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Die Sandwich-Inseln – die Johnstone-Inseln.

O-Waihi steigt in großartig ruhigen Linien majestätisch aus den Wellen empor und gestaltet sich mit enormer Masse zu drei verschiedenen Berggipfeln, auf deren zwei der Schnee mehrere Monate im Jahre liegt.

Wir haben beidemal die Sandwich-Inseln im Spätjahr besucht, und auf den Höhen von O-Waihi keinen Schnee gesehen. Im November 1816 und im September 1817.

Mauna-roa, der große Berg, La Mesa, die Tafel der Spanier O-Waihi und die Sandwich-Inseln, La Mesa oder La Mira und Los Monges der alten spanischen Karten, (San Francisco von Ansons Karte möchte ebenfalls O-Waihi seyn), mußten oft von den Galeonen auf der Fahrt von Acapulco nach Manila gesehen werden. Es ist zu bemerken, daß Herr Marin in den Volkssagen von O-Waihi keine Erinnerung früheren Verkehrs mit Europäern auffinden gekonnt. erhebt sich breit gewölbt südlich im Innern der Insel und überragt die Andern, die sich ihm anschließen. Mauna-kea, der kleine Berg, der nächste nach Mauna-roa, nimmt mit zackigen Zinnen den Norden ein. Der dritte Mauna-Wororay, ein vulkanischer Pik, befindet sich auf der Westküste. Sein Krater ist in Vancouvers Atlas abgebildet. Auf seinen nackten Abhängen erschimmern Lavaströme, deren letzten er durch einen Seitenausbruch im Jahr 1801 nach dem Meere zu ergossen hat. Das Dorf Powarua ist am Strande auf dieser schlackenartigen Lava erbaut. Der Mauna-Puoray, der die Nordwestspitze der Insel bildet, schließt sich als ein geringerer Hügel den Grundfesten von Mauna-kea an.

Die Höhen von O-Waihi erscheinen meist klar und rein während der Nacht und am Morgen; der Wasserdunst schlägt sich gegen Mittag an denselben nieder, die Wolken die sich erzeugen, ruhen am Abend in dichtem Lager verhüllend über der Insel und lösen sich gegen Mitternacht wieder auf.

Wo wir uns O-Waihi genähert haben, die Nordwestspitze umsegelnd und längs der Westküste bis an den südlichen Fuß des Wororay bei Titatua, erscheinen die Abhänge kahl und sonnengebrannt. Etliche Gegenden gehören dem Feldbau an, die meisten überzieht ein fahler Graswuchs. Hoch unter den Wolken fängt erst die Region der Wälder an und das Aug erreicht kaum die nackten Kronen des Riesenbaues. Der Strand bietet eine ununterbrochene Reihe von Ansiedelungen dar, die, wie man nach Süden fortschreitet, reicher umgrünt und von häufigeren Cocospalmen untermischt sich zeigen.

In der vulkanischen Gebirgskette der Sandwich-Inseln, scheint allein noch der Wororay auf O-Waihi wirksam zu seyn. Heiße Quellen befinden sich im Gebiete Kochala bei dem Wohnsitze des Herrn Jung, an der Küste südlich vom Puoray. – Die Kette läuft von der Nordwestspitze von O-Waihi über die Inseln Mauwi Morotoi und O-Wahu nach West-Nordwest. Der östlichere Berg auf Mauwi, gibt an Höhe dem Wororay, dessen großartige Formen er wiederholt, nur wenig nach. Der Westlichere ist niedriger und sein Gipfel scheint in zwei verschiedene Spalten von Nord in Süd tief eingerissen zu seyn.

Die großgezeichneten Berglinien senken sich auf Morotoi noch niedriger bis zu der ganz flachen westlichen Spitze dieser Insel. Das Gebirg erhebt sich wiederum auf O-Wahu (Waohoo der Engländer) wo es bei einem ganz verschiedenen Character, kaum ein Viertheil der Höhe von O-Waihi erreicht. Zwei ungleiche Berggruppen erheben sich auf der Insel O-Wahu. Die östliche niedrige hat einen größern, Umfang, als die westliche, welche die höheren Gipfel enthält. Das Gebirg von reichbewässerten, schön begrünten Thälern tief durchfurcht, erhebt zackige Gipfel in unruhigen Linien. Tiefer als in O-Waihi senken sich die Wälder auf ihren Abhängen zu den sonnengebrannten Ebenen, die die Insel meist umsäumen und einst Korallenriffe waren, die das Meer bedeckte, und Korallenriffe erstrecken sich vor diesen Ebenen weit in das Meer. Eine Furche im Riff am Ausflusse eines Stromes angesammelter Berggewässer, bildet am südlichen Fuß der östlichen Bergmasse den sichern Hafen von Hana-ruru, von welchem Orte aus sich unsere Exkursionen in verschiedene Richtungen durch beide Theile der Insel erstrecken.

Der nächste niedrige Hügel hinter Hana-ruru ist ein alter Vulkanen-Krater, dessen verschütteter Mund, wie die äußeren Abhänge, mit dichtem Grase bewachsen ist. Ein anderer ähnlicher, aber größerer und höherer Krater, begränzt als ein Meer bespültes Vorgebirge die Aussicht nach Osten. Angebliche Diamanten, die ein Europäer, in dieser Gegend gefunden haben soll, haben den Tabu veranlaßt, mit dem dieser Berg belegt worden ist. Man hat uns als solche, gemeine Quarzkristalle gezeigt.

Das Gebirg erhebt sich hinter diesen nackten Vorhügeln schön begrünt in ungleichen Stufen zu seinem höchsten Rücken, welcher längs der nördlichen Küste läuft. Thäler und Schluchten führen zu den Pässen die es zwischen seinen Gipfeln durchkreuzen. Das Thal Nuanu hinter Hana-ruru ist unter Allen das weiteste und anmuthigste. Jenseits gegen Norden oder Nordosten, bietet das Gebirg einen steilen Absturz, den man nur baarfuß auf schwindlichten Pfaden und Felsenstiegen erklimmen kann.

Niedere Hügel von sonnengebrannten Savanen überzogen vereinigen die beiden Bergmassen der Insel. Südlich dieser Hügel schlängelt sich mehrfach verzweigt bis an deren Fuß der Einlaß des Meeres, den die Engländer Pearl river nennen, durch eine weite Ebene, die ein meerverlassenes Korallenriff dessen Oberfläche gegen zehn Fuß über den jetzigen Wasserspiegel erhaben seyn mag. – Dieser Fiord scheint den schönsten Hafen darzubieten, doch soll eine Bank den Schiffen den Eingang versperren. Er nimmt nur vom östlichen Gebirge Wasserströme auf. – Das westliche höhere Gebirge, dessen Rücken nach dem Innern der Insel gekehrt ist, ergießt seine Gewässer in die Thäler, die es gegen Westen zwischen etliche Arme einschließt. Die Pässe zwischen den Gipfeln sind hoch und steil und nur auf gefährlichen Pfaden zu erklettern. Die Ueppigkeit der Vegetation, die in der Höhe von etwa dreihundert Toisen, zu welcher wir gestiegen, unverändert erscheint, entzieht meist dem Auge des Geognosten, den Gegenstand seiner Forschung und die Gebirgsart kommt selten an den Tag.

Wir haben in beiden Theilen der Insel nur Mandelstein und Thonporphyr beobachtet; schwarze Stellen, die wir von der See aus am östlichen Abhang und Fuße des größern alten Kraters bemerkten, schienen uns eine Lava zu seyn.

Um die Gipfel der Berge sammeln sich die Wolken an, und Regen fällt häufig im Innern der Insel, während eine brennende Sonne den Strand versengt.

Die Temperatur verändert sich merklich sobald man nur von den äußeren Ebenen in die Bergthäler tritt.

Wir besaßen bereits drei von einander sehr abweichende, ungefähre Messungen der Höhe von Mauna-roa, nach King, Marchand und Horner. Die genauere Messung von Herrn von Kotzebue stimmt bis auf sechs Toisen mit dem Mittleren der drei früheren überein und seine Trigonometrische Arbeit über die übrigen Gipfel der Sandwich-Inseln, bietet eine interessante Reihe dar.

Die Kürze der Frist die uns beidemal bestimmt war, erlaubte uns nur mit Betrübniß zu den Bergen von O-Waihi zu schauen, die uns zu verdienen schienen der Zweck einer eignen Reise nach den Sandwich-Inseln zu seyn. Wir mußten am Ziele selbst darauf Verzicht thun.

Mauna-roa von Titatua aus zu besteigen, erfordert eine Reise von mindestens zwei Wochen (man vergleiche Vancouver) und wenn wir zu Titatua und zu Powarua am Fuße selbst des Wororay, dessen Gipfel in kurzer Frist zu ersteigen hoffen dürften, blieb uns die Reise zum Schiff nach Hana-ruru, in einem Doppelkanot der Eingebornen, unzuverlässig, da sich auf keinen Fall über ein solches Fahrzeug gebieten läßt, häufige Tabu die Schifffahrt hemmen, und die Ueberfahrt von O-Waihi nach Mauwi und von Morotoi nach O-Wahu von den Winden erschwert und lange verzögert werden kann. Was Archibald Menzies, der gelehrte Gefährte von Vancouver, in verschiedenen Reisen auf den Höhen von O-Waihi und Mauwi an Pflanzen gesammelt hat ist mit so vielen andern Schätzen im Herbario Banks noch vergraben und obgleich der ehrwürdige Senior der Naturforscher sein Gazophylacium mit gleich unbeschränkter Gastfreiheit allen Gelehrten offen hält, hat keiner noch übernommen uns mit der alpinischen Flora von O-Waihi bekannt zu machen.

Die Flora von O-Wahu hat mit der des nächsten Continents, der Küste von Californien, nichts gemein. Die blätterlose Form der Acacien, die Gattungen Metrosideros, Pandanus, Santalum, Aleurites, Dracaena, Amomum, Curcuma, Tacca, drücken ihr den Siegel ihres Ursprunges und ihrer natürlichen Verwandtschaft auf. Vorherrschend sind die Familien der Rubiaceen, Contorten und Urticeen, aus welcher letzten viele verschiedene wildwachsende Arten, zur Verfertigung verschiedenartiger Bastzeuge benutzt werden. Der Papiermaulbeerbaum ( Broussonetia papyrifera) wird auf den Sandwich-Inseln wie auf den mehrsten Inseln der Südsee zur Verfertigung von Zeugen angebaut. Man irrt aber zu glauben, daß nur aus dessen Rinde Zeuge gemacht werden. Etliche baumartige milchige Lobeliaceen zeichnen sich aus. – Der äußere Saum der Insel bringt nur wenige Arten Gräser und Kräuter hervor. Im Innern ist die Flora reich, ohne jedoch an üppiger Fülle der brasilianischen Natur vergleichbar zu seyn. Nur niedrige Bäume steigen hinab zu Thal; unter ihnen die Aleurites triloba, die mit weißlichem Laube sich auszeichnende Gebüsche um den Fuß und an dem Abhange der Berge bildet. Man findet hie und da in den hohen Bergschluchten wundervolle Bananenhaine, die, Stamm an Stamm gepreßt, eine dunkle Nacht unter ihren großen ausgebreiteten Blättern hegen. Diese Pflanze, die am Strande cultivirt kaum fünf Fuß hoch wird, erreicht an solchen Orten eine dreifache Höhe. – Die Acacie, aus deren Stamm die großen Canots der Eingebornen ausgehöhlt werden, erreicht nur im hohen Gebirge die dazu erforderliche Größe, und es findet sich auch nur da der Sandelbaum, dessen in China so sehr gepriesenes Holz dem Beherrscher dieser Inseln zu Schätzen verhilft, indem das bedrückte Volk, welches dasselbe einsammeln muß, seinem Feldbau und seinen Künsten entzogen, verarmt.

Die Tarowurzel ( Arum esculentum) zu einem zähen Brei, nachdem sie gekocht worden, gestampft, macht die Hauptnahrung des Volkes aus. Am fruchtreichsten unter den Sandwich-Inseln ist O-Wahu, von der O-Waihi einen Theil seines Bedarfs an Taro bezieht. Die Cultur der Thäler hinter Hanaruru ist bewundernswürdig. Kunstvolle Bewässerungen unterhalten selbst auf den Hügeln Taropflanzungen, die zugleich Fischweiher sind, und allerlei nutzbare Pflanzungen werden auf den sie scheidenden Dämmen angebaut. Viele eingeführte Pflanzen werden nun neben den ursprünglich einheimischen angebaut, aber das Volk, welches seiner alten Lebensweise anhängt, macht von wenigen Gebrauch. Unter diesen ist hauptsächlich der Taback zu rechnen, dessen Genuß sich anzueignen sich alle Völker der Erde gleich bereitwillig erwiesen haben. Die Wassermelone, die Melone und das Obst überhaupt haben nächst dem Taback die willigste Aufnahme gefunden. Außer dem verderblichen Kava werden gegohrne Getränke aus der Tea-Root (Dracaena terminalis) bereitet, aber das Zuckerrohr wird noch dazu nicht benutzt.

Der Betriebsamkeit des Herrn Marin, als Landwirth, haben die Sandwich-Inseln im Allgemeinen, und O-Wahu, sein jetziger Aufenthalt, insbesondere, vieles zu verdanken. Er hat unsere Thier- und Pflanzenarten unermüdlich eingeführt und vermehrt. Er besitzt bei Hana-ruru zahlreiche Rinder-Heerden (die Ziegen scheinen allgemeiner verbreitet). Er besitzt Pferde, und wird Esel und Maulthiere, die in diesen Gebirgen nützlicher sind, vermehren. Viele ausländische Bäume und Gewächse werden in seinen Pflanzungen gehegt. Etliche, die er eingeführt, werden bereits überall verwildert gefunden, z. B. die Portulacca oleracea (der einheimischen Flora gehören nur zwei andere Arten derselben Gattung an). Er hat jüngst den Reis, nach mehreren vergeblichen Versuchen, aus Chinesischem Samen aufgehen sehen. Er hat Weinberge von beträchtlichem Umfange angelegt, und die Traube gedeiht zum Besten, aber er ist in der Kunst, den Wein zu keltern, noch ungeübt. Wir haben auf unserer Reise vielfach in Erfahrung gebracht, daß überall die Kunst, die vorhandenen Produkte zu benutzen, dringenderes Bedürfniß sey, als die Einführung neuer Erzeugnisse, und ergreifen diese Gelegenheit, menschenfreundlichen Reisenden einen nützlichen Fingerzeig zu geben. Es bedarf nur etlicher Bücher zum Unterricht.

Die einzigen ursprünglich wilden Säugethiere der Sandwich-Inseln sind eine kleine Fledermaus und die Ratte. Dieser hat sich nun unsere Hausmaus zugesellt, wie sich auch der Floh, Blatta-Arten und andere schädliche Parasiten eingefunden haben. Die Rinder sind nun im Innern von O-Waihi verwildert, wo der König zuweilen welche für seinen Tisch erlegen läßt. Wir bemerkten unter den Landvögeln die Nectarina coccinea, deren geschätzte Federn einen Theil des Tributs ausmachen. Das Meer ist reich an Fischen, deren viele mit einer außerordentlichen Farbenpracht begabt sind. Sie gehören zu den Lieblingsspeisen der Eingebornen, welche verschiedene Arten in den Taropflanzungen und in Fischweihern erziehen, die auf den Riffen längs dem Strande durch Mauergehege gebildet sind.

Unter den Krebsen zeichnen sich schöne Squilla- und Palinurusarten aus, unter den Muscheln die kleine Perlmuttermuschel, welche nur in Pearl river gefischt wird und aus der kleine Perlen von geringem Werth gewonnen werden.

Den reichsten und interessantesten Theil der Fauna möchten die Seewürmer und Zoophyten ausmachen. Es scheinen hier im Allgemeinen andere Arten wie auf Radack vorzukommen. Der fortschreitende Wachsthum der Riffe selbst scheint den Eingebornen nicht entgangen zu seyn. Man erzählte uns, daß einmal die Menschen, welche auf Geheiß des Königs eine Mauer aufführten, wozu sie die Steine aus dem Meere holen mußten, bei der Arbeit geäußert, es würde solche von selbst nachwachsen und sich vergrößern.

Wir besitzen über die Sandwich-Inseln nur noch die Berichte flüchtiger Reisenden, welche uns in ihrer Treue nur Bilder vorführen, wo wir gründlichere Erkenntniß erwarten, und zu begehren immer mehr gereizt werden. Cook entdeckte diese Inseln, und ein unglücklich begonnener Streit ließ ihn unter den starken und kriegerischen O-Waihiern sein schönes Leben beschließen. Sie hatten ihn wie einen Gott verehrt, sie verehren noch sein Andenken mit frommem Sinn. Der Handel folgte den Spuren von Cook nach der Nordwestküste von Amerika, und die Sandwich-Inseln, die den dahin fahrenden Schiffen alle Arten Erfrischungen darboten, erhielten sofort die Wichtigkeit, die ihnen ihr Entdecker beigelegt. Wir werden mit Vancouver einheimisch auf denselben. Ein großer Mann, den wir schon bei Cook als Jüngling kennen gelernt, hatte auf O-Waihi die Zügel der Macht ergriffen, und strebte nach der Alleinherrschaft der gesammten Gruppe. Tameiameia versicherte sich des Schutzes von Großbrittanien, indem er in die Hände seines Freundes Vancouver selbstständig, freiwillig und feierlich dem König Georg huldigte. Spätere Reisenden bis auf Lisianskoy, von den auf den Sandwich-Inseln angesiedelten Europäern unterrichtet, erweitern unsere Kenntniß derselben und berichten uns den Verlauf der Geschichte. Unsere gewinnsüchtigen Abentheurer schüren geschäftig den Krieg, die Waffen, womit sie bezahlen, in Preis zu erhalten. Tameiameia vollführt die Eroberung aller Inseln, und der König von Atuei (der im Westen abgesonderten Gruppe) eilet, sich freiwillig dem zu unterwerfen, dem er nicht widerstehen kann. Er wird zwar zur Empörung unter der Flagge der Russisch-Amerikanischen Compagnie verleitet, aber er sühnt sogleich sein Vergehen und huldigt seinem Lehnsherrn aufs Neue (1817).

Tameiameia, durch die Lage seines Reiches und das Sandelholz, das es hervorbringt, begünstigt, hat erstaunliche Reichthümer gesammelt. Er kauft mit baarem Gelde Geschütz und Schiffe, baut selbst kleinere Schiffe, die, wenn er das Kupfer, sie zu beschlagen, erspart, auf das Land gezogen unter Schuppen zu Titatua Karakakoa und andern Orten der Insel O-Waihi verwahrt werden. Er schickt seine Schiffe aus, halb von Eingebornen, halb von Europäern bemannt, und versucht, was ihm noch nicht geglückt, seiner Flagge Eingang in Canton zu verschaffen. Er wählt mit großer Menschenkenntniß unter den Europäern, die sich seinem Dienste anbieten, aber er ist gegen die, die er braucht, mit Lehnen und Gehalten freigebig; er ist groß gesinnt und bleibt, bei der Belehrung, die er von den Fremden annimmt, dem Geiste seines Volkes und den väterlichen Sitten getreu.

Aber nach dem Tode des alten Helden wird sein durch Gewalt gegründetes und zusammengehaltenes Reich, dessen Theilung bereits entschieden und vorbereitet ist, in sich zerfallen.

Kareimoku, sonst Naja genannt ( Bill Pitt, der Engländer), aus dem königlichen Geblüt aus Mauwi entsprossen, ward nach der Eroberung dieser Insel, noch ein Knabe, von Tameiameia verschont, liebreich behandelt und auferzogen. Er hat ihm Liebe, Güter, Macht geschenkt, ihn zu einer Größe erhoben, die kaum der eignen weicht. Er hat das Recht, über Leben und Tod zu sprechen, in seine Hände niedergelegt. Er hat ihn stets treu befunden. Kareimoku, Statthalter von O-Wahu und Herr der Festung von Hana-ruru, auf dieser, seines Hafens wegen, wichtigsten der Inseln, ist dieselbe an sich zu reißen gerüstet, und kauft für eigene Rechnung Geschütz und Schiffe. Mit ihm ist einverstanden und in enger Freundschaft verbunden: Teimotu, der aus dem Kriegsstamm von O-Waihi und ein Bruder der Königin Kahumanu, die Insel Mauwi zu seinem Antheil erhält. Der König von Atuei wird unabhängig sein angebornes Reich behaupten. Und der natürliche Reichserbe, der schwache, geistlose Liolio ( Prince of Wales der Engländer), Enkel des letzten Königs von O-Waihi, Sohn von Tameiameia und der hohen Königin Kahumanu, vor dem sein Vater nur entblößt erscheinen darf, wird auf die Erbinsel O-Waihi beschränkt. Kein Ausländer, so viel ihrer auch unter den mächtigsten Häuptlingen und Reichsvasallen gezählt werden, kann, über die Eingebornen zu herrschen, irgend einen Anspruch machen.

Bei diesen bevorstehenden Staatsumwälzungen werden die Sandwich-Inseln bleiben, was sie sind: der Freihafen und Stapelplatz aller Seefahrer dieser Meere. Sollte es irgend einer fremden Macht, unsinnig Besitz von derselben zu nehmen, gelüsten, so würde es nicht, die Unternehmung zu vereiteln, der eifersüchtigen Wachsamkeit der Amerikaner bedürfen, welche sich den Handel dieser Meere fast ausschließlich angeeignet, und nicht des sichern Schutzes Englands. Die Eroberung könnte zwar gelingen. Das Fort im Hintergrund des Hafens von Hana-ruru, welches Herr Jung ohne Sachkenntniß angelegt, ein bloßes Viereck von trocknem Mauerwerk, ohne Basteien oder Thürme, und ohne Graben, entspricht nicht der doppelten Absicht des Herrschers, sich gegen äußern Angriff und innern Feind zu verwahren. Das Fort müßte, wo es steht, regelmäßig erbaut seyn, und es sollte eine Batterie auf dem äußersten Rande des Riffes den Eingang des Hafens vertheidigen. Bei dem Vorrath an Geschütz und Waffen sind die Eingebornen im Artilleriedienst, wie in unserer Kriegskunst, noch unerfahren. Ein ernster Ueberfall könnte entschieden zu haben scheinen; aber die Sieger hätten nur die Erde zu ihrem eigenen Grabe erobert. Dieses Volk unterwirft sich Fremden nicht, und es ist zu stark, zu zahlreich und zu waffenfreudig, um schnell, wie die Eingebornen der Marianen-Inseln, ausgerottet zu werden.

Dieses ist die geschichtliche Lage der Sandwich-Inseln. Was im Missionary register für 1818, Seite 52 behauptet wird, daß ein Sohn von Tamori König von Atuei, welcher jetzt in der Schule der auswärtigen Missionen zu Cornwall (Connecticut, Nordamerika) nebst andern O-Waihiern erzogen wird, der natürliche Erbe aller Sandwich-Inseln sey, verräth eine unbegreifliche Unkunde.

Noch sind keine Missionarien auf die Sandwich-Inseln gekommen, und wahrlich, sie hätten auch bei diesem sinnlichen Volke wenig Frucht sich zu versprechen. Das Christenthum kann auf den Inseln des östlichen Polynesiens nur auf dem Umsturz alles Bestehenden sich begründen. Wir bezweifeln die Ereignisse auf O-Taheiti nicht, aber wir begreifen sie auch nicht, und Herr Marin, der diese Insel früher besucht, berichtete uns, was uns sehr anschaulich war, daß die Eingebornen meist nur die Missionarien besuchten, aus Lust, sich nachher an der Nachahmung ihrer Bräuche zu ergötzen.

Wir verdanken den Mitteilungen von William Mariner und dem rühmlichen Fleiß des D. John Martin den schätzbarsten Beitrag zur Kenntniß Polynesiens in dem befriedigenden Account of the Natives of the Tonga Islands. London 1818. Dieses wichtige Werk war zur Zeit unserer Reise nicht vorhanden, und desto dringender das Bedürfniß eines ähnlichen über die O-Waihier, die Begierde, die Sagen und die Geschichte, die gemeine und liturgische Sprache, die Religion und Bräuche, die gesellige Ordnung und den Geist dieses Volkes gründlich zu studiren, sowohl, als die Sehnsucht, auf den Höhen von O-Waihi der Geschichte der Pflanzen und ihrer Wanderungen nachzuforschen, veranlaßten bei unserem ersten Besuch auf den Sandwich-Inseln den Naturforscher der Expedition, sich zu erbieten, auf denselben bis zur Rückkehr des Rurick dahin zu verweilen. Diese Idee, die ohnehin die obwaltenden politischen Verhältnisse vereitelt hätten, ward mit den Zwecken der Expedition unvereinbar gefunden. Es ist unter dem großgesinnten Tameiameia und mit Beihülfe der in seinem Reiche angesiedelten Europäer, deren Erfahrung und Wissen dem gelehrten Forscher zu großem Vorsprung gereichen würden, jetzt an der Zeit, dieses Werk zu unternehmen, und was die O-Waihier noch von sich selber wissen, der Schrift anzuvertrauen; denn wo Monumente und Schrift fehlen, verändern sich unter fremder Einwirkung die Sprachen, die Sagen verschallen, die Sitten gleichen sich aus, und der Europäer wird einst auf den Sandwich-Inseln nur anerzogene Europäer finden, die ihrer Herkunft und Väter vergessen haben.

Herr Marin scheint unter allen dort gesäßigen Europäern die umfassendste Kenntniß des Volkes von O-Waihi zu besitzen. Er hat es in vielfacher Beziehung studirt und seine Erfahrungen auf andern Inseln der Südsee, von O-Taheiti bis auf den Pelew-Inseln, zu vergleichen und zu bereichern auf verschiedenen Reisen Gelegenheit gehabt. Herr Marin hatte geschrieben, wir bedauern mit ihm den Verlust seiner Manuskripte. Er hatte uns bei unserm ersten Aufenthalt zu Hana-ruru versprochen, etliche Fragen, die wir ihm vorgelegt, schriftlich zu beantworten und uns bei unserer Rückkehr seine Aufsätze zu überreichen. Aber wir wurden in der Hoffnung, zu der er uns berechtigte, getäuscht. Er hatte die Zeit zu dieser Arbeit nicht erübrigt, und er war während unseres zweiten Aufenthalts für die im Hafen liegenden Schiffe dergestalt beschäftigt, daß wir kaum in flüchtigen Momenten seines lehrreichen Gespräches genießen konnten.

Herr Marin bedauerte den neulich erfolgten Tod eines Greises von O-Wahu, welcher in den alten Sagen seines Volkes besonders bewandert war, und mit dem bereits ein Theil der überlieferten Geschichte verklungen seyn mag. Die alten Sagen werden sehr verschieden erzählt. Es hat eine Fluth gegeben, bei welcher bloß der Gipfel von Mauna-roa aus den Wellen hervorgeragt hat. Die Menschen haben sich auf demselben gerettet. Es hat noch vor dieser Fluth eine andere Weltumwälzung gegeben, bei welcher die Erde vierzig Tage lang verdunkelt gewesen ist. – Es sind ehemals Fremde, ihr Name wird genannt, auf einem Boot auf die Sandwich-Inseln angelangt. Herr Marin hat eine Sage auf O-Taheiti vernommen, nach welcher Seefahrer dieser Insel, die zur See verloren gegangen, eben die sind, die auf die Sandwich-Inseln verschlagen worden.

Die Verhältnisse einer geselligen Ordnung, die auf keinem geschriebenen Rechte und Gesetze, sondern mächtiger als die Gewalt, auf Glauben und Herkommen beruhen, sind verschiedentlich angesehen und gedeutet zu werden fähig. Herr Marin nimmt im Volke von O-Waihi vier Kasten an. De Sangve real, die Fürsten; de hidalguia, der Adel; de Gente media, der Mittelstand (der bei weitem die Mehrzahl der Bevölkerung ausmacht), und de baxa plebe, das niedere Volk, ein verachtetes Geschlecht, welches nicht zahlreich ist. Sonst war jeder Weiße gleich dem Adel geachtet, jetzt hängt sein Verhältniß von seiner Persönlichkeit ab.

Man könnte das Wort Hieri, jeri, erih, ariki oder hariki ( Chief, Chef, Häuptling) am besten durch Herr übersetzen. Der König ist Hieri ei Moku, der Herr der Insel oder Inseln. Jeder mächtige Fürst oder Häuptling ist Hieri nue, Großer Herr, und so werden ohne Unterschied Tameiameia, Kareimoku, Haulhanne (Herr Jung) u. a. genannt.

Dem Herrn der Insel gehört das Land, die Herren besitzen die Erde nur als Lehen, die Lehen sind erblich, aber unveräußerlich, sie fallen dem König wieder zu. Mächtige Herren mögen wohl sich empören, und was sie besitzen vertheidigen. Das Recht des Stärkern macht den Herrn der Insel aus. Die großen Herren führen unter sich ihre Fehden mit den Waffen. Diese kleinen Kriege, die ehemals häufig waren, scheinen seit 1798 aufgehört zu haben. Der Herr führt im Kriege seine Mannen an, kein Unedler kann ein Lehn besitzen und Mannen anführen. Er kann nur Verwalter des Gutes seyn. Die die Erde bauen sind Pächter oder Bauer der Lehnbesitzer, oder unmittelbar des Königs. Von aller Erde wird dem Könige Tribut bezahlt. Ueber die verschiedenen Inseln und Gebiete sind vornehme Häuptlinge als Statthalter gesetzt. Das Volk steht fast in der Willkühr der Herren, aber Sklaven oder Leibeigene ( Glebae adscripti) gibt es nicht. Der Bauer und der Knecht ziehen und wandern, wie es ihnen gefällt. Der Mann ist frei, getödtet kann er werden, nicht aber verkauft und nicht gehalten. Herr oder Adliche ohne Land dienen Mächtigeren. Der Herr der Insel unterhält ihrer viele, und seine Ruderer sind ausschließlich aus dieser Kaste. Es versteht sich, daß die Kasten dergestalt geschieden sind, daß kein Uebergang aus der einen in die andere möglich ist. Ein Adel, der gegeben und genommen werden kann, ist keiner. Das Weib wird nicht des Standes ihres Mannes theilhaftig. Der Stand der Kinder wird nach gewissen, sehr bestimmten Gesetzen, vorzüglich durch den der Mutter, aber auch durch den des Vaters bestimmt. Eine Edle, die einen Mann aus dem niedern Volk heirathet, verliert ihren Stand erst dadurch, daß sie ihm Kinder gebiert, in welchem Fall sie mit ihren Kindern in die Kaste ihres Mannes übergeht. Nicht die Erstgeburt, sondern bei der Vielweiberei die edlere Geburt von Mutterseite bestimmt das Erbrecht. Die Ungleichheit des Adels und der verschiedene Grad des Tabu oder der Weihe, die jedem vornehmeren Häuptling nach seiner Geburt und unangesehen seiner Macht zukommt, sind uns nicht hinlänglich erklärt. Der Vorgänger Tameiameia auf O-Waihi war dergestalt Tabu, daß er nicht bei Tag gesehen werden durfte. Er zeigte sich nur in der Nacht, wer ihn bei Tagesschein zufällig nur erblickt hätte, hätte sofort sterben müssen: heiliges Gebot, dessen Vollstreckung nichts zu hemmen vermag. Die menschlichen Opfer, die herkömmlich beim Tode der Könige, Fürsten und vornehmen Häuptlinge geschlachtet und mit deren Leichen bestattet werden sollen, sind aus der niedrigsten Kaste. In gewissen Familien dieser Kaste erbt nach bestimmten Gesetzen das Schicksal mit den verschiedenen Gliedern dieser oder jener vornehmen Familien zu sterben, so daß von der Geburt an verhängt ist, bei wessen Tode einer geopfert werden soll. Die Schlachtopfer wissen ihre Bestimmung, und ihr Loos scheint nichts abschreckendes für sie zu haben. Der fortschreitende Zeitgeist hat diese Sitte bereits antiquirt, welcher kaum noch bei dem Tode des allerheiligsten Hauptes nachgelebt werden durfte. – Als nach dem Ableben der Mutter von Kahumanu; sich drei Schlachtopfer von selbst meldeten, ihr Verhängniß zu erfüllen, ließ Kareimoku solches nicht geschehen, und es floß kein menschliches Blut. Wohl finden noch Menschenopfer statt, die man aber mit Unrecht den O-Waihiern vorwerfen würde. Sie opfern die Verbrecher ihren Göttern, opfern wir sie doch in Europa der Gerechtigkeit. Jedes Land hat seine Sitten. Was waren unter Christen die Autos da fe, und seit wann haben sie aufgehört? Die Sitte übrigens Menschenfleisch zu essen, hatte lange vor Cooks Tode aufgehört. Die letzten geschichtlichen Spuren davon lassen sich auf der Insel O-Wahu nachweisen.

Jeder vornehme Häuptling hat seine eigenen Götter ( Akua) deren Idole in allen seinen Morai wiederholt sind. Andere haben Andere. Der Kultus dieser Idole scheint mehr vornehmer Prunk als Religion zu seyn. Das Volk muß dieser Bilder entbehren und macht verschiedene Kreaturen, Vögel, Hühner u. a.m., zum Gegenstande seines Kultus. Vielgestaltig ist auf den Sandwich-Inseln der Aberglaube. Wir wohnten als Gast Kareimoku's, der Feier eines Tabu pori bei, die von einem Sonnenuntergang bis nach dem Sonnenaufgang des dritten Tages währt. Man weiß die Art Heiligkeit, die, wer Antheil an diesem Verkehr mit den Göttern nimmt, während der Zeit seiner Dauer bekömmt. Sollte er ein Weib nur zufälliger Weise berühren, so müßte es sofort getödtet werden. Sollte er ein Weiberhaus betreten, so müßte es sofort die Flamme verzehren. Wir erwarteten bei diesen Gebeten und Opfern einigen Ernst; uns befremdete die profane Stimmung, die herrschend war, der unehrbare Scherz der mit den Bildern getrieben wurde, und die Schwänke in die man uns während der heiligen Handlungen zu ziehen sich ergötzte. Kinder spielen mit frommerem Sinn mit ihren Puppen.

Alle hemmende Gesetze des Tabu Man kennt sie aus den Reisebeschreibungen ( Cook, Vancouver, Turnbull, Lisianskoy u. a.m.) Zu einer Familie gehören nothwendig drei Häuser, das Speisehaus der Männer ist den Frauen verboten. ( tabu) Das Wohnhaus ist das gemeinschaftliche, das Haus der Frauen ist unserm Geschlechte nicht versperrt, aber ein anständiger Mann geht nicht hinein. Jedes Geschlecht muß seine Speisen selbst und bei besonderem Feuer bereiten. Auf Schiffen ist das Verbot ( tabu) weniger streng. Beide Geschlechter dürfen sich nicht in das Fleisch desselben Thieres theilen. Das Schweinefleisch (nicht das Hundefleisch welches nicht minder geschätzt wird) und das Schildkrötenfleisch, wie auch etliche Arten Früchte, Cocos, Bananen u. a.m. sind den Weibern untersagt ( tabu). Die männlichen Bedienten der Frauen, sind in vielen Hinsichten denselben Beschränkungen unterworfen als sie selbst u. s. w. bestehen übrigens in ungebrochner Kraft. Wir sahen selbst um unser Schiff die Leiche eines Weibes schwimmen, die weil sie in der Trunkenheit das Speisehaus ihres Mannes betreten, getödtet worden war. Es sollen jedoch die Weiber, wo sie unbelauscht sich wissen, die häufigen sie betreffenden Verbote zu übertreten keinen Anstand nehmen. Der Verkehr mit den Europäern hat bis jetzt auf die gesellige Ordnung, die Art und Weise dieses Volkes äußerlich wenig eingewirkt. Gewiß nur die Laster, die Künste der Verderbtheit, die in diesen kindergleichen Menschen empörend sind, haben wir in ihnen auszubilden beigetragen. Ingens nostratium Lupanar! Turpissimis meretricum artibus, foetidissimis scortorum spurcitiis omnis instructa est femina vel matrona. Omnis abest pudor, aperte avideque obtruditur stuprum, precio flagitato. Aperte quisque moritus uxorem offert, obtrudit solventi.

Ein Vorfall welcher sich gegen das Jahr 1807 ereignete, wird von dem Gerüchte verschiedentlich erzählt. Wir folgen dem Berichte von Herrn Marin.

Ein Neffe des Königs, ward in den Armen der Königin Kahumanu angetroffen. Er selbst entsprang, sein Gewand aber blieb zurück und verrieth ihn. Er ward ungefähr drei Tage nach der That von den Großen des Reiches ergriffen und strangulirt. Ein Soldat der Wache meldet dem Könige zugleich die Strafe und das Verbrechen. Es war so in der Ordnung. Tameiameia bedauerte den armen Jüngling und weinte Thränen um ihn.

Wir haben die O-Waihier in Vergleich mit unsern Freunden von Radack eigennützig, unzierlich und unreinlich gefunden. Sie haben im Verkehr mit Fremden, von denen sie Vortheil ziehen wollen, die natürliche Gastfreundschaft verlernt. Ihr großes mimisches Talent und die Gewohnheit, macht ihnen sich mit uns zu verständigen leicht. Sie sind ein unvergleichlich kräftigeres Volk als die Radacker. Daraus entspringt größeres Selbstvertrauen, und rücksichtlosere Fröhlichkeit. Die Häuptlinge besonders sind von dem schönsten, stärksten Körperbau. Die Frauen sind schön, aber ohne Reitz.

Frühere Reisende haben bemerkt, daß auf den Sandwich-Inseln natürliche Mißbildungen häufiger sind als auf den übrigen Inseln des östlichen Polynesiens. Wir haben auf O-Wahu verschiedene Buckliche, einen Blödsinnigen, und mehrere Menschen einer Familie mit Sechs Fingern an den Händen gesehen.

Die O-Waihier sind wenig und unregelmäßig tatuirt. – Es ist merkwürdig, daß jetzt diese volksthümliche Verzierung ausländische Muster entlehnt. Ziegen, Flinten, auch wohl Buchstaben, Name und Geburtsort, werden häufig längs dem Arme tatuirt. Die Männer scheeren sich den Bart und verschneiden ihr Haar in die Gestalt eines Helmes, dessen Kamm öfters blond oder weißlich gebeizt wird. Die Frauen tragen es kurzgeschoren und nur um die Stirn einen Rand längerer mit ungelöschtem Kalk weißgebrannter, borstenartig aufstarrender Haare. Oft wird auch mitten auf der Stirne eine feine lange Locke, ausgespart, die violet gebeizt und nach hinten gekämmt wird. Den Europäern zu gefallen lassen etliche ihr Haar wachsen und binden es hinten in einen Zopf gleich dem, der 1800 im preußischen Heer vorschriftsmäßig war. Die O-Waihier sind im allgemeinen ihrer volksthümlichen Tracht wie ihrer Lebensart weislich treu geblieben. – Ihre Fürsten erschienen nur uns zu Ehren in feinen englischen Kleidern aufs sauberste angethan, und ahmen mit Anstand unsere Sitten nach. Sie sind sonst daheim heimisch gekleidet, und nur ihr fremder Gast wird in Porcelan und Silber bedient. Die Mode herrscht auch auf O-Waihi mit wechselnden Launen besonders über die Frauen. Den Schmuck den die Königinnen und Vornehmen tragen, steigt alsbald außerordentlich in Werth. Alle tragen jetzt Spiegel und Pfeifenkopf in einem europäischen Tuch um den Hals gebunden. Die Europäer gehen europäisch gekleidet, und entblößen sich vor denen nicht, deren Rang diese Ehrfurchtsbezeugung sonst heischt.

Viele O-Waihier verstehen etwas englisch, keiner aber ist der Sprache vollkommen mächtig, selbst die nicht, die auf amerikanischen Schiffen gereiset sind, wie es sehr viele gethan. Die Buchstaben hat wohl keiner erlernt. Tameiameia versteht englisch ohne es zu reden. Liolio hat zwei Zeilen auf englisch schreiben gelernt, worin er sich eine Flasche Rum von dem Schiffscapitain ausbittet. Louis XIV. lernte als Kind schreiben: » L'homage est dû aux Rois, ils font ce qu'il leur plait.« (Manuscript der Dubrowskischen Sammlung in der Petersburger Kaiserlichen Bibliothek.) Es sind nur unsere Schiffe, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir sahen mit Bewunderung zu Titatua, Kinder mit einer Gerte Schiffe in den Sand des Strandes zeichnen. Zwei- und Dreimaster waren in dem richtigsten Ebenmaaß, und mit den geringfügigsten Kleinigkeiten der Takelage versehen. Die O-Waihier bauen indeß ihre Boote nach alter Weise, einfache und doppelte. Größere Doppelcanots des Königs, welche die Verbindung der verschiedenen Inseln zu unterhalten dienen, sind nach europäischer Art betakelt worden. Man muß nicht mit Zimmermann (Australien) die Boote des östlichen Polynesiens (Freundschafts-Sandwich-Inseln u. s. w.) die auf Rudern gehen und auf Seegeln nur vor dem Winde, mit den kunstreichen Fahrzeugen der Insulaner der ersten Provinz (den Ladronen u. s. w.) welche bei allen Winden blos auf Segeln gehen, verwechseln. Die ersteren sind uns aus Cook und den neuern Reisenden, die letzteren aus Dampier, Anson u. a. hinlänglich bekannt.

Wie an der Schifffahrt haben die kriegerischen O-Waihier au ihren Waffen, an ihren Wurfspießen, Lust. Sie erfreuen sich an Waffenspielen, die nicht ohne Gefahr sind, und üben sich als Knaben schon den Wurfspieß zu werfen. – Das Lieblingsspiel der Knaben und Jünglinge mit kurzen leichten Rohrhalmen womit der Wind spielt, sicher nach einem wandernden Ziele in die Wette zu werfen, scheint auf diese Waffe zu deuten. Sie haben wenig andere Spiele. Das eigene Brettspiel, welches sich bei ihnen vorgefunden hat, wird jetzt von unserm europäischen Damenspiel verdrängt.

Poesie, Musik und Tanz, die auf den Südseeinseln noch Hand in Hand, in ihrem ursprünglichen Bunde einhertreten, das Leben der Menschen zu verschönen, verdienen vorzüglich beachtet zu werden. Das Schauspiel der Hurra, der Festtänze der O-Waihier, hat uns mit Bewunderung erfüllt.

Die Worte verherrlichen meist wie Pindarische Oden, den Ruhm irgend eines Fürsten. Unsere Kenntniß der Sprache, reichet nicht hin, ihre Poesie zu beurtheilen. Der Gesang ist an sich monoton. Er mißt mit den ihn begleitenden Trommelschlägen, die Wendungen des Tanzes ab, trägt gleichsam auf seinen Wellen eine höhere Harmonie. – Im wandelnden Tanze entfaltet sich nach diesem Takt die menschliche Gestalt aufs herrlichste, sich im Fortfluß leichter ungezwungener Bewegung in allen naturmäßigen und schönen Stellungen darstellend. Wir glauben die sich verwandelnde Antike zu sehen; die Füße tragen nur den Tänzer. Er schreitet gelassen einher. Sein Körper bewegt sich, seine Arme, alle seine Muskeln regen sich, sein Antlitz ist belebt. Wir schauen ihm, wie dem Mimen, in das Auge, wenn uns seine Kunst hinreißt. Die Trommelschläger sitzen im Hintergrunde, die Tänzer stehen vor ihnen, in einer oder mehreren Reihen, alle mischen ihre Stimmen im Chor. – Der Gesang hebt langsam und leise an und wird allmählig und gleichmäßig beschleunigt und verstärkt, indem die Tänzer vorschreiten und sich ihr Spiel belebt. – Alle führen dieselben Bewegungen aus. Es ist als stünde derselbe Tänzer mehrere mal wiederholt vor uns. Wir werden bei diesen Festspielen O-Waihis an den Chor der Griechen, an die Tragödie, bevor der Dialog hervorgetreten war, erinnert, und wenden wir den Blick auf uns zurück, so erkennen wir auf welchen Abweg wir lächerlicherweise gerathen sind, den Tanz in die Bewegung der Lüste zu bannen. Diese Festspiele berauschen mit Freude die O-Waihier. Ihre gewöhnlichen Lieder, werden in demselben Sinn, stehend oder sitzend, getanzt; sie sind von sehr verschiedenem Character, aber stets mit anmuthigen Bewegungen des Körpers und der Arme begleitet. Welche Schule eröffnet sich hier dem Künstler, welcher Genuß bietet sich hier dem Kunstfreunde dar!

Diese schöne Kunst, die einzige dieser Insulaner, ist die Blüthe ihres Lebens, welches den Sinnen und der Lust angehört. Sie leben ohne Zeitrechnung in der Gegenwart, und ein bejahrtes Weib, weiß blos von ihrem Alter, daß sie über die erste Zeit des Genusses, über Zwölf Jahr hinaus, gelebt hat.

Die O-Waihier werden in der Beschuldigung mit einbegriffen, die unsere Seefahrer den Insulanern der Südsee überhaupt machen, dem Diebstahl ergeben zu seyn. Daß wir in diese Klage mit einzustimmen keine Veranlassung hatten, ist wohl blos der uns hegenden Vorsorge Tameiameias zuzuschreiben, der uneigennützig und hochgesinnt, die Nachfolger Vancouvers in uns ehrte. Hier angesiedelte Europäer sprechen der Ehrlichkeit der Eingebornen ein ehrenvolles Zeugniß. Sie lassen Thüren und Laden unbesorgt unverschlossen. Diese Menschen erlauben sich nur den Diebstahl gegen die reichen Fremden auf den gut beladenen Schiffen. Wie sollte nicht unser Ueberfluß an Eisen, diesem köstlichen Metall, die Begierde der Insulaner der Südsee reihen? »Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und des Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr?« Wir gedenken hier nicht der verflossenen Zeiten der Eroberungen der Spanier, sondern uns liegt nahe vor dem Blick, was in unseren Tagen noch gewinnsüchtige Abendtheurer, in diesem Meerbecken, wo unsere Gesetze sie nicht erreichen, für Thaten verüben. Manche haben wir in diesen Blättern berührt, manche deckt die Nacht. Wir sind unseres Amtes Anwald des schwächeren Theiles. Man verwerfe unser Zeugniß, aber man schlage unpartheiisch die Berichte aller Seefahrer nach, die diese Meere befahren haben, seitdem sie sich unserem Handel eröffnet. Von Vancouvers Reise an bis auf Nicolas New-Zealand. Man urtheile selbst. Indem wir richten und strafen, üben die Menschen unserer Farbe ungerichtet und ungestraft, Menschenraub, Raub, List, Gewalt, Verrath und Mord. – Diese Macht haben uns Wissenschaften und Künste über unsere schwächeren Brüder gegeben.

Der Handel dieses Meerbeckens soll Zweihundert Nordamerikanische Schiffe beschäftigen, welche Zahl uns jedoch zu stark angenommen scheint. Die Hauptmomente desselben sind der Schleichhandel der spanischen Küste beider Amerikas, welcher spanischer Seits von den Mönchen getrieben wird. Der Pelzhandel der NW Küste, die Ausfuhr der sich in den russisch-amerikanischen Factoreien ansammelnden Pelzwerke, das Sandelholz der Sandwich-Fidji und anderer Inseln. – Das Feld ist den kühnsten Unternehmungen eröffnet. Man versucht, man verfolgt neue Entdeckungen, (wir erinnern an das Schiff welches nach Mackenzies Nachrichten sich gegen das Jahr 1780 im Eismeer gezeigt,) man nimmt Bleuten oder Kadiackern zum Jagen der Seeotter auf der kalifornischen Küste mit u. s. w. Canton ist der gemeinsame Markt, Hana-ruru ein Freihafen und Stapelplatz. Der Capitain steht meist den Handelsgeschäften vor und es sind keine der Zwistigkeiten zu befürchten, die zwischen Capitain und Sobre-Cargo häufig vorfallen, wo diese Aemter getrennt sind. Im gefahrvollen Handel der NW Küste herrscht beiderseits keine Treue, und man bat gegen die Waffen, die man verkauft auf seiner Hut zu seyn. Benachbarte Völkerschaften sind häufig im Krieg begriffen. Man unterhandelt mit dem Anführer der einen, und liefert ihm seinen Feind, dessen man sich durch List oder Gewalt zu bemächtigen sucht, gegen ein angemessenes Blutgeld aus. Man lockt Häuptlinge an Bord, entführt sie, und gibt sie gegen ein Lösegeld wieder frei u. s. w. Auch sollen Menschen, die man auf der südlicheren Küste kauft, vortheilhaften Absatz auf der nördlichern finden. Wir haben des Menschenraubes auf den Südsee-Inseln, in unserm Aufsatz über Guajan erwähnt. Es war kein Amerikaner, der auf einer Insel längs der Küste von Californien, alle männliche Einwohner zusammentreiben und niederschießen ließ. Der Capitain Door (mit der Jenni aus Boston) legte im Jahr auf Guajan an, nachdem er Sandelholz auf den Fidji-Inseln geladen hatte. Er rühmte gegen Don Luis de Torres die gastfreie freundliche Aufnahme, die er unter den Eingebornen gefunden. Er machte im Jahre 1812 dieselbe Reise mit einem andern Schiff. Er erzählte bei seiner Rückkehr Don Luis de Torres, wie er diesesmal feindlich empfangen worden sey und einen Master und vier Matrosen verloren habe. Die Eingebornen hatten ihm gesagt, daß sie, in der Folge der Zeiten die Weißen kennen gelernt, und fürder keinem Gnade wiederfahren zu lassen beschlossen hatten. (Ueber die Fidji-Inseln siehe Mavinsrs Tonga.)

Man liest auf dem Begräbnißplatz der Europäer nahe bei Hana-ruru diese einfache Grabschrift des Herrn Davis:

The remains
of
M. Isac Davis
who died at this
Island April 1810.
aged – 52 years.

Wir haben, als wir zuletzt von Hana-ruru segelten, Herrn Jung sehr altersschwach zurückgelassen. Beide Freunde deren Namen vereint eine lange Zeit in der Geschichte dieser Inseln geglänzt haben, werden beisammen ruhen. Die Kinder des Herrn Jung, werden, obgleich Erben seiner Güter, sich ohne Ansehn unter dem Volke verlieren, weil sie von keiner edlen Mutter geboren sind.


Die Inseln welche Capt. Johnstone auf der Fregatte Cornwallis im Jahre 1807 im WSW der Sandwich-Inseln entdeckte, und die wir im Spätjahre 1817 wieder aufgesucht, sind gleich der Insel de Sala y Gomez völlig nackte Klippen, die nicht der Bildung der niedern Inseln anzugehören scheinen. Die Riffe die sich ihnen anschließen, bilden noch in großer Entfernung derselben, Untiefen, welche den Schiffen Gefahr drohen.

Methoden Feuer anzumachen.

Es gibt verschiedene Weisen, daß Feuer durch Reibung hervorzubringen.

Auf den Carolinen-Inseln wird auf einem Stück Holz, das am Boden festgehalten wird, ein anderes, welches grad und wie gedrechselt, ungefähr anderthalb Fuß lang und wie ein Daumen dick seyn muß, senkrecht gehalten, mit seiner stumpf abgerundeten Spitze angedrückt, und zwischen den flachen Händen, durch quirlen wie ein Bohrer in Bewegung gesetzt. Die erst langsam abgemessene Bewegung wird bei stärkerem Druck beschleunigt, wenn der Holzstaub, der sich unter der Reibung bildet, und rings um das bewegte sich einbohrende Holz ansammelt, sich zu verkohlen beginnt. Dieser Staub ist der Zunder der Feuer fängt. In diesem Verfahren sollen die Weiber von Cap eine ausnehmende Fertigkeit besitzen.

Auf Radack und den Sandwich-Inseln, hält man auf dem festliegenden Holz ein anderes spannenlanges Stück mit abgestumpfter Spitze unter einem Winkel von etwa dreißig Grad schräg angepreßt, so daß die Schenkel des Winkels nach sich, die Spitze von sich gekehrt sind. Man hält es mit beiden Händen, die Daumen unten, die Fingern oben, zum sichern Druck aufgelegt, und reibt es sodann in dem Plane des Winkels, gerade vor sich in einer zwei bis drei Zoll langen Spur hin und her. Wenn der Staub, der sich in der entstehenden Rinne vor der Spitze des Reibers ansammelt, sich zu verkohlen beginnt, wird der Druck und die Schnelligkeit der Bewegung verdoppelt.

Es ist zu bemerken, daß nach beiden Methoden zwei Stücke derselben Holzart gebraucht werden, wozu etliche von gleich feinem Gefüge nicht zu hart und nicht zu weich, die tauglichsten sind. Beide Methoden erfordern Uebung, Geschick und Geduld.

Das Verfahren der Aleuten ist die erste dieser Methoden, mechanisch verbessert. Sie regieren das zu drehende Holzstück, wie den Bohrer dessen sie sich in ihren Künsten bedienen. Sie halten und ziehen die Schnur, die um dasselbe zweimal gewickelt ist, mit den beiden Händen, in dem sich dessen oberes Ende in einem bearbeiteten Holz dreht, welches sie mit dem Munde halten. Wir sahen so Tannenholz auf Tannenholz in wenigen Sekunden Feuer geben, da sonst eine viel längere Zeit erfordert wird. –

Die Aleuten machen auch Feuer, indem sie zwei mit Schwefel eingeriebene Steine, über trocknes mit Schwefel bestreutes Moos zusammenschlagen.


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