Karl Kraus
Glossen bis 1914
Karl Kraus

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Punkt

Ich habe den Schlußpunkt der Burgtheaterherrlichkeit entdeckt. Den toten Punkt, über den kein Burgtheaterdirektor hinauskommt. Nichts hilft, dieser Punkt trägt an allem Schuld. Man glaubt natürlich, daß ich den »Dunklen Punkt« meine, der jetzt im Burgtheater gespielt wird. Aber die schlechte Literatur hat das Burgtheater nicht heruntergebracht; das behaupten nur jene theaterfremden Kritiker, denen es nicht gelungen ist, ihre eigene schlechte Literatur dem Burgtheater anzuhängen. Was ich nun meine, wird man erst verstehen, wenn man sich vor die Front des Burgtheaters stellt und dort hinaufschaut, wo Apollo, bekanntlich einer der beliebtesten Götter Wiens, seinen Wohnsitz hat. Zu seinen Füßen wird man in mannshohen Lettern die Aufschrift finden :

K. K. HOFBURGTHEATER.

Punkt! Darüber komme ich nicht weg. Diesem Punkt gebe ich die Schuld, daß die künstlerische Entwicklung ins Stocken geraten ist. Aber, seien wir gerecht, er hat dafür auch schon manches Unheil verhütet. Denn wie leicht hätte es geschehen können, daß ein Wiener, der ja so lange auf ein Dach schaut, bis sich andere Wiener ansammeln und auch aufs Dach schauen, wie leicht hätte es also geschehen können, daß dieser Wiener und alle, die in gutem Glauben seinem Beispiele folgen, weiterlesen, nachdem sie mit der Aufschrift:

K. K. HOFBURGTHEATER

fertig geworden sind. Man male sich nur die Folgen aus. Die Wiener lesen weiter nach rechts, immer weiter, bis dorthin, wo der Volksgarten beginnt, und wenn nicht ein zufällig des Weges kommender Wachmann Halt ruft, kann es geschehen, daß sie von einem zufällig des Weges kommenden Einspänner überfahren werden. Da nun der Erbauer des Burgtheaters, der Baron Hasenauer, die Gefahren des Verkehrs erkannte und die Gelegenheiten der Warnung nicht überschätzte, so entschloß er sich, allen Eventualitäten vorzubauen und die Wiener durch einen nicht zu übersehenden Punkt vor den Folgen des unvorsichtigen Weiterlesens zu bewahren. Durch Wochen stemmten ein Dutzend Arbeiter an dem Stein und stanzten einen Punkt, so groß wie der Kopf eines erwachsenen Wieners. Man wäre nun versucht, in dieser Mühe ein Sinnbild des dekorativen Kretinismus zu erblicken, der um eines Schnörkels willen gegen alle Ökonomie wütet. Aber man würde damit den sozialhygienischen Wert dieses besonderen Punktes verkennen. Denn es ist erwiesen, daß sich in den zwanzig Jahren, die das neue

K. K. HOFBURGTHEATER.

steht, kein nennenswerter Unfall ereignet hat. Auf dem Franzensring sammeln sich die Leute, sie lesen die Aufschrift mit Interesse, aber sie wissen, wo sie aufzuhören haben, und gehen wieder ihrer Wege. Neugierige fühlen ein kräftiges »Zaruck!«, und die anderen bescheiden sich. Nur auf manche Passanten übt gerade wieder der Punkt eine besondere Anziehungskraft aus. Zum Beispiel auf die Burgtheaterdirektoren. Sie, die weiterlesen sollten, starren fasziniert auf den Punkt. Sie glauben, er sei eine Fügung des Obersthofmeisteramtes, und kommen nicht weiter. Sie laufen die Buchstabenreihe zwischen dem K. K. und dem dramatischen R auf und ab und finden keinen Ausweg. Ich glaube, es wäre ihr ewig Weh und Ach aus einem Punkte zu kurieren. Und es wird einmal eine Sage sein, daß ein Fluch auf dem Hause gelastet hat, an dem nicht die Akustik, sondern die Interpunktion schuld war. Man befreie die Kunst und sorge für die Sicherheit des Publikums durch Vermehrung der Wache!

Der Komet in Wien

Der Wiener und die Unendlichkeit – das unwahrscheinliche Schauspiel wäre glücklich überstanden. Wenn der Komet gefährlich ist, so ist er es nicht so sehr vermöge der ihm innewohnenden Blausäure als wegen der nicht auszudenkenden Möglichkeit, daß sich bei seiner Annäherung jeder Trottel kosmisch gestimmt fühlt. Es ist nicht so weit gekommen. Nur eire fürchterliche Spielart kosmischer Denkfähigkeit wurde uns beschert: jene, die vor dem Untergang die Tröstungen der Wissenschaft empfängt. Der aufgeklärte Großstädter, dem nichts passieren kann, weil die Neue Freie Presse es mit der Sternwarte hält und die Vorsehung sich hüten wird, es mit der Neuen Freien Presse zu verderben; und der stolz ist, weil der Papst Kalixtus gegen den Kometen noch eine Bulle erlassen mußte, während heutzutag der Papst Benedikt mit einem Leitartikel denselben Effekt erzielt. Ach, die knierutschende Angst, die in früheren Jahrhunderten das Ende der Welt erwartete, war schlechter informiert, aber besser beraten, als die Zuversicht, die das Morgenblatt erwartet. Dieses erdensichere Gesindel wird eines Tages fürchterlich aufsitzen, wenn es den Kometen anulkt und inzwischen die Dummheit ihr Zerstörungswerk an der Welt vollendet hat. Der Ernst des Kometen wäre so trostlos nicht wie sein Humor. Denn wenn die Welt kaput geht, bleibt der Geist bestehen, aber wenn sie nicht kaput geht, bleibt die Dummheit bestehen, und ein ungefährlicher Komet macht das Übel schlimmer, da er jeden Friseur zum Philosophen und jeden Redakteur zum Humoristen macht. Nichts ist leichter, als vor dem Kometen Humor zu haben, denn je kleiner die Menschlichkeit, in desto größerer Kontrastwirkung erscheint er am Himmel, vorausgesetzt, daß er erscheint. Aber wenn auch die Sterne nicht lügen, so müssen darum die Astronomen nicht die Wahrheit sagen, und es hat sich herausgestellt, daß sie vom Kometen lange nicht so viel verstehen wie die Praterwirte, die bei seiner Erwartung besser abgeschnitten haben als jene bei seiner Erfüllung. Denn bis sich auf allgemeines Verlangen dieser Nebelstreif am Himmel zeigte, haben sie die Existenz des Kometen mit seiner Unsichtbarkeit bewiesen und den Durchgang aus der Feststellung, daß man ihn nicht beobachtet habe. Sie sagten, daß das, was wir nicht sahen, der Komet gewesen sei, und nur ihrer ehrenwörtlichen Versicherung glauben wir jetzt, daß das, was wir sehen, der Komet sei, weil wir ja schließlich keinen Grund haben, anständigen Leuten zu mißtrauen. Der religiöse Glaube sorgt auch für die Sinne. Was aber sind die Tröstungen einer Wissenschaft wert, die einen kahlen Himmel bietet? Er bewahrte uns vor Cyanwasserstoff; doch das vergeben ihm die Wiener nicht, daß er um ein Spektakel sie betrog, Der Komet ist ungefährlich; aber daß man auch die ganze Zeit nichts Verdächtiges bemerkt hat, untergräbt den Kredit der Wissenschaft und zerstört nur jenen Kometenaberglauben, unter dem man fortan den Aberglauben versteht, daß es Kometen gibt. Nun soll ja der Astronomie, die gewiß eine riegelsame Wissenschaft ist, nicht nahegetreten werden, aber sie hat sich diesmal schwer kompromittiert, weil sie sich den Hervorrufen eines fortschrittlichen Gafferpöbels eher und bereitwilliger zeigte als der Komet. Sie hat sich täglich mit den Reportern der Aufklärung eingelassen und sich damit auf ein Niveau begeben, auf dem sonst nur die Vertreter einer anderen Wissenschaft nach dubiosen Ehren auslugen, nämlich jener, die auf Wunsch der Nachtredaktion über einen hohen Patienten Ferndiagnosen stellt. Gewiß, sie haben eine Bevölkerung beruhigt, die bisher bloß gewohnt war, auf ein Dach hinaufzuschauen, während sich jetzt die Verkehrshindernisse auch durch die Betrachtung des Firmaments ergaben. Aber sie haben diese Bevölkerung zugleich enttäuscht und die Aufgeklärtheit, zu der sie ihr täglich zweimal verhalfen, in Nihilismus verwandelt. Sie sollten aus Schamgefühl die Sternwarte zusperren, wenn sie heute den Satz im Kometenbericht lesen: »An einem Tische wird der Artikel des Hofrates Weiß, der im heutigen Abendblatt der Neuen Freien Presse erschienen ist, verlesen. Die Stelle, welche den Anblick für die nächsten Abende in sichere Aussicht stellt, findet bei dem Publikum lebhaftesten Beifall«. Halley hatte es auf diesen Beifall nicht abgesehen, und dennoch gelang es ihm, den Kometen zu einer Produktion zu gewinnen. Unsere Welttheateragenten aber dachten an das Publikum, und als es wie die Buben auf der Galerie einer italienischen Schmiere zu stampfen begann, kamen sie immer wieder heraus und beruhigten es mit Versicherungen von eingetretenen Hindernissen, Wolkenvorhang, Kostümwechsel, Unpäßlichkeit und was dergleichen Ausreden mehr sind, die aufgeregte Impresarios stets bei der Hand haben, wenn die Laune eines Stars sie blamiert hat. »Nach Sonnenuntergang war der westliche Himmel in Dunst gehüllt. Es ist dagegen zu erwarten, daß der Komet morgen Samstag abends endlich am Wiener Himmel erscheinen werde. Das Publikum möge nicht ungeduldig werden und noch einen Tag zuwarten – schließlich wird der Halleysche Komet in aller Pracht erscheinen.« Er erschien nicht; nicht Samstag, nicht »heute und die folgenden Tage«. Aber den Dunst, den man einem Publikum vorgemacht hat, auf den Himmel schieben, ist eines Astronomen unwürdig, vorausgesetzt, daß er nicht darauf spekuliert, das Geschäft jenes Impresarios zu übernehmen, der sich kürzlich in Wien aus unglücklicher Liebe zu einem Stern zweiter Größe umgebracht hat. Daß den Herren der Komet zwischen der Sonne und der Erde durchgegangen war, ist ja gewiß tragisch, aber wenn sie nicht so heftig mit der kosmischen Pünktlichkeit geprotzt hätten, hätte ihnen niemand aus der kosmischen Unordnung einen Vorwurf gemacht. Auch die Südbahn wird ja nur deshalb getadelt, weil sie so unvorsichtig ist, einen Fahrplan herauszugeben. Und so ist es gekommen, daß nicht nur die Welt im allgemeinen nicht zugrundegegangen ist, sondern insbesondere nicht das Wirtsgeschäft auf dem Kahlenberg. Wien hat ein gastronomisches Ereignis zu verzeichnen. Wäre die Welt untergegangen, dann hätten nur die Fiaker profitiert, weil sie sich für berechtigt gehalten hätten, den ihnen gebührenden Betrag mit der Begründung zurückzuweisen: »Aber Euer Gnaden, an so an Tag!« So aber bleibt alles beim Alten. Der Wiener, dem Basiliskenblick der Ewigkeit entronnen, hat zum Hausmeister zurückgefunden. Die Zehnuhrsperre dieser kleinen Welt läßt sich ertragen.

Der Deutlichkeit halber

In Berlin, unter den Linden, ist das Schaufenster eines Hofphotographen. Dort ist einer mit einem Pinsel in der Hand photographiert: aha ein Maler! Dann ist einer mit einer Zigarette in der Hand photographiert: aha ein Raucher! Dann ist einer, der gar nichts in der Hand hat, photographiert: aha ein Nordpolentdecker! Und dann ist noch Herr Harden mit einer Feder in der Hand photographiert: aha ein Schriftsteller!

Das Haus auf dem Michaelerplatz

In Wien werden die Kinder gepäppelt und die Männer gepeinigt. Der niedliche Kammerdiener der öffentlichen Meinung aber, der uns öfter mit seinem Besuch beehrt und den Wienern jenen Honig ums Maul schmiert, der bekanntlich in ihrem Lande fließt und den wir bisher für Straßendreck hielten, ist anderer Ansicht. Er steht wie alljährlich unter dem Christbaum des Moriz Benedikt und versichert in der typischen Oberflächenbetrachtung des Problems Wien-Berlin, daß die Wiener die Persönlichkeiten lieben. Ich gehe weiter, ich sage, die Wiener sind Persönlichkeiten, und es ist erweislich wahr, daß aus einem Einspänner, wenn man sich in der Verzweiflung einmal hinreißen ließe, Blut flösse, während ein Berliner Droschkenkutscher bloß in seine Bestandteile zerfiele. Tatsächlich aber darbt die Persönlichkeit in dieser holden Fülle, deren der adrette Gastspieler die Wiener jedesmal versichert. Es lohnt sich nicht, solchen Schlachtenbummler, den an der Entwicklung ja doch nur die Jahreszahlen interessieren, vor das Leichenfeld der Persönlichkeiten zu führen, in das sich die liebe Wiener Erde sofort verwandelt, wenn man an der Kurbel dreht und es auf die Enttäuschung des Fremden abgesehen hat. Der einzige Fremde, der seit Jahr und Tag nach Wien kommt, ist ja eben Herr Maximilian Harden, und der hat zu viel Geschmack und zu wenig Phantasie, um sich täuschen und enttäuschen zu lassen. Wien ist die Stadt jener erweislichen Wahrheit, die ein für allemal erbaut ist, und den höheren Wert eines Lebens, das sich täglich von neuem erschafft, kann ein Gehirn nicht begreifen, das bloß ausspricht, was ist, aber nicht was scheint. Das eigene Manko an Persönlichkeit muß solchen Kulturästheten – dieser da ist noch mit »ökonomischen Zusammenhängen« begabt – der Wald- und Wiesengürtel ersetzen. Sie zweifeln nicht, daß in diesem milden Klima, in dem man mit dem Kellner »dischkurieren« darf, ehe man »sein« Rindfleisch bekommt, die Persönlichkeit sichs wohl sein lassen muß. Sie sehen nicht, wie dieser walzerische und malerische Volksgeist, der selbst Ton und Farbe der Persönlichkeit hat, den geistigen Menschen durch die Gassen jagt wie den narrischen Tonl. Wien muß ihn verkennen, wie ihn eben die Familie verkennt, während er im Hotelbetrieb des Berliner Lebens, in der glücklichen Neutralität der Berliner Straße wenigstens zu sich selbst kommt. Wahrlich, die sich hierzulande gegen die Kunst verschwören, sehen alle so aus, als ob sie Persönlichkeiten wären. Der Fremde ist entzückt, wie sie im Rudel beisammenstehen und den Verkehr hindern. Was tun sie? Sie erdrücken eine Persönlichkeit. Wenn sie entkommt, läuft sie Spießruten. Das schäbige Gewitzel der Statisten, das hier allemal losbricht, wenn einer einmal gehen möchte, man glaubt, der Fremde selbst müßte es hören. Ein Geher ist hier Adolf Loos und darum ein Ärgernis den Leuten, die zwischen Graben und Michaelerplatz herumstehen. Er hat ihnen dort einen Gedanken hingebaut. Sie aber fühlen sich nur vor den architektonischen Stimmungen wohl und haben darum beschlossen, ihm die unentbehrlichen Hindernisse in den Weg zu legen, von denen er sie befreien wollte. Die Mittelmäßigkeit revoltiert gegen die Zweckmäßigkeit. Die selbstlosen Hüter der Vergangenheit, die sich lieber unter dem Schutt baufälliger Häuser begraben sehen als in neuen leben möchten, sind nicht weniger empört, als die Kunstmaurer, die eine Gelegenheit schnackiger Einfälle versäumt sehen und zum erstenmal fühlen, wie sie das Leben als tabula rasa anstarrt. Das hätten wir auch können! rufen sie, nachdem sie sich erholt haben, während er vor ihren Fassaden bekennen muß, daß er es nie vermocht hätte. Denn sein schöpferischer Mangel würde vergebens an den Zierraten stümpern, während sie ihm vielleicht auch den Respekt vor der Notwendigkeit feuilletonistisch Juxen könnten und dann soviel zustande brächten, als ein Gedicht von Heine ergibt, dem man die Reime ausgebrochen hat. Jenem aber gebührt das Verdienst, daß das Stehenbleiben der Wiener einmal einer Angelegenheit des Fortschritts gilt, daß vor seiner Wirkung der Unterschied zwischen der alten und der neuen Ideenlosigkeit schwindet und die Kostgänger von Tradition und Sezession zu einem übersehbaren Verkehrshindernis verschmelzen, bis die Polizei im Interesse des Bürgerfriedens und weil es bei Strafe verboten ist, gewisse Flächen nicht zu verschandeln, den Enthaltsamen zur Anbringung von Ornamenten zwingt. Hier ist freilich auch eine Hetzarbeit geleistet worden, wie sie selbst in einem Milieu, dessen feiner Geschmack von einer ordinären Gesinnung noch unterstützt wird, nicht oft geleistet wurde. Schon von dem Aussehen, das die Planken boten, haben die Feuilletonisten auf das Werk geschlossen. Was würde der A. F. Seligmann, der, weil er seinen Beruf als Malermeister verfehlt hat, kunstkritischer Journalist geworden ist, ohne aber diesen Beruf getroffen zu haben, was würde er dazu sagen, wenn er rückfällig würde, eine Vedute zu malen anfinge und der flanierende Pöbel riefe, das Bild sei Schund, es also beurteilte, als ob es schon fertig wäre? Was möchte Herr Wittmann, dessen geistige Fläche wahrlich des Ornaments bedarf und der Feuilletonist sein muß, weil sonst in den öden Fensterhöhlen das Grauen wohnen würde, was möchte er sagen, wenn man ihm schon sein angefangenes Feuilleton in den Papierkorb wünschte? Es ist nicht meine Sache, zu untersuchen, ob die Leserin Recht hat, die ihrem Ekel über die künstlerische Wallung des Herrn Wittmann in dem Ausruf Luft macht: »Was für bodenlos gemeine, rein persönliche Interessen müssen da dahinter stecken!« Aber man wird gut tun, die »viereckigen Fenster«, die Herr Wittmann am Loos'schen Haus gesehen hat, fest verschlossen zu halten, damit die geistige Luft der Stadt nicht eindringe. Nicht daß die, die geboren sind, später Recht zu behalten, von der zeitgenössischen Dummheit verkürzt werden, ist beklagenswert. Aber die Distanzlosigkeit, mit der sich hierzulande jeder Sonntagsplauderer sofort in den Hohn findet, während anderswo der feindlichen Persönlichkeit wenigstens Raum vom Haß gelassen wird, ist das Wienerische an dem Fall Adolf Loos. Es verstand sich von selbst, daß die Leute, die hier das Wort gegen die Kunst führen, sich auf dem Michaelerplatz schlecht benehmen würden. An den Ecksteinen der Entwicklung machen sich die Preßköter zu schaffen.

Aus aller Welt

Eine einzige Zeitung zeigt, in welcher Zeit wir leben. Der König von England ist Freimaurer geworden, der König von Italien hat Gorki empfangen und ihm gesagt, daß er Sozialist sei, der Emir von Buchara hält während der mohammedanischen Fastenzeit Gelage, und der Lippowitz behauptet, das alles seien Originalnachrichten.


 << zurück weiter >>