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Doktor Stretter erstattete folgenden Bericht:
Polizeipräsidium
(Kriminalabteilung).
Den 14. Oktober 1910.
Eilt sehr!
Haftsache!
Urschriftlich mit Akten und Anlagen
An
den Herrn Ersten Staatsanwalt bei dem Kgl. Landgericht
hier
mit dem Anträge auf Haftbefehl und Steckbrief gegen den Bildhauer Sergius Nadasny, 24. März 1883 in Belgrad geboren, bisher hier, Akazienallee 35, Hof parterre, wohnhaft, zur Zeit unbekannten Aufenthaltes.
Nadasny ist dringend verdächtig
a) am 11. d. Mts., nachmittags zwischen 12 und 6 Uhr in seinem Atelier die Schauspielerin Anna Lenndorf, gen. Aida Langlot, durch Erwürgen getötet und die Tötung mit Überlegung ausgeführt zu haben,
b) den Leichnam ohne Vorwissen der Behörde beiseite geschafft zu haben.
Verbrechen bzw. Übertretung strafbar nach §§ 211, 367 Ziffer 1 des Strafgesetzbuches.
Er steht ferner in dem dringenden Verdachte, fortgesetzt Museumsdiebstähle verübt und einen Handel mit gefälschten und mit gestohlenen Kunstgegenständen betrieben zu haben.
Ermittlungsergebnis.
1. Am 11. d. Mts., nachmittags gegen 7 Uhr, wurde an der Böschung des Kanalufers vor der Neuen Brücke der linke Oberarm einer weiblichen Person gefunden, Schulter- und Ellenbogengelenk waren sorgfältig durchtrennt.
Zeugnis des Schutzmannes Lipke, Gutachten des Gerichtsarztes Doktor Baltrusch.
2. Am 12. d. Mts., nachmittags 5¾ Uhr, haben die Schiffer Torn und Liedekow, die mit ihrem Lastkahn unter der Kanalbrücke durchfuhren, mit der Stakstange einen verschnürten Sack aus dem Wasser gezogen, der den unbekleideten Rumpf einer weiblichen Person Anfang der zwanziger Jahre enthielt. Kopf und Gliedmaßen fehlten. Letztere waren sachkundig aus den Gelenken gelöst.
Zeugnis der genannten Schiffer, Gutachten wie zu 1.
3. Am 13. d. Mts., nachmittags 5¼ Uhr, drangen die Hunde der den Stadtpark absuchenden Kriminalpatrouille in ein Gebüsch am großen Querwege. Die nachfolgenden Beamten fanden einen mit Schloß und Eisenstange verschlossenen Korbkoffer (1 m lang, 0,60 m breit, 0,50 m hoch), der den Kopf, rechten Arm, linken Unterarm und die Beine einer weiblichen Person enthielt.
Zeugnis der Kriminalschutzmänner Held und Lethel.
4. Die Obduktion ergab, daß die zu 1 bis 3 genannten Körperteile zusammengehören und den Leichnam einer weiblichen Person Anfang der zwanziger Jahre bilden, blond (auffallend reiches Haar), blauäugig, 1,60 m groß, schöner gepflegter, gut ernährter Körper. Der Tod ist durch Erwürgen herbeigeführt.
Beweis: halbmondförmige Spuren von Fingernägeln am Halse, Blaufärbung des Gesichtes, innere Kehlkopfverletzungen (Obduktionsprotokoll und vergrößerte Photographien anliegend).
Die Durchtrennung des Halses und die Abtrennung der Glieder ist mit einem scharfen Werkzeuge vorgenommen worden und zwar nach dem Ableben. Der Täter hat die anatomische Beschaffenheit der Halswirbel und Gelenke gekannt.
Beweis: Gutachten der Gerichtsärzte Professor Doktor Maßmann und Doktor Baltrusch.
5. Die Ermordete ist die Schauspielerin Aida Langlot von der ›Neuen Bühne‹. Sie hat sich am 11. Oktober, vormittags gegen 11 Uhr, aus ihrer hiesigen Wohnung entfernt und ist seitdem verschwunden, obwohl sie am Abend in der »Neuen Bühne« zu spielen hatte (näheres siehe unten zu 14).
Ein aus ihrer Wohnung entnommener Schuh ist 258 mm lang. Hiernach Rekonstruktionsberechnung:
Schuhlänge 258 mm – 16 mm Abzug = 242 mm Fußlänge,
Fußlänge 242 mal Rekonstruktionskoefficient 6,505 = über 1,58 Körperlänge,.
Fußlänge 242 mal Rekonstruktionskoefficient 3,497 = 0,84 m Oberkörperlänge,
Fußlänge 242 mal Rekonstruktionskoefficient 1,757 = 0,42 m Unterarmlänge.
Die so errechneten Maße trafen annähernd auf die zuerst gefundenen Körperteile zu. Nach Auffindung der übrigen Körperteile erfolgte die Rekognition der Leiche durch nachstehende
Zeugen: Oberregisseur Tilldorf, Regierungsassessor Ernst Berenberg, Witwe Klara Rell (Wirtin der Ermordeten).
6. Aida Langlot ist identisch mit Anna Lenndorf, 2. November 1889 in B. geboren, Tochter des Lehrers Gottlieb Lenndorf dort und seiner verstorbenen Ehefrau. Anna L. wird seit dem 9. September vorigen Jahres vermißt, was bereits zu einer Anfrage im Abgeordnetenhause geführt hatte (vergl. stenographisches Protokoll der Sitzung vom 25. September d. Js.).
Beweis für die Identität: anliegende Photographien der Leiche und der Anna Lenndorf, Zeugnis des Lehrers Gottlieb Lenndorf.
7. Anna Lenndorf und der Bildhauer Nadasny haben bereits in B. ein Liebesverhältnis unterhalten. Anna L. war Verkäuferin in der Papierhandlung von Rudolf Tirschy in B. Dort kauften die Studierenden der gegenüberliegenden Hochschule für bildende Künste, darunter Nadasny. Letzterer verkehrte viel mit Anna L.
Beweis: Zeugnis des Rudolf Tirschy und des Pförtners der Hochschule. (Alle Ermittlungen in B. sind durch den dorthin entsendeten Kriminalkommissar Doktor von Erdmann erfolgt.)
8. Anna hat dem Nadasny Modell gestanden.
Beweis: Von Nadasny gefertigte Porträtbüste der Anna – Gipsabguß im Besitze ihres Vaters. Kleine von Nadasny gefertigte Bronzefigur »Liegende Diana«, die große Ähnlichkeit mit Anna aufweist, im Besitze des Kunsthändlers Mattner in B.
9. Anna und Nadasny haben sich gemeinsam von B. entfernt. Sie wird seit dem 9. September 1909 vermißt. Nadasny hat mit Semesterschluß am 8. September 1909 die Hochschule in B. verlassen.
Beweis: Amtliche Auskunft der Hochschule.
10. Beide befinden sich seit November 1909 hier. Nadasny ist am 3. November hier als zugezogen gemeldet.
Beweis: anl. Bescheinigung des Einwohnermeldeamtes.
Anna ist seit Mitte November unter dem Bühnennamen Aida Langlot an der »Neuen Bühne« angestellt. Ihr Engagement erfolgte auf Fürsprache des künstlerischen Beirates Malers Rosenberg, dem sie Nadasny empfohlen hatte.
Beweis: Zeugnis des Malers Rosenberg und des Oberregisseurs Tilldorf.
11. Nadasny hat bereits in B. kleine Bronzefiguren im griechischen Stile hergestellt, künstlich alt patiniert und als Ausgrabungen verkauft. Anna ist ihm bei den Verhandlungen mit den Käufern behilflich gewesen. Einer der Abnehmer war der Händler Mehlthau, der die Sachen aber als Nachahmungen erkannt und als solche weiterverkauft haben will.
Beweis: Anliegende polizeiliche Aussage des Samuel Mehlthau aus Lodz, dessen eidliche gerichtliche Vernehmung ich sofort herbeizuführen bitte, da dieser Zeuge in seine Heimat zurückreist und bei seinem hohen Alter von 75 Jahren nicht sicher mit seinem Erscheinen in der Hauptverhandlung gerechnet werden kann.
12. Nadasny hat gestohlene Kunstgegenstände in Sammlerkreisen verkauft:
Näheres wird das noch anhängige Verfahren gegen die Einbrecherkolonne Wild-West und ihren Führer, den zur Zeit flüchtigen »Schwarzen Müller« ergeben.
13. Nadasny hat im hiesigen und Münchener Museum antike Bronzen gestohlen und verkauft, Anna war dabei behilflich. Er hat in den Museen unter dem Anschein des Skizzierens die Gelegenheit ausgekundschaftet, während Anna »Wand machte«, wobei ich beide zufällig vor einigen Tagen selbst beobachtet habe.
Zeugnis des Regierungsassessors Ernst Berenberg.
Nadasny hat nach Schluß der Besuchszeit die Schränke mit Nachschlüsseln geöffnet, die Stücke entwendet, in seinem Atelier getönte Gipsabgüsse gefertigt und diese am nächsten Morgen, bevor stärkerer Besuch einsetzte, an die Stelle der entwendeten Gegenstände gebracht. Die Entdeckung wurde so hinausgezögert, bis die Beute verkauft war.
Einzelfälle sind der Diebstahl der Renaissance-Plakette aus dem hiesigen Museum und einer Bronzefigur aus dem Museum in München. Nadasny hat beide Originale verkauft, die Plakette an den Kommerzienrat Rothagen, die Figur an Se. Durchlaucht den Prinzen Périgord-Trauberg-Geyerstein. Bei den Verhandlungen mit den Käufern hat er sich durch falschen Vollbart und blaue Brille unkenntlich gemacht.
Zeugen Rothagen und Périgord, die ihn an der harten ausländischen Aussprache wieder erkennen werden. Ferner Zeugnis und Gutachten des Münchener und des hiesigen Museumsdirektors.
Anna war vor einigen Wochen mit Nadasny in München.
Zeugnis des Oberregisseurs Tilldorf, dem sie diesen Grund für ihr Fehlen im Theater angegeben hat.
14. Anna sollte bei Aufführungen der »Phädra« von Euripides in der »Neuen Bühne« als Aphrodite völlig unbekleidet auftreten, zum ersten Male in der Generalprobe am 11. d. Mts., abends 11 Uhr. Sie hatte sich hierzu bereit erklärt.
Zeugnis des Direktors Sartori und des Oberregisseurs Tilldorf.
15. Nadasny, der rasend eifersüchtig ist, wollte diese Zurschaustellung seiner Geliebten nicht dulden und hat in den letzten Tagen deshalb dauernd Streit und heftige Szenen mit ihr gehabt, z. B. in ihrer Wohnung und im Künstlerklub.
Zeugnis der Wirtin Witwe Nell, des Oberregisseurs Tilldorf, des Malers Rosenberg, des Klubleiters Werner.
16. Am Vormittag des 11. Oktober, gegen 10 Uhr, ist Nadasny bei dem ihm schon aus B. bekannten Händler Samuel Mehlthau gewesen, der sich hier in der Försterstraße Nr. 14 aufhielt, und hat um ein größeres Darlehen gebeten, um mit Anna nach Amerika auszuwandern, da er nur auf diese Weise die ihm unerträgliche Zurschaustellung seiner Geliebten verhindern, überhaupt diese von der Bühne losbekommen könne. Als Mehlthau die Hergabe des Geldes ablehnte, ist Nadasny in furchtbare Erregung geraten, gegen Mehlthau tätlich geworden und dann wie wahnsinnig fortgestürzt mit der Drohung, Anna und sich selbst zu töten.
Zeugnis des Mehlthau (vergl. oben zu 11).
17. Gegen 11¼ ist Nadasny in der Wohnung der Anna gewesen, hat sie aber nicht angetroffen, sondern von der Wirtin erfahren, daß Anna sich vor wenigen Minuten zu ihm begeben hatte. Er war außer Atem und in großer Aufregung.
Zeugnis der Wirtin Witwe Nell.
18. Der weitere Hergang muß sich wie folgt abgespielt haben: Anna und Nadasny sind im Atelier zusammengetroffen. Sie hat ihm dort unbekleidet Modell gestanden. Die Fußsohlen der Leiche waren im Gegensatz zu dem ganzen übrigen Körper schmutzig. Der Staub deckt sich nach der Zusammensetzung mit den vom Fußboden des Ateliers entnommen Staubproben, ist insbesondere wie diese stark gipshaltig.
Anliegendes Gutachten des polizeilichen chemischen Laboratoriums.
Bei der peinlichen Sauberkeit und Körperpflege, auf die Anna höchsten Wert legte, ist es ausgeschlossen, daß dieser Staub ihr schon länger anhaftete.
Auf einem Stuhle lag ein Skizzenbuch, darin ein gespitzter Bleistift. Das Blatt an dieser Stelle zeigt die Skizze einer weiblichen Aktfigur, die aber nur in flüchtigen Umrissen angedeutet ist.
Skizzenbuch und Photographie des Stuhles mit dem Skizzenbuche liegen bei.
19. Nadasny hat also die Arbeit sofort abgebrochen, offenbar weil er wieder versucht hat, Anna von dem beabsichtigten Auftreten als Aphrodite abzubringen. Als sie nicht nachgab, hat er sie erwürgt. Die Eindrücke der Fingernägel am Halse der Leiche passen zu den Fingerabdrücken, die sich an verschiedenen von Nadasny gefertigten Tonmodellen im Atelier finden.
Gutachten des Gerichtsarztes Doktor Baltrusch und anliegende Photographien der Tonmodelle, die beschlagnahmt und sichergestellt sind.
20. Nadasny hat die Tat mit Überlegung ausgeführt. Die Leiche wies außer den Würgemalen keine andere Verletzung, Hautabschürfung, Druckflecke oder dgl. auf. Da Anna unbekleidet war, müßten aber solche Spuren vorhanden sein, wenn ein Kampf voraufgegangen wäre. Nadasny hat sie also unvermutet mit Überlegung überfallen, sofort am Halse gepackt und mit dem einen Griff erwürgt.
21. Nach der Tat hat er die Leiche zerstückelt, um sie unbemerkt fortschaffen zu können. Seine anatomischen Kenntnisse als Bildhauer erleichterten ihm die Zergliederung. Das benutzte Werkzeug ist bisher nicht gefunden worden. Nach dem Zeugnisse der Portierfrau Winkler enthielt der im Atelier stehende Handwerkskasten ein Beil. Dieses fehlt, ist wahrscheinlich von Nadasny beseitigt worden.
22. Der Boden des Ateliers war sehr rein und längstens 2–3 Tage vor der gestern abgehaltenen Durchsuchung so gründlich aufgewischt, daß die zum Staubspurenvergleiche dienenden Staubproben (oben 18) aus den Ecken entnommen werden mußten. Solche Reinigung des Ateliers erfolgte nur selten und dann durch die Portierfrau, die aber diese letzte Reinigung nicht vorgenommen hat.
Zeugnis der Portierfrau Winkler.
Nadasny hat also selbst die bei der Zergliederung entstandenen Blutflecken abgewaschen.
23. Er hat dann versucht, die Leichenteile einzeln fortzuschaffen. Beim Abwerfen des linken Oberarmes am Kanalufer – etwa 6 Uhr nachmittags – (oben zu 1) hat er die Schwierigkeit dieses Verfahrens eingesehen und den Transport des Körpers bis zur Nacht aufgeschoben und zunächst durch Verpacken vorbereitet.
24. Er hat zuerst den Rumpf verpackt. Der Sack, in dem dieser gefunden wurde, trägt die eingedruckte Firma »Zentralkohlenwerke Vulcan«. Von dieser Gesellschaft bezieht der Kohlenhändler Meyer, Akazienallee 6, Koks und hat solchen an Nadasny geliefert. Ob er den Sack mitgeliefert hat, kann er nicht mehr bekunden.
Zeugnis Meyer.
Die bei dem Rumpfe im Sacke gefundenen Koksreste stimmen mit dem Koksvorrat im Atelier Nadasnys überein.
Gutachten des Materialprüfungsamtes.
25. Der dicke um den Sack geschnürte Strick zeigt die gleiche Faser und Zusammensetzung wie der Strick, der im Atelier Nadasnys von der Decke herabhing und zum Anhalten für die Modelle bei schweren Stellungen bestimmt war. Dieser Strick ist glatt abgeschnitten, doch ist ein kleiner Rest an der Decke hängen geblieben, der zum Vergleiche gedient hat.
Gutachten wie zu 24.
26. Nadasny ist dann fortgegangen, um weiteres Verpackungsmaterial zu beschaffen. Der Korbkoffer, in dem Kopf und Glieder lagen, ist am 11. Oktober spät abends in einem Trödelladen in der Grünstraße verkauft worden. Der Käufer trug dunklen Vollbart und blaue Brille. Er sprach harten, ausländisch anklingenden Dialekt.
Zeugnis des Trödlers Wilhelm Pursche, der sich auf die Beschreibung des Koffers in den Zeitungen gemeldet hat.
Blaue Brille und Vollbart verwendete Nadasny, um sich bei den Verkäufen der gestohlenen Kunstsachen unkenntlich zu machen.
Zeugen Kommerzienrat Rothagen und Prinz Périgord.
27. Am Abend des 11. Oktober, gegen 11 Uhr, ist Nadasny bei der Generalprobe in der »Neuen Bühne« gewesen. Er sah sehr blaß und verstört aus, was aber von seinen Bekannten auf die Erregung über das bevorstehende Auftreten seiner Geliebten zurückgeführt wurde.
Zeugnis des Oberregisseurs Tilldorf, des Malers Rosenberg.
Die Nachricht, daß die Schauspielerin im Theater nicht eingetroffen und ihr Verbleib nicht zu ermitteln sei, hat er in Unruhe und Verwirrung entgegengenommen.
Zeuge: Direktor Sartori.
28. Nach der Vorstellung gegen 1 1/2 Uhr nachts ist Nadasny in das Atelier zurückgekehrt.
Zeuge: Portier Winkler.
Während der Nacht hat er dann den Sack in den Kanal geworfen, den Koffer im Stadtpark unter Gebüsch verborgen – (oben zu 2 und 3).
Zeugen hierfür konnten bisher nicht ermittelt werden, doch steht fest, daß er in später Nacht das Atelier wieder verlassen hat. Ein Wächter der Wach- und Schließgesellschaft hat die Ateliertür zum Hofe morgens um 3 1/2 Uhr unverschlossen, das Atelier leer und niemand im Atelier angetroffen. Der Wächter hat seiner Direktion hierüber die anliegende Mitteilung erstattet.
29. Nadasny ist flüchtig. Alle polizeilichen Maßnahmen zu seiner Ergreifung sind getroffen – Bild und Festnahmeersuchen durch Anschlag, Fahndungs- und Tagespresse verbreitet – Bahnhöfe, Häfen, Grenzstationen gesperrt – Polizeibehörden des In- und Auslandes benachrichtigt. Ich glaube dafür einstehen zu können, daß er lebend nicht entkommt.
Doktor Stretter, Kriminalinspektor.