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Sonnenuntergang

O wie träumt es sich süß am myrtenumbuschten Gestade,
Wenn in das leuchtende Meer scheidend die Sonne sich taucht!
Feierlich schweigt die Natur; kaum lispeln die Silberoliven,
Leise, mit würdigem Ernst, neigen die Pinien das Haupt.
Hie und da nur erklingt eintönig die Weise des Fischers,
Der des kristallenen Golfs riesigen Spiegel durchfurcht.
Heiliger Frieden umwohnt wie der Seligen Inseln dies Eden;
Auch in der eigenen Brust wiegt er den Kummer in Schlaf.
Bilder der Heimat ziehn an der Seele vorüber; mit Liebe
Denk' ich der Freunde und fast möcht' ich den Feinden verzeihn.
Was sie auch Schlimmes gewollt, mir wandte sich alles zum Guten;
Bittre Erfahrungen selbst stärken und läutern das Herz.
Einst, wenn schon lange des Neids unlautere Quellen versiegt sind,
Geb' ich der Heimat dafür Ströme von Wohllaut zurück.
Denn die Gabe des Worts zur lieblichen Frucht des Gesanges
Hast du dem Fremdling indes, südliche Sonne, gereift.
Ha, wie scheidest du dort, verklärt nur vom eigenen Lichte,
Königlich groß noch im Tod, segenverbreitend Gestirn!
Stolz und geräuschlos wie du zu verbluten im Dienste der Menschheit
Und zu verzichten auf Dank, ist ein erhabenes Los.
Selbst auf das niedre Gewölk, das neidisch den Pfad dir umdunkelt,
Wirfst du den Abglanz noch, während du siegend versinkst.
Rosige Segel ziehn fernhin ... und gehüllt in den Purpur,
Den es von dir sich geborgt, schlummert das ewige Meer.


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