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Feudaler Jammer

Hans Rechberg trank ennetbirgischen Wein,
War munter und guter Dinge;
Er sprach zu Thomas von Falkenstein:
»Du schlägst eine gute Klinge!

Du schlägst eine Klinge ... im ganzen Land
Kann keiner mit dir sich messen,
Und dennoch verlorst du unter der Hand
Die Schlösser, so du besessen!«

Doch dieser sprach in jähem Grimm
Und stürzte seinen Humpen:
»Beim heiligen Georg! die Zeit ist schlimm ...
Und niemand mag mir pumpen.

Vom Stegreif lebt sich's auch nur schlecht,
Wir brauchen Tafft und Zindel,
Und frech vom Leder zieht der Knecht
Und das schnöde Krämergesindel.

Die Zeit ist schlimm ... mir vergeht der Geschmack
Am Wegelagern und Balgen ...
Ich wollte, das Bauern- und Bürgerpack,
Es hinge am höchsten Galgen.

Kein fröhlicher Krieg ist mehr im Land,
Kein Geschäft mehr hinter der Hecke ...
Ich glaube, es wachsen unserm Stand
Über den Kopf die Pfeffersäcke!«

Und Rechberg sprach: »Fast hast du recht,
Die Not der Zeit ist bitter!
Doch bleibt das Volk stets ein dienstbar Geschlecht,
Wir bleiben stets Grafen und Ritter.

Und wie es zu allen Zeiten geschah,
Geschieht es zu allen Zeiten:
Die Klugheit der einen ist dazu da,
Auf der Dummheit der andern zu reiten.

Laß Schätze sie häufen und pflügen das Land,
Laß sie schaffen und sammeln wie Bienen! ...
Wir leben als privilegierter Stand
Nur um so muntrer aus ihnen.

Laß ihnen die Mühsal, laß ihnen den Schmutz,
Laß sie knacken die härteren Nüsse
Des Daseins! ... uns bleiben der adlige Trutz
Und die feineren Lebensgenüsse!

Und wenn man das Volk nicht zu ködern mehr weiß,
Dann wird das Haar geschoren:
Wir machen als Pfaffen die Hölle ihm heiß
Und ziehn ihm das Fell über die Ohren!«


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