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Dem deutschen Volke

1

Seine Blütezeit und die Zeit des Sinkens
Hat ein jedes Volk in der Weltgeschichte;
Jedes tritt, sobald sein Beruf erfüllt ist,
          Ab von dem Schauplatz.

Ewig jung blieb nur des Germanenvolkes
Stramme Kraft; noch strotzt es von Lebensfülle;
Wie es Tacitus mit dem ehernen Griffel
          Schildert den Römern.

Mehr als einmal, bald durch die Macht des Geistes,
Bald durch die des Schwertes der Welt gebietend,
Stand es auf den sonnigen, ätherklaren
          Höhen der Menschheit.

Wieder, alle Stämme zum Reich vereinend,
Herrscht dies Königsvolk, und die Attribute
Seines Weltmachtzepters bedeuten: Wohlfahrt,
          Recht und Gesittung.

2

Reine Freude schwellt mir das Herz, gedenk' ich
Deines Schlachtenruhms und des stolzen Aufschwungs
Deiner Völker, wiedergebornes, starkes,
          Einiges Deutschland.

Mag im Glanze künftiger Machtentfaltung
Dir ein Gott die Tugenden stets bewahren,
Die dich groß vor anderen machen, Volk der
          Dichter und Denker:

Keusche, unbestechliche Wahrheitsliebe,
Die das Eigne prüft und das Fremde achtet,
Hohen Sinn und sicheres Maß, die schönsten
          Zierden der Tatkraft.

Nicht zu blenden, sondern als Leuchte trage
Deiner Bildung Fackel voran der Menschheit;
Führ das Richtschwert; aber dem Schwert geselle
          Stets sich die Wage!

So aufs neue nimm in der Weltgeschichte
Deine Stelle, walte des Amts mit Würde,
Und den mühsalduldenden Völkern sichre
          Frieden und Freiheit.


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