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Asklepiadeische Strophen

Nachts

Komm, ambrosische Nacht, ströme dein Silberlicht
Weich und träumerisch aus über das ew'ge Meer!
          Wieg in seligen Frieden
          Dieses müdegehetzte Herz!

Spinnst du wieder, wie einst, lieblicher Gott des Traums,
Goldne Fäden um mich? Rührt die Erinnerung
          Sanft die Saiten der Seele,
          Oder kommst du, Erhabne, selbst?

Die Muse

Leise, schüchternen Tritts, wie sich der Liebe Glück
Einst dem Knaben genaht, nahet die Göttliche,
          Und das heilige Feuer
          Schürt sie wieder im Busen mir.

Was das Leben dir auch oder der Tod dir nahm,
Blieb die Muse dir treu – nimmer verarmt ein Herz,
          Dem das Leid in Gesängen
          Auszuströmen ein Gott verlieh.

Der Tod

Böse fürchten den Tod, Glückliche scheuen ihn,
Arme rufen ihn an, Tapfere trotzen ihm;
          Doch Geprüfte und Weise
          Sehn ihn nahen wie einen Freund.

Denn den Frieden der Brust, welchen die Welt entweiht
Und die Sorge geraubt, bringt uns der Tod zurück,
          Und der kettenbeschwerten
          Seele löst er den Sklavenring.


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