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Nachschrift.

Von dem Befehlhaber und Berichterstatter der Expedition getrennt, war es dem Verfasser der Bemerkungen und Ansichten unmöglich seine Angaben oder Urtheile an denen der Gelehrten, in deren Reihe er auftritt, zu prüfen und zu berichtigen. Er konnte selbst nicht seine Rechtschreibung fremder Namen und Wörter mit der in der Reisebeschreibung befolgten in Uebereinstimmung bringen, da er die Aushängebogen des Werkes nicht gesehen hat. Er ist in Hinsicht der Sprachen, die geschrieben werden, der Auctorität der heimischen Schriftsteller gefolgt, und in Hinsicht der nicht geschriebenen, eigenen Grundsätzen, von denen er in der Anmerkung zum Vocabulario Rechenschaft abgelegt hat.

Viele dieser Blätter sind in der Zwischenzeit ihres Entstehens und ihrer Bekanntmachung im frischen Treiben der Zeit und der Wissenschaft bereits verwelkt und der Vergessenheit anheim gefallen. Der Verfasser hätte sie zu unterdrücken gewünscht. Südamerika ist uns näher gerückt. Wichtige Werke und der tägliche Verkehr haben uns Brasilien eröffnet. Chili ist nicht mehr das Land, das wir gesehen; wir bringen ein Bild der Vergangenheit dar; der freie Handel führet heute das Kupfer aus, welches die ersten Verfechter der Unabhängigkeit zu Kanonenkugeln verbrauchen mußten.

Spätere Entdeckungen haben die Streitfragen, die wir über die Polarregionen zu erörtern hatten, ihrer Entscheidung nahgebracht, und den Standpunkt, aus dem man sie betrachten soll, vorgerückt. Der Lieutenant Parry ist aus dem Lancasters-Sound, zwischen Inseln und von Kanälen zerrissenen Ländermassen, bis über den 115º W. L. hinaus (eine Strecke von 35º) vorgedrungen, nur 20º diesseits der Mittagslinie von Mackenzies-River. Wir sind uns vorzustellen geneigt, daß ähnliche Inseln und Ländermassen zwischen Grönland und Neusiberien, und namentlich im Norden der Beeringsstraße (Burney) einen großen Theil der Polarregion einnehmen.

Es hat andrerseits das Neusüdschetland von William Smith 1819, welches man sich nicht erwehren kann in Verbindung mit dem Sandwichland zu denken, den Glauben an einen südlichen Continent, welchem Cook selbst noch nach seiner zweiten Reise anhing, wieder belebt. Diese Küste begränzt eine der befahrensten Straßen, und jährlich müßen ihr hunderte von Schiffen, gegen Weststürme auf der Westfahrt ringend, auf wenige Grade nah kommen. Man erstaunt ob der verspäteten Entdeckung.

Es hat endlich W. Scoresby ( an account of the arctic regions Edinbourgh 1820) uns ein Werk über die nordische Polarregion gegeben, vor dessen Gründlichkeit unser flüchtiger Versuch in den Schatten zurück tritt.

Diese Aufsätze erscheinen unverändert. Und der Verfasser, von dem Druckort entfernt, vermag nicht den Mängeln, die er fühlt, nachzuhelfen. Er wird nur wenige Berichtigungen und Anmerkungen nachtragen.

Im März 1821.

D. Adelbert v. Chamisso.

Berichtigungen und Anmerkungen.

Uebersicht des großen Oceans u. s. w.
Tagalische Literatur.

F. C. Alter. Ueber die Tagalische Sprache, Wien 1802, lehrt uns blos, daß ein unvollständiges handschriftliches Vocabulario Tagalog in der Kaiserlichen Wiener Bibliothek vorhanden sey.

Sprachen und Zahlensystem der östlicheren Inseln des großen Oceans. Als wir unsere Betrachtungen über die Dialekte der Insulaner des großen Oceans niederschrieben, hatten wir noch die Mundart von Tonga mit keiner andern Mundart derselben gemeinsamen Sprache genau vergleichen können und es bedurfte einer solchen Vergleichung, unser Urtheil hinreichend zu begründen. Wir müssen hier unsern Dank einem Gelehrten zollen, der, an dem Gegenstande unserer Untersuchung lebhaften Antheil nehmend, sich eifrig verwendete uns die literarischen Subsidien, deren wir bedurften, zu verschaffen. Seine Excellenz der Herr Staats-Minister Freiherr Wilhelm von Humboldt bemühte sich, einige der Bücher zu erhalten, die die ehrwürdigen Missionarien auf den Gesellschafts-Inseln in der Sprache derselben geschrieben, die Theils zu Parramatta ( New South Wales,) theils auf O-Taheite selbst gedruckt worden, und von denen im Narrative of the Mission at O-Taheite. London 1818, Erwähnung geschieht.

Wir sehn mit Erstaunen diese Inseln sich unter der Einwirkung des Christenthums aus einem geselligen Zustande, welcher unserm eigenen im Mittelalter glich, schnell und ruhig zu demjenigen erheben, der erst für unsere Welt unter verzögernden und blutigen Stürmen hervorzugehen begonnen hat. Volk und Herrscher bieten sich dort über den Trümmern der verfallenen geselligen Ordnung, des Tabu's und der Willkühr die Hand; einmüthig und feierlich wird das geschriebene Gesetz begehrt, vorgeschlagen, bekräftiget, und die fremden Lehrer, die sich aller Einmischung in die Angelegenheiten des Staats enthalten, sehn mit Dankgebet dem Auskeimen ihrer Saaten zu.

Indem wir vergeblich auf Proben der aufblühenden O-Taheitischen Literatur hofften, ist uns unser Wunsch an einer anderen Mundart in Erfüllung gegangen, und wir verdanken es derselben wohlthätigen Missionsgesellschaft. Vor uns liegt: A Grammar and Vocabulary of the language of New-Zealand. Published by the Church Missionary Society. London 1820. 8º. Der Verfasser dieser Grammatik ist derselbe M. Kendall, der das Vocubularium in Nicolas's Voyage mitgetheilt hat. Die Sprache ist uns nunmehr aufgeschlossen, und wir berichtigen unser Urtheil.

Die Mundart von Neuseeland hat, wie die von Tonga Fürwörter der drei Personen im Singular, und der vier Personen im Dual und Plural, (wir meinen die zweifache erste Person, davon die Eine die angeredete in den Sinn miteinbegreift und die Andere sie ausschließt.) Die Fürwörter des Duals werden aus der Wurzel derer des Plurals und der Zahl zwei gebildet. Alle erscheinen in dem Dialekte von Neuseeland einfacher und mehr zusammen gezogen zu seyn, als in dem Dialekte von Tonga, wo jede Person mehrere Fürwörter verschiedenen Gebrauches hat. Diese Fürwörter, und namentlich die der zweifachen ersten Person des Plurals, müssen für den Fremden das Heimlichste der Sprache ausmachen, was er am letzten begreift und sich aneignet. Sie möchten, der Malayischen Stammsprache wesentlich, in allen Mundarten des östlichen Polynesiens vorhanden seyn, und wir glauben nun, in dem, was wir von der Mundart von O-Waihi gesagt, mit Unrecht das Fürwort der dritten Person, welches Lisianskoy angibt, als uns verdächtig ausgelassen zu haben. Es ist dieses Oyera welches mit Iya Malayn, Siya Tagalog, Ia Tonga und Neuseeland übereinkommt.

Die Partikeln, die die Zeiten und Moden der Handlung bezeichnen, sind in den Dialekten von Tonga, Neuseeland und O-Waihi verschieden.

Es ist nichts weniger als leicht, das Zahlensystem eines Volkes auszumitteln. Es ist dieses auf Neuseeland, wie auf Tonga, das Decimalsystem. Was Anfangs M. Kendall, dessen erstem Versuche in Nicolas's voyage wir befolgt sind, irr geleitet haben mag, ist die Gewohnheit der Neuseeländer die Dinge Paarweise zu zählen. Die Eingebornen von Tonga zählen die Bananen und Fische ebenfalls Paar- und Zwanziger-weise ( Tecow, das Englische Score) das Decimal- und Vigesimalsystem greifen oft in einander ein, ( quatrevingt, sixvingt, quinzevingt.) Wir glauben uns in Hinsicht auf Radack nicht geirrt zu haben, aber das Zahlensystem der O-Waiher und anderer Völkerschaften des großen Oceans, möchte einer näheren Beleuchtung bedürfen.

Die in der angeführten Neuseeländischen Grammatik festgesetzte Rechtschreibung ist natürlich und empfehlungswerth: es ist zu hoffen, daß sie mit der in den O-Taheitischen Büchern befolgten übereinstimme.

Manila.
Vulkan de Taal.

Man wird die erwähnte Zeichnung des Kraters des Vulkan de Taal in dem Voyage pitoresque finden, welchen Herr Choris mit besonderer Begünstigung S. E. des Grafen Romanzoff in Paris herausgibt. Diese schöne und getreue Bildergallerie unserer Reise wird unsere Bemerkungen und Ansichten vielfach erläutern. Wir haben oft für überflüssig geachtet zu beschreiben, was dem Auge darzustellen der geschickte Künstler berufen war.


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