte, auf des Häuptlings Befehl, sich der Büchsen bedienen dürfen, und dieser gestattete auch nur zwölf Kriegern sich zu zeigen und den Gefallenen die blutige Trophäe vom Schädel zu reißen, da er in doppelter Pfeilschußweite den entflohenen Apachen halten und die Vorgänge beobachten sah.

Bob erbot sich zwar den unbeweglich Haltenden mit seiner Büchse vom Pferde zu schießen, doch zweifelte die Pantherkatze, daß das Gewehr wirklich so weit trage. Diese Mißachtung seiner geliebten Waffe verdroß den Neger aber dermaßen, daß er die Büchse emporriß, im selben Augenblicke berührte auch sein Finger den Stecher und der Apache stürzte mit dem Krach von dem Mustang, der ohne Zögern den bereits flüchtigen Cameraden nachsprengte.

Der vortreffliche Schuß auf die weite Distance erregte großes Staunen unter den meist an glatte, schlecht gearbeitete Flinten gewöhnten Indianern, und Bob hörte mit freudigem Grinsen das gespendete Lob, als ihn der Sachem aus seinem Himmel riß.

»Mein schwarzer Bruder that Unrecht –« sprach dieser mit ernster Stimme – »es war besser, wir ließen die Apachen im Glauben, daß uns nur Pfeile zu Gebote ständen und daß sich nur wenige Krieger hier verborgen hielten. Der, den Du vom Pferde schossest, hatte nur zwölf Krieger gesehen, sicher wäre er mit dreißig oder vierzig seiner Gefährten zurückgekehrt, die zu besiegen uns leicht geworden wäre. So hätten wir die Feinde geschwächt, und deshalb war das Leben jenes Hundes uns nur von Nutzen, er hätte nur Falsches berichtet!«

»So aber er gar nichts berichten kann,« meinte mürrisch Bob.

»Wohl« entgegnete der Sachem »aber die Apachen sind keine Kinder, sie können den Knall einer Flinte wohl von dem Donner unterscheiden, der durch die Berge dröhnt, wenn Manitou seinen rothen Kindern zürnt. Und kehrt keiner der gefallenen Krieger zurück, so werden sie kommen, aber nicht in kleiner Zahl, sie werden den Spuren ihrer Brüder folgen und nicht wissend, ob viel oder wenig ihrer Feinde hier verborgen sind, werden sie uns mit aller Macht angreifen!«

»Golly! so werfen wir sie mit aller Macht zurück!« brummte Bob, der anfing einzusehen, daß er sich übereilt. »In der Zeit, daß, ein Pferd läuft vom Wald bis hierher – Bob schießen drei, viermal – jedesmal einen Apachen todt!«

»Der schwarze Mann kann zeigen, daß sein großer Mund wahr gesprochen!« war der Pantherkatze ruhige Antwort und den muskulösen Arm nach dem Rand des Waldes ausstreckend, auf den sich schon der Abendnebel senkte, rief er plötzlich: »Die Apachen sind da!«

In der That kamen die wilden Reiter einzeln aus dem Walde und schienen das Lager der Comantschen zu ihrem eigenen auserlesen zu haben, denn sie ritten in ruhigem Schritte direct auf dasselbe zu, bis sie den von Bob Erschossenen liegen sahen. Lautes Wuthgeschrei erweckte der unerwartete Anblick und wilde Drohungen schallten zu den regungslos sich verhaltenden Comantschen. Augenscheinlich vermutheten die Apachen den Mörder in dem kleinen Wäldchen und der Umstand, daß ein Büchsenschuß den nicht einmal scalpirten Gefährten niedergeworfen habe, schien sie glauben zu machen, ein einzelner weißer Jäger sei der Thäter, denn mit der größten Sorglosigkeit sprengten einige zwanzig auf das Wäldchen zu, bis sie vor den eilf gefallenen und scalpirten Brüdern die Pferde erschrocken zurückrissen. Im selben Augenblicke donnerte die Pantherkatze:

»Nieder mit den Hunden, keiner darf entrinnen!«

Da krachten die Büchsen, die Pfeile schwirrten und das Hohngeschrei der Comantschen, das Wuthgebrüll der Apachen, die blindlings herbeistürmten, die Gefallenen zu rächen und die nach ihrer Meinung wenig zahlreichen Feinde durch den Anprall, ihrer ganzen Macht zu erdrücken – mit einem Wort, das ganze Getöse eines wüthenden Kampfes erschütterte die Luft.

Und über dem blutigen Schauspiel blinkte der klare Mond, der Kampf der Elemente war erloschen, als wollten sie dem wilden Streiten der Menschen lauschen.

Mit thierischer Wuth griffen die Apachen an, doch die Comantschen standen wie die Mauern! Unter wildem Kriegsschrei sausten ihre Pfeile, blitzten ihre Büchsen hinter den schützenden Verhauen, den bergenden Bäumen hervor und warfen die wilden apachischen Reiter von den bäumenden Pferden. Der indianischen Sitte gemäß, schossen die Comantschen ihre Waffen mit entsetzlicher Geschwindigkeit in die dichte Schaar ihrer Feinde, doch Brown, Bob und William, denen es mit vieler Mühe gelungen war, noch vier ältere Krieger zu einem ruhigen Feuern zu bewegen, folgten mit den Büchsen den Bewegungen der Apachen und wo sie einen besonders Tapferen erblickten, wo sie gewahrten, daß einer der Comantschen zu heftig von der Uebermacht bedrängt, in Gefahr schwebte zu erliegen, da erst berührte ihr Finger den Stecher und die gutgezielten Schüsse waren hauptsächlich mit Schuld, daß die Apachen endlich Kehrt! machten und die leichter Verwundeten mit sich nehmend, den Schutz des nahen Waldes suchten.

Der Tod acht der besten Comantschen, sowie eine bedeutende Anzahl schwerer und leichter Verwundungen, war nicht im Stande die Freude der Sieger zu stören, denn draußen in der Prairie lagen zum wenigsten dreißig Apachen und Räuber im bunten Gemisch, wie sie die Kugel oder der schlanke Pfeil niedergestreckt. Viele der gefallenen Feinde wanden sich noch im Todeskampfe, sicher eine ebenso große Zahl Verwundeter hatten die Zurückgeschlagenen mit sich fortgeschleppt; und vor Allem war ja kein einziger Scalp in die Hände der Apachen gefallen, während die Comantschen, unerreicht von den aus dem Walde abgefeuerten Schüssen, den Gefallenen die blutigen Trophäen abrissen, sich kaum die Mühe nehmend, die Leiden der noch nicht Todten durch einen mitleidigen Schlag mit dem Tomahawk zu enden.

Der Siegesjubel der Comantschen dauerte die ganze Nacht an, nur der Häuptling saß in trüber Stimmung neben William, welcher schmeichelnd den breiten Nacken Trust's klopfte. Das treue Thier, welches mit grauenregender Wildheit gekämpft, hatte einen Pfeilschuß und zwei, wenn auch nur leichte Messerstiche erhalten. Jetzt waren ihm die Wunden verbunden und mit seinen großen Augen blickte es aufmerksam nach William, welcher den Verband mit Wasser kühlend, zugleich eifrig bemüht war, die Niedergeschlagenheit seines rothen Freundes wegzuscherzen, doch wies dieser dessen Scherzworte kopfschüttelnd zurück.

»Mein Bruder irre sich nicht! wohl können wir noch einen, ja noch zwei Stürme zurückschlagen, wenn die Apachen Thoren sind und auf derselben Stelle angreifen. Doch morgen schon wirst Du sie auf dem andern Ufer des Gewässers herumschwärmen sehen, auf Flössen werden sie heranschwimmen und von allen Seiten wirst Du ihre Pfeile fliegen, ihre Büchsen knallen hören!«

»So laß uns fliehen!« rief William.

»Nein!« war der Pantherkatze feste Antwort, »wir bleiben. Fliehen wir, so fällt die Antilope mit den nachrückenden Brüdern in den Hinterhalt der Apachen; wir können uns in unserer günstigen Stellung wenigstens einige Tage halten und dem Feinde erheblichen Schaden zufügen. Ist uns der große Geist aber günstig und die Antilope kommt bald, – so können wir noch siegen, zögert sie, – so bleibt uns nichts übrig, als kämpfend zu sterben.«

»Doch auch mancher der feigen Coyoten,« fuhr der Indianer nach einer Pause drohend fort »soll unter den Händen der Comantschen fallen, ehe wir unterliegen; die Pantherkatze hat ein zähes Leben und wird noch im Tode die Fänge zeigen! Will aber mein Bruder sein Leben der Magnolienblüthe erhalten, so wird ihn der Häuptling sicher aus dem Bereiche der Apachenwachen bringen, er selbst aber muß bei seinen Söhnen bleiben und soll es sein, mit ihnen sterben!«

»Zweifelst Du vielleicht, daß ich in der Stunde der Gefahr Dir treu zur Seite stehen werde?« sprach William erregt. »Nein mein Freund, so wenig Du mich verlassen würdest, so wenig weiche ich von Deiner Seite. Es wird und muß auch gelingen, uns durchzuschlagen, denn nur allein mit Deiner Hilfe kann ich meine arme Marie befreien. Mich beunruhigt jetzt nur George und der Falke!«

»Mein Bruder ängstige sich nicht um diese! zwei solch bewährte und kluge Männer finden leicht einen sicheren Versteck in den Wäldern; doch komm, laß uns niederlegen, wir werden morgen alle unsere Kräfte gebrauchen müssen.«

»Aber fürchtest Du heut keinen Ueberfall?« frug William.

»Heut nicht!« Die feigen Hunde haben genug für einen Tag, auch fürchte ich nicht den offenen Kampf, aber die »große Schlange« ist ein erfahrener Krieger, seine Schlauheit wird irgend eine Teufelei ersinnen, um uns mit List zu bewältigen. Daß irgend etwas im Werke ist, kannst Du hören, der Schlag ihrer Streitäxte dringt durch die stille Nachtluft, das große Licht wird zeigen, ob der Apache klüger als der Comantsche!«

Gleichmüthig warfen sich die rothen Männer nieder, erfreut, daß der Regen ihr Lager nicht mehr näßte, und tiefe Ruhe herrschte bald auf dem kleinen Delta, auf welchem vor kaum einer Stunde der grimmigste Kampf getobt. Nur hier und da stand ein Comantsche, unbeweglich an seine tief in den Boden getriebene lange Lanze gelehnt und wachte über die Sicherheit der Brüder.

Ein anderes, lebhafteres Bild bot das Lager der Apachen: Grimm über den Verlust so vieler tapferer Krieger, Wuth über den zurückgeschlagenen Sturm und wilder Durst nach Rache, hatte alle Gemüther erregt; rastlos wandelte der Häuptling auf und nieder, hier den Schwerverwundeten blutige Genugthuung versprechend, dort eine Anzahl Krieger aus dem Schlafe weckend, die im Walde arbeitenden Kameraden abzulösen. Die Räuber hatten zwar zum Weitermarsche gedrängt und gerathen, die Comantschen ruhig in ihrer Verschanzung zu lassen, doch wollte der Häuptling der Apachen davon nichts wissen. Er hatte nur zu gut erkannt, daß ihm ein dreimal schwächerer Feind getrotzt und ihn zurückgeworfen und er wollte die Scharte auswetzen, müßte er auch alle seine Krieger opfern. Aber die große Schlange scheute den offenen Kampf und nachdem er gegen vierzig Apachen über den Biberbach gesandt, um einer etwaigen Flucht der Feinde hindernd in den Weg zu treten, ließ er dünne Bäume fällen, theils um ein Floß zu bauen, theils transportable Brustwehren für Schützen herzurichten; obgleich mit unermüdlichem Fleiß gearbeitet wurde, blieben doch die Comantschen den ganzen andern Tag unbehelligt, und in träger Ruhe erholten sie sich von den Strapatzen der letzten Tage. Trotzdem waren ihre Wachen unablässig bemüht, die Bewegungen der Apachen zu beobachten und mehrmals knallten ihre Rifles nach allzukühn heranschleichenden Feinden.

Eben hatte Bob einen jungen Burschen, dem es gelungen war, im hohen Grase so nahe an das Lager zu kommen, daß er einen Pfeil in den Arm eines Comantschen jagen konnte, erschossen, als der Sachem zu dem unermüdlich ausspähenden Neger trat.

»Der schwarze Mann hat wieder einen dieses kriechenden Gewürms in die ewigen Jagdgründe gesandt?« frug er den Neger.

»Ja,« lachte Bob, »er war'n zu neugierig und zappelte den ganzen Morgen herum im Gras, ohne daß dies Kind ihn konnte treffen – nun liegt er still, er wird nicht mehr Pfeile schießen!«

»Sicherlich nicht!« sprach herzutretend William, »Du trafst ihn gerade vor die Stirn. Offen gestanden, ich scheue mich nach den verrätherischen, wie Schlangen sich heranwindenden Feinden die ehrlichen Waffen zu richten.«

»Uah!« rief die Pantherkatze erstaunt, »ist der Biß der Schlange, die heimtückisch die Ferse Dir bedroht, weniger gefährlich, als der zum offenen Kampfe anstürmende Jaguar? Nein, jeder Schuß, der einen der Apachen trifft, erfreut des Comantschen Herz, schießt so viel Ihr treffen könnt, jemehr Ihr am Tage kampfunfähig macht, desto weniger habt Ihr des Nachts von ihnen zu fürchten!«

»Mag sein!« mischte sich Brown in das Gespräch, »auch ich ziehe ein offenes Gefecht wie gestern vor, ja ich gestehe, es wäre mir nicht unlieb, wenn die Apachen sich wieder etwas die Köpfe einzurennen versuchten!«

»Ja! Ja!« rief feurig William »die todte Ruhe fängt an drückend zu werden, auch ich sehne mich nach Kampf, sei's auch nur, um die quälenden Gedanken in andere Bahnen zu lenken!«

»Meine Brüder mögen sich gedulden bis der Tag sich neigt, dann werden sie Kampf von allen Seiten haben.«

»Das sein nicht übel!« grinste Bob »wenns finster ist, kann man nicht sehen, wenn das Ottergezücht sich durchs Gras schleicht!«

»Uah! Die Comantschen werden ein Licht anzünden, daß Ihr sehen sollt. Wenn in der Dämmerung das Korn auf der Büchse verschwindet, werde ich Krieger aussenden, um Pulver, das wir in überreicher Menge haben, über die Prairie zu streuen; die Sonne, die heut herniederbrannte, hat das Gras leidlich getrocknet, das ausgestreute Pulver wird das Feuer nicht erlöschen lassen, wenn wir die Prairie in Brand setzen! Doch die Zeit der Ruhe ist vorbei, es muß noch viel gethan werden, um auch am Ufer hin uns einige Deckung zu schaffen!«

Des Häuptlings Stimme erweckte Alle zur angestrengtesten Thätigkeit und als die Dämmerung eintrat, war Alles gethan, was den Eingeschlossenen zu ihrem Schutze dienlich sein konnte.

Rings waren die Verhaue aufgerichtet, am Rande des Lagers hatten einige Comantschen das Gras abgerissen, um nicht das Feuer zu sich zu leiten, Andere waren in geraden Linien durch das stehengebliebene Gras den Apachen zu gekrochen und hatten Pulverhörner auf ihrer Bahn auslaufen lassen. Im Lager selbst waren besonders mit Harz dicht bestrichene lange Pfeile zugerichtet worden, und Bob hatte auch ein Instrument verfertigt, dessen Gebrauch allerdings bis jetzt Niemand klar war. Als er aber seine lange, aus einem jungen Baume gefertigte Stange nach dem Wasser trug, und mittelst des am oberen Ende fußlang stehengelassenen Astes ein vorbei schwimmendes Stück Holz an's Ufer zog, erkannte Jeder den Nutzen solcher Haken, im Fall die Apachen versuchen sollten Flösse herabzusenden, und mehrere Comantschen beeilten sich, noch einige solcher zu verfertigen.

Auf der Pantherkatze Befehl band man die Pferde, für den Nothfall vollständig gezäumt und bepackt, in der Mitte des Lagers an, und auf die an Bäume geknüpften Lassos wurden rings um die Thiere Wollendecken aufgehangen, welche bekanntlich die Kraft der Kugeln lähmen. Mit Befriedigung hatte der Häuptling die Vorbereitungen besichtigt und trat jetzt in den Kreis der Krieger.

»Meine Söhne,« sprach er mit fester, sonorer Stimme, »Ihr steht mit den Waffen in der Hand, bereit, die Apachenhunde zu empfangen! Ihr thatet wohl, denn die Zeit des Kampfes ist da; gern hätte ich gewartet bis es noch dunkler geworden, doch könnte der Nachtthau das Gras wieder feucht machen und von der Prairie droht uns die meiste Gefahr. Drum auf, sendet die brennenden Pfeile dorthin und habt ein wachsames Auge auf jeden Stein, auf jeden Busch! Ihr alle kennt ja die Tücke der Apachen! Euer Sachem kann nicht überall sein, Ihr werdet ihn aber dort finden, wo die meiste Gefahr droht. Niemand weiche unaufgefordert von dem angewiesenen Platze, nur die genaueste Vollziehung meiner Befehle kann uns vor sicherem Untergang bewahren; denkt an den Ruhm, die reiche Beute, die Euch wird, wenn Ihr den weit überlegenen Feind besiegt, denkt aber auch, daß ein Entrinnen jetzt nicht möglich! Ihr Alle könnt die Feuer rings um Euch sehen, an denen die Apachen sich zum Kampfe rüsten. Wir müssen siegen oder untergehen, drum – wollt Ihr unser Dorf, wollt Ihr Eure Squahw's, Eure Kinder wiedersehn, so muß Jeder für zwei Mann stehen und Euer bewährter Muth mit der Vorsicht Hand in Hand gehen!

Jetzt an Eure Plätze, die Entscheidung naht!« In wenig Minuten war des Häuptlings Befehl vollzogen, noch einmal umschritt er die Posten, dann trat er neben William und sandte den ersten brennenden Pfeil in die Prairie. Augenblicklich folgte eine größere Anzahl der feurigen Boten, die in weiten Bogen in das Gras flogen, doch die meisten erloschen, nur wenige glimmten fort und ein Hohnschrei der Apachen klang schon herüber, als ein zweites Mal die Comantschen brennende Pfeile abgeschossen hatten, ohne daß das Gras zündete. Da hob der Abendwind seine leichten Schwingen und im selben Augenblicke züngelten an mehreren Stellen kleine Flämmchen empor, ein leises Knistern und Sprühen verkündete den Lauschenden, daß die Pulverbahn anfange zu brennen und plötzlich schossen mächtigere Flammen empor. Der Hohn der Apachen wandelte sich in laute Wuth, als sie sahen, wie die Flammen auf sie zueilten und ihren Plan, durch das hohe Gras an das feindliche Lager zu schleichen, zu Nichte machten. Mehrere ungeduldige Krieger der Apachen waren bereits weit in die Prairie vorgedrungen, und sprangen nun auf, um dem Feuer zu entfliehen, doch nur Wenige entkamen, die Meisten fielen von den Kugeln der Comantschen.

Leicht gelang es zwar den Apachen, dem Feuer zu wehren, sich allzuweit auszubreiten, doch der Wunsch ihrer Feinde war nur zu gut erfüllt, an ein Heranschleichen war nicht mehr zu denken.

Die »große Schlange« theilte nun seine Krieger in mehrere Trupps, der größte sollte unter des Räuberhauptmanns Leitung, im Schutz der errichteten Brustwehren, an derselben Stelle wie gestern, den Angriff wagen, ein zweiter, bei welchem auch der größte Theil der Räuber war, versuchen vom jenseitigen Ufer aus zu stürmen. Der Häuptling selbst, mit zwölf der stärksten, ihm blindlings ergebenen Apachen, wollte auf einem Flusse die Landung wagen; drei rasch hintereinander abgefeuerte Schüsse sollten das Signal zum Angriffe sein.

Kaum waren diese erklungen, als die Apachen mit wildem Geheul, wie der Hölle entstiegene Teufel angestürmt kamen, diesmal natürlich zu Fuß.

Von allen Seiten gleichzeitig angegriffen, mußten die Comantschen ihre Streitkräfte ungemein zersplittern, dennoch gelang es ihnen die Apachen dreimal zurückzuwerfen, freilich mit schweren Verlusten. Besser war es denen ergangen, die das Flußufer vertheidigten, denn die Räuber zeigten ungemein wenig Lust ihre Haut zum Markt zu tragen, und begnügten sich, ein stetes aber sehr unwirksames Feuer zu unterhalten; nur einer hatte sich hinter einen kleinen Felsblock geschlichen und bereits drei Comantschen verwundet, einen erschossen. Doch auch seine Stunde war gekommen, denn mit der Behendigkeit eines Affen erklomm Bob einen hohen Baum, von dem er das Versteck des Räubers bestreichen konnte, und als dieser sich erhob, um wieder einen seiner verderblichen Schüsse nach den Comantschen zu richten, und nur wenige Zoll seines Körpers preisgab, saß augenblicklich des Negers nie fehlende Kugel in dem ungedeckten Theile; der Räuber fuhr erschrocken zur Seite und im selben Moment zitterten ein halb Dutzend Pfeile in seiner Brust.

Dem Neger gefiel sein hoher Standpunkt ausnehmend, und er fühlte wenig Lust den Gipfel des Baumes zu verlassen, von wo aus ihm eine weite Umsicht gestattet war, doch die Räuber schienen noch immer nicht gewillt, thätigen Antheil am Kampfe zu nehmen, und Bob wollte daher eben von seiner Warte herabklettern, um einen Baum sich zu erwählen, der ihm gestattete die offene Prairie zu bestreichen, von welcher aus die Apachen angriffen, als ihm ein kleines, langsam näherkommendes Licht auffiel.

Bald erkannten seine scharfen Augen, daß ein dunkler Gegenstand, auf welchem das Licht sich befand, den kleinen Fluß herabschwamm; die Sache kam ihm bedenklich vor und eiligst glitt er am Stamme nieder, der Pantherkatze die neue Gefahr mitzutheilen.

Schnell sprang der Häuptling herbei und sein gellender Ruf rief einige Comantschen an seine Seite. »Es ist ein Floß!« sprach er hastig. »Es wird angefüllt sein mit allerhand leicht brennbaren Gegenständen, und es wird so gerichtet sein, daß es an dieser Stelle strandet, um die Sträuche, die uns bergen, in Brand zu setzen. Doch dies wäre die geringste Gefahr, aber es sind sicher die besten der Apachenkrieger auf dem Flosse und kommen sie in die Nähe des Lagers, werden sie ins Wasser gleiten und den Moment erwarten, wo wir mit dem Löschen des Feuers beschäftigt sind, dann werden wir ihren Schlachtschrei gellen hören und gelingt es uns nicht, sie vom Niederreißen unserer Verhaue abzuhalten, so sind wir verloren! darum zurück hinter die Bäume, um über die Apachen herzufallen, wenn sie glauben uns überraschen zu können. Einer von uns jedoch muß sich selbst opfern, um das Floß zurückzustoßen, ehe es strandet! das Loos mag entscheiden, wer sein Leben dem Wohle seines Stammes darbringen muß!«

Ehe der Häuptling noch kleine Zweige, die als Loose dienen sollten, abbrechen konnte, sprach der Neger zu ihm:

»Laßt die Zweige! Ihr vorgestern sagtet, der schwarze Mann hat durch seinen voreiligen Schuß Schaden gebracht – well – er wird das heute wieder gut machen, er wird tauchen nach dem Floß!«

»Es ist sicherer Tod, was Du erwählst!« warnte die Pantherkatze.

»Wer weiß!« sprach Bob, »dies Kind sein schwarz wie die Nacht, es entgeht leichter als Ihr den Augen der Feinde! Doch fort, das Floß naht!«

Wie Schatten glitten die Comantschen hinter die Bäume, der Neger aber warf blitzgeschwind seine Kleider ab, flog mit einem mächtigen Satze nach dem Orte, wo Trust an einen Lasso gebunden lag, und führte ihn an das Flußufer hinter einen großen Stein.

»Du dich hier niederlegen,« flüsterte Bob »und nicht rühren, bis ich rufe!« dann glitt der muthige Bursche lautlos ins Wasser, und während rings der wildeste Kampf tobte, während an allen Orten die Büchsen krachten und das grimme Schlachtgeheul sich mit dem Wehruf der Verwundeten mischte, schien der Platz, auf dem die letzte Scene gespielt, von jedem Vertheidiger entblößt. Hierher lenkte das langsam näher kommende Floß seinen Lauf, das – wie oben erwähnt – den Apachenhäuptling und eine Auswahl der tapfersten seiner Krieger trug. Ein teuflisches Lächeln umspielte die Lippen der »großen Schlange«, als er sich zu seinen Gefährten wandte, und sie auf die unbesetzte Stelle des feindlichen Lagers aufmerksam machte.

»Ich that den Räubern Unrecht,« sprach er leise, »als ich wähnte, sie hätten wenig gethan! Ihr könnt sehen, wie ihre Kugeln die Reihen der Comantschen gelichtet. Hugh! wie werden diese erschrecken, wenn der Kampfruf der Apachen in ihre Ohren gellt! die Zeit ist da, facht das Feuer zur hellen Lohe an und dann das Messer zwischen den Zähnen, den Tomahawk in der Faust, in das Wasser.«

Geräuschlos wurden die Befehle erfüllt, ein letzter Stoß der vereinigten Kräfte trieb das Floß vorwärts, und nur ein einzelner Apache schwamm hinter dem unbeholfenen Fahrzeuge her, mit leichten Stößen dasselbe in der geraden Bahn zu erhalten. Die Anderen aber schwammen nach dem Ufer zu, um zu harren, bis der Brander gestrandet. Sie ahnten nicht, daß wenige Schritte von ihnen das scharfe Auge des Negers jede ihrer Bewegungen verfolgte und als er im Klaren war, was zu thun sei, geräuschlos untertauchte und mit kräftigen Stößen unter dem Wasser fortschwamm. So genau hatte der Neger aber gerechnet, daß er nur wenige Schritte hinter dem Apachen auftauchte, welcher das Floß lenkte; in zwei Secunden hatte er den Nichtsahnenden erreicht und seine kräftige Faust dessen Kehle umklammert.

»Mein Freund wird müde sein!« höhnte er leise, »Bob wird ihn ablösen!« und ehe der überraschte Apache auch nur eine Bewegung zu seiner Vertheidigung machen konnte, drang das Messer des Negers ihm bis an's Heft in's Herz.

In der That übernahm Bob nun die Führung des Flosses und geleitete es sicher an der bedrohten Stelle vorbei; zu seiner ungeheueren Freude sah er jetzt auch die Comantschen mit den langen Stangen das Floß anhalten, und als sie sich überzeugt, daß kein Apache darauf verborgen sei, wieder in die Strömung stoßen. Erst als Bob hörte, wie die Comantschen einige bedauernde Worte über seinen wahrscheinlichen Untergang fallen ließen, rief er selbe an.

»Nicht rühren!« warnte er aber leise, als er glaubte, sie wollten ihm helfen das Ufer zu ersteigen. »Nicht rühren! ein Dutzend Apachen lauern an der Ecke dort. Bob bleiben im Wasser, er rufen nur den Hund zu sich herab!«

Und dem Worte die That folgen lassend, lockte er, begünstigt von dem überspringenden hohen Uferrande, Trust zu sich in's Wasser und wartete, dem Hund drohend Ruhe gebietend, geduldig der Dinge, die da kommen sollten.

Mit weniger Geduld harrten die Apachen des Augenblickes, wo auch sie an dem Kampfe Antheil nehmen konnten, und folgten dem Flosse mit den Augen, bis es an der Ecke verschwand.

»Noch wenige Augenblicke mögen meine Söhne warten« flüsterte der Häuptling, »wenn die Comantschen aber herbeieilen, den Brand zu löschen, dann stürmen wir in's Lager.«

Doch Secunde um Secunde verrann, und noch immer wollte sich der gehoffte Feuerschein im Comantschenlager nicht zeigen.

»Uah!« knirschte die Schlange – »was ist das? Ist vielleicht »der Adler,« der das Floß leitet, eingeschlafen, so will ich ihn erwecken! meine Söhne mögen warten, bald ist der Sachem wieder bei ihnen, er muß wissen, was den Flug des Adlers gehemmt.«

Und leise im Wasser fortwatend, schlich der Apache an dem Uferrand hin, an demselben Ufer, an welchem Bob sich versteckt; nach wenig Schritten erkannte auch der Erste die regungslose Gestalt des Negers, welcher sich bemühte, den Hund hinter sich zu halten, ohne selbst ein Glied zu rühren.

Überrascht von dem unerwarteten Anblicke blieb der Apache stehen, er wagte nicht weiter zu schreiten, wollte aber ebensowenig umkehren, ohne zu ergründen, wem die dunkle Gestalt angehöre.

»Ist es der Adler, der dort weilt?« flüsterte er endlich leise, doch keine Antwort erfolgte.

»Wer ist's? frug drohend der Apache, »Antwort oder ich schieße!« Und der schlanke Pfeil lag schnell auf dem schon erhobenen Bogen, doch nicht eine Fiber verrieth Leben in der dunkelen Gestalt.

»Gut, es wird ein Todter sein!« sprach nun die Schlange und wandte sich zum Gehen, plötzlich fuhr sie jedoch wieder herum und der Pfeil entfuhr der Sehne, leicht des Negers Arm ritzend, der trotzdem, daß der Pfeil in der Wunde stecken blieb, wie ein Steinbild verharrte.

Nun erst war der Apache befriedigt, und begann langsam den Rückmarsch, leise vor sich hinmurmelnd: »der Adler wird gefallen sein, später will ich seinen Scalp vor Entehrung schützen, jetzt drängt die Zeit; auch ohne den beabsichtigten Brand, will ich den Comantschen in den Rücken fallen.« Mit diesen Worten hatte er die seiner harrenden Krieger erreicht und ihnen das Nöthige mitgetheilt.

Lautlos hoben sich jetzt die Apachen am Uferrande empor und glitten wie Schlangen zwischen den Verhauen durch, nicht ahnend, daß sechs Comantschen, die Büchsen im Anschlage, jeder Bewegung der Feinde folgten. Auch Bob, den Bluthund am Halsbande haltend, wartete ungeduldig des Zeitpunktes, wo er handelnd auftreten könne. Endlich, nach langem Lauschen, erhob die Schlange sich auf's Knie, nichts regte sich und der wilde Krieger sprang vollends auf die Füße.

»Es muß schlecht mit den Comantschen stehen,« raunte er seinen Gefährten zu, »Alle scheinen am Rande der Prairie im Kampf mit unsern Brüdern zu sein. Auf denn, wir wollen diesen helfen!«

Aufsprangen nun auch die anderen Apachen, doch im selben Augenblicke krachten die Buchsen der Comantschen und sechs der Eingedrungenen stürzten zu Boden, die anderen wurden, kaum daß sie die Tomahawks ergriffen, noch von einem halben Dutzend Pfeile begrüßt, wieder sanken einige darnieder, und nur dreien gelang es, sich in's Wasser zu flüchten und im Schutze der Dunkelheit zu entkommen.

Die ganze Affaire hatte sich so rasch entwickelt, daß der Neger keine Zeit fand sich einzumischen, um so weniger auch Lust hatte, die Verfolgung der Entsprungenen zu übernehmen, da er unter der ersten Salve den Häuptling hatte stürzen sehen, welchen er an der hohen Adlerfeder erkannt und dem er so gern den Pfeilschuß vergolten hätte.

Mißmuthig sprang Bob empor, hob sich an einer Weide mit den Händen in die Höhe, bis sein Oberkörper über dem Rande lag und wollte eben Trust zu sich emporziehen, als er gewahrte, daß der Kopf des Apachenhäuptlings sich leise bewege. Augenblicklich erkannte Bob, daß »die Schlange« sich der selben List bedient hatte, die er vorhin selbst angewandt und wie der Blitz rutschte er wieder ins Wasser, eilig am Ufer hinschleichend, bis er die Ecke erreicht und sich ins Comantschenlager schwang. Die erste Person, die er erblickte, war die Pantherkatze! Schwer athmend lag der Häuptling im Grase, – eine Büchsenkugel hatte den muthigen Streiter auf die Brust getroffen, sich aber an dem Metallzierrathe abgeplattet und keinen anderen Schaden gethan, als daß sie ihn niedergeworfen und auf einige Zeit des Bewußtseins beraubt hatte. Die Schaar der Comantschen aber war in so hohem Grad gelichtet, daß Niemand dem geliebten Sachem hilfreich beispringen konnte, man hatte sich begnügt, ihn aus der Schußlinie zu tragen. Der Neger mußte sich nun auf sich selbst verlassen, den heranschleichenden Apachen zu bewältigen.

Er hatte nichts als sein Messer; wohl sah er, daß die Pantherkatze vollständig bewaffnet war, allein sie lag voll vom Monde beschienen, auf einer offenen Stelle, und er durfte nicht wagen, aus dem bergenden Schatten heranzutreten, denn er wußte in wenig Augenblicken würde der Apache ihn erblickt und niedergemacht haben, ehe er sich eine der Waffen anzueignen vermocht hätte.

Wie ein Steinbild stand Bob an eine Sikomore gelehnt, mit der Linken den Bluthund haltend, die Rechte mit dem Messer auf sein klopfendes Herz gepreßt.

Jetzt rauschte es leise in den Büschen und der Kopf des Apachen wurde sichtbar, bald erschien dessen ganzer Körper, doch Bob erstarrte fast das Blut, denn ein zweiter Krieger folgte und nachdem die Schlange eine zeitlang den noch immer regungslos liegenden Comantschensachem verwundert betrachtet, sprangen Beiden mit boshaftem Lächeln empor.

»Die Pantherkatze!« jubelte der Häuptling leise, doch dem Neger verständlich, welcher kaum mehr vermochte den Hund ruhig zu halten.

»Die Pantherkatze schläft, während seine Söhne unter den Streichen meiner Krieger fallen? Hugh! auch er soll in die ewigen Jagdgründe.« Und leise, Vorsichtig auch das geringste Geräusch vermeidend, glitten die beiden Apachen heran, da bewegte die Pantherkatze den einen Arm und eilig sprangen die Apachen in den Schatten. Kaum zwei Schritte von dem Neger hielten die dunkeln Gestalten und lauschten nach dem Comantschen, der langsam das Haupt erhob. Hoch zückte Bob das Messer, um einen der Feinde zu beseitigen, noch ehe sie ihn gewahrt, da knisterte ein dürres Zweiglein unter dem Tritte des sich heftig sträubenden Hundes. Die Apachen fuhren herum und standen Aug in Aug mit ihm, der unbeweglich am Baume lehnen blieb, dem Tomahawk, welchen der Begleiter des Apachenhäuptlings zum Wurfe schwang, mit festem Auge folgend; da schwirrte die Waffe heran, eine schnelle Bewegung des Negers, – und tief fuhr die scharfe Axt in den Baum. Jetzt aber jagte Bob's hallendes »Trust hussah – faß!« den Bluthund auf die Apachen. Das durch das lange Zurückhalten zur höchsten Wuth gereizte Thier, wählte sich den, der die Streitaxt geschleudert, mit mächtigem Sprung flog es an dessen Hals und Mensch und Thier kollerten bald im wüthensten Kampf auf der Erde. Der Häuptling war im Glauben, daß das Dickicht mehrere Feinde verbergen könne, mit einem flüchtigen Satze dicht neben der Pantherkatze ins Freie gesprungen, und erwartete festen Fußes den muthig angreifenden Neger. Beiden Männern entfielen beim ersten Anpralle die Messer, und nun war Bob entschieden im Vortheile; denn an die wilden, unter den Plantagennegern üblichen Faustkämpfe gewöhnt, bearbeitete er des Apachen Gesicht und Brust mit trefflich gezielten Boxerschlägen. Der Indianer aber ließ sich mit dem Stoicismus seiner Race die Glieder zerbläuen, ihm lag nur daran, den Angreifer zu ermüden und erst als er merkte, daß Bob's Schläge an Kraft und Schnelle verloren, versuchte er ihn zu packen. Doch noch völlig entkleidet, entschlüpfte dieser mit der Geschmeidigkeit eines Aal's den mächtigen Griffen des Apachen immer und immer wieder, endlich aber kam er ins Stolpern, und ehe es ihm gelang, wieder festen Fuß zu fassen, wurde er von dem riesigen Apachen erfaßt, in die Höhe gehoben und wie ein Kind mit solcher Macht zu Boden geschleudert, daß jeder andere Schädel, als der eines Negers zerschmettert worden wäre. Auf Bob freilich hatte der Wurf keine andere Wirkung, als seine Wuth bis zur Tollheit zu steigern, und ehe der Apache sich auf ihn werfen konnte, sprang er wieder empor, den ob des geringen Erfolges seines Wurfes höchlichst Erstaunten mit einer Fluth der gewähltesten Negerschimpfwörter begrüßend.

Plötzlich gellte ein so durchdringender Schmerzensschrei dicht neben den beiden, eben zum neuen Kampfe anspringenden Männern, daß sie entsetzt zurückprallten und auf die grauenerregende Scene starrten, die sich ihren Augen darbot.

Mit zerfleischtem und zerrissenem Gesichte wälzte sich der Apache daher, welchen Trust angegriffen hatte. Das ganze Antlitz des Unglücklichen erschien als eine rohe, blutige Masse, die Augen, Nase und Unterkiefer waren unter des Hundes gewaltigen Zähnen geschwunden, und doch lebte der Unglückliche noch und erfüllte den Wald mit seinem Jammergeheule. Er konnte es als eine Gnade des Himmels betrachten, daß ihn endlich der Hund zu Boden warf und seine Kehle zerreißend, den fürchterlichen Qualen ein Ende machte.

Nie hatte Bob ein schrecklicheres Schauspiel gesehen und der eigenen Gefahr vergessend, starrte er auf den Hund, welcher noch immer die leblosen Glieder seines Feindes zermalmte; da schreckte ihn aus seiner Starrheit ein Ruf der Pantherkatze und aufblickend, gewahrte er den Apachenhäuptling, welcher über dem auf den Knieen liegenden Comantschen stand, bemüht, dessen noch schwacher Hand die Streitaxt zu entreißen.

Wie ein Pfeil vom straffen Bogen, flog Bob von dem Baume, an dem er gelehnt, und sein steinharter Schädel traf des Apachen Rücken mit solcher Wucht, daß Indianer und Neger zur Erde rollten; ehe aber einer von ihnen sich wieder aufrichten konnte, raffte die Pantherkatze all seine Kräfte zusammen und stieß dem verhaßten Feinde das breite Jagdmesser ins Herz.

Die Aufregung und Anstrengung des kurzen Kampfes war aber zu viel für den geschwächten Comantschenkrieger; ohnmächtig sank er zurück, doch wilder Triumph stand auf den regungslosen Zügen, daß endlich der Rival besiegt sei, der ihm so lange den Ruhm streitig gemacht: der Tapferste und Gefürchtetste der Indianer zu sein.

 

Schluß des ersten Bandes.


 << zurück