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Alt-Österreich

Joseph der Zweite

Stellungnahme

Kaiser Joseph der Zweite erhielt die Petition eines Fabrikanten, der eine neue Fabrik einrichten wollte und um die Gewährung eines Darlehns bat, »da ihm seine Frau nichts geben wollte«. Der Kaiser beschied den Mann mit folgender eigenhändiger Randbemerkung:

»Ich halte es mit der Frau. Joseph.«

Kaiser und Kutscher

Kaiser Joseph II. pflegte zu erzählen, daß er einmal auf einer seiner Inkognitoreisen einen Postkutscher gesehen habe, den er bis an sein Lebensende nicht vergessen werde. Der Postmeister auf einer Station suchte nämlich mit allerlei listigen Fragen herauszubekommen, wer der geheimnisvolle Reisende sei; bis Joseph, der sich gerade eigenhändig den Bart schabte, ärgerlich sagte: »Ich bin der Barbier des Kaisers.« Darüber nun war der Kutscher, der gern den Kaiser selbst gefahren hätte, gewaltig erbost, und er machte kein Hehl daraus – bis Joseph ihm beim Aussteigen zwei Dukaten als Trinkgeld zusteckte. Da hieb der Wackere vor Freuden mit den gewaltigen Pratzen auf die Knie und brüllte: »Hoho, nun kann mich der Kaiser – –!«

 

Maria Theresia

Sakrileg

Dem Wiener Publizisten Sonnenfels hatte die Zensur einen seiner Aufsätze zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen; und er rannte abends in heller Empörung zur Kaiserin, um sich zu beschweren. Maria Theresia saß am Kartentisch und kam auf die Meldung, ihr Spiel noch in der Hand, ins Vorzimmer gesaust. Die Unterredung dauerte zwei Minuten, aber Sonnenfels konnte weder vorher, noch mittenhinein, noch hinterher auch nur eine Silbe von sich geben. Die Kaiserin nämlich sagte:

»No – was is? Sekkieren sie Ihn schon wieder? Was wollen's Ihm denn? Was hat Er angestellt? Hat Er was gegen Uns geschrieben? Alsdann das is Ihm verziehn. Bei an guten Patrioten fahrt wohl mal das Feuer beim Dach heraus; ich weiß ja eh, wie Er's meint. Hat Er was gegen die Religion geschrieben? A wo, Er is ja kein Narr. Oder gegen die guten Sitten? Ausgeschlossen; an Saumetzen is Er ja aa net. Ja – da hat Er am End gar was gegen die Minister geschrieben? Ja, mein Lieber, da kann ich Ihm net helfen; ich hab Ihn ja oft genug g'warnt!« – und sauste wieder ins Spielzimmer.

Mann und Weib

»Ihr Mannsbilder«, sagte Maria Theresia einmal bei Tisch mit lächelndem Kopfschütteln, »seids ein narrisches Volk. Ihr betet uns an wegen unserer Tugend – und wann wir sie behalten wollen, seids Ihr bös!«

 

Gott erhalte – –

Der gute Kaiser Franz war ein ebenso leidenschaftlicher wie mittelmäßig begabter Geigenspieler, und wer da meint, daß ihm im eisernen Ernst des Feldzuges gegen Napoleon die Musikantenheiterkeit vergangen sei, der irrt: Die Trios und Quartette von Haydn, Pleyel und Mayseder begleiteten ihn ins Feld, und am Abend vor der Leipziger Schlacht sagte er nach der Abendtafel wohlgelaunt: »No, und jetzt spülln mer alsdann unser Quartetterl.«

Wenn er spielte, so stand ein erprobter Geiger hinter des Kaisers Stuhl. Sobald es in die »hohe Applikatur« ging oder schwierige Passagen kamen, ließ der Kaiser den Bogen sinken, und der Ersatzmann fiel ein; aber sobald die Noten wieder einfacher aussahen, fiedelte Franz heiter und erleichtert weiter. So wurden die schwierigsten (musikalischen) Probleme mühelos bewältigt.

 

Zahlungsfristen

Alfred Fürst Windisch-Graetz, Graf von Eggloffs und Siggen, Freiherr auf Waldstein und im Thal, k. u. k. Feldmarschall, hörte einmal im Gespräch, daß der Gesandte Preußens sich bitter über die Unpünktlichkeit des österreichischen Zahlverkehrs beklagte.

»Da könnens nix machen«, sagte Windisch-Graetz. »Lassens sich amol fünfundzwanzig Stockprügel anweisen und gebens acht, ob Sie sie unter an Vierteljahr ausgezahlt kriegen.«

 

Konterbande

Der österreichische Feldmarschalleutnant Mack, ein bis an sein bitteres Ende vom schwärzesten Unglück verfolgter Mann, mußte 1798 als Oberbefehlshaber des neapolitanischen Heeres kapitulieren, weil es drinnen in der Stadt beinahe noch ärger aussah als draußen vor den Toren, wo die Franzosen hausten.

Resigniert überreichte Mack, altem dramatischen Brauch getreu, dem französischen Offizier, der ihn gefangennahm, seinen Degen: ein Ehrengeschenk des englischen Königs, eine Erinnerung an bessere Tage. Der Franzose aber reichte lächelnd, mit höflicher Geste, die Waffe zurück:

»Danke, Herr General! Das Gesetz meines Landes verbietet mir die Annahme englischer Erzeugnisse.«

 


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