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Schottisches

Etliche ältere Schotten

Boerhaave erzählt Schottenwitze

Der große holländische Arzt Hermann Boerhaave erzählte, er sei einmal bei einem Besuch in England, wo man ihn sehr feierte, mitten in der Nacht herausgetrommelt worden: Ein in London wohnender schottischer Edelmann war schwer erkrankt, und seine Gattin wünschte den Beistand des berühmten Arztes. Boerhaave kam nach einem beschwerlichen Weg – einen Wagen hatte man ihm nicht geschickt – bei strömendem Regen vor das ihm bezeichnete Haus. Nachdem er eine Weile geklopft hatte, öffnete die Schottin ein Fenster, beugte sich hinaus und redete zu dem tropfenden Boerhaave wie folgt:

»Bemühen Sie sich nicht, Herr Doktor, ich glaube, mein Mann ist schon tot.«

*

Und dann habe er einmal, erzählte Boerhaave, die Frau eines durchreisenden Schotten behandelt, und er habe sich alle Mühe dabei gegeben, obwohl es ein bitterböses Weib gewesen sei. Aber er habe sie nicht retten können, da der liebe Gatte ihn erst geholt hatte, als es schon zu spät war. Zur Strafe habe er dem Manne eine Rechnung über hundert Gulden geschrieben.

»Hundert Gulden –!« habe darauf der Schotte entsetzt gebrüllt. »Da wäre es mir ja fast lieber, sie wäre am Leben geblieben!«

Altschottische Reise

In Schottland hatten, wie in allen Ländern, die Edelherren früher die ritterliche Gepflogenheit, ihre Wege über Land auf hohem Roß zu machen: doch taten sich, so behauptet ein verleumderischer Chronist, aus Ersparnisgründen immer zwei von ihnen zur Auswertung eines Pferdes zusammen. Ein Penny, auf »Kopf oder Schrift« hingeworfen an sicherer Stelle, so daß er gegen Verlust geschützt war, loste den Gewinner aus, der alsbald den Weg zu Pferde antrat, während sein Partner ihm zu Fuß folgte. Nach einer gewissen Zeit band der Reiter das Pferd vor einer Schenke an einen Pfosten und setzte unverweilt seinen Weg zu Fuß fort, so daß nunmehr der Zweite das gemeinschaftliche Roß benutzen und den Ersten überholen konnte, um diesem dann seinerseits das Reittier vor einer Schenke zu hinterlassen und unverweilt weiterzupilgern. Diese Abwechslung setzten sie bis ans Reiseziel fort. Gegen die Notwendigkeit, den finanziellen Erfolg dieser sparsamen Reiseweise durch Einkehr in den Gasthäusern zu mindern, waren sie durch einen am Sattelknopf des Gesellschaftspferdes befestigten Vorratssack geschützt.

Peggy Munroe, schottische Dienstmagd

Zu Edinburgh in Schottland erschien im Jahre 1810 das folgende Stellungsgesuch, dem der Erfolg gewiß nicht versagt geblieben ist:

»Peggy Munroe, 23 Jahre alt, geschickt im Kochen, Kinderwarten und Kuhmelken, eine vorzügliche Wäscherin, berühmt wegen ihres Reinfegens und Bettmachens. Sie ist zu Inverneß geboren und ißt fast gar nichts.«

Der Glücksjunge

Ein gewisser Doktor Jones, vor anderthalb Jahrhunderten seines Zeichens Engländer, berichtet in seinen Erinnerungen, daß er einmal in Schottland »zu anatomischen Zwecken« den Leichnam eines Gehenkten gekauft habe – wie denn überhaupt in diesem Lande der sorgsamen Wirtschaftsführung die freundliche Sitte bestand, daß den Hinterbliebenen rechtens Hingerichteter die irdischen Überbleibsel zu solcher Verwertung ausgefolgt wurden. Der Doktor Jones sah sich veranlaßt, einen besonders guten Preis zu zahlen, da der Gehenkte nicht nur ein erfolgreicher Straßenräuber, sondern auch so etwas wie ein Adonis gewesen war. Mit Tränen echter Rührung nahm die Mutter, als Erbberechtigte, die stattliche Summe entgegen.

»Der Junge –!« schluchzte sie. »Der Junge –! Immer hat er mir Glück gebracht!«

Schottisches Telegramm

In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als Verkehrsmittel, deren Benutzung uns heute leider zur nüchternen Selbstverständlichkeit geworden ist, noch von romantischem Zauber umwoben waren, bekam ein Mann in Edinburgh ein regelrechtes Kabel von seinem in Amerika wohnenden Bruder. Er zitterte vor Aufregung: Was konnte vorgefallen sein, um den Bruder zu einem solchen Geldaufwand zu verführen?

Das Kabel war nicht lang und also auch nicht teuer. Es lautete: »3. Epistel Johannis 13-15.«

Der Mann in Edinburgh nahm seine Bibel, und das schottische Telegramm wurde kostenlos zum Brief: »Ich hatte viel zu schreiben; aber ich wollte nicht mit Tinte und Feder an dich schreiben. Ich hoffe aber, dich bald zu sehen, so wollen wir mündlich miteinander reden. Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde mit Namen.«

 

Drei schöne Schottenscherze – –

»Die Mausefalle, die Sie mir gestern verkauft haben, ist mir zu teuer im Betrieb«, sagte der Schotte. »Ich will eine Mausefalle haben, die so eingerichtet ist, daß die Maus getötet wird, bevor sie den Käse fressen kann.«

*

Ein Herr in Edinburgh erhielt eine Einladung zu einem Festessen, aber er ging nicht hin, weil er nicht wußte, was das Wort »gratis« auf der Einladungskarte bedeutete.

Am anderen Tage fand man ihn tot vor einem aufgeschlagenen Wörterbuch.

*

Der Schotte kam in ein Bettengeschäft. Nach einer Weile erschien die Verkäuferin ratlos beim Inhaber.

»Herr Fisher«, sagte sie, »kommen Sie doch bitte mal mit in den Laden. Da hat sich ein Kunde auf ein Bett gelegt – er sagte, er wollte bloß mal die Matratze probieren. Und jetzt schläft er schon seit fast einer Stunde.«

 

– und ein Finale

Der Schotte wurde gefragt:

»Wie denken Sie eigentlich über die zahllosen Witze, die über Ihre Landsleute erzählt werden?«

Der Schotte antwortete:

»Ich finde, man sollte sparsamer damit sein.«

 


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